„Gefahr“ – Versionsunterschied

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== Definitionen ==
Algemein ist zu unterscheiden:<ref>ISO/IEC Guide 51</ref>
* ''[[Gefährdung]]'': eine potentielle Gefahrenquelle (Schadensquelle), ein [[Risiko]]
* ''Gefahr'': Die mögliche Schadwirkung der Gefahrenquelle oder der Zustand einer [[Bedrohung]] durch eine Gefahrenquelle
* ''[[Schaden]]'': Die schädigende Auswirkung der Gefahrenquelle
 
=== Ingenieurwissenschaften ===
In den [[Ingenieurwissenschaften]] umfasst die [[Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik|VDE]] 31000 /VDE1987/ allgemeine Leitsätze für das sicherheitsgerechte Gestalten technischer Erzeugnisse: „Gefahr ist eine Sachlage, bei der das [[Risiko]] größer als das [[Grenzrisiko]] ist.“

Version vom 6. März 2008, 18:16 Uhr

Achtung vor Gefahr!

Eine Gefahr (mittelhochdeutsch gevareHinterhalt“, „Betrug“) ist eine Situation oder ein Sachverhalt, der zu einer negativen Auswirkung führen kann. Diese negative Auswirkung einer Gefährdung kann Personen, Sachen, Sachverhalte, Umwelt oder Tiere treffen.

Als Gefahrzeichen wird etwa ein Gefahrsymbol (Piktogramm) oder ein anderes akustisches oder optisches Gefahrsignal als Warnung verwendet, Kennziffern (Gefahrenzahl) einer Gefahrenskala, als Gefahrenstufe oder Gefahrenklasse, Gefahrenzone oder anderer Klassifizierungen von Gefahr, Bedrohung, Gefährdung oder Risiko.

Definitionen

Algemein ist zu unterscheiden:[1]

  • Gefährdung: eine potentielle Gefahrenquelle (Schadensquelle), ein Risiko
  • Gefahr: Die mögliche Schadwirkung der Gefahrenquelle oder der Zustand einer Bedrohung durch eine Gefahrenquelle
  • Schaden: Die schädigende Auswirkung der Gefahrenquelle

Ingenieurwissenschaften

In den Ingenieurwissenschaften umfasst die VDE 31000 /VDE1987/ allgemeine Leitsätze für das sicherheitsgerechte Gestalten technischer Erzeugnisse: „Gefahr ist eine Sachlage, bei der das Risiko größer als das Grenzrisiko ist.“

Arbeitssicherheit

Im Falle der Arbeitssicherheit gilt: Eine Gefahr entsteht, wenn ein Mensch räumlich und zeitlich in Kontakt mit einem verletzungsbewirkenden Faktor kommen kann. Dabei können mehrere gefahrbringende Bedingungen zusammenspielen. Durch technische, organisatorische und persönliche Maßnahmen sollen Gefährdungen und das Wirksamwerden von Gefahren verhindert werden.

  • Als Restrisiko werden Gefahren bezeichnet, die nicht durch technische Maßnahmen ausgeschlossen werden können,
  • Grenzrisiko bezeichnet den Bereich von noch allgemein akzeptierten Gefahren, die zu einer bestimmten Tätigkeit untrennbar dazugehören
Rechtslage in Deutschland

Die Gefahren, die zu einem konkreten Arbeitsplatz gehören, werden bei der Gefährdungsbeurteilung z. B. durch den Arbeitgeber oder den Verantwortlichen Personen gemäß § 13 des Arbeitsschutzgesetzes festgestellt und protokolliert. Der Arbeitgeber entscheidet über die zu treffenden Maßnahmen des Arbeitsschutzes; er ist jedoch an den arbeitswissenschaftlichen Erkenntnisstand i. S. v. § 4 des Arbeitsschutzgesetzes gebunden. Der Betriebsarzt und die Fachkraft für Arbeitssicherheit gehören nicht zur Linie innerhalb der betrieblichen Organisation und werden hinsichtlich der Beurteiling der Arbeitsbedingungen grundsätzlich nur beratend tätig.

Signalwort „Gefahr!“

In der schriftlichen Kommunikation (z. B. Gebrauchsanleitungen) wird das Signalwort Gefahr! eingesetzt, um die Aufmerksamkeit des Lesers auf eine bestimmte Textstelle zu lenken. Gefahr! darf nur verwendet werden, um vor Gefahren zu warnen, die die zum Zeitpunkt der Warnung bereits vorhanden sind (z. B. heiße Oberflächen, scharfe Kanten, Quetschstellen, u.s.w.). Es wird ausschließlich bei Gefahren vor Personenschäden eingesetzt.[2]

Sozialwissenschaften

In den Sozialwissenschaften, speziell in der Soziologie wird, zumal in der Systemtheorie nach Niklas Luhmann, zwischen der unbestimmten „Gefahr“ und dem berechenbarenRisiko“ unterschieden. Speziell vgl. die Katastrophensoziologie.

Betriebswirtschaftslehre

In der Betriebswirtschaftslehre verursachen Risiken schwer kalkulierbare Wagniskosten; siehe auch Risikomanagement.

Rechtswissenschaft / Verwaltung

Der rechtswissenschaftliche Zugang zielt auf polizei- und ordnungsrechtliche Aspekte ab.

