„Hans Staden“ – Versionsunterschied

[ungesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Laibwächter (Diskussion | Beiträge)
Revert, kein Treffer
Zeile 16:Zeile 16:


== Sonstiges ==
== Sonstiges ==
Straßennamen in Homberg (Efze), [[Kassel]], Korbach, [[Ubatuba]] ([[Brasilien]]) und Wolfhagen erinnern an Hans Staden. Zudem ist ihm in Wolfhagen ein Denkmal gewidmet. Auch in Homberg gibt es ein Relief.
Straßennamen in Homberg (Efze), [[Kassel]], Korbach und Wolfhagen erinnern an Hans Staden. Zudem ist ihm in Wolfhagen ein Denkmal gewidmet. Auch in Homberg gibt es ein Relief.


== Schriften ==
== Schriften ==

Version vom 2. August 2012, 10:31 Uhr

Kannibalismus in Brasilien beschrieben von Hans Staden, de Bry Kupferstich 1557

Hans Staden (* um 1525 in Homberg (Efze); † 30. Juli 1576 in Wolfhagen (ungesichert)) war ein deutscher Landsknecht in Diensten portugiesischer Siedler. Hans Staden verfasste die Warhaftige Historia (1557) über seine zwei Reisen nach Brasilien. Es war das erste ausführliche Buch über Brasilien in Deutschland im 16. Jahrhundert.

Leben

1548 reiste er als Landsknecht nach Brasilien und kämpfte dort 1549 bei Pernambuco gegen aufständische Indianer. Nach seiner Rückreise entschloss er sich 1550 mit Spaniern in das Gebiet von La Plata zu fahren. Er erreichte aber nur die Küste Südbrasiliens. Da alle Schiffe bald gesunken waren, hoffte er über zwei Jahre auf Rettung. Als sie nicht erfolgte, fuhr er mit einem kleinen Boot nach Norden und kam nach São Vicente. Um diese wichtige Siedlung zu schützen, wurde er von den Portugiesen als Kommandant einer kleinen Festung angestellt. Sie lag auf der im Norden vorgelagerten Insel Santo Amaro.

Hans-Staden-Relief in Homberg (Efze)

Die Insel war Angriffen der Tupinambá-Indianer ausgesetzt, die Kannibalen waren. Bei einem Ausflug von seinem „Bollwerk“ wurde Staden von Indianern gefangen genommen, die ihn zu ihrer Siedlung Ubatuba verschleppten. Er sollte bald an einem Festtag von den Tupinambá rituell getötet und verspeist werden. Glücklicherweise konnte er diesen Termin immer wieder hinauszögern. Die Indianer wurden danach von einer Seuche heimgesucht. Staden versprach dem Häuptling, sich bei Gott für die Heilung einzusetzen. Der Häuptling überlebte die Seuche und der Status von Staden als Heiler und Schamane rettete sein Leben.

Staden musste mit ansehen, wie die Tupinambá mehrere Portugiesen gefangen nahmen, töteten und verspeisten. Nach über neun Monaten konnte er vom Kapitän eines französischen Schiffs befreit werden.

Sein 1557 in Marburg erschienenes Buch Warhaftige Historia und beschreibung eyner Landtschafft der Wilden Nacketen, Grimmigen Menschfresser-Leuthen in der Newenwelt America gelegen ist heute ein außerordentlich wichtiges Werk für die Brasilien-Forschung. Den Druck der Reisebeschreibung veranlasste der Marburger Mediziner Johann Dryander. Jener Mediziner Dryander wird in der Fachliteratur sogar als eigentlicher Autor des Berichtes von Staden angesehen.[1] Begründet wird dies u. a. mit den Publikationsumständen und dem Bildungsgrad von Hans Staden. Die geschickte und durchdachte Erzählweise des Berichtes und die vielen Details des Buches, wie die Erwähnung des medizinischen Fachbegriffes Median-Ader, lassen vermuten, dass der Bildungsgrad eines Landsknechtes nicht ausreichend war, so ein Werk in dieser Form zu verfassen. Die neuere Stadenforschung (Obermeier, Harbsmeier, Tiemann) widerspricht dieser Vermutung.[2] Die stilistisch-syntaktische Monotonie mit parataktisch reihenden Hauptsatzkonstruktionen lässt einen ungeübten Schreiber erkennen. Deutlich zu unterscheiden ist dagegen die gelehrte Diktion Dryanders in seinem ausführlichen Vorwort. Seine Funktion ist mit der eines Lektors zu vergleichen, der die Anlage des Werkes mitbestimmte und wohl nur an einigen Stellen korrigierend eingriff. In zwei erhaltenen Schreiben, mit denen Staden sein Werk an adelige Gönner schickte, unterschreibt er als Autor des Werkes.[3]

Nach der Veröffentlichung des Buches lernte Hans Staden in Marburg das Salpetersieden. 1558 wird er als Salpetersieder „vonn Corbach“ zuletzt genannt. Somit ist es unklar, wo er starb. Sein Vater besaß seit 1551 das Bürgerrecht in Korbach. Dass Staden im Jahr 1576 der Pest zum Opfer fiel, ist historisch sehr unwahrscheinlich.

