„Deutsch-sowjetischer Nichtangriffspakt“ – Versionsunterschied

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=== Verhandlungen über die Dreier-Allianz ===
=== Verhandlungen über die Dreier-Allianz ===
Die Verhandlungen zwischen Großbritannien, Frankreich und der Sowjetunion waren von Beginn an von gegenseitigem Misstrauen getragen. Chamberlain stand den Sowjets grundsätzlich skeptisch gegenüber und hielt die Schlagkraft der [[Rote Armee|Roten Armee]] für gering.<ref>[[Winston Churchill]]: ''Der Zweite Weltkrieg.'' Bern 1954, S.&nbsp;135.</ref> Die Sowjetunion wiederum war nicht überzeugt, dass die Westmächte tatsächlich zu ihren Verpflichtungen stehen würden. In den Verhandlungen, die nun begannen, standen sich drei Positionen gegenüber: Großbritannien setzte sich dafür ein, dass jedes der drei teilnehmenden Länder unilateral eine Garantie für Polen und für [[Königreich Rumänien|Rumänien]] aussprechen sollte. Frankreich schlug dagegen einen gegenseitigen Beistandspakt in Bezug auf diese beiden Staaten vor. Die Sowjetunion wollte einen dreiseitigen Vertrag zwischen ihr, Großbritannien und Frankreich, die sich gegenüber allen europäischen Nachbarstaaten der Sowjetunion zu militärischem Beistand verpflichten und auf jeden [[Separatfrieden]] mit Deutschland verzichten sollten.<ref>[[Jean-Baptiste Duroselle]]: ''La décadence 1932–1939''. Imprimerie nationale 1979, S.&nbsp;420.</ref>
Die Verhandlungen zwischen Großbritannien, Frankreich und der Sowjetunion waren von Beginn an von gegenseitigem Misstrauen getragen. Chamberlain stand den Sowjets grundsätzlich skeptisch gegenüber und hielt die Schlagkraft der [[Rote Armee|Roten Armee]] für gering.<ref>[[Winston Churchill]]: ''Der Zweite Weltkrieg.'' Bern 1954, S.&nbsp;135.</ref> Die Sowjetunion wiederum war nicht überzeugt, dass die Westmächte tatsächlich zu ihren Verpflichtungen stehen würden. In den Verhandlungen, die nun begannen, standen sich drei Positionen gegenüber: Großbritannien setzte sich dafür ein, dass jedes der drei teilnehmenden Länder unilateral eine Garantie für Polen und für [[Königreich Rumänien|Rumänien]] aussprechen sollte. Frankreich schlug dagegen einen gegenseitigen Beistandspakt in Bezug auf diese beiden Staaten vor. Die Sowjetunion wollte einen dreiseitigen Vertrag zwischen ihr, Großbritannien und Frankreich, die sich gegenüber allen europäischen Nachbarstaaten der Sowjetunion zu militärischem Beistand verpflichten und auf jeden [[Separatfrieden]] mit Deutschland verzichten sollten.<ref>[[Jean-Baptiste Duroselle]]: ''La décadence 1932–1939''. Imprimerie nationale 1979, S.&nbsp;420.</ref> Die Beistandsgarantie sollte nach Vorstellung der Sowjetunion ein Interventionsrecht für den Fall beinhalten, dass einer der sowjetischen Nachbarstaaten eine „indirekten Aggression“ wie z.B. einer Annäherung an das Deutsche Reich vollzieht. Diese Staaten fürchteten jedoch Stalins Absichten ähnlich wie die Hitlers und lehnten dies ab. Auch Großbritannien fürchtete, dass dies einen Kriegsausbruch beschleunigen würde.<ref>Claudia Weber, ''Der Pakt: Stalin, Hitler und die Geschichte einer mörderischen Allianz'', Kindle Ausgabe, C.H.Beck, 18. Juli 2019, ASIN: B07T4JXPYM, Kapitel 2 "Wir werden ebenfalls schachern", Position 1059</ref>


Die Verhandlungen liefen schleppend, auch weil Seeds und sein französischer Kollege [[Paul-Émile Naggiar]] oder in dessen Vertretung Geschäftsträger Jean Payart ihre Verhandlungsschritte von ihren Regierungen in [[London]] bzw. [[Paris]] legitimieren lassen mussten. Diese mussten sich einerseits untereinander und andererseits mit den betroffenen Regierungen [[Zwischeneuropa]]s abstimmen, die der Aufgabe von [[Souveränität#Souveränität im Völkerrecht|Souveränitätsrechten]] gegenüber der Sowjetunion misstrauisch gegenüberstanden. Am 3.&nbsp;Mai wurde der bisherige Außenkommissar Litwinow, der aufgrund seiner [[Judentum|jüdischen]] Herkunft von der deutschen Presse heftig attackiert worden war, abgelöst und der [[Ministerrat der UdSSR|Vorsitzende des Rats der Volkskommissare]] Molotow übernahm zusätzlich die Leitung der Außenpolitik. Hiermit wurde ein genereller Kurswechsel der Sowjetunion eingeleitet. Der französische Botschafter in Berlin [[Robert Coulondre]] hielt von nun an ein deutsch-sowjetisches Bündnis und eine [[vierte Teilung Polens]] für möglich, glaubte aber „trotz der tiefen Ähnlichkeiten zwischen den beiden Regimes“, dass Hitler dagegen wäre. Um ein solches [[Renversement des alliances]] zu verhindern, drängten die Franzosen auf eine Beschleunigung der Verhandlungen, ohne großen Erfolg. Nach zähem Ringen akzeptierten die Westmächte erst am 1.&nbsp;Juli 1939 den sowjetischen Vorschlag, doch nun verzögerte Molotow den Abschluss der Dreier-Allianz mit seiner Forderung, die Sowjetunion müsse aus Symmetriegründen mit Polen und der Türkei bilaterale Beistandsabkommen unterzeichnen, und als Beistandsfall solle auch eine „indirekte Aggression“ Deutschlands gelten. Nachdem Seeds und Naggiar in diesen Fragen auftragsgemäß hart geblieben waren, erklärte er am 8.&nbsp;Juli, Voraussetzung für die Dreier-Allianz sei der vorherige Abschluss einer [[Militärkonvention]] zwischen den drei Ländern.<ref>Jean-Baptiste Duroselle: ''La décadence 1932–1939''. Imprimerie nationale 1979, S.&nbsp;420–430 (hier das Zitat).</ref>
Die Verhandlungen liefen schleppend, auch weil Seeds und sein französischer Kollege [[Paul-Émile Naggiar]] oder in dessen Vertretung Geschäftsträger Jean Payart ihre Verhandlungsschritte von ihren Regierungen in [[London]] bzw. [[Paris]] legitimieren lassen mussten. Diese mussten sich einerseits untereinander und andererseits mit den betroffenen Regierungen [[Zwischeneuropa]]s abstimmen, die der Aufgabe von [[Souveränität#Souveränität im Völkerrecht|Souveränitätsrechten]] gegenüber der Sowjetunion misstrauisch gegenüberstanden. Am 3.&nbsp;Mai wurde der bisherige Außenkommissar Litwinow, der aufgrund seiner [[Judentum|jüdischen]] Herkunft von der deutschen Presse heftig attackiert worden war, abgelöst und der [[Ministerrat der UdSSR|Vorsitzende des Rats der Volkskommissare]] Molotow übernahm zusätzlich die Leitung der Außenpolitik. Hiermit wurde ein genereller Kurswechsel der Sowjetunion eingeleitet. Der französische Botschafter in Berlin [[Robert Coulondre]] hielt von nun an ein deutsch-sowjetisches Bündnis und eine [[vierte Teilung Polens]] für möglich, glaubte aber „trotz der tiefen Ähnlichkeiten zwischen den beiden Regimes“, dass Hitler dagegen wäre. Um ein solches [[Renversement des alliances]] zu verhindern, drängten die Franzosen auf eine Beschleunigung der Verhandlungen, ohne großen Erfolg. Nach zähem Ringen akzeptierten die Westmächte erst am 1.&nbsp;Juli 1939 den sowjetischen Vorschlag, doch nun verzögerte Molotow den Abschluss der Dreier-Allianz mit seiner Forderung, die Sowjetunion müsse aus Symmetriegründen mit Polen und der Türkei bilaterale Beistandsabkommen unterzeichnen, und als Beistandsfall solle auch eine „indirekte Aggression“ Deutschlands gelten. Nachdem Seeds und Naggiar in diesen Fragen auftragsgemäß hart geblieben waren, erklärte er am 8.&nbsp;Juli, Voraussetzung für die Dreier-Allianz sei der vorherige Abschluss einer [[Militärkonvention]] zwischen den drei Ländern.<ref>Jean-Baptiste Duroselle: ''La décadence 1932–1939''. Imprimerie nationale 1979, S.&nbsp;420–430 (hier das Zitat).</ref>

Version vom 14. April 2020, 21:14 Uhr

Moskau, 24. August 1939: Handschlag Stalins und Ribbentrops nach der Unterzeichnung des Nichtangriffspakts
Das geheime Zusatzprotokoll vom 23. August 1939 zum Nichtangriffspakt
Deutsch-sowjetische Demarkationslinie in Polen nach dem sowjetischen Einmarsch in Ostpolen, Iswestija vom 18. September 1939
Bekanntmachung über den deutsch-sowjetischen Nichtangriffsvertrag im Reichsgesetzblatt

Der deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt, bekannt als Hitler-Stalin-Pakt (nach den beiden Außenministern auch Molotow-Ribbentrop-Pakt genannt), war ein auf zehn Jahre befristeter Vertrag zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion, der am 24. August 1939 (mit Datum vom 23. August 1939) in Moskau vom Reichsaußenminister Joachim von Ribbentrop und dem sowjetischen Volkskommissar für Auswärtige Angelegenheiten Wjatscheslaw Molotow in Anwesenheit Josef Stalins (als KPdSU-Generalsekretär de facto Führer der Sowjetunion) und des deutschen Botschafters Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg unterzeichnet und publiziert wurde. Der Pakt garantierte dem Deutschen Reich die sowjetische Neutralität bei einer kriegerischen Auseinandersetzung mit Polen und den Westmächten.

