Nettoreproduktionsrate

Die Nettoreproduktionsrate ist ein in der Demografie verwendetes Maß. Sie gibt an, wie viele Töchter ein neugeborenes Mädchen durchschnittlich im Laufe seines Lebens hätte, wenn die momentanen altersspezifischen (und auf Frauen bezogenen) Geburten- und Sterbeziffern für den gesamten Zeitraum bis zum Ende seiner fruchtbaren Lebensphase gelten würden.

UNO-Nettoreproduktionsratenanalyse und -prognose nach Kontinenten
UNO-Nettoreproduktionsratenanalyse und -prognose nach Kontinenten

Sie schätzt also die Stärke der Töchtergeneration relativ zur Müttergeneration unter den gegenwärtig herrschenden Bedingungen ab und ist folglich ein Maß für die Reproduktionskraft der Bevölkerung. Bei einem Wert unterhalb von 1 muss man (unter Ausschluss von Migration) langfristig von einem Bevölkerungsrückgang ausgehen, sofern nicht steigende Geburten- und/oder sinkende Sterbeziffern entgegenwirken; umgekehrt bei einem Wert oberhalb von 1 von einem Bevölkerungswachstum. Ein Wert nahe bei 1 entspricht einer zahlenmäßig unveränderten oder stabilen Bevölkerung.

Die Geschwindigkeit des Wachstums bzw. des Rückgangs lässt sich mit der Nettoreproduktionsrate im Allgemeinen nicht quantifizieren, weil dafür auch das Alter der Mütter bei der Geburt sowie die Lebenserwartung jenseits der fruchtbaren Lebensphase eine wesentliche Rolle spielt.

Die Nettoreproduktionsrate wird ermittelt, indem die altersspezifischen Geburtenziffern mit dem Anteil der Mädchen an den Geburten sowie dem Anteil der Frauen, der diese Altersklasse erreicht, multipliziert und dann summiert und durch 1'000 geteilt werden.

Bruttoreproduktionsrate

Die Bruttoreproduktionsrate unterscheidet sich von der Nettoreproduktionsrate dadurch, dass die Mortalität nicht berücksichtigt, also angenommen wird, dass jedes Mädchen bis zum Ende des gebärfähigen Alters überlebt. Sie kann als obere Schranke sinnvoll sein, wenn etwa erwartet wird, dass eine hohe Kindersterblichkeit in näherer Zukunft radikal zurückgeht. Allerdings wird dann in der Regel auch die Annahme konstanter Geburtenziffern nicht besonders realistisch sein.

„Mütterrate“

Die DDR betrieb eine Geburtenförderungspolitik. Damit sollten Frauen in gebärfähigem Alter bzw. Paare ermutigt werden, ein Kind bzw. Kinder zu bekommen

  • trotz der Schwierigkeiten in der DDR-Mangelwirtschaft und
  • obwohl von Müttern erwartet wurde, dass sie berufstätig waren.

(siehe auch Frauen- und Familienpolitik der DDR, Frauenarbeit). Der Erfolg dieser Politik wurde unter anderem an der damals so genannten „Mütterrate“ gemessen. Sie betrug teils über 90 Prozent.[1]

Nettoreproduktionsrate weltweit

Folgende Liste gibt Überblick über die Nettoreproduktionsrate in verschiedenen Ländern im Zeitraum von 2010 bis 2015 laut Zahlen der Vereinten Nationen. Unter allen Staaten und Territorien hatte der Niger die höchste Nettoreproduktionsrate (2,98 Töchter pro Frau) und Taiwan die niedrigste (0,52 Töchter pro Frau).[2]

LandNettoreproduktionsrate
(Töchter je Frau)
Niger Niger2,981
Kongo Demokratische Republik Demokratische Republik Kongo2,579
Tansania Tansania2,296
Afghanistan Afghanistan2,233
Nigeria Nigeria2,117
Athiopien Äthiopien2,004
Kenia Kenia1,834
Pakistan Pakistan1,590
Agypten Ägypten1,582
Philippinen Philippinen1,417
Indonesien Indonesien1,137
Sudafrika Südafrika1,126
Mexiko Mexiko1,085
Indien Indien1,064
Bangladesch Bangladesch1,022
Turkei Türkei1,000
Frankreich Frankreich0,958
Schweden Schweden0,912
Kolumbien Kolumbien0,912
Australien Australien0,908
Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich0,908
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten0,904
Vietnam Vietnam0,899
Belgien Belgien0,861
Brasilien Brasilien0,846
Niederlande Niederlande0,836
Iran Iran0,829
Russland Russland0,807
Kanada Kanada0,775
Schweiz Schweiz0,738
China Volksrepublik Volksrepublik China0,726
Thailand Thailand0,726
Osterreich Österreich0,699
Deutschland Deutschland0,688
Italien Italien0,687
Japan Japan0,680
Polen Polen0,643
Spanien Spanien0,639
Korea Sud Südkorea0,590
Taiwan Taiwan0,523
Welt1,102

Einzelnachweise

  1. Tilman Meyer: Der demografische Wandel (Seite 272 f.; PDF; 79 kB)
  2. World Population Prospects - Population Division - United Nations. Abgerufen am 2. Juni 2018.

Siehe auch