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Version vom 15. November 2019, 12:53 Uhr

Anguilla ist eine der Inseln über dem Winde der Kleinen Antillen in der Karibik. Zusammen mit mehreren kleinen, unbewohnten Koralleninseln bildet Anguilla ein Überseegebiet des Vereinigten Königreichs (British Overseas Territory Anguilla).

Geographie

Anguilla (Hauptinsel) ist eine relativ flache, aus Korallen und Kalkstein aufgebaute Insel. Der höchste Punkt mit 65 m ist Crocus Hill. Ihren Namen (abgeleitet vom italienischen Wort für Aal [anguilla]) verdankt die Insel ihrer langgestreckten Form: bei einer Längenausdehnung in Südwest-Nordost-Richtung von etwa 25 km beträgt die maximale Breite lediglich etwa 5 km.

Südlich liegt die Insel St. Martin, westlich liegen fast 200 km entfernt die Jungferninseln und ungefähr 300 km entfernt Puerto Rico.

Das Klima ist tropisch, gemäßigt durch östliche Winde. Mit Hurrikanen und anderen tropischen Stürmen ist von Juli bis Oktober zu rechnen. Die Versorgung mit Trinkwasser kann mit der stark steigenden Nachfrage nicht immer Schritt halten.

Die Fläche der Hauptinsel beträgt knapp 91 km².[1] Die größten Nebeninseln sind Scrub Island im Nordosten mit etwa 3 km² sowie Dog Island mit zirka 2 km² nordwestlich von Anguilla. Hinzu kommen noch über 20 kleine Inselchen und Cays und die 55 km nordwestlich gelegene Insel Sombrero. Zum Territorium gehören insbesondere:

Das Überseegebiet hat eine Fläche von etwas über 96 km².[2]

Bevölkerung

Der größte Teil der Bevölkerung wird von Schwarzen und Farbigen gestellt. Anguilla hat etwa 13.600 Einwohner (Stand 2011). Größte Ansiedlung ist South Hill mit fast 1700 Einwohnern.[3]

Religion

Nominelle Mitglieder von Religionsgemeinschaften (2011, geschätzt):[4]

Geschichte

Höhlenzeichnungen und archäologische Funde belegen eine mehrere Jahrtausende lange Anwesenheit der Arawak auf der Insel.

In der Kolonialzeit wurde die Insel auf Kolumbus’ zweiter Reise zwar gesichtet, tatsächlich kolonisiert wurde sie aber erst ab 1650 durch von Saint Christopher kommende Briten – insbesondere Iren siedelten sich hier an. Kurzzeitig versuchten die Franzosen zwar, Anguilla in Besitz zu nehmen; dies gelang aber nicht. Bis ins 19. Jahrhundert wurde die Insel als britische Kolonie von Großbritannien direkt verwaltet, bis 1825 in einer Umstrukturierung Anguilla mit St. Kitts und Nevis zu einer von St. Christopher aus verwalteten Einheit zusammengeschlossen wurde. Da die Einwohner Anguillas die Bedürfnisse ihrer Insel benachteiligt sahen, erbaten sie 1872 und erneut 1958 in erfolglosen Petitionen die Loslösung aus dieser Einheit.

Im selben Jahr (1958) wurde St. Christopher-Nevis-Anguilla eine der Provinzen der kurzlebigen Westindischen Föderation. Als diese 1962 wieder aufgelöst wurde, wurde Saint Christopher-Nevis-Anguilla ein Associated State, ein mit Großbritannien assoziierter Staat. Im Frühjahr 1967 machte sich die Unzufriedenheit der Bewohner von Anguilla mit dieser Situation Luft: Die auf Anguilla diensthabenden Polizeibeamten, von St. Christopher aus eingesetzt, wurden der Insel verwiesen und ein Referendum durchgeführt, bei dem der Austritt aus dem Verbund beschlossen wurde. Als dies nicht zu dem gewünschten Erfolg – eine Unterstellung Anguillas unter direkte britische Verwaltung – führte, erklärte es sich 1969 durch Initiative des österreichischen Ökonomen Leopold Kohr und einer Gruppe von Unterstützern auch von Großbritannien unabhängig. Dies wurde von Großbritannien nicht anerkannt; stattdessen sandte es Truppen nach Anguilla – die freudig begrüßt wurden.