Ein geheimes Zusatzprotokoll „für den Fall einer territorial-politischen Umgestaltung“ gestattete der Sowjetunion, im Ersten Weltkrieg verlorene Territorien des Russischen Kaiserreichs wiederzugewinnen. Es erklärte Ostpolen, Finnland, Estland und Lettland zur sowjetischen Interessensphäre, Westpolen und Litauen zur deutschen. Dabei wurde das seit dem Polnisch-Sowjetischen Krieg umstrittene Wilnaer Gebiet Litauen zugerechnet. In Polen sollten die Flüsse Narew, Weichsel und San die Einflusssphären abgrenzen. Im Südosten Europas wurde Bessarabien zum sowjetischen Interessengebiet deklariert. Deutschland wiederum erklärte sein politisches Desinteresse an Bessarabien.[1]

Zudem ging mit dem Vertrag ein jährlich zu erneuerndes Wirtschaftsabkommen einher, durch das die Sowjetunion neben Nahrungsmitteln vor allem Rohstoffe wie Öl und seltene Erze lieferte, das Deutsche Reich im Gegenzug vor allem industrielle Erzeugnisse und Steinkohle. Während die sowjetische Seite ihren Verpflichtungen bis zum Kriegsausbruch sehr genau und kulant nachkam und sie zum Teil übererfüllte, geriet die deutsche Seite teilweise in Verzug. Zudem ermöglichte die Sowjetunion Deutschland die Benutzung von Häfen in der Arktis, am Schwarzen Meer und am Pazifischen Ozean und ließ deutsche Transitwaren kostenlos mit der sowjetischen Eisenbahn befördern.[2]

Nachdem die Wehrmacht beim Überfall auf Polen das westliche Polen und die Rote Armee Ostpolen militärisch besetzt hatten, ergänzte der Deutsch-Sowjetische Grenz- und Freundschaftsvertrag vom 28. September 1939 den Nichtangriffspakt. Neben einer Bekräftigung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit präzisierten begleitende, geheime Abkommen die Aufteilung Polens, schlugen die baltischen Staaten, diesmal mit Litauen, der Sowjetunion zu und legten die Überführung der deutschen, ukrainischen und weißrussischen Minderheiten aus den betroffenen Gebieten in den eigenen Machtbereich fest.

Mit Durchführung des Unternehmens Barbarossa am 22. Juni 1941 brach das Deutsche Reich beide Verträge.

Vorgeschichte

Adolf Hitler hatte mehrfach versucht, die Staaten des Cordon sanitaire aus ihrer Bindung an Frankreich zu lösen. Ähnlich wie im Friedensvertrag von Brest-Litowsk von 1918 sollten die Staaten dieses Ländergürtels wieder von Deutschland abhängig und in eine offensive Frontstellung gegen die Sowjetunion gebracht werden. Trotz des deutsch-polnischen Nichtangriffspakts von 1934 und der deutsch-rumänischen Annäherung 1936 scheiterte diese Politik. Polen lehnte im Oktober 1938 Hitlers Vorschlag einer gemeinsamen Ostexpansion ab, bei der es große Teile der Ukraine erhalten sollte. Damit lag für Hitler eine Lösung nahe, den „Cordon“ unter Ausschaltung der Westmächte gewaltsam in eine deutsche und eine sowjetische Interessensphäre aufzuteilen. Am 28. April 1939 wurde der deutsch-polnische Nichtangriffspakt einseitig von Deutschland aufgekündigt.

Als Deutschland am 15. März 1939 die sogenannte „Rest-Tschechei“ besetzte, wurde offenkundig, dass die anglo-französische Appeasement-Politik gescheitert war. Hitler hatte die Duldung seiner Revisionen des Versailler Vertrages als Schwäche ausgelegt, nicht als Versuch, Deutschland friedlich in die europäische Staatengemeinschaft einzugliedern. In Großbritannien forderten die oppositionellen Kräfte innerhalb der regierenden konservativen Partei unter Führung Winston Churchills das Ende aller Zugeständnisse gegenüber Deutschland. Premierminister Neville Chamberlain war zwar denjenigen Revisionsforderungen Hitlers nachgekommen, die er gemäß dem Selbstbestimmungsrecht der Völker für berechtigt hielt, sah aber in diesem gewaltsamen Bruch des Münchner Abkommens von 1938 eine Gefährdung der Machtbalance, auf der Großbritanniens Weltstellung beruhte. Die britisch-französische Garantieerklärung für die Unabhängigkeit Polens vom 31. März 1939 signalisierte, dass Großbritannien und Frankreich ein unabhängiges Polen als vitales eigenes Interesse betrachteten.

Anders als in Frankreich, das 1935 einen Beistandspakt mit der Sowjetunion geschlossen hatte, herrschte in Großbritannien nach wie vor eine starke Abneigung gegen ein solches Bündnis. Seit März 1939 verstärkte sich aber die Einsicht, dass ohne die Sowjetunion in Europa keine wirksame Position gegen Hitler aufgebaut werden konnte. Die Sowjetunion, die 1938 beim Münchner Abkommen noch als Paria außen vor gehalten worden war, wurde nun diplomatisch aufgewertet und in den Kreis der Mächte aufgenommen, die das Schicksal Ostmitteleuropas bestimmten.[3] Am 15. und 16. April 1939 führten der Volkskommissar des Auswärtigen Maxim Litwinow und der britische Botschafter William Seeds in Moskau Gespräche über „die Schaffung einer gemeinsamen Front zu gegenseitigen Hilfeleistung zwischen Großbritannien, Frankreich und der UdSSR“.[4] Am 18. April 1939 schlug Außenkommissar Litwinow Großbritannien und Frankreich einen gegenseitigen Beistandspakt gegen jeden Angreifer vor, verbunden mit einer Beistandszusage für die baltischen Staaten, Finnland und Polen. Am 27. April 1939 kündigte Deutschland daraufhin das deutsch-britische Flottenabkommen von 1935.

Verhandlungen über die Dreier-Allianz

Die Verhandlungen zwischen Großbritannien, Frankreich und der Sowjetunion waren von Beginn an von gegenseitigem Misstrauen getragen. Chamberlain stand den Sowjets grundsätzlich skeptisch gegenüber und hielt die Schlagkraft der Roten Armee für gering.[5] Die Sowjetunion wiederum war nicht überzeugt, dass die Westmächte tatsächlich zu ihren Verpflichtungen stehen würden. In den Verhandlungen, die nun begannen, standen sich drei Positionen gegenüber: Großbritannien setzte sich dafür ein, dass jedes der drei teilnehmenden Länder unilateral eine Garantie für Polen und für Rumänien aussprechen sollte. Frankreich schlug dagegen einen gegenseitigen Beistandspakt in Bezug auf diese beiden Staaten vor. Die Sowjetunion wollte einen dreiseitigen Vertrag zwischen ihr, Großbritannien und Frankreich, die sich gegenüber allen europäischen Nachbarstaaten der Sowjetunion zu militärischem Beistand verpflichten und auf jeden Separatfrieden mit Deutschland verzichten sollten.[6] Die Beistandsgarantie sollte nach Vorstellung der Sowjetunion ein Interventionsrecht für den Fall beinhalten, dass einer der sowjetischen Nachbarstaaten eine „indirekten Aggression“ wie z.B. einer Annäherung an das Deutsche Reich vollzieht. Diese Staaten fürchteten jedoch Stalins Absichten ähnlich wie die Hitlers und lehnten dies ab. Auch Großbritannien fürchtete, dass dies einen Kriegsausbruch beschleunigen würde.[7]

Die Verhandlungen liefen schleppend, auch weil Seeds und sein französischer Kollege Paul-Émile Naggiar oder in dessen Vertretung Geschäftsträger Jean Payart ihre Verhandlungsschritte von ihren Regierungen in London bzw. Paris legitimieren lassen mussten. Diese mussten sich einerseits untereinander und andererseits mit den betroffenen Regierungen Zwischeneuropas abstimmen, die der Aufgabe von Souveränitätsrechten gegenüber der Sowjetunion misstrauisch gegenüberstanden. Am 3. Mai wurde der bisherige Außenkommissar Litwinow, der aufgrund seiner jüdischen Herkunft von der deutschen Presse heftig attackiert worden war, abgelöst und der Vorsitzende des Rats der Volkskommissare Molotow übernahm zusätzlich die Leitung der Außenpolitik. Hiermit wurde ein genereller Kurswechsel der Sowjetunion eingeleitet. Der französische Botschafter in Berlin Robert Coulondre hielt von nun an ein deutsch-sowjetisches Bündnis und eine vierte Teilung Polens für möglich, glaubte aber „trotz der tiefen Ähnlichkeiten zwischen den beiden Regimes“, dass Hitler dagegen wäre. Um ein solches Renversement des alliances zu verhindern, drängten die Franzosen auf eine Beschleunigung der Verhandlungen, ohne großen Erfolg. Nach zähem Ringen akzeptierten die Westmächte erst am 1. Juli 1939 den sowjetischen Vorschlag, doch nun verzögerte Molotow den Abschluss der Dreier-Allianz mit seiner Forderung, die Sowjetunion müsse aus Symmetriegründen mit Polen und der Türkei bilaterale Beistandsabkommen unterzeichnen, und als Beistandsfall solle auch eine „indirekte Aggression“ Deutschlands gelten. Nachdem Seeds und Naggiar in diesen Fragen auftragsgemäß hart geblieben waren, erklärte er am 8. Juli, Voraussetzung für die Dreier-Allianz sei der vorherige Abschluss einer Militärkonvention zwischen den drei Ländern.[8]

