„Überfall auf Polen“ – Versionsunterschied

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:''„Ziel ist Beseitigung der lebenden Kräfte. Bei Beginn und Führung des Krieges kommt es nicht auf das Recht an, sondern auf den Sieg […] brutales Vorgehen, größte Härte.“''<ref>Eberhard Aleff, ''Das Dritte Reich'', Hannover 1973, ISBN 3771-6202-01, S. 174.</ref>
:''„Ziel ist Beseitigung der lebenden Kräfte. Bei Beginn und Führung des Krieges kommt es nicht auf das Recht an, sondern auf den Sieg […] brutales Vorgehen, größte Härte.“''<ref>Eberhard Aleff, ''Das Dritte Reich'', Hannover 1973, ISBN 3771-6202-01, S. 174.</ref>


Zudem begingen deutsche Soldaten verschiedene [[Kriegsverbrechen]], so zum Beispiel Massenerschießungen von polnischen Kriegsgefangenen (''siehe'' [[Massaker von Ciepielów]] und [[Massaker von Przemyśl]]). Auch in [[Wolhynien]] tauchte die Wehrmacht im September 1939 vor dem Einmarsch der Sowjets auf, misshandelte Juden und steckte Synagogen in Brand.<ref>Timothy Snyder: ''Leben und Sterben der Juden in Wolhynien'' in: Osteuropa, 57. Jahrgang, April 2007, ISS 0030-6428, S. 130.</ref> Plünderungen durch Wehrmachtsangehörige waren ein Massenphänomen, und es kam auch zu Vergewaltigungen. Nach [[Jochen Böhler]] war auch dies „ohne Zweifel zugleich Ausdruck einer tiefen Verachtung für die slawische Bevölkerung und Gleichgültigkeit gegenüber dem Leiden, das man verursachte.“<ref>Jochen Böhler, a.a.O., S. 186.</ref> Die kriegsgerichtliche Untersuchung und Bestrafung der Täter blieb im Wesentlichen aus.
Zudem begingen deutsche Soldaten verschiedene [[Kriegsverbrechen]], so zum Beispiel Massenerschießungen von polnischen Kriegsgefangenen (''siehe'' [[Massaker von Ciepielów]] und [[Massaker von Przemyśl]]). Auch in [[Wolhynien]] tauchte die Wehrmacht im September 1939 vor dem Einmarsch der Sowjets auf, misshandelte Juden und steckte Synagogen in Brand.<ref>Timothy Snyder: ''Leben und Sterben der Juden in Wolhynien'' in: Osteuropa, 57. Jahrgang, April 2007, ISS 0030-6428, S. 130.</ref> Außerdem kam es zu Plünderungen und vereinzelt zu Vergewaltigungen. Nach [[Jochen Böhler]] war auch dies „ohne Zweifel zugleich Ausdruck einer tiefen Verachtung für die slawische Bevölkerung und Gleichgültigkeit gegenüber dem Leiden, das man verursachte.“<ref>Jochen Böhler, a.a.O., S. 186.</ref> Die kriegsgerichtliche Untersuchung und Bestrafung der Täter blieb im Wesentlichen aus.


Aber auch Polen ermordeten nach Kriegsbeginn mindestens 5.437 so genannte [[Volksdeutsche]].<ref>Jürgen Runtzheimer: ''Bromberger Blutsonntag'', in: Wolfgang Benz: ''Legenden Lügen Vorurteile'', dtv 1992, ISBN 3423032952, S. 47 ff.</ref> Beim „[[Bromberger Blutsonntag]]“ am 3. September sollen zwischen 100 und 300, nach anderen Schätzungen bis zu 1.500 Deutsche getötet worden sein. Den folgenden Vergeltungsmaßnahmen durch die Einsatzgruppe IV fielen zwischen dem 7. und 12. September nach Augenzeugenberichten 1.306 Polen zum Opfer: darunter Geistliche, Juden, Frauen und Jugendliche.<ref>Dorathee Weitbrecht: ''Ermächtigung zur Vernichtung – Die Einsatzgruppen in Polen im Herbst 1939'', in: Klaus-Michael Mallmann/ Bogdan Musial (Hrsg.): ''Genesis des Genozids – Polen 1939–1941'', Darmstadt 2004, S. 61.</ref> Laut den Nachforschungen des Völkerrechtlers und Historikers [[Alfred de Zayas]], dem Historiker des [[Bundesarchiv (Deutschland)|Bundesarchivs]] unkritische Verwendung von NS-Quellen vorwerfen, kam es auch auf polnischer Seite zu Erschießungen von deutschen Kriegsgefangenen, jedoch in weit geringerem Umfang als auf der deutschen Seite.<ref>Alfred M. De Zayas: ''Die Wehrmacht-Untersuchungsstelle – deutsche Ermittlungen über alliierte Völkerrechtsverletzungen im 2. Weltkrieg'', Frankfurt am Main/ Berlin 1987 (4. Auflage).</ref>
Aber auch Polen ermordeten nach Kriegsbeginn mindestens 5.437 so genannte [[Volksdeutsche]].<ref>Jürgen Runtzheimer: ''Bromberger Blutsonntag'', in: Wolfgang Benz: ''Legenden Lügen Vorurteile'', dtv 1992, ISBN 3423032952, S. 47 ff.</ref> Beim „[[Bromberger Blutsonntag]]“ am 3. September sollen zwischen 100 und 300, nach anderen Schätzungen bis zu 1.500 Deutsche getötet worden sein. Den folgenden Vergeltungsmaßnahmen durch die Einsatzgruppe IV fielen zwischen dem 7. und 12. September nach Augenzeugenberichten 1.306 Polen zum Opfer: darunter Geistliche, Juden, Frauen und Jugendliche.<ref>Dorathee Weitbrecht: ''Ermächtigung zur Vernichtung – Die Einsatzgruppen in Polen im Herbst 1939'', in: Klaus-Michael Mallmann/ Bogdan Musial (Hrsg.): ''Genesis des Genozids – Polen 1939–1941'', Darmstadt 2004, S. 61.</ref> Laut den Nachforschungen des Völkerrechtlers und Historikers [[Alfred de Zayas]], dem Historiker des [[Bundesarchiv (Deutschland)|Bundesarchivs]] unkritische Verwendung von NS-Quellen vorwerfen, kam es auch auf polnischer Seite zu Erschießungen von deutschen Kriegsgefangenen, jedoch in weit geringerem Umfang als auf der deutschen Seite.<ref>Alfred M. De Zayas: ''Die Wehrmacht-Untersuchungsstelle – deutsche Ermittlungen über alliierte Völkerrechtsverletzungen im 2. Weltkrieg'', Frankfurt am Main/ Berlin 1987 (4. Auflage).</ref>

Version vom 26. August 2007, 10:17 Uhr

Europa im September und Oktober 1939

Mit dem Polenfeldzug – häufig auch Überfall auf Polen genannt[1] – löste das vom Nationalsozialismus beherrschte Deutsche Reich den Zweiten Weltkrieg in Europa aus. Der Feldzug begann am 1. September 1939 ohne vorherige Kriegserklärung mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Polen und endete am 6. Oktober desselben Jahres mit der Kapitulation der letzten polnischen Feldtruppen.

Am 3. September erklärten Frankreich und Großbritannien Deutschland wegen dessen Angriff den Krieg. Beide Staaten hatten sich im Frühjahr 1939 zum Schutz der polnischen Souveränität verpflichtet.

Gemäß dem geheimen Zusatzprotokoll zum Hitler-Stalin-Pakt vom 24. August 1939 marschierte am 17. September auch die Rote Armee in Polen ein. Diese Sowjetische Besetzung Ostpolens 1939–1941 wird manchmal in den Begriff „Polenfeldzug“ eingeschlossen.[2]

Im Polenfeldzug und danach führten nationalsozialistische Einsatzgruppen und Wehrmachtsangehörige teils planmäßig, teils spontan Massenmorde an polnischen Juden, Intellektuellen, Priestern, Gewerkschaftern und Adeligen[3] durch. Dies war nach Jochen Böhler der „Auftakt zum Vernichtungskrieg“, wie er zwei Jahre darauf gegen die Sowjetunion geführt wurde[4], und zum Holocaust.

Politische Vorgeschichte

Polenfeldzug 1939
Teil von: Zweiter Weltkrieg
Datum 1. September bis 6. Oktober 1939
Ort Polen, Ostmitteleuropa
Ausgang Teilung Polens zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion
Konfliktparteien
Polen Polen
NS-Staat Deutsches Reich
Vorlage:SVK-1939-45

(Sowjetunion Sowjetunion ab 17. September zusätzlich Sowjetische Besetzung Ostpolens 1939–1941)

Befehlshaber

Edward Rydz-Śmigły
(Oberbefehlshaber)

Walther von Brauchitsch
(Oberbefehlshaber des Heeres)
Ferdinand Čatloš
(Oberbefehlshaber der slowakischen Truppen)

Michail Kowaljow
(Oberbefehlshaber Weissrussische Front)
Semjon Timoschenko
(Oberbefehlshaber Ukrainische Front)

Truppenstärke

37 Divisionen,
12 Brigaden

4.300 Geschütze
750 gepanzerte Fahrzeuge
900 Flugzeuge

Gesamtstärke:
1.300.000 Polen

53 deutsche Divisionen,
1 deutsche Brigade,
3 slowakische Divisionen
10.000 Geschütze
3.600 gepanzerte Fahrzeuge
1.929 Flugzeuge

Gesamtstärke:
1.500.000 Deutsche,
50.000 Slowaken

Verluste

66.300 Tote,
133.700 Verwundete
694.000 Gefangene

16.343 Tote
27.280 Verwundete
320 Vermisste

Hauptartikel: Vorgeschichte des Zweiten Weltkrieges in Europa

Deutsch-polnische Spannungen (1919–1933)

Polen wurde am 11. November 1918 als unabhängige Republik neu gegründet. Es gehörte für die Siegermächte des Ersten Weltkriegs zum osteuropäischen Cordon Sanitaire, der Westeuropa vor dem bolschewistischen Russland schützen und mögliche neue Großmachtambitionen Deutschlands mit eindämmen sollte.

