„Pfeiffer-Drüsenfieber“ – Versionsunterschied

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Das '''Pfeiffer-Drüsenfieber''', auch '''Pfeiffersches Drüsenfieber''', '''Mononukleose''', '''Infektiöse Mononukleose''', '''Mononucleosis infectiosa''', '''Monozytenangina''', '''Morbus Pfeiffer''' oder auch '''Kusskrankheit''' genannt, ist eine sehr häufige und normalerweise harmlose Viruserkrankung, die durch das [[Epstein-Barr-Virus]] hervorgerufen wird. Schätzungsweise 95 Prozent aller Europäer [[Infektion|infizieren]] sich bis zum 30. Lebensjahr mit dem Virus, das durch [[Antikörper]] im Blut nachgewiesen werden kann. Bei den meisten Menschen, vor allem bei Kindern unter zehn Jahren, verläuft die Erkrankung ohne [[Symptom]]e; bei Erwachsenen treten meist grippeähnliche Krankheitsanzeichen und nur selten [[Komplikation]]en auf.
Das '''Pfeiffer-Drüsenfieber''' ('''Pfeiffersches Drüsenfieber''', '''Morbus Pfeiffer'''), auch '''infektiöse Mononukleose''' ('''Mononucleosis infectiosa'''), '''Monozytenangina''' oder '''Kusskrankheit''' ('''Studentenkrankheit''', '''Studentenfieber''') genannt, ist eine sehr häufige und meist harmlos verlaufende [[Virusinfektion|Viruserkrankung]], die durch das [[Epstein-Barr-Virus]] hervorgerufen wird. Schätzungsweise 95 Prozent aller Europäer [[Infektion|infizieren]] sich bis zum 30. Lebensjahr mit dem Virus (98 Prozent bis zum 40.), was durch [[Antikörper]] im Blut nachgewiesen werden kann. Bei mehr als der Hälfte der Betroffenen zeigt sich das Pfeiffer-Drüsenfieber mit einer Trias von Symptomen: [[Fieber]] (manchmal mit [[Schüttelfrost]]), [[Lymphadenitis|Lymphknotenschwellungen]] und Entzündungen der [[Tonsille|Gaumenmandeln]] ([[Tonsillitis]]) mit typischen Blutbildveränderungen (Monozyten-Angina). Ein spezielles Präparat gegen das Pfeiffer-Drüsenfieber gibt es bisher nicht. Die Therapie behandelt die Symptome. Impfstoffe befinden sich erst in der Entwicklung.


Der Krankheitsname geht auf den [[Kinderarzt]] [[Emil Pfeiffer (Mediziner)|Emil Pfeiffer]] (1846–1921) zurück. Er selbst bezeichnete die Erkrankung zunächst als ''[[Idiopathie|idiopathische]] [[Adenitis]]''.<ref>Matthias Godt: ''Der Wiesbadener Arzt und Entdecker des Drüsenfiebers Dr. Emil Pfeiffer (1846–1921). Leben und Werk.'' Verlag für Wissenschaft und Kultur (WiKu-Verlag), Duisburg / Köln 2010, ISBN 978-3-86553-366-1 (zugleich Dissertation, Universität Würzburg 2010).</ref> Spätere Bezeichnungen waren auch ''lymphämoides Drüsenfieber'' und ''Lymphoidzell(en)angina''.<ref>Karl Wurm, A. M. Walter: ''Infektionskrankheiten.'' In: [[Ludwig Heilmeyer]] (Hrsg.): ''Lehrbuch der Inneren Medizin.'' Springer-Verlag, Berlin/ Göttingen/ Heidelberg 1955; 2. Auflage ebenda 1961, S. 9–223, hier: S. 206 f.</ref><ref>Ludwig Heilmeyer, Herbert Begemann: ''Blut und Blutkrankheiten.'' In: Ludwig Heilmeyer (Hrsg.): ''Lehrbuch der Inneren Medizin.'' Springer-Verlag, Berlin / Göttingen / Heidelberg 1955; 2. Auflage ebenda 1961, S. 376–449, hier: S. 421–423: ''Die infektiöse Mononucleose (Pfeiffersches Drüsenfieber, Monocytenangina, Lymphoidzellangina).''</ref>
Vor allem bei den wenigen Jugendlichen, die Symptome aufweisen, können zusätzlich [[Lymphknoten]] anschwellen und eine [[Halsentzündung]] beziehungsweise [[Angina tonsillaris|Mandelentzündung]] entstehen. Weiterhin können eine [[Milz]]vergrößerung, [[Bauchschmerz|Bauch-]], [[Myalgie|Muskel-]] oder [[Kopfschmerz]]en, [[Anorexie|Appetitlosigkeit]], [[Depression]], [[Stimmungsschwankungen]], allgemeine Schwäche, [[Exanthem|Ausschlag]], [[Vertigo|Schwindel]] oder Orientierungsstörungen, [[Schüttelfrost]], trockener [[Husten]], [[Übelkeit]] und [[Nachtschweiß]] auftreten.

Die Viren befallen die Lymphknoten und die Organe des [[Lymphatischer Rachenring|Lymphatischen Rachenringes]], aber auch [[Leber]], Milz und [[Herz]]. In der Regel tritt die Krankheit im Leben eines Menschen nur einmal auf, aber so wie bei anderen [[Herpesviren]] verbleibt das Epstein-Barr-Virus lebenslang im Körper und kann schubweise wieder aktiviert werden (oft fälschlicherweise als Reinfektion bezeichnet).

Langdauernde Krankheitsverläufe, die sich in abgeschwächter Form mitunter über Monate und Jahre erstrecken, sind selten und nicht zu verwechseln mit postinfektiöser generalisierter Schwäche und Müdigkeit mit einer Dauer bis zu einem Jahr, wie sie auch nach anderen Virusinfektionen auftreten können.

Der Krankheitsname geht auf den [[Kinderarzt]] [[Emil Pfeiffer]] (1846–1921) zurück. Er selbst bezeichnete die Erkrankung zunächst als ''[[Idiopathie|Idiopathische]] [[Adenitis]]''.<ref>Matthias Godt: [http://www.zm-online.de/m5a.htm?/zm/7_11/pages2/hist1.htm Der Wiesbadener Arzt Dr. Emil Pfeiffer. Entdecker des Drüsenfiebers.]</ref>


== Erreger ==
== Erreger ==

{{Hauptartikel|Epstein-Barr-Virus}}
{{Hauptartikel|Epstein-Barr-Virus}}


[[Datei:Epstein Barr Virus virions EM 10.1371 journal.pbio.0030430.g001-L.JPG|miniatur|[[Virion]]en des Epstein-Barr-Virus]]
[[Datei:Epstein Barr Virus virions EM 10.1371 journal.pbio.0030430.g001-L.JPG|mini|[[Virion]]en des Epstein-Barr-Virus]]

Der Krankheitsverursacher ist das Epstein-Barr-Virus (EBV), ein behülltes, doppelsträngiges [[DNA-Virus]] (dsDNA). Dieses Virus ist ein [[Herpes#Erreger|Gamma-Herpes-Virus]] und gehört zur Familie ''[[Herpesviridae]]''.


