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Wannichnubel
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Ohne das Harderbahn-Projekt wäre auch das Restaurant Harder Kulm kaum errichtet worden, und ohne die bauliche Verzögerung von insgesamt 15 Jahren überdies nicht an diesem Standort. Als der [[Bundesrat (Schweiz)|Bundesrat]] den Initianten am 10. Oktober 1890 die [[Konzession]] für den Bau und den Betrieb der Standseilbahn erteilte, sah das Projekt eine andere [[Trasse (Verkehrsweg)|Linienführung]] vor. Die Harderbahn sollte weiter westlich durch den Brückwald verlaufen, und hinter dem [[Hardermandli]] durch einen Tunnel hindurch bis zum tiefsten Punkt der Hardermatte auf rund {{Höhe|1202|CH-m}} geleitet werden. Dort wäre die [[Bergstation]] zu stehen gekommen, nicht jedoch das Restaurant. Dieses wollte man – verbunden durch eine Waldpromenade – direkt über dem Hardermandli erbauen. Die Gemeinde Unterseen erklärte sich bereits im Oktober 1890 einverstanden, 20 [[Juchart]]en Land zum Preis von 25'000 [[Schweizer Franken]] an die Projektverantwortlichen abzutreten, womit einer [[Machbarkeit|Realisierung]] eigentlich nichts mehr im Wege stand.
Ohne das Harderbahn-Projekt wäre auch das Restaurant Harder Kulm kaum errichtet worden, und ohne die bauliche Verzögerung von insgesamt 15 Jahren überdies nicht an diesem Standort. Als der [[Bundesrat (Schweiz)|Bundesrat]] den Initianten am 10. Oktober 1890 die [[Konzession]] für den Bau und den Betrieb der Standseilbahn erteilte, sah das Projekt eine andere [[Trasse (Verkehrsweg)|Linienführung]] vor. Die Harderbahn sollte weiter westlich durch den Brückwald verlaufen, und hinter dem [[Hardermandli]] durch einen Tunnel hindurch bis zum tiefsten Punkt der Hardermatte auf rund {{Höhe|1202|CH-m}} geleitet werden. Dort wäre die [[Bergstation]] zu stehen gekommen, nicht jedoch das Restaurant. Dieses wollte man – verbunden durch eine Waldpromenade – direkt über dem Hardermandli erbauen. Die Gemeinde Unterseen erklärte sich bereits im Oktober 1890 einverstanden, 20 [[Juchart]]en Land zum Preis von 25'000 [[Schweizer Franken]] an die Projektverantwortlichen abzutreten, womit einer [[Machbarkeit|Realisierung]] eigentlich nichts mehr im Wege stand.