Der Versailler Vertrag schlug Westpreußen mitsamt dem mehrheitlich deutsch besiedelten Korridor Polen zu und trennte damit Ostpreußen vom übrigen Reichsgebiet. Danzig wurde als Freie Stadt mit einem polnischen Freihafen aus Deutschland ausgegliedert und unter die Kontrolle des Völkerbunds gestellt. Für die ethnischen Minderheiten in Polen – vor allem Ukrainer, Juden, Weißrussen und Deutsche – waren Sonderrechte vorgesehen.

Mit den im Versailler Vertrag festgelegten Grenzen war weder die polnische noch die deutsche Seite einverstanden. Polen erweiterte sein Staatsgebiet nach Osten über die in den Pariser Friedensverhandlungen vorgeschlagene Grenze (Curzon-Linie) hinaus zu Lasten Sowjetrusslands. Der genaue Grenzverlauf zwischen Deutschland und Polen wurde erst nach bürgerkriegsartigen Aufständen in Oberschlesien im Juli 1921 festgelegt und blieb weiterhin ständiger Streitpunkt. Alle Regierungen der Weimarer Republik strebten danach, die Ostgrenze zu revidieren und Westpreußen wiederzugewinnen (siehe Vertragsrevisionismus). Die in der Reichswehr und der DNVP konzentrierte extreme deutsche Rechte wollte Polen mit sowjetischer Hilfe zerschlagen.[5]

Mit dem Vertrag von Rapallo 1922 und dem Berliner Vertrag 1926 näherten sich Deutschland und die Sowjetunion einander an. 1925 weigerte sich der deutsche Außenminister Gustav Stresemann, nach der deutschen Westgrenze (Vertrag von Locarno) auch die Ostgrenze zu Polen vertraglich zu garantieren. Zudem leitete Deutschland einen Zollkrieg gegen polnische Ausfuhrgüter ein. Frankreich verzichtete in Locarno aus Handelsinteressen mit dem Nachbarstaat heraus auf militärisches Eingreifen bei deutschen Vertragsbrüchen. Die Reichswehr übte in Russland mit im Versailler Vertrag verbotenen Waffengattungen.

Deshalb sah Polen sich zunehmend auch vom Westen her bedroht. Dies führte am 25. Juli 1932 zu seinem Nichtangriffspakt mit der Sowjetunion und zu verstärkter polnischer Ablehnung jeder Grenzrevision. Zugleich versuchte Polen unter dem Oberbefehlshaber seiner Streitkräfte und eigentlichen Machthaber Józef Piłsudski seit 1930, sich von seiner Schutzmacht Frankreich zu emanzipieren und seinerseits zur Führungsmacht in Ostmitteleuropa aufzusteigen.

Kursänderungen nach Hitlers Amtsantritt

Die NSDAP gehörte seit 1919 zu den schärfsten Gegnern der Versailler Friedensordnung. Hitler wollte nicht nur die deutsche Machtstellung vor 1914 erneuern, sondern strebte einen rassepolitischen Krieg gegen die Sowjetunion für „Lebensraum im Osten“ an.[6] Polen erwähnte er in Mein Kampf nicht.[7]

In einer Rede am 3. Februar 1933 vor ranghohen Offizieren der Reichswehr kündigte er seinen Eroberungskrieg in Osteuropa an und äußerte die Befürchtung, Frankreich könnte dessen Vorbereitung gefährden, indem es mit seinen „Ost-Trabanten“ – Polen und den Staaten der Kleinen Entente – „über uns herfallen“ würde.[8] (siehe Liebmann-Aufzeichnung).

Denn die polnische militärische Rüstung war der deutschen damals noch deutlich überlegen. Die Regierung in Warschau verstärkte ihre Truppen auf der Westerplatte und verletzte damit das Völkerbundstatut. Sie erwog auch einen Präventivkrieg gegen Deutschland.[9] Als Zeichen dafür tauchten im Januar 1933 polnische Militärflugzeuge über Berlin auf.

Hitler gelang es jedoch, außenpolitische Isolation zu vermeiden. Er beendete die militärische und wirtschaftliche Zusammenarbeit mit der Sowjetunion und zeigte sich ab Herbst 1933 gegenüber Polen verhandlungsbereit. So erreichte er am 26. Januar 1934 einen auf zehn Jahre befristeten deutsch-polnischen Nichtangriffspakt und beendete den Zollkrieg. Damit schien er auch den Weimarer Konfrontationskurs gegen Polen zu beenden.

Der Freiburger Historiker Norbert Schramm sah diesen Vertrag als „einzige dramatische und folgenreiche Wende, die Deutschlands Ostpolitik zwischen der Kapitulation des kaiserlichen Deutschlands und dem Hitler-Stalin-Pakt durchlaufen hat“.[10] Andere Geschichtswissenschaftler sehen dagegen im Vorgehen der neuen Reichsregierung nur eine Änderung der Methode, nicht der Ziele. So bescheinigt Beate Kosmala ihr lediglich eine „taktische Verständigungsbereitschaft“, durch die „Polen zum variablen Instrument in einem ostpolitischen Programm der Eroberung von ‚Lebensraum‘“ geworden sei.[11] Auch nach Meinung des Historikers Klaus Hildebrand war Polen in den Augen Hitlers schon damals der „Erzfeind, der diese stigmatisierende Qualität auch in Zukunft nicht verlor.“[12]

Deutschlands Austritt aus dem Völkerbund 1933 ermutigte Piłsudski, seinerseits den vertraglich gesicherten Minderheitenschutz aufzukündigen. Er verfolgte nun eine stärkere Polonisierung aller Landesteile und bewirkte damit, dass die deutschen Minderheiten in Polen stärker zusammenrückten. Dies wiederum erleichterte die nationalsozialistische Propaganda einer „gesamtdeutschen Volksgemeinschaft“.

Von der deutschen Besetzung des Rheinlands am 7. März 1936 – dem zweiten offenen Bruch des Versailler Vertrages nach der Einführung der Wehrpflicht 1935 – distanzierte sich die polnische Regierung scharf, ohne aber ihre gemäßigte Deutschlandpolitik aufzugeben. Nach Frankreichs Beistandspakt mit der Sowjetunion vom 2. Mai 1935 hatte Polens Führung das Vertrauen in den Garanten seiner Souveränität verloren. In den folgenden Jahren intensivierte sie daher die politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Deutschland.

Im August 1936 forderte Hitler in einer geheimen Denkschrift, dass deutsche Armee und deutsche Wirtschaft binnen vier Jahren „einsatz-“ bzw. „kriegsfähig“ sein müssten. Im November 1937 erläuterte er bei einer Konferenz mit Wehrmachtsgenerälen sein Vorgehen genauer (Hoßbach-Protokoll):

Zur Verbesserung unserer militär-politischen Lage müsse in jedem Fall einer kriegerischen Verwicklung unser 1. Ziel sein, die Tschechei und gleichzeitig Österreich niederzuwerfen, um die Flankenbedrohung eines etwaigen Vorgehens nach Westen auszuschalten […] so könne eher mit einem neutralen Verhalten Polens in einem deutsch-französischen Konflikt gerechnet werden. Unsere Abmachungen mit Polen behielten nur solange Geltung als Deutschlands Stärke unerschüttert sei […]. Das Maß der Überraschung und der Schnelligkeit unseres Handelns sei für die Stellungnahme Polens entscheidend. Gegen ein siegreiches Deutschland wird Polen – mit Rußland im Rücken – wenig Neigung haben, in den Krieg einzutreten.[13]

Mit dem Anschluss Österreichs am 12. März und der Abtretung des Sudetenlandes am 10. Oktober 1938 wurde die deutsche „Flanke“ im Südosten begradigt. Das Münchner Abkommen vom 30. September 1938 hielt die seit Mai 1938 geplante Besetzung der Tschechei nur wenige Monate auf, zeigte Osteuropas kleineren Staaten, dass sie kaum mit Großbritanniens und Frankreichs Unterstützung rechnen konnten, und isolierte die Sowjetunion.[14] Polen nutzte die Lage, um am 2. und 3. Oktober den tschechischen Teil der Stadt Cieszyn (Teschen) und das Olsagebiet zu besetzen.[15]

