Christine Aschbacher

Christine Aschbacher (2020)

Christine Aschbacher (* 10. Juli 1983[1] als Christine Kowald[2] in Graz) ist eine österreichische Unternehmerin und Politikerin (ÖVP). Ab Jänner 2020 war sie zunächst Bundesministerin ohne Portefeuille, dann Ministerin im Bundeskanzleramt und ab dem 29. Jänner 2020 Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend in der Bundesregierung Kurz II. Nach aufgekommenen Plagiatsvorwürfen bezüglich Teilen ihrer Diplomarbeit und ihrer Dissertation erklärte sie am 9. Jänner 2021 ihren Rücktritt, Aschbachers Nachfolger wird Martin Kocher, der nur das Arbeitsministerium übernimmt. Das Jugend- und Familienministerium übernimmt Susanne Raab.

Leben

Christine Aschbacher stammt aus Wundschuh bei Graz,[3] wo sie die Volksschule besuchte.[2]

Studium

An der Fachhochschule Wiener Neustadt studierte sie ab 2002 Management-, Organisations- und Personalberatung, Marktkommunikation und Vertrieb. Das Studium schloss sie 2006 als Magistra (FH) ab.[1][2] Außerdem studierte sie ab 2011 Industrial Engineering and Management an der Slowakischen Technischen Universität, Fakultät für Werkstoffwissenschaften in Trnava; das Studium schloss sie im August 2020 als PhD ab.[2]

Während ihrer Ausbildung baute sie das Netzwerk Bildungsmentoring für Schüler und Studierende mit auf. Sie selbst wurde von der früheren ORF-Moderatorin Regina Preloznik unterstützt.[2][3]

Berufliche Tätigkeit

Von 2003 bis 2006 war sie Mitarbeiterin bei Piewald Management Training, anschließend bis 2012 Consultant bei Capgemini Consulting. Von Juni 2012 bis Dezember 2013 war sie im Kabinett von Finanzministerin Maria Fekter im Bundesministerium für Finanzen tätig, wo sie 2014 das zentrale Risikomanagement leitete. Von Oktober 2014 bis Mai 2015 war sie Mitglied im Kabinett von Reinhold Mitterlehner im Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft.[2][4] Seit Juni 2015 ist sie selbstständige Unternehmensberaterin, ab September 2015 betrieb sie die Agentur Aschbacher Advisory.[2][3] 2017 ist sie Mitglied des Aufsichtsrates der GBG Gebäude- und Baumanagement Graz GmbH geworden.[2][4]

Politik

Am 31. Dezember 2019 wurde im Zuge der Regierungsbildung 2019 bekannt, dass sie in der Bundesregierung Kurz II Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend werden sollte.[4][5][6][7] Am 7. Jänner 2020 wurde sie als Bundesministerin ohne Portefeuille von Bundespräsident Alexander Van der Bellen angelobt,[8] ab dem 8. Jänner war sie Bundesministerin im Bundeskanzleramt.[1] Am 29. Jänner 2020 wurde sie vom Bundespräsidenten nach Änderung des Bundesministeriengesetzes als Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend in der Bundesregierung Kurz II angelobt.

Am 9. Jänner 2021 gab Aschbacher nach Plagiatsvorwürfen ihren Rücktritt vom Ministeramt bekannt.[9][10]

Privates

Christine Aschbacher ist verheiratet und Mutter von drei Kindern.[6][3][4] Ihre Schwester Barbara Walch wurde 2019 Bürgermeisterin von Wundschuh. Beider Vater, Alois Kowald, war Bürgermeister der Gemeinde Neudorf ob Wildon, ihr Onkel Josef Kowald war Landtagsabgeordneter.[11][12][13]

Plagiatsvorwürfe

Diplomarbeit

Am 7. Jänner 2021 zeigte der Plagiatsgutachter Stefan Weber Mängel in Aschbachers Diplomarbeit auf, die sie an der Fachhochschule Wiener Neustadt eingereicht hatte. Unter anderem wurden Weber zufolge Ideen- und Textplagiate entdeckt.[14][15][16] Neben diesen Mängeln in der wissenschaftlichen Redlichkeit hat Weber auch sprachliche Defizite aufgezeigt.[14] In Folge kündigte Aschbacher am 9. Jänner an, zurückzutreten. Arbeitsminister wurde in Folge Martin Kocher, Familien-, Jugend-, Frauen- und Integrationsministerin ist nun Susanne Raab.

