Gottfried Curio

Gottfried Curio (* 2. September 1960 in Berlin) ist ein deutscher Physiker und Politiker der Alternative für Deutschland (AfD).

Leben

Nach dem Abitur am Evangelischen Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin[1] studierte Curio als Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes[2] Physik und Mathematik an der Freien Universität Berlin und der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Nach dem Diplomabschluss 1984 in Bonn mit einem zahlentheoretischen Thema (Periodenvermutung für Modulformen vom Gewicht 2)[3] promovierte und habilitierte er in Physik an der Humboldt-Universität zu Berlin. Sein Fachgebiet ist theoretische Elementarteilchenphysik.

Curio war wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Humboldt-Universität zu Berlin und auf einer mehrjährigen Lehrstuhlvertretung an der Ludwig-Maximilians-Universität in München tätig; ferner war er zwecks weiterer Forschungstätigkeiten am Institute for Advanced Study in Princeton, USA.

Hinzu kam ein Studium der Musik (Komposition, Kirchenmusik) an der Hochschule der Künste Berlin.

Weitere Tätigkeiten waren: Korrepetitor, Kirchenmusiker, Leiter von Musiktheater-Ensembles sowie als Komponist.[4][2]

Politik

Curio ist Mitglied der AfD seit 2014, Bezirksvorsitzender im Bezirksverband Steglitz-Zehlendorf (Berlin) seit 2016, Delegierter für Bundesparteitage sowie Mitglied der programmatischen Landesfachausschüsse Asyl und Integration und Bildung.[2]

Auf Listenplatz 10 der Landesliste der Alternative für Deutschland Berlin zog er nach der Wahl zum Abgeordnetenhaus im September 2016 in das Abgeordnetenhaus von Berlin ein und war dort Integrationspolitischer Sprecher der Fraktion, ferner Mitglied im Rechtsausschuss sowie im Ausschuss für Integration, Arbeit und Soziales.

Im April 2016 stellte er auf dem Bundesparteitag der AfD diverse Änderungsanträge zum Programm, etwa zur Erfassung von Staatsangehörigkeit bzw. Migrationshintergrund in der Kriminalstatistik, zur Ausweisung gewaltbereiter islamistischer Gefährder, gegen die doppelte Staatsbürgerschaft, zum Thema „Moschee-Predigten auf Deutsch“, zur Ablehnung von Minaretten und Muezzin-Ruf, zu deutschsprachigen Bezeichnungen auf Ladenschildern,[5] gegen eine spezielle Zuständigkeit Deutschlands bei Flüchtlingen, zum Schutz von Flüchtlingen nur bis zum Betreten des ersten sicheren Drittstaates sowie zum Wohlstandsgefälle, das keinen Anspruch auf Einwanderung begründe.[6]

Mediale Aufmerksamkeit erhielt er weiterhin mit seiner Begründungsrede beim Einbringen eines Antrags zum Verbot der muslimischen Vollverschleierung im öffentlichen Raum.[7] Darin führte er zur Begründung aus, dass es „um den Schutz der Individualfreiheitsrechte der muslimischen Frau und um die Bewahrung der grundgesetzlichen Werte unserer Gesellschaft“ ginge. Die Vollverschleierung sei ein menschenunwürdiges „Unkenntlichmachen der Person“, eine „Unterdrückung der weiblichen Selbstbestimmung“ und „geschlechtsspezifische Diskriminierung“. Es handele sich um eine „Negation der Menschenwürde“ und deren „Duldung“, sie sei „grundgesetzwidrig“. Die Vollverschleierung sei „nicht etwa Religionsausübung“, sondern vielmehr „Zeichen von bewusster Abgrenzung“ und „politisches Statement einer islamistischen Ideologie“. Vollverschleierung mache „Integration zunichte, bevor sie beginnen“ könne. Er sprach hierbei von einem „Entsetzen unserer Kinder“ sowie von „einer Gefahr für die Sicherheit“, da man nicht wisse, wer „mit oder ohne Sprengstoffgürtel“ unter der Burka stecke.[8] Die Berliner Morgenpost sprach in ihrem Bericht von einer „ins Leere gegangenen Provokation“.[9]

Weitere mediale Aufmerksamkeit fand eine Kurzintervention im Plenum des Abgeordnetenhauses von Berlin im Februar 2017. Als ein von einem AfD-Abgeordneten eingebrachter Antrag, auf der Europa-Karte der ZDF-heute-Nachrichten die Umrisse Deutschlands sichtbar zu machen, auf Ablehnung stieß, warf Curio den anderen Fraktionen „die Lächerlichmachung der nationalen Identität Deutschlands“ vor und sprach den Parlamentariern ab, „Vertreter des deutschen Volkes“ zu sein. Der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Torsten Schneider, kommentierte daraufhin: „Herr Kollege, Sie sind eine Schande für dieses Haus und haben nicht alle Latten am Zaun.“[10][11]

Im September 2017 wurde Gottfried Curio auf Listenplatz 2 der Landesliste der AfD Berlin für die Bundestagswahl 2017 in den Deutschen Bundestag gewählt. Bei einer Debatte über die doppelte Staatsbürgerschaft im Februar 2018 sprach sich Curio gegen diese aus und erläuterte, dass der „zur Regel entartete Doppelpass“ die Demokratie untergrabe, und bezeichnete die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung Aydan Özoğuz als ein „Musterbeispiel misslungener Integration“.[12]

Einzelnachweise

  1. Gottfried Curio | Abgeordneter der AfD Berlin. Abgerufen am 25. Februar 2018.
  2. a b c Dr. Gottfried Curio MdA: Zur Person., abgerufen am 3. Februar 2018.
  3. Gottfried Curio: Periodenvermutung für Modulformen vom Gewicht 2. 1984, abgerufen am 16. März 2018.
  4. Maria Fiedler, Fabian Leber, Karin Christmann, Felix Hackenbruch: Diese AfD-Politiker sitzen bald im Parlament, Tagesspiegel.de, 19. September 2016.
  5. http://www.taz.de/%215293310/ Grundsatzprogramm der AfD
  6. Änderungsanträge von Gottfried Curio
  7. Antrag zum Verbot der muslimischen Vollverschleierung im öffentlichen Raum.
  8. Plenarprotokoll 18/2 vom 24. November 2016, Seiten 49-50.
  9. Joachim Fahrun, Ulrich Kraetzer: Am Ende krachte es doch noch, Berliner Morgenpost, 25. November 2016.
  10. Plenarprotokoll 18/6 vom 16. Februar 2017, Seiten 446-449.
  11. AfD-Antrag zu Deutschlandkarte sorgt für Wirbel im Abgeordnetenhaus, Berliner Morgenpost, 16. Februar 2017.
  12. Marcel Leubecher: Schwieriger Spagat der Union beim AfD-Antrag zum Doppelpass. In: Welt. (welt.de [abgerufen am 3. Februar 2018]).