Weil jedoch Ende des 19. Jahrhunderts mehrere andere Bahnprojekte initiert worden waren (zum Beispiel die [[Simmentalbahn|Simmental]]- oder die [[Thunerseebahn]]), kam die [[Finanzierung]] zunächst nicht zustande. Schliesslich konnte einer der Konzessionäre, der mittlerweile zum [[Nationalrat (Schweiz)|Nationalrat]] gewählte [[Anwaltschaft in der Schweiz|Fürsprecher]] Friedrich Michel, 1905 eine Gruppe von Financiers und Technikern vom [[Genfersee]] für das Projekt gewinnen. Aufgrund der [[Intervention (Politik)|Intervention]] des [[Regierungsrat des Kantons Bern|Regierungsrates]] und des in diesem Jahr gegründeten [[Schweizer Heimatschutz|Heimatschutzes]], musste die Linienführung jedoch angepasst werden, und auch auf die [[Architektur|architektonische]] Gestaltung der Gebäude (einer der Entwürfe sah die Kombination eines [[tradition]]ellen [[Batak]]-Hauses aus [[Sumatra]] und einer [[China|chinesischen]] [[Pagode]] vor) nahm der Heimatschutz Einfluss. So kamen sowohl die Bergstation als auch das schliesslich im [[Jugendstil]] errichtete Restaurant an den heute bekannten Standorten zu stehen.<ref name="Anz">{{Literatur |Autor= |Titel=Drahtseilbahn von Interlaken auf den Harder |Sammelwerk=Täglicher Anzeiger für Thun und das Berner Oberland |Band=29 |Nummer=148 |Datum=1905-06-24 |Seiten=2 |Online=[https://www.e-newspaperarchives.ch/?a=d&d=TAA19050624-01.2.7&srpos=8&e=------190-de-20--1--img-txIN-Harderbahn----1905---0----- e-newspaperarchives.ch]|Abruf=2024-06-16}}</ref> Die [[Einweihung]] von Bahn und Restaurant erfolgte am 14. Mai, die offizielle Eröffnung am 15. Mai 1908.
Weil jedoch Ende des 19. Jahrhunderts mehrere andere Bahnprojekte initiert worden waren (zum Beispiel die [[Simmentalbahn|Simmental]]- oder die [[Thunerseebahn]]), kam die [[Finanzierung]] zunächst nicht zustande. Schliesslich konnte einer der Konzessionäre, der mittlerweile zum [[Nationalrat (Schweiz)|Nationalrat]] gewählte [[Anwaltschaft in der Schweiz|Fürsprecher]] Friedrich Michel, 1905 eine Gruppe von Financiers und Technikern vom [[Genfersee]] für das Projekt gewinnen. Aufgrund der [[Intervention (Politik)|Intervention]] des [[Regierungsrat des Kantons Bern|Regierungsrates]] und des in diesem Jahr gegründeten [[Schweizer Heimatschutz|Heimatschutzes]], musste die Linienführung jedoch angepasst werden, und auch auf die [[Architektur|architektonische]] Gestaltung der Gebäude (einer der Entwürfe sah die Kombination eines [[tradition]]ellen [[Batak]]-Hauses aus [[Sumatra]] und einer [[China|chinesischen]] [[Pagode]] vor) nahm der Heimatschutz Einfluss. So kamen sowohl die Bergstation als auch das schliesslich im [[Jugendstil]] errichtete Restaurant an den heute bekannten Standorten zu stehen.<ref name="Anz">{{Literatur |Autor= |Titel=Drahtseilbahn von Interlaken auf den Harder |Sammelwerk=Täglicher Anzeiger für Thun und das Berner Oberland |Band=29 |Nummer=148 |Datum=1905-06-24 |Seiten=2 |Online=[https://www.e-newspaperarchives.ch/?a=d&d=TAA19050624-01.2.7&srpos=8&e=------190-de-20--1--img-txIN-Harderbahn----1905---0----- e-newspaperarchives.ch]|Abruf=2024-06-16}}</ref> Die Einweihung von Bahn und Restaurant erfolgte am 14. Mai, die offizielle Eröffnung am 15. Mai 1908.