Deutsch-polnische Verhandlungen

Im selben Monat schlug der deutsche Außenminister Joachim von Ribbentrop der polnischen Regierung Verhandlungen zur „Lösung” aller strittigen Fragen vor. Er verlangte im Konsens mit Hitler, Danzig in das Deutsche Reich wiedereinzugliedern, die Diskriminierung von Deutschen in Westpolen zu beenden, eine exterritoriale Autobahn und einen Schienenweg durch den polnischen Korridor sowie Polens Beitritt zum Antikominternpakt. Dafür bot er die Anerkennung der übrigen deutsch-polnischen Grenzen, eine Verlängerung des deutsch-polnischen Nichtangriffspakts auf 25 Jahre, einen Freihafen in beliebiger Größe in Danzig und einen gemeinsamen Angriff auf die Sowjetunion an. Anfang 1939 erneuerte Berlin seine Forderungen und Angebote. Hitler erklärte dem polnischen Außenminister Józef Beck bei dessen Staatsbesuch am 5. Januar, Deutschland brauche ein militärisch starkes Polen, da „jede gegen Rußland eingesetzte polnische Division eine entsprechende deutsche Division erspare“. Abschließend signalisierte er sein Einverständnis, falls Polen die Ukraine erobere.[16]

Dieses Angebot stellte nach Ansicht des Historikers Klaus Hildebrand eine „unannehmbare Zumutung“ für Polen dar. Es zu akzeptieren, hätte bedeutet, sich völlig von seinem bisherigen Verbündeten Frankreich zu isolieren. Das Land hätte damit „künftig an der Kette des Reiches gelegen“ und wäre zu einem „Satrapen für den Eroberungszug im Osten“ [17] geworden. Die polnische Regierung verzögerte daher die Antwort auf Ribbentrops Vorschläge, ging auf die meisten gar nicht erst ein und stellte nur graduelle Veränderungen in Aussicht. Beck lehnte ein gegen die Sowjetunion gerichtetes Militärbündnis mit Deutschland auch deshalb ab, weil er eine Führungsrolle Polens in einem „Dritten Europa“ anstrebte, das vom Baltikum bis nach Jugoslawien reichen sollte.[18]

Am 14. März 1939 schloss Hitler-Deutschland einen sogenannten „Schutzvertrag“ mit der Slowakei und erzwang ihre Loslösung von der „Rest-Tschechei“, die bereits am Tag darauf von deutschen Truppen besetzt wurde. Damit hatte Hitler das erst wenige Monate alte Münchner Abkommen gebrochen und Europas Regierungen gezeigt, dass er Verträge nur so lange einhalten würde, wie sie seinem Machtkalkül entsprachen. Mit der Wiedereingliederung des Memellandes am 23. März, in dem deutsche Truppen stationiert wurden, wurde Hitlers expansionistischer Kurs vollends offensichtlich.

Der Weg in den Krieg

Am 26. März 1939 wies Polen die deutschen Forderungen daher zurück und leitete eine Teil-Mobilmachung der Armee ein, um einer handstreichartigen deutschen Annexion Danzigs zuvorzukommen. Die Warschauer Regierung stellte klar, dass sie jede einseitige territoriale Veränderung als Kriegsgrund behandeln würde.

Am 31. März sicherte der britische Premierminister Neville Chamberlain Polen militärische Unterstützung für den Fall zu, dass seine Unabhängigkeit bedroht wäre. Erstmals zeigte sich London angesichts von Hitlers Vertragsbruch wieder bereit, auf dem europäischen Festland notfalls militärisch einzugreifen: Damit war die britische Appeasement-Politik beendet. Frankreich schloss sich der britischen Beistandsgarantie an. Polen bat London darum, das Hilfsangebot in einen beidseitigen Vertrag umzuwandeln, den es am 6. April unterzeichnete.

Daraufhin befahl Hitler der Wehrmacht am 11. April die Vorbereitung eines Angriffs auf Polen, den Fall Weiß. Er war nun entschlossen, den polnischen Staat zu zerschlagen,[19] beteuerte nach außen aber weitere Verhandlungsbereitschaft. Erst am 28. April kündigte er den Nichtangriffspakt mit Polen fristlos, da dessen Bündnis mit England diesen verletzt habe, und zugleich das Flottenabkommen mit England. Am 23. Mai zeigte er sich gegenüber Wehrmachtsoffizieren bereit, „bei passender Gelegenheit Polen anzugreifen“ und stellte die Rückeroberung der 1919 abgetretenen Gebiete als Anfangsschritt in seinem Lebensraumprogramm dar.[20] [21]

Danzig ist nicht das Objekt, um das es geht. Es handelt sich für uns um Arrondierung des Lebensraumes im Osten und um Sicherstellung der Ernährung… In Europa ist keine andere Möglichkeit zu sehen.

Dass auch Polens Eroberung nur Vorstufe des späteren Angriffs auf die Sowjetunion sein sollte, bekräftigte Hitler am 11. August gegenüber dem Völkerbundvertreter Carl Jacob Burckhardt:

„Alles, was ich unternehme, ist gegen Rußland gerichtet. Wenn der Westen zu dumm und zu blind ist, dies zu begreifen, werde ich gezwungen sein, mich mit den Russen zu verständigen, den Westen zu schlagen und dann nach seiner Niederlage mich mit meinen versammelten Kräften gegen die Sowjetunion zu wenden. Ich brauche die Ukraine, damit man uns nicht wieder wie im letzten Krieg aushungert.“

Der deutschen Öffentlichkeit wurde dagegen das Schreckensbild eines drohenden polnischen Angiffes präsentiert. So schrieb das Hamburger Fremdenblatt unter der Überschrift Polnischer Angriff droht – Starke Truppenkonzentrationen am 29. August:

„Zwischen Konitz und Nakel sind so auffallend starke Truppen dicht an der Grenze Pommerellens konzentriert worden, daß hier im Ernstfalle eine der drei Fronten stehen wird, die die polnischen Militärs als Hauptstütze ihres Planes aufgestellt haben.“ [22]

Um Großbritannien und Frankreich aus dem kommenden Krieg herauszuhalten, setzte Hitler die Verhandlungen um Danzig aber noch bis August 1939 fort.

Deren Rüstung und Militärstrategie war damals nicht darauf vorbereitet, Polen gegen einen deutschen Angriff zu verteidigen. Deshalb begannen sie im Sommer 1939 komplizierte Verhandlungen über eine Militärkonvention mit der Sowjetunion. Diese verlangte jedoch ein Durchmarschrecht durch Polen für die Rote Armee: Nur so lasse sich im Fall eines deutschen Angriffs der Krieg in das Gebiet des Feindes tragen. Der polnische Außenminister lehnte diese Bedingung trotz massiven Drucks seines französischen Kollegen Georges Bonnet am 15. August 1939 ab. Er fürchtete, die Sowjets würden eine solche Genehmigung benutzen, um in die 1921 verlorenen Gebiete einzumarschieren.[23]

Noch während der Gespräche mit Briten und Franzosen über die Militärkonvention handelte der sowjetische Außenminister Molotow mit Ribbentrop in Moskau am 23. August 1939 den deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt aus, dessen geheimes Zusatzprotokoll die Aufteilung Polens vorsah. Nach dem Scheitern ihrer Verhandlungen mit den Sowjets bat die britische Regierung Warschau nochmals um Wiederaufnahme von Verhandlungen mit Berlin. Doch wegen ihrer Garantieerklärung und dem gewachsenen Vertrauen in die eigenen Streitkräfte sah die polnische Führung keinen Grund mehr für weitere diplomatische Bemühungen.

Seit dem 22. August 1939 täuschten als polnische Freischärler verkleidete SD- und SS-Angehörige sowie dazu genötigte KZ-Häftlinge mehrere „Grenzzwischenfälle“ vor, um dem Ausland gegenüber den Eindruck zu erwecken, dass kriegerische Akte von Polen ausgingen, gegen die Deutschland sich nur militärisch verteidigen könne (siehe: Überfall auf den Sender Gleiwitz).[24] Daraufhin leitete die polnische Regierung am 29. August ihrerseits die Generalmobilmachung der polnischen Armee ein.

Militärischer Verlauf

Deutsche Angriffsvorbereitungen

Datei:Polenfeldzug 1939.jpg
Ausgangsstellungen der Heere und geplante Hauptstoßrichtungen

Das Oberkommando des Heeres (OKH) schloss seine Planung bis zum 15. Juni 1939 ab. Die Generalmobilmachung wurde nicht angekündigt, sondern als Manöverübungen, Bau von Grenzbefestigungen u.a. verdeckt durchgeführt. So wurde zur 25-Jahr-Feier der Schlacht bei Tannenberg in Ostpreußen eine Infanterie- und Panzerdivision aus dem Reich abgeordnet.

Da das deutsche Hoheitsgebiet Polen von drei Seiten her umfasste, befanden sich die deutschen Streitkräfte in einer vorteilhaften Lage. Für den Angriff wurden sie in zwei Heeresgruppen unterteilt: Die Heeresgruppe Nord (630.000 Mann unter Generaloberst Fedor von Bock) sollte zunächst die polnischen Streitkräfte im polnischen Korridor zerschlagen, um eine Verbindung zwischen Ostpreußen und dem Hauptgebiet des Deutschen Reiches herzustellen. Danach sollte sie direkt auf Warschau vorstoßen, um damit den Hauptangriff, der im südlichen Polen stattfinden sollte, zu entlasten. Die Heeresgruppe Süd (886.000 Mann unter Generaloberst Gerd von Rundstedt) verfügte über drei Armeen. Die 14. Armee sollte von Schlesien und der Slowakei aus die polnischen Grenzbefestigungen in Ostoberschlesien einnehmen, danach die deutschen Operationen nach Galizien hin mit Angriffen decken und auf den Fluss San vorrücken. Die 10. Armee unter Artilleriegeneral Walter von Reichenau sollte den Hauptangriff auf Warschau führen. Dazu wurden ihr die meisten motorisierten Verbände zugeteilt. Auf ihrer linken Flanke sollte die 8. Armee die Operationen nach Posen hin abschirmen. So hoffte die deutsche Führung, die Masse des polnischen Heeres noch westlich der Weichsel zu umfassen und zu vernichten.