In den folgenden Verhandlungen wurde Anguilla schließlich im Anguilla Act von 1971 eine künftige Abtrennung zugesagt; es dauerte dann aber noch bis zum 19. Dezember 1980, bis das Anguilla Act von 1980 diese dann auch formell vollzog. Anguilla erhielt den Status eines British Dependent Territory, eines Britischen Überseegebiets, dessen internationale Beziehungen das Vereinigte Königreich wahrnimmt. Die Verfassung von 1982 schrieb die aktuelle politische Struktur fest. Seit 1946 steht das Territorium auf der UN-Liste der Hoheitsgebiete ohne Selbstregierung.

Politik

Anguilla ist ein nichtsouveränes britisches Überseegebiet mit innerer Autonomie – als solches ist es mit der EU assoziiert. Außerdem ist Anguilla assoziiertes Mitglied der Karibischen Gemeinschaft und Mitglied der Organisation Ostkaribischer Staaten. Es gehört zu den Trägern der Universität der Westindischen Inseln.

Die Zuständigkeit des Gouverneurs als Vertreter der britischen Krone erstreckt sich vor allem auf Fragen der Verteidigung, der Außen- und internationalen Finanzpolitik sowie der inneren Sicherheit (inklusive der Polizei). Der Gouverneur wird vom britischen Monarchen, derzeit Elisabeth II., eingesetzt.

Anguillas autonome Regierung ist der Executive Council, bestehend aus dem Regierungschef (Chief Minister), maximal drei weiteren Ministern sowie, qua Amt, dem stellvertretenden Gouverneur und dem Generalstaatsanwalt (Attorney General).

Mindestens alle fünf Jahre wählt die wahlberechtigte Bevölkerung Anguillas ein Parlament (House of Assembly), dem neben sieben gewählten Mitgliedern zwei durch den Gouverneur nominierte Mitglieder sowie, qua Amt, der stellvertretende Gouverneur (Deputy Governor) und der Generalstaatsanwalt (Attorney General) angehören.

Anguilla gliedert sich in 14 Distrikte.

Infrastruktur

Das Straßennetz ist 175 km lang, davon sind 82 km befestigt (Stand 2004).[5] Die Insel hat zwei Häfen: Blowing Point und Road Bay.

Südlich der Hauptstadt befindet sich der Flughafen Clayton J. Lloyd International Airport (ICAO: TQPF; IATA: AXA), bis 2010 Anguilla Wallblake Airport genannt.[6]

Darüber hinaus befindet sich seit 1996 auf Anguilla eine Sendestation für internationalen Rundfunk mit dem Namen „Caribbean Beacon“. Ausgestrahlt werden sowohl lokal auf UKW und international auf je zwei Mittel- und Kurzwellenfrequenzen religiöse Programme des US-amerikanischen „University Network“ bzw. „Dr. Gene Scott“. Die Kurzwellensender können auch in Europa oft in guter Qualität empfangen werden, während die Mittelwelle gelegentlich in den Wintermonaten von Empfangsspezialisten gehört wird.

Wirtschaft

Südküste von Anguilla

Anguilla hat nur wenige natürliche Rohstoffe. Die Wirtschaft stützt sich hauptsächlich auf Tourismus und Finanzdienstleistungen. Von Bedeutung sind auch die Geldtransfers der zahlreichen Auswanderer in ihre ehemalige Heimat.[7] Ehemals wichtige Wirtschaftszweige wie Salzgewinnung und Hummerfang[8] tragen heute nur noch in untergeordnetem Maße zum Bruttoinlandsprodukt bei.[9]

Die wirtschaftliche Entwicklung basierte in den letzten Jahrzehnten hauptsächlich auf dem Ausbau des Tourismus insbesondere im Luxussegment.[10] Auch mittelfristig setzt die Inselregierung auf eine nachhaltige Weiterentwicklung des Tourismus.[11] Im Jahr 2016 lag der direkte Beitrag des Tourismussektors zum BIP Anguillas bei 19,2 %; der Gesamtbeitrag, der auch die Auswirkungen des Tourismus auf andere Wirtschaftszweige berücksichtigt, lag im selben Jahr bei 56,6 % der gesamten Wirtschaftsleistung der Insel.[12]

