Elisabeth I.

Vorlage:Dynastie Elisabeth I., auch bekannt unter dem Namen „Die jungfräuliche Königin“ (The Virgin Queen) oder „Gloriana“ (* 7. September 1533 in Greenwich (heute London); † 24. März 1603 in Richmond) war die sechste und letzte englische Königin aus der Tudor-Dynastie. Sie war die Tochter von Heinrich VIII. und folgte ihrer Halbschwester Maria Tudor auf den Thron. Sie regierte England und Irland von 1558 bis 1603.

Leben

Jugend und Thronfolgefrage

Elisabeth mit 13

Elisabeth I. wurde im Greenwich Palace geboren. Sie war die jüngste Tochter Heinrichs VIII. (1491–1547) und seiner zweiten Frau Anne Boleyn (1507–1536). Drei Jahre später fiel Anne beim König in Ungnade und wurde des mehrfachen Ehebruchs angeklagt. Weil ihr Vater daraufhin die Ehe mit ihrer Mutter für ungültig erklärte und diese wegen Hochverrats hinrichten ließ, wurde Elisabeth für illegitim erklärt und ihre Thronfolge aberkannt. Erst unter dem Einfluss von Heinrichs letzter Frau Katharina Parr reihte man sie durch einen Parlamentsbeschluss 1544 wieder in die Thronfolge ein. Die Gouvernante ihrer Kindheit war Katherine Champernowne. Zeitlebens sah Elisabeth in "Kat" ihre Ersatzmutter und enge Freundin. Ihr Tod 1565 traf Elisabeth sehr.

Nach Heinrichs Tod lebte sie am Hof von Katharina Parr. Eines Tages sah sich Katharina veranlasst Elizabeth fortzuschicken, da sie ihr ein heimliches Verhältnis mit ihrem neuem Mann Thomas Seymour nachgesagte. Nach dem Tod Katharinas im September 1548 warb Thomas dann offiziell um die Hand der Prinzessin. Wegen seiner verschwörerischen Machenschaften gegen seinen Bruder Lord Protector Edward Seymour, dem Vormund des jungen Eduard VI. (1537–1553), wurde Seymour im Januar 1549 verhaftet und im Tower von London eingekerkert. Er wurde des Verrats für schuldig befunden und am 20. März 1549 hingerichtet.

Nach dem Tod von Heinrichs Sohn Eduard VI. kam Elisabeths Halbschwester Maria I. (1516–1558) auf den englischen Thron. Maria war eine überzeugte Katholikin und wollte die protestantische Elisabeth zu ihrem Glauben bekehren. Obwohl sich Elisabeth danach als Katholikin ausgab, blieb sie doch immer der anglikanischen Konfession treu. Als jedoch kurze Zeit später die Pläne der Königin zur Heirat mit Philipp II. von Spanien bekannt wurden, kam es zur so genannten Wyatt-Verschwörung. Philipp stieß bei den Engländern auf große Ablehnung. Sie fürchteten einen zu starken spanischen Einfluss in England. Thomas Wyatt wollte Elisabeth mit Edward Courtenay verheiraten, um diesen an Stelle Marias auf den Thron zu erheben. Mit Hilfe der Folter brachte man Wyatt dazu, gegen sie auszusagen. Elisabeth wurde verdächtigt, zu den Verrätern Kontakt gehabt zu haben und die Königin entschied auf Drängen des Abgesanten Kaiser Karls V., Simon Renard, und Lordkanzler Stephen Gardiner, Elisabeth in den Tower zu sperren. Es wird vermutet, dass sie dort auch Lord Robert Dudley getroffen hat. Beide haben nie Aussagen über ihr Zusammenkommen im Tower gemacht. Jedoch erklärt es Dudleys kometenhaften Aufstieg nach Elizabeths Thronbesteigung. Angesichts des Todesurteils gegen ihn widerrief Thomas Wyatt jede Beteiligung Elisabeths am Komplott. Dennoch blieb sie zunächst noch in Haft. Da die weiteren Untersuchungen aber keine Ergebnisse brachten, musste man sie aus dem Tower entlassen. Sie wurde nach Woodstock in Oxfordshire gebracht und dort unter Hausarrest gestellt.

