Waidhaus

Wappen Deutschlandkarte
Waidhaus
Deutschlandkarte, Position des Marktes Waidhaus hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 39′ N, 12° 30′ OKoordinaten: 49° 39′ N, 12° 30′ O
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Oberpfalz
Landkreis: Neustadt an der Waldnaab
Höhe: 524 m ü. NHN
Fläche: 37,32 km2
Einwohner: 2140 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 57 Einwohner je km2
Postleitzahl: 92726
Vorwahl: 09652
Kfz-Kennzeichen: NEW, ESB, VOH
Gemeindeschlüssel: 09 3 74 164
Marktgliederung: 19 Gemeindeteile
Adresse der
Marktverwaltung:
Schulstr. 4
92726 Waidhaus
Website: www.waidhaus.de
Erster Bürgermeister: Markus Bauriedl (UWG)
Lage des Marktes Waidhaus im Landkreis Neustadt an der Waldnaab
KarteLandkreis BayreuthLandkreis SchwandorfWeiden in der OberpfalzLandkreis TirschenreuthLandkreis Amberg-SulzbachGeorgenbergPleysteinNeustadt am KulmPressathTrabitzEschenbach in der OberpfalzBechtsriethWindischeschenbachWeiherhammerWaldthurnWaidhausVohenstraußTheisseilTännesbergStörnsteinSchwarzenbach (Oberpfalz)SchlammersdorfSchirmitzPüchersreuthPirkParksteinNeustadt an der WaldnaabMantel (Markt)Luhe-WildenauLeuchtenbergKohlberg (Oberpfalz)KirchenthumbachKirchendemenreuthIrchenriethGrafenwöhrFlossenbürgFloß (Oberpfalz)EtzenrichtEslarnAltenstadt an der WaldnaabSpeinsharter ForstManteler ForstVohenstraußTschechienVorbachSpeinshartMoosbach (Oberpfalz)
Karte
Waidhaus (2021)
St. Emmeram (2016)

Waidhaus (oberpfälzisch „Woihaus“) ist ein Markt im Oberpfälzer Landkreis Neustadt an der Waldnaab.

Geografie

Geografische Lage

Waidhaus liegt in der Planungsregion Oberpfalz-Nord an der Grenze zu Tschechien. Waidhaus liegt am Fuße des Sulzbergs, über dessen Gipfel, dem Alten Schloß sich bis auf 755 Meter Höhe ein Naturwaldreservat mit urwaldähnlichem Laub- und Mischwald ausdehnt. Seit Jahrhunderten führte die Handelsstraße von Nürnberg nach Prag über Waidhaus.

Nachbargemeinden

Die Nachbargemeinden (im Uhrzeigersinn) sind: Rozvadov (Roßhaupt), Eslarn, Pleystein, Georgenberg.

Wappen von Georgenberg
Georgenberg
10 km
Wappen von Rozvadov
Rozvadov (Roßhaupt)
5 km
Wappen von Rozvadov
Rozvadov
5 km
Wappen von Pleystein
Pleystein
8 km
Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Wappen von Rozvadov
Rozvadov
5 km
Wappen von Pleystein
Pleystein
8 km
Wappen von Eslarn
Eslarn
8 km
Wappen von Eslarn
Eslarn
8 km

Gemeindegliederung

Die Gemeinde hat 19 Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[2][3]

Geschichte

Bis zur Gemeindegründung

Als Grenzort an der wichtigen Handels- und Heerstraße zwischen Franken (Reichsstadt Nürnberg), der Oberpfalz und dem Königreich Böhmen (Pilsen, Prag) war Waidhaus im Dreißigjährigen Krieg Schauplatz schwerer Kämpfe: Im Sommer 1621 verschanzten sich dort unter dem Oberbefehl des Söldnerführers Ernst von Mansfeld die Truppen des aus Böhmen vertriebenen Pfalzgrafen Friedrich V., des sogenannten Winterkönigs. Es gelang ihnen, sich von Juli bis September gegen die Truppen der Katholischen Liga zu behaupten, als der in Böhmen siegreiche bayerisch-ligistische General-Leutnant Tilly die Oberpfalz angreifen wollte.[4] Mansfelds kunstgerecht angelegte Feldbefestigungen[5] sind neuerdings Gegenstand archäologischer Untersuchungen und stellen ein einzigartiges historisches Ensemble dar, das weitreichende Erkenntnisse zur frühneuzeitlichen Militärarchitektur verspricht.

