„Dissoziative Identitätsstörung“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Dissociative identity disorder.jpg|mini|künstlerische Interpretation mehrerer dissoziativer Identitäten]]
{{Infobox ICD
{{Infobox ICD
| 01-CODE = F44.81
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| 01-BEZEICHNUNG = Multiple Persönlichkeitsstörung
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Die '''dissoziative Identitätsstörung (DIS)''' (nach [[DSM-5]] und ICD-11) oder '''multiple Persönlichkeitsstörung (MPS)''' (nach [[ICD-10]]) ist eine [[dissoziative Störung]], bei der sich die Psyche der betroffenen Person in mehrere Teil[[Persönlichkeit|persönlichkeiten]] (oder Teilidentitäten) aufspaltet. Diese übernehmen abwechselnd die Kontrolle über das Denken, Fühlen und Handeln und wissen in der Regel nichts voneinander. Jede der einzelnen Teilpersönlichkeiten verfügt über eigene Charaktereigenschaften, Verhaltensweisen, Wahrnehmungs- und Denkmuster, Fähigkeiten und Erinnerungen und oft sogar differierende physiologische Eigenheiten, wobei die verschiedenen Teilpersönlichkeiten nie gleichzeitig vorhanden sind. An das Handeln der jeweils „anderen Persönlichkeit(en)“ können sich die Betroffenen entweder nicht oder nur schemenhaft erinnern, oder sie erleben es als Handeln einer fremden Person.<ref name=":0" /> Sie sollte nicht mit der [[Dissoziale Persönlichkeitsstörung|dissozialen Persönlichkeitsstörung]] verwechselt werden.
Die '''dissoziative Identitätsstörung (DIS)''' (nach [[DSM-5]] und [[Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme|ICD]]-11) oder '''multiple Persönlichkeitsstörung (MPS)''' (nach ICD-10; veraltend) ist eine [[dissoziative Störung]], die dadurch gekennzeichnet ist, dass verschiedene Persönlichkeitszustände (dissoziative Identitäten) abwechselnd die Kontrolle über das Denken, Fühlen und Handeln übernehmen.<ref name="dsm5">{{Literatur |Autor=DSM-5 Task Force. |Hrsg=American Psychiatric Association |Titel=Diagnostic and statistical manual of mental disorders : DSM-5. |Auflage=5 |Verlag=American Psychiatric Association |Ort=Arlington, VA |Datum=2013 |ISBN=978-0-89042-554-1}}</ref><ref name="icd10">{{cite web | url = http://www.who.int/classifications/icd/en/GRNBOOK.pdf | publisher = [[World Health Organization]] | title = The ICD-10 Classification of Mental and Behavioural Disorders }}</ref><ref name="icd11">{{Internetquelle |url=https://icd.who.int/browse11/l-m/en#/http://id.who.int/icd/entity/1829103493 |titel=ICD-11 - Mortality and Morbidity Statistics |hrsg=WHO |zugriff=2019-04-06 |sprache=en}}</ref> Sie verfügen über eigene Charaktereigenschaften, Verhaltensweisen, Fähigkeiten, Wahrnehmungs- und Denkmuster.<ref name="dsm5" /><ref name="icd10" /><ref name="icd11" /> Zusätzlich treten Erinnerungslücken zu Ereignissen oder persönlichen Informationen auf, die nicht mehr durch gewöhnliche Alltagsvergesslichkeit erklärbar sind.<ref name="dsm5" /><ref name="icd10" /><ref name="icd11" /> Sie sollte nicht mit der [[Dissoziale Persönlichkeitsstörung|dissozialen Persönlichkeitsstörung]] oder [[Psychose|psychotischen]] Störungen wie der [[Schizophrenie]] verwechselt werden.<ref name="dsm5" /><ref name="icd11" />


Die DIS gilt als die schwerste Form der [[Dissoziation (Psychologie)|Dissoziation]]. Als Ursache werden Entwicklungsstörungen im Gehirn aufgrund extrem [[Trauma (Psychologie)|traumatischer]] Erlebnisse während der Kindheit vermutet.<ref name=":1">Brigitte Bosse: ''Dissoziative Identitätsstörung – „Wir sind Viele“.'' Deutsches Ärzteblatt, PP, Heft 6, Juni 2014, S. 264–265.</ref><ref>Luise Reddemann, Arne Hofmann, Ursula Gast: ''Psychotherapie der dissoziativen Störungen.'' 3., überarbeitete Auflage. Thieme, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-13-130513-8.</ref> Entsprechende funktionelle und [[Anatomie|anatomische]] Veränderungen im Gehirn sind bei Betroffenen in ihrem Erwachsenenalter inzwischen vielfach durch statistische Auswertung von Gehirn-Scans nachgewiesen worden.<ref name=":1" /> Begleitend sind oft [[Depression]]en, [[Angststörung|Angst]], [[Somatoforme Störung|psychosomatische Körperbeschwerden]], [[Selbstverletzung]], [[Essstörung]]en, [[Sucht]]erkrankungen und Beziehungsprobleme vorhanden.
Die DIS gilt als die schwerste Form der [[Dissoziation (Psychologie)|Dissoziation]] und wird in der Regel von weiteren psychischen Symptomen begleitet.<ref name="dsm5" /> Als Ursache werden Abweichungen von der typischen Gehirnentwicklung aufgrund extrem [[Trauma (Psychologie)|traumatischer]] Erlebnisse während der Kindheit vermutet.<ref name=":1">Brigitte Bosse: ''Dissoziative Identitätsstörung – „Wir sind Viele“.'' Deutsches Ärzteblatt, PP, Heft 6, Juni 2014, S. 264–265.</ref><ref>Luise Reddemann, Arne Hofmann, Ursula Gast: ''Psychotherapie der dissoziativen Störungen.'' 3., überarbeitete Auflage. Thieme, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-13-130513-8.</ref> Entsprechende funktionelle und [[Anatomie|anatomische]] Veränderungen im Gehirn sind bei Betroffenen in ihrem Erwachsenenalter inzwischen vielfach durch statistische Auswertungen nachgewiesen worden.<ref name=":1" />


== Verbreitung ==
== Verbreitung ==
Auf der Grundlage einer Vielzahl von Einzelstudien mit weit auseinanderliegenden Ergebnissen wurde 2011 die Verbreitung von DIS in der Allgemeinbevölkerung auf etwa 1–3 % geschätzt. Bei Patienten in [[Psychiatrie|psychiatrischen]] Kliniken, bei jugendlichen Krankenhauspatienten und bei Teilnehmern an Programmen gegen [[Drogenmissbrauch]], [[Essstörung]]en und [[Zwangsstörung]]en lag die Verbreitung in Nordamerika, Europa und der Türkei bei 1–5 %. [[Statistische Signifikanz|Signifikante]] Unterschiede nach Geschlecht wurden nicht festgestellt.<ref>International Society for the Study of Trauma and Dissociation: ''Guidelines for Treating Dissociative Identity Disorder in Adults, Third Revision'', in: Journal of Trauma & Dissociation, 12:2, 2011, S. 115–187, {{Webarchiv|url=https://www.isst-d.org/downloads/GUIDELINES_REVISED2011.pdf|text=PDF|wayback=20161105164534|webciteID=|archive-is=|archive-today=}}</ref>
Auf der Grundlage einer Vielzahl von Einzelstudien mit weit auseinanderliegenden Ergebnissen wurde 2011 die Verbreitung von DIS in der Allgemeinbevölkerung auf etwa 1–3 % geschätzt. Bei Patienten in [[Psychiatrie|psychiatrischen]] Kliniken, bei jugendlichen Krankenhauspatienten und bei Teilnehmern an Programmen gegen [[Drogenmissbrauch]], [[Essstörung]]en und [[Zwangsstörung]]en lag die Verbreitung in Nordamerika, Europa und der Türkei bei 1–5 %. [[Statistische Signifikanz|Statistisch signifikante]] Unterschiede nach Geschlecht wurden nicht festgestellt.<ref name="isstd-2011">{{Literatur |Autor=International Society for the Study |Titel=Guidelines for Treating Dissociative Identity Disorder in Adults, Third Revision |Sammelwerk=Journal of Trauma & Dissociation |Band=12 |Nummer=2 |Datum=2011-02-28 |ISSN=1529-9732 |Seiten=115–187 |Online=https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/15299732.2011.537247 |Abruf=2019-04-07 |DOI=10.1080/15299732.2011.537247}}</ref>

== Ursachen und Entstehung ==
Nach jahrzehntelanger Auswertung einer sehr großen Anzahl von Krankengeschichten besteht in Fachkreisen nahezu Einigkeit darüber, dass die DIS durch äußere Störeinflüsse der Entwicklung während der Kindheit verursacht wird. Extrem negative Lebensumstände überwältigender Art wie Vernachlässigung, Misshandlung und Missbrauch, insbesondere bis zum Alter von 5&nbsp;Jahren, können die Entwicklung einer integrierten Persönlichkeit verhindern. Stattdessen kann es zu einer Abkapselung von Gedächtnisinhalten und wechselnden Identitäten kommen.<ref name="isstd-2011" /> Die Ergebnisse gezielter Gehirnforschung in diesem Bereich haben diese Auffassung in vollem Umfang bestätigt.<ref name="PMID24179849" /><ref name="PMID24922512" /><ref name="PMID27120718" />


== Symptombild ==
== Symptombild ==
Betroffene haben wechselnde Identitäten mit jeweils eigenem [[Selbstbild]] und [[Selbstkonzept|-konzept]], beispielsweise grundlegende Einstellungen und Gefühle betreffend. Hinzu kommen Erinnerungslücken und regelmäßig auch Symptome ähnlich denen der [[Posttraumatische Belastungsstörung|posttraumatischen Belastungsstörung]] (PTSD).<ref name="dell-oneil-2009">{{Literatur |Autor=Paul F. Dell, John A. O'Neil |Titel=Dissociation and the dissociative disorders : DSM-V and beyond |Verlag=Routledge |Ort=New York |Datum=2009 |ISBN=978-0-415-95785-4}}</ref><ref name="dsm5" /> Unterschiedliche weitere Symptome, die denen anderer Störungen ähneln, sind häufig und bessern sich in der Regel nur, wenn die DIS in deren Behandlung mit einbezogen wird.<ref name="dsm5" /> Dazu gehören insbesondere [[Depression]]en, [[Angststörung|Angst-]], [[Schlafstörung|Schlaf-]] und [[Essstörung]]en, [[Abhängigkeit von psychoaktiven Substanzen|Sucht-]] und [[Zwangsstörung|Zwangserkrankungen]], [[somatoforme Störung]]en, [[Selbstunsicher-vermeidende Persönlichkeitsstörung|ängstlich-vermeidendes]] und [[Borderline-Persönlichkeitsstörung|Borderline]]-Verhalten.<ref name="dsm5" /> Markante Unterschiede zwischen den einzelnen Identitäten sind dabei nicht ungewöhnlich.<ref name="dsm5" /> Das gesamte Symptombild weist dadurch eine besondere Bandbreite und Variabilität auf. Des Weiteren nehmen die Betroffenen ihre Identitätswechsel in der Regel lange Zeit nicht als solche, sondern als unklare Störungen wahr. Auch deshalb bleibt eine DIS oft lange unerkannt oder falsch diagnostiziert.<ref name="isstd-2011" />
Betroffene haben zeitweise alternativ wechselnde Vorstellungen von sich selbst. Dies betrifft beispielsweise grundlegende Einstellungen und Gefühle. Die Wechsel sind begleitet von parallelen Wechseln in messbaren Anzeichen der Aktivität des [[Vegetatives Nervensystem|vegetativen Nervensystems]], wie Puls, Blutdruck, Muskelspannung, Sehschärfe und vielem mehr. Die Wechsel sind eher fließend als plötzlich, und die Betroffenen nehmen sie in der Regel lange Zeit nicht als Wechsel, sondern als unklare Störungen wahr. Deshalb bleibt DIS oft lange unerkannt oder falsch diagnostiziert.<ref>International Society for the Study of Trauma and Dissociation: ''Guidelines for Treating Dissociative Identity Disorder in Adults, Third Revision'', in: Journal of Trauma & Dissociation, 12:2, 2011, S. 115–187, {{Webarchiv|url=https://www.isst-d.org/downloads/GUIDELINES_REVISED2011.pdf|text=PDF|wayback=20161105164534|webciteID=|archive-is=|archive-today=}} (abgerufen 25. Juli 2016), S. 120–121.</ref>


