cdrtools

cdrtools
Basisdaten

EntwicklerJörg Schilling
Aktuelle Version3.00
(2. Juni 2010)
Aktuelle Vorabversion3.01a03
(8. März 2011)
BetriebssystemLinux, UNIX, BSD, Windows, OS/2 uvm.
Programmier­spracheC
KategorieBrennprogramm
LizenzGPL/CDDL, libscg mit zusätzlicher Auflage: Kombination ausschließlich mit OSI-Lizenzen
deutschsprachigja
cdrecord.berlios.de

Die cdrtools sind eine Sammlung von portablen Open-Source-Programmen zur Datenaufbereitung und Aufnahme auf CD/DVD/BluRay-Medien ("Brennen" genannt), die größtenteils von Jörg Schilling entwickelt wurden. Hauptbestandteile sind:

  • cdrecord, ein Konsolen-Brennprogramm
  • cdda2wav, ein CDDA-Ripper mit paranoia-Support, der auch Metadaten und hidden Tracks liest und damit Eins-zu-Eins-Kopien erlaubt
  • libparanoia, eine Library-Version des relevanten Codes von cdparanoia
  • mkisofs, der ein CD-Dateisystem erzeugt.
  • readcd, ein Ausleseprogramm mit CD-Clone-Fähigkeiten

Cdrecord

Cdrecord ist ein Brennprogramm, dessen Entwicklung Ende 1995 durch Jörg Schilling auf Basis der seit August 1986 entwickelten libscg begonnen wurde.

Im Februar 1996 wurde es erstmalig für Solaris veröffentlicht. Portierungen auf Linux, HP-UX, AIX, IRIX und 20 weitere Plattformen folgten ab 1997.

Cdrecord wurde auf Betreiben der Datenarchivare der Europäischen Südsternwarte im Februar 1998 eines der ersten Programme mit DVD-Unterstützung. Der Quellcode zur DVD-Unterstützung konnte jedoch wegen eines NDAs mit dem Hersteller des Laufwerks Pioneer lange Zeit nicht veröffentlicht werden und der Erwerb eines DVD-Brenners war in der Zeit zwischen September 1997 und August 2001 wegen der Vorbehalte der US-Filmindustrie reglementiert. Mit Erscheinen des ersten frei verkäuflichen DVD-Brenners im September 2001 wurden zunächst kostenlose Binärversionen von cdrecord-ProDVD herausgegeben und seit dem Frühjahr 2006 ist der gesamte Code von cdrecord-ProDVD quelloffen. Seit Juli 2007 bieten die cdrtools auch einen anfangs rudimentären, mittlerweile aber vollständigen Blu-Ray-Support.

Cdda2wav

Cdda2wav ist ein Digitales Audio Extraktionsprogramm, dessen Entwicklung 1993 durch Heiko Eißfeldt unter Linux begonnen wurde. Seit 1998 verwendet es die libscg als Plattformunabhängigen SCSI-Transport und wurde dadurch portabel.

Readcd

Readcd liest Datensektoren optischer Datenträger und ist daher als Ergänzung zu cdda2wav zu sehen.

Readcd kann CDs auch im RAW-Modus zusammen mit zusätzlichen Metadaten lesen und ermöglicht dadurch ein Klonen von CDs.

Eine weitere Funktion in cdredcd ist die Möglichkeit Fehlerkorrekturdaten (C1/C2 bei CDs und PI8/PIF bei DVDs) auszulesen um die Qualität eines Mediums zu beurteilen.

Mkisofs

Mkisofs ist ein Programm zur Erzeugung von ISO 9660 Dateisystemabbildern. Es wurde 1993 durch Eric Youngdale unter Linux begonnen. Seit 1997 wurde es in die cdrtools integriert und Eric Youngdale zog sich schrittweise aus der Entwicklungsarbeit zurück. Im August 1999 übergab Eric Youngdale die Entwicklung an Jörg Schilling.

Mkisofs unterstützt neben ISO 9660 Rockridge, Joliet und UDF.

Durch die Verwendung von libfind kann mkisofs die Eigenschaften und Optionen des find Programms direkt nutzbar machen.

Libparanoia

Libparanoia ist Software, die ursprünglich 1997 von Christopher Montgomery (Monty) als Patch zu cdda2wav geschrieben wurde um die Auslesequalität auch bei beschädigten Medien und schlechten Laufwerken zu verbessern. Seit 1998 wird es als Fork von cdda2wav unter dem Namen cdparanoia vertrieben. Jörg Schilling hat im Frühjahr 2002 die wesentlichen Teile der Funktionalität in die portable libparanoia überführt und damit für cdda2wav und andere Programme nutzbar gemacht.

