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[[File:Plaque Albert Wahl, 44 avenue Georges Mandel, Paris 16.jpg|thumb|[[Gedenktafel]] für Wahl an dessen ehemaligem Wohnhaus in der [[Paris]]er [[Avenue Georges Mandel]] 44 (Foto: Februar 2010).]]
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'''Paul-Albert Wahl''' (* 21. Januar 1863 in [[Hochfelden (Bas-Rhin)|Hochfelden]]; † 3. August 1941 in [[Vichy]]) war ein [[Frankreich|französischer]] Jurist und Hochschullehrer. Nach ihm ist ein prestigeträchtiger Preis benannt („Prix Wahl“), mit dem an der Universität Paris die besten Abschlussarbeiten im Wirtschaftsrecht ausgezeichnet werden.<ref>Pierre-Yves Gautier: „Albert Wahl“. In: Revue des contrats. Jahrgang 10, № 4, 2012, Seite 1387.</ref>
'''Paul-Albert<ref>https://data.bnf.fr/fr/12350081/albert_wahl/</ref> Wahl''' (* 21. Januar 1863 in [[Hochfelden (Bas-Rhin)|Hochfelden]]; † 3. August 1941 in [[Vichy]]) war ein [[Frankreich|französischer]] Jurist und Hochschullehrer. Nach ihm ist ein prestigeträchtiger Preis benannt („Prix Wahl“), mit dem an der Universität Paris die besten Abschlussarbeiten im Wirtschaftsrecht ausgezeichnet werden.<ref>Pierre-Yves Gautier: „Albert Wahl“. In: Revue des contrats. Jahrgang 10, № 4, 2012, Seite 1387.</ref>


'''Herkunft, Ausbildung und Privatleben'''
'''Herkunft, Ausbildung und Privatleben'''
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Im Anschluss an seine Promotion nahm Wahl im Februar 1890 zusammen mit etwa 60 anderen Bewerbern am [[Concours (Auswahlverfahren)|Concours]] für die [[Agrégation#|Agrégation]] an der juristischen [[Fakultät (Hochschule)|Fakultät]] der [[Universität von Paris|Universität Paris]] teil und belegte dabei den vierten Platz.<ref>''Chronique d’Alsace-Lorraine''. In: Revue alsacienne. Jahrgang 13, № 3, März 1890, Seite 280.</ref> Stattdessen erhielt er über die Agrégation eine Professorenstelle<ref>Bibliographie de la France, ou Journal général de l'imprimerie et de la librairie. Teile 1–2. 1891, Seite 172.</ref> für die Fachbereiche [[römisches Recht]], [[Finanzrecht]], [[Zivilprozessrecht (Frankreich)|Zivilprozessrecht]] und vergleichendes [[Handelsrecht]] an seiner [[Alma Mater]] in Grenoble. Bald darauf wechselte er 1894 an die [[Université de Lille]], wo er 13 Jahre lang zu Finanz-, Zivilprozess- und Industrierecht lehrte und forschte.<ref>Emile Cahen: „A prospos des fêtes universitaires de Lille“. In: Archives israélites. Band 56, 1895, Seite 187.</ref> In Lille wurde er er [[Dekan (Hochschule)|Dekan]]<ref>Enquêtes et documents relatifs à l'enseignement supérieur. Bände 93–97, 1907, Seite 11.</ref> der juristischen [[Fakultät (Hochschule)|Fakultät]] und und nach seinem Ausscheiden Ehrendekan<ref>Bernard Dermineur: ''Catalogue général des ouvrages en langue française, 1926-1929 : Auteurs (1). A-E''. FeniXX réédition numérique, 1987, ISBN 978-2-402-50637-3, Seite 127.</ref>
Im Anschluss an seine Promotion nahm Wahl im Februar 1890 zusammen mit etwa 60 anderen Bewerbern am [[Concours (Auswahlverfahren)|Concours]] für die [[Agrégation#|Agrégation]] an der juristischen [[Fakultät (Hochschule)|Fakultät]] der [[Universität von Paris|Universität Paris]] teil und belegte dabei den vierten Platz.<ref>''Chronique d’Alsace-Lorraine''. In: Revue alsacienne. Jahrgang 13, № 3, März 1890, Seite 280.</ref> Stattdessen erhielt er über die Agrégation eine Professorenstelle<ref>Bibliographie de la France, ou Journal général de l'imprimerie et de la librairie. Teile 1–2. 1891, Seite 172.</ref> für die Fachbereiche [[römisches Recht]], [[Finanzrecht]], [[Zivilprozessrecht (Frankreich)|Zivilprozessrecht]] und vergleichendes [[Handelsrecht]] an seiner [[Alma Mater]] in Grenoble. Bald darauf wechselte er 1894 an die [[Université de Lille]], wo er 13 Jahre lang zu Finanz-, Zivilprozess- und Industrierecht lehrte und forschte.<ref>Emile Cahen: „A prospos des fêtes universitaires de Lille“. In: Archives israélites. Band 56, 1895, Seite 187.</ref> In Lille wurde er er [[Dekan (Hochschule)|Dekan]]<ref>Enquêtes et documents relatifs à l'enseignement supérieur. Bände 93–97, 1907, Seite 11.</ref> der juristischen [[Fakultät (Hochschule)|Fakultät]] und und nach seinem Ausscheiden Ehrendekan<ref>Bernard Dermineur: ''Catalogue général des ouvrages en langue française, 1926-1929 : Auteurs (1). A-E''. FeniXX réédition numérique, 1987, ISBN 978-2-402-50637-3, Seite 127.</ref>