== Neurobiologie ==
== Neurobiologie ==
Dem Wechsel [[Physiologie|physiologischer]] Werte (Puls, Blutdruck etc.) entspricht auch ein markanter Wechsel in der Aktivität des Gehirns, wie mit [[Bildgebendes Verfahren (Medizin)|bildgebenden Verfahren]] wiederholt nachgewiesen wurde.<ref name="PMID14683715">A. A. Reinders, E. R. Nijenhuis, A. M. Paans, J. Korf, A. T. Willemsen, J. A. den Boer: ''One brain, two selves.'' In: ''NeuroImage.'' Band 20, Nummer 4, Dezember 2003, S.&nbsp;2119–2125, PMID 14683715.</ref><ref name="PMID17008145">A. A. Reinders, E. R. Nijenhuis, J. Quak, J. Korf, J. Haaksma, A. M. Paans, A. T. Willemsen, J. A. den Boer: ''Psychobiological characteristics of dissociative identity disorder: a symptom provocation study.'' In: ''Biological psychiatry.'' Band 60, Nummer 7, Oktober 2006, S.&nbsp;730–740, [[doi:10.1016/j.biopsych.2005.12.019]], PMID 17008145.</ref><ref name="PMID24179849">Y. R. Schlumpf, E. R. Nijenhuis, S. Chalavi, E. V. Weder, E. Zimmermann, R. Luechinger, R. La Marca, A. A. Reinders, L. Jäncke: ''Dissociative part-dependent biopsychosocial reactions to backward masked angry and neutral faces: An fMRI study of dissociative identity disorder.'' In: ''NeuroImage. Clinical.'' Band 3, 2013, S.&nbsp;54–64, [[doi:10.1016/j.nicl.2013.07.002]], PMID 24179849, {{PMC|3791283}}.</ref><ref name="PMID24976633">A. A. Reinders, A. T. Willemsen, J. A. den Boer, H. P. Vos, D. J. Veltman, R. J. Loewenstein: ''Opposite brain emotion-regulation patterns in identity states of dissociative identity disorder: a PET study and neurobiological model.'' In: ''Psychiatry research.'' Band 223, Nummer 3, September 2014, S.&nbsp;236–243, [[doi:10.1016/j.pscychresns.2014.05.005]], PMID 24976633.</ref><ref name="PMID24922512">Y. R. Schlumpf, A. A. Reinders, E. R. Nijenhuis, R. Luechinger, M. J. van Osch, L. Jäncke: ''Dissociative part-dependent resting-state activity in dissociative identity disorder: a controlled FMRI perfusion study.'' In: ''PloS one.'' Band 9, Nummer 6, 2014, S.&nbsp;e98795, [[doi:10.1371/journal.pone.0098795]], PMID 24922512, {{PMC|4055615}}.</ref><ref name="PMID27120718">A. A. Reinders, A. T. Willemsen, E. M. Vissia, H. P. Vos, J. A. den Boer, E. R. Nijenhuis: ''The Psychobiology of Authentic and Simulated Dissociative Personality States: The Full Monty.'' In: ''The Journal of nervous and mental disease.'' Band 204, Nummer 6, Juni 2016, S.&nbsp;445–457, [[doi:10.1097/NMD.0000000000000522]], PMID 27120718.</ref> Bei derartigen Verfahren zeigten sich sogar Unterschiede zwischen authentischer und simulierter (gespielter) DIS.<ref name="PMID22768068">A. A. Reinders, A. A. Reinders, A. T. Willemsen, H. P. Vos, J. A. den Boer, E. R. Nijenhuis: ''Fact or factitious? A psychobiological study of authentic and simulated dissociative identity states.'' In: ''PloS one.'' Band 7, Nummer 6, 2012, S.&nbsp;e39279, [[doi:10.1371/journal.pone.0039279]], PMID 22768068, {{PMC|3387157}}.</ref> Auch spezifische [[Anatomie|anatomische]] Abweichungen im Gehirn von DIS-Patienten wurden wiederholt festgestellt.<ref name="PMID16585437">E. Vermetten, C. Schmahl, S. Lindner, R. J. Loewenstein, J. D. Bremner: ''Hippocampal and amygdalar volumes in dissociative identity disorder.'' In: ''The American journal of psychiatry.'' Band 163, Nummer 4, April 2006, S.&nbsp;630–636, [[doi:10.1176/ajp.2006.163.4.630]], PMID 16585437, {{PMC|3233754}}.</ref><ref name="PMID25545784">S. Chalavi, E. M. Vissia, M. E. Giesen, E. R. Nijenhuis, N. Draijer, J. H. Cole, P. Dazzan, C. M. Pariante, S. K. Madsen, P. Rajagopalan, P. M. Thompson, A. W. Toga, D. J. Veltman, A. A. Reinders: ''Abnormal hippocampal morphology in dissociative identity disorder and post-traumatic stress disorder correlates with childhood trauma and dissociative symptoms.'' In: ''Human brain mapping.'' Band 36, Nummer 5, Mai 2015, S.&nbsp;1692–1704, [[doi:10.1002/hbm.22730]], PMID 25545784, {{PMC|4400262}}.</ref>
Mit dem Identitätswechsel gehen Wechsel körperlicher Werte des [[Vegetatives Nervensystem|vegetativen Nervensystems]] (zum Beispiel Puls, Blutdruck, Muskelspannung, und Sehschärfe) und markante Wechsel in der Aktivität des Gehirns einher, wie mit [[Bildgebendes Verfahren (Medizin)|bildgebenden Verfahren]] wiederholt nachgewiesen wurde.<ref name="PMID14683715">A. A. Reinders, E. R. Nijenhuis, A. M. Paans, J. Korf, A. T. Willemsen, J. A. den Boer: ''One brain, two selves.'' In: ''NeuroImage.'' Band 20, Nummer 4, Dezember 2003, S.&nbsp;2119–2125, PMID 14683715.</ref><ref name="PMID17008145">A. A. Reinders, E. R. Nijenhuis, J. Quak, J. Korf, J. Haaksma, A. M. Paans, A. T. Willemsen, J. A. den Boer: ''Psychobiological characteristics of dissociative identity disorder: a symptom provocation study.'' In: ''Biological psychiatry.'' Band 60, Nummer 7, Oktober 2006, S.&nbsp;730–740, [[doi:10.1016/j.biopsych.2005.12.019]], PMID 17008145.</ref><ref name="PMID24179849">Y. R. Schlumpf, E. R. Nijenhuis, S. Chalavi, E. V. Weder, E. Zimmermann, R. Luechinger, R. La Marca, A. A. Reinders, L. Jäncke: ''Dissociative part-dependent biopsychosocial reactions to backward masked angry and neutral faces: An fMRI study of dissociative identity disorder.'' In: ''NeuroImage. Clinical.'' Band 3, 2013, S.&nbsp;54–64, [[doi:10.1016/j.nicl.2013.07.002]], PMID 24179849, {{PMC|3791283}}.</ref><ref name="PMID24976633">A. A. Reinders, A. T. Willemsen, J. A. den Boer, H. P. Vos, D. J. Veltman, R. J. Loewenstein: ''Opposite brain emotion-regulation patterns in identity states of dissociative identity disorder: a PET study and neurobiological model.'' In: ''Psychiatry research.'' Band 223, Nummer 3, September 2014, S.&nbsp;236–243, [[doi:10.1016/j.pscychresns.2014.05.005]], PMID 24976633.</ref><ref name="PMID24922512">Y. R. Schlumpf, A. A. Reinders, E. R. Nijenhuis, R. Luechinger, M. J. van Osch, L. Jäncke: ''Dissociative part-dependent resting-state activity in dissociative identity disorder: a controlled FMRI perfusion study.'' In: ''PloS one.'' Band 9, Nummer 6, 2014, S.&nbsp;e98795, [[doi:10.1371/journal.pone.0098795]], PMID 24922512, {{PMC|4055615}}.</ref><ref name="PMID27120718">A. A. Reinders, A. T. Willemsen, E. M. Vissia, H. P. Vos, J. A. den Boer, E. R. Nijenhuis: ''The Psychobiology of Authentic and Simulated Dissociative Personality States: The Full Monty.'' In: ''The Journal of nervous and mental disease.'' Band 204, Nummer 6, Juni 2016, S.&nbsp;445–457, [[doi:10.1097/NMD.0000000000000522]], PMID 27120718.</ref> Bei derartigen Untersuchungen zeigten sich auch Unterschiede zwischen tatsächlicher und gespielter (simulierter) DIS.<ref name="PMID22768068">A. A. Reinders, A. A. Reinders, A. T. Willemsen, H. P. Vos, J. A. den Boer, E. R. Nijenhuis: ''Fact or factitious? A psychobiological study of authentic and simulated dissociative identity states.'' In: ''PloS one.'' Band 7, Nummer 6, 2012, S.&nbsp;e39279, [[doi:10.1371/journal.pone.0039279]], PMID 22768068, {{PMC|3387157}}.</ref> Auch bestimmte [[Anatomie|anatomische]] Abweichungen im Gehirn von Menschen mit DIS wurden wiederholt festgestellt.<ref name="PMID16585437">E. Vermetten, C. Schmahl, S. Lindner, R. J. Loewenstein, J. D. Bremner: ''Hippocampal and amygdalar volumes in dissociative identity disorder.'' In: ''The American journal of psychiatry.'' Band 163, Nummer 4, April 2006, S.&nbsp;630–636, [[doi:10.1176/ajp.2006.163.4.630]], PMID 16585437, {{PMC|3233754}}.</ref><ref name="PMID25545784">S. Chalavi, E. M. Vissia, M. E. Giesen, E. R. Nijenhuis, N. Draijer, J. H. Cole, P. Dazzan, C. M. Pariante, S. K. Madsen, P. Rajagopalan, P. M. Thompson, A. W. Toga, D. J. Veltman, A. A. Reinders: ''Abnormal hippocampal morphology in dissociative identity disorder and post-traumatic stress disorder correlates with childhood trauma and dissociative symptoms.'' In: ''Human brain mapping.'' Band 36, Nummer 5, Mai 2015, S.&nbsp;1692–1704, [[doi:10.1002/hbm.22730]], PMID 25545784, {{PMC|4400262}}.</ref>

== Ursachen ==
Nach jahrzehntelanger Auswertung einer sehr großen Anzahl von Krankengeschichten besteht in Fachkreisen nahezu Einigkeit darüber, dass DIS durch besondere Störungen der Entwicklung während der Kindheit verursacht wird. Extrem negative Lebensumstände überwältigender Art wie Vernachlässigung, Misshandlung und Missbrauch, insbesondere bis zum Alter von 5&nbsp;Jahren, können die Entwicklung einer einheitlichen Persönlichkeit verhindern. Stattdessen kann es zu einer Aufspaltung und Abkapselung von Gedächtnisinhalten kommen, die sich verfestigen und schließlich zu wechselnden und sich gegenseitig ausschließenden Teilpersönlichkeiten führen.<ref>International Society for the Study of Trauma and Dissociation: ''Guidelines for Treating Dissociative Identity Disorder in Adults, Third Revision.'' In: ''Journal of Trauma & Dissociation,'' 12:2, 2011, S. 115–187, {{Webarchiv|url=https://www.isst-d.org/downloads/GUIDELINES_REVISED2011.pdf|text=PDF|wayback=20161105164534|webciteID=|archive-is=|archive-today=}} (abgerufen 25. Juli 2016), S. 122–124.</ref> Die Ergebnisse gezielter Gehirnforschung in diesem Bereich haben diese Auffassung in vollem Umfang bestätigt.<ref name="PMID24179849" /><ref name="PMID24922512" /><ref name="PMID27120718" />