Bis zum 25. August befanden sich die Truppen in ihren Bereitstellungsräumen. Hitler befahl den Angriff für den 26. August, zog den Angriffsbefehl aber kurzfristig zurück, nachdem er erfahren hatte, dass Italien nicht kriegsbereit sei und England und Polen ihre gegenseitigen Zusagen vertraglich fixiert hatten. Stattdessen wurde die stille Mobilmachung im Deutschen Reich eingeleitet.

Ein Kommandounternehmen gegen den nahe der tschechischen Grenze gelegenen Bahnhof von Mosty konnte jedoch nicht mehr rechtzeitig gestoppt werden. Nach anfänglichen Erfolgen der Kommandosoldaten mussten sie sich wieder über die Grenze zurückziehen.[25]

Polnische Verteidigungspläne

Dem polnischen Generalstab und der polnischen Führung war nur teilweise [26] klar, dass Polens Streitkräfte denen der Wehrmacht materiell und operativ unterlegen waren. So meinte der Kriegsminister Tadeusz Kasprzycki:

„Man rät uns zum Bau von Festungen und zur Vorbereitung eines Verteidigungskrieges, empfiehlt uns Rückzugsmanöver und Widerstand an unseren Flussläufen. Nichts davon werden wir tun. Wir kennen nur die Offensive, und im Angriff werden wir siegen.“ [27]

Polen verfügte über umgerechnet etwa 44 Divisionen gegenüber etwa 57 deutschen Divisionen, die noch dazu besser ausgerüstet und bewaffnet waren. 3200 deutschen Panzern standen nur ca. 800 leichte (Tanketten, 7TP) und veraltete Panzer Renault FT-17 gegenüber. Panzerdivisionen nach deutschem Muster gab es bis auf eine motorisierte Brigade nicht. Den deutschen Luftflotten 1 und 4 mit zusammen 1929 einsatzbereiten, zum Teil modernsten Flugzeugen konnten die Polen nur 842 Maschinen der Typen PZL P.7, PZL P.11, PZL.23 Karaś, PZL.37 Łoś und einige ältere Modelle entgegenstellen.

Doch Frankreich hatte der polnischen Regierung vertraglich zugesichert, spätestens zehn Tage nach Kriegsbeginn mit dem Großteil seiner Divisionen Deutschland anzugreifen und ihm so einen Zweifrontenkrieg aufzuzwingen. Demgemäß wollte die polnische Armee dem Angreifer zunächst solange hinhaltenden Widerstand leisten, bis die französische Offensive sie entlasten würde. Für die zweite Phase plante man einen Gegenangriff. Die günstigste Verteidigungslinie dazu verlief entlang der Flüsse Narew-Bug-Weichsel-San mitten durch Polen. Doch die meisten unersetzlichen Rüstungsbetriebe lagen westlich dieser Linie in Oberschlesien und Posen, wo auch der Großteil der Reservisten lebte. Um diese Gebiete möglichst lange zu behaupten, beschloss das polnische Oberkommando, den deutschen Angriff schon an den Grenzen zu empfangen und sich erst später auf die eigentliche Verteidigungslinie zurückzuziehen.

Zur geplanten Verteidigung der Landesgrenzen wurden die polnischen Streitkräfte weit verteilt. Am äußersten rechten Flügel stand die Operationsgruppe Narew, die nach Beginn eines deutschen Angriffs sofort Ostpreußen bedrohen und die polnischen Grenzen gegen Litauen sichern können sollte. Daran schloss sich die Armee Modlin an, die in den ausgebauten Befestigungen der Mlawa-Stellung stand, um einen nördlichen Angriff auf Warschau abzuwehren. Im polnischen Korridor stand die Armee Pomerellen und südlich davon die Armee Posen. An der schlesischen Grenze stand mit der Armee Lodz und Armee Krakau die Masse des polnischen Heeres. Aufgrund der feindlichen Haltung der Slowakei musste später im Süden noch die Karpatenarmee aufgestellt werden. Im Hinterland marschierten die Reserveverbände auf.

Ein sowjetischer Einmarsch wurde nicht eingeplant, einen Kampf gegen sowjetische Truppen untersagte das polnische Oberkommando. Nur bei direkten sowjetischen Angriffen auf polnische Truppen sollten diese sich verteidigen.[28]

Bis zum 6. September

Nach der Rücknahme des Angriffsbefehls für den 26. August begann der deutsche Angriff am 1. September 1939 um 4:45 mit Luftangriffen auf Wielun und dem Beschuss der Westerplatte durch das Linienschiff Schleswig-Holstein. Danzig selbst wurde mit Ausnahme der Westerplatte von lokalen SS-Verbänden besetzt. Hitler behauptete im Rundfunk: Seit 5.45 Uhr wird zurückgeschossen [...] Von nun an wird Bombe mit Bombe vergolten.[29] Das Wort „Krieg“ war für den „Septemberfeldzug“ anfangs verboten.

Frankreich und Großbritannien forderten ultimativ den sofortigen Rückzug aller deutschen Truppen aus Polen. Als Hitler dies ablehnte, erklärten beide Staaten dem Deutschen Reich am 3. September den Krieg. Eine große Offensive der Westmächte blieb aber trotz der Zusagen gegenüber Polen aus; an der deutschen Westgrenze kam es zum „Sitzkrieg“.

Lageentwicklung bis zum 14. September

Der Angriff der Heeresgruppe Nord kam in den ersten Tagen zumindest im Bereich der 4. Armee planmäßig voran. Im Korridor wurden Teile der polnischen Armee Pomerellen während der Schlacht in der Tucheler Heide bei Graudenz eingeschlossen und zerschlagen. Nur zwei ihrer Divisionen entkamen der Niederlage und schlossen sich der Armee Posen an. Zur Illustration der hoffnungslosen Unterlegenheit der polnischen Armee wird oft damit angeführt, dass sie noch eine Kavallerie hatte und berittene polnische Soldaten deutsche Panzer mit Lanzen und Säbeln angegriffen haben sollen. Hinter diesem oft kolportierten Mythos steht das Gefecht bei Krojanty, in dem am 1. September 1939 ein polnisches Ulanen-Regiment eine Infanterie-Einheit der Wehrmacht angriff, aber von dazukommenden Panzerspähwagen geschlagen wurde.

Zugleich stockte der Angriff der 3. Armee vor der Mlawa-Stellung. Die dort kämpfende Armee Modlin zog sich erst zurück, als die deutschen Kräfte ihre rechte Flanke umgangen hatten. Sie sammelte sich jedoch wieder in der Festung Modlin und am Bug.

Die Armeen der Heeresgruppe Süd drängten unterdessen die polnischen Verbände in Richtung Warschau zurück. Allerdings gelang es ihnen nicht, die polnischen Truppen aufzureiben oder zu umfassen. Erst am 6. September gelang der 10. Armee ein tiefer Einbruch in die polnische Abwehrfront. Am gleichen Tag besetzte die 14. Armee Krakau. Sie konnte die polnische Armee Krakau jedoch nicht wie geplant einkreisen.

Der schnelle Vorstoß der deutschen Verbände überholte die polnische Strategie, so dass das polnische Oberkommando schon nach fünf Tagen den Rückzug hinter die geplante Verteidigungslinie an den Flüssen befahl. Die polnische Regierung setzte sich nach Brest-Litowsk ab. Der Rückzugsbefehl erfolgte für die polnischen Infanterieverbände aber zu spät, um die Flüsse noch vor den Wehrmachtspanzern erreichen zu können. Das deutsche OKH wiederum glaubte, die Masse des polnischen Heeres nicht mehr westlich der Weichsel zerschlagen zu können. Es befahl deshalb der 3. Armee und 14. Armee, ihre Kräfte östlich der Weichsel für eine Umfassungsschlacht zu konzentrieren.

Das mit Polen verbündete Rumänien erklärte sich angesichts des raschen deutschen Vorrückens und ausbleibender Eingriffe der Westmächte am 6. September für neutral, sodass Polen militärisch vollständig isoliert blieb.

Bis zum 17. September

Lageentwicklung nach dem 14. September

Vom Kriegsbeginn an besaß die deutsche Luftwaffe fast völlige Luftüberlegenheit, die sie besonders für Bombenangriffe gegen Warschau nutzte. Dies waren die ersten Flächenbombardements des Zweiten Weltkriegs. Die deutschen Flugzeuge nutzten dabei den sowjetischen Sender Minsk als Orientierung, der auf eine Bitte Hermann Görings hin seine Sendedauer verlängerte.[30] Die Heeresgruppe Süd nutzte ihren Durchbruch, um ein Panzerkorps auf die polnische Hauptstadt anzusetzen. Dieses erreichte schon am 8. September die Vorstädte von Warschau. Dort stießen sie auf starken Widerstand der polnischen Verteidiger. Um einen verlustreichen Häuserkampf zu vermeiden, stoppten die Panzer ihren Vormarsch.