Weitere Zeit ging verloren, weil die Briten allein zehn Tage brauchten, um eine Delegation für diese Verhandlungen zusammenzustellen, und weil die britischen und französischen Delegationen unter Admiral Reginald Drax und General Aimé Doumenc per Linienschiff via Leningrad statt per Flugzeug anreisten. Erst am 11. August 1939 konnten daher die Verhandlungen mit Marschall Kliment Woroschilow in Moskau beginnen. Die Franzosen drängten wegen der deutschen Kriegsvorbereitungen und der absehbaren Annäherung zwischen Deutschland und der Sowjetunion auf einen raschen Abschluss, während die Briten aus antisowjetischem Misstrauen und um die Entwicklung der politischen Lage beobachten zu können, lieber langsam vorgehen wollten. Als entscheidendes Problem erwies sich die Frage eines sowjetischen Durchmarschrechts durch Polen. Woroschilow verlangte, dass die Rote Armee, um im Kriegsfall in Kontakt mit der Wehrmacht zu kommen, durch das Gebiet um Wilna und durch Galizien marschieren dürfe. In Erinnerung an den Polnisch-Sowjetischen Krieg von 1920 wollte die Regierung in Warschau dies allerdings nicht erlauben. Weil die Offiziere keine rechtliche Vollmacht hatten und nicht für die polnische Regierung sprechen konnten, gerieten die Verhandlungen am 17. August in eine Sackgasse. Die französische Regierung ließ Botschafter Léon Noël mit höchster Dringlichkeit in Warschau nachfragen, doch Außenminister Józef Beck lehnte jedes Entgegenkommen ab. Vor diesem Hintergrund konnten sich die Delegationen bei ihrem erneuten Zusammentreten in Moskau am 21. August nur vertagen, am 27. August, nach dem Abschluss des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts, wurden sie endgültig abgebrochen.[9]

Deutsch-sowjetische Verhandlungen

Nach dem Abschluss des Münchner Abkommens – ohne sowjetische Beteiligung – war Stalin zunächst auf deutsche Vorschläge zur Wiederbelebung der Kredit- und Handelsbeziehungen eingegangen. Durch seinen Verzicht auf die Karpatho-Ukraine und seine zurückhaltende Reichstagsrede vom 30. Januar 1939 hatte Hitler seinerseits Entgegenkommen signalisiert. Auf einer Rede zum XVIII. Parteitag der KPdSU am 10. März 1939 distanzierte sich Stalin öffentlich von der angeblichen britischen Kriegsplanung. Ob er mit dieser Rede auch ein Signal an Hitler senden wollte, ist in der Forschung umstritten.[10]

Nach der deutschen „Zerschlagung der Rest-Tschechei“ konzentrierte sich die Sowjetunion auf die Sicherheit des östlichen Ostseegebiets. Weder die westlichen Regierungschefs noch die Regierungen der baltischen Staaten oder Finnlands gaben dabei dem sowjetischen Drängen nach einer Militärkonvention nach, die sowjetischen Truppen Durchmarschrechte durch Polen und Rumänien sowie Stützpunkte an der Ostsee sichern sollte. In der Zwischenzeit lehnte es die Sowjetunion im Gespräch mit der deutschen Seite ab, die eine gegen die andere Seite auszuspielen, während Deutschland immer neue Angebote an die Sowjetregierung herantrug, wie sie ihre Interessen wahren könnte. Im Grunde waren jedoch die sowjetischen Interessen an einem deutschen Nichtangriffsversprechen, an beidseitigen Garantiererklärungen für die baltischen Staaten und an einer deutschen Verzichtserklärung auf die ostpolnischen Gebiete einerseits und Hitlers Interesse an einem Abkommen zur bedingungslosen Neutralität der UdSSR andererseits, das er für seine Kriegspläne brauchte, zu unterschiedlich. Im Juli 1939 sah es indes so aus, als ob sich Großbritannien auf Ausgleichsverhandlungen mit Deutschland einlassen wollte, während der Japanisch-Sowjetische Grenzkonflikt eskalierte. Deutschland hatte zudem die Kontakte mit sowjetischen Randstaaten verbessert und etwa Nichtangriffspakte mit Estland und Lettland abgeschlossen. Bewegung kam schließlich in die Gespräche, als die Regierungen Frankreichs und Großbritanniens eine Anfrage der Sowjetunion bezüglich der Militärkonvention am 14. August 1939 unbeantwortet ließen. Am 15. August ging Molotow im Gespräch mit Botschafter Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg erstmals auf die deutschen Vorschläge ein.[11] Die entscheidenden Kontakte zwischen der deutschen und der sowjetischen Regierung fanden dabei wohl zwischen dem Abschluss eines politischen Abkommens zwischen der Sowjetunion und den Westmächten am 24. Juli und der Aufnahme der Verhandlungen um ein militärisches Beistandsabkommen am 12. August statt. Die Initiative ging dabei von deutscher Seite aus, da der Operationsplan für den Überfall auf Polen („Fall Weiss“) sie unter Zeitdruck setzte.[12]

Am 17. August teilte Molotow mit, die Sowjetunion wünsche den „Abschluß eines Nichtangriffspaktes oder die Bestätigung des Neutralitäts-Pakts von 1926“ mit einem speziellen Protokoll über die Interessen der vertragschließenden Parteien als Teil des Vertrags. Darin sollten die deutschen Erklärungen vom 14. August eingehen, wonach Deutschland gegenüber der UdSSR auf Gewalt verzichten, Territorialfragen geregelt und gegenseitige „Lebensräume“ anerkannt würden.[13] Nach Gesprächen über Details überbrachte Botschafter Schulenburg Außenminister Molotow am 17. August eine Note, in der die Deutschen ihre Bereitschaft zum Nichtangriffspakt schriftlich zum Ausdruck brachten, dem ein vertrauliches Sonderprotokoll bezüglich der Interessensphären beigelegt werden solle. In Anlehnung an die mündlichen Vereinbarungen Molotows und Schulenburgs fertigte Friedrich Gaus, der Leiter der Rechtsabteilung im Auswärtigen Amt, den Text des späteren Vertragswerkes an, den Ribbentrop am 23. August 1939 mit nach Moskau brachte.[14]

Zunächst wurde in Berlin am 19. August der bereits seit Monaten vorverhandelte Deutsch-Sowjetische Wirtschaftsvertrag über sowjetische Rohstofflieferungen für das Deutsche Reich abgeschlossen. In diesem räumte das Reich der Sowjetunion einen Kreditrahmen von 200 Millionen Reichsmark (sieben Jahre Laufzeit) im Gegenzug für Rohstofflieferungen in der Höhe von 180 Millionen Reichsmark (innerhalb von zwei Jahren) ein. Erst diese Rohstoff- und Nahrungslieferungen aus dem Osten ermöglichten es, einen Krieg beginnen zu können, ohne sich Sorgen um die Folgen einer möglichen Seeblockade durch die britische Marine machen zu müssen, die nun kaum jene weitreichenden Wirkungen auf die deutsche Versorgungslage zeigen würde, die im Ersten Weltkrieg mit zur Niederlage beigetragen hatten.

Am selben Tag noch teilte Molotow Berlin mit, die sowjetische Regierung sei nun bereit, Außenminister Ribbentrop am 26. und 27. August zur Ratifizierung eines Nichtangriffspaktes zu empfangen. Am 21. August überbrachte Schulenburg Molotow eine Eilbotschaft Hitlers an Stalin, Ribbentrop könnte sich bereits in den nächsten beiden Tagen zur Abklärung letzter Details und zur Ratifizierung nach Moskau begeben, worauf Ribbentrops Ankunft von Stalin auf den 23. August festgelegt wurde.[15] Die deutsche Delegation wurde um 18 Uhr von der sowjetischen Seite empfangen. Letzte Vertragsdetails wurden auf der Basis eines Entwurfes noch verhandelt. Das geheime Zusatzprotokoll beanspruchte den größten Zeitanteil. Eine Detailfrage, die Ribbentrop mit Hitler abklären wollte, führte um 22 Uhr zu einer Unterbrechung. Der das Datum 23. August tragende deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt wurde anschließend nach Mitternacht am 24. August 1939 durch Ribbentrop und Molotow in Moskau unterzeichnet. Über den Vertragsschluss unterrichtete der deutsche Außenminister telefonisch gegen 2 Uhr morgens Hitler. Am selben Tag berichteten Prawda und Iswestija auf ihrer Titelseite über den Vertrag.[16]

Inhalt

Sowjetische und deutsche Soldaten treffen am 22. September 1939 in Lublin aufeinander, Aufnahme der Propagandakompanie.