In rechts- und verwaltungsgeschichtlicher Hinsicht ist Waidhaus als Sitz eines Urbars-, dann eines Richteramtes im Pflegamt Treswitz, belegt und wurde im 17. Jahrhundert als der Flecken Waidhaus, im 18. Jahrhundert auch als Marktflecken bezeichnet. Waidhaus im heutigen Regierungsbezirk Oberpfalz gehörte zum Rentamt Amberg und zum Landgericht Treswitz des Kurfürstentums Bayern. Im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern entstand mit dem Gemeindeedikt von 1818 die heutige Gemeinde.

19. und 20. Jahrhundert

Die erneute Verleihung des Marktstatus erfolgte durch König Ludwig II. im Jahr 1877.

1945 wurde Waidhaus Teil der amerikanischen Besatzungszone. Der Nachbarstaat Tschechoslowakei wurde zur Einflusszone der Sowjetunion und befestigte die Staatsgrenze („Eiserner Vorhang“, Grenzbefestigungen der Tschechoslowakei im Kalten Krieg). In Waidhaus war einer der Grenzübergange für den Straßenverkehr zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechoslowakei, von denen es bis in die 1970er Jahre nur fünf gab.[6] Seit dem 21. Dezember 2007 werden im Rahmen des Schengener Abkommens dort keine Grenzkontrollen mehr durchgeführt.

Eingemeindungen

Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurden am 1. Juli 1976 Gebietsteile der Gemeinden Pfrentsch und Reinhardsrieth eingegliedert.[7]

Einwohnerentwicklung

Einwohnerentwicklung in der Gemeinde:[8]

Jahr 1840 1900 1950 1961 1970 1987 1991 1995 2000 2005 2010 2015
Einwohner 1886 2331 3286 2751 2592 2413 2440 2484 2586 2462 2372 2214
  • Zwischen 1988 und 2018 sank die Einwohnerzahl von 2420 auf 2198 um 222 Einwohner bzw. um 9,2 %.

Politik

Marktgemeinderat

Das Ergebnis der Gemeinderatswahl am 15. März 2020 führte zu folgender Verteilung der 14 Sitze für die Wahlperiodes 2020–2026:

Partei / Liste SPD CSU UWG WLP
Sitze 2020 5 4 4 1

Weiteres Mitglied qua Amt ist der Erste Bürgermeister.

Bürgermeister

Erster Bürgermeister ist Markus Bauriedl (UWG). Er wurde am 15. März 2020 als Nachfolger von Margit Kirzinger (SPD) gewählt. Am 1. Mai 2020 übernahm Markus Bauriedl die Bürgermeisterkette und somit die Amtsgeschäfte.

Wappen

Blasonierung: „In Silber auf grünem Boden stehend ein von grünen Bäumen umgebenes silbernes Forsthaus mit rotem Dach, dessen Giebel von einem roten Hirschgeweih bekrönt ist.“[9]

Die Gemeinde führt das Wappen seit 1877.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Baudenkmäler

Die Pfarrkirche St. Emmeram wurde 1868 erbaut und 1953 erweitert. Bei der Kirche sind Grabsteine aus dem 16. bis 18. Jahrhundert erhalten. Die neugotische Dreifaltigkeitskirche am Ortsrand wurde mit Teilen eines Vorgängerbaus 1851 bis 1858 erbaut. Sie dient seit 2004 als ökumenische Autobahnkirche.

Sport

  • Dart Club „Black Dogs“
  • Grenzbachfischer Waidhaus
  • Spickerverein Silberpfeil Waidhaus
  • TSV Waidhaus 1909 e.V.
    • Jugger
    • Tennis
    • Fußball
    • Kegeln
    • Turnen

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Es gab 2018 nach der amtlichen Statistik im Bereich Land- und Forstwirtschaft, Fischerei sechs, im produzierenden Gewerbe 380, im Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe 182 und in sonstigen Bereichen 203 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es insgesamt 890. Im verarbeitenden Gewerbe gab es fünf, im Bauhauptgewerbe zwei Betriebe. Im Jahr 2016 bestanden zudem 43 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von insgesamt 1129 ha, davon waren 604 ha Dauergrünfläche.