Wenig später heiratete Maria I. den spanischen Kronprinzen Philipp II. von Spanien. Ein Kind der beiden hätte die katholische Thronfolge in England gesichert. Maria I. hatte einige Scheinschwangerschaften, die ihre Gesundheit weiter schwächten. 1558 starb sie kinderlos an Unterleibskrebs. Am 17. November 1558 wurde Elisabeth die Nachricht vom Tode ihrer Halbschwester überbracht, worauf sie am 15. Januar 1559 in der Westminster Abbey zur Königin von England und Irland gekrönt wurde. Mit fünfundzwanzig Jahren bestieg Elisabeth den Thron.

Die frühen Regierungsjahre

Zur damaligen Zeit war die Lage in England sehr angespannt. Die Wirtschaft lag am Boden, das Land befand sich im Krieg mit Frankreich und wurde außerdem von Glaubensfragen zerrissen. Elisabeth machte sich zuerst daran, den von ihrer Schwester wieder eingeführten Katholizismus zurückzudrängen. 1559 machte sie mittels der Uniformitätsakte den Gebrauch des anglikanischen Gebetbuchs (Book of Common Prayer) in den Gottesdiensten verpflichtend. Im gleichen Jahr erneuerte die Königin die Suprematsakte Heinrichs VIII. und unterstellte so abermals die Kirche Englands der Krone; fortan war das englische Staatsoberhaupt zugleich "Oberster Gouverneur der Kirche von England" (Supreme Governor of the Church of England). 1563 wurden die 39 Anglikanischen Artikel verabschiedet, die gemäßigt reformatorisch formuliert waren. Damit trennte sich Elisabeth endgültig von der katholischen Kirche. Wegen dieser Entscheidung wurde Elisabeth von Papst Pius V. (1504–1572) 1570 exkommuniziert.

Der Krieg mit Frankreich wurde am 3. April 1559 im Frieden von Cateau-Cambrésis beigelegt, in dem England endgültig die letzten Stellungen auf dem Festland abgeben musste. Nach dem Misslingen ihrer militärischen Bestrebungen in Bezug auf Calais entschied Elisabeth, solche teuren Kriege nicht mehr zu unterstützen und gab 1564 die englischen Ansprüche auf die Stadt gegen eine finanzielle Entschädigung auf. Der Friede erlaubte dem englischen Staat endlich, seine Schulden zu bezahlen. Nun war die Voraussetzung geschaffen, die angeschlagene englische Wirtschaft wieder anzukurbeln.

Elisabeths Großvater Heinrich VII. (1457–1509) hatte die englische Handelsmarine gegründet, ihr Vater Heinrich VIII. die englische Kriegsmarine, als er die englischen Schiffe mit weit reichenden Kanonen ausrüsten ließ. Elisabeths Marineschatzmeister Sir John Hawkins (1532–1595) konnte die Marine noch weiter verbessern. Das Land entwickelte sich zusehends zur Seemacht. 1566 wurde in London die erste Börse eröffnet und es wurden diverse Wirtschaftsgesetze verabschiedet, woraufhin sich auch die Preise stabilisierten. Um den Handel anzutreiben, wurden neue Gesetze erlassen. So durften Engländer nur englische Filzhüte tragen, um die französische Konkurrenz auszuschalten.

Der Konflikt mit Maria Stuart

Maria Stuart

Im Frühjahr 1568 flüchtete die schottische Königin Maria Stuart nach einem Aufstand in Schottland über die Grenze nach England und ersuchte dort Elisabeth um Unterstützung gegen die rebellierenden schottischen Adligen. Das brachte Elisabeth in äußerste politische Bedrängnis. Da die Ehe ihres Vaters mit Anne Boleyn nie vom Papst legitimiert wurde, sah sich die katholische Maria Stuart als rechtmäßige Königin von England. Sie war die Urenkelin Heinrichs VII. und hatte ihren Anspruch auf den englischen Thron noch nicht aufgegeben. Elisabeth verweigerte die Hilfe und ließ die ehemalige schottische Königin am 19. Mai 1568 verhaften. In Bolton Castle wurde ihr der Luxus eines Hoflebens mit Gefolge gestattet. Diese ehrenvolle Gefangenschaft rechtfertigte sie mit dem schweren Verdacht der Mitwisserschaft Marias an dem Mord an ihrem Ehemann Lord Henry Darnley.