Dissertation

Weiters monierte Weber auch im Exposé von Aschbachers Dissertation Entwurf eines Führungsstils für innovative Unternehmen an der Technischen Universität Bratislava mutmaßliche Plagiate.[17] Armin Wolf schrieb dazu: „Bei keiner einzigen Abbildung und keinem einzigen der insgesamt 61 Zitate/Verweise in der gesamten Dissertation gibt es übrigens eine konkrete Seitenangabe zum zitierten Werk. Das würde wohl bei keiner VWA vor der Matura durchgehen.“ Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) sagte zu der Angelegenheit: „Mir fällt spontan Guttenberg ein, den es ganz hart getroffen hat.“[18]

Ein Zitat aus der erst im Mai 2020 eingereichten Arbeit, das große sprachliche Ungereimtheiten aufzeigt:

„Vielleicht, daher ist es seltsam, dass, wenn es irgendeine eine Phrase, die garantiert wird, um mich auf den Weg, es ist, wenn jemand zu mir sagt: 'Okay, fein. Du bist der Chef!'", Sagt Branson. "Was mich ärgert ist, dass in 90 Prozent der Fälle, wie, was diese Person wirklich sagen will, ist: 'Okay, dann, glaube ich nicht mit Ihnen einverstanden, aber ich werde rollen und tun es weil sie sagen mir zu. Aber wenn es nicht klappt werde ich der Erste sein, der daran erinnern, dass es nicht meine Idee.“[18]

Das Zitat im Original:

„Perhaps, therefore, it is odd that if there is any one phrase that is guaranteed to set me off it's when someone says to me, 'OK, fine. You're the boss!' What irks me is that in 90% of such instances what that person is really saying is, 'OK, then, I don't agree with you, but I'll roll over and do it because you're telling me to. But if it doesn't work out I'll be the first to remind everyone that it wasn't my idea.“

Commons: Christine Aschbacher – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Christine Aschbacher auf den Webseiten des österreichischen Parlaments.
  2. a b c d e f g h Christine Aschbacher. In: meineabgeordneten.at. Abgerufen am 2. Januar 2020.
  3. a b c d Christine Aschbacher - Ministerin für Vereinbarkeit. In: Salzburger Nachrichten. 31. Dezember 2019, abgerufen am 2. Januar 2020.
  4. a b c d Conrad Seidl, Andreas Schnauder: Ministerin für Arbeit, Familie und Jugend: Christine Aschbacher. In: DerStandard.at. 31. Dezember 2019, abgerufen am 2. Januar 2020.
  5. Aschbacher wird Arbeits- und Familienministerin. In: ORF.at. 31. Dezember 2019, abgerufen am 2. Januar 2020.
  6. a b Noch eine Frau für neue Regierung: Steirerin wird ÖVP-Familienministerin. In: Wiener Zeitung. 31. Dezember 2019, abgerufen am 2. Januar 2020.
  7. Neue Regierung: Kurz und Kogler präsentierten Einigung. In: ORF.at. 1. Januar 2019, abgerufen am 2. Januar 2020.
  8. Rede des Bundespräsidenten anlässlich der Ernennung und Angelobung der neuen Bundesregierung. In: bundespraesident.at. 7. Januar 2020, abgerufen am 7. Januar 2020.
  9. Aschbacher legt Amt zurück. In: orf.at. 9. Januar 2021, abgerufen am 9. Januar 2021.
  10. Arbeitsministerin Aschbacher tritt nach Plagiatsvorwürfen zurück. In: Der Standard. 9. Januar 2021, abgerufen am 9. Januar 2021.
  11. Thomas Wieser: Christine Aschbacher: Die Familienministerin aus Wundschuh. In: Kleine Zeitung. 8. Januar 2020, abgerufen am 9. Januar 2020.
  12. Steirerin Aschbacher wird neue ÖVP-Ministerin. In: krone.at. 31. Dezember 2019, abgerufen am 13. Jänner 2020.
  13. Mann mit Draht zur Jugend. In: neuesland.at. 26. Jänner 2018, abgerufen am 13. Jänner 2020.
  14. a b Massive Vorwürfe gegen Diplomarbeit von Ministerin Aschbacher. In: kurier.at. 7. Januar 2021, abgerufen am 8. Januar 2021.
  15. Stefan Weber: Plagiate, falsche Zitate, mangelnde Deutschkenntnisse: Diplomarbeit der österreichischen Ministerin Christine Aschbacher unterbietet alle wissenschaftlichen Standards. In: plagiatsgutachten.com. 7. Januar 2021, abgerufen am 8. Januar 2021.
  16. Stefan Weber: Aschbacher-Diplomarbeit: Schwerwiegende Plagiate im Schlusskapitel. In: plagiatsgutachten.com. 7. Januar 2021, abgerufen am 8. Januar 2021.
  17. Stefan Weber: Serienplagiatorin: Schwerwiegende Plagiate auch im Dissertationsexposé von Ministerin Christine Aschbacher entdeckt. In: Plagiatsgutachten.com. 8. Januar 2021, abgerufen am 8. Januar 2021.
  18. a b Jan Michael Marchart: Die „wissenschaftliche Katastrophe“ um Ministerin Aschbacher weitet sich aus. In: Der Standard. 9. Jänner 2021.
  19. Drake Baer: 22 Brilliant Insights From Richard Branson. In: Business Insider. 30. Juli 2014, abgerufen am 9. Januar 2021 (englisch).