== Diagnose ==
== Diagnose ==
Die Diagnose erfolgt durch Erhebung der Krankengeschichte, eventuell mit Eigen- und Fremd[[anamnese]]. Sie gilt als anspruchsvoll,<ref name='"albrechtRoss-2017'>{{Literatur |Autor=Bessy Albrecht-Ross |Hrsg= |Titel=Der Wille zu leben: Fragen zum guten Leben bei Menschen mit Dissoziativer Identitätsstörung |Verlag=Tectum Verlag |Ort=Marburg |Datum=2017 |ISBN=3-8288-3921-5}}</ref> auch weil es Teil des Symptombildes ist, dass die Persönlichkeitszustände oft nur getrennt erlebt werden und teilweise die Tendenz besteht, sie zu verbergen. Auch daher ist das Risiko einer Fehldiagnose erhöht.<ref name="isstd-2011" /><ref name="PMID25598819">V. Şar: ''The many faces of dissociation: opportunities for innovative research in psychiatry.'' In: ''Clinical psychopharmacology and neuroscience: the official scientific journal of the Korean College of Neuropsychopharmacology.'' Band 12, Nummer 3, Dezember 2014, S.&nbsp;171–179, [[doi:10.9758/cpn.2014.12.3.171]], PMID 25598819, {{PMC|4293161}} (Review).</ref>
=== Allgemeines ===
Die Diagnose erfolgt durch Erhebung der Krankengeschichte (evtl. mit ausführlicher Eigen- ''und'' Fremd-[[Anamnese]]). Sie ist bei DIS eine besondere Herausforderung, da es Teil der Störung ist, dass die Patienten ihre Teilpersönlichkeiten nur getrennt erleben und generell die Tendenz haben, sowohl diese Aufspaltung als auch negative Erinnerungen zu verbergen. Aus diesen Gründen sind die Risiken außergewöhnlich groß, dass DIS fälschlich als eine andere Störung oder eine andere Störung fälschlich als DIS diagnostiziert wird.<ref>International Society for the Study of Trauma and Dissociation: ''Guidelines for Treating Dissociative Identity Disorder in Adults, Third Revision'', in: Journal of Trauma & Dissociation, 12:2, 2011, S. 115–187, {{Webarchiv|url=https://www.isst-d.org/downloads/GUIDELINES_REVISED2011.pdf|text=PDF|wayback=20161105164534|webciteID=|archive-is=|archive-today=}} (abgerufen 25. Juli 2016), S. 124–130.</ref><ref name="PMID25598819">V. Şar: ''The many faces of dissociation: opportunities for innovative research in psychiatry.'' In: ''Clinical psychopharmacology and neuroscience: the official scientific journal of the Korean College of Neuropsychopharmacology.'' Band 12, Nummer 3, Dezember 2014, S.&nbsp;171–179, [[doi:10.9758/cpn.2014.12.3.171]], PMID 25598819, {{PMC|4293161}} (Review).</ref>


=== Differenzialdiagnose ===
=== Differenzialdiagnose ===
Die [[Differenzialdiagnose|differenzialdiagnostische Abgrenzung]] zu anderen Störungen ist oft schwierig. Besonders präzise muss die differentialdiagnostische Unterscheidung von der [[Borderline-Störung]] oder anderen Persönlichkeitsstörungen, der [[Schizophrenie]] oder der [[Posttraumatische Belastungsstörung|posttraumatischen Belastungsstörung]] (posttraumatic stress disorder, PTSD) erfolgen.
Die [[Differenzialdiagnose|differenzialdiagnostische]] Abgrenzung kann komplex anmuten und benötigt ausreichende Fachkenntnis.<ref name='"albrechtRoss-2017' /> Besonders sorgfältig muss die Unterscheidung von Persönlichkeitsstörungen wie der Borderline-Störung, Störungen aus dem schizophrenen Formenkreis oder der [[komplexe posttraumatische Belastungsstörung|komplexen posttraumatischen Belastungsstörung]] erfolgen.


* Patienten mit einer [[Borderline-Persönlichkeitsstörung|Borderline-Störung]] leiden unter häufigen Stimmungsschwankungen, oft ohne von außen erkennbare Ursache, die zumindest auf den ersten Blick wie verschiedene Persönlichkeitsanteile imponieren können. Außerdem sind schwerwiegende Identitätsstörungen typisch für das Krankheitsbild.
* Patienten mit einer Borderline-Störung leiden unter häufigen Stimmungsschwankungen, oft ohne von außen erkennbare Ursache, die auf den ersten Blick wie Identitätswechsel imponieren können. Außerdem sind schwerwiegende Identitätsstörungen typisch für das Krankheitsbild.
* Auch manche Formen der [[Schizophrenie]] weisen Ähnlichkeit zu Symptomen der multiplen Persönlichkeitsstörung auf: Manche dieser Patienten erleben Stimmen, die ihre Handlungen kommentieren und beobachten, ähnlich wie bei co-bewussten Subpersönlichkeiten.
* Auch manche Formen der [[Schizophrenie]] können Ähnlichkeit zu Symptomen aufweisen, die bei der DIS möglich sind. So erleben manche dieser Patienten Stimmen, die ihre Handlungen kommentieren und beobachten, was auch im Erleben co-bewusster Identitäten auftreten kann. Im Unterschied zu psychotischen Personen zeigen Menschen mit DIS jedoch keine [[Symptome der Schizophrenie nach Schneider|schneiderschen Symptome]] zweiten Ranges, und die Symptome ersten Ranges haben keine wahnhafte Qualität oder externe Lokalisation.
* Die PTSD teilt mit der multiplen Persönlichkeit die traumatische Genese, außerdem treten typischerweise dissoziative Symptome auf. Häufig fühlen die Patienten sich auch von sich selber entfremdet.
* Die komplexe posttraumatische Belastungsstörung teilt mit der dissoziativen Identitätsstörung die traumatische Genese und es treten häufig dissoziative Symptome wie Amnesie und [[Depersonalisation]] auf. Umgekehrt ist die DIS daher auch häufig von PTSD-artigen Symptomen begleitet.<ref name="dell-oneil-2009" />


== Therapie ==
== Behandlung ==
Die Behandlung verfolgt grundsätzlich das Ziel, die Lebensqualität durch verbesserte innere Kommunikation und Kooperation zu steigern, sowie, sofern gewünscht, die Integration verschiedener Persönlichkeitszustände zu einem zu unterstützen.<ref name="isstd-2011" /> Die Prioritäten der therapeutischen Arbeit sollen dabei sein:<ref name="isstd-2011" />
Die Behandlung der DIS galt lange Zeit bei Anwendung der verbreiteten [[Psychotherapeutische Verfahren|psychotherapeutischen Verfahren]] als äußerst schwierig. Als erfolgversprechend und dringend geboten erwies sich jedoch die Anwendung spezieller integrativer psychotherapeutischer Verfahren, die eine schonende, aber wirksame tiefenpsychologische Bearbeitung und Integration der traumatischen Erinnerungen, wie auch geeignete Methoden zur Arbeit mit den verschiedenen abgespaltenen Teilpersönlichkeiten ermöglichen.<ref name="PMID24865199">B. L. Brand, R. J. Loewenstein, D. Spiegel: ''Dispelling myths about dissociative identity disorder treatment: an empirically based approach.'' In: ''Psychiatry.'' Band 77, Nummer 2, 2014, S.&nbsp;169–189, [[doi:10.1521/psyc.2014.77.2.169]], PMID 24865199 (Review).</ref> Dabei ist das Ziel, eine Entwicklung anzustoßen hin zu einer Integration der verschiedenen Teilpersönlichkeiten zu einer einheitlicheren Persönlichkeit.
# Stabilisierung und Sicherheit
# Traumabearbeitung zur Reduktion der damit assoziierten, PTSD-artigen Symptomatik
# Schritte zur Kommunikation, Kooperation, und Integration


Unter Beachtung dieser Prioritäten stehen drei Felder im Fokus:
Empfohlen werden hierfür speziell für die Behandlung der DIS entwickelte Verfahren mit mehreren Abschnitten (Phasen):
# Reaktionsmuster bei Gefahren und Traumata
# Unterbrechungen, Lücken und Sprünge in der kindlichen und jugendlichen Entwicklung
# [[Bindungstheorie|Bindungs-]] und Abgrenzungsverhalten


Dabei ist das subjektive Erleben der eigenen Daseinsberechtigung auf eine selbstverständliche, nicht-apologetische Art Grundlage und verbindendes Element dieser Felder, und bildet so die Voraussetzung für eine hohe Lebensqualität bei Menschen mit dissoziativer Identität.<ref name='"albrechtRoss-2017' />
# Aufbau einer stabilen, vertrauensvollen therapeutischen Beziehung.
# Stabilisierungsphase, Herstellung von innerer Sicherheit und Symptomminderung, z.&nbsp;B. durch gezielte Spaltung ([[Dissoziation (Psychologie)|Dissoziation]]) von belastenden Vorstellungen einerseits und der Affektenergie andererseits.
# Ressourcenarbeit, Klären und Stärken innerer und äußerer [[Ressource#Psychotherapie|Ressourcen]].
# Ursprungs[[Trauma (Psychologie)|trauma]] finden, behutsame Annäherung an die traumatischen Erlebnisse.
# Bearbeitung und Integration traumatischer Erinnerungen (ressourcenorientiertes Arbeiten mit stabilisierenden inneren Bildern und in Verbindung „Distanzierungstechniken“, wie der sogenannten „[[Bildschirmtechnik]]“ (evtl. mit kleiner S/W-Projektion ohne Ton, nur mit Bild, verfremdet, Szenenabläufe, deemotionalisiernde, distanzierende, ressourcenstärkende Musikuntermalung, Veränderung der Sprechstimmen..., Ablaufregelung, langsam – schnell – Szenensprünge – vorwärts – rückwärts, von geschütztem „Tresorraum“ aus durch gepanzertes Fenster betrachtet...); portionsweises Betrachten und Bearbeiten des Traumas Schritt für Schritt, um den Betroffenen vor überwältigenden Gefühlen zu bewahren und eine sanftere, dosierte Traumakonfrontation und -bearbeitung und danach eine Reintegration des abgespaltenen traumatischen Materials zu ermöglichen).
# Aufspüren und „Kontaktaufbau“ mit allen abgespaltenen Persönlichkeitsanteilen.<ref>Zu den ersten Entwicklungen von Bildschirmtechniken siehe Katharina Sternek: ''Über den Einsatz und die Wirkungsweise von „Bildschirm-Techniken“.'' Phänomenal 6(1), S. 20–29.</ref><ref>L. Reddemann: ''Imagination als heilsame Kraft: Zur Behandlung von Traumafolgen mit ressourcenorientierten Verfahren.'' Pfeiffer bei Klett-Cotta, Stuttgart 2001, ISBN 3-608-89691-0. 14., durchgesehene Auflage. Klett-Cotta, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-608-89034-1.</ref>
# Arbeit mit den Persönlichkeitsanteilen (Herausarbeiten von Ursprung und Absichten der Anteile), „Miteinander-in-Kontakt-bringen“ und „Versöhnen“ der Anteile, Arrangement und „Aufgabenneuverteilung“ zwischen den Anteilen, Neuorientierung und Restrukturierung.
# Integration und Wiederherstellung einer homogenen und stabilen Persönlichkeit und Identität.<ref>International Society for the Study of Trauma and Dissociation: ''Guidelines for Treating Dissociative Identity Disorder in Adults, Third Revision.'' In: ''Journal of Trauma & Dissociation,'' 12:2, 2011, S. 115–187, {{Webarchiv|url=https://www.isst-d.org/downloads/GUIDELINES_REVISED2011.pdf|text=PDF|wayback=20161105164534|webciteID=|archive-is=|archive-today=}} (abgerufen 25. Juli 2016), S. 135–145.</ref><ref>John G. Watkins, Helen H. Watkins: ''Ego-States. Theorie und Therapie''. 1. Aufl., Carl-Auer-Systeme-Verlag, Heidelberg 2003, ISBN 3-89670-414-1 (dt. Übersetzung; engl. Originaltitel: ''Ego states. Theory and Therapy'').</ref><ref>L. Reddemann, A. Hofmann, U. Gast (Hrsg.): ''Psychotherapie der dissoziativen Störungen. Krankheitsmodelle und Therapiepraxis – störungsspezifisch und schulenübergreifend'' (=&nbsp;''Lindauer Psychotherapie-Module''). Georg Thieme Verlag, Stuttgart u.&nbsp;a. 2004, ISBN 3-13-130511-8, S.&nbsp;101ff: ''Zielorientiertes Integrationsmodell.''</ref><ref>Jochen Peichl: ''Die inneren Traum-Landschaften. Borderline, Ego-State, Täter-Introjekt; mit 21 Tabellen''. Schattauer Verlag, Stuttgart u.&nbsp;a. 2007, ISBN 3-7945-2521-3.</ref><ref>T. Bronisch, L. Reddemann, M. Bohus, M. Dose, C. Unckel: ''Krisenintervention bei Persönlichkeitsstörungen: Therapeutische Hilfe bei Suizidalität, Selbstschädigung, Impulsivität, Angst und Dissozation.'' Pfeiffer bei Klett-Cotta, Stuttgart 2000, ISBN 3-608-89688-0. 4. Auflage. Klett-Cotta, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-608-89096-9.</ref><ref>Jochen Peichl: ''Innere Kinder, Täter, Helfer & Co. Ego-State-Therapie des traumatisierten Selbst'' (=&nbsp;''Leben Lernen,'' Nr. 202). 1. Aufl., Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2007, ISBN 3-608-89047-5.</ref><ref>L. Reddemann: ''Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie PITT: Das Manual.'' Pfeiffer, Stuttgart 2004, ISBN 3-608-89729-1. 6., vollständig überarbeitete Neuauflage. Klett-Cotta, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-608-89105-8.</ref>