Am 9. September gelang dem rechten Flügel der 10. Armee das Überholen und Einkesseln starker polnischer Kräfte, die sich über die Weichsel zurückzuziehen versuchten. Daraus entstand die Schlacht bei Radom. Zeitgleich griff die polnische Armee Posen, die unbemerkt von der deutschen Aufklärung herangerückt war, nördlich von Kutno überraschend den linken Flügel der 8. deutschen Armee an (siehe: Schlacht an der Bzura). Dieser einzige polnische Gegenstoß zwang die Heeresgruppe Süd, bei Radom, vor Warschau und an der Bzura gleichzeitig zu kämpfen. Sie wehrte den Flankenangriff unter schweren Verlusten ab.

Die Heeresgruppe Nord stand schon östlich der Weichsel am Narew und am Bug und musste nun gemäß dem Umfassungsbefehl des OKH große Teile der 4. Armee durch Ostpreußen an ihren linken Flügel verlegen, was einige Tage dauerte. Danach schloss sie am 9. September die Festung Modlin und Warschau von Norden her ein.

Am 12. September kapitulierten die polnischen Truppen im Kessel bei Radom (60.000 Gefangene). Am 13. September wurde die Kleinstadt Frampol nahe Lublin durch einen deutschen Luftangriff vollständig zerstört. Danach befahl die polnische Armeeführung allen verbliebenen Truppen, sich eigenständig nach Südosten zurückzuziehen. Man hoffte, sich dort in unwegsamen Gelände noch länger halten zu können, bis Nachschub der Westalliierten über Rumänien geliefert würde.

Im Südosten kämpfte bisher nur die deutsche 14. Armee. Diese schwenkte nun aber nach Nordosten, um sich hinter dem Fluss Bug mit der Heeresgruppe Nord zu vereinen. Mit den freigewordenen Verbänden konnte die Heeresgruppe Süd nun auch die Armee Posen einschließen und bis zum 17. September aufreiben (170.000 Gefangene). Das zerschlug die polnische Hoffnung, wenigstens den Südosten des Landes verteidigen zu können. Östlich des Bug stießen starke Panzerkräfte nach Süden vor und vereinigten sich südlich von Brest-Litowsk am 18. September mit den Truppen der 14. Armee. Damit war die Masse der polnischen Kräfte umfasst worden.

Bis zum 6. Oktober

Hauptartikel: Sowjetische Besetzung Ostpolens 1939–1941

Seit der Kriegserklärung Frankreichs und Großbritanniens hatten die Deutschen ihre sowjetischen Vertragspartner gedrängt, wie im geheimen Zusatzprotokoll vereinbart, ihrerseits in Polen einzumarschieren. Die Regierung in Moskau wollte jedoch erst nach einem vollständigen Zusammenbruch des polnischen Staates eingreifen, da sie befürchtete, in einen Krieg mit den beiden Westmächten hineingezogen zu werden, die ja die Unabhängigkeit Polens garantierten. Erst am 17. September besetzte die Rote Armee Ostpolen, das bis auf das Grenzschutz-Korps militärisch entblößt war. Die Regierung in Warschau, die gerade ihre Flucht nach Rumänien organisierte, war auf den sowjetischen Einmarsch nicht vorbereitet und konnte dem Grenzschutz-Korps keine Instruktionen geben, wie es sich zu verhalten hatte. In Tarnopol, Stanislau, Luzk und Rowno wurde die Rote Armee deshalb von den kommunalen Behörden in völliger Verkennung der Lage freundlich begrüßt.[31]

Die Kämpfe zwischen Wehrmacht und polnischer Armee konzentrierten sich nun auf das Gebiet zwischen Weichsel und Bug, wo die Reste des polnischen Heeres eingeschlossen waren. Südöstliche polnische Truppen, die sich nach Rumänien zurückziehen wollten, wurden in den Schlachten um Lemberg und Rawa Ruska aufgerieben. Mit der Niederlage des größten Teils der übrigen polnischen Streitkräfte in der Schlacht bei Lublin am 23. September endete der organisierte Widerstand der polnischen Armee.

Das seit dem 9. September eingeschlossene Warschau wurde belagert, heftig beschossen und bombardiert. Dabei wurden bis zu 26.000 Zivilisten getötet. Am 28. September kapitulierten die Verteidiger der Hauptstadt. Am 29. September kapitulierte auch die Festung Modlin, am 1. Oktober die Besatzung der Halbinsel Hel.

Polens letzte Feldtruppen kapitulierten am 6. Oktober nach der Schlacht bei Kock. Dies gilt seither als Ende des Polenfeldzugs. Nur Bruchteile der polnischen Armee und die polnische Regierung entkamen der deutsch-russischen Umklammerung nach Ungarn und Rumänien. Eine offizielle Kapitulation des polnischen Oberkommandos, Staates oder der Regierung blieb aber aus.

Der Seekrieg

  Typ   Kriegsmarine Polnische Marine
Schlacht-/Linienschiffe 2 0
Leichte Kreuzer 3 0
Zerstörer 10 4
Minensuchboote 30 6
U-Boote 10 5

Im Gegensatz zu den Landstreitkräften war die polnische Marine der deutschen Kriegsmarine auch zahlenmäßig stark unterlegen. Das polnische Marineoberkommando unter Konteradmiral Józef Unrug erkannte diese Tatsache an und evakuierte im Rahmen der Operation Peking schon Ende August drei Zerstörer nach Großbritannien. Bei Beginn der Kampfhandlungen standen zwei deutschen Linienschiffen, drei leichten Kreuzern, zehn Zerstörern, vier Tendern, 30 Minensuchbooten, zehn U-Booten und diversen U-Jägern auf polnischer Seite lediglich ein Zerstörer, ein schwerer Minenleger, fünf U-Boote und mehrere kleinere Einheiten wie Kanonenboote und Minensucher entgegen. (siehe: Kräfteverhältnis der Seestreitkräfte zu Beginn des Krieges)

Zu ersten Kampfhandlungen kam es am 1. September, als deutsche Stuka die verbliebenen beiden großen polnischen Einheiten ORP Gryf und ORP Wicher in der Danziger Bucht angriffen. Das erste Seegefecht fand am 3. September vor Hel statt. Die Kriegsmarine musste dabei die beiden eingesetzten Zerstörer Z 1 Leberecht Maass und Z 9 Wolfgang Zenker zurückziehen, nachdem Z 1 durch einen Artillerietreffer einer Landbatterie beschädigt worden war. Am selben Tag wurden die Reste der polnischen Überwasserstreitkräfte im Hafen von Hel mehrfach bombardiert und vernichtet.

Alle fünf polnischen U-Boote konnten entkommen, erzielten aber, wenn man von einer erfolgreich verlegten Seemine des U-Bootes ORP Żbik, auf die am 1. Oktober der deutsche Minensucher M 85 lief, absieht, keine Kampferfolge gegen feindliche Schiffe. Die zwei U-Boote ORP Wilk und ORP Orzeł konnten sich nach Großbritannien absetzen. Die restlichen drei U-Boote ließen sich in Schweden internieren. Die Marinebasis auf der Halbinsel Hel verteidigte sich noch bis zum 1. Oktober und fiel als eine der letzten polnischen Stellungen.

Begleiterscheinungen und Folgen

Massenmorde, Terror, Kriegsverbrechen

Seit März 1939, als sich der kommende Krieg abzeichnete und beide Seiten ihre Propaganda gegeneinander verstärkten, begingen Polen Ausschreitungen gegen Angehörige der deutschen Minderheit in ihrem Land. Diese benutzte die NS-Propaganda wiederum dazu, ihr polnisches Feindbild zu bekräftigen.[32]

Während des Polenfeldzugs begann die deutsche Seite mit organisierten Terrormaßnahmen gegen polnische Zivilisten, die sich bis 1945 fortsetzten und steigerten. Dazu wurden sechs besondere Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD aufgestellt, die unter dem Befehl des „Reichsführers SS“ Heinrich Himmler standen. Sie begleiteten die fünf Armeen der Wehrmacht, die sechste Gruppe war in Posen tätig. Ihr Auftrag war die „Bekämpfung aller reichs- und deutschfeindlichen Elemente rückwärts der fechtenden Truppe“ und die weitgehende „Vernichtung der polnischen Intelligenz“. Nach vorbereiteten Fahndungslisten ermordeten sie zehntausende polnische Staatsbürger, meist Angehörige der polnischen Führungsschicht, besonders Juden und Professoren, Priester und Bischöfe im katholischen Klerus sowie Vertreter von Parteien und Gewerkschaften der polnischen Arbeiterbewegung. Diese wurden, meist unter dem Vorwand der Partisanenbekämpfung, aufgespürt, zusammengetrieben und dann erschossen.

