Rudolf Volz

Rudolf Volz (2003)

Rudolf Bernhard Volz (* 29. Februar 1956 in Ulm) ist ein deutscher Mathematiker und Autor für Musiktheater. Seine Rockoper Faust ist mit knapp 800 Aufführungen die weltweit meistgespielte Bühnenfassung von Goethes Faust.[1]

Leben

Rudolf Volz wurde an einem Schalttag, am 29. Februar 1956, als Sohn des Werkzeugmachers Johannes Volz (1923–2013) und dessen Frau Bernhardine, geb. Ott (1927–2003), in Ulm geboren. Er wuchs mit einem älteren und einem jüngeren Bruder in Oberdischingen in einem katholischen Milieu mit großer Verwandtschaft auf. Der Vater betrieb nebenberuflich einen kleinen Bauernhof, was zu jener Zeit durchaus üblich war und wo die ganze Familie mithalf.[2]

Ab 1966 besuchte er das Johann-Vanotti-Gymnasium in Ehingen, wo er 1975 das Abitur im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich absolvierte.[3] Im letzten Schuljahr spielte er im Rahmen eines Schülertheaters die Rolle des Wagners im Doktor Faustus von Christopher Marlowe, was seine erste Bühnenerfahrung war.

Ab 1975 studierte er Mathematik mit Nebenfach Physik an der Universität Ulm, wo er das Vordiplom absolvierte.[4] Im Jahr 1979 wechselte er an die Claremont Graduate University in Claremont (Kalifornien), wo er 1982 in Mathematik promovierte bzw. ein Ph.D. erwarb. Die Dissertation war im Bereich Partielle Differentialgleichungen und behandelte ein Epidemie-Modell zur Beschreibung von Malaria. Dabei handelt es sich um zwei Species, deren gegenseitiger Kontakt eine zeitverzögerte bzw. retardierende Auswirkung hat. Die dabei verwendete Gleichung ist ähnlich der Wärmeleitungsgleichung.[5]

Ab 1983 entwickelte er Anwendersoftware auf Personal Computer, welche gerade begannen populär zu werden. Ein Jahr später gründete er seine eigene Firma, die später in Digital-Zeit umbenannt wurde.[6] Bedeutendstes Produkt war die 1985 entwickelte Software IPEV (Integrierte Personaldaten-Erfassung und Verwaltung) mit knapp 10.000 Installationen im mittelständischen Bereich, davon 500 in den USA und Kanada. Der Vertrieb und Kundenservice erfolgte über Hengstler, damals eines der führenden Unternehmen in den Bereichen Personalzeiterfassung und Zutrittskontrolle.[7][8] Später gab es einen Eigenvertrieb im süddeutschen Raum. Dabei wurde dieselbe Software unter dem Namen AVERO mit den von ACD produzierten Terminals installiert.[9] Im Jahr 2003 wurde der Eigenvertrieb mit 800 Installationen outgesourct und die Firma inklusive des Copyrights der Software an Dorma verkauft.

Die Philosophie und Kunst, insbesondere die Musik waren schon immer sein paralleles Interesse. Schon als Teenager war er von der Idee fasziniert, essentielles Wissen der Menschheit in Songs zu packen und in Form von Rockopern unterhaltsam und verständlich zu präsentieren. Umsetzen konnte er diese Idee erst 25 Jahre später mit der Rockoper Faust.[10]

Seit 2021 arbeitet er an der Beweisführung zur Berechnung der Bauzeit der Cheops-Pyramide, was ein ungelöstes Rätsel der Menschheit ist. Dabei wird ein Modell mit Multispiral-Rampen verwendet. Die Rampen werden auf der inneren Stufenpyramide platziert. Auf der untersten Ebene starten 7 Rampenpfade. Der breite Hauptpfad startet an der Südseite der Pyramide und führt bis zu deren Spitze, was das Aufsetzen des Pyramidions ermöglicht. An den anderen 3 Seiten starten jeweils 2 schmale Rampenpfade, welche auf unterschiedlichen Höhen enden. Während der Nilflut standen über 3 Monate 20.000 Arbeiter und während der restlichen Zeit 10.000 Arbeiter zur Verfügung. Nach dem Aufsetzen des Pyramidions werden sukzessive die Außenschicht von oben nach unten angebracht und gleichzeitig die Rampen auf der entsprechenden Höhe entfernt. Mithilfe des Modells lässt sich die Transport- und Produktionskapazität des Gesamtsystems ermitteln und die Bauzeit von 20 Jahren berechnen. Das gesamte Rampenmaterial beträgt lediglich 8 % bezogen auf das Volumen der Pyramide. Die Publikation ist für das Jahr 2024 geplant.[11][12][13]

Seit 2020 lebt und arbeitet er in Blaubeuren.