Schließlich gelang ihm 1907 doch noch der Wechsel nach Paris: Als Nachfolger von Albert Tissier (1862–1925) wurde er zum [[Professor#Universitätsprofessoren|außerordentlichen Professor]] für [[öffentliches Recht]] und [[Verwaltungsrecht]] [[Berufung (Amt)|berufen]].<ref>Enquêtes et documents relatifs à l'enseignement supérieur. Bände 93–97, 1907, Seite 11.</ref> In den darauffolgenden zweieinhalb Jahrzehnten deckte er auch die Fachgebiete Zivilrecht (tiefgründig und vergleichend), vergleichendes Handelsrecht sowie Seehandelsrecht ab, ehe er 1933 [[Emeritierung|emeritiert]] wurde.
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Version vom 14. Juli 2024, 07:05 Uhr

Gedenktafel für Wahl an dessen ehemaligem Wohnhaus in der Pariser Avenue Georges Mandel 44 (Foto: Februar 2010).

Paul-Albert[1] Wahl (* 21. Januar 1863 in Hochfelden; † 3. August 1941 in Vichy) war ein französischer Jurist und Hochschullehrer. Nach ihm ist ein prestigeträchtiger Preis benannt („Prix Wahl“), mit dem an der Universität Paris die besten Abschlussarbeiten im Wirtschaftsrecht ausgezeichnet werden.[2]

Herkunft, Ausbildung und Privatleben

  • M. WAHL , lauréat du Prix Rossi , fait imprimer en ce moment un traité en deux volumes sur les titres au porteur français et étrangers , qui vient d'être couronné par la Faculté de droit de Paris . Il a aussi publié plusieurs notes de droit fiscal dans le Recueil périodique de Sirey .

Er kam 1863 als Sohn von Alexandre Wahl (1827–1918) und Anna Weyl (* 1838) in Hochfelden zur Welt. Die Familie war jüdischen Glaubens. Er war das zweite von vier Kindern – allesamt Söhne. Die Brüder Victor und Emile schlugen eine militärische Karriere ein, während der Bruder Edmond ebenfalls Professor wurde.

Im Zuge der Niederlage Frankreichs im Deutsch-Französischer Krieg und der folgenden Schaffung des Deutschen Kaiserreiches lag Hochfelden in dessen Reichsland Elsaß-Lothringen. Wahls Eltern entschieden sich daraufhin, die französische Staatsangehörigkeit anzunehmen und die Familie zog nach Montdidier im Département Somme.