Bekannte Beispiele dieser gezielten Aussonderung sind die Verhaftung und Erschießung der Professoren der Krakauer Jagiellonen-Universität („Sonderaktion Krakau“) und der Katholischen Universität Lublin im November 1939. Insgesamt fanden nach polnischen, meist auf Augenzeugenberichten beruhenden Ermittlungen im September und Oktober 1939 in Polen 714 Massenerschießungen von insgesamt 16.376 Menschen statt. Die bis März 1940 andauernden Massenerschießungen kosteten insgesamt 60.000 bis 80.000 Menschen das Leben. Etwa 60 Prozent davon führten Wehrmachtssoldaten aus[33]; sie wirkten oft mit Angehörigen des so genannten Selbstschutzes Westpreußen (später ein Teil der SS), des SD und der SS zusammen.

Dieses Zusammenwirken war zu diesem Zeitpunkt zwar meist noch nicht zentral gelenkt und aufeinander abgestimmt, aber ideologisch gewollt und im nationalsozialistischen Weltbild angelegt. Dessen Kern bildete der „Kampf ums Dasein“ zwischen „höheren und niederen Rassen“, wobei die Polen aus NS-Sicht zu den slawischenUntermenschen“ gehörten. Die slawische Bevölkerungsmehrheit in Polen war langfristig zur Vernichtung durch Zwangsarbeit oder vollständigen Assimilation bestimmt. So erklärte Hitler am 22. August 1939 vor Wehrmachtsgenerälen:

„Ziel ist Beseitigung der lebenden Kräfte. Bei Beginn und Führung des Krieges kommt es nicht auf das Recht an, sondern auf den Sieg […] brutales Vorgehen, größte Härte.“[34]

Zudem begingen deutsche Soldaten verschiedene Kriegsverbrechen, so zum Beispiel Massenerschießungen von polnischen Kriegsgefangenen (siehe Massaker von Ciepielów und Massaker von Przemyśl). Auch in Wolhynien tauchte die Wehrmacht im September 1939 vor dem Einmarsch der Sowjets auf, misshandelte Juden und steckte Synagogen in Brand.[35] Außerdem kam es zu Plünderungen und vereinzelt zu Vergewaltigungen. Nach Jochen Böhler war auch dies „ohne Zweifel zugleich Ausdruck einer tiefen Verachtung für die slawische Bevölkerung und Gleichgültigkeit gegenüber dem Leiden, das man verursachte.“[36] Die kriegsgerichtliche Untersuchung und Bestrafung der Täter blieb im Wesentlichen aus.

Aber auch Polen ermordeten nach Kriegsbeginn mindestens 5.437 so genannte Volksdeutsche.[37] Beim „Bromberger Blutsonntag“ am 3. September sollen zwischen 100 und 300, nach anderen Schätzungen bis zu 1.500 Deutsche getötet worden sein. Den folgenden Vergeltungsmaßnahmen durch die Einsatzgruppe IV fielen zwischen dem 7. und 12. September nach Augenzeugenberichten 1.306 Polen zum Opfer: darunter Geistliche, Juden, Frauen und Jugendliche.[38] Laut den Nachforschungen des Völkerrechtlers und Historikers Alfred de Zayas, dem Historiker des Bundesarchivs unkritische Verwendung von NS-Quellen vorwerfen, kam es auch auf polnischer Seite zu Erschießungen von deutschen Kriegsgefangenen, jedoch in weit geringerem Umfang als auf der deutschen Seite.[39]

Ferner finden sich in den Kriegstagebüchern deutscher Einheiten viele Berichte über Aktivitäten von „Banden“ und „Freischärlern“, die deutsche Trossabteilungen überfallen hätten. Dies waren jedoch oft versprengte reguläre Einheiten der polnischen Armee, die schnell vorrückende Wehrmachtseinheiten von ihren Verbänden abgeschnitten hatten.[40]

Auch die Sowjets verhafteten viele Polen, die sie als „Klassenfeinde” betrachteten, und deportierten zwischen 1939 und 1941 große polnische Bevölkerungsteile in Richtung Sibirien und Kasachstan. Im Massaker von Katyn erschossen sie über 25.000 Polen – Kriegsgefangene, Polizisten und Intellektuelle.

An verschiedenen Stellen wurde Anfang September Lost-Gas, ein völkerrechtlich verbotenes chemisches Massenvernichtungsmittel, verwendet. Nach Berichten der britischen Tageszeitung The Times und Angaben des polnischen Informationsbüros in London aus dem Jahr 1939 soll die deutsche Luftwaffe am 3. September 1939 mit Giftgas gefüllte Bomben auf die Warschauer Vorstadt abgeworfen haben. Opfer werden nicht genannt.[41] Am 8. September 1939 wurden bei Jasło 14 deutsche Soldaten bei der Beseitigung einer polnischen Brückensperre mit Lost vergiftet, zwei davon starben.[42]

Kriegstote, Gefangene, Verluste

Wieviele polnische Zivilisten der deutsche Angriffskrieg das Leben kostete, ist unbekannt. Geschätzt werden 66.000 bis 100.000 gefallene und etwa 133.000 verwundet polnische Soldaten.[43] Mehr als 400.000 polnische Soldaten, darunter etwa 16.000 Offiziere, gerieten in deutsche Gefangenschaft. Zu diesen kamen noch etwa 200.000 Zivilisten, die als „verdächtige Elemente“ ebenfalls gefangengenommen worden waren. Etwa 217.000 weitere polnische Armeeangehörige wurden durch die Rote Armee gefangengenommen und nur etwa 100.000 gelang die Flucht ins Ausland.[44]

Auch für die deutschen Verluste gibt es keine endgültigen Angaben. In einer ersten Verlautbarung sprach das OKH zunächst von 10.572 Gefallenen, 3.409 Vermissten und 30.322 Verwundeten. Von diesen entfielen allein 734 Soldaten auf die Luftwaffe.[45] Diese Angaben beruhten in erster Linie auf den Daten der Sanitätsinspektion, welche während des Feldzuges 10.244 gefallene Soldaten und 593 gefallene Offiziere registriert hatte. Dies unterschied sich schon zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von den Eintragungen in den Kriegstagebüchern der Truppenteile, deren Verlustlisten 14.188 Soldaten und 759 Offiziere umfassten. Die Wehrersatzdienststelle bzw. die Abteilung Wehrmachtverlustwesen errechneten bis 1944 sogar einen Gesamtverlust von 15.450 Soldaten und 819 Offizieren, betonten jedoch, dass die Recherchen noch nicht vollständig abgeschlossen seien.[46] Eine Erklärung für die Erhöhung der offiziellen Verlustangaben liegt wahrscheinlich darin begründet, dass anfangs als „vermisst“ gemeldeten Soldaten nun als „gefallen“ galten und einige verwundete Soldaten inzwischen ihren Verletzungen erlegen waren. Doch auch die materiellen Verluste der Wehrmacht waren beträchtlich. So meldeten die meisten Divisionen den Ausfall von bis zu 50 Prozent ihres Fahrzeugbestandes, mehrheitlich aufgrund von Verschleiß in dem unwegsamen polnischen Gelände. Die motorisierten Divisionen erlangten zum Teil erst im Frühjahr 1940 wieder ihre volle Einsatzbereitschaft.[47] Der Verlust an Flugzeugen betrug und 285 Maschinen, darunter allein 109 Bomber und Stukas.[45]

Die sowjetischen Verluste beliefen sich nach einer Rede des Außenministers Molotov am 31. Oktober 1939 auf lediglich 737 Gefallene und 1862 Verwundete. Polnische Schäzungen gehen jedoch von höheren Zahlen aus, welche etwa 2000-3000 Gefallene und 5000-7000 Verwundete umfassen.[48]

Verwaltungsstruktur und Bevölkerungspolitik

Hauptartikel: Deutsche Besetzung Polens 1939–1945

Am 8. Oktober teilten Deutsches Reich und Sowjetunion im Abkommen von Brest-Litowsk das polnische Gebiet durch eine Demarkationslinie unter sich auf. Die bis zu dieser Linie eroberten Gebiete Ost- und Südpolens wurden deutsches Generalgouvernement, die in Versailles 1919 aberkannten ehemaligen deutschen Ostgebiete und große Teile Mittelpolens wurden im Sinne der von Hitler angestrebten „Arrondierung“ annektiert. Damit war die sowjetische Seite einverstanden. Molotow sagte am 31. Oktober 1939 nach einem Moskauer Zeitungsbericht:[49]

Ein einziger Schlag gegen Polen, erst seitens der deutschen, dann seitens der Roten Armee, und nichts blieb übrig von dieser Missgeburt des Versailler Vertrags, die ihre Existenz der Unterdrückung nichtpolnischer Nationalitäten verdankt hatte.

Mit der Abschaffung aller bestehenden polnischen Verwaltungsbehörden, Bezirksregierungen, politischen Organisationen und Errichtung neuer Verwaltungsbezirke, für die Hitler dem OKH unterstellte Verwaltungschefs ernannte, löste das Besatzungsregime den Nationalstaat Polen komplett auf. Dabei überließ es die Exekutive im Generalgouvernement formal der Heeresführung, deren Truppen sie sicherten. Faktisch aber war der Chef des Generalstabs fast nur mit der Operationsführung beschäftigt, während die Verwaltung von Berlin aus, großenteils mit einfachen Verordnungen, gelenkt wurde.[50]

Die deutsche Besatzungspolitik zielte auf möglichst rasche „Germanisierung“. Etwa 200.000 Juden flohen vor den Deutschen in das sowjetisch besetzte Ostpolen, so dass sich dort ihre Zahl von 1,2 auf 1,4 Millionen erhöhte. Bis Ende 1939 wurden etwa 90.000 Juden und Polen aus den annektierten Gebieten in das Generalgouvernement vertrieben, bis 1945 insgesamt 900.000. Die übrigen Juden wurden im Holocaust ermordet. An ihrer Stelle wurden insgesamt etwa 400.000 „Reichsdeutsche“ aus dem „Altreich“ und 600.000 „Volksdeutsche“ aus ganz Osteuropa im besetzten Polen angesiedelt.[51] Diese Gewaltmaßnahmen waren wiederum vielerorts von willkürlichen Massenerschießungen begleitet.

