Grande Hotel Beira

Das Grande Hotel Beira um 1955

Koordinaten: 19° 50′ S, 34° 51′ O

Karte: Mosambik
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Beira

Das Grande Hotel Beira ist ein ehemaliges Hotel in Beira in Mosambik. Der einstige „Stolz von Afrika“ entwickelte sich zu einer Ruine, in der zwischen 2000 und 3000 mittellose Menschen, darunter etwa 1000 Kinder, Obdach gesucht haben.

Geschichte

Das Hotel wurde in den 1950er Jahren erbaut und 1955 eröffnet. Es war rund 12.000 Quadratmeter groß, verfügte über 120 Zimmer, Suiten mit Blick auf den Indischen Ozean, einen Ballsaal und einen Swimmingpool mit olympischen Ausmaßen. In der Synopse zu dem Film Grande Hotel von Lotte Stoops aus dem Jahr 2010 wird das Bauwerk als Zeugnis der Megalomanie des Kolonialregimes, das von vornherein zum Untergang verurteilt gewesen sei, bezeichnet.[1]

Das Hotel wurde nach einer Betriebszeit von nur zwölf Jahren infolge des Unabhängigkeitskampfes geschlossen. Sein Keller wurde zum Gefängnis für politische Häftlinge, im dritten Stock ließen sich Polizei und Armee nieder. 1981 übernahm die Bevölkerung der Umgebung den Komplex; insbesondere Zugezogene, die sich normale Mieten in Beira nicht hätten leisten können, gehörten zu den Besetzern des Hotels. In dem Gebäude, das weder mit Wasser noch mit Strom versorgt wird, entstand eine Art eigenes Dorf. Das Schwimmbad füllte sich mit Regenwasser, in dem gewaschen und geangelt wird. Ein Erdbeben führte in den 2000er Jahren zum Einsturz eines Teils des Hotels. Damals starb ein Bewohner, der in Panik aus dem Fenster gesprungen war. Das Bauwerk gilt als einsturzgefährdet; sein Abriss wird diskutiert.

Dokumentationen

Schon 2006 wurde an einem Dokumentarfilm über das Haus mit den 350 Räumen gearbeitet;[2] 2010 kam Lotte Stoops' Werk heraus.[3] 2007 äußerten sich zwei ehemalige Angestellte des Hotels in dem Film Night Guests von Licinio Azevedo über die Vergangenheit des Hauses.[4] 2011 brachte der Deutschlandfunk ein Feature über das Hotel.[5]

Die Bildzeitung veröffentlichte 2012 einen Report aus dem Horror-Hotel, in dem detailreich die Zustände in dem verwahrlosten Gebäude geschildert wurden: „Durch den leeren Aufzugschacht klatscht Abfall auf den Boden. Die meisten Bewohner werfen ihn einfach aus dem Fenster: Auf der Terrasse im ersten Stock, wo einst Reich und Schön bei Cocktails saßen, türmt sich meterhoch der Müll.“ Und: „Irgendwer hat begonnen, die Holzträger aus der Decke zu reißen. Tragende Balken? [...] Niemand weiß, wann das Hotel zusammenbricht und all das Elend unter sich begräbt.​“[6]

Einzelnachweise

  1. Filmsynopse
  2. Christian Putsch, Wenn aus Luxus-Hotels Geisterhäuser werden, in: Die Welt, 10. Oktober 2010
  3. Lotte Stoops
  4. Bericht über die sozialen Strukturen in dem Haus auf Buala.org
  5. Deutschlandfunk
  6. Kai Feldhaus und Meike Wirsel, BILD-Report aus dem Horror-Hotel, in: BILD, 26. September 2012