=== Renovation und Ausbau ===
=== Renovation und Ausbau ===
Das Gebäude hat im Erdgeschoss vorgelagert eine gedeckte, ehemals offene [[Terrasse (Architektur)|Terrasse]] mit Kalksteinsockel und Pfeilern. 1992 wurde diese mit einer Stahlkonstruktion versehen und verglast. Die Brüstungsverkleidungen bestehen aus Holz. Das Gebäude befindet sich auf der Liste der schützenswerten [[Baudenkmäler]] von Unterseen (ID 1267)<ref>{{Internetquelle |url=https://denkmalpflege.apps.be.ch/de/collection/item/31636/ |titel = Harderkulm 3, 3800 Unterseen |autor = Denkmalpflege des Kantons Bern |hrsg = [[Kanton Bern]] |werk = Bauinventar des Kantons Bern |datum = |abruf = 2024-06-03}}</ref>. Dasselbe gilt für die Bergstation der Standseilbahn (ID 522).<ref>{{Internetquelle |url=https://denkmalpflege.apps.be.ch/de/collection/item/34794/ |titel = Harderkulm 11, 3800 Unterseen |autor = Denkmalpflege des Kantons Bern |hrsg = [[Kanton Bern]] |werk = Bauinventar des Kantons Bern |datum = |abruf = 2024-06-03}}</ref> Das architektonisch zurückhaltend gestaltete Gebäude wird weitgehend von Wald umgeben.
Das Gebäude hat im Erdgeschoss vorgelagert eine gedeckte, ehemals offene [[Terrasse (Architektur)|Terrasse]] mit Kalksteinsockel und Pfeilern. 1992 wurde diese mit einer Stahlkonstruktion versehen und verglast. Die Brüstungsverkleidungen bestehen aus Holz. Das Gebäude befindet sich auf der Liste der schützenswerten [[Baudenkmäler]] von Unterseen (ID 1267)<ref>{{Internetquelle |url=https://denkmalpflege.apps.be.ch/de/collection/item/31636/ |titel = Harderkulm 3, 3800 Unterseen |autor = Denkmalpflege des Kantons Bern |hrsg = [[Kanton Bern]] |werk = Bauinventar des Kantons Bern |datum = |abruf = 2024-06-03}}</ref>. Dasselbe gilt für die Bergstation der Standseilbahn (ID 522).<ref>{{Internetquelle |url=https://denkmalpflege.apps.be.ch/de/collection/item/34794/ |titel = Harderkulm 11, 3800 Unterseen |autor = Denkmalpflege des Kantons Bern |hrsg = [[Kanton Bern]] |werk = Bauinventar des Kantons Bern |datum = |abruf = 2024-06-03}}</ref> Das architektonisch zurückhaltend gestaltete Gebäude wird weitgehend von Wald umgeben.


=== Wasserversorgung ===
== Wasserversorgung ==
Eine grosse technische Herausforderung stellte die [[Wasserversorgung]] für das Restaurant Harder Kulm dar. Ein Anschluss ans öffentliche Wasserversorgungsnetz war nicht möglich, und oberhalb des Kulms gab es am Hardergrat keine [[Quelle]], aus der man hätte Wasser beziehen können. Auch die bei manchen Berghütten übliche Nutzung von [[Schmelzwasser|Schmelz]]- oder Regenwasser bot sich an diesem Standort nicht an. Schliesslich erwarben die Initianten des Projekts von der [[Bäuert]]allmend Bort am gegenüberliegenden Berghang des Habkerntals Quellen auf rund {{Höhe|1600|CH-m}} (südöstlich unterhalb des Guggihürli). Sie sicherten sich daraufhin die [[Durchleitungsrecht]]e über die Grundstücke der Bäuert und 17 weiterer Liegenschaftsbesitzer, um eine Leitung aus [[Mannesmann]]röhren zum [[Lombach (Aare)|Lombach]] hinunter (auf {{Höhe|770|CH-m}}) und darunter hindurch zu verlegen. Diese bildet ein [[Siphon (Rohrleitung)|Riesensiphon]], wodurch das Wasser durch eigene Kraft bis zu einem eigens angelegten 80'000&nbsp;l fassenden [[Reservoir]] oberhalb des Harder Kulms auf {{Höhe|1360|CH-m}} befördert wird. Wer die innovative Idee für diese Wasserzufuhr hatte, lässt sich heutzutage nicht mehr mit absoluter Bestimmtheit sagen. Bekannt ist hingegen, wer das Projekt realisierte: der Baumeister [[Frutiger AG|Johann Frutiger]] aus [[Oberhofen am Thunersee|Oberhofen]] (der auch für die Bahn und das Restaurant verantwortlich zeichnete) und dessen Sohn, Fritz Frutiger (Ingenieur), der die Bauarbeiten leitete. Der Unterhalt der über 100 Jahre alten Wasserleitung ist kostspielig. Diese soll jedoch erst dann durch ein modernes Pumpwerk ersetzt werden, wenn die Instandsetzung teurer wäre.
Eine grosse technische Herausforderung stellte die [[Wasserversorgung]] für das Restaurant Harder Kulm dar. Ein Anschluss ans öffentliche Wasserversorgungsnetz war nicht möglich, und oberhalb des Kulms gab es am Hardergrat keine [[Quelle]], aus der man hätte Wasser beziehen können. Auch die bei manchen Berghütten übliche Nutzung von [[Schmelzwasser|Schmelz]]- oder Regenwasser bot sich an diesem Standort nicht an. Schliesslich erwarben die Initianten des Projekts von der [[Bäuert]]allmend Bort am gegenüberliegenden Berghang des Habkerntals Quellen auf rund {{Höhe|1600|CH-m}} (südöstlich unterhalb des Guggihürli). Sie sicherten sich daraufhin die [[Durchleitungsrecht]]e über die Grundstücke der Bäuert und 17 weiterer Liegenschaftsbesitzer, um eine Leitung aus [[Mannesmann]]röhren zum [[Lombach (Aare)|Lombach]] hinunter (auf {{Höhe|770|CH-m}}) und darunter hindurch zu verlegen. Diese bildet ein [[Siphon (Rohrleitung)|Riesensiphon]], wodurch das Wasser durch eigene Kraft bis zu einem eigens angelegten 80'000&nbsp;l fassenden [[Reservoir]] oberhalb des Harder Kulms auf {{Höhe|1360|CH-m}} befördert wird. Wer die innovative Idee für diese Wasserzufuhr hatte, lässt sich heutzutage nicht mehr mit absoluter Bestimmtheit sagen. Bekannt ist hingegen, wer das Projekt realisierte: der Baumeister [[Frutiger AG|Johann Frutiger]] aus [[Oberhofen am Thunersee|Oberhofen]] (der auch für die Bahn und das Restaurant verantwortlich zeichnete) und dessen Sohn, Fritz Frutiger (Ingenieur), der die Bauarbeiten leitete. Der Unterhalt der über 100 Jahre alten Wasserleitung ist kostspielig. Diese soll jedoch erst dann durch ein modernes [[Pumpwerk]] ersetzt werden, wenn die [[Instandsetzung]] teurer wäre.