Elisabeth ordnete eine Untersuchung an, die zwischen Oktober 1568 und Januar 1569 in York durchgeführt wurde. Der Ankläger brachte als Beweismittel die Kassettenbriefe mit, die Maria angeblich vor Lord Darnleys Tod geschrieben hatte und die ihre Schuld bewiesen. Maria aber erklärte die Briefe für Fälschungen. Die Untersuchung endete ohne Ergebnis. Elisabeth verkündete, die Kassettenbriefe müssten weiteren Untersuchungen unterzogen werden, und behielt Maria weiter in Haft.

Aufstieg zur Seemacht

In allen wichtigen Fragen besprach sich Elisabeth mit William Cecil. Er war ihr Berater von ihrer frühen Jugend an bis zu seinem Tod im Jahr 1598. Im Jahr 1571 erhielt er von Elisabeth den Titel Baron von Burghley. 1572 wurde er dann zum Lord High Treasurer befördert. Seinen alten Posten als Chefsekretär erhielt Francis Walsingham.

Im selben Jahr versuchte Elisabeth England durch eine Allianz mit Frankreich vor einem Angriff Spaniens abzusichern. Das Bündnis kam zwar zustande, wurde jedoch durch die Ereignisse in der Bartholomäusnacht von 1572 schwer belastet. In dieser Nacht wurden zwischen 3000 und 10.000 Protestanten in Paris ermordet. Um das Verhältnis mit Frankreich wieder zu verbessern, begann Elisabeth 1581 Heiratsverhandlungen mit François Hercule de Valois, Herzog von Alençon, dem jüngeren Bruder des Königs von Frankreich Heinrich III.. Beide unterhielten eine enge Beziehung, in der Elisabeth ihm den Spitznamen "mein Frosch" gab. Bei den Engländern stieß François jedoch auf große Ablehnung. Der Herzog starb jedoch 1584 - noch bevor eine Heirat stattfinden konnte.

In diesen Jahren wuchs der Reichtum des Landes, neben dem Handel nicht zuletzt auch durch Schmuggel und Raubzüge wie die des englischen Kapitäns Francis Drake (1540–1596). Drake war einer der Hauptakteure im von Elisabeth unterstützten Seekrieg gegen Spanien (der jedoch nie offiziell erklärt wurde). Es gelang ihm, eine immense Menge Gold nach England zu schaffen. Ein Teil der Beute ging an das englische Königshaus und einige Adlige.

Das Ende von Maria Stuart und der Krieg gegen die spanische Armada

Gemälde von Philippe-Jacques de Loutherbourg

1587 wurde Maria Stuart schließlich wegen der „Babington-Verschwörung“ angeklagt, die das Ziel hatte, Elisabeth zu ermorden und Maria Stuart auf den englischen Thron zu bringen. Marias Beteiligung konnte schlüssig durch von ihr verfasste Briefe nachgewiesen werden. Im Oktober beschlossen Ober- und Unterhaus gemeinsam Marias Todesurteil. Elisabeth ließ im Parlament nachfragen, ob es keine andere Möglichkeit gäbe, ohne Maria zu töten. Das Parlament verneinte dies und das Todesurteil wurde offiziell in London verkündet. Am 8. Februar wurde Maria enthauptet.

Die Raubzüge der englischen Freibeuter und die Hinrichtung Maria Stuarts gaben den Anstoß für den spanischen König Philipp II., den Krieg gegen England weiter zu verstärken. Doch während Philipp die Armada ausrüstete, schlug Francis Drake Elisabeth ein Unternehmen vor, um „[d]em König von Spanien den Bart anzusengen“. Es bestand darin, dass Drake mit seiner Flotte im Heimathafen der Armada einlief, um sie dort zu zerstören. Am 2. April 1587 stach er in See. Das Unternehmen war ein voller Erfolg, und die Kriegspläne Spaniens mussten verschoben werden, um die beschädigte Flotte wieder aufzurüsten.