Krankheitsverursacher ist das Epstein-Barr-Virus (EBV), ein behülltes, doppelsträngiges [[DNA-Virus]] (dsDNA). Dieses Virus ist ein [[Gammaherpesvirinae|Gamma-Herpesvirus]] und gehört zur Familie ''[[Herpesviridae]]''.
Das EBV hat wie auch andere Vertreter dieser Virusfamilie zwei Entwicklungsphasen: Die erste [[Lytischer Zyklus|lytische]] Phase dient der Produktion und Freisetzung der Viren sowie deren Ausbreitung. In der anschließenden [[Latente Infektion|latenten]] Phase erreicht das Virus einen Ruhezustand, in dem es sich der [[Immunologie|immunologischen]] Kontrolle weitgehend entzieht. Auf diese Weise entsteht im infizierten Wirt ein [[Reservoir#Biologische Reservoire|Reservoir]], das nach einer Reaktivierung eine Produktion und Freisetzung von infektiösen Viruspartikeln wieder aufnehmen kann.<ref name="uni-marburg"> uni-marburg: http://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2004/0113/pdf/dsc.pdf S.85</ref>
Das EBV hat, wie auch andere Vertreter dieser Virusfamilie, zwei Entwicklungsphasen: Die erste [[Lytischer Zyklus|lytische]] Phase dient der Produktion und Freisetzung der Viren sowie deren Ausbreitung. In der anschließenden [[Latente Infektion|latenten]] Phase erreicht das Virus einen Ruhezustand, in dem es sich der [[Immunologie|immunologischen]] Kontrolle weitgehend entzieht. Auf diese Weise entsteht im infizierten Wirt ein [[Reservoir#Biologische Reservoire|Reservoir]] an EBV, aus dem nach einer Reaktivierung wieder infektiöse Viruspartikel produziert und freigesetzt werden können.<ref name="uni-marburg">Sabine Cepok: ''Charakterisierung der humoralen Immunantwort bei der Multiplen Sklerose.'' Dissertation in Fachbereich Biologie der Philipps-Universität Marburg, Marburg (Lahn) 2004 ([http://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2004/0113/pdf/dsc.pdf Volltext als PDF, S. 85.]).</ref>


== Übertragung ==
== Übertragung ==
Der Erreger wird vor allem über den Speichel übertragen. Auch noch einige Wochen nach Beendigung der Krankheitssymptome ist das Virus hierüber übertragbar. Als weitere Übertragungswege werden [[Tröpfcheninfektion]], [[Kontaktinfektion]] und [[Schmierinfektion]] vermutet. Besonders jugendliche Paare übertragen die Krankheit sehr oft von Mund zu Mund, weshalb diese im [[Volksmund]] ihre Bezeichnung ''Kusskrankheit'', ''Studentenkrankheit'' oder ''Studentenfieber'' erhalten hat. Studien an Studenten und Militärangehörigen haben gezeigt, dass diese allein durch das Bewohnen desselben Zimmers mit den infizierten Personen nicht einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt sind.<ref>J. A. McSherry: ''Myths about infectious mononucleosis.'' In: ''Canadian Medical Association journal.'' 15. März 1983, Band 128, Nr. 6, S. 645–646. PMID 6825028, {{PMC|1875234}}.</ref><ref>R. N. Sawyer, A. S. Evans, J. C. Niederman, R. W. McCollum: ''Prospective studies of a group of Yale University freshmen. I. Occurrence of infectious mononucleosis.'' In: ''The Journal of infectious diseases.'' Band 123, Nummer 3, März 1971, S.&nbsp;263–270. PMID 4329526.</ref><ref>T. J. Hallee, A. S. Evans, J. C. Niederman, C. M. Brooks, j. H. Voegtly: ''Infectious mononucleosis at the United States Military Academy. A prospective study of a single class over four years.'' In: ''[[Yale Journal of Biology and Medicine|The Yale journal of biology and medicine]].'' Band 47, Nummer 3, September 1974, S.&nbsp;182–195. PMID 4374836, {{PMC|2595096}}.</ref><ref>R. J. Hoagland: ''Etiology and epidemiology.'' In: R. J. Hoagland: ''Infectious Mononucleosis.'' Grune & Stratton, New York 1967, S. 24–50.</ref>


== Vermehrung, Latenz und Reaktivierung ==
Der Erreger wird vor allem über den [[Speichel]] übertragen. Als weitere Übertragungswege werden [[Tröpfcheninfektion]] und [[Kontaktinfektion]] oder [[Schmierinfektion]] vermutet, obwohl Studien an Studenten und Militärangehörigen nachgewiesen haben, dass Zimmerkameraden keinem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt sind.<ref>{{Literatur|Autor=J.A. McSherry|Titel=Myths about infectious mononucleosis|Sammelwerk=Can. Med. Assoc. J.|Jahr=1983|Seiten=645-6}}</ref><ref>{{Literatur|Autor=R. N. Sawyer|Titel=Prospective Studies of a group of Yale University freshmen. I. Occurence of infectious mononucleosis|Sammelwerk= J. Infect. Dis.|Jahr=1971|Seiten=263-270}}</ref><ref>{{Literatur|Autor=T. J. Hallee|Titel=Infectious mononucleosis at the United States Military Academy. A prospective study of a single class over four years.|Sammelwerk=Yale J. Biol. Med.|Jahr=1974|Seiten=182-195}}</ref><ref>{{Literatur|Autor=R. J. Hoagland|Titel=Etiology and epidemiology|Sammelwerk=Infectious Mononucleosis|Jahr=1967|Seiten=24-50}}</ref> Besonders unter jugendlichen Pärchen erfolgt die Übertragung sehr oft von Mund zu Mund, weshalb die Krankheit im [[Volksmund]] oft auch als ''Kusskrankheit'', ''Studentenkrankheit'' oder ''Studentenfieber'', engl. ''kissing disease'' bezeichnet wird.
Der Erreger infiziert anfänglich die [[Epithelzelle]]n von Nase, Mund und Rachen sowie eine Gruppe der weißen Blutkörperchen, die [[B-Lymphozyt]]en, zunächst in regionalen Lymphknoten und Organen des [[Lymphatischer Rachenring|lymphatischen Rachenringes]], aber auch in [[Leber]], [[Milz]] und [[Herz]]. Danach verbleibt der Erreger – wie alle Herpesviren – lebenslang im menschlichen Körper und [[Erregerpersistenz|persistiert]] latent in Gedächtnis-B-Lymphozyten. Dort werden nur 10 der fast 100 viralen [[Gen]]e [[Genexpression|exprimiert]]; das Virus unterläuft damit die Erkennung durch das [[Immunsystem]].<ref name="uni-marburg" /> Allerdings kommt es immer wieder zu Reaktivierungen der persistierenden Viruserkrankung. Von diesen bemerkt der Betroffene in der Regel nichts, er scheidet dann aber wieder voll vermehrungsfähige (infektiöse) Viren im Speichel aus. Solche Reaktivierungen sind auch im Blut nachweisbar (u.&nbsp;a. durch Anstieg der IgG-Antikörper gegen das Virus-Capsid-Antigen VCA und durch EBV-PCR). Personen ohne Immunschutz gegenüber EBV können durch solche asymptomatischen Virus-Ausscheider infiziert werden. Von der Reaktivierung der Virus-Produktion und der Virus-Ausscheidung ist [[#Postinfektiöse Immunität und Rezidiv|das Rezidiv, also die erneute Erkrankung des Virus-Trägers]], zu unterscheiden.

Der Erreger infiziert anfänglich die [[Epithelzelle]]n von Nase, Mund und Rachen sowie eine Gruppe der weißen Blutkörperchen, die [[B-Lymphozyt]]en, in diesem Bereich. Bei etwa 95 Prozent aller deutschen Erwachsenen sind EBV-Antikörper nachweisbar, sie haben sich also im Verlauf ihres Lebens mit dem EB-Virus infiziert.

