Trotha (Adelsgeschlecht)

Wappen der Familie von Trotha

Trotha ist der Name eines alten sächsischen Adelsgeschlechts aus dem heutigen Saalekreis mit gleichnamigem Stammhaus Burg Trotha im heutigen Halle-Trotha, das mit Willibertus und Tilo de Trote urkundlich im Jahr 1291 bei Halle erstmals erwähnt wird und mit Nicolaus von Trotha (erwähnt 1376–1412) die direkte Stammreihe beginnt.

Besitzungen

Schloss Schkopau

Der Stammsitz Trotha wurde 1427 von hallischen Truppen zerstört; 1445 trat die Familie ihn an das Kloster Neuwerk ab.

In der Zeit bis 1500 erwarb sie sieben neue Hauptbesitze, davon fünf in der weiteren Umgebung von Halle: Burg Krosigk (bis 1813 im Besitz der Familie), die Oberburg der Burg Wettin (bis 1663 im Besitz), Schloss Würdenburg in Teutschenthal (bis 1832), Rittergut Bennstedt (bis Ende 17. Jh.) und ab 1477 Schloss Schkopau, das bis zur Bodenreform-Enteignung im September 1945 im Besitz der Familie blieb. Ferner im Anhaltischen 1461 Schloss Gänsefurth (1919 verkauft; das Herrenhaus 2010 zurückerworben) und 1571 das säkularisierte Augustinerinnen-Kloster Hecklingen, Schloss Hecklingen, das ebenfalls bis zur Enteignung 1945 gehalten werden konnte.[1] In der Niederlausitz konnte ebenso der Besitz Kümmritz bis zur Bodenreform geführt werden.

Wappen

Das Stammwappen zeigt in Gold auf grünem Dreiberg einen Raben mit einem goldenen Reif im Schnabel; auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein sitzender silberner Wolf.

Die Rabensage

Trotha-Wappentafel im Merseburger Dom

Obgleich das Wappen der Familie von Trotha schon vor der Zeit des Merseburger Bischofs Thilo von Trotha (1443–1514) einen Raben zeigte,[2] rührt wahrscheinlich der goldene Reif im Schnabel des Wappentiers von einer Sage her, die in mancherlei Abwandlungen überliefert ist. Der Merseburger Gymnasialdirektor Georg Möbius (1616–1697) bezog in seiner Chronik die älteste Fassung der Merseburger Rabensage auf Bischof Thilo. Hiernach habe der Bischof seinen langjährigen treuen Kammerdiener Johann wegen des Verlustes eines goldenen Petschier-Rings (Siegelrings), der nicht anders als durch Diebstahl erklärt werden konnte, hinrichten lassen, obwohl jener seine Unschuld beteuerte und ohne dass der wertvolle Ring gefunden worden war. Einige Jahre später sei jedoch der Ring im Horst eines Raben nahe einem Turm des Doms durch einen Schieferdecker, der das Dach nach einem Sturm reparierte, wiedergefunden worden. Bestürzt von seinem unverzeihlichen Fehler soll Thilo – als Warnung vor vorschnellen Urteilen – die Errichtung eines Vogelkäfigs im Hof von Schloss Merseburg und die ewige Gefangenschaft eines Raben dort verfügt haben. Der über die Jahrhunderte beibehaltene Käfig wurde immer wieder ersetzt und im Jahr 2006 um eine geräumige Voliere erweitert, in der bis heute ein Rabenpaar lebt.

Wappenvereinigung mit denen von Trott

Vereinigtes Wappen Trotha-Trott von 1586

Zu einer kaiserlichen Wappenvereinigung kam es am 28. Februar 1586 in Prag mit dem hessischen Adelsgeschlecht Trott zu Solz, ohne dass eine Verwandtschaft oder auch nur eine Stammesgemeinschaft bestand; die Namensähnlichkeit beruhte auf Zufall. Die beiden Familien machen daher auch keinen Gebrauch mehr von diesem vereinigten Wappen. Auch die baltische Familie Trotta genannt Treyden führte dieses Wappen, obwohl mit keinem der beiden zuvor genannten Geschlechter eine nachgewiesene Stammesverwandtschaft bestand.