Eine der hierfür spezifisch entwickelten [[Liste von Psychotherapie- und Selbsterfahrungsmethoden|psychotherapeutischen Methoden]] ist die [[Ego-State-Therapie]]. Auch die [[Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie]] nach [[Luise Reddemann]] hat besondere Ansätze zur Behandlung des DIS ausgearbeitet.
Hierfür entwickelte oder spezifisch ausgearbeitete [[Liste von Psychotherapie- und Selbsterfahrungsmethoden|psychotherapeutische Methoden]] sind die [[Ego-State-Therapie]] und die [[Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie]]. Auch speziell angepasste Skills-Trainings, bei deren Entwicklung die Besonderheiten und Bedürfnisse von Menschen mit DIS berücksichtigt wurden, stehen zur Verfügung.<ref>{{Literatur |Autor=Boon, Steele, van der Hart |Hrsg= |Titel=Coping with trauma-related dissociation : skills training for patients and their therapists |Auflage=1st ed |Verlag=W.W. Norton |Ort=New York |Datum=2011 |ISBN=978-0-393-70646-8}}</ref>


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Diskussionen über dissoziative Identitäten waren bei französischen Psychiatern und Philosophen der Jahre 1840 bis 1880 ein häufiges Thema.<ref name="Gast u.&nbsp;a.">Nach: Ursula Gast, Frauke Rodewald, Arne Hofmann, Helga Mattheß, Ellert Nijenhuis, [[Luise Reddemann]], Hinderk M. Emrich: [http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=53608 ''Die dissoziative Identitätsstörung – häufig fehldiagnostiziert''.] In: ''Deutsches Ärzteblatt.'' 2006, 103(47), S.&nbsp;A-3193, B-2781, C-2664.</ref> Der Begriff der ''Dissoziation'' als „Desintegration und Fragmentierung des Bewusstseins“ wurde 1889 durch den französischen Psychiater und Begründer der modernen [[Dynamische Psychiatrie|dynamischen Psychiatrie]] [[Pierre Janet]] (1859–1947) geprägt.<ref>[[Pierre Janet]]: ''L’automatisme psychologique''. Félix Alcan, Paris 1889 (Reprint: Société Pierre Janet, Paris 1889/1973). Nach: Ursula Gast, Frauke Rodewald, Arne Hofmann, Helga Mattheß, Ellert Nijenhuis, [[Luise Reddemann]], Hinderk M. Emrich: [http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=53608 ''Die dissoziative Identitätsstörung – häufig fehldiagnostiziert''.] In: ''Deutsches Ärzteblatt.'' 2006, 103(47), S.&nbsp;A-3193, B-2781, C-2664.</ref> Er entwickelte eine bis heute einflussreiche Theorie über die Verarbeitungsprozesse traumatischer Erfahrungen und betrachtete die Traumaantwort grundsätzlich als eine Störung des [[Autobiographisches Gedächtnis|Gedächtnisses]], welche die Integration der traumatischen Erinnerungen in bestehende [[Kognition#Kognition in der Psychologie|kognitive]] Strukturen verhindere, was über deren [[Spaltung (Psychologie)|Abspaltung]] von [[Bewusstsein]] und [[Volition (Psychologie)|Willenskontrolle]] zu dissoziativer Amnesie führe.<ref>''[https://www.michaela-huber.com/files/links/michaela_huber_interview_mit_onno_van_der_hart_0609191.pdf „Die Phobie vor dem Trauma überwinden“ – Zur Bedeutung von Janets Dissoziationstheorie für die Entwicklung der modernen Psychotraumatologie. Ein Gespräch mit Onno van der Hart – von Michaela Huber.]'' (PDF 169 kB; [https://web.archive.org/web/20181206042919/https://www.michaela-huber.com/files/links/michaela_huber_interview_mit_onno_van_der_hart_0609191.pdf Archiv]).</ref> Damit hat Janet bereits 1889 wichtige Grundlagen für das Verständnis der Dissoziation als solcher und damit auch für die moderne [[Psychotraumatologie]] und -therapie geschaffen, die für fast 100 Jahre weitgehend in Vergessenheit gerieten.<ref>Gerhard Heim, Karl-Ernst Bühler: ''Die Wiederkehr des Vergessenen: Zur Geschichte der PTBS''. In: K. Brücher, M. Poltrum (Hrsg.) ''Psychiatrische Diagnostik. Zur Kritik der Diagnostischen Vernunft.'' Parodos Verlag, Berlin 2012, ISBN 3-938880-55-4, S.&nbsp;87–104.</ref> Ein Fall von DIS aus dem 16. Jahrhundert wurde erstmals 1896 und dann erneut 1996 analysiert.<ref>Onno van der Hart, Ruth Lierens, Jean Goodwin: ''Jeanne Fery: A Sixteen Century Case of Dissociative Identity Disorder.'' In: ''The Journal of Psychohistory.'' 24 (1), 1996, S.&nbsp;1–12, [http://www.onnovdhart.nl/articles/jeanne_fery.pdf PDF] (abgerufen 29. July 2016).</ref>
Ein Fall von DIS aus dem 16. Jahrhundert wurde erstmals 1896 und dann erneut 1996 analysiert.<ref>Onno van der Hart, Ruth Lierens, Jean Goodwin: ''Jeanne Fery: A Sixteen Century Case of Dissociative Identity Disorder.'' In: ''The Journal of Psychohistory.'' 24 (1), 1996, S.&nbsp;1–12, [http://www.onnovdhart.nl/articles/jeanne_fery.pdf PDF] (abgerufen 29. July 2016).</ref> Diskussionen über Persönlichkeitsspaltung waren bei französischen Psychiatern und Philosophen der Jahre 1840 bis 1880 ein häufiges Thema.<ref name="Gast u.&nbsp;a.">Nach: Ursula Gast, Frauke Rodewald, Arne Hofmann, Helga Mattheß, Ellert Nijenhuis, Luise Reddemann, Hinderk M. Emrich: [http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=53608 ''Die dissoziative Identitätsstörung – häufig fehldiagnostiziert''.] In: ''Deutsches Ärzteblatt.'' 2006, 103(47), S.&nbsp;A-3193, B-2781, C-2664.</ref>


1973 erschien ''Sybil'', ein von der Journalistin [[Flora Rheta Schreiber]] verfasster [[Fallbericht (Medizin)|Fallbericht]] über eine Patientin mit 16 Persönlichkeitszuständen, der zum Bestseller avancierte. Danach meldeten sich in den USA mehrere hundert Menschen, die angaben, ebenfalls unter dieser Störung zu leiden. In späteren Jahren wurde das Buch aufgrund bestimmter darin vorkommender Methoden (Erzeugung von Medikamentenabhängigkeit, Elektroschock) und der kommerziellen Interessen der Beteiligten als unzuverlässige und irreführende Quelle angesehen.<ref>Mikkel Borch-Jacobsen: ''Making Minds and Madness.'' Cambridge University Press, 2009, ISBN 978-0-521-71688-8, S. 64ff.</ref>
Der Begriff der ''Dissoziation'' als „Desintegration und Fragmentierung des Bewusstseins“ wurde 1889 durch den französischen Psychiater und Begründer der modernen [[Dynamische Psychiatrie|dynamischen Psychiatrie]] [[Pierre Janet]] (1859–1947) geprägt.<ref>[[Pierre Janet]]: ''L’automatisme psychologique''. Félix Alcan, Paris 1889 (Reprint: Société Pierre Janet, Paris 1889/1973). Nach: Ursula Gast, Frauke Rodewald, Arne Hofmann, Helga Mattheß, Ellert Nijenhuis, Luise Reddemann, Hinderk M. Emrich: [http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=53608 ''Die dissoziative Identitätsstörung – häufig fehldiagnostiziert''.] In: ''Deutsches Ärzteblatt.'' 2006, 103(47), S.&nbsp;A-3193, B-2781, C-2664.</ref> Er entwickelte bereits eine bis heute gültige Theorie über die Verarbeitungsprozesse traumatischer Erfahrungen. Janet betrachtete die Trauma-Antwort grundsätzlich als eine Störung des [[Autobiographisches Gedächtnis|Gedächtnisses]], die die Integration der traumatischen Erinnerungen in bestehende [[Kognition#Kognition in der Psychologie|kognitive]] Strukturen verhindere, was zu deren [[Spaltung (Psychologie)|Abspaltung]] von [[Bewusstsein]] und [[Volition (Psychologie)|Willenskontrolle]] und zu ''[[Dissoziation (Psychologie)|Dissoziation]]'' und ''[[Amnesie]]'' führe.<ref>''[https://www.michaela-huber.com/files/links/michaela_huber_interview_mit_onno_van_der_hart_0609191.pdf „Die Phobie vor dem Trauma überwinden“ – Zur Bedeutung von Janets Dissoziationstheorie für die Entwicklung der modernen Psychotraumatologie. Ein Gespräch mit Onno van der Hart – von Michaela Huber.]'' (PDF 169 kB; [https://web.archive.org/web/20181206042919/https://www.michaela-huber.com/files/links/michaela_huber_interview_mit_onno_van_der_hart_0609191.pdf Archiv]).</ref> Damit hat Janet bereits 1889 wichtige Erkenntnisse der modernen [[Psychotraumatologie]] und -therapie, sowie der Dissoziation in wesentlichen Teilen vorweggenommen, die fast 100 Jahre weitgehend in Vergessenheit gerieten.<ref>Gerhard Heim, Karl-Ernst Bühler: ''Die Wiederkehr des Vergessenen: Zur Geschichte der PTBS''. In: K. Brücher, M. Poltrum (Hrsg.) ''Psychiatrische Diagnostik. Zur Kritik der Diagnostischen Vernunft.'' Parodos Verlag, Berlin 2012, ISBN 3-938-88055-4, S.&nbsp;87–104.</ref>