Nichtangriffsvertrag

Der Pakt sah neben den Nichtangriffsklauseln auch Konsultationen im Falle von Meinungsverschiedenheiten sowie die gegenseitige Neutralität im Kriegsfalle der anderen Partei vor. Anders als die Nichtangriffsverträge, die die Sowjetunion unter Außenminister Litwinow mit Finnland, Lettland, Estland, Polen, Frankreich und Italien geschlossen hatte, enthielt der deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt nicht die Klausel, dass er automatisch außer Kraft trat, wenn eine der beiden vertragschließenden Parteien einen Drittstaat angriff. Dieses Fehlen gab dem Deutschen Reich volle Handlungsfreiheit gegen Polen.[17]

Geheimes Zusatzprotokoll

In einem geheimen Zusatzprotokoll, das einer breiteren Öffentlichkeit erst nach dem Krieg 1946 mündlich und erst nach 1991 schriftlich bekannt wurde, legten beide Länder die Aufteilung Polens, des Baltikums und Bessarabiens in deutsche und sowjetische Interessensphären für den Fall fest, dass es zu „territorial-politischen Umgestaltungen“ kommen sollte. Die vier Punkte des Zusatzprotokolls sahen dabei Folgendes vor:

  1. Bei den baltischen Staaten (zu denen damals auch Finnland gerechnet wurde[18]) sollten diese „Interessensphären“ durch die Nordgrenze Litauens abgegrenzt werden;[19] Lettland, Estland und Finnland sollten in der sowjetischen Interessensphäre liegen, Litauen in der deutschen.
  2. Das Staatsgebiet Polens wurde entlang der Linie der Flüsse Narew, Weichsel und San in zwei Interessensphären geteilt. „Ob die beiderseitigen Interessen die Erhaltung eines unabhängigen polnischen Staates erwünscht erscheinen lassen und wie dieser Staat abzugrenzen wäre“, das sollte erst „im Laufe der weiteren politischen Entwicklung geklärt werden“.
  3. Hinsichtlich Südosteuropas bekundete die Sowjetunion ihr Interesse an Bessarabien, während die deutsche Seite „das völlige politische Desinteresse an diesen Gebieten“ erklärte.
  4. Das Zusatzprotokoll sollte von beiden vertragsschließenden Parteien „streng geheim behandelt werden“.

Während des Nürnberger Prozesses gegen die Hauptkriegsverbrecher berichtete 1946 der beschuldigte ehemalige Staatssekretär Ernst von Weizsäcker von dem Geheimen Zusatzprotokoll, die sowjetische Anklagevertretung bestritt jedoch dessen Existenz. Allerdings konnte das Dokument von der Verteidigung nicht vorgebracht werden, weil die Reichskanzlei in Berlin bei einem Bombenangriff zerstört worden war. In den folgenden fast fünf Jahrzehnten bezeichnete die Regierung der UdSSR Hinweise auf das Protokoll als antisowjetische Verleumdung.[20]

Ein deutscher Diplomat hatte den Text schon 1939 seinem amerikanischen Kollegen in Moskau verraten, auch die Briten hatten während des Krieges Kenntnis davon. In den späten 1980er-Jahren war der Text weit bekannt, weil er einerseits in staatlich zensierten Publikationen in Polen und in den baltischen Sowjetrepubliken schon publiziert, aber auch im Samisdat schon oftmals gedruckt und verbreitet worden war.[21] 1989 forderten Abgeordnete aus den drei baltischen Sowjetrepubliken Estland, Lettland und Litauen auf dem Volksdeputiertenkongress in Moskau den sowjetischen Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow auf, das sowjetische Original des Dokuments vorzulegen. Gorbatschow erklärte damals, dass es ein solches Dokument nicht gebe. In den Archiven des Kremls sei nichts dazu vorhanden. Nach den Memoiren seines Kanzleichefs Waleri Boldin hatte Gorbatschow das Dokument sehr wohl zuvor in den Händen gehabt, habe ihn aber angewiesen, darüber absolutes Stillschweigen zu bewahren.[22]

Bei der Übergabe seiner Arbeitsräume im Dezember 1991 an den neuen Kremlchef Boris Jelzin räumte Gorbatschow ein, dass es dieses zuvor in den Archiven des KPdSU-Zentralkomitees lagernde Dokument sehr wohl gebe, und entsiegelte die Mappe, in dem es sich befand. Jelzin gab wenig später bekannt, dass das lang gesuchte Dokument gefunden wurde.[23] Im Jahr 1993 wurde es in Russland erstmals in der Zeitschrift Nowaja i nowejschaja istorija veröffentlicht.[20]

Zweck des Paktes

Deutschland

Für Hitler bot der Pakt die Möglichkeit der Eroberung Westpolens und diente auch als Voraussetzung für einen Krieg gegen die Sowjetunion zur Beseitigung einer als gefährlich angesehenen, weltumspannenden Ideologie und der Verwirklichung seiner „Lebensraum“-Idee. Dieser Generalplan beruhte auf der Annahme, dass es zu keinem Eingreifen der Westmächte beim Angriff auf Polen wie auch der „Wiedervereinigung der Freien Stadt Danzig mit dem Deutschen Reich“ kommen werde. Führerbefehl im Wehrmachtführungsstab:[24]

„Vorbereitungen im Westen, die über eine Sicherheitsbesetzung des Westwalls hinausgehen, haben zu unterbleiben. Über die Polenfrage kann und wird es keinen Krieg mit den Westmächten geben. Besprechungen über einen solchen unmöglichen Fall gefährden ganz unnötig die Geheimhaltung und damit die politischen Verhandlungen.“

Sowjetunion

Zur Frage, warum und wann Stalin sich zu einem Bündnis mit Hitler entschloss, existieren seit den 1950er-Jahren im Wesentlichen zwei Meinungen. Auf der einen Seite wird die Verständigung mit Deutschland als eigentliches Ziel der sowjetischen Außenpolitik der 1930er-Jahre gesehen.[25] Demnach hätten beide Diktaturen ähnliche Ziele verfolgt, nämlich maximalen territorialen Gewinn und Herrschaft über ihre Nachbarn und die Welt. Fortdauernden außenpolitischen Zielen und Aspekten wird in dieser Interpretation beträchtliche Autonomie gegenüber innenpolitischen Erwägungen zugewiesen.[26] Unter totalitarismustheoretischen Prämissen, die eine Wahlverwandtschaft beider Diktaturen konstatieren, wird die Verständigung auf die Zeit um das Jahr 1933 datiert. Wird die Lehre der Weltrevolution als Antrieb der sowjetischen Außenpolitik betont, erscheint die besondere Beziehung zwischen der Sowjetunion und dem nationalsozialistischen Deutschland als Erbe des internationalen Sozialismus. Die Kontakte zwischen beiden Diktaturen erreichten demnach im Nichtangriffspakt ihre eigentliche Bestimmung.[27]

Auf der anderen Seite argumentieren Historiker, dass sich die sowjetische Außenpolitik im Zuge des Übergangs zum „Aufbau des Sozialismus in einem Land“ neu orientierte. Die Absicherung der Sowjetunion durch bilaterale Nichtangriffsvereinbarungen habe zunehmend Priorität bekommen. Diese Interpretation geht von einem engen Zusammenhang zwischen innerer und äußerer Entwicklung aus und setzt beträchtlichen sowjetischen Pragmatismus voraus.[28] Statt die Tradition eines ideologisch begründeten Expansionismus fortzuführen oder von einer Wesensähnlichkeit der Systeme geleitet zu sein, sei Stalins Außenpolitik rational und zweckorientiert gewesen, um die Unversehrtheit der Sowjetunion zu sichern.[29] Nach der Brüskierung durch den deutsch-polnischen Nichtangriffspakt 1934 habe die Sowjetunion eine Politik der multilateralen Absicherung verfolgt und das Bemühen um eine Verständigung mit den Westmächten erst 1939 aufgegeben. Das Bündnis mit Deutschland sei zwar ein Offensivpakt gewesen, habe aber die Möglichkeit eröffnet, sich aus dem Kampf zwischen den „kapitalistischen Mächten“ so lange wie möglich herauszuhalten. So habe Stalin Polen dem deutschen Angriff ausgeliefert und selbst freie Hand für die Unterwerfung der baltischen Staaten, Bessarabiens und Finnlands bekommen, also für die Wiederherstellung der Grenzen des zarischen Imperiums und im Falle der Nordbukowina darüber hinaus. Dass er selbst bald die Unterstützung starker Verbündeter gegen die nationalsozialistische Aggression brauchen werde, habe Stalin ausgeschlossen.[30] Dabei bleibt offen, ob dies als Rückwendung zur imperialen Großmachtpolitik des 19. Jahrhunderts zu verstehen ist oder als ungehemmter Ausfluss schon immer avisierter ideologischer Ziele.[31]

Interpreten beider Richtungen stimmen überein, dass die Stalinsche Außenpolitik von einer feindlichen Umzingelung der Sowjetunion durch kapitalistische Staaten ausging. Dementsprechend legte Stalin obersten Wert darauf, sich aus den vermeintlich unausweichlichen kriegerischen Auseinandersetzungen im kapitalistischen Lager herauszuhalten. Bis zum deutschen Überfall auf die Sowjetunion orientierte sich Stalin an seiner schon 1925 geäußerten Maxime, als Letzter in den Ring treten zu wollen. Nach überwiegender Forschungsmeinung wollte er bei allem äußerem Machthunger und Expansionsgelüsten keinesfalls einen Krieg beginnen. Auch wenn er durch die forcierte Industrialisierung versuchte, sein Land auf den für unvermeidlich gehaltenen Endkampf gegen den Kapitalismus vorzubereiten suchte, wollte er diesen Kampf so lange wie möglich hinausschieben.[32] Auch zwang der Hitler-Stalin-Pakt Japan, die Niederlage im japanisch-sowjetischen Grenzkonflikt einzugestehen und bannte damit aus sowjetischer Sicht die Gefahr eines Zweifrontenkrieges in Ostasien und Europa.[33]

Begrenzten Zuspruch finden Interpretationen, wonach Stalin mit dem Nichtangriffspakt lediglich defensive Interessen verfolgte. Dass Stalin umgekehrt zum Ziel hatte, Hitler durch den Pakt in einen Krieg mit den Westmächten zu treiben, um die ausgebluteten Staaten anschließend dem kommunistischen Machtbereich einzuverleiben – eng damit verwandt ist die Behauptung, Hitler sei mit seinem Überfall vom 22. Juni 1941 nur einem Angriff der Sowjetunion zuvorgekommen (Präventivkriegsthese) –, wird von der Fachwissenschaft als nicht belegbar und spekulativ verworfen.[31]

Deutsch-Sowjetischer Grenz- und Freundschaftsvertrag

Abschluss des Deutsch-Sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrages am 28. September 1939. Von links nach rechts: Hintergrund: Richard Schulze (Ribbentrops Adjutant), Boris Schaposchnikow (Generalstabschef der Roten Armee), Joachim von Ribbentrop, Josef Stalin, Vladimir Pavlov (sowjetischer Übersetzer); Vordergrund: Gustav Hilger (deutscher Übersetzer) und Wjatscheslaw Molotow
Aufteilung Mitteleuropas laut Pakt im Vergleich zur tatsächlichen Aufteilung bis 1941

Nach dem überraschend schnellen Vordringen der deutschen Wehrmacht nach ihrem Angriff auf Polen am 1. September 1939 sowie der sowjetischen Besetzung Ostpolens ab dem 17. September 1939 vollzogen beide Seiten am 28. September 1939 (dem Tag, an dem die polnische Hauptstadt Warschau gegenüber den Deutschen kapitulierte) im Deutsch-Sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrag – wiederum bestehend aus einem öffentlichen und einem geheimen Teil – die Aufteilung des ehemaligen polnischen Staatsgebiets.