Die einseitige Ausrichtung auf den Tourismus bedingt eine starke Abhängigkeit der Wirtschaftsentwicklung von der Konjunktur in Europa und den USA. Von 2003 bis 2007 erlebte Anguillas Wirtschaft, angefacht insbesondere von dem durch ausländische Direktinvestitionen im Tourismusbereich stimulierten Bausektor, einen beispiellosen Aufschwung mit jährlichen realen Wachstumsraten von bis zu 17,3 %, um dann infolge der weltweiten Finanzkrise in eine scharfe Rezession zu geraten (mit einem Rückgang des BIP von 16,5 % im Jahr 2009).[13][14] Ein weiteres Wirtschaftsrisiko besteht in der Bedrohung durch Hurrikane, deren Zerstörungen den für Katastrophen sensiblen Tourismussektor besonders hart treffen. Insbesondere die Hurrikane Luis im Jahr 1995 und Lenny im Jahr 1999 hatten spürbare Auswirkungen auf die Wirtschaft Anguillas.

Um die Abhängigkeit vom Tourismus zu mildern, hat sich Anguilla ähnlich wie zahlreiche andere Karibikstaaten als Offshore-Finanzplatz etabliert, insbesondere als Standort für Eigenversicherer (Captive Insurance Companies).[15] Der Finanzsektor erbringt inzwischen rund ein Viertel der Wirtschaftsleistung der Insel.[7]

Die Außenhandelsbilanz ist stark negativ; im Jahr 2016 standen Importen von 63,2 Mio. US$[16] Exporte von lediglich 12,4 Mio. US$[17] gegenüber. Auch die Leistungsbilanz ist chronisch negativ. Für das Jahr 2016 lag der Fehlbetrag bei geschätzt 25,3 Mio. US$.[18]

Währung ist der Ostkaribische Dollar (EC$), der zum Kurs von 1 US$ = 2,70 EC$ fest an den US-Dollar gebunden ist, welcher auch weitgehend als Zweitwährung akzeptiert wird.

Sport

Die Fußballnationalmannschaft von Anguilla wurde zur Weltmeisterschaft 2006 nach Bad Neustadt in Deutschland eingeladen, obwohl sie sich nicht für die Endrunde qualifiziert hatte. Sie wurde als Zeichen der Gastfreundschaft innerhalb der FIFA-Familie eingeladen, da sie nach dem Stand der offiziellen FIFA-Weltrangliste zum Zeitpunkt der Weltmeisterschaft die schwächste Mannschaft war.

Im in der Karibik populären Cricket ist Anguilla Bestandteil der West Indies und spielt in den nationalen Ligen im Verband der Leeward Islands. Einziger bisheriger Nationalspieler für die West Indies aus Anguilla war Omari Banks.[19]

Feiertage

DatumNameDeutscher NameAnmerkungen
1. JanuarNew Years DayNeujahr
März/AprilGood Friday und Easter MondayKarfreitag und Ostermontag
1. MaiLabour DayTag der Arbeit
Mai/JuniWhit MondayPfingstmontag
MaiAnguilla DayAnguilla-Fest
JuniCelebration of the Birthday of Her Majesty the QueenGeburtstagsfeiertag von Königin Elisabeth II.
AugustAugust Monday und August ThursdayAugust-Montag und -Donnerstag
AugustConstitution DayTag der Verfassung
19. DezemberSeparation DayTag der Abtrennung von St. Christopher und Nevis
25. und 26. DezemberChristmas Day und Boxing DayWeihnachten

Literatur

  • Colville L. Petty: A handbook history of Anguilla. Anguilla Printers, Anguilla 1991 (englisch).
Commons: Anguilla – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Anguilla – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikimedia-Atlas: Anguilla – geographische und historische Karten