Der Bau dieser Wasserleitung erfüllte jedoch nicht nur den eigentlichen Zweck, den Harder Kulm mit Wasser zu versorgen, sondern brachte noch weitere Vorteile: So wurden auf dem Gebiet der Bortbäuert zwei [[Brunnen]] erbaut und seither gespiesen, ein [[Trog (Behälter)|Trog]] im vordern Läger angeschlossen sowie drei [[Hydrant]]en installiert, die im Brandfall von der [[Feuerwehr]] genutzt werden können. Diese Bedingungen knüpfte die Bäuert (nebst einer Entschädigung von 5'500 Schweizer Franken für das [[Durchleitungsrecht]]) an den Verkauf. An der Westflanke des Harders handelten die Burgergemeinde Unterseen und andere Waldbesitzer ähnliche Bedingungen aus, und können bei Bedarf Wasser aus dem Reservoir beziehen.<ref>{{Literatur |Autor= |Titel=Zur Harderbahn |Sammelwerk=Täglicher Anzeiger für Thun und das Berner Oberland |Band=29 |Nummer=273 |Datum=1905-11-17 |Seiten=2 |Online=[https://www.e-newspaperarchives.ch/?a=d&d=TAA19051117-01.2.7&srpos=2&e=------190-de-20--1--img-txIN-Harderbahn+Wasser-------0----- e-newspaperarchives.ch]|Abruf=2024-06-17}}</ref>