Nach einer Infektion verbleibt der Erreger – wie alle Herpes-Viren – lebenslang im menschlichen Körper und [[Erregerpersistenz|persistiert]] latent in Gedächtnis-B-Lymphozyten. Um einer Gegenreaktion des [[Immunsystem]]s zu entkommen, werden in dieser latenten Infektionsphase nur zehn der fast 100 viralen [[Gen]]e [[Genexpression|exprimiert]], was dem Virus eine vom Immunsystem weitgehend unerkannte [[Resistenz]] ermöglicht.<ref name="uni-marburg"> uni-marburg: http://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2004/0113/pdf/dsc.pdf S.85</ref>

Auch noch einige Wochen nach Beendigung der Krankheitssymptome ist das Virus über den Speichel an nichtimmune Personen übertragbar. Außerdem kommt es nach der Ausheilung der Erkrankung immer wieder zu Reaktivierungen der persistierenden Viruserkrankung. Von diesen bemerkt der Betroffene in der Regel nichts, er scheidet dann aber wieder Viren im Speichel aus. Solche Reaktivierungen sind auch im Blut nachweisbar (u. a. durch Anstieg der IgG-Antikörper gegen das Virus-Capsid-Antigen VCA und durch EBV-PCR).


== Diagnose ==
== Diagnose ==
[[Datei:Infectious Mononucleosis 3.jpg|miniatur|Blutausstrich mit ''reaktiven Lymphozyten'']]
[[Datei:Infectious Mononucleosis 3.jpg|mini|Blutausstrich mit ''reaktiven Lymphozyten'']]


Eine eindeutige Diagnose erfolgt durch den Nachweis von Epstein-Barr-Virus-Antikörpern und häufig auch einer auffälligen Erhöhung der [[Leukozyten]]zahl ([[Leukozytose]]) zwischen 10.000 und 25.000 pro mm³ mit 60 bis 80 Prozent lymphoiden (mononukleären) Zellen, davon ein Teil atypische [[Lymphozyt]]en. Die [[Leberwerte]] sind in vielen Fällen erhöht. [[Serologie|Serologisch]] sind richtungsweisend:
Eine eindeutige Diagnose besteht im Nachweis von Epstein-Barr-Virus-Antikörpern und häufig auch einer auffälligen Erhöhung der [[Leukozyten]]<nowiki />zahl ([[Leukozytose]]) zwischen 10.000 und 25.000 pro mm³ mit 60 bis 80 Prozent lymphoiden (mononukleären) Zellen, davon ein Teil atypische [[Lymphozyt]]en. Die [[Leberwerte]] sind in vielen Fällen erhöht. [[Serologie|Serologisch]] sind richtungsweisend:
* Nachweis [[Heterophile Antikörper|heterophiler Antikörper]] in der [[Paul-Bunnell-Reaktion]] oder daraus abgeleiteten Tests
* Nachweis [[Heterophile Antikörper|heterophiler Antikörper]] in der [[Paul-Bunnell-Reaktion]] oder daraus abgeleiteten Tests
* [[Immunglobulin M|IgM]]-Antikörper gegen [[Early Antigen]] (EA) und/oder
* [[Immunglobulin M|IgM]]-Antikörper gegen [[Early Antigen]] (EA) und/oder
* IgM-Antikörper gegen [[Viral Capsid Antigen]] (VCA) bei negativem [[EBNA-1-IgG-Test]] ([[Epstein-Barr Nuclear Antigen-1]]-[[IgG]]-Test).
* IgM-Antikörper gegen [[Viral Capsid Antigen]] (VCA) bei negativem [[EBNA-1-IgG-Test]] ([[Epstein-Barr Nuclear Antigen-1]]-[[IgG]]-Test).


Hohe [[Stoffkonzentration|Konzentrationen]] von EBNA-1-IgG (positiver EBNA-1-IgG-Test) schließen dagegen eine frische Infektion praktisch aus, da diese Antikörper erst im Laufe von mehreren Wochen bis Monaten nach Auftreten der Symptome vom Immunsystem produziert werden.
Hohe [[Massenkonzentration|Konzentrationen]] von EBNA-1-IgG (positiver EBNA-1-IgG-Test) sprechen für eine frühere Infektion und schließen eine frische Infektion praktisch aus, da diese Antikörper erst im Laufe von mehreren Wochen bis Monaten nach Auftreten der Symptome vom Immunsystem produziert werden.

Das Pfeiffersche Drüsenfieber wird nicht selten auch durch Ärzte übersehen, die Diagnose nicht gestellt. Bei unklarer langdauernder Müdigkeit und Schwächegefühl eines Patienten sollte deshalb immer auch auf eine Epstein-Barr-Infektion untersucht werden.


== Differentialdiagnose ==
== Differentialdiagnose ==
[[Diagnose|Differentialdiagnostisch]] ist vor allem eine Infektion mit dem [[Cytomegalievirus]] (CMV) oder mit dem [[Humanes Immundefizienz-Virus|HI-Virus]] auszuschließen. Zu Beginn der Erkrankung steht häufig eine [[Rachenentzündung]] im Vordergrund, die von einer eitrigen [[Angina tonsillaris|Angina]], z.&nbsp;B. durch [[Streptokokken]] der Gruppe A, abgegrenzt werden muss. Bei den häufig vorkommenden Lymphknotenschwellungen muss neben anderen Infektionskrankheiten (z.&nbsp;B. [[Toxoplasmose]], [[Katzenkratzkrankheit]], [[Tuberkulose]]) auch an eine [[Autoimmunerkrankung]] und an eine bösartige Erkrankung wie beispielsweise [[malignes Lymphom]] gedacht werden.

[[Diagnose|Differentialdiagnostisch]] ist eine Infektion mit dem [[Cytomegalievirus]] (CMV) oder mit dem [[Humanes Immundefizienz-Virus|HI-Virus]] abzuklären. Zu Beginn der Erkrankung steht häufig eine [[Rachenentzündung]] im Vordergrund, die von einer eitrigen [[Angina tonsillaris|Angina]], z. B. durch [[Streptokokken]] der Gruppe A, abgegrenzt werden muss. Bei den häufig vorkommenden Lymphknotenschwellungen muss neben anderen Infektionskrankheiten (z. B. [[Toxoplasmose]], [[Katzenkratzkrankheit]], [[Tuberkulose]]) auch an eine [[Autoimmunerkrankung]] und an eine bösartige Erkrankung wie beispielsweise [[malignes Lymphom]] gedacht werden.


== Krankheitsverlauf und Symptome ==
== Krankheitsverlauf und Symptome ==
[[File:Lymphadanopathy.JPG|thumb|Lymphknotenschwellung und Hautausschlag bei Infektiöser Mononukleose]]
[[Datei:Lymphadanopathy.JPG|mini|Lymphknotenschwellung und Hautausschlag bei Infektiöser Mononukleose]]
Die Epstein-Barr-Infektion ist zwar häufig sehr kräftezehrend, verläuft aber in der Regel ohne Komplikationen. Latente, wiederkehrende oder chronische Verläufe sind selten. Allerdings gilt die Infektion auch in diesen Fällen als ungefährlich.
Die Epstein-Barr-Infektion ist zwar häufig sehr kräftezehrend, verläuft aber in der Regel ohne Komplikationen. Latente, wiederkehrende oder chronische Verläufe sind selten.


=== Die Rolle des Immunsystems ===
=== Die Rolle des Immunsystems ===
Ob nach Kontakt mit einer am Pfeiffer-Drüsenfieber erkrankten Person eine Erkrankung auftritt, hängt von der Menge und [[Virulenz]] der Erreger und vom Zustand des [[Immunantwort#Erworbene Immunantwort|Immunsystems]] der bisher nicht erkrankten Person ab. So kann die Virendosis oder -virulenz zu gering für eine Infektion sein oder das Immunsystem kann in der Lage sein, trotz Infektion Krankheitssymptome zu verhindern (''inapparente Infektion'' oder ''[[stille Feiung]]'').

Gerade bei Infektionen mit Krankheitserregern, die schon an den Menschen als ihren Reservoirwirt stark angepasst sind – wie es bei den Epstein-Barr-Viren der Fall ist – spielt auch der Zustand des Immunsystems des betroffenen Organismus eine wichtige Rolle.

