Tagebau Groitzscher Dreieck

Tagebau Groitzscher Dreieck
Allgemeine Informationen zum Bergwerk
Abbautechnik Tagebau
Abraum 243,5 Mio. t
Förderung/Gesamt 45,6 Mio. t
Informationen zum Bergwerksunternehmen
Betriebsbeginn 1974
Betriebsende 1991
Nachfolgenutzung Auffüllung zum Groitzscher See; gestundeter Teil als Abbaufeld „Groitzscher Dreieck“ des Tagebaus Vereinigtes Schleenhain vorgesehen
Geförderte Rohstoffe
Abbau von Braunkohle/Braunkohle/Braunkohle/Braunkohle
Braunkohle

Flözname

Böhlener Oberflöz
Braunkohle
Abbau von Braunkohle

Flözname

Thüringer Hauptflöz
Braunkohle
Abbau von Braunkohle

Flözname

Sächsisch-Thüringisches Unterflöz
Braunkohle
Abbau von Braunkohle

Flözname

Bornaer Hauptflöz
Geographische Lage
Koordinaten 51° 6′ 33,4″ N, 12° 19′ 9,4″ OKoordinaten: 51° 6′ 33,4″ N, 12° 19′ 9,4″ O
Tagebau Groitzscher Dreieck (Sachsen)
Tagebau Groitzscher Dreieck (Sachsen)
Lage Tagebau Groitzscher Dreieck
Gemeinde Groitzsch
Landkreis (NUTS3) Leipzig
Land Freistaat Sachsen
Staat Deutschland
Revier Mitteldeutsches Braunkohlerevier

Der Tagebau Groitzscher Dreieck war ein Tagebau zur Gewinnung von Braunkohle im Südraum von Leipzig. Er war seit 1974 in Betrieb und wurde 1991 vorzeitig stillgelegt. Das bis dahin noch nicht abgebaute Areal sollte 2030 als Abbaufeld Groitzscher Dreieck des Tagebaus Vereinigtes Schleenhain wieder aufgefahren werden. Im Rahmen des Ausstiegs aus der Kohleverstromung wurden die Pläne fallengelassen. Auf dem stillgelegten Teil entstand nach der Rekultivierung als Bergbaufolgelandschaft der Groitzscher See. Der Tagebau Groitzscher Dreieck gehört zum Bornaer Revier der Mitteldeutschen Montanregion.

Geographische Lage

Der Tagebau Groitzscher Dreieck lag südlich von Leipzig zwischen der sächsischen Stadt Groitzsch im Nordwesten und der thüringischen Stadt Lucka im Südosten. Die Bundesstraße 176 begrenzt das geplante Abbaufeld im Norden. Ein Teil der heute stillgelegten Bahnstrecke Gaschwitz–Meuselwitz musste dem Tagebau weichen.

Der stillgelegte Bereich des Tagebaus Groitzscher Dreieck befindet sich im Süden des Areals. In diesem rekultiviertem Bereich entstand der Groitzscher See. Aussichtspunkte befinden sich in den südlich des Areals gelegenen Orten Maltitz und Hemmendorf.

Geschichte

Beginn des Braunkohleabbaus

Da das Deckgebirge über dem Böhlener Oberflöz im Bornaer Revier eine geringe Mächtigkeit aufweist, konnte in der Region schon früh Braunkohle von zunächst minderer Qualität gewonnen werden. Größere Erfolge in der Kohleförderung sind jedoch erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts zu verzeichnen. Baute man die Kohle zunächst in Tiefbaugruben und kleineren Tagebauen ab, so entstanden im Südraum von Leipzig und im Meuselwitz-Altenburger Braunkohlerevier ab Mitte des 20. Jahrhunderts zahlreiche Großtagebaue. Im Umfeld des erst spät aufgeschlossenen Tagebaus Groitzscher Dreieck waren das der Tagebau Schleenhain (1949–1994) im Osten, der Tagebau Peres (1963–1991) im Norden und die Tagebaue Phönix (1905–1968) im Süden.