== Geplante Projekte ==
=== Projekt Wannichnubel ===
Zusätzlich zur Bahn und dem Restaurant wollten die Verantwortlichen am Harder weitere tourismusfördernde Projekte realisieren. Eines davon war das «Projekt Wannichnubel». Der Steinbock ziert unter anderem die [[Gemeindewappen (Schweiz)|Gemeindewappen]] von Unterseen und Interlaken sowie des gleichnamigen [[Amtsbezirk Interlaken|Amtsbezirks]], doch seit Anfang des 19. Jahrhunderts galt der Steinbock in der Schweiz und anderen Gebieten des Alpenraums als [[Aussterben|ausgestorben]]. Rund 100 Jahre später gab es erste Bemühungen den Steinbock wieder in der Schweiz anzusiedeln. Zu den [[Pionier (Forschung)|Pionieren]] zählte der [[Wildpark Peter und Paul]] in [[St. Gallen]]. Von deren Arbeit liess sich Friedrich Michel inspirieren. Auf seine Initiative hin wurde am 25.&nbsp;Februar 1913 der [[Alpenwildpark Harder|Wildparkvereins Harder]] in Interlaken gegründet, mit dem Ziel der [[Wiederansiedlung]] des [[Alpensteinbock]]s. Dafür wollte er das Gebiet vom Harderrestaurant bis zum Wannichnubel einzäunen, um in diesem – als Touristenattraktion – Steinböcke, Murmeltiere und Steinhasen unterzubringen. Ein Experte befürchtete jedoch, dass die Zäune in dieser Höhe einer möglichen Schneelast nicht standhalten würden und die Versorgung der Tiere (vor allem im Winter) erschwert wäre.<ref>{{Literatur |Titel=Alpenwildpark Harder, Interlaken |Hrsg=André Dähler, Peter Wenger |Datum=2013}}</ref> Der Wildpark wurde daher 1914 ganz in der Nähe der Talstation der Harderbahn errichtet. 1915 traf das erste [[Zucht]]pärchen ein und 1917/18 kamen die ersten [[Kitz]]e im Alpenwildpark zur Welt. Schon wenige Jahre später erfolgte die erste [[Auswilderung]] auf dem Hardergrat. Neben Steinböcken bietet der Alpenwildpark auch Murmeltieren einen Lebensraum.<ref>{{Literatur |Titel=Der Alpenwildpark Harder in Interlaken |Hrsg=Jagdinspektorat des Kantons Bern |Datum=2006-10 |Online=https://www.mm.directories.be.ch/files/2139/12828.pdf |Format=PDF |Abruf=2024-06-19}}</ref>

=== Hotel ===


Der Bau dieser Wasserleitung erfüllte jedoch nicht nur den eigentlichen Zweck, den Harder Kulm mit Wasser zu versorgen, sondern brachte noch weitere Vorteile: So wurden auf dem Gebiet der Bortbäuert zwei Brunnen erbaut und seither gespiesen, ein Trog im vordern Läger angeschlossen sowie drei Hydranten installiert, die im Brandfall von der Feuerwehr genutzt werden können. Diese Bedingungen knüpfte die Bäuert (nebst einer Entschädigung von 5'500 Schweizer Franken für das Durchleitungsrecht) an den Verkauf. An der Westflanke des Harders handelten die Burgergemeinde Unterseen und andere Waldbesitzer ähnliche Bedingungen aus, und können bei Bedarf Wasser aus dem Reservoir beziehen.


<ref>{{Literatur |Autor= |Titel=Zur Harderbahn |Sammelwerk=Täglicher Anzeiger für Thun und das Berner Oberland |Band=29 |Nummer=273 |Datum=1905-11-17 |Seiten=2 |Online=[https://www.e-newspaperarchives.ch/?a=d&d=TAA19051117-01.2.7&srpos=2&e=------190-de-20--1--img-txIN-Harderbahn+Wasser-------0----- e-newspaperarchives.ch]|Abruf=2024-06-17}}</ref>


== Erschliessung ==
== Erschliessung ==

Version vom 20. Juni 2024, 21:15 Uhr


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Harder Kulm

Harder Kulm

Höhe1322 m ü. M.
LageBerner Oberland, Schweiz
GebirgeEmmentaler Alpen
Koordinaten631590 / 171867Koordinaten: 46° 41′ 50″ N, 7° 51′ 6″ O; CH1903: 631590 / 171867
Rectilinium/Entwürfe 3 (Kanton Bern)
Rectilinium/Entwürfe 3 (Kanton Bern)

Der Harder Kulm (auch Harderkulm) ist ein Aussichtspunkt nördlich von Interlaken auf dem Harder, der zu den Emmentaler Alpen im Kanton Bern zählt. Der Harder Kulm liegt auf 1322 m, und ist durch eine Standseilbahn erschlossen. Er kann auch zu Fuss über einen der zahlreichen Wanderwege erreicht werden. Das denkmalgeschützte Bergrestaurant Harder Kulm wurde wie die Harderbahn im Jahr 1908 eröffnet.