Bei den in großer Hektik geführten Verhandlungen für den Nichtangriffspakt hatte man übersehen, dass die vereinbarte Grenzlinie im Norden ungenau blieb. Auf sowjetische Bitten vom 25. August 1939 wurde als weiterer Grenzfluss die Pisa hinzugefügt, um die Lücke zwischen dem Narew und der Südgrenze Ostpreußens zu schließen.[34] Die sowjetische Führung war zudem unzufrieden mit der Aussicht, erhebliche polnische Bevölkerungsteile in den polnischen Kerngebieten eingliedern zu müssen. Daher wurde die neue Grenzlinie an den Bug verschoben, wodurch Deutschland die gesamte Woiwodschaft Lublin und weitere Teile der Woiwodschaft Warschau erhielt. Deutschland verzichtete im Gegenzug auf das ursprünglich in seinem Einflussbereich liegende Litauen.[35]

Auswirkungen

Deutsche und sowjetische Eingliederungen und Annexionen sowie Besetzungen in Mittel- und Osteuropa (1938–1941)

Deutschland

Nach der Abwendung der befürchteten Einkreisung, die ein Bündnis zwischen den drei Mächten Frankreich, Großbritannien und Sowjetunion bedeutet hätte, bot sich für Hitler die Möglichkeit, gegen Polen loszuschlagen, ohne eine Intervention der Sowjetunion fürchten zu müssen. Da die Westalliierten zu ihren Verpflichtungen gegenüber Polen standen, war es für Deutschland wichtig, nicht nur die Neutralität der Sowjetunion erreicht, sondern das Riesenreich auch als wirtschaftlichen Verbündeten gewonnen zu haben. Darüber hinaus stand die Sowjetunion als Handelspartner und Lieferant sowie als Transitland für wichtige Rohstoffe zur Verfügung. Durch die Abwendung der ernsten Folgen einer britischen Seeblockade, die den Ersten Weltkrieg durch Hunger und Mangel kriegswichtiger Güter mitentschieden hatte, war auch der wirtschaftliche Weg zum Krieg frei.

In einer Reihe von Wirtschaftsabkommen wurden konkrete Vereinbarungen über Menge und Art der Lieferungen getroffen. Deutschland lieferte im Wesentlichen Technologie und Maschinen, während die Sowjetunion große Mengen an Getreide und Nahrungsmitteln, dazu unverzichtbare Rohstoffe lieferte, die für die deutsche Kriegsführung unentbehrlich waren. 1940 bezog Deutschland 74 % seiner importierten Phosphate, 67 % seines Asbests, 64 % seines Chromeisens, 55 % seines Mangans, 40 % seines Nickels und 34 % seines Rohöls aus der Sowjetunion. Von Eduard Wagner, dem Generalquartiermeister im Oberkommando des Heeres, ist die Ansicht überliefert, der Nichtangriffspakt habe Deutschland „gerettet“.[36]

Am 11. November 1939 nach dem Attentat auf die nahezu gesamte nationalsozialistische Führungsspitze im Münchener Bürgerbräukeller durch Georg Elser drückte die sowjetische Regierung dem deutschen Botschafter Schulenburg „ihr Bedauern und ihre Entrüstung über den ruchlosen Anschlag von München, ihre Freude über die glückliche Errettung Adolf Hitlers aus der Lebensgefahr und ihr Beileid für die Opfer des Attentats“ aus.[37]

Sowjetunion

Nach mehrfacher deutscher Aufforderung, das im Zusatzprotokoll der sowjetischen Interessensphäre zugewiesene polnische Gebiet militärisch zu besetzen, um der polnischen Armee den Rückzug abzuschneiden, überquerten am 17. September 1939 rasch zusammengestellte Verbände der beiden westlichen sowjetischen Militärbezirke die Grenze zu Polen.[38] Gegen zum Teil nicht unerheblichen Widerstand polnischer Verbände besetzten sie das vorwiegend von Ukrainern und Weißrussen bewohnte Gebiet. Die Sowjetunion begründete diesen Schritt als Intervention zum Schutz der „slawischen Brudervölker“, die in Ostpolen die Mehrheit stellten, der durch den Zusammenbruch des polnischen Staates erforderlich gewesen sei. Binnen weniger Wochen wurden Wahlen organisiert und die betroffenen Gebiete in die Weißrussische und die Ukrainische SSR eingegliedert.

Noch im Laufe des Septembers wurden mit Estland und Lettland ebenfalls Nichtangriffspakte abgeschlossen, wobei massiver militärischer Druck auf die Regierungen dieser Länder ausgeübt worden war, die Einrichtung sowjetischer Militärstützpunkte in ihren Ländern zuzulassen. Im Oktober folgte Litauen, das sich das vormals polnische Wilnaer Gebiet aneignen durfte.

Eine gemeinsame deutsch-sowjetische Friedensinitiative am 28. September 1939 wurde von Großbritannien und Frankreich abgelehnt, woraufhin die sowjetische Außenpolitik auf einen prodeutschen Kurs einschwenkte. Auf der fünften Sitzung des Obersten Sowjets der UdSSR am 31. Oktober 1939 analysierte Molotow die internationale Lage und gab damit die Linie der kommunistischen Propaganda vor. Demzufolge hätte Deutschland ein legitimes Interesse an der Wiederherstellung seiner Großmachtstellung und die Alliierten seien die Aggressoren, da sie zur Aufrechterhaltung des Versailler Systems einen imperialistischen Krieg begonnen hätten.[39]

„[…] ihr Ziel im Krieg gegen Deutschland nicht mehr und nicht weniger ist als die ‚Vernichtung des Hitlerismus‘. […] Es gibt absolut keine Rechtfertigung für solch einen Krieg. Wie bei jedem anderen ideologischen System kann man die Ideologie des Hitlerismus annehmen oder verwerfen – das ist eine Frage der politischen Ansichten. Aber jeder wird begreifen, dass eine Ideologie nicht durch Gewalt vernichtet, sie durch Krieg nicht ausgemerzt werden kann.“

Dokumente zur Berlin-Frage, 1944–1966[40]

Nach Ende des deutschen Westfeldzuges besetzte und annektierte die Sowjetunion nach einem Ultimatum an Rumänien am 26. Juni 1940 das nach dem Ersten Weltkrieg an diesen Staat verlorene Bessarabien und zusätzlich auch den Nordteil der Bukowina. Diese Gebiete wurden der Ukrainischen SSR eingegliedert. Bereits vorher waren die drei baltischen Staaten Litauen (15. Juni), Estland und Lettland (beide 17. Juni) besetzt und nach verfälschten Parlamentswahlen als Sowjetrepubliken in die Sowjetunion eingegliedert worden.

In der Folge des Vertragsabschlusses brach die Sowjetunion auch die Beziehungen zur tschechoslowakischen Exilregierung ab und nahm dafür diplomatische Beziehungen zur Slowakischen Republik auf. Im Mai 1941 wurde den Exilregierungen Belgiens, Norwegens und der Niederlande die Anerkennung mit der Begründung entzogen, dass diese keine Souveränität mehr über ihre Länder ausübten. Der Bruch mit Griechenland und Jugoslawien folgte aus ähnlichen Gründen bald danach.

Polen

Änderungen der polnischen Grenzen

Die unmittelbare Folge des Nichtangriffspakts war für Polen die deutsche Aggression am 1. September 1939. Nachdem Polen militärisch geschlagen war, ging die polnische Regierung am 17. September 1939 ins Exil, um den Kampf gegen Deutschland vom Ausland aus weiter zu führen. Daraufhin verwirklichte die Sowjetunion das geheime Zusatzprotokoll und besetzte Ostpolen. Der polnischen Exilregierung versagte sie die Anerkennung, bis Deutschland 1941 den Nichtangriffspakt mit dem Überfall auf die Sowjetunion gebrochen hatte. Danach schloss die Sowjetunion mit der Exilregierung das Sikorski-Majski-Abkommen ab. Darin erklärte die Sowjetunion anzuerkennen, dass die deutsch-sowjetischen Verträge „betreffend die territorialen Änderungen in Polen außer Kraft getreten sind“[41] Nach Bekanntwerden des Massakers von Katyn forderte die Exilregierung eine Erklärung, woraufhin Moskau die diplomatischen Beziehungen zur Exilregierung abbrach. Die Exilregierung konnte ihre Forderung, Polen in seinen alten Grenzen wieder erstehen zu lassen, gegen die Sowjetunion nicht durchsetzen. Auf der Teheraner Konferenz bestätigten die Verbündeten der Sowjetunion 1943 die im Nichtangriffspakt festgelegte Westgrenze der Sowjetunion. Am 6. Juli 1945 gab auch Großbritannien dem Druck Moskaus auf Drängen der USA nach und entzog der Londoner Exilregierung zugunsten der von der Sowjetunion etablierten Volksrepublik Polen die Anerkennung.