Ob nach einer solchen Infektion tatsächlich eine Erkrankung auftritt, hängt von der Menge und [[Virulenz]] der Erreger und vom Zustand des Immunsystems der betroffenen Person ab. Die Beobachtung, dass beim Pfeifferschen Drüsenfieber keineswegs alle Kontaktpersonen ebenfalls erkranken, hat verschiedene Ursachen. So kann bereits eine [[Immunität (Medizin)|Immunität]] bestehen, die Virendosis oder -virulenz für einen Krankheitsausbruch zu gering sein oder das Immunsystem in der Lage sein, trotz Infektion Krankheitssymptome zu verhindern (inapparente Infektion beziehungsweise [[stille Feiung]]). Besonders bei einem intakten und abwehrstarken Immunsystem und geringer Erregerdosis kann die Erkrankung entweder überhaupt nicht ausbrechen oder einen weniger schweren Verlauf nehmen.


=== Gewöhnlicher Verlauf ===
=== Gewöhnlicher Verlauf ===
[[Datei:Mononucleosis1.jpg|mini|Monozytenangina]]


Die [[Inkubationszeit]] beträgt bei Kindern 7&nbsp;bis 30 Tage. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist sie mit vier bis sieben Wochen deutlich länger. Die Krankheit beginnt häufig mit der Trias aus Fieber (38–39&nbsp;°C), Anschwellen der Lymphknoten an Hals und Nacken (teilweise bis auf Hühnereigröße, selten auch unter den Achseln und an den Leisten) sowie Mandelentzündung (Angina tonsillaris), bei der ein eher schmutziggrauer statt weißer Belag auf den Mandeln entsteht, der nicht auf die Umgebung der Mandeln übergreift. Ziemlich auffällig ist bei vielen Patienten ein fauliger Mundgeruch (Foetor ex ore). Unter [[Influenza|grippe]]<nowiki />ähnlichen Beschwerden kann es bei ansteigender Temperatur zu Schüttelfrost kommen, das Fieber kann mit [[Nachtschweiß]] einhergehen, [[Heiserkeit]] mit trockenem [[Husten]] („Reizhusten“) oder Sprechstörungen können hinzukommen. Darüber hinaus können auffallende anhaltende Müdigkeit, eine Milzvergrößerung ([[Splenomegalie]]) oder Lebervergrößerung ([[Hepatomegalie]]) auftreten, außerdem Hautausschlag ([[Exanthem]]), [[Lidödem]] an den Augen mit Behinderung der Nasenatmung ''(Hoagland-Syndrom)'',<ref>{{Literatur |Autor=Sangeeta Priyadarshi Sawant |Titel=Hoagland Sign: An early manifestation of acute infectious mononucleosis |Sammelwerk=Current Pediatric Research |Band=21 |Nummer=3 |Datum=2017-05-25 |Seiten=400–402 |Online=https://www.alliedacademies.org/articles/hoagland-sign-an-early-manifestation-of-acute-infectious-mononucleosis-a-case-report.pdf |Format=PDF |Abruf=2019-10-26}}</ref> [[Bauchschmerz|Bauch-]], [[Myalgie|Muskel-]] oder [[Kopfschmerz]]en, [[Depression]], [[Stimmungsschwankungen]], [[Vertigo|Schwindel]] oder Orientierungsstörungen, [[Appetitlosigkeit]] (manchmal mit [[Übelkeit]]). Unter der Müdigkeit leiden die Betroffenen während der zweiten und dritten Woche der Erkrankung am stärksten. In dieser Phase kann das Fieber immer wieder sinken und ansteigen. Die Krankheit dauert in der Regel wenige Wochen, kann sich jedoch auch über ein bis zwei Monate erstrecken.
Die [[Inkubationszeit]] beträgt bei Kindern sieben bis 30 Tage. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist sie mit vier bis sieben Wochen schon deutlich länger.

[[Datei:Mononucleosis1.jpg|thumb|Monozytenangina]]

Nach einer Primärinfektion beginnt die Krankheit häufig mit [[grippe]]ähnlichen Beschwerden wie [[Fieber]] (38–39&nbsp;°C), Gliederschmerzen, Leibschmerzen und starker Müdigkeit. Zusätzlich schwellen die Lymphknoten der Erkrankten an Hals, Nacken, selten auch unter den Achseln und an den Leisten an ([[Lymphadenopathie]]). Bei vielen der Betroffenen bildet sich außerdem eine Halsentzündung beziehungsweise Mandelentzündung (Angina tonsillaris), bei der ein eher schmutziggrauer statt weißer Belag auf den [[Tonsille|Mandeln]] entsteht, der nicht auf die Umgebung der Mandeln (Tonsillen) übergreift. Ziemlich auffällig ist daher bei vielen Patienten ein fauliger Mundgeruch (Foetor ex ore), [[Heiserkeit]] oder Sprechstörungen können hinzukommen, häufig auch Nachtschweißigkeit als Symptom einer Infektionskrankheit. Weiterhin können auch eine Milz- oder manchmal auch Lebervergrößerung, Bauch-, Muskel- oder Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit, Depression, Stimmungsschwankungen, allgemeine Schwäche, Ausschlag, Schwindel oder Orientierungsstörungen, Schüttelfrost, trockener Husten und Übelkeit auftreten. Die Krankheit dauert in der Regel nur wenige Wochen, kann sich jedoch auch über ein bis zwei Monate erstrecken. Nach Abklingen der akuten Symptome stellt sich in der Regel ein lebenslanger Trägerstatus ein, so dass es auch noch nach Jahren, z.&nbsp;B. bei [[Immunsuppression]], zu [[Rezidiv]]en kommen kann.


=== Ungewöhnlicher Verlauf ===
=== Ungewöhnlicher Verlauf ===
Einerseits sind asymptomatische Verläufe besonders bei Kleinkindern möglich. Andererseits kann die Erkrankung auch [[chronisch]] (über mehr als sechs Monate) verlaufen. Dann sind extrem hohe Mengen der Antikörper gegen den Erreger zu finden. Subjektiv leiden die Betroffenen dann unter Symptomen wie Fieber, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, depressiven Verstimmungen, Gefühlen von Antriebsschwäche und Lymphknotenschwellungen. Bei Patienten mit [[AIDS]] oder anderweitig stark immungeschwächten Patienten können besonders schwere Verlaufsformen auftreten. An den Zungenrändern können bei ihnen außerdem sehr feine, weiße, haarförmige Ausläufer entstehen ([[Orale Haarleukoplakie|Haarleukoplakie]]).<ref>Deutscher Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.&nbsp;V. (Hrsg.): ''[http://www.hno-aerzte-im-netz.de/krankheiten/pfeiffersches-druesenfieber/anzeichen-und-verlauf.html Pfeiffersches Drüsenfieber – Anzeichen und Verlauf].'' Auf: ''hno-aerzte-im-netz.de''; zuletzt abgerufen am 7. März 2019.</ref>


=== Verlaufsformen und Prozentzahlen ===
Asymptomatische Verläufe sind besonders bei kleinen Kindern möglich.
* Glanduläre Form: bei 50 % der Fälle generalisierte [[Lymphknoten]]<nowiki />schwellung, oft mit [[Milz]]<nowiki />schwellung und/oder [[Tonsillitis]].<ref name="Herold">[[Gerd Herold]]: ''Innere Medizin. Eine vorlesungsorientierte Darstellung unter Berücksichtigung des Gegenstandskataloges für die Ärztliche Prüfung mit ICD 10-Schlüssel im Text und Stichwortverzeichnis.'' Herold, Köln 2015, ISBN 978-3-9814660-4-1, S. 854 ff.</ref>

* Exanthematische Form: bei 3 % der Fälle punktförmiges ''(petachiales)'' [[Enanthem]] am harten [[Gaumen]]
Außerdem kann diese Erkrankung auch [[chronisch]] verlaufen. Die Betroffenen leiden dann monate- oder jahrelang unter Fieber, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, depressiven Verstimmungen, Gefühlen von Antriebsschwäche und chronischen [[Lymphadenitis|Lymphknotenschwellungen]], insgesamt also einem starken Krankheitsgefühl ähnlich dem beim [[Chronisches Erschöpfungssyndrom|Chronischen Erschöpfungssyndrom]] (CFS).
* Hepatische Form: bei 5 % der Fälle [[Hepatitis]] mit guter [[Prognose]]

Selten kann es wie bei vielen anderen Viruserkrankungen wie beispielsweise bei [[Influenza]] zu einer über Monate bis zu einem bis zwei Jahren anhaltenden Schwäche und Müdigkeit kommen, die allerdings nicht durch das Virus selbst hervorgerufen wird. Die eigentliche Infektion ist auch hier innerhalb weniger Wochen abgeklungen, jedoch erfolgt in diesen Fällen anschließend eine Überreaktion des Immunsystems. Bis dieses sich nach der erfolgreichen Abwehr des Virus wieder normalisiert hat, können geschwollene und/oder schmerzende Lymphknoten, Halsschmerzen, Schwäche, Müdigkeit bis zu mehreren Monaten anhalten.