Anfang April 1588 sandte Philipp II. die spanische Armada (insgesamt 130 Schiffe) zur Invasion Englands aus. Die Armada sollte in den Niederlanden eine spanische Invasionsarmee unter Alexander Farnese, dem Herzog von Parma an Bord nehmen und nach England übersetzen. Am 19. Juli sichteten Späher die Armada vor der Küste von Plymouth. Ihr Plan war es, auf der Isle of Wight einen Stützpunkt zu errichten. Doch die englische Flotte unter Francis Drake und Sir Charles Howard dem Earl of Nottingham konnte die Spanier im Ärmelkanal abfangen. Da ihr Plan misslungen war, hatten die Spanier ihre Flotte nahe der französischen Stadt Calais festgemacht, denn der Oberbefehlshaber, der Herzog Medina Sidonia, sollte die Armee des Herzogs von Parma, einem von Philipps besten Generälen, über den Ärmelkanal nach England eskortieren. In England wurde eine Landstreitmacht nach Tilbury geschickt, um dort der Invasion Widerstand zu leisten. Am 8. August traf Elisabeth zusammen mit Robert Dudley bei ihren Truppen ein und hielt dort ihre berühmte Tilbury-Rede, die einen stürmischen Jubel der Soldaten auslöste.

Ich weiß, dass ich zwar den Leib eines schwachen kraftlosen Weibes,
dafür aber Herz und Mark eines Königs,
noch dazu eines Königs von England habe.

Obwohl man stündlich die Truppen der Spanier erwartete, blieb Elisabeth im Lager der Truppen. In Calais ließ Drake eine Gruppe von Brandern in die Richtung der Spanier segeln. Die Spanier mussten ihre Anker lichten, um den brennenden Schiffen zu entgehen, deshalb konnten die englischen Verteidiger jetzt gegen die Spanier kämpfen. Weil die Engländer leichtere und schnellere Boote hatten, war es ihnen möglich, den spanischen Schiffen mehr Schaden zuzufügen, als umgekehrt. Die so genannte Seeschlacht von Gravelines ging so im großen und ganzen unentschieden aus. Da die Spanier ihre Anker gelichtet hatten und deshalb Parma nicht eskortieren konnten, entschied Medina Sidonia, um die Küsten von Schottland und Irland zu segeln, um auf diesem Weg wieder nach Spanien und Portugal zu kommen.

Auf dem Weg dorthin gerieten die Spanier allerdings in einen großen Sturm, durch den fast 60 spanische Schiffe (von fast 130) auf die Küste Irlands aufliefen und sanken. Kaum die Hälfte der spanischen Schiffe und nur ein Drittel der Mannschaft erreichte die Heimat. Währenddessen starben auch unter den Engländern viele Soldaten, hauptsächlich an Krankheiten wie Dysenterie und Flecktyphus.

Als Elisabeth das Lager in Tilbury verließ, war die Armada geschlagen, und die Gefahr einer Invasion gebannt. In einem Triumphzug kehrte sie nach London zurück. Ihr langjähriger Weggefährte und Liebhaber Robert Dudley starb jedoch kurz nach den Ereignissen in Tilbury an Malaria.

Die späten Regierungsjahre

Elisabeth I.