Albert Wahl studierte Rechtswissenschaft an der Universität Grenoble und wurde dort 1890 promoviert.[3]


Er starb 1941 im Alter von 78 Jahren in Vichy und wurde auf dem Pariser Cimetière de Passy bestattet.



Am 24. Mai 1892 heiratete er in Paris Jeanne Hortense Leven (* 1869); das Paar bekam zwei gemeinsame Kinder.

  • Er heiratete 1892 Hélène Leven (1869–1951). Sie hatten Marcelle Hortense (1900–2001), Marcel und Robert.


  • Le père de M. Wahl, aujourd'hui receveur d'enregistrement à Paris, occupait alors les mêmes fonctions dans le Bas-Rhin et son fils a appartenu jusqu'à ce jour à la même administration. [4]
  • Vater war receveur de l'enregistrement à Beauvais


Berufliche Karriere

Im Anschluss an seine Promotion nahm Wahl im Februar 1890 zusammen mit etwa 60 anderen Bewerbern am Concours für die Agrégation an der juristischen Fakultät der Universität Paris teil und belegte dabei den vierten Platz.[5] Stattdessen erhielt er über die Agrégation eine Professorenstelle[6] für die Fachbereiche römisches Recht, Finanzrecht, Zivilprozessrecht und vergleichendes Handelsrecht an seiner Alma Mater in Grenoble. Bald darauf wechselte er 1894 an die Université de Lille, wo er 13 Jahre lang zu Finanz-, Zivilprozess- und Industrierecht lehrte und forschte.[7] In Lille wurde er er Dekan[8] der juristischen Fakultät und und nach seinem Ausscheiden Ehrendekan[9]

Schließlich gelang ihm 1907 doch noch der Wechsel nach Paris: Als Nachfolger von Albert Tissier (1862–1925) wurde er zum außerordentlichen Professor für öffentliches Recht und Verwaltungsrecht berufen.[10] In den darauffolgenden zweieinhalb Jahrzehnten deckte er auch die Fachgebiete Zivilrecht (tiefgründig und vergleichend), vergleichendes Handelsrecht sowie Seehandelsrecht ab, ehe er 1933 emeritiert wurde. [11]





  • Paul - Albert Wahl , né à Hochfelden ( Bas - Rhin ) , docteur en droit de la Faculté de Grenoble , vient d'être , après concours et par arrêté ministériel , institué agrégé des Facultés de droit ( n ° 4 sur sept admis ).[12]

Leistung

Wahl war war ein wichtiger Vertreter der Gruppe der „Néoclassiques“, die für eine methodische Erneuerung der Rechtswissenschaft eintrat, für die Revision des Code Civil, die Schaffung eines modernen Arbeitsrechts und die Stärkung der Gewerkschaften, insbesondere ihres Klagerechts.[13] Im Jahr 1902 gründete er zusammen mit Adhémar Esmein, Massigli und Raymond Saleilles die Fachzeitschrift Revue trimestrielle de droit civil,[14] die zum Organ der „Néoclassiques“ wurde.

Antisemitismus

Aufgrund seines jüdischen Glaubens musste Wahl im Laufe seiner akademischen Karriere immer wieder Diskriminierungserfahrungen machen. So erlitt er beispielsweise bereits ab 1894 während der Dreyfus-Affäre Demütigungen – auch von seinen Studenten.[15] Anfang 1911 kam es an der Universität in Paris zu mehrwöchigen antisemitischen Protesten klerikal-völkischer Rechtswissenschaftsstudenten gegen Wahl. Er wurde an der Abhaltung seiner Vorlesungen gehindert und musste teilweise unter unter Polizeischutz aus dem Hörsaal und zu seiner Wohnung geleitet werden, wohin ihm „einige Hundert“ Protestierer „johlend“ folgten, ehe die Sicherheitskräfte die Menge zerstreuten.[16] Diese Ereignisse sorgten für internationales Aufsehen und wurden auch von der Auslandspresse rezipiert. Nach der Ende Juni 1940 erfolgten Besetzung Frankreichs durch das nationalsozialistische Deutsche Reich wurde unter dessen antisemitischer Politik Wahls Erwähnung als Herausgeber kommentarlos von der Titelseite der Revue trimestrielle de droit civil gestrichen.[17] 1944 rehabilitiert. [18]