Bekannte Familienmitglieder

Thilo von Trotha (1443–1514), Bischof von Merseburg

Siehe auch

Literatur

  • Vorstudien zur Geschichte des Geschlechts von Trotha. Nach Gesamtübersicht DNB: Auszug:
    • Thilo von Trotha: Vorstudien zur Geschichte des Geschlechts von Trotha.[5] Digital: (Digitalisat), Lith. Anst. Steiner, Neuwied 1860. Digitalisat
    • Paul von Trotha: Geschichte des Geschlechtes v. Trotha in Anlehnung an die Vorstudien zur Geschichte der Familie v. Trotha von 1860 und an die Stammtafeln des Geschlechtes der v. Trotha von 1912, Teil: Bd. 2, Tl 2., Die alte Krosigker, die alte Scopauer Linie und Bischof Thilo. C. A. Starke, Görlitz 1938. 176 S. : 10 Taf., 2 Stammtaf., 10 Bl. DNB
  • Jahrbuch des Deutschen Adels. Band 3, Verlag von W. T. Bruer, Berlin 1899, S. 607. (Digitalisat)
  • Alexander Freiherr von Dachenhausen: Genealogisches Taschenbuch des Uradels. Band 1, Friedrich Irrgang, Rudolstadt, Brünn 1891. (Digitalisat)
  • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch, Justus Perthes, Gotha:
    • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser 1900, 1. Jg. Gotha 1900. (Digitalisat)
    • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser 1941, 40. Jg. (vorletzte Ausgabe), Gotha 1940. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft.
  • Hans von Trotha: Stammtafeln des Geschlechtes von Trotha. C. A. Starke Verlag, Limburg an der Lahn 1973.
  • Genealogisches Handbuch des Adels. Hans Friedrich von Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Euler, Walter von Hueck, Christoph Franke, C. A. Starke Verlag, Glücksburg/Ostsee, Limburg an der Lahn. ISSN 0435-2408
    • Genealogisches Handbuch des Adels. Adelige Häuser A Band I, Band 11 der Gesamtreihe GHdA, Glücksburg/Ostsee 1955, ISBN 3-7980-0711-X.
    • Genealogisches Handbuch des Adels. Adelige Häuser A Band XII, Band 55 der Gesamtreihe GHdA, Limburg an der Lahn 1973, ISBN 3-7980-0755-1, S. 401 ff.
    • Genealogisches Handbuch des Adels. Adelige Häuser A Band XXVI, Band 126 der Gesamtreihe GHdA, Limburg an der Lahn 2001, ISBN 3-7980-0826-4, S. 509 ff.
    • Genealogisches Handbuch des Adels. Adelslexikon, Band 134 der Gesamtreihe GHdA, Limburg an der Lahn 2004, ISBN 3-7980-0834-5.

Weblinks

Commons: Trotha (Adelsgeschlecht) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Die Geschichte der Trothas in Hecklingen und Gänsefurth
  2. Gustav Adelbert Seyler: Geschichte der Heraldik (Wappenwesen, Wappenkunst, Wappenwissenschaft). In: J. Siebmacher`s Großes Wappenbuch. Original 1884 Bauer & Raspe Nürnberg. Reprint 1970 Auflage. A. Das Wappenwesen vom Ende des vierzehnten bis in die Mitte des siebenzehnten Jahrhundert, III. Abschnitt. Wappen-Liebhaberei und Wappenbrauch. Bauer & Raspe. Inh. Gerhard Gessner, Neustadt a. d. Aisch 1970, S. 480 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 15. Juni 2022]).
  3. Maximilian Gritzner: Standes-Erhebungen und Gnaden-Acte Deutscher Landesfürsten während der letzten drei Jahrhunderte. Nach amtlichen Quellen. II. Braunschweig bis Württemberg mit Anhang und General-Register, Grossherzogthum Hessen und bei Rhein (Grossherzog Ludwig III.). C. A. Starke, Görlitz 1881, S. 526 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 15. Juni 2022]).
  4. L. Schneider: Das Sechste Cürassier-Regiment (Kaiser von Rußland). In: Illustrierte Stamm,- Rang- und Quartiersliste der Königlich Preußischen Armee. Regimentsgeschichte. Rang-und Quartierliste 1806. Alexander Duncker, Berlin 1854, S. 84 (google.de [abgerufen am 16. März 2023]).
  5. Verzeichniss von Monographien und Gelegenheitsschriften zur Geschichte adeliger Geschlechter. 1865. Zugleich ein Repertorium für Adelsgeschichte. J. A. Stargardt Berlin Auflage. Druck von Rosentahl & Co, Berlin 1865, S. 10 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 15. Juni 2022]).