Obwohl die Spanier mit ihrer Armada einen schweren Verlust erlitten hatten, war diese Schlacht jedoch noch nicht entscheidend, weil die Spanier ihre wichtigsten atlantischen Schiffe, die die Grundlage des spanischen Amerikareichs bildeten, gerettet hatten. Eine große englische Invasionsflotte segelte deshalb 1589 nach Spanien und Portugal, um die übrigen spanischen Marineschiffe zu versenken, Philipp aus Portugal zu vertreiben und die spanische Silberflotte abzufangen. Diese englische Flotte, die von Drake und Sir John Norris geführt wurde, war erfolglos, tausende Soldaten starben dabei an schweren Krankheiten. Deshalb fiel der englische Invasionsversuch völlig aus, und Philipp baute die spanische Marine wieder auf. Aus diesem Grund war die spanische Marine jetzt ironischerweise viel stärker, als sie während der 1580er-Jahre gewesen war. Die Spanier transportierten dreimal mehr Silber und besiegten die Engländer bei einigen Gelegenheiten. So schlug 1595 ein neuer Raubzug in der Karibik fehl, auf dem Drake und Hawkins beide verstarben.

Portrait von Sir Walter Raleigh

Im gleichen Jahr landeten die Spanier unter Don Carlos de Amesquita erfolgreich bei Penzance in Westengland. Dort eroberten sie einige Städte und setzten sie in Brand. Kurze Zeit später zogen sich die Spanischen Truppen wieder aufs Meer zurück. Es zeigte das die Spanier den Kampf gegen England noch nicht aufgegeben hatte.

Wegen dieses fortgeführten Krieges konnte Elisabeth keine englischen Kolonien in Nordamerika gründen, von Walter Raleighs Virginia-Abenteuer 1584 einmal abgesehen. Die Engländer mussten deshalb bis zur Herrschaft von Jakob I. (1566–1625) warten, um den Krieg gegen Spanien 1604 durch den Vertrag von London beenden und ihre erste Kolonie 1607 bei Jamestown gründen zu können.

1593 begann in Irland Hugh O’Neill einen blutigen Kampf gegen die englischen Besatzer. Der Krieg, der daraufhin losbrach, war extrem brutal, teuer und für die Engländer äußerst verlustreich, wodurch Elisabeths Ansehen unter der Bevölkerung sehr litt. Er war zudem die Ursache dafür, dass sich der englische Staat wieder verschuldete. Deshalb musste Elisabeth auch eine Menge Kronbesitz und viele Regierungsstellen verkaufen. Aus demselben Grund war es notwendig, das englische Parlament öfter zusammenzurufen. Diese Änderungen stärkten die Volksvertretung und sorgten dafür, dass diese Institution die englischen Könige im 17. Jahrhundert besser herausfordern konnte.

Die Essex-Verschwörung

Robert Devereux, Earl of Essex, war der Sohn von Lettice Knollys. Ab 1588 bekleidete er das Amt des Oberstallmeisters, im folgenden Jahr wurde er zum Ritter des Hosenbandordens geschlagen. Obwohl als Liebhaber der Königin gehandelt, heiratete er Anfang 1590 Frances Walsingham, die Tochter von Sir Francis Walsingham, ohne die Königin um Erlaubnis zu fragen. Nach mehreren verlustreichen Schlachten in Irland und einem für England nachteiligen Waffenstillstand wurde er zurückgerufen. Bei der Königin fiel er in Ungnade und wurde unter Hausarrest gestellt. Dort bereitete Devereux seinen Staatsstreich vor. Am 7. Februar 1601 wurde ihm mitgeteilt, dass er am Hof dem Staatsrat vorsprechen müsse. Essex weigerte sich und gab das Signal zum Aufstand. Am Vormittag des 8. Februar 1601 hatten sich mehrere hundert seiner Anhänger versammelt. Sein Versuch, Kontrolle über die Stadt London zu bekommen, schlug fehl und die Gefolgsleute flohen in ihre Häuser, als sich die königlichen Truppen näherten. Robert Devereux wurde verhaftet, wegen Verrats zum Tode verurteilt und am 25. Februar 1601 im Alter von vierunddreißig Jahren im Tower hingerichtet. Zum französischen Gesandten sagte Elisabeth: Ein Verrückter und Undankbarer hat endlich enthüllt, was er lange im Sinn gehabt hat.

Die Auseinandersetzungen in Irland konnten 1603 beendet werden. Die Königin wurde im Februar schwer krank. Sie litt an Schwäche und Schlaflosigkeit und starb am 24. März 1603. Elisabeth wurde neben ihrer Halbschwester Maria in der Westminster Abbey begraben.