Stilistik

Bei der Umsetzung von klassischen Dramen als Rockoper werden nur Originaltexte verwendet. Die einzigen Stilmittel sind Repetition und Streichung von Texten.[14] Der Autor folgt dem Motto „Altes vergrabenes Wissen im Gewand von Rockmusik neu ans Licht zu holen“.[10]

Der Literaturwissenschaftler Rüdiger Safranski äußerte in einem Interview: „Der Faust-Stoff hat seine Ursprünge im Marionetten-Spiel, das war zu jener Zeit die Rockoper. Gefreut hat mich vor allem die Texttreue zur Goethe-Version“.[15]

Bis zum Erscheinen der Rockoper Jedermann im Jahr 2014 war „Volz der einzige Autor und Komponist, der klassische literarische Stoffe in Rockmusicals verwandelte“.[16]

Einen prägenden Einfluss hatte im Jahr 1969 die Rockoper Tommy von The Who. Während seines Studienaufenthalts in Kalifornien hatte Volz die Möglichkeit, am 9. Februar 1980 die dritte Aufführung von The Wall von Pink Floyd in der Los Angeles Memorial Sports Arena live mitzuerleben, was einen nachhaltigen und prägenden Einfluss auf seine Inszenierungsform hatte.[17]

Ein weiterer Einfluss auf die Inszenierungsform waren die Filme von Werner Herzog mit Klaus Kinski, insbesondere der Film Aguirre, der Zorn Gottes aus dem Jahr 1972.

Seine Grundhaltung ist entsprechend den beiden Zitaten aus Goethes Faust:

Dass ich erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält.
Nicht irdisch ist des Toren Trank noch Speise.

Werke

Bühnenwerke

Nicht aufgeführte Bühnenwerke

  • 2006: Nutbush City Limits Dramaturgisches Repertoire-Musical über Kathy & George mit den Songs von Tina Turner
  • 2007: Penny Lane Dramaturgisches Repertoire-Musical über Jude & Rita mit den Songs der Beatles
  • 2008: Penny Lane II Fortsetzung des entsprechenden Musicals mit den Songs der Mitglieder der Beatles, teilweise auch aus der Nach-Beatles-Ära
  • 2010: Vogelhochzeit Repertoire-Musical über das Leben der Vögel im Wald mit traditionellen Kinderliedern
  • 2011: König Fußball Repertoire-Musical über das Leben hinter den Kulissen des Profi-Fußballs mit deutschen Schlagern
  • 2014: Sokrates läßt grüßen Existenzielle Selbstbetrachtung des abgestürzten Physikers Heribert Fuchshuber
  • 2017: Iphigenie – Die Rockoper mit Originaltexten aus Iphigenie auf Tauris von Goethe
  • 2021: Hexen – Die Rockoper Faust spezial, erste Spielhälfte nur Szene Hexenküche, zweite Spielhälfte nur Walpurgisnacht
  • 2023: Goethe & Heine Dinner-Show mit Liedern und Anekdoten von Goethe und Heine

Wissenschaftliche Werke

Multispiral-Rampen von der Südwest-Seite
Multispiral-Rampen von der Nordost-Seite
  • 1978: On Badly Approximable Numbers Whose Approximation Set Has a Discrete Derivative. Freie Forschungsarbeit im Bereich Kettenbrüche[24]
  • 1982: Global Aysmptotic Stability of a Periodic Solution to an Epidemic Model. Mathematisches Epidemie-Modell im Bereich Partielle Differentialgleichungen zur Simulation von Malaria, Ph.D. Dissertation. Publikation im Journal of Mathematical Biology, Springer Verlag[5]
  • 1986: Stability Conditions for Systems of Linear Nonautonomous Delay Differential Equations. Publikation im Journal of Mathematical Analysis and Applications[25]
  • 2024 (geplant): Constructing The Cheops Pyramid Through Mulitispiral Ramps. Publikation im Journal of Humanistic Mathematics der Claremont Colleges[13][11][12]