Hans-Staden-Denkmal in Wolfhagen

Sonstiges

Straßennamen in Homberg (Efze), Kassel, Korbach und Wolfhagen erinnern an Hans Staden. Zudem ist ihm in Wolfhagen ein Denkmal gewidmet. Auch in Homberg gibt es ein Relief.

Schriften

  • Warhaftige Historia. Zwei Reisen nach Brasilien (1548–1555). Historia de duas viagens ao Brasil. Kritische Ausgabe durch Franz Obermeier. Fontes Americanae 1. Westensee-Verlag, Kiel 2007, ISBN 3-931368-70-X.
  • Brasilien – Die wahrhaftige Historie der wilden, nackten, grimmigen Menschenfresser-Leute – 1548–1555. hrsg. und eingeleitet von Gustav Faber. Thienemann, Edition Erdmann, Stuttgart 1984, ISBN 3-522-60460-1.

Literatur

  • Franz Obermeier: Hans Staden: Warhaftige Historia. Zwei Reisen nach Brasilien (1548–1555) História de duas viagens ao Brasil. Kritische Ausgabe/Edição critica: Franz Obermeier. Übertragung ins heutige Deutsch: Joachim Tiemann. Tradução ao português: Guiomar Carvalho Franco. Revisão: Augusto Rodrigues. Kiel Westensee Verlag 2007 [vergriffen]
  • Eve M. Duffy, Alida Metcalf: The Return of Hans Staden. A Go-between in the Atlantic World. The Johns Hopkins University Press, Baltimore 2012, ISBN 978-1-4214-0346-5.
  • Franz Obermeier, Wolfgang Schiffner (Hrsg.): Die Wahrhaftige Historia – das erste Brasilienbuch. Akten des Wolfhager Kongresses zu 450 Jahren Hans-Staden-Rezeption. Fontes Americanae 2. Westensee-Verlag, Kiel 2008, ISBN 978-3-931368-68-5.
  • Franz Obermeier: Staden, Hans. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 24, Duncker & Humblot, Berlin 2010, ISBN 978-3-428-11205-0, S. 784 f. (Digitalisat).
  • Wolfgang Schiffner u. a.: Unter Menschfresser-Leuthen. Entre as gentes antropófagas. O livro de Hans Staden de 1557. Hans Stadens Brasilienbuch von 1557. Regionalmuseum Wolfhager Land, Wolfhagen 2007, ISBN 978-3-924219-20-8.
  • Georg Bremer: Unter Kannibalen: Die unerhörten Abenteuer der deutschen Konquistadoren Hans Staden und Ulrich Schmidel. Schweizer Verl.-Haus, Zürich 1996, ISBN 3-7263-6705-5.
  • Kurt Salecker: Ubatuba – Aus dem abenteuerlichen Leben des deutschen Brasilienfahrers Hans Staden. R. Brockhaus, Wuppertal 1967.
  • Richard Andree: Hans Staden von Homberg unter den kannibalischen Tupinambas (1547–1554). In: Otto Spanner (Hrsg.): Wirkliche und wahrhaftige Robinsonaden, Fahrten und Reiseerlebnisse aus allen Zonen. Otto Spanner’s Jugend- und Hausbibliothek. Zweite Serie, Elfter Band. Verlag Otto Spanner, Leipzig 1868, S. 17–40 (books.google.de).
  • Friedrich RatzelStaden, Hans. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 35, Duncker & Humblot, Leipzig 1893, S. 364–366.
Commons: Hans Staden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Annerose Menninger: Die Macht der Augenzeugen. Neue Welt und Kannibalen-Mythos, 1492–1600. Steiner Verlag, Stuttgart 1995, ISBN 3-515-06723-X, S. 184. (Beiträge zur Kolonial- und Überseegeschichte, 64)
  2. Franz Obermeier, Wolfgang Schiffner (Hrsg.): Die Warhaftige Historia – Das erste Brasilienbuch. Akten des Wolfhager Kongresses zu 450 Jahren Stadenrezeption. Westensee-Verlag, Kiel 2008.
  3. Gerhard Menk: Die beiden Widmungsschreiben Hans Stadens an die Grafen von Waldeck und Nassau. In: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde. 1989, S. 63–70.

Goethe Institut: Projekt Tropen: http://www.goethe.de/kue/bku/prj/tex/eur/and/de3445727.htm