Zudem ist bei einer Schwächung des Immunsystems ein erneutes Aktivwerden (Reaktivierung) des Epstein-Barr-Virus – wie bei allen Herpes-Viren – immer wieder möglich, wobei allerdings dann in diesen Fällen die Erkrankung in abgeschwächter Form verläuft.


== Komplikationen ==
== Komplikationen ==
Seltene Komplikationen sind das [[Reye-Syndrom]] und weitere Arten der Gehirnentzündung ([[Enzephalitis]]), infektiöse Blutarmut ([[Anämie|autoimmunhämolytische Anämie]]), Blutplättchenarmut ([[Thrombozytopenie]]), starke Verminderung der [[Granulozyten]] ([[Agranulozytose]]), [[Lungenentzündung]], [[Herzmuskelentzündung]] (Myokarditis), Nierenentzündung ([[Nephritis]]) und Gelbsucht ([[Ikterus]]). Beim Auftreten dieser Symptome kann ein Krankenhausaufenthalt notwendig werden. Solange eine Milzschwellung besteht, sollten wegen der Gefahr eines [[Milzruptur|Milzrisses]] körperliche Anstrengungen unterbleiben.<ref name="Forster DGPI">Johannes Forster, Ralf Bialek, Michael Borte, Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie e.&nbsp;V. (DGPI) (Hrsg.): ''DGPI Handbuch: Infektionen bei Kindern und Jugendlichen.'' 6., vollständig überarbeitete Auflage. Thieme, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-13-175716-6 ([https://books.google.de/books?id=ZTDZAAAAQBAJ eingeschränkte Buchvorschau bei Google-books]).</ref>


== Beziehung zu anderen Erkrankungen ==
Seltene Komplikationen sind Gehirnentzündung ([[Enzephalitis]]), infektiöse Blutarmut ([[Anämie|autoimmunhämolytische Anämie]]), Blutplättchenarmut ([[Thrombozytopenie]]), starke Verminderung der [[Granulozyten]] ([[Agranulozytose]]), Leberschwellung ([[Hepatomegalie]]) oder Milzschwellung ([[Splenomegalie]]), [[Lungenentzündung]], [[Herzmuskelentzündung]] (Myokarditis), Nierenentzündung ([[Nephritis]]) und Gelbsucht ([[Ikterus]]). Beim Auftreten dieser Symptome kann ein Krankenhausaufenthalt notwendig werden.
Es wird vermutet, dass das Epstein-Barr-Virus bei der Entstehung von [[Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom|Myalgischer Enzephalomyelitis/Chronischem Fatigue-Syndrom]] (ME/CFS), seltenen [[Tumor]]en des Rachenraumes, seltenen [[Lymphom]]en ([[Burkitt-Lymphom]]) sowie [[Multiple Sklerose|Multipler Sklerose]] eine Rolle spielt. Das Pfeiffer-Drüsenfieber erzeugt aber (anders als etwa einige Fälle von [[Mumps]]) keine [[Unfruchtbarkeit|Infertilität]].

Solange eine Milzschwellung besteht, sollten wegen der Gefahr eines [[Milzruptur|Milzrisses]] körperliche Anstrengungen vermieden werden.

Wie bei allen Infektionskrankheiten kann bei Kindern mit angeborenen oder erworbenen Immundefekten diese Erkrankung einen besonders schweren oder sogar [[Letalität|letalen]] Verlauf nehmen.

Es wird vermutet, dass das Epstein-Barr-Virus bei der Entstehung des Chronischen Erschöpfungssyndroms (CFS), seltenen [[Tumor]]en des Rachenraumes, seltenen [[Lymphom]]en ([[Burkitt-Lymphom]]) sowie [[Multiple Sklerose|Multipler Sklerose]] eine Rolle spielen könnte. Bewiesen oder eindeutig belegt ist dies jedoch bis heute nicht.

Es gibt viele Gerüchte über das Pfeiffersche Drüsenfieber, die wenigsten entsprechen jedoch der Wahrheit. So erzeugt diese Erkrankung zum Beispiel keine [[Unfruchtbarkeit|Impotenz]].


== Therapie ==
== Therapie ==
Ein spezielles Präparat gegen das Pfeiffer-Drüsenfieber gibt es bisher nicht. Bei Fieber ohne größere Beschwerden reicht es, genügend zu trinken. Nur wenn zusätzlich kühlende [[Wickel]] nicht ausreichen, sind fiebersenkende [[Medikament]]e [[Indikation#Medizinische Indikationen|indiziert]]. Vor allem bei Kindern dürfen zur Fiebersenkung keine Abkömmlinge der [[Salicylsäure]] wie etwa [[Acetylsalicylsäure|Aspirin]] eingesetzt werden, da hierdurch vermehrt das lebensgefährliche [[Reye-Syndrom]] droht. In ca. 10 Prozent der Fälle kommt es zu einem [[Bakterieller Infekt|bakteriellen Infekt]], der notfalls mit [[Antibiotikum|Antibiotika]] behandelt werden muss. Allerdings verursachen bestimmte Antibiotika bei einer EBV-Infektion Hautausschläge mit Juckreiz am ganzen Körper, in schweren Verlaufsformen bis hin zum gefährlichen [[Lyell-Syndrom]]. [[Aminopenicilline]], insbesondere die Breitbandantibiotika [[Ampicillin]] und [[Amoxicillin]], rufen in bis zu 90 Prozent der Fälle solche Ausschläge hervor.<ref>Konrad Bork: ''Arzneimittelnebenwirkungen an der Haut: Klinik – Diagnostik zur Erkennung der auslösenden Medikamente – Pathogenese – Therapie.'' 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Schattauer, Stuttgart 1999, ISBN 3-7945-1860-8, S. 18 ([https://books.google.de/books?id=NkyyAaHEy7kC bei Google-books]).</ref> Sie können auch noch nach Beendigung der Einnahme des Antibiotikums auftreten und benötigen in der Regel etwa drei Tage, um sich vollständig über den Körper zu verteilen. Danach klingen sie sehr langsam wieder ab, bis sie nach etwa zwei Wochen vollständig verschwinden. Bei diesem Exanthem handelt es sich ''nicht'' um eine [[Allergie]], sondern um eine Interaktion von Aminopenicillin und [[Lymphozyten]] mit Störung des [[Arachidonsäure]]stoffwechsels.<ref>Ulf Reineke, Randolf Riemann: ''Facharztprüfung Hals-Nasen-Ohrenheilkunde: 1000 kommentierte Prüfungsfragen.'' Thieme, Stuttgart / New York 2007, ISBN 978-3-13-143821-8, S. 64 ([https://books.google.de/books?id=5x1zZ8oYd2AC bei Google-books]).</ref> Gegen andere Erreger können daher bei diesen Patienten weiterhin Aminopenicilline verwendet werden.