Lage und Umgebung

Harder Kulm und Thunersee bei Sonnenuntergang
Harder Kulm und Thunersee bei Sonnenuntergang

Der Harder Kulm markiert das westliche Ende einer rund 30 km langen Bergkette am südlichen Rand der Emmentaler Alpen, auf dem grösstenteils bewaldeten Hardergrat. Wie es der Name bereits verrät, befindet sich der Harder Kulm auf einer Bergkuppe. Der Harder gilt als Hausberg Interlakens, obwohl nur ein vergleichsweise kleiner Abschnitt des südlich gelegenen Hangs innerhalb der entsprechenden Gemeindegrenze liegt (darunter der Bereich der Talstation und der Geleiseanlage der Harderbahn). Einen grossen Anteil am Harder besitzt die Gemeinde Unterseen, auf deren Gebiet auch die Bergstation der Harderbahn und das Restaurant Harder Kulm erbaut wurden.

Vom Harder Kulm aus hat man eine Rundsicht auf die Jungfrau-Region. In westlicher Richtung sieht man den Thunersee und den Niesen, im Osten den Brienzersee und die dahinterliegende Bergkette mit der Schynigen Platte, dem Loucherhorn und der Roteflue. In Richtung Süden erstreckt sich das Bödeli, mit den Gemeinden Unterseen, Interlaken, und Matten und Wilderswil, dahinter erhebt sich das Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau. Gegen Nordwesten öffnet sich der Anblick auf das Habkerntal, den Chienberg, Beatenberg und das Niederhorn.

Geschichte

Planung und Bau

Ohne das Harderbahn-Projekt wäre auch das Restaurant Harder Kulm kaum errichtet worden, und ohne die bauliche Verzögerung von insgesamt 15 Jahren überdies nicht an diesem Standort. Als der Bundesrat den Initianten am 10. Oktober 1890 die Konzession für den Bau und den Betrieb der Standseilbahn erteilte, sah das Projekt eine andere Linienführung vor. Die Harderbahn sollte weiter westlich durch den Brückwald verlaufen, und hinter dem Hardermandli durch einen Tunnel hindurch bis zum tiefsten Punkt der Hardermatte auf rund 1202 m geleitet werden. Dort wäre die Bergstation zu stehen gekommen, nicht jedoch das Restaurant. Dieses wollte man – verbunden durch eine Waldpromenade – direkt über dem Hardermandli erbauen. Die Gemeinde Unterseen erklärte sich bereits im Oktober 1890 einverstanden, 20 Jucharten Land zum Preis von 25'000 Schweizer Franken an die Projektverantwortlichen abzutreten, womit einer Realisierung eigentlich nichts mehr im Wege stand.

Weil jedoch Ende des 19. Jahrhunderts mehrere andere Bahnprojekte initiert worden waren (zum Beispiel die Simmental- oder die Thunerseebahn), kam die Finanzierung zunächst nicht zustande. Schliesslich konnte einer der Konzessionäre, der mittlerweile zum Nationalrat gewählte Fürsprecher Friedrich Michel, 1905 eine Gruppe von Financiers und Technikern vom Genfersee für das Projekt gewinnen. Aufgrund der Intervention des Regierungsrates und des in diesem Jahr gegründeten Heimatschutzes, musste die Linienführung jedoch angepasst werden, und auch auf die architektonische Gestaltung der Gebäude (einer der Entwürfe sah die Kombination eines traditionellen Batak-Hauses aus Sumatra und einer chinesischen Pagode vor) nahm der Heimatschutz Einfluss. So kamen sowohl die Bergstation als auch das schliesslich im Jugendstil errichtete Restaurant an den heute bekannten Standorten zu stehen.[1] Die Einweihung von Bahn und Restaurant erfolgte am 14. Mai, die offizielle Eröffnung am 15. Mai 1908.