Baltikum

Nach der Eingliederung der baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen im Juni 1940 kam es zu Massendeportationen vor allem von Angehörigen der bürgerlichen Elite in die Zwangsarbeitslager des Gulag. Nach der Eroberung des Baltikums durch deutsche Truppen 1941 kollaborierten viele Balten mit der Besatzungsmacht in der Hoffnung, dadurch die Unabhängigkeit ihrer Länder wiederherstellen zu können. Sie erhielten jedoch im Reichskommissariat Ostland keine Mitbestimmungsrechte. In den Jahren 1944/45 drängte die Rote Armee die deutschen Truppen zurück, weshalb viele Esten, Letten und Litauer nach Westen flohen, wo sie als Displaced Persons eingestuft wurden.

In den Jahren 1945 und 1949 kam es zu neuen Massendeportationen im Baltikum sowie zur Ansiedlung Hunderttausender russischsprachiger Sowjetbürger mit dem Ziel, die neuen Teilrepubliken zu russifizieren.[42][43]

Finnland

Als die Sowjetunion im Oktober 1939 versuchte, Finnland einen Vertrag zur Stationierung sowjetischer Truppen aufzuzwingen, widersetzte sich die finnische Regierung, weshalb es im November 1939 zum sogenannten Winterkrieg kam, an dessen Ende Finnland Gebiete an die Sowjetunion abtreten und der Einrichtung eines Stützpunktes auf Hangö zustimmen musste, seine Unabhängigkeit aber längerfristig erhalten konnte. Als Reaktion auf das aggressive sowjetische Vorgehen wurde die Sowjetunion aus dem Völkerbund ausgeschlossen.

Rumänien

Im Sommer 1940 erzwang die Sowjetunion durch massive politische Druckausübung und Androhung militärischer Gewalt von Rumänien die Abtretung Bessarabiens sowie diejenige der im Nichtangriffspakt gemäß einschlägiger Bestimmungen zur Festlegung und Abgrenzung der deutschen und sowjetischen Interessengebiete nicht vorgesehenen Gebiete der nördlichen Bukowina und des Herza-Gebietes. Die Nordbukowina, das Herza-Gebiet und der südliche Teil Bessarabiens einschließlich der Schwarzmeerküste wurden der Ukrainischen SSR angegliedert, während aus dem restlichen Bessarabien die Moldawische SSR gebildet wurde.

Westalliierte

Nicht weniger betroffen waren die Regierungen Großbritanniens und Frankreichs, da der Pakt die Kriegsgefahr wesentlich erhöhte. Um gegenüber Deutschland Entschlossenheit zu demonstrieren, wurde am 25. August 1939 ein britisch-polnischer Beistandspakt abgeschlossen, der die bereits am 31. März 1939 im britischen Unterhaus abgegebene Garantieerklärung Chamberlains bekräftigte.[44] Das Verhältnis zur Sowjetunion verschlechterte sich angesichts der sowjetischen Expansion in Osteuropa drastisch. Insbesondere das sowjetische Vorgehen gegen Finnland löste Überlegungen über ein militärisches Vorgehen gegen die Erdölproduktion im Raum Baku aus (Operation Pike). Der erfolgreiche Widerstand der finnischen Streitkräfte veranlasste die Vorbereitungen einer militärischen Unterstützung, die für das Frühjahr 1940 geplant war und die Besetzung von Stützpunkten in Norwegen einschloss. Diese teilweise sehr weit vorangeschrittenen Pläne lösten mittelbar den deutschen Überfall auf Dänemark und Norwegen im April 1940 aus. Erst nach dem Fall Frankreichs im Juni 1940, als Großbritannien allein Deutschland gegenüberstand, wurden konkrete Schritte zu einer Verständigung mit der Sowjetunion eingeleitet, die nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion zu einem formellen Bündnis der beiden Staaten führten.

Bei vielen Kommunisten in Westeuropa (aber nicht nur bei diesen) löste die Nachricht vom Abschluss des Paktes und der Wende in der sowjetischen Außenpolitik Entsetzen und Verunsicherung aus. Der Kurswechsel der Kommunistischen Internationale, die nun die Kommunistischen Parteien anwies, sich gegen den „imperialistischen“ Krieg zu stellen und alle Bindungen zu sozialistischen und anderen progressiven Parteien zu lösen, verstärkten das Unbehagen, führten zu Kritik, Protesten und zahlreichen Parteiaustritten.[45]

In Frankreich bot der Pakt und der damit verbundene Kurswechsel einen willkommenen Vorwand für die Verfolgung der Kommunistischen Partei Frankreichs (PCF), die am 26. September 1939 in deren Verbot gipfelten. Hatten die Kommunisten zunächst die Kriegsanstrengungen unterstützt und etwa am 2. September in der Nationalversammlung für die Kriegskredite gestimmt, erfolgte nach einer kurzen Phase der Orientierungslosigkeit ab Mitte September die Agitation gegen den Krieg, der als „imperialistischer, ungerechter Krieg, an dem die Bourgeoisie aller kriegsführenden Staaten gleich schuldig“ sei,[46] denunziert wurde. Die PCF verurteilte auch den Schulterschluss mit Großbritannien und den „reaktionären polnischen Obristen“. Der Agitation dienten Flugzettel, Kettenbriefe und eine Untergrundausgabe der Parteizeitung L’Humanité, die unter dem Titel „Les soldats contre la guerre“ verbreitet wurde.[47]

Die tiefe politische Spaltung der französischen Gesellschaft und eine tief verwurzelte pazifistische Strömung verstärkten die Wirkung der defätistischen Kampagne der PCF unter dem Motto: „Mourir pour Dantzig?“ (dt.: Sterben für Danzig?) Aus Furcht vor Unterwanderung und Sabotage wurden drastische Maßnahmen ergriffen, die zu einer zusätzlichen Entfremdung zwischen Regierung und Bevölkerung führten. Zumal sich im weiteren Verlauf des Sitzkrieges die Arbeitsbedingungen, vor allem in der Rüstungsindustrie, zunehmend verschlechterten. Vereinzelte Fälle von Sabotage[48] dienten zur Rechtfertigung einer massiven Repression kommunistischer oder kommunistischer Sympathien verdächtiger Arbeiterinnen und Arbeiter und zur Diskreditierung aller Versuche, eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu erreichen. Dem tatsächlichen Schwund der Mitgliedschaft der PCF stand ein von den Behörden behaupteter Anstieg von Akten kommunistischer Subversion und Sabotage gegenüber. Als im Mai 1940 der deutsche Angriff erfolgte und die alliierte Streitmacht vernichtende Niederlagen erlitt, mussten die Kommunisten auch als Sündenbock für die Fehler von Regierung und Militär herhalten.[49]

Japan

Das Japanische Kaiserreich hatte mit Deutschland am 25. November 1936 den Antikominternpakt abgeschlossen, der neben laufenden Konsultationen bezüglich der Aktivitäten der Kommunistischen Internationale eine geheime Neutralitätsverpflichtung im Falle eines Angriffes der Sowjetunion enthielt. Der Abschluss des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes erfolgte ohne vorherige Konsultationen mit Japan und verstieß damit aus japanischer Sicht sowohl gegen den Buchstaben als auch gegen den Geist dieses Vertrages. Da man in Japan überdies einen Zusammenhang zwischen dem Pakt und der schweren Niederlage der Kwantung-Armee gegen den späteren Marschall Schukow in der Schlacht am Chalchin Gol sah, musste das prodeutsche Hiranuma-Kabinett am 27. August 1939 demissionieren.[50] Damit erlitten die seit 1938 laufenden Verhandlungen über ein Militärbündnis mit Deutschland einen herben Rückschlag. Japan verlor das Vertrauen in die Zuverlässigkeit Deutschlands[51] und beendete den Mongolisch-Mandschurischen Grenzkrieg am 15. September 1939 mit einem Waffenstillstand. Damit endete auch Japans strategische Option für eine Expansion in Richtung Sibirien, es verlagerte seine Expansion nun in Südrichtung.[52] Im April 1941 vereinbarte das Japanische Kaiserreich seinerseits einen Neutralitätspakt mit der Sowjetunion.

Nichtigkeitserklärung nach 1989

Die Existenz der Zusatzprotokolle zum deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt wurde von der Sowjetunion 50 Jahre lang geleugnet. Am 24. Dezember 1989 erklärte der Volksdeputiertenkongress der UdSSR durch ein Mehrheitsvotum den deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt und seine Zusatzprotokolle ex tunc für nichtig.

Politische Bewertungen und Vergangenheitspolitik

Polen

Noch während der deutschen Invasion wurde Polen am 17. September 1939 auch von der Sowjetunion angegriffen. Dies geschah ohne Kriegserklärung unter Bruch des polnisch-sowjetischen Nichtangriffspaktes. Da Polen 1945 von der Sowjetunion besetzt war, die polnische Untergrundarmee Armia Krajowa auch von sowjetischen Truppen bekämpft wurde und die UdSSR sich anschickte, einen kommunistischen Vasallenstaat zu errichten, wurde der 8. Mai in Polen im Gegensatz zu anderen Staaten nicht als Tag der Befreiung durch die Sowjetunion, sondern als „Tag des Friedens“ begangen. Polen wurde auch die Rückgabe der westlichen Ukraine und von im westlichen Weißrussland gelegenen Gebieten verweigert.