== Postinfektiöse Immunität und Rezidiv ==
Ein spezielles Präparat gegen das Pfeiffersche Drüsenfieber gibt es bisher nicht. Bei Fieber ist es zum Flüssigkeitsausgleich notwendig, viel zu trinken und wenn angebracht auch fiebersenkende [[Medikament]]e zu nehmen. Außerdem sollte sich der Patient unbedingt genügend ausruhen.
Da sich im Rahmen der Infektion Antikörper gegen das Virus bilden, besteht nach der ersten Infektion in der Regel eine lebenslange Immunität. Allerdings ist bei schwer immundefizienten Patienten wie etwa nach [[Transplantation|Organtransplantation]], [[Knochenmarktransplantation]] oder bei [[Leukämie]] oder AIDS ein [[Rezidiv]], also eine Erkrankung des Virus-Trägers mit Symptomen wie nach der ersten Infektion, möglich. Dies ist von der bloßen [[#Vermehrung, Latenz und Reaktivierung|Reaktivierung der Virus-Produktion und Virus-Ausscheidung]] zu unterscheiden, die vom Virus-Träger nicht bemerkt wird, weil sie bei ihm selbst nicht zu Symptomen führt.

In ca. 10 Prozent der Fälle kommt es außerdem zu einem [[Bakterieller Infekt|bakteriellen Infekt]], der gegebenenfalls mit [[Antibiotikum|Antibiotika]] behandelt werden muss. Nicht nur aus diesem Grund sollte man bei dieser Erkrankung unbedingt einen Arzt konsultieren. Allerdings muss der Arzt darauf achten, dass bestimmte Antibiotika bei einer akuten EBV-Infektion schwere Hautausschläge mit Juckreizen am ganzen Körper verursachen können. Mehrere Quellen weisen ausdrücklich darauf hin, dass insbesondere die Breitbandantibiotika [[Ampicillin]] und [[Amoxicillin]] nicht für eine Therapie benutzt werden sollten, da dies in bis zu 90 Prozent der Fälle zur Bildung des Hautausschlags (so genanntes Ampicillinexanthem) und Juckreizes führt. Dieser Ausschlag kann auch noch nach Einnahme des Antibiotikums eintreten und benötigt in der Regel etwa drei Tage, um sich vollständig über den Körper zu verteilen. Danach klingt er sehr langsam wieder ab, bis er nach etwa zwei Wochen vollständig verschwindet. Hierbei handelt es sich aber ''nicht'' um eine [[Allergie]], so dass bei späteren Antibiotikatherapien weiterhin [[Penicillin]] und seine [[Derivat (Chemie)|Derivate]] (u.&nbsp;a. Ampicillin) verwendet werden können.

== Postinfektiöse Immunität ==

Da sich im Rahmen der Infektion Antikörper gegen das Virus bilden, besteht nach der ersten Infektion in der Regel eine lebenslange Immunität. Die Bedingungen, unter denen ein [[Rezidiv]] oder eine Reaktivierung stattfindet, ebenso die Häufigkeit des Auftretens solcher erneuten oder länger anhaltenden Erkrankungen, sind bislang nicht umfassend wissenschaftlich untersucht.


== Vorbeugung ==
== Vorbeugung ==
Da der Erreger üblicherweise nur durch direkten Kontakt übertragen wird, kann man eine Infektion vermeiden, indem man solche Kontakte zu erkrankten Personen unterlässt. Eine Isolierung von Kindern mit infektiöser Mononukleose ist dagegen nicht erforderlich.<ref name="Forster DGPI" />

Ein [[Impfstoff]] gegen den Erreger wäre auch wegen dessen vermuteter Ursache für spätere bösartige Erkrankungen von Interesse, ist aber bisher (Stand 2020) erst in Entwicklung, siehe [[Epstein-Barr-Virus-Impfstoff]].
Vorbeugen kann man nur, indem man Kontakt zu erkrankten Personen meidet, da es bisher keinen [[Impfstoff]] gibt.


== Weblinks ==
== Weblinks ==

{{Commonscat|Infectious mononucleosis|Pfeiffer-Drüsenfieber}}
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* [http://www.hemato-images.eu/content/e5389/e5621/e5401/index_ger.html Infektiöse Mononukleose, Details, Bilder und Literaturangaben]
* [http://www.hemato-images.eu/content/e5389/e5621/e5401/index_ger.html Infektiöse Mononukleose, Details, Bilder und Literaturangaben]
* [http://web.archive.org/web/20080621091744/www.g-f-v.org/inhalt_de.php?lmnop=1&modul=NEWS&aktion=DETAILS&id=17 web.archive.org → Gesellschaft für Virologie: ''Kleiner Ratgeber für Patienten zu Epstein-Barr-Virus'']
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== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

<references />
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[[Kategorie:Virale Infektionskrankheit des Menschen]]
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Aktuelle Version vom 16. Juni 2024, 18:39 Uhr

Klassifikation nach ICD-10
B27.- Infektiöse Mononukleose
B27.0 Mononukleose durch Gamma-Herpesviren
B27.1 Mononukleose durch Cytomegalieviren
B27.8 Sonstige infektiöse Mononukleose
B27.9 Infektiöse Mononukleose, nicht näher bezeichnet
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Das Pfeiffer-Drüsenfieber (Pfeiffersches Drüsenfieber, Morbus Pfeiffer), auch infektiöse Mononukleose (Mononucleosis infectiosa), Monozytenangina oder Kusskrankheit (Studentenkrankheit, Studentenfieber) genannt, ist eine sehr häufige und meist harmlos verlaufende Viruserkrankung, die durch das Epstein-Barr-Virus hervorgerufen wird. Schätzungsweise 95 Prozent aller Europäer infizieren sich bis zum 30. Lebensjahr mit dem Virus (98 Prozent bis zum 40.), was durch Antikörper im Blut nachgewiesen werden kann. Bei mehr als der Hälfte der Betroffenen zeigt sich das Pfeiffer-Drüsenfieber mit einer Trias von Symptomen: Fieber (manchmal mit Schüttelfrost), Lymphknotenschwellungen und Entzündungen der Gaumenmandeln (Tonsillitis) mit typischen Blutbildveränderungen (Monozyten-Angina). Ein spezielles Präparat gegen das Pfeiffer-Drüsenfieber gibt es bisher nicht. Die Therapie behandelt die Symptome. Impfstoffe befinden sich erst in der Entwicklung.

Der Krankheitsname geht auf den Kinderarzt Emil Pfeiffer (1846–1921) zurück. Er selbst bezeichnete die Erkrankung zunächst als idiopathische Adenitis.[1] Spätere Bezeichnungen waren auch lymphämoides Drüsenfieber und Lymphoidzell(en)angina.[2][3]

Erreger

Virionen des Epstein-Barr-Virus

Krankheitsverursacher ist das Epstein-Barr-Virus (EBV), ein behülltes, doppelsträngiges DNA-Virus (dsDNA). Dieses Virus ist ein Gamma-Herpesvirus und gehört zur Familie Herpesviridae. Das EBV hat, wie auch andere Vertreter dieser Virusfamilie, zwei Entwicklungsphasen: Die erste lytische Phase dient der Produktion und Freisetzung der Viren sowie deren Ausbreitung. In der anschließenden latenten Phase erreicht das Virus einen Ruhezustand, in dem es sich der immunologischen Kontrolle weitgehend entzieht. Auf diese Weise entsteht im infizierten Wirt ein Reservoir an EBV, aus dem nach einer Reaktivierung wieder infektiöse Viruspartikel produziert und freigesetzt werden können.[4]