Lagernetzwerk

Im deutschen Besatzungsgebiet wurde ein ganzes Netzwerk von Zwangsarbeits- und Konzentrationslagern errichtet. Im Zuge der Aktion Reinhardt im Jahre 1942 wurden im Süden und Osten Polens eine Reihe von Vernichtungslagern errichtet. Damit wurde das deutsch besetzte Gebiet Polens zum Zentrum des Holocaust.

Die Masse der polnischen Kriegsgefangenen wurde von der Wehrmacht in die zivile Zwangsarbeit gepresst, womit sie den Schutz des Kriegsgefangenenstatus verloren. Nach Zeugenaussagen kam es schon während der Kämpfe zu Erschießungen jüdischer Soldaten der polnischen Armee nach ihrer Gefangennahme.[52] Im Frühjahr 1940 wurden die jüdischen Soldaten aber wie viele andere Gefangene zunächst entlassen. Sie kehrten in das Gebiet des ehemaligen Polens zurück, wo sie als Juden registriert und in Ghettos eingewiesen wurden, wo sie später der „Endlösung“ zum Opfer fielen.

Jüdische Offiziere wurden in speziellen Ghettoabteilungen der Gefangenenlager abgesondert (was nach deutscher Interpretation Artikel 9 der Genfer Konvention entsprach, nach dem Gefangene getrennt nach Rassen und Nation unterzubringen waren). Auf Verlangen der Gestapo wurden in einigen Fällen Gefangene an sie übergeben. Oft kehrten die betreffenden Offiziere nicht mehr zurück. Der Historiker Jörg Osterloh betont, dass mit dieser Zusammenarbeit das OKW nicht erst im Krieg gegen die Sowjetunion, sondern bereits im Polenfeldzug seine Bereitschaft zeigte, bei der rassistischen Vernichtungspolitik des NS-Regimes mitzuwirken.[53]

Polnischer Widerstand

Insgesamt flohen rund 140.000 polnische Militärangehörige nach Rumänien, Ungarn oder Litauen, wo sie jedoch auf deutschen Druck hin vielfach interniert wurden. Auch die polnische Regierung war am 17. September 1939 nach Rumänien geflüchtet und wurde dort interniert. Daraufhin trat Staatspräsident Ignacy Mościcki zurück. Sein Amt übernahm der im französischen Exil lebende Wladyslaw Raczkiewicz, der im folgenden Jahr einen Nationalrat anstelle des aufgelösten Sejm bildete und eine neue Truppe aufstellen ließ. Vielen geflohenen Polen gelang es in der Folgezeit, weiter nach Frankreich zu fliehen und die Exilsarmee zu verstärken. Die von Polens Exilregierung aufgestellten Truppenverbände nahmen an allen wichtigen Operationen des Zweiten Weltkrieges teil.

Infolge ihrer brutalen Unterdrückungspolitik bildete sich auch in Polen selbst ein breiter Widerstand gegen die deutsche Besatzungsmacht. Ein regelrechter „Untergrundstaat“ wurde geschaffen, der mit geheim hergestellter Presse und einem konspirativen System für höhere Bildung der rassistischen Besatzungspolitik der Deutschen entgegentrat. Die militärischen Bemühungen des polnischen Widerstandes gipfelten 1944 unter der Ägide der Exilregierung im Warschauer Aufstand.

Ein Teil derjenigen, die die sowjetischen Gulags überlebten, bildete 1941 während der zeitweisen Zusammenarbeit mit Stalin, die auf Drängen Großbritanniens zustande kam, die Armee des Generals Władysław Anders. Auf dem Umweg über Persien und Palästina nahm diese Armee den Kampf gegen die Deutschen wieder auf. Sie wurde in Nordafrika und in Italien eingesetzt. Weitere Polen wurden ab 1943 in die von den Sowjets aufgestellte Armee des Generals Zygmunt Berling integriert und kämpften ab 1944 an der Ostfront.

Siehe auch

Commons: Polenfeldzug 1939 – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. DHG: Überfall auf Polen
  2. Janusz Piekałkiewicz: Polenfeldzug. Hitler und Stalin zerschlagen die Polnische Republik. Augsburg 1998.
  3. Zweites Flugblatt der Weissen Rose
  4. siehe Buchtitel von Jochen Böhler im Literaturverzeichnis
  5. Otto-Ernst Schüddekopf: Das Heer und die Republik. Quellen zur Politik der Reichswehrführung 1918 bis 1933, Hannover/Frankfurt a. Main 1955, S. 160 ff.
  6. Hans-Ulrich Thamer, Verführung und Gewalt. Deutschland 1933–1945, Siedler Verlag, Berlin 1994, S. 124 ff.
  7. Wolfgang Wippermann, Der konsequente Wahn. Ideologie und Politik Adolf Hitlers, Bertelsmann Lexikon Verlag 1989, S. 47; sieht dies als Indiz dafür, „wie wirklichkeitsfremd dieses Programm war“.
  8. Thilo Vogelsang, Neue Dokumente zur Geschichte der Reichswehr, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 2 (1954), S. 435.
  9. Hans Roos, Die „Präventivkriegspläne“ Pilsudskis von 1933, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 3 (1955), S. 344–363.
  10. Norbert Schramm, Grundmuster der deutschen Ostpolitik 1918–1939, in: Bernd Wegner (Hg.), Zwei Wege nach Moskau. Vom Hitler-Stalin-Pakt bis zum Unternehmen Barbarossa, Piper Verlag, München und Zürich 1991, S. 16.
  11. Beate Kosmala, Art. Polen, in: Enzyklopädie des Nationalsozialismus, hg. von Wolfgang Benz, Hermann Graml und Hermann Heiß, Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 1997, S. 642.
  12. Klaus Hildebrand, Das vergangene Reich. Deutsche Außenpolitik von Bismarck bis Hitler, Stuttgart 1996, S. 590.
  13. NS-Archiv: Die Hoßbach-Niederschrift, 5. November 1937
  14. Berndt Jürgen Wendt, Außenpolitik, in: Enzyklopädie des Nationalsozialismus 1998, S. 80
  15. Enzyklopädie des Nationalsozialismus, Artikel Polen S. 642f.
  16. Geschichte in Quellen, Bd. V: Weltkriege und Revolutionen, bearb. v. Günter Schönbrunn, Bayrischer Schulbuchverlag, 2. Aufl., München 1970, S. 427.
  17. Alle Zitate nach Klaus Hildebrand, Das vergangene Reich. Deutsche Außenpolitik von Bismarck bis Hitler, Stuttgart 1996, S. 678f.
  18. Jörg K. Hönsch, Der Hitler-Stalin-Pakt und Polen, in: Erwin Oberländer (Hg.), Hitler-Stalin-Pakt. Das Ende Ostmitteleuropas?, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1989, S. 45 f.
  19. Berndt-Jürgen Wendt, a.a.O., S. 82.
  20. Horst Rohde: Hitlers erster „Blitzkrieg“ und seine Auswirkungen auf Nordosteuropa. In: Klaus A. Maier/ Horst Rohde/ Bernd Stegemann/Hans Umbreit: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Bd. 2: Die Errichtung der Hegemonie auf dem europäischen Kontinent; hg. v. Militärgeschichtlichen Forschungsamt, DVA, Stuttgart 1979, ISBN 3421019355, S. 83.
  21. beide folgenden Zitate unter Holocaustreferenz: Lebensraum
  22. Nach: Der II. Weltkrieg – Schritt über die Grenzen, Verlag für Geschichtliche Dokumentation, Hamburg 1989, Seite 91.
  23. Jean-Baptiste Duroselle: Politique étrangère de la France. La décadence 1932–1939, Paris 1979, S. 428–435.
  24. Jürgen Runzheimer: Der Überfall auf den Sender Gleiwitz im Jahre 1939, in: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, 10. Jg., 1962, S. 408–426.
  25. Der II. Weltkrieg – Schritt über die Grenzen. Zeitgeschichte in Wort, Bild und Ton – 1938–1941. Verlag für Geschichtliche Dokumentation, 1989, ISBN 3-88199-536-6, S. 106 und 107.
  26. Raymond Cartier: Der Zweite Weltkrieg, Band 1, Lingen Verlag Köln, 1967, Seite 14 bis 16
  27. Zitiert nach Raymond Cartier: Der Zweite Weltkrieg, Band 1, Lingen Verlag, Köln 1967, Seite 16.
  28. Israel Gutman (Hrsg.): Enzyklopädie des Holocaust, Piper, München-Zürich 1998, S. 1123.
  29. Kurt Zentner: Illustrierte Geschichte des Dritten Reiches. Köln 1966, ASIN B0000BUAWZ, S. 444.
  30. Jan Tomasz Gross, Die Sowjetisierung Ostpolens 1939–1941, in: Bernd Wegner (Hg.), Zwei Wege nach Moskau. Vom Hitler-Stalin-Pakt bis zum Unternehmen Barbarossa, Piper Verlag, München und Zürich 1991, S. 56.
  31. Jan Tomasz Gross, Die Sowjetisierung Ostpolens 1939–1941, in: Bernd Wegner (Hg.), Zwei Wege nach Moskau. Vom Hitler-Stalin-Pakt bis zum Unternehmen Barbarossa, Piper Verlag, München und Zürich 1991, S. 59 f.
  32. Richard Blanke: Orphans of Versailles – The Germans in Western Poland 1918–1939, Kentucky University Press, Lexington 1993.
  33. Richard C. Lukas: The Forgotten Holocaust – The Poles under German Occupation 1939–1944, New York 1997, S. 3
  34. Eberhard Aleff, Das Dritte Reich, Hannover 1973, ISBN 3771-6202-01, S. 174.
  35. Timothy Snyder: Leben und Sterben der Juden in Wolhynien in: Osteuropa, 57. Jahrgang, April 2007, ISS 0030-6428, S. 130.
  36. Jochen Böhler, a.a.O., S. 186.
  37. Jürgen Runtzheimer: Bromberger Blutsonntag, in: Wolfgang Benz: Legenden Lügen Vorurteile, dtv 1992, ISBN 3423032952, S. 47 ff.
  38. Dorathee Weitbrecht: Ermächtigung zur Vernichtung – Die Einsatzgruppen in Polen im Herbst 1939, in: Klaus-Michael Mallmann/ Bogdan Musial (Hrsg.): Genesis des Genozids – Polen 1939–1941, Darmstadt 2004, S. 61.
  39. Alfred M. De Zayas: Die Wehrmacht-Untersuchungsstelle – deutsche Ermittlungen über alliierte Völkerrechtsverletzungen im 2. Weltkrieg, Frankfurt am Main/ Berlin 1987 (4. Auflage).
  40. Jochen Böhler: „Tragische Verstrickung“ oder Auftakt zum Vernichtungskrieg? – Die Wehrmacht in Polen 1939, in: Mallman/Musial: Genesis des Genozids Polen 1939–1941, S. 48 f.
  41. „Poland's gallant fight against odds“, The Times, 6. September 1939; „German Use of Poison Gas. Polish Statement.“ The Times, 21. November 1939. Siehe auch: Julian Perry Robinson: The Rise of CB Weapons, in: Stockholm International Peace Research Institute (Hrsg.): The Problem of Chemical and Biological Warfare, Bd. 1, Stockholm/ New York 1971, S. 153 f. und Fußnoten 375–377.
  42. Günther W. Gellermann: Der Krieg, der nicht stattfand, Koblenz 1986, S. 135 ff.
  43. Enzyklopädie des Nationalsozialismus 1998, Artikel Polenfeldzug, S. 646
  44. Rüdiger Overmans: Die Kriegsgefangenenpolitik des Deutschen Reiches 1939 bis 1945, in: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Bd. 9/2; hrsg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, München 2005, S. 743 f.
  45. a b Cajus Bekker: Angriffshöhe 4000 – Ein Kriegstagebuch der deutschen Luftwaffe 1939–1945, München 1993, S. 64.
  46. Rüdiger Overmans: Deutsche militärische Verluste im Zweiten Weltkrieg, in: Beiträge zur Militärgeschichte, Bd. 46; hrsg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, München 2004, S. 54.
  47. Heinz Frieser: Blitzkierg-Legende – Der Westfeldzug 1940, in: Operationen des Zweiten Weltkrieges, Bd. 2; hrsg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, München 1940, S. 27.
  48. Jürgen Pagel: Polen und die Sowjetunion 1938-1939, Stuttgart 1992, S.301
  49. Isvestija, 1. November 1939
  50. Hans Umbreit: Die Verantwortlichkeit der Wehrmacht als Okkupationsarmee, in: Rolf-Dieter Müller, Hans-Erich Volkmann (Hrsg.): Die Wehrmacht. Mythos und Realität, München 1999, ISBN 3-486-56383-1, S. 747 ff.
  51. Enzyklopädie des Holocaust, Artikel Polen, S. 1125.
  52. Jochen Böhler, a.a.O., S. 176 f.
  53. Jörg Osterloh: Die Wehrmacht und die Behandlung der sowjetischen Gefangenen, in: R.-D. Müller, H.-E. Volkmann: Die Wehrmacht. Mythos und Realität. Herausgegeben im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes, München 1999, ISBN 3486563831, S. 785.