Renovation und Ausbau

Das Gebäude hat im Erdgeschoss vorgelagert eine gedeckte, ehemals offene Terrasse mit Kalksteinsockel und Pfeilern. 1992 wurde diese mit einer Stahlkonstruktion versehen und verglast. Die Brüstungsverkleidungen bestehen aus Holz. Das Gebäude befindet sich auf der Liste der schützenswerten Baudenkmäler von Unterseen (ID 1267)[2]. Dasselbe gilt für die Bergstation der Standseilbahn (ID 522).[3] Das architektonisch zurückhaltend gestaltete Gebäude wird weitgehend von Wald umgeben.

Wasserversorgung

Eine grosse technische Herausforderung stellte die Wasserversorgung für das Restaurant Harder Kulm dar. Ein Anschluss ans öffentliche Wasserversorgungsnetz war nicht möglich, und oberhalb des Kulms gab es am Hardergrat keine Quelle, aus der man hätte Wasser beziehen können. Auch die bei manchen Berghütten übliche Nutzung von Schmelz- oder Regenwasser bot sich an diesem Standort nicht an. Schliesslich erwarben die Initianten des Projekts von der Bäuertallmend Bort am gegenüberliegenden Berghang des Habkerntals Quellen auf rund 1600 m (südöstlich unterhalb des Guggihürli). Sie sicherten sich daraufhin die Durchleitungsrechte über die Grundstücke der Bäuert und 17 weiterer Liegenschaftsbesitzer, um eine Leitung aus Mannesmannröhren zum Lombach hinunter (auf 770 m) und darunter hindurch zu verlegen. Diese bildet ein Riesensiphon, wodurch das Wasser durch eigene Kraft bis zu einem eigens angelegten 80'000 l fassenden Reservoir oberhalb des Harder Kulms auf 1360 m befördert wird. Wer die innovative Idee für diese Wasserzufuhr hatte, lässt sich heutzutage nicht mehr mit absoluter Bestimmtheit sagen. Bekannt ist hingegen, wer das Projekt realisierte: der Baumeister Johann Frutiger aus Oberhofen (der auch für die Bahn und das Restaurant verantwortlich zeichnete) und dessen Sohn, Fritz Frutiger (Ingenieur), der die Bauarbeiten leitete. Der Unterhalt der über 100 Jahre alten Wasserleitung ist kostspielig. Diese soll jedoch erst dann durch ein modernes Pumpwerk ersetzt werden, wenn die Instandsetzung teurer wäre.

Der Bau dieser Wasserleitung erfüllte jedoch nicht nur den eigentlichen Zweck, den Harder Kulm mit Wasser zu versorgen, sondern brachte noch weitere Vorteile: So wurden auf dem Gebiet der Bortbäuert zwei Brunnen erbaut und seither gespiesen, ein Trog im vordern Läger angeschlossen sowie drei Hydranten installiert, die im Brandfall von der Feuerwehr genutzt werden können. Diese Bedingungen knüpfte die Bäuert (nebst einer Entschädigung von 5'500 Schweizer Franken für das Durchleitungsrecht) an den Verkauf. An der Westflanke des Harders handelten die Burgergemeinde Unterseen und andere Waldbesitzer ähnliche Bedingungen aus, und können bei Bedarf Wasser aus dem Reservoir beziehen.[4]

