Jiuzhaigou

Übersichtskarte
Fakten
StatusUNESCO-Weltnaturerbe
Gründung1982
Lage32°54′ - 33°19′N

103°46′ - 104°4′E

Höhenlage2140 m - 4558 m
Fläche72.000 Hektar


Jiuzhaigou (九寨沟; Pinyin: Jiǔzhàigōu = Neun Dörfer Tal) ist ein Naturschutzgebiet in der chinesischen Provinz Sichuan und seit 1992 Teil des UNESCO-Weltnaturerbes. Der Name Jiuzhaigou leitet sich von den neun tibetischen Dörfern ab, die in den Tälern des Gebiets liegen. Bekannt ist Jiuzhaigou vor allem wegen seiner einzigartigen Berglandschaft, bestehend aus einer Vielzahl von Seen und Wasserfällen.

Lage

Das Naturschutzgebiet liegt im Nordwesten der Provinz Sichuan, genauer im südlichen Zentrum des Kreises Juizhaigou des Autonomen Bezirks Ngawa (Aba) der Tibeter und Qiang. Es ist circa 300 km Luftlinie von der Provinzhauptstadt Chengdu entfernt. Das Gebiet dehnt sich auf etwa 50 km Länge und 20 km Breite aus und umfasst eine Gesamtfläche von 72.000 Hektar sowie eine Pufferzone von rund 60.000 Hektar. Die Durchschnittshöhe über dem Meeresspiegel beträgt 2500 m, die Region ist mit dem Bus über angrenzende Bergpässe des Min-Shan-Gebirges zu erreichen. Mittlerweile gibt es auch eine Flugverbindung von Chengdu zum auf ca. 3.800 Meter Höhe gelegenen neu angelegten Flughafen in Songpan. Es folgt ein etwa eineinhalbstündiger Bustransfer ins tiefer gelegene Tal vorbei an der Quelle des Minjiang Flusses.

Colorful Lake

Geschichte des Reservats

Aufgrund der zunehmenden Schäden durch die Forstwirtschaft zwischen 1972 und 1979 erklärte die Chinesische Regierung Jiuzhaiguo 1982 zum Schutzgebiet. 1984 eröffenete das Verwaltungsbüro des Parks. Im Jahre 1992 wurde das Gebiet von der UNESCO in die Liste des Weltnaturerbes aufgenommen. 1997 wurde Jiuzhaigou zum Weltbiosphärenreservat erklärt. Seit 2001 ist der Park ein Mitglied der weltweiten Organistation "21st Green Century World Wide". 2004 wurde das Gebiet als „National Geographic Garden“ ausgezeichnet.

Natürliche Besonderheiten

Temperatur

Das Jahresmittel der Lufttemperatur liegt bei etwa 7,2 Grad Celsius, im Januar liegt der Schnitt bei -1 Grad Celsius, im Juli steigen die Temperaturen auf einen mittleren Wert von 17 Grad Celsius an. Die jährliche Niederschlagsmenge zwischen Frühjahr und Herbst beträgt rund 660 mm. Durch das humide und kühle Klima in den Bergen weist die Region trotz ihrer Höhenlage eine reiche Vegetation auf, in den Tälern ist das Klima eher trocken und kühl.

Geologie

Jiuzhaigou befindet sich im Gebiet der beiden divergierenden Platten Qinghai-Tibet-Platte und Yangze-Platte, Erdbeben sind daher keine Seltenheit und beeinflussen die Landschaft. Dolomitisches sowie karbonathaltiges Gestein, Kalktuff, Schiefer und Sandstein prägen das Gebiet. Vorrangig dominieren Karstformen, die durch hydrologische, tektonische sowie glaziale Aktivitäten geschaffen worden sind.

Das Gebiet Jiuzhaigou umfasst ein Wassersystem, das inmitten einer Berglandschaft, den schroffen Gipfeln des Min-Shan-Gebirges und bewaldeten Hängen, eingebettet ist. Der höchste See (Biyaogonggaihai) befindet sich auf einer Höhe von 4020 Meter über NN, die höchste Erhebung bildet der Berg Ganzigonggai, deren höchster Punkt 4558 Meter über NN liegt. Zwei Flüsse treffen nach etwa 20 km aufeinander und bilden anschließend einen gemeinsamen Verlauf. Die karstgeprägten Landschaftsformen innerhalb des Gebietes wechseln auf den ca. 50 km Gesamtlänge ständig und gestalten sich sehr vielfältig.

Insgesamt 114 einzelne Seen, 47 Quellen, Wasserfälle sowie elf Stromschnellen prägen das Flusssystem. Die Seen sind vorwiegend durch Gletscher geformt und natürlich gestaut. Einzelne Seen wie die von Shusheng oder Nourilang sind durch die Sedimentation von Kalk durch Dämme und Terrassen aufgestaut. Natürliche Staustufen haben zur Bildung spektakulärer Wasserfälle beigetragen:

  • Der Panda Lake Fall (Xionguashai) fällt über drei Stufen 78 Meter in den Panda Lake.
  • Die Pearl Shoal Falls (Zhengzhutan) haben eine maximale Fallhöhe von 28 Metern und erstrecken sich auf 310 Metern Breite. Kalkablagerungen sowie zahlreiche mit Bäumen bewachsene Felsen oberhalb der Staustufe geben dem Wasserfall sein charakteristisches Aussehen.


