Hermann Kant

Hermann Kant (* 14. Juni 1926 in Hamburg) ist ein deutscher Schriftsteller.

Leben

Hermann Kant wurde in Hamburg als Sohn eines Gärtners geboren. Nach der Volksschule begann er eine Elektrikerlehre, wurde aber noch unmittelbar vor Ende des Zweiten Weltkrieges als Soldat eingezogen. Er geriet in polnische Kriegsgefangenschaft und wurde im Arbeitslager Warschau inhaftiert, wo er Mitbegründer des Antifa-Komitees und Lehrer an der Antifa-Zentralschule war. Nach seiner Entlassung als Kriegsgefangener ging er 1949 in die DDR und trat dort der SED bei.

1952 holte Kant das Abitur an der Arbeiter- und Bauernfakultät (ABF) in Greifswald nach. Von 1952 bis 1956 studierte er Germanistik an der Humboldt-Universität in Berlin und promovierte mit einer Arbeit über "Die Darstellung der ideologisch-politischen Struktur des faschistisch deutschen Heeres in Pliviers Roman Stalingrad". Anschließend arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent am germanistischen Institut und ab 1959 als Redakteur der Zeitschrift Neue Deutsche Literatur. Von 1974 bis 1979 war er Mitglied der SED-Bezirksleitung Berlin. Von 1978 bis 1990 bekleidete er als Nachfolger von Anna Seghers das Amt des Präsidenten des Schriftstellerverbandes der DDR. Von 1981 bis 1990 war er außerdem Mitglied der Volkskammer der DDR.

Vorwürfe der Tätigkeit als "IM" für das Ministerium für Staatssicherheit wurden von Kant zunächst zurückgewiesen, konnten aber in der Folge umfassend belegt werden. Er lebt derzeit in Mecklenburg.

Sein Bruder, Uwe Kant, ist ein bekannter Kinderbuchautor.

Zitat

  • "Ich war ein Aktivist der DDR" (1990)

Auszeichnungen und Ehrungen

Werke

  • Ein bisschen Südsee, Erzählungen, 1962
  • Die Aula, Roman, 1965 - In diesem Roman beschreibt Kant eigene Erlebnisse in der ABF (Arbeiter- und Bauernfakultät): Nach dem Krieg ermöglichte die DDR "ungebildeten" Leuten, ihr Abitur nachzuholen. Im Buch ist die Schließung der ABF Anlass für eine Abschlussfeier, auf der die Hauptfigur eine Rede halten soll. Um diese Rede schreiben zu können, geht der Autor dem Schicksal seiner Mitstudenten nach (vgl. Quasi) und erzählt so - persönlich gefärbt - einen Teil seines Lebens und der Pionierzeit der DDR. Bereits in diesem Buch zeigt sich Kants (selbst)ironischer Stil, den er im Folgeroman "Das Impressum" weiter perfektioniert.
  • Das Impressum, Roman, 1972
  • Eine Übertretung, Erzählungen, 1975
  • Der Aufenthalt, Roman, 1977
  • Der dritte Nagel, Erzählungen, 1981
  • Bronzezeit, Erzählungen, 1986
  • Der Abspann, Erinnerungen, 1991
  • Kormoran, Roman, 1994
  • Unendliche Wende, ein Streitgespräch mit Gerhard Zwerenz, Dingsda-Verlag Querfurt 1998
  • Okarina, Roman, 2002
  • Kino, Roman, 2005

Literatur

  • Die Akte Kant. IM "Martin", die Stasi und die Literatur in Ost und West, hrsg. v. Rüdiger Dammann, Frank Strickstrock u. Karl Corino. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verl. 1995. ISBN 3-499-13776-3
  • Leonore Krenzlin: Hermann Kant, Leben und Werk. 3. Aufl. Berlin: Volk u. Wissen 1988. (= Schriftsteller der Gegenwart; 7) ISBN 3-06-102663-0
  • Angelika Reimann: Die Reflexionsgestaltung in den Romanen "Der Wundertäter, zweiter Band", "Der Aufenthalt" und "Kindheitsmuster". Charakter, Formen und Funktionen. Leipzig: Pädag. Hochsch. Diss. A 1982.
  • Bernd Schick: Persönlichkeitskonzeption und Roman. Zur Tendenz der Persönlichkeitsdarstellung in der Romanliteratur der DDR in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre. Berlin: Humboldt-Univ., Diss. A 1981.
  • Helga Tille: Die künstlerische Gestaltung der Dialektik von Individuum und Gesellschaft im Erzählwerk Hermann Kants; untersucht an Entwicklung und Entfaltung der Geschichtskonzeption des Autors. Erfurt, Mühlhausen: Pädag. Hochsch. Diss. B 1984.