Übertragung

Der Erreger wird vor allem über den Speichel übertragen. Auch noch einige Wochen nach Beendigung der Krankheitssymptome ist das Virus hierüber übertragbar. Als weitere Übertragungswege werden Tröpfcheninfektion, Kontaktinfektion und Schmierinfektion vermutet. Besonders jugendliche Paare übertragen die Krankheit sehr oft von Mund zu Mund, weshalb diese im Volksmund ihre Bezeichnung Kusskrankheit, Studentenkrankheit oder Studentenfieber erhalten hat. Studien an Studenten und Militärangehörigen haben gezeigt, dass diese allein durch das Bewohnen desselben Zimmers mit den infizierten Personen nicht einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt sind.[5][6][7][8]

Vermehrung, Latenz und Reaktivierung

Der Erreger infiziert anfänglich die Epithelzellen von Nase, Mund und Rachen sowie eine Gruppe der weißen Blutkörperchen, die B-Lymphozyten, zunächst in regionalen Lymphknoten und Organen des lymphatischen Rachenringes, aber auch in Leber, Milz und Herz. Danach verbleibt der Erreger – wie alle Herpesviren – lebenslang im menschlichen Körper und persistiert latent in Gedächtnis-B-Lymphozyten. Dort werden nur 10 der fast 100 viralen Gene exprimiert; das Virus unterläuft damit die Erkennung durch das Immunsystem.[4] Allerdings kommt es immer wieder zu Reaktivierungen der persistierenden Viruserkrankung. Von diesen bemerkt der Betroffene in der Regel nichts, er scheidet dann aber wieder voll vermehrungsfähige (infektiöse) Viren im Speichel aus. Solche Reaktivierungen sind auch im Blut nachweisbar (u. a. durch Anstieg der IgG-Antikörper gegen das Virus-Capsid-Antigen VCA und durch EBV-PCR). Personen ohne Immunschutz gegenüber EBV können durch solche asymptomatischen Virus-Ausscheider infiziert werden. Von der Reaktivierung der Virus-Produktion und der Virus-Ausscheidung ist das Rezidiv, also die erneute Erkrankung des Virus-Trägers, zu unterscheiden.

Diagnose

Blutausstrich mit reaktiven Lymphozyten

Eine eindeutige Diagnose besteht im Nachweis von Epstein-Barr-Virus-Antikörpern und häufig auch einer auffälligen Erhöhung der Leukozytenzahl (Leukozytose) zwischen 10.000 und 25.000 pro mm³ mit 60 bis 80 Prozent lymphoiden (mononukleären) Zellen, davon ein Teil atypische Lymphozyten. Die Leberwerte sind in vielen Fällen erhöht. Serologisch sind richtungsweisend:

Hohe Konzentrationen von EBNA-1-IgG (positiver EBNA-1-IgG-Test) sprechen für eine frühere Infektion und schließen eine frische Infektion praktisch aus, da diese Antikörper erst im Laufe von mehreren Wochen bis Monaten nach Auftreten der Symptome vom Immunsystem produziert werden.

Differentialdiagnose

Differentialdiagnostisch ist vor allem eine Infektion mit dem Cytomegalievirus (CMV) oder mit dem HI-Virus auszuschließen. Zu Beginn der Erkrankung steht häufig eine Rachenentzündung im Vordergrund, die von einer eitrigen Angina, z. B. durch Streptokokken der Gruppe A, abgegrenzt werden muss. Bei den häufig vorkommenden Lymphknotenschwellungen muss neben anderen Infektionskrankheiten (z. B. Toxoplasmose, Katzenkratzkrankheit, Tuberkulose) auch an eine Autoimmunerkrankung und an eine bösartige Erkrankung wie beispielsweise malignes Lymphom gedacht werden.

Krankheitsverlauf und Symptome

Lymphknotenschwellung und Hautausschlag bei Infektiöser Mononukleose

Die Epstein-Barr-Infektion ist zwar häufig sehr kräftezehrend, verläuft aber in der Regel ohne Komplikationen. Latente, wiederkehrende oder chronische Verläufe sind selten.

Die Rolle des Immunsystems

Ob nach Kontakt mit einer am Pfeiffer-Drüsenfieber erkrankten Person eine Erkrankung auftritt, hängt von der Menge und Virulenz der Erreger und vom Zustand des Immunsystems der bisher nicht erkrankten Person ab. So kann die Virendosis oder -virulenz zu gering für eine Infektion sein oder das Immunsystem kann in der Lage sein, trotz Infektion Krankheitssymptome zu verhindern (inapparente Infektion oder stille Feiung).

Gewöhnlicher Verlauf

Monozytenangina

Die Inkubationszeit beträgt bei Kindern 7 bis 30 Tage. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist sie mit vier bis sieben Wochen deutlich länger. Die Krankheit beginnt häufig mit der Trias aus Fieber (38–39 °C), Anschwellen der Lymphknoten an Hals und Nacken (teilweise bis auf Hühnereigröße, selten auch unter den Achseln und an den Leisten) sowie Mandelentzündung (Angina tonsillaris), bei der ein eher schmutziggrauer statt weißer Belag auf den Mandeln entsteht, der nicht auf die Umgebung der Mandeln übergreift. Ziemlich auffällig ist bei vielen Patienten ein fauliger Mundgeruch (Foetor ex ore). Unter grippeähnlichen Beschwerden kann es bei ansteigender Temperatur zu Schüttelfrost kommen, das Fieber kann mit Nachtschweiß einhergehen, Heiserkeit mit trockenem Husten („Reizhusten“) oder Sprechstörungen können hinzukommen. Darüber hinaus können auffallende anhaltende Müdigkeit, eine Milzvergrößerung (Splenomegalie) oder Lebervergrößerung (Hepatomegalie) auftreten, außerdem Hautausschlag (Exanthem), Lidödem an den Augen mit Behinderung der Nasenatmung (Hoagland-Syndrom),[9] Bauch-, Muskel- oder Kopfschmerzen, Depression, Stimmungsschwankungen, Schwindel oder Orientierungsstörungen, Appetitlosigkeit (manchmal mit Übelkeit). Unter der Müdigkeit leiden die Betroffenen während der zweiten und dritten Woche der Erkrankung am stärksten. In dieser Phase kann das Fieber immer wieder sinken und ansteigen. Die Krankheit dauert in der Regel wenige Wochen, kann sich jedoch auch über ein bis zwei Monate erstrecken.

Ungewöhnlicher Verlauf

Einerseits sind asymptomatische Verläufe besonders bei Kleinkindern möglich. Andererseits kann die Erkrankung auch chronisch (über mehr als sechs Monate) verlaufen. Dann sind extrem hohe Mengen der Antikörper gegen den Erreger zu finden. Subjektiv leiden die Betroffenen dann unter Symptomen wie Fieber, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, depressiven Verstimmungen, Gefühlen von Antriebsschwäche und Lymphknotenschwellungen. Bei Patienten mit AIDS oder anderweitig stark immungeschwächten Patienten können besonders schwere Verlaufsformen auftreten. An den Zungenrändern können bei ihnen außerdem sehr feine, weiße, haarförmige Ausläufer entstehen (Haarleukoplakie).[10]

Verlaufsformen und Prozentzahlen

Komplikationen

Seltene Komplikationen sind das Reye-Syndrom und weitere Arten der Gehirnentzündung (Enzephalitis), infektiöse Blutarmut (autoimmunhämolytische Anämie), Blutplättchenarmut (Thrombozytopenie), starke Verminderung der Granulozyten (Agranulozytose), Lungenentzündung, Herzmuskelentzündung (Myokarditis), Nierenentzündung (Nephritis) und Gelbsucht (Ikterus). Beim Auftreten dieser Symptome kann ein Krankenhausaufenthalt notwendig werden. Solange eine Milzschwellung besteht, sollten wegen der Gefahr eines Milzrisses körperliche Anstrengungen unterbleiben.[12]

Beziehung zu anderen Erkrankungen

Es wird vermutet, dass das Epstein-Barr-Virus bei der Entstehung von Myalgischer Enzephalomyelitis/Chronischem Fatigue-Syndrom (ME/CFS), seltenen Tumoren des Rachenraumes, seltenen Lymphomen (Burkitt-Lymphom) sowie Multipler Sklerose eine Rolle spielt. Das Pfeiffer-Drüsenfieber erzeugt aber (anders als etwa einige Fälle von Mumps) keine Infertilität.