Diskographie

CDs

  • 1997: Faust – Die Rockoper
  • 2003: Faust II – Die Rockoper
  • 2007: Faust – Die Rockoper (4-er CD-Box Faust I + II)

DVDs

  • 2006: Faust – Die Rockoper (Studioverfilmung von Faust I)
  • 2007: Hamlet in Rock (Studioverfilmung)

Sonstiges

Seit 2006 gibt es Aufführungen von der Rockoper Faust auf dem Brocken im Harz, dem Handlungsort der Szene Walpurgisnacht. Dort gab es bisher knapp 400 Aufführungen. Die Zuschauer werden im Dampfzug der Harzer Schmalspurbahnen zum Brocken rauf- und runtergefahren.[31][32][33]

Seit 2009 wird in Auerbachs Keller in Leipzig die Rockoper Faust aufgeführt. Dies ist der Handlungsort der gleichnamigen Szene mit dem Trinkgelage der Studenten. Dabei wird die Sage vom Fassritt nach knapp 500 Jahren tatsächlich vorgeführt.[16][34]

Die vielen Schülervorstellungen der Rockoper Faust zeugen von der pädagogischen Qualität des Stücks. Aufgrund der Text- und Intensionstreue wird dies oft als motivierende Ergänzung zum Schulunterricht betrachtet.[35][36]