Für das europäische Ferngasleitungsnetz ist Waidhaus von Bedeutung als wichtiger Importpunkt von russischem Erdgas und durch die Verdichterstation der hier beginnenden Mitteleuropäischen Gasleitung (MEGAL) im Ortsteil Frankenreuth. Die Verdichterstation besteht aus acht Kompressoreinheiten mit insgesamt 128 MW Verdichterleistung. Eine Besonderheit ist die Verwendung von effizienter GuD-Technik zum Antrieb der Kompressoren. Neben der Verdichtung erfolgt eine Erdgasaufbereitung, indem in einer Filteranlage kleine Partikel entfernt werden. Weiterhin wird Volumenstrom und Brennwert gemessen. Über Waidhaus werden pro Jahr ca. 24 Mrd. Normkubikmeter Erdgas importiert (Stand 2014).[10] Die Verdichterstation liefert seit 1973 Erdgas aus der Transgaz-Pipeline und seit 2013 aus der Gazelle-Pipeline für das westeuropäische Ferngasnetz, vertragliche Bindungen reichen bis ins Jahr 2035.[11]

Auch die 380-kV-Leitung Etzenricht–Hradec überquert hier die Staatsgrenze zwischen Deutschland und Tschechien. Seit 2000 gibt es auf dem Gemeindegebiet von Waidhaus zwei Windkraftanlagen des Typs B62/1300 mit je 1300 kW-Leistung und einer Nabenhöhe von 60 Metern[12]. Die Anlagen stehen bei 49°38'59.13"N 12°31'1.12"O und 49°39'6.49"N 12°31'1.41" O.

Verkehr

Der Grenzübergang Waidhaus ist der größte deutsche Grenzübergang nach Tschechien, die A 6 ist die direkte Autobahnverbindung ParisPrag. Neben dem Autobahngrenzübergang zur tschechischen D 5 besteht für den Kraftfahrzeugverkehr auch ein kleinerer Grenzübergang, der direkt in die tschechische Nachbargemeinde Rozvadov (Roßhaupt) führt. Durch Waidhaus führt die schon seit Jahrhunderten wichtige Handelsstraße, die „alte Heerstraße“, von Nürnberg nach Prag, die heutige Europastraße 50. Der Bahnhof Waidhaus an der Bahnstrecke Neustadt (Waldnaab)–Eslarn ist stillgelegt.

Bildung

Es gibt folgende Einrichtungen (Stand: 2018):

  • Kindergärten: eine Tageseinrichtung mit 67 Plätzen und 52 Kindern
  • Grundschule: eine mit vier Grundschullehrern und 53 Kindern

Persönlichkeiten

  • Leonhard Gollwitzer (1682–1746), Bildhauer[13]
  • Karl Bauer (1922–2002), Regensburger Heimatforscher, ist in Waidhaus verstorben

In Waidhaus geboren

Weblinks

Commons: Waidhaus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Waidhaus – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Gemeinde Waidhaus in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 19. April 2021.
  3. Gemeinde Waidhaus, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 13. Dezember 2021.
  4. Dazu ausführlich Krüssmann: Ernst von Mansfeld. S. 277–291, 295–303 und 308–311.
  5. Zeitgenössische Bilddarstellung dieser Feldschanzen: Kupferstich von Raphael Sadeler (1621) (Memento vom 30. März 2016 im Internet Archive) (coloriert), bereitgestellt vom Heimatkundlichen Arbeitskreis Waidhaus e. V.
  6. Ctibor Rybár: Prag. 3. Aufl., redigiert von Miroslav Krůta. Olympia, Prag 1974, S. 15.
  7. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 652.
  8. Datenbank Statistikdaten Bayern
  9. Eintrag zum Wappen von Waidhaus in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
  10. Waidhaus – Herzstück europäischer Erdgasversorgung. In: KV Landshut. Europa-Union Bayern, 14. September 2014, abgerufen am 7. März 2022.
  11. Lundquist Neubauer: Waidhaus: Station verdichtet wieder russisches Gas. In: Nachrichten. Verivox, 23. Januar 2009, abgerufen am 7. März 2022.
  12. http://www.thewindpower.net/wind-farm-3777.php
  13. Bedeutender Meister des fränkischen Barocks. (onetz.de [abgerufen am 20. Juni 2018]).