Geplante Projekte

Projekt Wannichnubel

Zusätzlich zur Bahn und dem Restaurant wollten die Verantwortlichen am Harder weitere tourismusfördernde Projekte realisieren. Eines davon war das «Projekt Wannichnubel». Der Steinbock ziert unter anderem die Gemeindewappen von Unterseen und Interlaken sowie des gleichnamigen Amtsbezirks, doch seit Anfang des 19. Jahrhunderts galt der Steinbock in der Schweiz und anderen Gebieten des Alpenraums als ausgestorben. Rund 100 Jahre später gab es erste Bemühungen den Steinbock wieder in der Schweiz anzusiedeln. Zu den Pionieren zählte der Wildpark Peter und Paul in St. Gallen. Von deren Arbeit liess sich Friedrich Michel inspirieren. Auf seine Initiative hin wurde am 25. Februar 1913 der Wildparkvereins Harder in Interlaken gegründet, mit dem Ziel der Wiederansiedlung des Alpensteinbocks. Dafür wollte er das Gebiet vom Harderrestaurant bis zum Wannichnubel einzäunen, um in diesem – als Touristenattraktion – Steinböcke, Murmeltiere und Steinhasen unterzubringen. Ein Experte befürchtete jedoch, dass die Zäune in dieser Höhe einer möglichen Schneelast nicht standhalten würden und die Versorgung der Tiere (vor allem im Winter) erschwert wäre.[5] Der Wildpark wurde daher 1914 ganz in der Nähe der Talstation der Harderbahn errichtet. 1915 traf das erste Zuchtpärchen ein und 1917/18 kamen die ersten Kitze im Alpenwildpark zur Welt. Schon wenige Jahre später erfolgte die erste Auswilderung auf dem Hardergrat. Neben Steinböcken bietet der Alpenwildpark auch Murmeltieren einen Lebensraum.[6]

Hotel

Erschliessung

Die Harderbahn

Auf den Berg führt die Harderbahn, eine Standseilbahn, die den Gipfel in acht Minuten erreicht. Die Bahn wurde am 5. Mai 1908 eröffnet und 1966 grundlegend modernisiert. Auf einer 1435 m langen Strecke werden Neigungen bis 64 % überwunden.[7] Im Gegensatz zu vielen anderen Standseilbahnen, die ihren Weg schnurgerade aufwärts nehmen, beschreibt die Harderbahn fast einen Viertelkreis: Sie verlässt die Talstation in nördlicher und erreicht die Bergstation in westlicher Richtung.


Literatur

  • Ralf Roman Rossberg: Die Jungfrau-Region. 2. überarb. Auflage. Hallwag AG, Bern/Stuttgart 1992, ISBN 3-444-10378-6.
  • Peter Wenger: Harder – 100 Jahre Harderbahn - 1908-2008. Schlaefli & Maurer AG, Interlaken 2008.
  • Walter O. Gigon: Skizzen aus der Geologie des Berner Oberlandes – das Bödeli und seine Umgebung. 4. Auflage. Schlaefi AG, Interlaken 1981.
  • Ueli Flück: Chammechlack, Holzerschleife, Felsstürze. Oberländisches Volksblatt Nr. 18, Interlaken 13. August 1985.
  • Ueli Flück: Hadermanndli schleudert Felsbrocken zu Tal. Oberländisches Volksblatt, Interlaken. 27. Dezember 1991.
Commons: Rectilinium/Entwürfe 3 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Drahtseilbahn von Interlaken auf den Harder. In: Täglicher Anzeiger für Thun und das Berner Oberland. Band 29, Nr. 148, 24. Juni 1905, S. 2 (e-newspaperarchives.ch [abgerufen am 16. Juni 2024]).
  2. Denkmalpflege des Kantons Bern: Harderkulm 3, 3800 Unterseen. In: Bauinventar des Kantons Bern. Kanton Bern, abgerufen am 3. Juni 2024.
  3. Denkmalpflege des Kantons Bern: Harderkulm 11, 3800 Unterseen. In: Bauinventar des Kantons Bern. Kanton Bern, abgerufen am 3. Juni 2024.
  4. Zur Harderbahn. In: Täglicher Anzeiger für Thun und das Berner Oberland. Band 29, Nr. 273, 17. November 1905, S. 2 (e-newspaperarchives.ch [abgerufen am 17. Juni 2024]).
  5. André Dähler, Peter Wenger (Hrsg.): Alpenwildpark Harder, Interlaken. 2013.
  6. Jagdinspektorat des Kantons Bern (Hrsg.): Der Alpenwildpark Harder in Interlaken. Oktober 2006 (be.ch [PDF; abgerufen am 19. Juni 2024]).
  7. Die Jungfraubahnen, aufgerufen am 7. Oktober 2012