Literatur

  • Paul M. Malone: Faust as Rock Opera. In: Osman Durrani (Hrsg.): Icons of Modern Culture Series. Helm Information Ltd., 2004.
  • Bernd Mahl: Faust. Die Rockoper. Rudolf Volz setzt erstmals beide Teile in Töne – ohne Textveränderungen. Aufführungsbericht. In: Faust-Jahrbuch 2004. Herausgegeben im Auftrag der Internationalen Faust-Gesellschaft in Knittlingen, 2004.[14]
  • Paul M. Malone: They Sold Their Soul for Rock’n’Roll. Faustian Rock Musicals In: Lorna Fitzsimmons (Hrsg.): International Faust Studies. Adaption, Reception, Translation (Continuum Reception Studies), ed. Bloomsbury Academic UK, 2008.
  • Paul M. Malone: The Faust Theme in Rock Opera In: Lorna Fitzsimmons (Hrsg.): Lives of Faust: The Faust Theme in Literature and Music, De Gruyter, 2011.
  • Bernd Mahl: Teuflisch gut: Goethes Faust im Musical. In: Faust-Jahrbuch 2010–2013. Herausgegeben im Auftrag der Internationalen Faust-Gesellschaft in Knittlingen, 2013.[16]
  • Waltraud Maierhofer: Devilishly good: Rudolf Volz’s Rock Opera Faust and Event Culture. In: Lorraine Byrne Bodley (Hrsg.): Music in Goethe’s Faust, Goethe’s Faust in Music. The Boydell Press, 2017.[36]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Faust die Rockoper. In: Internetseite www.faust-rockoper.de. Abgerufen am 23. Oktober 2022.
  2. Kindergarten um 1960. (PDF) In: Gemeindeblatt Oberdischingen. Abgerufen am 2. Dezember 2021.
  3. Belobung am Ende des Schuljahres 1974/75. (PDF) In: Gymnasium Ehingen. Abgerufen am 1. Mai 1975.
  4. Vordiplom in Mathematik 1978. (PDF) In: Universität Ulm. Abgerufen am 29. März 1978.
  5. a b Rudolf Volz: Global Aysmptotic Stability of a Periodic Solution to an Epidemic Model. (PDF) In: Journal of Mathematical Biology. Abgerufen am 4. Juni 1982 (englisch).
  6. F. Baur: Im neuen Firmendomizil weiter auf Wachstumskurs. (PDF) Abgerufen am 1. September 1992.
  7. Hengstler: Fortschrittliche Zeitwirtschaft mit IPEV. (PDF) Abgerufen am 2. Oktober 1986.
  8. Hengstler: IPEV - Die Komplettlösung. (PDF) Abgerufen am 12. Mai 1990.
  9. Digital-Zeit: AVERO - Die universelle Komplettlösung. (PDF) Abgerufen am 18. Oktober 1990.
  10. a b c Georg Linsenmann: Goethe, let's rock! (PDF) In: Schwäbische Zeitung. Abgerufen am 27. September 1997.
  11. a b Susanne Thon: Rätsel der Geschichte gelöst? (PDF) In: Mitteldeutsche Zeitung. Abgerufen am 9. Januar 2024.
  12. a b Bau der Cheops-Pyramide mittels Multispiral-Rampen. In: Internetseite www.cheops-pyramid.net. Abgerufen am 10. Januar 2024.
  13. a b Rudolf Volz: Constructing The Cheops Pyramid Through Mulitispiral Ramps. (PDF) In: Journal of Humanistic Mathematics. Abgerufen am 16. September 2023 (englisch).
  14. a b c Bernd Mahl: Faust. Die Rockoper. Aufführungsbericht. (PDF) In: Faust-Jahrbuch 2004. Abgerufen am 1. Juli 2004.
  15. Dorothee Philipp: In Badenweiler kommt Goethes Faust als Rockoper auf die Bühne. (PDF) In: Badische Zeitung. Abgerufen am 16. Februar 2018.
  16. a b c Bernd Mahl: Goethes Faust im Musical. (PDF) In: Faust-Jahrbuch (S. 210) 2010–2013. Abgerufen am 1. Oktober 2013.
  17. Susanne Thon: "Faust - die Rockoper" kommt zurück in den Harz. (PDF) In: Mitteldeutsche Zeitung. Abgerufen am 24. März 2023.
  18. Peter Merk: Faust II Hessisches Landestheater. (PDF) In: Zeitschrift Musicals. Abgerufen am 1. Dezember 2003.
  19. Lothar Günther: "Hamlet" vom All direkt nach Schlieben. (PDF) In: Lausitzer Rundschau. Abgerufen am 24. August 2006.
  20. Uli Landthaler: Deftige Späße in breiter Mundart. (PDF) In: Südwest Presse. Abgerufen am 28. Dezember 2018.
  21. Programmheft Weihnachtsfieber. (PDF) Deutsche Mediengesellschaft, abgerufen am 16. November 2018.
  22. Lorna Komm: Zeitreise ins Mittelalter in neuem Rahmen - und mit Schweinsnase. (PDF) In: Südkurier. Abgerufen am 9. Oktober 2022.
  23. Programmheft Wendelgard, Musikschauspiel. (PDF) Südevent UG, abgerufen am 28. Oktober 2022.
  24. Rudolf Volz: On Badly Approximable Numbers Whose Approximation Set Has a Discrete Derivative. (PDF) Abgerufen am 1. Dezember 1978 (englisch).
  25. Rudolf Volz: Stability Conditions for Systems of Linear Nonautonomous Delay Differential Equations. (PDF) In: Journal of Mathematical Analysis and Applications. Abgerufen am 1. Mai 1986 (englisch).
  26. Ambient Music mit Xdra. (PDF) In: Schwäbische Post. Abgerufen am 2. Juni 1995.
  27. High-Tech-Food. (PDF) In: CD Booklet. Abgerufen am 1. Oktober 1993.
  28. Petra Kollros: Die volle Wucht der Emotionen. (PDF) Abgerufen am 2. Juli 1996.
  29. Frederick William Ayer: Poet's night. (PDF) In: CD Booklet. Abgerufen am 1. Juni 1996 (englisch).
  30. Roland Mayer: Romantischer Idealist im Fluss der Geschichte. (PDF) In: Augsburger Allgemeine. Abgerufen am 5. Juli 2010.
  31. Burkhard Falkner: Teufel, Faust und Grete als Rockstars gefeiert. (PDF) In: Harzer Volksstimme. Abgerufen am 6. Februar 2006.
  32. Deutsche Mediengesellschaft: Faust die Rockoper auf dem Brocken. In: Internetseite www.faust-brocken.de. Abgerufen am 28. Juni 2021.
  33. red: Erfolgsgeschichte wird in 2018 fortgesetzt. (PDF) In: nnz-online. Abgerufen am 29. Oktober 2017.
  34. Deutsche Mediengesellschaft: Faust die Rockoper in Auerbachs Keller. In: Internetseite www.faust-auerbachs-keller.de. Abgerufen am 1. Juli 2021.
  35. meb: Mephisto macht morgens Massen munter. (PDF) In: Südwest Presse. Abgerufen am 13. Dezember 2000.
  36. a b Waltraud Maierhofer: Devilishly good: Rudolf Volz’s Rock Opera Faust and Event Culture. (PDF) In: Music in Goethe’s Faust, Goethe’s Faust in Music. Abgerufen am 1. August 2017 (englisch).