Tagebau Groitzscher Dreieck

Am 21. April 1974 begannen die Vorbereitungen zum Aufschluss des Tagebaus Groitzscher Dreieck. Die Aufschlussbaggerung erfolgte am 28. Juni 1975 nordwestlich des heute zu Groitzsch gehörigen Orts Berndorf. Die Abraumbewegung erfolgte im Uhrzeigersinn zunächst nach Süden, dann nach Norden. Dabei wurden bereits 1976 die nordwestlichen Teile von Berndorf devastiert. Die Aufschlussmassen des Tagebaus wurden zwischen 1974 und 1979 im Restloch des stillgelegten Tagebaus Phönix-Ost bei Meuselwitz untergebracht.[1]

Die Aufnahme der Kohleförderung erfolgte am 18. April 1978. Das östlich von Michelwitz gelegene Zschagast mit 129 Einwohnern wurde 1981 devastiert. In Vorbereitung des Abbaus erfolgte 1984 die Räumung des nördlich von Zschagast und östlich von Methewitz gelegenen Orts Käferhain mit seinen 177 Einwohnern. Der Abschnitt Groitzsch–Lucka der Bahnstrecke Gaschwitz–Meuselwitz, an dem Käferhain einen Haltepunkt besaß,[2] wurde bereits am 27. September 1976 stillgelegt und danach teilweise abgebaut.[3] Das erhalten gebliebene Streckengleis wurde seitdem als Anschlussbahn des Baggermontageplatzes Groitzscher Dreieck benutzt.[4] Im Jahr 1989 erreichten die Bagger die Flur von Käferhain. In diesem Jahr erfolgte in der Abtragung des Oberabraums eine Umstellung von Zugbetrieb auf Bandbetrieb.

Die mit der Deutschen Wiedervereinigung 1989/90 einhergehende wirtschaftliche Veränderung führte zu einem deutlichen Rückgang des Braunkohlebedarfs, was eine vorzeitige schnelle Stilllegung des Tagebaus Groitzscher Dreieck zum 20. Dezember 1991 zur Folge hatte. Dadurch wurde die geplante Devastierung des Orts Langenhain gestoppt.[5] Seit dem Aufschluss des Tagebaus im Jahr 1975 war ein Drittel des Abbaufeldes ausgekohlt. Dabei wurden insgesamt 243,5 Millionen Kubikmeter Abraum bewegt und 45,6 Millionen Tonnen Rohkohle gefördert. Aufgrund der vorzeitigen Einstellung des Tagebaus wurde die Flur von Käferhain nur teilweise überbaggert. Im Gegensatz zu anderen Tagebauen des Mitteldeutschen Braunkohlereviers wurde der Abbau der restlichen zwei Drittel im Nordteil des Tagebaus nicht aufgegeben, sondern ausgesetzt. Er gehört seit 1995 als „Abbaufeld Groitzscher Dreieck“ zum Tagebau Vereinigtes Schleenhain, wo er neben den Abbaufeldern „Schleenhain“ und „Peres“ das dritte Abbaufeld ist.

Situation seit 1991

Kurz nach der außerplanmäßigen vorzeitigen Stilllegung des Tagebaus Groitzscher Dreieck begann die Sanierung der bergbaulich genutzten Flächen.[6] Dazu gehörten u. a. die Sicherung der Böschungen und der Rückbau der Großgeräte. Im Bereich des Tagebaurestlochs entsteht der 840 Hektar große Groitzscher See, dessen Flutung durch aufsteigendes Grundwasser im Jahr 2060 abgeschlossen sein soll.[7]

Am 1. Januar 1994 wurde in einem Vertrag die Spaltung des ostdeutschen Braunkohlenbergbaus in einen stillzulegenden und einen weiterzuführenden, privatisierten Teil festgelegt. Im Bereich der Tagebaue Schleenhain, Peres und Groitzscher Dreieck bedeutete dies, dass die weiterzuführenden Abbaufelder als Tagebau Vereinigtes Schleenhain ab 1994/95 durch die MIBRAG weiter betrieben werden. Die stillgelegten Areale wurden zur Sanierung und Rekultivierung der LMBV bzw. ihrer Vorgängergesellschaft übergeben. Sie übernahm auch die Sicherung im gestundeten Bereich. Nach dem Abschluss der Sanierung wechselte der sanierte Kippenbereich des Tagebaus Groitzscher Dreieck am 29. Oktober 2008 in die Trägerschaft der MIBRAG. Dies diente der zu diesem Zeitpunkten geplanten Wiederaufnahme des Braunkohleabbaus ab 2030.[8]

Die Stadt Groitzsch, auf deren Gebiet das geplante Abbaufeld „Groitzscher Dreieck“ liegt, sprach sich im Jahr 2016 gegen einen erneuten Aufschluss des Abbaufelds aus. Der Grund dafür ist, dass dem Ortsteil Obertitz, der im nördlichen Bereich des Abbaufelds liegt und als „Vorbehaltsgebiet“ ausgewiesen ist, dann die Abbaggerung droht.[9] Weiterhin hätte dem neuen Tagebau der in Flutung begriffene Groitzscher See weichen müssen.[10]

[11]

Infolge des Ausstiegs aus der Kohleverstromung und der Laufzeitverkürzung des Kraftwerks Lippendorf erklärte die MIBRAG im Januar 2021, dass der Ort Pödelwitz und das Abbaufeld Groitzscher Dreieck mit dem Ort Obertitz nicht für die Kohleförderung in Anspruch genommen werden.[11][12]