Literatur

Vorgeschichte
  • Erwin Oberländer (Hg.): Hitler-Stalin-Pakt. Das Ende Ostmitteleuropas?, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-569-24434-X.
  • Manfred Messerschmidt: Außenpolitik und Kriegsvorbereitungen. In: Wilhelm Deist, Manfred Messerschmidt, Hans-Erich Volkmann und Wolfram Wette: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Bd. 1: Ursachen und Voraussetzungen der deutschen Kriegspolitik; hrsg. v. Militärgeschichtlichen Forschungsamt, DVA, Stuttgart 1979, ISBN 3-421-01934-7.
  • Horst Rohde: Hitlers erster „Blitzkrieg“ und seine Auswirkungen auf Nordosteuropa. In: Klaus A. Maier, Horst Rohde, Bernd Stegemann, Hans Umbreit: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Bd. 2: Die Errichtung der Hegemonie auf dem europäischen Kontinent; hrsg. v. Militärgeschichtlichen Forschungsamt, DVA, Stuttgart 1979, ISBN 3421019355, S. 79–156. (zu Planungs- und Aufmarschphase, weniger Kampfhandlungen)
  • Herbert Schindler: Mosty und Dirschau 1939 – Zwei Handstreiche der Wehrmacht vor Beginn des Polenfeldzuges, Freiburg 1971, ISBN 3793001512. (zu zwei Kommandounternehmen vom 26. August 1939)
  • Günther Wollstein: Die Politik des nationalsozialistischen Deutschlands gegenüber Polen 1933–39/45. In: M. Funke (Hrsg.): Hitler, Deutschland und die Mächte – Material zur Außenpolitik des Dritten Reichs, Düsseldorf 1976.
Kriegsverlauf
  • Der Zweite Weltkrieg im Kartenbild, Bd 1. Der Polenfeldzug. Ein Lageatlas der Operationsabteilung des Generalstabs des Heeres, Maßstab 1:3000000. Biblio-Verlag, 1989, ISBN 3764817607.
  • Rolf Elble: Die Schlacht an der Bzura im September 1939 aus deutscher und polnischer Sicht, Freiburg 1975, ISBN 3793001741. (zur Verschiedenheit der Heere und einer polnischen Operation)
  • Janusz Piekałkiewicz: Polenfeldzug. Hitler und Stalin zerschlagen die Polnische Republik. Augsburg 1998, ISBN 3860479075. (zur polnischen Sicht, mit vielen bislang unbekannten Bildern und Zeitdokumenten)
  • Bertil Stjernfelt, Klaus-Richard Böhme: Westerplatte 1939, Freiburg 1978, ISBN 3793001822. (Standardwerk)
  • Nikolaus von Vormann: Der Feldzug 1939 in Polen, Prinz-Eugen-Verlag, Weissenburg 1958, ASIN B0000BP152. (zu allen Kampfhandlungen, polenfeindliche Sicht der Vorgeschichte eines damaligen Referenten in Hitlers Hauptquartier)
Kriegsverbrechen
  • Jochen Böhler (Hg): „Größte Härte…”. Verbrechen der Wehrmacht in Polen September – Oktober 1939, Fibre, Osnabrück 2005, ISBN 3938400072. (Katalog mit allen Fotos und Beschreibungen zur gleichnamigen Ausstellung von 2006, dazu zwei Aufsätze)
  • Jochen Böhler: Auftakt zum Vernichtungskrieg. Die Wehrmacht in Polen 1939. Eine Publikation des Dt. Historischen Instituts Warschau, Fischer TB, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3596163072 /oder: Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), Schriftenreihe Bd. 550, 2006, ISBN 3893316795. (zur Rolle der Wehrmacht bei Kriegsverbrechen im Polenfeldzug)
  • Martin Broszat: Nationalsozialistische Polenpolitik 1939–1945, Fischer Bücherei, 1965, ASIN B0000BGVJ0.
  • Czeslaw Madajczyk, Berthold Puchert: Die Okkupationspolitik Nazideutschlands in Polen 1939–1945, Pahl-Rugenstein, Berlin/Köln 1988, ISBN 3760911986.
  • Michael Wildt: Generation des Unbedingten. Das Führungskorps des Reichssicherheitshauptamtes. Kap. 6: Polen 1939: Die Erfahrung rassistischen Massenmords, Hamburg 2002, S. 419–485.
Folgen
  • Christoph Kleßmann (Hrsg.): September 1939. Krieg, Besetzung, Widerstand in Polen, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1997, ISBN 3525335598.
  • John Mosier: The Blitzkrieg Myth: How Hitler and the Allies Misread the Strategic Realities of World War II. HarperCollins, 2004, ISBN 0060009772.
  • Jan T. Gross: Revolution from Abroad: The Soviet Conquest of Poland's Western Ukraine and Western Belorussia, Princeton University Press 2002, ISBN 0-691-09603-1.

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