Diana Russell, Duchess of Bedford

Lady Diana Spencer, Gemälde von Charles Jervas (vor 1731)

Diana Russell, Duchess of Bedford, geborene Lady Diana Spencer, (* 31. Juli 1710 in London; † 27. September 1735 ebenda) war eine britische Adelige. Bekanntheit erlangte sie durch ihre gescheiterten Ehepläne mit dem damaligen Prince of Wales. Durch ihre 1731 geschlossene Ehe mit John Russell, 4. Duke of Bedford wurde sie 1732 zur Duchess of Bedford. Spencer war eine Vorfahrin der nach ihr benannten, späteren Princess of Wales, Diana Spencer.

Leben

Kindheit und Jugend

Lady Diana Spencer neben ihrer Großmutter (Gemälde von Maria Verelst, 1744)

Diana Spencer wurde als jüngstes von fünf Kindern des Staatsmannes Charles Spencer, 3. Earl of Sunderland und dessen Gattin Anne Spencer, Countess of Sunderland geboren.[1] Die Familie Spencer erlangte zu jener Zeit zunehmenden Einfluss und Bekanntheit. Nach dem frühen Tod ihrer Mutter im Jahr 1716 heiratete Charles Spencer noch im selben Jahr Judith Tichborne, mit der er weitere drei Kinder hatte. Nachdem auch Charles Spencer 1722 gestorben war, kam Diana Spencer mit ihren Geschwistern in die Obhut ihrer Großmutter Sarah Churchill, Duchess of Marlborough.

Diana Spencer, auch „Lady Di“ oder „Dear little Die“ genannt, betätigte sich in ihrer Jugend als Amanuensis für ihre Großmutter.[2] Als Nachbarin von Georg Friedrich Händel interessierte sie sich zudem früh für Musik, insbesondere für die Oper. Eine frühe Aufführung von Händels Sosarme (gelistet unter dem ursprünglichen Titel Fernando) der Opera of the Nobility wurde im Februar 1734 ihr gewidmet.[3] Spencer galt als intelligent, charismatisch und attraktiv. Ihre Großmutter merkte 1723 an, dass ihre Enkelin über „mehr Verstand als jede andere mir bekannte Person meines Geschlechts“ verfügen würde.[4]

Eheanträge und Geplante Hochzeit mit dem Prince of Wales

Aufgrund des Einflusses der Familie Spencer und ihre Verwandtschaft mit der Duchess of Marlborough galt Diana Spencer als gute Partie in Adelskreisen. So versuchte Charles Seymour, 6. Duke of Somerset vergebens, sie mit seinem Enkelsohn zu vermählen. Auch andere Adelige wie Thomas Thynne, 2. Viscount Weymouth bekundeten Interesse an einer Ehe mit Spencer, scheiterten aber ebenfalls in ihrem Vorhaben. Philip Stanhope, 4. Earl of Chesterfield schickte 1731 einen schriftlichen Antrag an Spencers Großmutter, in dem er sie um ihre Genehmigung für eine Eheschließung erbat. Doch auch sein Ersinnen wurde abgelehnt. Kurz darauf erkrankte Diana Spencer an Skrofulose und musste operiert werden, um durch die Krankheit entstandene Hautgeschwülste zu kaschieren.

Diana Spencer verbrachte während ihrer Kindheit viel Zeit mit den Kindern von Georg II. und pflegte durch ihre Großmutter auch später noch einen engen Kontakt zur Königsfamilie. Sarah Churchill plante eine Eheschließung ihrer Enkeltochter mit dem Thronfolger Friedrich Ludwig von Hannover.[5] Die Pläne hierfür schritten weit voran: Windsor Castle wurde als Ort der Vermählung bestimmt, auch ein genauer Termin stand bereits fest. Dem in Geldsorgen befindlichen Prince of Wales wurde die hohe Summe von 100.000 Pfund angeboten, wenn er der Ehe zustimmte. Der amtierende Premierminister Robert Walpole, der eine vom europäischen Festland stammende Braut als zukünftige Princess of Wales bevorzugte, schritt jedoch ein und verhinderte eine Eheschließung.[2] Die Umstände dieser gescheiterten Hochzeitspläne blieben lange der Bevölkerung verborgen, erst Walpoles Sohn Horace Walpole, 4. Earl of Orford machte sie Jahrzehnte später öffentlich.

Ehe mit dem Duke of Bedford

Diana, Duchess of Bedford (Gemälde von Thomas Hudson, nach 1732)

Nach der erfolglosen Ehevermittlung mit dem Prince of Wales gab Spencers Großmutter ihre Zustimmung für eine Ehe ihrer Tochter mit dem gleichaltrigen Lord John Russell, dem Anwärter auf den Titel des Duke of Bedford. Die Eheschließung fand am 11. Oktober 1731 statt. Die Mitgift der Braut betrug 30.000 Pfund sowie die Aussicht auf weitere 100.000 Pfund nach dem Ableben ihrer Großmutter.[2] Bereits ein Jahr später, am 23. Oktober 1732, starb der amtierende Duke of Bedford, Dianas Schwager. Diana Russell war fortan Duchess of Bedford sowie Kastellan von Woburn Abbey. Da ihr Schwager in Spanien starb, erreichte Russell die Nachricht seines Todes verspätet. Kurz zuvor war die hochschwangere Duchess von ihrer Kutsche gestürzt, was zu einer verfrühten Geburt ihres Sohnes John führte. Er starb noch am selben Tag.[6] Laut John Hervey, 2. Baron Hervey wurde der Tod des Säuglings vor der psychisch angeschlagenen Duchess geheim gehalten. Ein „Ersatzkind“ sollte den Eindruck erwecken, dass ihr Sohn noch am Leben sei, ehe sich ihr psychischer Zustand verbesserte und man ihr die Wahrheit sagen konnte.[7]

Diana Russell musste weitere private Rückschläge hinnehmen: Ihre zweite Schwangerschaft endete in einer Fehlgeburt. Darunter litt ihre Ehe mit dem Duke of Bedford, der besessen darauf war, endlich Vater eines Titelerben zu werden. Russell hielt zu diesem Zeitpunkt weiter einen engen, schriftlichen Kontakt zu ihrer ratgebenden Großmutter, die über sämtliche Vorgänge in der Familie auf dem Laufenden gehalten wurde und weiter großen Einfluss hatte.