Im [[Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders]] (DSM) der [[American Psychiatric Association]] (APA) ist die DIS seit 1968 enthalten und erhielt anfangs den Namen ''hysterische Neurose vom dissoziativen Typ'' (DSM-II, 1968). Danach änderte sich die Bezeichnung zunächst zu ''multiple Persönlichkeit'' (DSM-III, 1980), dann zu ''multiple Persönlichkeitsstörung'' (DSM-III-R, 1987), und schließlich hin zu ''dissoziative Identitätsstörung'' (DSM-IV, 1994). In der Internationalen Klassifikation der Krankheiten der [[Weltgesundheitsorganisation]] war die Störung zunächst als ''hysterische Neurose'' (ICD-8, 1965) zu finden<ref>{{Literatur |Autor=Aubrey Lewis, Rudolf Degkwitz, Werner Mombour, World Health Organization. |Titel=Diagnosenschlüssel und Glossar psychiatrischer Krankheiten : Dt. Übers. d. internat. Klassifikation d. WHO, ICD (ICD, Internat. classification of diseases), 8. Revision u.d. internat. Glossars |Auflage=2., korrigierte Aufl. Stand: Sommer 1971 |Verlag=Springer |Ort=Berlin |Datum=1971 |ISBN=3-540-05553-3}}</ref> und behielt diesen Namen (ICD-9, 1977),<ref>{{Literatur |Titel=Diagnosenschlüssel und Glossar psychiatrischer Krankheiten Deutsche Ausgabe der internationalen Klassifikation der Krankheiten der WHO, ICD (=International Classification of Diseases), 9. Revision, Kapitel V |Auflage=Fünfte Auflage, korrigiert nach der 9. revision der ICD |Verlag=Springer Berlin Heidelberg |Ort=Berlin, Heidelberg |Datum=1980 |ISBN=978-3-642-67529-4}}</ref> bis sie in ''multiple Persönlichkeitsstörung'' (erste ICD-10-Version, 1992),<ref name="icd10"/><ref>{{Literatur |Autor=World Health Organization |Titel=The ICD-10 classification of mental and behavioural disorders: diagnostic criteria for research. |Online=https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/37108/9241544554.pdf|Verlag=World Health Organization |Ort=Geneva |Datum=1993 |ISBN=9241544554 |Seiten=104}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=World Health Organization |Titel=The ICD-10 classification of mental and behavioural disorders: Clinical descriptions and diagnostic guidelines. |Verlag=World Health Organization |Ort=Geneva |Datum=1992 |ISBN=9241544228 |Seiten=128 |Online=https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/37958/9241544228_eng.pdf}}</ref> dann in ''multiple Persönlichkeit'' (alle späteren ICD-10-Versionen)<ref>{{Literatur |Autor=World Health Organization |Titel=International statistical classification of diseases and related health problems |Auflage=10th revision, 2nd edition |Ort=Genf |Datum=2004 |ISBN=9241546492 |Sprache=en}}<br />{{Literatur |Autor=World Health Organization |Titel=International statistical classification of diseases and related health problems |Auflage=10th revision, 5th edition |Ort=Genf |Datum=2016 |Sprache=en |ISBN=9789241549165 |Seiten=312 |Online=https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/246208/9789241549165-V1-eng.pdf |Abruf=2019-04-16}}<br />{{Internetquelle |autor=World Health Organization |archiv-url=https://web.archive.org/web/20190415185020/https://www.who.int/classifications/icd/icdonlineversions/en/ |url=https://www.who.int/classifications/icd/icdonlineversions/en/|titel=ICD-10 online versions |datum= 2018-11-23|abruf=2019-04-15 |sprache=en}}<br />{{Internetquelle |autor=World Health Organization |url=http://apps.who.int/classifications/apps/icd/icd10online2003/fr-icd.htm?gf40.htm |archiv-url=https://web.archive.org/web/20190415174104/http://apps.who.int/classifications/apps/icd/icd10online2003/fr-icd.htm?gf40.htm |titel=ICD-10 2003 (Second Edition) |datum=2003 |abruf=2019-04-15 |sprache=en}}<br />{{Internetquelle |autor=World Health Organization |url=http://apps.who.int/classifications/apps/icd/icd10online2004/fr-icd.htm?gf40.htm+ |titel=ICD-10 2004 |werk= |hrsg= |datum=2004 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20190415184634/http://apps.who.int/classifications/apps/icd/icd10online2004/fr-icd.htm?gf40.htm+ |abruf=2019-04-15 |sprache=en}}<br />{{Internetquelle |autor=World Health Organization |url=http://apps.who.int/classifications/apps/icd/icd10online2005/fr-icd.htm?gf40.htm+ |titel=ICD-10 2005 |datum=2005 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20190415190616/http://apps.who.int/classifications/apps/icd/icd10online2005/gf40.htm |abruf=2019-04-15 |sprache=en}}<br />{{Internetquelle |autor=World Health Organization |url=http://apps.who.int/classifications/apps/icd/icd10online2006/index.htm?gf40.htm |titel=ICD-10 2006 |datum=2006 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20190415191615/http://apps.who.int/classifications/apps/icd/icd10online2006/index.htm?gf40.htm |abruf=2019-04-15 |sprache=en}}<br />{{Internetquelle |autor=World Health Organization |url=http://apps.who.int/classifications/apps/icd/icd10online2007/index.htm?gf40.htm+ |titel=ICD-10 2007 |datum=2007 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20190415194532/http://apps.who.int/classifications/apps/icd/icd10online2007/gf40.htm |abruf=2019-04-15 |sprache=en}}<br />{{Internetquelle |autor=World Health Organization |url=https://icd.who.int/browse10/2008/en/#F44.8 |titel=ICD-10 2008 |datum=2008 |abruf=2019-04-15 |sprache=en}}<br />{{Internetquelle |autor=World Health Organization |url=https://icd.who.int/browse10/2010/en/#F44.8 |titel=ICD-10 2010 |datum=2010 |abruf=2019-04-15 |sprache=en}}<br />{{Internetquelle |autor=World Health Organization |url=https://icd.who.int/browse10/2014/en/#F44.8 |titel=ICD-10 2014 |datum=2014 |abruf=2019-04-15 |sprache=en}}<br />{{Internetquelle |autor=World Health Organization |url=https://icd.who.int/browse10/2015/en#/F44.8 |titel=ICD-10 2015 |datum=2015 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20190415154717/https://icd.who.int/browse10/2015/en#/F44.8 |abruf=2019-04-15 |sprache=en}}<br />{{Internetquelle |autor=World Health Organization |url=https://icd.who.int/browse10/2016/en#/F44.8 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20190415192534/https://icd.who.int/browse10/2016/en/#F44.8 |titel=ICD-10 2016 |datum=2016 |abruf=2019-04-15 |sprache=en}}</ref> und schließlich in ''dissoziative Identitätsstörung'' (ICD-11, 2018) umbenannt wurde.<ref name="icd11" /> Darin spiegelt sich auch die Entwicklung der Sichtweise wider.<ref name=":0">Ursula Gast, Frauke Rodewald, Arne Hofmann, Helga Mattheß, Ellert Nijenhuis, [[Luise Reddemann]], Hinderk M. Emrich: [http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=53608 ''Die dissoziative Identitätsstörung – häufig fehldiagnostiziert''.] In: ''Deutsches Ärzteblatt.'' 2006, 103(47), S.&nbsp;A-3193, B-2781, C-2664.</ref><ref>[[Luise Reddemann]], Arne Hofmann, Ursula Gast: ''Psychotherapie der dissoziativen Störungen''. 3.,&nbsp;überarbeitete Auflage. Thieme, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-13-130513-8, S. 24–25.</ref>
1973 erschien ''Sybil'', ein von der Journalistin [[Flora Rheta Schreiber]] verfasster [[Fallbericht (Medizin)|Fallbericht]] über eine Patientin mit 16 Persönlichkeiten. Aufgrund des Bestsellers meldeten sich in den USA mehrere hundert Menschen, die glaubten, ebenfalls an dieser Krankheit zu leiden. In späteren Jahren wurde das Buch aufgrund bestimmter darin vorkommender Therapiemethoden (Erzeugung von Medikamentenabhängigkeit, Elektroschock) und aufgrund kommerzieller Interessen der Beteiligten als unzuverlässige und irreführende Quelle angesehen.<ref>Mikkel Borch-Jacobsen: ''Making Minds and Madness.'' Cambridge University Press, 2009, ISBN 978-0-521-71688-8, S. 64ff.</ref>

Im [[Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders]] (DSM) der [[American Psychiatric Association]] (APA) ist die DIS seit 1980 (DSM-III) als ''Multiple Persönlichkeit'' enthalten, wobei sich die Bezeichnung für die Störung mehrfach änderte: Von ''Multiple Persönlichkeitsstörung'' (1987) hin zu ''Dissoziative Identitätsstörung'' (ab 1994). Darin spiegeln sich auch die Entwicklung der Sichtweise auf diese Problematik wider:<ref name=":0">Ursula Gast, Frauke Rodewald, Arne Hofmann, Helga Mattheß, Ellert Nijenhuis, Luise Reddemann, Hinderk M. Emrich: [http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=53608 ''Die dissoziative Identitätsstörung – häufig fehldiagnostiziert''.] In: ''Deutsches Ärzteblatt.'' 2006, 103(47), S.&nbsp;A-3193, B-2781, C-2664.</ref><ref>Luise Reddemann, Arne Hofmann, Ursula Gast: ''Psychotherapie der dissoziativen Störungen''. 3.,&nbsp;überarbeitete Auflage. Thieme, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-13-130513-8, S. 24–25.</ref> In der [[Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme|Internationalen Klassifikation der Krankheiten]] der [[Weltgesundheitsorganisation]] ist die Störung seit 1992 als ''Multiple Persönlichkeitsstörung'' ([[ICD-10]]) aufgeführt; seit 2018 im ICD-11 als ''Dissoziative Identitätsstörung.<ref name=":62">[https://icd.who.int/browse11/l-m/en#/http%3a%2f%2fid.who.int%2ficd%2fentity%2f1829103493 ICD-11 Implementation Version] who.int, 6B64 Dissociative identity disorder </ref>''


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[komplexe posttraumatische Belastungsstörung]]
* [[Dissoziation (Psychologie)|Dissoziation]]
* [[Dissoziation (Psychologie)#Dissoziative Amnesie|dissoziative Amnesie]]
* [[Depersonalisation]]
* [[Depersonalisation]]
* [[Derealisation]]
* [[Derealisation]]
* [[Selbstgefühl]]
* [[Selbstbild]]


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://cdn-storage.br.de/MUJIuUOVBwQIbtChb6OHu7ODifWH_-b6/_-JS/_AN6_-bd/170125_0905_radioWissen_Multiple-Persoenlichkeit---Ich-bin-viele.mp3 Prisca Straub: ''Multiple Persönlichkeit – ‚Ich bin viele!‘''] Mitschnitt in der BR-Mediathek (22 min., MP3-Download), [http://www.br.de/radio/bayern2/wissen/radiowissen/psychologie/multiple-persoenlichkeit-persoenlichkeitsstoerung100.html Sendungsinfos], erstmals ausgestrahlt am 13. März 2013
* [http://cdn-storage.br.de/MUJIuUOVBwQIbtChb6OHu7ODifWH_-b6/_-JS/_AN6_-bd/170125_0905_radioWissen_Multiple-Persoenlichkeit---Ich-bin-viele.mp3 Prisca Straub: ''Multiple Persönlichkeit – ‚Ich bin viele!‘''] — Radiobeitrag in der BR-Mediathek (22 Minuten, MP3, Erstausstrahlung am 13. März 2013, [http://www.br.de/radio/bayern2/wissen/radiowissen/psychologie/multiple-persoenlichkeit-persoenlichkeitsstoerung100.html Sendungsinformationen])
* [http://vielfalt-info.de/ Vielfalt] — deutsche Interessensvertretung<ref>{{Literatur |Autor=Michaela Huber|Titel=Viele sein. Ein Handbuch : Komplextrauma und dissoziative Identität - verstehen, verändern, behandeln |Verlag=Junfermann |Ort=Paderborn |Datum=2011 |ISBN=978-3-87387-782-5}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Johanna Tränkner |Hrsg= |Titel=Die vielen Gesichter der Dissoziation: Angebote für Betroffene und Experten im Internet |Sammelwerk=PiD - Psychotherapie im Dialog |Band=18 |Nummer=03 |Ort= |Datum=2017 |ISBN= |ISSN=1438-7026 |Seiten=101–103 |Online=http://www.thieme-connect.de/DOI/DOI?10.1055/s-0043-111302 |Abruf=2019-04-08 |DOI=10.1055/s-0043-111302}}</ref>
* [https://www.dgtd.de/ Deutsche Gesellschaft für Trauma und Dissoziation] (DGTD) — deutsche Fachgesellschaft
* [https://www.estd.org/de European Society for Trauma and Dissociation] (ESTD) — europäische Fachgesellschaft