Wasserfall von Nourilang

Durch das kalkhaltige Wasser sowie dem Vorkommen bestimmter Algen weisen einige der Seen neben ihrer extremen Klarheit eine stark türkisblaue Färbung (zum Beispiel der Sparkling Lake oder der Crouching Dragon Lake) auf. Der Colorful Pond sowie der Colorful Lake zeigen durch ihre Beschaffenheit fast das gesamte Farbspektrum. Darüber hinaus sorgt das nährstoffarme Wasser dafür, dass organisches Material nicht zersetzt wird. In vielen der Seen sind daher die von den Einheimischen als "Tausendjährige Bäume" bezeichneten Holzrückstände zu finden. Zu den weiteren Besonderheiten gehört der Lower Seasonal Lake, der als einziger der Seen innerhalb des Flusssystems einen schwankenden Pegel aufweist.

Flora und Fauna

Die Flussläufe sind von naturbelassenen dichten Bergwäldern gesäumt, die sich mit Steppengelände, Bergwiesen, Bambuswäldern oder Schilfauen abwechseln. Rund 500 Samenpflanzen sind im Gebiet nachweisbar. In Jiuzhaigou lassen sich 92 Pflanzenarten finden, die entweder endemisch, selten oder medizinisch nutzbar sind. Zwischen 2000 und 4000 Metern Höhe wachsen 15 Rhododendronarten, zwei Bambusarten wie der Fargesia denudata und der Fargesia chinensis sind im Tal zu finden. Von der Gesamtfläche sind etwa 30.000 Hektar Urwald, touristisch erschlossen ist der sogenannte Primitive Forest.

Sparkling Lake

Zehn Säugetierarten sind im Park zu finden, dazu gehören:

  • Der Riesenpanda, Ailuropoda melanoleuca auf ihn weist der Panda Lake mit dem angrenzenden Bambuswald hin. Etwa 17 Exemplare sollen sich im Park aufhalten, aufgrund der von anderen Pandagebieten abgeschotteten Lage gilt der Bestand jedoch als extrem gefährdet.
  • Der Katzenpanda, Ailurus fulgens
  • Die Affenart Goldstumpfnase, Rhinopithecus roxellana
  • Der Serau, Capricornis sumatraensis
  • Der Goral, Nemorhaedus goral
  • Der Weißlippenhirsch Cervus albirostris
  • Das Wasserreh, Hydropotes inermis

Etwa 160 Vogelarten sind in Jiuzhaigou nachweisbar, dazu zählen:

Tourismus

Der Park ist touristisch mit einem Strassensystem, auf dem täglich zahlreiche Busse die Sehenswürdigkeiten abpendeln, sowie einem System von Holzbohlenwanderwegen erschlossen, was die Unberührtheit der Natur jedoch nicht unbedingt fördert. Im Park befindet sich ein großes Touristenzentrum mit zahlreichen Souvenirständen.

Die neun Dörfer

Brücke in der Nähe von Heye

Die neun Dörfer des Naturschutzgebietes werden von den Mitgliedern der Qiang Minderheiten bewohnt. Während die Ortschaften Zezhawa, Shuzheng und Heye für Touristen zugänglich sind, können die Dörfer Yana, Panya, Jianpan, Guodu, Zharu und Heijiao nicht besichtigt werden. Die zugänglichen Dörfer sind mit zahlreichen Souvenierläden, Restaurants mit einheimischer Küche sowie landestypischen Übernachtungsmöglichkeiten erschlossen. Neben dem Tourismus stellt die Vieh- und Milchwirtschaft die größte Erwerbsquelle für die etwa 1000 Einwohner des Tals dar. Der circa 1200 Jahre alte buddhistische Zharu Tempel mit anliegendem Kloster befindet sich nahe dem Parkausgang.

Sonstiges

  • In dem Film "Hero" von Yimou Zhang diente der Mirror Lake als eine der einzigartigen Kulissen.
  • Ein chinesisches Sprichwort besagt: „Wenn man in den Gelben Bergen war, will man keine anderen Berge mehr sehen, war man in Jiuzhaigou, will man nie wieder anderes Wasser sehen.“
  • Es ranken sich zahlreiche Sagen um die Seen und deren "Bewohner". So erzählen die Einheimischen, dass ein Drache auf dem Grund des gleichnamigen Sees, der mit seiner spiegelglatten Oberfläche und dem tiefblauen Zentrum die Phantasie des Betrachters anregt. Darüber hinaus sollen im Long Lake, dem Arrow Bamboo Lake sowie unter dem Nourilang Fall Ungeheuer wohnen, diese Geschichten werden jedoch nur Touristen erzählt und gehören nicht zum Kulturerbe der Bewohner.
  • Wer Jiuzhaigou im Herbst besucht, wird auf ein grandioses Panorama treffen: Schneebedeckte Gipfel, grüne Nadelbäume, Herbstlaub in Rot- und Gelbtönen sowie die blau-grünen Seen erschaffen hier eine unvergleichliche Szenerie.

Bilder

Literatur

  • Forestry Department of Sichuan Province: Jiuzhaiguo National Nature Reservation. University of British Columbia, 1996.

Siehe auch

Tibet, Sichuan, China, Weltnaturerbe

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