Tod und Nachleben

Im Frühjahr 1735 erkrankte Diana Russell, die ihr Unwohlsein zunächst für Symptome einer möglichen dritten Schwangerschaft hielt. Schnell wurde jedoch klar, dass die Duchess an Tuberkulose erkrankt war. Ihr gesundheitlicher Zustand verschlechterte sich rapide, sie verlor drastisch an Gewicht. Auf Anraten ihrer Großmutter wurde sie ins Londoner Stadthaus der Familie, Bedford House am Bloomsbury Square, gebracht. Dort starb Diana Russell am 27. September 1735 im Alter von nur 25 Jahren. Sie blieb kinderlos.

Russells Großmutter Sarah Churchill, die in Trauer und Wut um den Verlust ihrer Enkeltochter einen Großteil der Briefkorrespondenz verbrannte,[8] machte den Duke of Bedford für frühen Tod Diana Russells verantwortlich. Der mit Blei ausgekleidete Sarg mit dem Leichnam der Duchess of Bedford wurde in einer Prozession auf einer Lafette durch die Straßen gefahren und anschließend auf dem St. Michael’s Churchyard im Dorf Chenies in Buckinghamshire beigesetzt.[9][10] Der Duke of Bedford heiratete zwei Jahre später abermals und wurde Vater des von ihm sehnlichst erwarteten Titelerben.

Diana Russells Bruder John Spencer ist ein direkter Vorfahre von John Spencer, 8. Earl Spencer, der 1961 seiner neugeborenen Tochter den Namen Diana in Anlehnung an die gleichnamige Ahnin gab.[11] Anders als ihre Namensgeberin heiratete Diana Spencer 1981 den Prince of Wales und wurde so zur Princess of Wales, ehe sich das Paar 1996 scheiden ließ. Diana starb ein Jahr später bei einem Autounfall in Paris. Mehrfach wurden hierbei die Ähnlichkeiten in den Biografien der zwei Frauen hervorgehoben: Beide wuchsen in Althorp auf, verloren in jungen Jahren ihre Mutter, wurden dem damaligen Prince of Wales als Gattin vorgeschlagen und starben beide verfrüht.[12][13]

Literatur

  • Sarah Churchill, Duchess of Marlborough, Diana Russell, Duchess of Bedford: Letters of a Grandmother, 1732–1735. Being the Correspondence of Sarah, Duchess of Marlborough with Her Granddaughter Diana, Duchess of Bedford. Jonathan Cape, London 1943.
  • Victoria Massey: The First Lady Diana: The Life of Lady Diana Spencer, 1710–1735. London House, London 1999, ISBN 1-902809-01-7.
Commons: Diana Russell, Duchess of Bedford – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Victoria Massey: The First Lady Diana: The Life of Lady Diana Spencer, 1710–1735, S. 14
  2. a b c Sarah Churchill, Duchess of Marlborough, Diana Russell, Duchess of Bedford: Letters of a Grandmother, 1732-1735. Being the Correspondence of Sarah, Duchess of Marlborough with Her Granddaughter Diana, Duchess of Bedford, S. 14
  3. Thomas McGeary: The Politics of Opera in Handel’s Britain. Cambridge University Press, Cambridge 2013, ISBN 978-1-107-00988-2, S. 232
  4. Victoria Massey: The First Lady Diana: The Life of Lady Diana Spencer, 1710–1735, S. 100
  5. Sarah Churchill, Duchess of Marlborough, Diana Russell, Duchess of Bedford: Letters of a Grandmother, 1732-1735. Being the Correspondence of Sarah, Duchess of Marlborough with Her Granddaughter Diana, Duchess of Bedford, S. 13
  6. Sarah Churchill, Duchess of Marlborough, Diana Russell, Duchess of Bedford: Letters of a Grandmother, 1732-1735. Being the Correspondence of Sarah, Duchess of Marlborough with Her Granddaughter Diana, Duchess of Bedford, S. 81 bis 82
  7. Victoria Massey: The First Lady Diana: The Life of Lady Diana Spencer, 1710–1735, S. 178
  8. Victoria Massey: The First Lady Diana: The Life of Lady Diana Spencer, 1710–1735, S. 10
  9. Diana Russell, Duchess of Bedford in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 21. Mai 2024.
  10. Victoria Massey: The First Lady Diana: The Life of Lady Diana Spencer, 1710–1735, S. 48
  11. Victoria Massey: The First Lady Diana: The Life of Lady Diana Spencer, 1710–1735, S. 230
  12. Victoria Massey: The First Lady Diana: The Life of Lady Diana Spencer, 1710–1735, S. 9 bis 13
  13. A. T. Thomson, Sarah Churchill, Duchess of Marlborough: Memoirs of Sarah, Duchess of Marlborough, And of the Court of Queen Anne; In Two Volumes. Volume 2 – in Large Print. Third Party Titles, 2023, ISBN 978-3-387-09847-1, S. 347