== Literatur ==
== Literatur ==
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* International Society for the Study of Trauma and Dissociation: ''Guidelines for Treating Dissociative Identity Disorder in Adults, Third Revision.'' In: ''Journal of Trauma & Dissociation,'' 12:2, 2011, S. 115–187, [http://www.isst-d.org/downloads/GUIDELINES_REVISED2011.pdf PDF] (abgerufen 25. Juli 2016).
* International Society for the Study of Trauma and Dissociation: ''Guidelines for Treating Dissociative Identity Disorder in Adults, Third Revision.'' In: ''Journal of Trauma & Dissociation,'' 12:2, 2011, S. 115–187, [http://www.isst-d.org/downloads/GUIDELINES_REVISED2011.pdf PDF] (abgerufen 25. Juli 2016).
* International Society for the Study of Trauma and Dissociation: ''Guidelines for the Evaluation and Treatment of Dissociative Symptoms in Children and Adolescents.'' In: ''Journal of Trauma & Dissociation,'' Vol. 5(3), 2004, S. 119–150, [http://www.isst-d.org/downloads/childguidelines-ISSTD-2003.pdf PDF] (abgerufen 30. Juli 2016).
* International Society for the Study of Trauma and Dissociation: ''Guidelines for the Evaluation and Treatment of Dissociative Symptoms in Children and Adolescents.'' In: ''Journal of Trauma & Dissociation,'' Vol. 5(3), 2004, S. 119–150, [http://www.isst-d.org/downloads/childguidelines-ISSTD-2003.pdf PDF] (abgerufen 30. Juli 2016).
* European Society for Trauma and Dissociation: ''Guidelines for the assessment and treatment of children and adolescents with dissociative symptoms and dissociative disorders.'', 2017, Child and Adolescent Committee of the ESTD, [https://www.estd.org/sites/default/files/files/estd_guidelines_child_and_adolescents_first_update_july_2.pdf PDF] (abgerufen 8. April 2019).


=== Einführungen ===
=== Einführungen ===
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* Kathlen Priebe, Christian Schmahl, Christian Stiglmayr: ''Dissoziative Identitätsstörung.'' In: Dieselben: ''Dissoziation. Theorie und Therapie'' Springer-Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-642-35066-5, S. 228–236.
* Kathlen Priebe, Christian Schmahl, Christian Stiglmayr: ''Dissoziative Identitätsstörung.'' In: Dieselben: ''Dissoziation. Theorie und Therapie'' Springer-Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-642-35066-5, S. 228–236.
* Frank W. Putnam: ''Handbuch dissoziative Identitätsstörung: Diagnose und psychotherapeutische Behandlung.'' Probst, Lichtenau/Westfalen 2013, ISBN 978-3-9813389-9-7.
* Frank W. Putnam: ''Handbuch dissoziative Identitätsstörung: Diagnose und psychotherapeutische Behandlung.'' Probst, Lichtenau/Westfalen 2013, ISBN 978-3-9813389-9-7.
* T. Bronisch, L. Reddemann, M. Bohus, M. Dose, C. Unckel: ''Krisenintervention bei Persönlichkeitsstörungen: Therapeutische Hilfe bei Suizidalität, Selbstschädigung, Impulsivität, Angst und Dissozation.'' Pfeiffer bei Klett-Cotta, Stuttgart 2000, ISBN 3-608-89688-0. 4. Auflage. Klett-Cotta, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-608-89096-9.
*[[Luise Reddemann]]: ''Dissoziation'', in: T. Bronisch, L. Reddemann, M. Bohus, M. Dose, C. Unckel: ''Krisenintervention bei Persönlichkeitsstörungen: Therapeutische Hilfe bei Suizidalität, Selbstschädigung, Impulsivität, Angst und Dissozation.'' Pfeiffer bei Klett-Cotta, Stuttgart 2000, ISBN 3-608-89688-0. 4. Auflage. Klett-Cotta, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-608-89096-9, S. 145–163.
* Jochen Peichl: ''Die inneren Traum-Landschaften. Borderline, Ego-State, Täter-Introjekt; mit 21 Tabellen''. Schattauer Verlag, Stuttgart u.&nbsp;a. 2007, ISBN 3-7945-2521-3.
* Jochen Peichl: ''Die inneren Trauma-Landschaften. Borderline, Ego-State, Täter-Introjekt; mit 21 Tabellen''. Schattauer Verlag, Stuttgart u.&nbsp;a. 2007, ISBN 3-7945-2521-3.
* Luise Reddemann, Arne Hofmann, Ursula Gast: ''Psychotherapie der dissoziativen Störungen''. 3.,&nbsp;überarbeitete Auflage. Thieme, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-13-130513-8.
* [[Luise Reddemann]], Arne Hofmann, Ursula Gast: ''Psychotherapie der dissoziativen Störungen''. 3.,&nbsp;überarbeitete Auflage. Thieme, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-13-130513-8.


== Filmische Rezeption ==
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* [[Shutter Island (Film)|Shutter Island]], USA 2010
* [[Shutter Island (Film)|Shutter Island]], USA 2010
* [[The Ward]], USA 2010
* [[The Ward]], USA 2010
* [[Peacock (2010)]], USA 2010
* [[Peacock (2010)|Peacock]], USA 2010
* [[Taras Welten]], USA 2009–2011
* [[Taras Welten]], USA 2009–2011
* [[Hide and Seek – Du kannst dich nicht verstecken]], USA 2005
* [[Hide and Seek – Du kannst dich nicht verstecken]], USA 2005
* [[Das geheime Fenster]], USA 2004
* [[Das geheime Fenster]], USA 2004
* [[Identität (Film)|Identität]], USA 2003
* [[Identität (Film)|Identität]], USA 2003
* [[Fight Club (Film)|Fight Club]], USA 1999
* [[Fight Club (Film)|Fight Club]], USA 1999 (Verfilmung des [[Fight Club (Roman)|gleichnamigen Romans]] von [[Chuck Palahniuk]])
* [[Zwielicht (Film)|Zwielicht]], USA 1996
* [[Zwielicht (Film)|Zwielicht]], USA 1996 (Verfilmung des gleichnamigen Roman von [[William Diehl]])
* [[Labyrinth der Monster]], USA 1982 (gleichnamige Romanverfilmung von [[Rona Jaffe]])
* [[Labyrinth der Monster]], USA 1982 (Verfilmung des gleichnamigen Romans von [[Rona Jaffe]])
* [[Psycho (1960)|Psycho]], USA 1960
* [[Psycho (1960)|Psycho]], USA 1960


== Literarische Rezeption ==
== Literarische Rezeption ==
* [[Matt Ruff]]: ''Set This House in Order: A Romance of Souls'', HarperCollins Publishers, New York 2003<ref>Rezension: Kerry Fried: [http://www.nytimes.com/2003/03/23/books/cheaper-by-the-dozen.html Cheaper by the Dozen], [[New York Times]], 23. März 2003</ref><ref>Ann L. Hackman: ''Set This House in Order: A Romance of Souls'', Book Review, ''Psychiatric Services'' 54, 12, December 2003, S. 1660–1660; [[doi:10.1176/appi.ps.54.12.1660]]</ref>
* [[Matt Ruff]]: ''Set This House in Order: A Romance of Souls'', HarperCollins Publishers, New York 2003<ref>Rezension: Kerry Fried: [http://www.nytimes.com/2003/03/23/books/cheaper-by-the-dozen.html Cheaper by the Dozen], [[New York Times]], 23. März 2003</ref><ref>Ann L. Hackman: ''Set This House in Order: A Romance of Souls'', Book Review, ''Psychiatric Services'' 54, 12, December 2003, S. 1660–1660; [[doi:10.1176/appi.ps.54.12.1660]]</ref>
* [[Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde]]
* [[Adriana Stern]]: ''Hannah und die Anderen'', Argument Verlag, 2001
* [[Adriana Stern]]: ''Hannah und die Anderen'', Argument Verlag, 2001
* [[Robert Louis Stevenson]]: [[Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde]], 1886


== Einzelnachweise ==
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[[Kategorie:Persönlichkeitsstörung]]
[[Kategorie:Psychische Störung]]

Version vom 20. April 2019, 13:44 Uhr

Datei:Dissociative identity disorder.jpg
künstlerische Interpretation mehrerer dissoziativer Identitäten
Klassifikation nach ICD-10
F44.81 Multiple Persönlichkeit(sstörung)
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Die dissoziative Identitätsstörung (DIS) (nach DSM-5 und ICD-11) oder multiple Persönlichkeitsstörung (MPS) (nach ICD-10; veraltend) ist eine dissoziative Störung, die dadurch gekennzeichnet ist, dass verschiedene Persönlichkeitszustände (dissoziative Identitäten) abwechselnd die Kontrolle über das Denken, Fühlen und Handeln übernehmen.[1][2][3] Sie verfügen über eigene Charaktereigenschaften, Verhaltensweisen, Fähigkeiten, Wahrnehmungs- und Denkmuster.[1][2][3] Zusätzlich treten Erinnerungslücken zu Ereignissen oder persönlichen Informationen auf, die nicht mehr durch gewöhnliche Alltagsvergesslichkeit erklärbar sind.[1][2][3] Sie sollte nicht mit der dissozialen Persönlichkeitsstörung oder psychotischen Störungen wie der Schizophrenie verwechselt werden.[1][3]

Die DIS gilt als die schwerste Form der Dissoziation und wird in der Regel von weiteren psychischen Symptomen begleitet.[1] Als Ursache werden Abweichungen von der typischen Gehirnentwicklung aufgrund extrem traumatischer Erlebnisse während der Kindheit vermutet.[4][5] Entsprechende funktionelle und anatomische Veränderungen im Gehirn sind bei Betroffenen in ihrem Erwachsenenalter inzwischen vielfach durch statistische Auswertungen nachgewiesen worden.[4]

Verbreitung

Auf der Grundlage einer Vielzahl von Einzelstudien mit weit auseinanderliegenden Ergebnissen wurde 2011 die Verbreitung von DIS in der Allgemeinbevölkerung auf etwa 1–3 % geschätzt. Bei Patienten in psychiatrischen Kliniken, bei jugendlichen Krankenhauspatienten und bei Teilnehmern an Programmen gegen Drogenmissbrauch, Essstörungen und Zwangsstörungen lag die Verbreitung in Nordamerika, Europa und der Türkei bei 1–5 %. Statistisch signifikante Unterschiede nach Geschlecht wurden nicht festgestellt.[6]

Ursachen und Entstehung

Nach jahrzehntelanger Auswertung einer sehr großen Anzahl von Krankengeschichten besteht in Fachkreisen nahezu Einigkeit darüber, dass die DIS durch äußere Störeinflüsse der Entwicklung während der Kindheit verursacht wird. Extrem negative Lebensumstände überwältigender Art wie Vernachlässigung, Misshandlung und Missbrauch, insbesondere bis zum Alter von 5 Jahren, können die Entwicklung einer integrierten Persönlichkeit verhindern. Stattdessen kann es zu einer Abkapselung von Gedächtnisinhalten und wechselnden Identitäten kommen.[6] Die Ergebnisse gezielter Gehirnforschung in diesem Bereich haben diese Auffassung in vollem Umfang bestätigt.[7][8][9]