Förderleistung des Tagebaus bis 1991

Der Tagebau in Zahlen

Das Abbaugebiet des Tagebaus Groitzscher Dreieck gehört zum Weißelsterbecken, in dem vier übereinander liegende Flöze abgebaut werden konnten. Die folgenden Flöze lagen in unterschiedlicher Mächtigkeit vor und waren durch Zwischenschichten aus Sand und Ton voneinander getrennt:

  • Sächsisch-Thüringisches Unterflöz (Flöz I) (nur im Tagebau Schleenhain abgebaut)
  • Bornaer Hauptflöz (Flöz II)
  • Thüringer Hauptflöz (Flöz III)
  • Böhlener Oberflöz (Flöz IV)

Im Tagebau Groitzscher Dreieck (Gesamtlaufzeit zwischen 1974 und 1991) wurden in 17 Jahren 243,5 Mio. Kubikmeter Abraum und in 14 Jahren 45,6 Mio. Tonnen Kohle gefördert.

Technik

Einsatzort Typ Gerätenummer Baujahr Bemerkung/Verbleib
Abraumbetrieb Eimerkettenbagger ERs 710 353 1984 nach 1991 im Tagebau Vereinigtes Schleenhain
Abraumbetrieb Eimerkettenbagger ERs 560 289 1959 1993 verschrottet
Abraumbetrieb Eimerkettenbagger ERs 560 316 1965 1993 verschrottet
Abraumbetrieb Eimerkettenbagger ERs 1120 1701 1986 nach 1991 im Tagebau Vereinigtes Schleenhain
Abraumbetrieb Schaufelradbagger SRs 1300 1517 1980 nach 1991 im Tagebau Vereinigtes Schleenhain
Abraumbetrieb Schaufelradbagger SRs 1300 1541 1984 nach 1991 im Tagebau Vereinigtes Schleenhain
Kohleförderung Schaufelradbagger SRs 630/800 1465 1962 1995 verschrottet
Kohleförderung Schaufelradbagger SRs 630/800 1418 1959 1993 verschrottet
Abraumbetrieb Bandwagen BRs 1600 832 1990 nach 1991 im Tagebau Vereinigtes Schleenhain
Verkippung Absetzer A2Rs-B 10000 1124 1990 nach 1991 im Tagebau Vereinigtes Schleenhain
Verkippung Absetzer As 1120 1024 1958 auf Außenkippe Phönix-Nord, 1992 verschrottet
Verkippung Absetzer As 1120 1041 1961 auf Außenkippe Haselbach III, 1995/96 verschrottet
Verkippung Absetzer As 1120 1040 1960 auf Außenkippe Phönix-Nord, 1992/93 verschrottet
Verkippung Absetzer As 1600 1064 1965 1991/92 verschrottet

Devastierte Ortschaften

Umsiedlungsort Einwohner Abbaujahr
Berndorf (teilweise) 1976
Zschagast 35 1981
Käferhain 124 1985/86 (teilweise abgebaggert)

Der Abschnitt Groitzsch–Lucka der Bahnstrecke Gaschwitz–Meuselwitz, an dem Käferhain einen Haltepunkt besaß, wurde bereits am 27. September 1976 aufgrund des nahenden Tagebaus stillgelegt und danach abgebaut. Die geplante Devastierung des Orts Langenhain wurde 1990 gestoppt, die des Ortes Obertitz 2021.[11]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Erwähnung auf S. 825
  2. Der Haltepunkt Käferhain auf www.sachsenschiene.net
  3. Bilder vom stillgelegten Haltepunkt Käferhain
  4. Beschreibung der Bahnstrecke Gaschwitz–Meuselwitz auf www.ferkeltaxe.de
  5. Langenhain auf der Website der Stadt Groitzsch
  6. Der Tagebau Groitzscher Dreieck auf www.schnaudertal.de
  7. Der Groitzscher See auf www.reitwanderfuehrer.de
  8. Pressemitteilung der LMBV vom 4. November 2008
  9. Presseinformationen der MIBRAG, abgerufen am 27. Juli 2016 (Memento des Originals vom 27. Juli 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mibrag.de
  10. Mitteilung auf www.mdr.de, abgerufen am 13. August 2016 (Memento vom 13. August 2016 im Internet Archive)
  11. a b c Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr: Pödelwitz bleibt! 21. Januar 2021, abgerufen am 7. Januar 2022.
  12. MIBRAG passt Bergbauplanung für den Tagebau Vereinigtes Schleenhain an. 21. Januar 2021, abgerufen am 7. September 2021 (deutsch).