Therapie

Ein spezielles Präparat gegen das Pfeiffer-Drüsenfieber gibt es bisher nicht. Bei Fieber ohne größere Beschwerden reicht es, genügend zu trinken. Nur wenn zusätzlich kühlende Wickel nicht ausreichen, sind fiebersenkende Medikamente indiziert. Vor allem bei Kindern dürfen zur Fiebersenkung keine Abkömmlinge der Salicylsäure wie etwa Aspirin eingesetzt werden, da hierdurch vermehrt das lebensgefährliche Reye-Syndrom droht. In ca. 10 Prozent der Fälle kommt es zu einem bakteriellen Infekt, der notfalls mit Antibiotika behandelt werden muss. Allerdings verursachen bestimmte Antibiotika bei einer EBV-Infektion Hautausschläge mit Juckreiz am ganzen Körper, in schweren Verlaufsformen bis hin zum gefährlichen Lyell-Syndrom. Aminopenicilline, insbesondere die Breitbandantibiotika Ampicillin und Amoxicillin, rufen in bis zu 90 Prozent der Fälle solche Ausschläge hervor.[13] Sie können auch noch nach Beendigung der Einnahme des Antibiotikums auftreten und benötigen in der Regel etwa drei Tage, um sich vollständig über den Körper zu verteilen. Danach klingen sie sehr langsam wieder ab, bis sie nach etwa zwei Wochen vollständig verschwinden. Bei diesem Exanthem handelt es sich nicht um eine Allergie, sondern um eine Interaktion von Aminopenicillin und Lymphozyten mit Störung des Arachidonsäurestoffwechsels.[14] Gegen andere Erreger können daher bei diesen Patienten weiterhin Aminopenicilline verwendet werden.

Postinfektiöse Immunität und Rezidiv

Da sich im Rahmen der Infektion Antikörper gegen das Virus bilden, besteht nach der ersten Infektion in der Regel eine lebenslange Immunität. Allerdings ist bei schwer immundefizienten Patienten wie etwa nach Organtransplantation, Knochenmarktransplantation oder bei Leukämie oder AIDS ein Rezidiv, also eine Erkrankung des Virus-Trägers mit Symptomen wie nach der ersten Infektion, möglich. Dies ist von der bloßen Reaktivierung der Virus-Produktion und Virus-Ausscheidung zu unterscheiden, die vom Virus-Träger nicht bemerkt wird, weil sie bei ihm selbst nicht zu Symptomen führt.

Vorbeugung

Da der Erreger üblicherweise nur durch direkten Kontakt übertragen wird, kann man eine Infektion vermeiden, indem man solche Kontakte zu erkrankten Personen unterlässt. Eine Isolierung von Kindern mit infektiöser Mononukleose ist dagegen nicht erforderlich.[12] Ein Impfstoff gegen den Erreger wäre auch wegen dessen vermuteter Ursache für spätere bösartige Erkrankungen von Interesse, ist aber bisher (Stand 2020) erst in Entwicklung, siehe Epstein-Barr-Virus-Impfstoff.

Commons: Pfeiffer-Drüsenfieber – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Matthias Godt: Der Wiesbadener Arzt und Entdecker des Drüsenfiebers Dr. Emil Pfeiffer (1846–1921). Leben und Werk. Verlag für Wissenschaft und Kultur (WiKu-Verlag), Duisburg / Köln 2010, ISBN 978-3-86553-366-1 (zugleich Dissertation, Universität Würzburg 2010).
  2. Karl Wurm, A. M. Walter: Infektionskrankheiten. In: Ludwig Heilmeyer (Hrsg.): Lehrbuch der Inneren Medizin. Springer-Verlag, Berlin/ Göttingen/ Heidelberg 1955; 2. Auflage ebenda 1961, S. 9–223, hier: S. 206 f.
  3. Ludwig Heilmeyer, Herbert Begemann: Blut und Blutkrankheiten. In: Ludwig Heilmeyer (Hrsg.): Lehrbuch der Inneren Medizin. Springer-Verlag, Berlin / Göttingen / Heidelberg 1955; 2. Auflage ebenda 1961, S. 376–449, hier: S. 421–423: Die infektiöse Mononucleose (Pfeiffersches Drüsenfieber, Monocytenangina, Lymphoidzellangina).
  4. a b Sabine Cepok: Charakterisierung der humoralen Immunantwort bei der Multiplen Sklerose. Dissertation in Fachbereich Biologie der Philipps-Universität Marburg, Marburg (Lahn) 2004 (Volltext als PDF, S. 85.).
  5. J. A. McSherry: Myths about infectious mononucleosis. In: Canadian Medical Association journal. 15. März 1983, Band 128, Nr. 6, S. 645–646. PMID 6825028, PMC 1875234 (freier Volltext).
  6. R. N. Sawyer, A. S. Evans, J. C. Niederman, R. W. McCollum: Prospective studies of a group of Yale University freshmen. I. Occurrence of infectious mononucleosis. In: The Journal of infectious diseases. Band 123, Nummer 3, März 1971, S. 263–270. PMID 4329526.
  7. T. J. Hallee, A. S. Evans, J. C. Niederman, C. M. Brooks, j. H. Voegtly: Infectious mononucleosis at the United States Military Academy. A prospective study of a single class over four years. In: The Yale journal of biology and medicine. Band 47, Nummer 3, September 1974, S. 182–195. PMID 4374836, PMC 2595096 (freier Volltext).
  8. R. J. Hoagland: Etiology and epidemiology. In: R. J. Hoagland: Infectious Mononucleosis. Grune & Stratton, New York 1967, S. 24–50.
  9. Sangeeta Priyadarshi Sawant: Hoagland Sign: An early manifestation of acute infectious mononucleosis. In: Current Pediatric Research. Band 21, Nr. 3, 25. Mai 2017, S. 400–402 (alliedacademies.org [PDF; abgerufen am 26. Oktober 2019]).
  10. Deutscher Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e. V. (Hrsg.): Pfeiffersches Drüsenfieber – Anzeichen und Verlauf. Auf: hno-aerzte-im-netz.de; zuletzt abgerufen am 7. März 2019.
  11. Gerd Herold: Innere Medizin. Eine vorlesungsorientierte Darstellung unter Berücksichtigung des Gegenstandskataloges für die Ärztliche Prüfung mit ICD 10-Schlüssel im Text und Stichwortverzeichnis. Herold, Köln 2015, ISBN 978-3-9814660-4-1, S. 854 ff.
  12. a b Johannes Forster, Ralf Bialek, Michael Borte, Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie e. V. (DGPI) (Hrsg.): DGPI Handbuch: Infektionen bei Kindern und Jugendlichen. 6., vollständig überarbeitete Auflage. Thieme, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-13-175716-6 (eingeschränkte Buchvorschau bei Google-books).
  13. Konrad Bork: Arzneimittelnebenwirkungen an der Haut: Klinik – Diagnostik zur Erkennung der auslösenden Medikamente – Pathogenese – Therapie. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Schattauer, Stuttgart 1999, ISBN 3-7945-1860-8, S. 18 (bei Google-books).
  14. Ulf Reineke, Randolf Riemann: Facharztprüfung Hals-Nasen-Ohrenheilkunde: 1000 kommentierte Prüfungsfragen. Thieme, Stuttgart / New York 2007, ISBN 978-3-13-143821-8, S. 64 (bei Google-books).