Symptombild

Betroffene haben wechselnde Identitäten mit jeweils eigenem Selbstbild und -konzept, beispielsweise grundlegende Einstellungen und Gefühle betreffend. Hinzu kommen Erinnerungslücken und regelmäßig auch Symptome ähnlich denen der posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD).[10][1] Unterschiedliche weitere Symptome, die denen anderer Störungen ähneln, sind häufig und bessern sich in der Regel nur, wenn die DIS in deren Behandlung mit einbezogen wird.[1] Dazu gehören insbesondere Depressionen, Angst-, Schlaf- und Essstörungen, Sucht- und Zwangserkrankungen, somatoforme Störungen, ängstlich-vermeidendes und Borderline-Verhalten.[1] Markante Unterschiede zwischen den einzelnen Identitäten sind dabei nicht ungewöhnlich.[1] Das gesamte Symptombild weist dadurch eine besondere Bandbreite und Variabilität auf. Des Weiteren nehmen die Betroffenen ihre Identitätswechsel in der Regel lange Zeit nicht als solche, sondern als unklare Störungen wahr. Auch deshalb bleibt eine DIS oft lange unerkannt oder falsch diagnostiziert.[6]

Neurobiologie

Mit dem Identitätswechsel gehen Wechsel körperlicher Werte des vegetativen Nervensystems (zum Beispiel Puls, Blutdruck, Muskelspannung, und Sehschärfe) und markante Wechsel in der Aktivität des Gehirns einher, wie mit bildgebenden Verfahren wiederholt nachgewiesen wurde.[11][12][7][13][8][9] Bei derartigen Untersuchungen zeigten sich auch Unterschiede zwischen tatsächlicher und gespielter (simulierter) DIS.[14] Auch bestimmte anatomische Abweichungen im Gehirn von Menschen mit DIS wurden wiederholt festgestellt.[15][16]

Diagnose

Die Diagnose erfolgt durch Erhebung der Krankengeschichte, eventuell mit Eigen- und Fremdanamnese. Sie gilt als anspruchsvoll,[17] auch weil es Teil des Symptombildes ist, dass die Persönlichkeitszustände oft nur getrennt erlebt werden und teilweise die Tendenz besteht, sie zu verbergen. Auch daher ist das Risiko einer Fehldiagnose erhöht.[6][18]

Differenzialdiagnose

Die differenzialdiagnostische Abgrenzung kann komplex anmuten und benötigt ausreichende Fachkenntnis.[17] Besonders sorgfältig muss die Unterscheidung von Persönlichkeitsstörungen wie der Borderline-Störung, Störungen aus dem schizophrenen Formenkreis oder der komplexen posttraumatischen Belastungsstörung erfolgen.

  • Patienten mit einer Borderline-Störung leiden unter häufigen Stimmungsschwankungen, oft ohne von außen erkennbare Ursache, die auf den ersten Blick wie Identitätswechsel imponieren können. Außerdem sind schwerwiegende Identitätsstörungen typisch für das Krankheitsbild.
  • Auch manche Formen der Schizophrenie können Ähnlichkeit zu Symptomen aufweisen, die bei der DIS möglich sind. So erleben manche dieser Patienten Stimmen, die ihre Handlungen kommentieren und beobachten, was auch im Erleben co-bewusster Identitäten auftreten kann. Im Unterschied zu psychotischen Personen zeigen Menschen mit DIS jedoch keine schneiderschen Symptome zweiten Ranges, und die Symptome ersten Ranges haben keine wahnhafte Qualität oder externe Lokalisation.
  • Die komplexe posttraumatische Belastungsstörung teilt mit der dissoziativen Identitätsstörung die traumatische Genese und es treten häufig dissoziative Symptome wie Amnesie und Depersonalisation auf. Umgekehrt ist die DIS daher auch häufig von PTSD-artigen Symptomen begleitet.[10]

Behandlung

Die Behandlung verfolgt grundsätzlich das Ziel, die Lebensqualität durch verbesserte innere Kommunikation und Kooperation zu steigern, sowie, sofern gewünscht, die Integration verschiedener Persönlichkeitszustände zu einem zu unterstützen.[6] Die Prioritäten der therapeutischen Arbeit sollen dabei sein:[6]

  1. Stabilisierung und Sicherheit
  2. Traumabearbeitung zur Reduktion der damit assoziierten, PTSD-artigen Symptomatik
  3. Schritte zur Kommunikation, Kooperation, und Integration

Unter Beachtung dieser Prioritäten stehen drei Felder im Fokus:

  1. Reaktionsmuster bei Gefahren und Traumata
  2. Unterbrechungen, Lücken und Sprünge in der kindlichen und jugendlichen Entwicklung
  3. Bindungs- und Abgrenzungsverhalten

Dabei ist das subjektive Erleben der eigenen Daseinsberechtigung auf eine selbstverständliche, nicht-apologetische Art Grundlage und verbindendes Element dieser Felder, und bildet so die Voraussetzung für eine hohe Lebensqualität bei Menschen mit dissoziativer Identität.[17]

Hierfür entwickelte oder spezifisch ausgearbeitete psychotherapeutische Methoden sind die Ego-State-Therapie und die Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie. Auch speziell angepasste Skills-Trainings, bei deren Entwicklung die Besonderheiten und Bedürfnisse von Menschen mit DIS berücksichtigt wurden, stehen zur Verfügung.[19]

Geschichte

Diskussionen über dissoziative Identitäten waren bei französischen Psychiatern und Philosophen der Jahre 1840 bis 1880 ein häufiges Thema.[20] Der Begriff der Dissoziation als „Desintegration und Fragmentierung des Bewusstseins“ wurde 1889 durch den französischen Psychiater und Begründer der modernen dynamischen Psychiatrie Pierre Janet (1859–1947) geprägt.[21] Er entwickelte eine bis heute einflussreiche Theorie über die Verarbeitungsprozesse traumatischer Erfahrungen und betrachtete die Traumaantwort grundsätzlich als eine Störung des Gedächtnisses, welche die Integration der traumatischen Erinnerungen in bestehende kognitive Strukturen verhindere, was über deren Abspaltung von Bewusstsein und Willenskontrolle zu dissoziativer Amnesie führe.[22] Damit hat Janet bereits 1889 wichtige Grundlagen für das Verständnis der Dissoziation als solcher und damit auch für die moderne Psychotraumatologie und -therapie geschaffen, die für fast 100 Jahre weitgehend in Vergessenheit gerieten.[23] Ein Fall von DIS aus dem 16. Jahrhundert wurde erstmals 1896 und dann erneut 1996 analysiert.[24]

1973 erschien Sybil, ein von der Journalistin Flora Rheta Schreiber verfasster Fallbericht über eine Patientin mit 16 Persönlichkeitszuständen, der zum Bestseller avancierte. Danach meldeten sich in den USA mehrere hundert Menschen, die angaben, ebenfalls unter dieser Störung zu leiden. In späteren Jahren wurde das Buch aufgrund bestimmter darin vorkommender Methoden (Erzeugung von Medikamentenabhängigkeit, Elektroschock) und der kommerziellen Interessen der Beteiligten als unzuverlässige und irreführende Quelle angesehen.[25]

Im Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM) der American Psychiatric Association (APA) ist die DIS seit 1968 enthalten und erhielt anfangs den Namen hysterische Neurose vom dissoziativen Typ (DSM-II, 1968). Danach änderte sich die Bezeichnung zunächst zu multiple Persönlichkeit (DSM-III, 1980), dann zu multiple Persönlichkeitsstörung (DSM-III-R, 1987), und schließlich hin zu dissoziative Identitätsstörung (DSM-IV, 1994). In der Internationalen Klassifikation der Krankheiten der Weltgesundheitsorganisation war die Störung zunächst als hysterische Neurose (ICD-8, 1965) zu finden[26] und behielt diesen Namen (ICD-9, 1977),[27] bis sie in multiple Persönlichkeitsstörung (erste ICD-10-Version, 1992),[2][28][29] dann in multiple Persönlichkeit (alle späteren ICD-10-Versionen)[30] und schließlich in dissoziative Identitätsstörung (ICD-11, 2018) umbenannt wurde.[3] Darin spiegelt sich auch die Entwicklung der Sichtweise wider.[31][32]

Siehe auch

Literatur

Leitlinien

  • International Society for the Study of Trauma and Dissociation: Guidelines for Treating Dissociative Identity Disorder in Adults, Third Revision. In: Journal of Trauma & Dissociation, 12:2, 2011, S. 115–187, PDF (abgerufen 25. Juli 2016).
  • International Society for the Study of Trauma and Dissociation: Guidelines for the Evaluation and Treatment of Dissociative Symptoms in Children and Adolescents. In: Journal of Trauma & Dissociation, Vol. 5(3), 2004, S. 119–150, PDF (abgerufen 30. Juli 2016).
  • European Society for Trauma and Dissociation: Guidelines for the assessment and treatment of children and adolescents with dissociative symptoms and dissociative disorders., 2017, Child and Adolescent Committee of the ESTD, PDF (abgerufen 8. April 2019).

Einführungen

  • M. J. Dorahy, B. L. Brand, V. Sar, C. Krüger, P. Stavropoulos, A. Martínez-Taboas, R. Lewis-Fernández, W. Middleton: Dissociative identity disorder: An empirical overview. In: The Australian and New Zealand journal of psychiatry. Band 48, Nummer 5, Mai 2014, S. 402–417, doi:10.1177/0004867414527523, PMID 24788904 (Review).
  • B. L. Brand, R. J. Loewenstein, D. Spiegel: Dispelling myths about dissociative identity disorder treatment: an empirically based approach. In: Psychiatry. Band 77, Nummer 2, 2014, S. 169–189, doi:10.1521/psyc.2014.77.2.169, PMID 24865199 (Review).
  • Kathlen Priebe, Christian Schmahl, Christian Stiglmayr: Dissoziative Identitätsstörung. In: Dieselben: Dissoziation. Theorie und Therapie Springer-Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-642-35066-5, S. 228–236.
  • Frank W. Putnam: Handbuch dissoziative Identitätsstörung: Diagnose und psychotherapeutische Behandlung. Probst, Lichtenau/Westfalen 2013, ISBN 978-3-9813389-9-7.
  • Luise Reddemann: Dissoziation, in: T. Bronisch, L. Reddemann, M. Bohus, M. Dose, C. Unckel: Krisenintervention bei Persönlichkeitsstörungen: Therapeutische Hilfe bei Suizidalität, Selbstschädigung, Impulsivität, Angst und Dissozation. Pfeiffer bei Klett-Cotta, Stuttgart 2000, ISBN 3-608-89688-0. 4. Auflage. Klett-Cotta, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-608-89096-9, S. 145–163.
  • Jochen Peichl: Die inneren Trauma-Landschaften. Borderline, Ego-State, Täter-Introjekt; mit 21 Tabellen. Schattauer Verlag, Stuttgart u. a. 2007, ISBN 3-7945-2521-3.
  • Luise Reddemann, Arne Hofmann, Ursula Gast: Psychotherapie der dissoziativen Störungen. 3., überarbeitete Auflage. Thieme, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-13-130513-8.