Russland

Das für die sowjetische Seite vorgesehene Original des Geheimen Zusatzprotokolls befand sich Jahrzehnte lang in einem Panzerschrank im Kreml, den nur die Generalsekretäre der KPdSU persönlich öffnen durften. Als Michail Gorbatschow im Dezember 1991 den Kreml für den russischen Präsidenten Boris Jelzin räumen musste, übergab er diesem neben anderen Geheimdokumenten auch dieses Original. Nach der Auflösung der Sowjetunion ließ Jelzin es 1992 veröffentlichen.[53] Auch nach dieser Publikation hielt ein Großteil der russischen Historiker an ihrer Position aus Sowjetzeiten fest. Sie erwähnten die Existenz des Zusatzprotokolls, die Verbindung zur Annexion der baltischen Staaten verschwiegen sie jedoch.[54]

Kurz vor den Gedenkfeiern zum 70. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen im Jahr 2009 bezeichnete der russische Ministerpräsident Wladimir Putin den Pakt in einem „Brief an die Polen“ zwar als „unmoralisch“. Zudem würdigte er, dass die Polen sich als Erste der nationalsozialistischen Aggression entgegengestellt hätten. Er warf Polen jedoch vor, schon 1934 einen Nichtangriffspakt mit Deutschland geschlossen und sich später zusammen mit Ungarn an der Zerschlagung der Tschechoslowakei durch Deutschland beteiligt und das Olsa-Gebiet besetzt und annektiert zu haben.[55][56] Außenminister Sergei Lawrow wies den Westalliierten 2009 eine Mitschuld zu und stellte den Vertrag als Folge des Münchner Abkommens dar.[57][58] Im November 2014 und im Mai 2015 verteidigte Putin den Ribbentrop-Molotow-Pakt als aus der Perspektive der damaligen sicherheits- und militärpolitischen Erwägungen der UdSSR notwendig.[59] Der US-amerikanische Historiker Timothy Snyder schrieb zu Putins Äußerungen zum Hitler-Stalin-Pakt im Jahre 2014: „Tatsächlich hat erst die Ausrichtung an der extremen europäischen Rechten und gegen den europäischen Mainstream die Rehabilitierung des Hitler-Stalin-Pakts unvermeidlich gemacht – ich habe diese Entwicklung im Mai vorhergesagt.“[60]

Baltikum

In Litauen wird der Einmarsch der Roten Armee im Juni 1940 und der Beginn der ersten sowjetischen Besatzungszeit, die bis zum Sommer 1941 andauerte, ebenfalls als Auswirkung des Paktes betrachtet.[61]

Europäische Union

Am 2. April 2009 nahm das Europäische Parlament eine Entschließung „zum Gewissen Europas und zum Totalitarismus“ mit der Forderung an, den 23. August zum gemeinsamen Gedenktag für die Opfer aller totalitären und autoritären Regime zu erklären.[62]

Am 18. September 2019 stellte das Europaparlament in einem gemeinsamen Entschließungsantrag fest, dass die kommunistische Sowjetunion und das nationalsozialistische Deutsche Reich mit dem Pakt gemeinsam „die Weichen für den Zweiten Weltkrieg stellten“.[63] Diese Ausführungen wurden vom Präsidenten Russlands, Wladimir Putin, scharf kritisiert.[64][65][66]