„Eine Gefahr liegt vor, wenn eine Sachlage oder ein Verhalten bei ungehindertem Ablauf des objektiv zu erwartenden Geschehens in absehbarer Zeit und mit hinreichender Wahrscheinlichkeit ein polizeilich geschütztes Rechtsgut schädigen wird“ (BVerwGE 45, 51(57)).

Maßgeblich ist, ob eine Sachlage oder ein Verhalten gegeben ist, aus dem die Wahrscheinlichkeit einer Schädigung nach bewährten Erfahrungssätzen folgt (objektiv gegebene Gefahr).

Arten der Gefahr

Arten der Gefahr in der Rechtswissenschaft

Konkrete Gefahr
Eine konkrete Gefahr beinhaltet jede Sachlage, die bei ungehindertem Ablauf des objektiv zu erwartenden Geschehens mit hinreichender Wahrscheinlichkeit zu einer Verletzung der Schutzgüter führt.
Beispiel: Eine Person sitzt neben einer Benzin-Zapfsäule, hat Zigarette und Feuerzeug in der Hand. Es besteht die Gefahr einer Entzündung des Benzins.
Abstrakte Gefahr
Die abstrakte Gefahr liegt zeitlich im Vorfeld der konkreten Gefahr. In der Regel sind Zeit und Ort der Gefahr (noch) nicht bekannt, so dass (noch) keine konkrete Gefahr vorliegt. Die abstrakte Gefahr berechtigt nicht zu unmittelbaren Gefahrenabwehrmaßnahmen.
Beispiel: Person schläft auf einem Gehweg.
Anscheinsgefahr
Der Schadenseintritt ist hinreichend wahrscheinlich, jedoch bestand im Nachhinein gesehen keine tatsächliche Gefahr. Die Anscheinsgefahr ist eine nach herrschender Meinung polizeirechtlich vollwertige Gefahr. Es gibt allerdings auch Ansichten, die mit gut vertretbaren Argumenten die Existenz der Kategorie der Anscheinsgefahr ablehnen und derartige Fälle als Situationen ansehen, in denen keine Gefahr besteht, weil eben tatsächlich kein Schadenserintritt droht.
Beispiel: Einem Polizisten wird mitgeteilt, ein Koffer auf dem Marktplatz enthalte ein Bombe. Er verfügt daraufhin die Räumung des Marktplatzes; nachher ergibt sich, dass der Koffer leer war.
Putativgefahr (auch Scheingefahr)
Irrige Annahme einer Gefahr, wobei die Fehleinschätzung auf einer unvertretbaren Einschätzung beruht. Es liegt keine polizeirechtlich relevante Gefahr vor. Die Putativgefahr ermächtigt nicht zu Gefahrenabwehrmaßnahmen. Solche sind mithin rechtswidrig.
Beispiel: Einem Polizisten wird mitgeteilt, dass in einer kleinen Handtasche eine 3-Zentner-Bombe ist. Daraufhin verfügt er die Räumung des Marktplatzes.
Gefahrverdacht
Eine Gefahr wird für möglich gehalten, auch wenn subjektiv noch Zweifel vorhanden sind. Der Schadenseintritt ist nicht hinreichend wahrscheinlich, jedoch möglich.
Es handelt sich um eine Gefahr i. S. d. Gesetzes, jedoch sind im Rahmen der Verhältnismäßigkeit vorerst nur gering einschneidende Maßnahmen zu ergreifen (z. B. Gefahrerforschung)

Klassifizierung und Kennzeichnung von Gefahr

Gefahrenstufen in der Rechtswissenschaft:

Gegenwärtige Gefahr
Das schädigende Ereignis steht unmittelbar oder in allernächster Zukunft mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bevor, bzw. hat bereits begonnen (zeitlich erhöhte Schadensnähe). Das Vorliegen der gegenwärtigen Gefahr wird für das in Kraft treten bestimmter Befugnisse vorausgesetzt.
Beispiel: Eine betrunkene Person nimmt in einem PKW Platz und legt den Gang ein.
Gefahr im Verzug
eine Sachlage, bei der ein Schaden eintreten würde, wenn nicht an Stelle der zuständigen Behörde oder Person eine andere Behörde oder Person tätig wird.
Dringende Gefahr
Zeitlich erhöhte Schadensnähe und Gefahr für hochrangiges Rechtsgut

Zitate

  • Die erste Reaktion eines Menschen auf Schwierigkeiten und Gefahren ist ein Sammeln und Anspannen aller vitalen Energien, damit sie wach und bereit seien zum Einsatz gegen die feindlichen Umstände.José Ortega y Gasset (Aufbau und Zerfall Spaniens, 1921)
  • Der Soldat ist überzeugt, dass ihm eine gewisse beliebig ins Unendliche zu verlängernde Frist gewährt sei, bevor er getötet, der Dieb, bevor er gefasst wird, die Menschen im allgemeinen, bevor sie sterben müssen. Das ist der Talisman, der die Individuen – und bisweilen die Völker – nicht gegen die Gefahr selbst, aber gegen die Furcht vor der Gefahr, genauer noch, gegen den Glauben an die Gefahr schützt und in gewissen Fällen dazu verhilft, sich die Gefahr zuzumuten, ohne mutig zu sein.Marcel Proust (Im Schatten der jungen Mädchen, ISBN 3-51857875-8, S. 182)

Siehe auch

Quellen

  1. ISO/IEC Guide 51
  2. Hennig, Tjarks: Wörterbuch zur Technischen Kommunikation und Dokumentation. tekom. 1998.