Filmische Rezeption

Literarische Rezeption

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i DSM-5 Task Force.: Diagnostic and statistical manual of mental disorders : DSM-5. Hrsg.: American Psychiatric Association. 5. Auflage. American Psychiatric Association, Arlington, VA 2013, ISBN 978-0-89042-554-1.
  2. a b c d The ICD-10 Classification of Mental and Behavioural Disorders. World Health Organization;
  3. a b c d e ICD-11 - Mortality and Morbidity Statistics. WHO, abgerufen am 6. April 2019 (englisch).
  4. a b Brigitte Bosse: Dissoziative Identitätsstörung – „Wir sind Viele“. Deutsches Ärzteblatt, PP, Heft 6, Juni 2014, S. 264–265.
  5. Luise Reddemann, Arne Hofmann, Ursula Gast: Psychotherapie der dissoziativen Störungen. 3., überarbeitete Auflage. Thieme, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-13-130513-8.
  6. a b c d e f International Society for the Study: Guidelines for Treating Dissociative Identity Disorder in Adults, Third Revision. In: Journal of Trauma & Dissociation. Band 12, Nr. 2, 28. Februar 2011, ISSN 1529-9732, S. 115–187, doi:10.1080/15299732.2011.537247 (tandfonline.com [abgerufen am 7. April 2019]).
  7. a b Y. R. Schlumpf, E. R. Nijenhuis, S. Chalavi, E. V. Weder, E. Zimmermann, R. Luechinger, R. La Marca, A. A. Reinders, L. Jäncke: Dissociative part-dependent biopsychosocial reactions to backward masked angry and neutral faces: An fMRI study of dissociative identity disorder. In: NeuroImage. Clinical. Band 3, 2013, S. 54–64, doi:10.1016/j.nicl.2013.07.002, PMID 24179849, PMC 3791283 (freier Volltext).
  8. a b Y. R. Schlumpf, A. A. Reinders, E. R. Nijenhuis, R. Luechinger, M. J. van Osch, L. Jäncke: Dissociative part-dependent resting-state activity in dissociative identity disorder: a controlled FMRI perfusion study. In: PloS one. Band 9, Nummer 6, 2014, S. e98795, doi:10.1371/journal.pone.0098795, PMID 24922512, PMC 4055615 (freier Volltext).
  9. a b A. A. Reinders, A. T. Willemsen, E. M. Vissia, H. P. Vos, J. A. den Boer, E. R. Nijenhuis: The Psychobiology of Authentic and Simulated Dissociative Personality States: The Full Monty. In: The Journal of nervous and mental disease. Band 204, Nummer 6, Juni 2016, S. 445–457, doi:10.1097/NMD.0000000000000522, PMID 27120718.
  10. a b Paul F. Dell, John A. O'Neil: Dissociation and the dissociative disorders : DSM-V and beyond. Routledge, New York 2009, ISBN 978-0-415-95785-4.
  11. A. A. Reinders, E. R. Nijenhuis, A. M. Paans, J. Korf, A. T. Willemsen, J. A. den Boer: One brain, two selves. In: NeuroImage. Band 20, Nummer 4, Dezember 2003, S. 2119–2125, PMID 14683715.
  12. A. A. Reinders, E. R. Nijenhuis, J. Quak, J. Korf, J. Haaksma, A. M. Paans, A. T. Willemsen, J. A. den Boer: Psychobiological characteristics of dissociative identity disorder: a symptom provocation study. In: Biological psychiatry. Band 60, Nummer 7, Oktober 2006, S. 730–740, doi:10.1016/j.biopsych.2005.12.019, PMID 17008145.
  13. A. A. Reinders, A. T. Willemsen, J. A. den Boer, H. P. Vos, D. J. Veltman, R. J. Loewenstein: Opposite brain emotion-regulation patterns in identity states of dissociative identity disorder: a PET study and neurobiological model. In: Psychiatry research. Band 223, Nummer 3, September 2014, S. 236–243, doi:10.1016/j.pscychresns.2014.05.005, PMID 24976633.
  14. A. A. Reinders, A. A. Reinders, A. T. Willemsen, H. P. Vos, J. A. den Boer, E. R. Nijenhuis: Fact or factitious? A psychobiological study of authentic and simulated dissociative identity states. In: PloS one. Band 7, Nummer 6, 2012, S. e39279, doi:10.1371/journal.pone.0039279, PMID 22768068, PMC 3387157 (freier Volltext).
  15. E. Vermetten, C. Schmahl, S. Lindner, R. J. Loewenstein, J. D. Bremner: Hippocampal and amygdalar volumes in dissociative identity disorder. In: The American journal of psychiatry. Band 163, Nummer 4, April 2006, S. 630–636, doi:10.1176/ajp.2006.163.4.630, PMID 16585437, PMC 3233754 (freier Volltext).
  16. S. Chalavi, E. M. Vissia, M. E. Giesen, E. R. Nijenhuis, N. Draijer, J. H. Cole, P. Dazzan, C. M. Pariante, S. K. Madsen, P. Rajagopalan, P. M. Thompson, A. W. Toga, D. J. Veltman, A. A. Reinders: Abnormal hippocampal morphology in dissociative identity disorder and post-traumatic stress disorder correlates with childhood trauma and dissociative symptoms. In: Human brain mapping. Band 36, Nummer 5, Mai 2015, S. 1692–1704, doi:10.1002/hbm.22730, PMID 25545784, PMC 4400262 (freier Volltext).
  17. a b c Bessy Albrecht-Ross: Der Wille zu leben: Fragen zum guten Leben bei Menschen mit Dissoziativer Identitätsstörung. Tectum Verlag, Marburg 2017, ISBN 3-8288-3921-5.
  18. V. Şar: The many faces of dissociation: opportunities for innovative research in psychiatry. In: Clinical psychopharmacology and neuroscience: the official scientific journal of the Korean College of Neuropsychopharmacology. Band 12, Nummer 3, Dezember 2014, S. 171–179, doi:10.9758/cpn.2014.12.3.171, PMID 25598819, PMC 4293161 (freier Volltext) (Review).
  19. Boon, Steele, van der Hart: Coping with trauma-related dissociation : skills training for patients and their therapists. 1st ed Auflage. W.W. Norton, New York 2011, ISBN 978-0-393-70646-8.
  20. Nach: Ursula Gast, Frauke Rodewald, Arne Hofmann, Helga Mattheß, Ellert Nijenhuis, Luise Reddemann, Hinderk M. Emrich: Die dissoziative Identitätsstörung – häufig fehldiagnostiziert. In: Deutsches Ärzteblatt. 2006, 103(47), S. A-3193, B-2781, C-2664.
  21. Pierre Janet: L’automatisme psychologique. Félix Alcan, Paris 1889 (Reprint: Société Pierre Janet, Paris 1889/1973). Nach: Ursula Gast, Frauke Rodewald, Arne Hofmann, Helga Mattheß, Ellert Nijenhuis, Luise Reddemann, Hinderk M. Emrich: Die dissoziative Identitätsstörung – häufig fehldiagnostiziert. In: Deutsches Ärzteblatt. 2006, 103(47), S. A-3193, B-2781, C-2664.
  22. „Die Phobie vor dem Trauma überwinden“ – Zur Bedeutung von Janets Dissoziationstheorie für die Entwicklung der modernen Psychotraumatologie. Ein Gespräch mit Onno van der Hart – von Michaela Huber. (PDF 169 kB; Archiv).
  23. Gerhard Heim, Karl-Ernst Bühler: Die Wiederkehr des Vergessenen: Zur Geschichte der PTBS. In: K. Brücher, M. Poltrum (Hrsg.) Psychiatrische Diagnostik. Zur Kritik der Diagnostischen Vernunft. Parodos Verlag, Berlin 2012, ISBN 3-938880-55-4, S. 87–104.
  24. Onno van der Hart, Ruth Lierens, Jean Goodwin: Jeanne Fery: A Sixteen Century Case of Dissociative Identity Disorder. In: The Journal of Psychohistory. 24 (1), 1996, S. 1–12, PDF (abgerufen 29. July 2016).
  25. Mikkel Borch-Jacobsen: Making Minds and Madness. Cambridge University Press, 2009, ISBN 978-0-521-71688-8, S. 64ff.
  26. Aubrey Lewis, Rudolf Degkwitz, Werner Mombour, World Health Organization.: Diagnosenschlüssel und Glossar psychiatrischer Krankheiten : Dt. Übers. d. internat. Klassifikation d. WHO, ICD (ICD, Internat. classification of diseases), 8. Revision u.d. internat. Glossars. 2., korrigierte Aufl. Stand: Sommer 1971. Springer, Berlin 1971, ISBN 3-540-05553-3.
  27. Diagnosenschlüssel und Glossar psychiatrischer Krankheiten Deutsche Ausgabe der internationalen Klassifikation der Krankheiten der WHO, ICD (=International Classification of Diseases), 9. Revision, Kapitel V. Fünfte Auflage, korrigiert nach der 9. revision der ICD. Springer Berlin Heidelberg, Berlin, Heidelberg 1980, ISBN 978-3-642-67529-4.
  28. World Health Organization: The ICD-10 classification of mental and behavioural disorders: diagnostic criteria for research. World Health Organization, Geneva 1993, ISBN 92-4154455-4, S. 104 (who.int [PDF]).
  29. World Health Organization: The ICD-10 classification of mental and behavioural disorders: Clinical descriptions and diagnostic guidelines. World Health Organization, Geneva 1992, ISBN 92-4154422-8, S. 128 (who.int [PDF]).
  30. World Health Organization: International statistical classification of diseases and related health problems. 10th revision, 2nd edition Auflage. Genf 2004, ISBN 92-4154649-2 (englisch).
    World Health Organization: International statistical classification of diseases and related health problems. 10th revision, 5th edition Auflage. Genf 2016, ISBN 978-92-4154916-5, S. 312 (englisch, who.int [PDF; abgerufen am 16. April 2019]).
    World Health Organization: ICD-10 online versions. 23. November 2018, archiviert vom Original; abgerufen am 15. April 2019 (englisch).
    World Health Organization: ICD-10 2003 (Second Edition). 2003, archiviert vom Original; abgerufen am 15. April 2019 (englisch).
    World Health Organization: ICD-10 2004. 2004, archiviert vom Original; abgerufen am 15. April 2019 (englisch).
    World Health Organization: ICD-10 2005. 2005, archiviert vom Original; abgerufen am 15. April 2019 (englisch).
    World Health Organization: ICD-10 2006. 2006, archiviert vom Original; abgerufen am 15. April 2019 (englisch).
    World Health Organization: ICD-10 2007. 2007, archiviert vom Original; abgerufen am 15. April 2019 (englisch).
    World Health Organization: ICD-10 2008. 2008, abgerufen am 15. April 2019 (englisch).
    World Health Organization: ICD-10 2010. 2010, abgerufen am 15. April 2019 (englisch).
    World Health Organization: ICD-10 2014. 2014, abgerufen am 15. April 2019 (englisch).
    World Health Organization: ICD-10 2015. 2015, archiviert vom Original; abgerufen am 15. April 2019 (englisch).
    World Health Organization: ICD-10 2016. 2016, archiviert vom Original; abgerufen am 15. April 2019 (englisch).
  31. Ursula Gast, Frauke Rodewald, Arne Hofmann, Helga Mattheß, Ellert Nijenhuis, Luise Reddemann, Hinderk M. Emrich: Die dissoziative Identitätsstörung – häufig fehldiagnostiziert. In: Deutsches Ärzteblatt. 2006, 103(47), S. A-3193, B-2781, C-2664.
  32. Luise Reddemann, Arne Hofmann, Ursula Gast: Psychotherapie der dissoziativen Störungen. 3., überarbeitete Auflage. Thieme, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-13-130513-8, S. 24–25.
  33. Michaela Huber: Viele sein. Ein Handbuch : Komplextrauma und dissoziative Identität - verstehen, verändern, behandeln. Junfermann, Paderborn 2011, ISBN 978-3-87387-782-5.
  34. Johanna Tränkner: Die vielen Gesichter der Dissoziation: Angebote für Betroffene und Experten im Internet. In: PiD - Psychotherapie im Dialog. Band 18, Nr. 03, 2017, ISSN 1438-7026, S. 101–103, doi:10.1055/s-0043-111302 (thieme-connect.de [abgerufen am 8. April 2019]).
  35. Rezension: Kerry Fried: Cheaper by the Dozen, New York Times, 23. März 2003
  36. Ann L. Hackman: Set This House in Order: A Romance of Souls, Book Review, Psychiatric Services 54, 12, December 2003, S. 1660–1660; doi:10.1176/appi.ps.54.12.1660