Fußnoten

  1. Anguilla Facts. Size. The Government of Anguilla, abgerufen am 24. November 2017 (englisch). Dort ist die Fläche Anguillas mit „35 Quadratmeilen“ angegeben, ohne dass erläutert wird, ob die Insel Anguilla gemeint ist oder das British Overseas Territory Anguilla (also einschließlich der kleinen Nebeninseln).
  2. Höhere Werte als 96 km² für die Gesamtfläche resultieren meist aus der fehlerhaften Berücksichtigung der Nebeninseln, so nennt das Jahrbuch des Commonwealth (PDF) für Sombrero eine Fläche von 5 km² anstelle der korrekten 0,38 km².
  3. Lori-Rae Alleyne-Franklin (Hrsg.): The Fabric of our Households. Anguilla Population and Housing Census 2011: Selected Housing and Household Indicators – Analytical Brief. Daten des Zensus 2011. Government of Anguilla – Anguilla Statistics Department, The Valley, Anguilla 2015, S. 13, Table 4: Dwellings and Persons for Censuses 1974–2011 (englisch, online zugänglich auf der Website der UN-Statistikkommission [PDF; 1,9 MB; abgerufen am 24. November 2017]).
  4. CIA World Factbook: Religion – Anguilla (englisch), abgerufen am 24. November 2017.
  5. CIA World Factbook: Roadways – Anguilla (englisch), abgerufen am 24. November 2017.
  6. Anguilla Tourist Board: Wallblake Airport Renamed Clayton J. Lloyd International Airport. PR Newswire, 21. Juli 2010, abgerufen am 24. November 2017 (englisch).
  7. a b About Anguilla. Economic Situation Analysis. In: UNDP in Barbados & the OECS. United Nations Development Programme, abgerufen am 24. November 2017 (englisch).
  8. Deborah Cichon: British Dependencies: British Virgin Islands, Anguilla, and Montserrat. In: Sandra W. Meditz, Dennis M. Hanratty (Hrsg.): Islands of the Commonwealth Caribbean – a regional study (= Federal Research Division [Hrsg.]: Area Handbook Series. Nr. 550-33). 1. Auflage. Library of Congress, Washington, D.C. 1989, Economy, S. 503–508, hier: S. 505 (englisch, online).
  9. Table 4: Percentage Contribution of GVA by Economic Activity in Constant Prices. Anteil der Wirtschaftssektoren am Bruttoinlandsprodukt. In: National Accounts Statistics 2012. Government of Anguilla – Anguilla Statistics Department, abgerufen am 24. November 2017 (englisch).
  10. Tourism Sector Development Project – Background. The Government of Anguilla, abgerufen am 24. November 2017 (englisch).
  11. Halcrow and CHL Consulting: Sustainable Tourism Masterplan 2010–2020 – Final Report. Government of Anguilla, 17. Oktober 2011 (englisch, online auf der Website der Regierung Anguillas [PDF; 7,0 MB; abgerufen am 24. November 2017]).
  12. David Scowsill (Hrsg.): Travel & Tourism: Economic Impact 2017 – Anguilla. World Travel & Tourism Council (WTTC), London März 2017, 2017 Annual Research: Key Facts, S. 1, GDP: Direct Contribution sowie GDP: Total Contribution (englisch, online [PDF; 1,5 MB; abgerufen am 24. November 2017]).
  13. Table 6: Rate of Growth of GVA by Economic Activity in Constant Prices. In: National Accounts Statistics 2012. Government of Anguilla – Anguilla Statistics Department, abgerufen am 24. November 2017 (englisch).
  14. United Kingdom – Anguilla – British Overseas Territory: 2011 Article IV Consultation Discussions; IMF Country Report 12/08. Bericht des Internationalen Währungsfonds zur Wirtschaftslage in Anguilla. International Monetary Fund (IMF), Washington, D.C. 15. November 2011 (englisch, online [PDF; 847 kB; abgerufen am 24. November 2017]).
  15. Karl Huish, James Tehero: How Anguilla joined the global top five. In: Captive International. Newton Media Ltd, 30. November 2011, abgerufen am 24. November 2017 (englisch).
  16. Trade Map – List of products imported by Anguilla. All products – Imported value in 2016. In: Trade Map – International Trade Statistics. International Trade Centre (ITC), abgerufen am 24. November 2017 (englisch).
  17. Trade Map – List of products exported by Anguilla. All products – Exported value in 2016. In: Trade Map – International Trade Statistics. International Trade Centre (ITC), abgerufen am 24. November 2017 (englisch).
  18. CIA World Factbook: Current Account Balance – Anguilla (englisch), abgerufen am 24. November 2017.
  19. Omari Banks. In: ESPNcricinfo. ESPN Inc., abgerufen am 6. Januar 2019 (englisch).

Koordinaten: 18° 13′ N, 63° 3′ W