Publikationen (Auswahl)

  • Die zivilrechtliche Gesetzgebung in Frankreich 1900–1908.
  • Die zivilrechtliche Haftung aus Streik
  • Traité théorique et pratique des titres au porteur français et étrangers. Saint-Dizier (Haute-Marne), imp. Saint-Aubin etThévenot Paris, 408 Seiten.

Einzelnachweise

  1. https://data.bnf.fr/fr/12350081/albert_wahl/
  2. Pierre-Yves Gautier: „Albert Wahl“. In: Revue des contrats. Jahrgang 10, № 4, 2012, Seite 1387.
  3. Pierre-Yves Gautier: „Albert Wahl“. In: Revue des contrats. Jahrgang 10, № 4, 2012, Seite 1387.
  4. Chronique d’Alsace-Lorraine. In: Revue alsacienne. Jahrgang 13, № 3, März 1890, Seite 280.
  5. Chronique d’Alsace-Lorraine. In: Revue alsacienne. Jahrgang 13, № 3, März 1890, Seite 280.
  6. Bibliographie de la France, ou Journal général de l'imprimerie et de la librairie. Teile 1–2. 1891, Seite 172.
  7. Emile Cahen: „A prospos des fêtes universitaires de Lille“. In: Archives israélites. Band 56, 1895, Seite 187.
  8. Enquêtes et documents relatifs à l'enseignement supérieur. Bände 93–97, 1907, Seite 11.
  9. Bernard Dermineur: Catalogue général des ouvrages en langue française, 1926-1929 : Auteurs (1). A-E. FeniXX réédition numérique, 1987, ISBN 978-2-402-50637-3, Seite 127.
  10. Enquêtes et documents relatifs à l'enseignement supérieur. Bände 93–97, 1907, Seite 11.
  11. https://bcujas-hoppe.univ-paris1.fr/auteur/30393
  12. „Nouvelles diverses“. In: L'Univers israélite – Journal des principes conservateurs du judaïsme. Jahrgang 45, № 17, 16. Mai 1890, Seite 548.
  13. Joachim Rückert: (Hrsg.): Arbeit und Recht seit 1800. Historisch und vergleichend, europäisch und global. Böhlau Verlag, 2014, ISBN 978-3-412-22278-9, Seite 305.
  14. Pierre-Yves Gautier: „Albert Wahl“. In: Revue des contrats. Jahrgang 10, № 4, 2012, Seite 1387.
  15. Pierre-Yves Gautier: „Albert Wahl“. In: Revue des contrats. Jahrgang 10, № 4, 2012, Seite 1387.
  16. „Antisemitische Studenten“. In: Vossische Zeitung. № 60, Abendausgabe, 4. Februar 1911, Seite 4
  17. Pierre-Yves Gautier: „Albert Wahl“. In: Revue des contrats. Jahrgang 10, № 4, 2012, Seite 1387.
  18. Henry Solus: Albert Wahl. In: Revue trimestrielle de droit civil. Band 42, 1944, Seite 217:



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Tätig in der Natur- und Umweltpädagogik in Norddeutschland.

Besonders interessiert an naturwissenschaftlichen Themen und an der Geschichte der Naturwissenschaften im deutschsprachigen Raum während des langen 19. Jahrhunderts.

Hat mal studiert: Kommunikationswissenschaft, Germanistik, Geschichte, Fachjournalistik Geschichte sowie Geologie (Spezialisierung in Vulkanologie und Sedimentologie) in Erfurt, Gießen, Greifswald und Freiberg.

Fernstudiert derzeit: Kulturwissenschaften (Fachschwerpunkt Geschichte) in Hagen.