Literatur

  • Anna Kaminsky, Dietmar Müller, Stefan Troebst (Hrsg.): Der Hitler-Stalin-Pakt 1939 in den Erinnerungskulturen der Europäer (= Moderne europäische Geschichte 1). Wallstein Verlag, Göttingen 2011, ISBN 978-3-8353-0937-1.
  • Gerhard Bisovsky, Hans Schafranek, Robert Streibel (Hrsg.): Der Hitler-Stalin-Pakt. Voraussetzungen, Hintergründe, Auswirkungen. Picus-Verlag, Wien 1990, ISBN 3-85452-214-2.
  • Ingeborg Fleischhauer: Die sowjetische Außenpolitik und die Genese des Hitler-Stalin-Paktes. In: Zwei Wege nach Moskau. Vom Hitler-Stalin-Pakt bis zum „Unternehmen Barbarossa“. Im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes hrsg. von Bernd Wegner. Piper, München 1991, ISBN 3-492-11346-X, S. 19–39.
  • Gerhart Hass: 23. August 1939. Der Hitler-Stalin Pakt. Dietz Verlag, Berlin 1990, ISBN 3-320-01555-9.
  • Department of State (Hrsg.): Das nationalsozialistische Deutschland und die Sowjetunion 1939–1941. Akten aus dem Archiv des deutschen Auswärtigen Amtes. s. n., s. l. 1948.
  • Jan Lipinsky: Das Geheime Zusatzprotokoll zum deutsch-sowjetischen Nichtangriffsvertrag vom 23. August 1939 und seine Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte von 1939 bis 1999 (= Europäische Hochschulschriften. Reihe III: Geschichte und ihre Hilfswissenschaften, Bd. 991). Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main [u. a.] 2004, ISBN 3-631-52322-X (zugleich: Bonn, Univ., Diss., 2000).
  • Roger Moorhouse: The Devils’ Alliance: Hitler’s Pact with Stalin, 1939–1941. The Bodley Head, 2014, ISBN 978-1-84792-205-2.
  • Donal O’Sullivan: Stalins „Cordon sanitaire“. Die sowjetische Osteuropapolitik und die Reaktionen des Westens 1939–1949. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn [u. a.] 2003, ISBN 3-506-70142-8 (zugleich: Eichstätt, Kath. Univ., Habil.-Schr., 2001).
  • Manfred Sapper, Volker Weichsel (Hrsg.): Der Hitler-Stalin-Pakt. Der Krieg und die europäische Erinnerung (= Osteuropa 7-8, 2009). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-8305-1606-4.
  • Christoph Koch (Hrsg.): Gab es einen Stalin-Hitler-Pakt? Charakter, Bedeutung und Deutung des deutsch-sowjetischen Nichtangriffsvertrages vom 23. August 1939. Peter Lang Edition, Frankfurt am Main 2015, ISBN 978-3-631-66422-3.
  • Claudia Weber: Der Pakt. Stalin, Hitler und die Geschichte einer mörderischen Allianz. C.H. Beck, München 2019, ISBN 978-3-406-73531-8.
  • RussGUS – Bibliographische Datenbank; es werden zum Hitler-Stalin-Pakt mehrere hundert Publikationen geführt (Formularsuche / Sachnotationen / 12.3.4.5.2.3.2).
Commons: Deutsch-sowjetischer Nichtangriffspakt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hitler-Stalin-Pakt, eine teuflische Komplizenschaft. (PDF) In: oeaw.ac.at. 6. September 2014, abgerufen am 25. Mai 2015.
  2. Sowjet-Lieferungen: Ohne Rechnung. In: Der Spiegel. Nr. 7, 1963 (online).
  3. Henning Köhler: Deutschland auf dem Weg zu sich selbst. Eine Jahrhundertgeschichte. Hohenheim-Verlag, Stuttgart 2002, S. 368.
  4. Winston Churchill: Der Zweite Weltkrieg. Bern 1954, S. 138.
  5. Winston Churchill: Der Zweite Weltkrieg. Bern 1954, S. 135.
  6. Jean-Baptiste Duroselle: La décadence 1932–1939. Imprimerie nationale 1979, S. 420.
  7. Claudia Weber, Der Pakt: Stalin, Hitler und die Geschichte einer mörderischen Allianz, Kindle Ausgabe, C.H.Beck, 18. Juli 2019, ASIN: B07T4JXPYM, Kapitel 2 "Wir werden ebenfalls schachern", Position 1059
  8. Jean-Baptiste Duroselle: La décadence 1932–1939. Imprimerie nationale 1979, S. 420–430 (hier das Zitat).
  9. Jean-Baptiste Duroselle: La décadence 1932–1939. Imprimerie nationale 1979, S. 417–435.
  10. Ingeborg Fleischhauer: Die sowjetische Außenpolitik und die Genese des Hitler-Stalin-Paktes. In: Bernd Wegner (Hrsg.): Zwei Wege nach Moskau. Vom Hitler-Stalin-Pakt bis zum „Unternehmen Barbarossa“. Piper, München 1991, S. 23 f.
  11. Ingeborg Fleischhauer: Die sowjetische Außenpolitik und die Genese des Hitler-Stalin-Paktes. In: Bernd Wegner (Hrsg.): Zwei Wege nach Moskau. Vom Hitler-Stalin-Pakt bis zum „Unternehmen Barbarossa“. Piper, München 1991, S. 25–31.
  12. Manfred Hildermeier: Geschichte der Sowjetunion 1917–1991. Entstehung und Niedergang des ersten sozialistischen Staates. C.H Beck, München 1998, S. 593 f.
  13. Ingeborg Fleischhauer: Die sowjetische Außenpolitik und die Genese des Hitler-Stalin-Paktes. In: Bernd Wegner (Hrsg.): Zwei Wege nach Moskau. Vom Hitler-Stalin-Pakt bis zum „Unternehmen Barbarossa“. Piper, München 1991, zit. S. 32.
  14. Roland G. Forster: Unternehmen Barbarossa. Zum historischen Ort der deutsch-sowjetischen Beziehungen zwischen 1933 und Herbst 1941, 1993, S. 49.
  15. Die Chronologie der Ereignisse gemäß Geoffrey Roberts: The Soviet Union and the Origins of the Second World War, London 1995, S. 79–90.
  16. Geoffrey Roberts: Stalins Kriege. Vom Zweiten Weltkrieg zum Kalten Krieg. Patmos, 2008, ISBN 978-3-491-35019-9, S. 45.
  17. Sergej Slutsch: 17. September 1939: Der Eintritt der Sowjetunion in den Zweiten Weltkrieg. Eine historische und völkerrechtliche Bewertung. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 48 (2000), S. 219–254, hier S. 249 f. (online, Zugriff am 13. April 2020).
  18. Bernhard Marquardt, Der Totalitarismus – ein gescheitertes Herrschaftssystem. Eine Analyse der Sowjetunion und anderer Staaten Ost-Mitteleuropas, Bochum 1991, S. 159, 161; Gerd R. Ueberschär, Hitler und Finnland 1939–1941. Steiner, 1978, S. 61.
  19. Heinrich August Winkler, Der lange Weg nach Westen – Bd. 2. Deutsche Geschichte vom „Dritten Reich“ bis zur Wiedervereinigung. C.H. Beck, München 2000, S. 68.
  20. a b Pawel Gutianow: Molotow, Ribbentrop, Iwanow, Nowaja Gaseta, 10. Juli 2019: „die sowjetische Diplomatie und Propaganda verneinte während der gesamten 50 Jahre ihre Existenz vehement.“
  21. Włodzimierz Borodziej: Die Sache mit dem Zusatzprotokoll, NZZ, 17. November 2014.
  22. Walerij Boldin: Kruschenije s pjedestala. Strichi k portretu Gorbatschowa. Moskau 1995, S. 256.
  23. Alexander Jakowlew: Die Abgründe meines Jahrhunderts: Eine Autobiographie. Leipzig 2003, S. 497–500.
  24. Bernhard von Loßberg: Im Wehrmachtführungsstab: Bericht eines Generalstabsoffiziers. H.H. Nölke Verlag, Hamburg 1949, S. 27.
  25. Manfred Hildermeier: Geschichte der Sowjetunion 1917–1991. Entstehung und Niedergang des ersten sozialistischen Staates. C.H Beck, München 1998, S. 591 f.
  26. Manfred Hildermeier: Geschichte der Sowjetunion 1917–1991. Entstehung und Niedergang des ersten sozialistischen Staates. C.H Beck, München 1998, S. 586.
  27. Manfred Hildermeier: Die Sowjetunion 1917–1991. 3. Aufl., De Gruyter Oldenburg, München 2016 (Oldenbourg Grundriss der Geschichte, Bd. 31), S. 137 f.
  28. Manfred Hildermeier: Geschichte der Sowjetunion 1917–1991. Entstehung und Niedergang des ersten sozialistischen Staates. C.H Beck, München 1998, S. 585 f.
  29. Manfred Hildermeier: Die Sowjetunion 1917–1991. 3. Aufl., De Gruyter Oldenburg, München 2016 (Oldenbourg Grundriss der Geschichte, Bd. 31), S. 138.
  30. Manfred Hildermeier: Die Sowjetunion 1917–1991. 3. Aufl., De Gruyter Oldenburg, München 2016 (Oldenbourg Grundriss der Geschichte, Bd. 31), S. 138 f.
  31. a b Manfred Hildermeier: Die Sowjetunion 1917–1991. 3. Aufl., De Gruyter Oldenburg, München 2016 (Oldenbourg Grundriss der Geschichte, Bd. 31), S. 139.
  32. Manfred Hildermeier: Geschichte der Sowjetunion 1917–1991. Entstehung und Niedergang des ersten sozialistischen Staates. C.H Beck, München 1998, S. 586 f.
  33. Andreas Hillgruber: Deutschlands Rolle in der Vorgeschichte der beiden Weltkriege. 3. Aufl., Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1986, S. 97 f.;Helmut Altrichter: Kleine Geschichte der Sowjetunion 1917–1991. C.H. Beck, München 2013, ISBN 978-3-406-65215-8, S. 98.
  34. Ingeborg Fleischhauer: Der Deutsch-Sowjetische Grenz- und Freundschaftsvertrag vom 28. September 1939. Die deutschen Aufzeichnungen über die Verhandlungen zwischen Stalin, Molotov und Ribbentrop in Moskau. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 39, 1991, S. 455 f. (PDF), abgerufen am 26. Juni 2012.
  35. Lew Besymenski: Stalin und Hitler. Das Pokerspiel der Diktatoren. Aufbau Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-351-02539-4, S. 242 ff.
  36. Adam Tooze: Ökonomie der Zerstörung. Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus. Siedler, München 2007, ISBN 978-3-88680-857-1, S. 374 f.
  37. Zitiert nach Gerd Kaiser: Katyn, Das Staatsverbrechen – das Staatsgeheimnis. Aufbau Taschenbuchverlag, Berlin 2002, ISBN 3-7466-8078-6 (Zeittafel).
  38. John Erickson: The Soviet High Command. A Military-Political History. 1918–1941. 3. Auflage. Frank Cass, London / Portland 2001, ISBN 0-7146-5178-8, S. 537–539.
  39. Bianka Pietrow-Ennker: Stalinistische Außen- und Deutschlandpolitik 1939–1941. In: Bianka Pietrow-Ennker (Hrsg.): Präventivkrieg? Der deutsche Angriff auf die Sowjetunion. 3. Auflage. Fischer, Frankfurt am Main 2000, ISBN 978-3-596-14497-6, S. 85.
  40. Dokumente zur Berlin-Frage, 1944–1966. 4. Auflage, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 1987, S. 347. Hrsg.: Forschungsinstitut der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik e. V. in Zusammenarbeit mit dem Senat von Berlin (= Schriften des Forschungsinstituts der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik e. V., Bonn, Reihe: Internationale Politik und Wirtschaft, Band 52/I), München 41987.
  41. Abkommen zwischen der Regierung der UdSSR und der polnischen Regierung in: Zeitschrift für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht, Vol. 11 1942/43, S. 100: Dokumente betreffend das Sowjetrussisch-Polnisches Abkommen vom 30. Juli 1941; zaoerv.de (PDF)
  42. Boris Meissner: Die Sowjetunion, die baltischen Staaten und das Völkerrecht. Verlag für Politik u. Wirtschaft, Köln 1956. XI, 377.
  43. Mart Laar: Estland und der Kommunismus. In: Das Schwarzbuch des Kommunismus 2. München 2004, S. 261–323.
  44. Winston Churchill: Der Zweite Weltkrieg. I. Bern 1954, S. 133.
  45. Victor Gollancz, John Strachey, George Orwell, Harold Laski (Herausgeber und Mitarbeiter): The Betrayal of the Left. An Examination and Refutation of Communist Policy from October 1939 to January 1941. With Suggestions for an Alternative and an Epilogue on Political Morality. London 1941.
  46. Dimitroff. Band 2, S. 275.
  47. Alistair Horne: To lose a battle. France 1940, S. 147.
  48. Horne, S. 148.
  49. Julian Jackson: The Fall of France. Oxford University Press, Oxford 2003, ISBN 0-19-280300-X.
  50. Bernd Martin: Deutschland und Japan im Zweiten Weltkrieg 1940–1945. Musterschmidt, Göttingen 1969, S. 17.
  51. Till Philip Koltermann: Der Untergang des Dritten Reiches im Spiegel der deutsch-japanischen Kulturbegegnung 1933–1945. Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-447-06072-1, S. 11.
  52. Rolf-Dieter Müller: Der letzte deutsche Krieg 1939–1945. Klett-Cotta, Stuttgart 2005, ISBN 3-608-94133-9, S. 32, 156 f.
  53. Alexander Jakowlew: Sumerki. Moskau 2005, S. 422.
  54. Henning Sietz: Hitler-Stalin-Pakt. In: Die Zeit, Nr. 35/2014.
  55. Merkel: Verantwortung Deutschlands steht am Anfang von allem. Staatsgäste aus aller Welt erinnern in Danzig an den Beginn des Zweiten Weltkriegs. In: FAZ, 2. September 2009, S. 1 f.
  56. Reinhard Veser: Freundliche Verpackung. Putins Bemerkungen zum Hitler-Stalin-Pakt enthalten substantiell wenig Neues. In: FAZ, 2. September 2009, S. 10.
  57. Katja Tichomirowa: Sollen wir das jedes Jahr wieder verurteilen? =Wie die russische Regierung heute versucht, die Erinnerung an den Hitler-Stalin-Pakt zu unterbinden. In: Berliner Zeitung, 22. August 2009.
  58. Сергей Лавров: 65-летие Великой Победы. In: Дипломатический ежегодник – 2009 (russisch, englische Übersetzung (Memento des Originals vom 1. Juni 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.journal-neo.com).
  59. Putin Defends Ribbentrop-Molotov Pact in Press Conference with Merkel – Anna Dolgov wertet diese jüngeren Äußerungen Putins als „scharfe Kehrtwende“ gegenüber seiner Haltung von 2009.
  60. Tymothy Snyder: Als Stalin Hitlers Verbündeter war. FAZ, 20. Dezember 2014, abgerufen am 23. August 2019.
  61. Nijolė Maslauskienė, Inga Petravičiūtė: Okupantai ir kolaborantai – Pirmoji sovietinė okupacija (Okkupanten und Kollaborateure – die erste sowjetische Besatzungszeit). Verlag „Margi raštai“, Vilnius 2007, ISBN 978-9986-09-324-4 (litauisch, englisch), S. 412.
  62. Mitteilung des Europäischen Parlaments vom 2. April 2009.
  63. Europäisches Parlament (Hrsg.): Gemeinsamer Entschließungsantrag. 18. September 2019, S. 4 (online [PDF; 159 kB; abgerufen am 24. Februar 2020]).
  64. Pavel Lokshin, Philipp Fritz: Putin provoziert mit Mythos vom Weltkrieg. In: Die Welt. Nr. 19, 23. Januar 2020, S. 7 (Online [abgerufen am 24. Februar 2020]).
  65. André Ballin: Vereint gegen Moskau. In: Der Standard. 29. Januar 2020, S. 4 (Online [abgerufen am 24. Februar 2020]).
  66. Markus Ackeret: Der sowjetische Sieg steht im Vordergrund. In: Neue Zürcher Zeitung. 23. Januar 2020, S. 3 (Paywall [abgerufen am 24. Februar 2020]).