Die Übersetzung der lateinischen Inschrift auf ihren Grabsteinen lautet:

Partner beide in Thron und Grab,
hier ruhen wir die beiden Schwestern,
Elisabeth und Maria,
in der Hoffnung auf eine Auferstehung.

Elisabeths Nachfolger wurde König Jakob VI. von Schottland, der Sohn Maria Stuarts, der nur wenige Stunden nach Elisabeths Tod proklamiert wurde.

Nachruf

Elizabeth I. von England

Trotz der verlustreichen Kriege gegen Spanien und Irland sowie Englands ökonomischer Probleme, die sich später während ihrer Herrschaft entwickelt hatten, begründete Elisabeth I. eine erfolgreiche englische Ära. Unter ihrer über 44-jährigen Herrschaft wurde England eine stärkere Nation, und obwohl die spanische Marine bis 1650 die Stärkste blieb, dienten die Erfahrungen der englischen Seestreitkräfte während der Weltumseglung von Francis Drake und die Schlacht gegen die Spanische Armada als Vorbild für zukünftige Generationen englischer Seeleute.

Elisabeth förderte ebenfalls Musik, bildende Kunst und Literatur. Es war die Zeit des Shakespeare, Christopher Marlowe, des bürgerlichen Theaters und des Francis Bacon; das englische Bürgertum verdiente fleißig am Handel und Gewerbe und machte seine Ansprüche auf politischem und kulturellem Gebiet geltend. Elisabeth schaffte es gleichfalls, die eigene Kirche vom Einfluss Roms zu lösen und somit die religiösen Wirren im Land zu beenden.

Die Herrscher
des Hauses Tudor 1485–1603
1485–1509 Heinrich VII.
1509–1547 Heinrich VIII.
1547–1553 Eduard VI.
1553–1553 Lady Jane Grey
1553–1558 Maria I.
1558–1603 Elisabeth I.

Diese äußerst erfolgreiche Zeit Englands wird das „Elisabethanische Zeitalter“ genannt.

Als politische Berater ragten vor allem William Cecil von Burghley und sein Sohn Robert, Francis Walsingham und sogar Leicester heraus; in späteren Jahren hatte der bereits erwähnte Graf von Essex großen Einfluss. Man muss hier festhalten, dass Elisabeth in der Lage war, bedeutende Leute zu entdecken und an sich zu binden.

Der unverheiratet gebliebenen Königin wurde außer dem erwähnten Robert Dudley, Graf von Leicester, eine Reihe weiterer Liebhaber nachgesagt: François Hercule de Valois; Robert Devereux, Graf von Essex; Sir Christopher Hatton; Thomas Heneage; Edward de Vere; Sir William Pickering; Sir Walter Raleigh. Sie selber aber betonte, dass sie als Jungfrau begraben werden würde und ihr alleiniger Liebhaber England sei. So ist sie denn auch als die „Virgin Queen“, die jungfräuliche Königin, in die Geschichte Englands eingegangen.

Abstammung

           ┌──Edmund Tudor  (14301456)
           │     1. Earl of Richmond
           ▼
     ┌─Heinrich VII. (14571509)
     │    ▲     König von England und Lord of Ireland
     │    │
     │    └──Margaret Beaufort (14431509), 
     │         
     ▼
┌─Heinrich VIII. (14911547), 
│    ▲ König von England und Lord of Ireland, ab 1542 König von Irland
│    │
│    │    ┌──Eduard IV. (14421483), 
│    │    │      König von England
│    │    ▼
│    └─Elisabeth von York (14661503)
│          ▲
│          │
│          └──Elisabeth Woodville, (14371492)
│              
▼
Elisabeth I. (15331603), „Die jungfräuliche Königin“ (Virgin Queen), Königin von England
▲
│
│          ┌─William Boleyn der Ältere (14511505)
│          │    
│          ▼
│    ┌─Thomas Boleyn (14771539)
│    │    ▲
│    │    │
│    │    └─Margarete Butler (14651539),
│    │         
│    ▼
└─Anne Boleyn (15071536)
     ▲ 
     │
     │    ┌──Thomas Howard (14431524)
     │    │      2. Herzog von Norfolk
     │    ▼
     └─Elizabeth Howard (14861537)
          ▲
          │
          └──Elizabeth Tilney (14501497)