Cdrtools als Name für das Gesamtpaket

Der Name cdrtools wurde 1998 nach Integration von cdda2wav in den gemeinsamen Quellcode und in das gemeinsame Build-System eingeführt.

Unter Betriebssystemen wie Solaris, Linux oder FreeBSD verwenden zahlreiche Programme sowohl für die Konsole als auch mit grafischer Benutzeroberfläche für den eigentlichen Aufnahmevorgang die cdrtools oder dessen Fork, darunter:

Die Windows-Brennprogramme InfraRecorder und cdrtfe bauen als grafisches Frontends ebenfalls auf den cdrtools auf. Die Cdrtools sind auch für diverse weitere Betriebssysteme verfügbar.

Lizenzdiskussion

Im Februar 2005 stellte Jörg Schilling sein Makefile-System, ein eigenständiges Projekt, das schon seit 1992 zur Steuerung der Kompilierung diverser Softwareprojekte verwendet worden war, auf die aus seiner Sicht freiere Lizenz CDDL um. Dieses System wird auch zur Erstellung der cdrtools verwendet. Darin sah das Debian-Projekt ein Problem wegen inkompatibler Lizenzen.[1][2] Laut Autor standen die den GPL-Projekten in den cdrtools zugeordneten Makefiles in den Projektordnern weiterhin unter der GPL. Er beruft sich auf die Auslegung eines Juristen, nach der Skripte zur Kompilation unter einer beliebigen Lizenz stehen dürfen, solange sie die Weitergabe erlaubt.[3] Der Autor stellte weitere Teile der cdrtools auf die CDDL um, um die Lizenz zu vereinheitlichen, was die Bedenken von Debian aber nicht zerstreuen konnte.

Aufgrund dieser Problematik forkte Debian die cdrtools unter dem Namen cdrkit und entfernte das ursprüngliche Projekt aus den eigenen Paketquellen.[4] Viele andere Linux-Distributionen ersetzten ebenfalls cdrecord durch Debians Fork. Gentoo ist als quellcode-basierte Distribution von dieser Lizenzfrage nicht betroffen und bietet die aktuelle cdrtools-Version und den Fork alternativ an. Oracle verteilt mit seinem Betriebssystem Oracle Solaris ausschließlich cdrecord. Slackware verfährt ebenso.

Die Tatsache, dass das GPL-Programm mkisofs gegen eine CDDL-Bibliothek linkt, wird vom Debian-Projekt noch immer als Verletzung der GPL angesehen. Allerdings betrachtet Jörg Schilling das binäre Ergebnis des automatischen Linkvorgangs nicht als abgeleitetes Werk, sondern als ein Sammelwerk im Sinne des US-Copyright-Gesetzes.[5][6] Nach Rechtsauffassung von Juristen, die sich bisher zu diesem Thema geäußert haben, sind die Teile der GPLv2, welche sich auf eingebundene, externe Programmteile beziehen ("The "Program", below, refers to any such program or work, and a "work based on the Program" means either the Program or any derivative work under copyright law: that is to say, a work containing the Program or a portion of it, either verbatim or with modifications and/or translated into another language."[7]) in dem Falle eines Sammelwerkes nicht anzuwenden.[8][9][10] Mit seinen Ansichten, dass es sich bei den fraglichen Kombinationen selbst überhaupt um Sammelwerke, und nicht um abgeleitete Werke handelt, widerspricht Schilling ausdrücklich den von ihm so genannten "Behauptungen der FSF"[11] selbst zur GPL.

Einzelnachweise

  1. FSF zur GPL-CDDL-Kompatibilität: "cannot legally be linked together"
  2. Problembericht zur Lizenzänderung mit anschließender Diskussion (engl.)
  3. Die GPL erklärt und kommentiert Olaf Koglin, Till Jaeger et. al. (komplettes Buch kommentiert), ISBN 3-89721-389-3
  4. Joerg Jaspert: cdrkit (fork of cdrtools) uploaded to Debian, please test. In: Debian Development Announcements email list. 4. September 2006, abgerufen am 14. August 2007.
  5. Copyright Definitionen zu Collective Work und Derivative Work
  6. Stellungnahme Jörg Schillings zum Lizenzproblem
  7. vgl. GPLv2 TERMS AND CONDITIONS, Punkt 0:
  8. Open Source Licensing, Lawrence Rosen, ISBN 9780131487871
  9. Report on Problem Scope and Definition about OSS License Compatibility, Thomas F. Gordon
  10. Software combinations as Derivative works? Lothar Determan
  11. http://www.osscc.net/de/gplger.html