Elisabeth als Motiv in Literatur, Oper und Film

Elisabeth wurde vor allem als Gegenspielerin von Maria Stuart in der Literatur verewigt. Bekanntestes Beispiel ist Schillers Schauspiel Maria Stuart. Elisabeth ist auch die Heldin mehrerer historischer Romane, unter anderem von R. Miles (Königin von England, 1998), C. Wusowski (Elisabeth I. Der Roman ihres Lebens, 2004), und P. Gregory (The Queen's Fool, 2004, und The Virgin's Lover, 2005).

Auf der Opernbühne tritt Elisabeth unter anderem in Rossinis Elisabetta, regina d'Inghilterra und Donizettis Maria Stuarda in Erscheinung. Benjamin Brittens Oper Gloriana hat die Essex-Verschwörung zum Thema und wurde 1953 aus Anlass der Krönung von Elisabeth II. uraufgeführt, die – ohnehin als keine große Opernfreundin bekannt – dem Vernehmen nach von der Oper enttäuscht war. Auch das Publikum konnte sich nicht für die als „national opera“ konzipierte, aber wenig staatstragende Oper begeistern, so dass Gloriana zu einem der wenigen Misserfolge in Brittens Opernkarriere wurde. Erst ab den 1990er Jahren wurde die Oper von Theatern und Publikum wiederentdeckt.

Auch in den zahlreichen Filmen über das Leben der schottischen Königin Maria Stuart verkörpert Elisabeth stets ihre Gegenspielerin. Darunter in Das Herz der Königin mit Zarah Leander, Mary, Königin der Schotten mit Vanessa Redgrave und Mary von Schotland mit Katharine Hepburn.

In zwei Filmen spielte Bette Davis die Königin: Günstling einer Königin (The Private Lives of Elizabeth and Essex) von 1939 und Die jungfräuliche Königin (The Virgin Queen) von 1955.

Die heute bekannteste Verfilmung von Elisabeths Lebensgeschichte ist Elizabeth von 1998. Cate Blanchett erhielt für ihre Darstellung der Titelfigur einen Golden Globe und ihre erste Oscar-Nominierung. Insgesamt wurde der Film in sieben Sparten vorgeschlagen, konnte jedoch nur einen gewinnen. Im gleichen Jahr erhielt Shakespeare in Love weitere sieben Oscars, unter anderem auch für Judi Denchs acht Minuten langen Auftritt als gealterte Elizabeth.

Die neusten Verfilmungen sind die vierstündige Serie The Virgin Queen von 2005 mit Anne Marie Duff, die die komplette Regierungszeit umfasst, und die Verfilmung Elizabeth I. von 2006 mit Oskarpreisträgerin Helen Mirren in der Hauptrolle.

2007 kommt mit Elizabeth. Die Goldenen Jahre eine Fortsetzung der Verfilmung von 1998 in die Kinos.

Literatur

  • Quellen:
    • F. Chamberlain (Ed.): The sayings of Queen Elizabeth, New York 1923
    • G. B. Harrison (Hrsg.): Die Briefe der Königin Elisabeth I. von England, Wien 1938
  • Monographien:
    • J. B. Black. The Reign of Elizabeth, 2. Ed. Oxford 1959
    • P. Collinson. The Elizabethan Puritan Movement, London 1967
    • G. Lottes. Elisabeth I. Eine politische Biographie, Göttingen 1981
    • J. Klein. Elisabeth I. und ihre Zeit 2004
    • H. Nette. Elisabeth I. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten 1982
    • M. Lavater-Sloman. Elisabeth I. Herrin der Meere
    • J. E. Neale. Elisabeth I. Königin von England 1994
    • Sabine Appel, Elisabeth I. von England, 1994, ISBN 3-7628-0528-8
Commons: Elisabeth I. – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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