Liste von Überwerfungsbauwerken zum Wechsel der Fahrordnung in Elsass und Lothringen

Das Überwerfungsbauwerk westlich von Bénestroff an der stillgelegten Bahnstrecke Champigneulles–Sarralbe
Überwerfungsbauwerk zum Wechsel der Fahrordnung (rote Bogenbrücke rechts) nördlich von Vendenheim beim Anschluss zur LGV Est européenne, geradeaus Bestandsstrecke nach Paris, ganz rechts nach Wissembourg

Die Liste von Überwerfungsbauwerken zum Wechsel der Fahrordnung in Elsass und Lothringen führt die Überwerfungsbauwerke an, die – überwiegend – in den 1920er Jahren auf den zweigleisigen Eisenbahnstrecken in Elsass und Lothringen errichtet wurden, um den kreuzungsfreien Gleiswechsel zwischen dem dortigen Rechtsbetrieb und dem im übrigen Frankreich üblichen Linksbetrieb zu ermöglichen.

Geschichte

Zwischen 1871 und 1918 gehörten Elsass und Lothringen als Reichsland Elsaß-Lothringen zum Deutschen Reich und die dortige Eisenbahn wurde als Reichseisenbahn in Elsaß-Lothringen (EL) betrieben. Es war auch die Zeit, als viele ursprünglich eingleisige Bahnstrecken zweigleisig ausgebaut und neue zweigleisige Bahnstrecken gebaut wurden. Die EL richtete sich in ihren betrieblichen Regularien überwiegend an den Preußischen Staatseisenbahnen aus, so auch hinsichtlich des Rechtsbetriebes. Die einzige 1871 in Elsaß-Lothringen bestehende zweigleisige Strecke, die Bahnstrecke Paris–Straßburg, konnte unter den damals noch recht einfachen betrieblichen Bedingungen im nun deutschen Bereich ohne großen Aufwand auf Rechtsbetrieb umgestellt werden.[1]

Die französischen Eisenbahnen wurden am Anfang stark von britischen Ingenieuren mitgestaltet und daher dort der Linksbetrieb eingeführt. Als das Reichsland Elsaß-Lothringen 1919 an Frankreich zurückfiel, wurde der Bestand der EL in die Administration des chemins de fer d’Alsace et de Lorraine (AL) überführt. Inzwischen war die Sicherungstechnik bei der Bahn fortgeschritten und ein Umbau der Stellwerke, Gleisverbindungen, Sicherungs- und Signalanlagen wäre sehr aufwändig und teuer geworden. Das Geld nach dem Krieg war aber knapp. So entschlossen sich die beteiligten Bahnen, der französische Staat und das französische Militär, den Rechtsbetrieb im Bereich der AL beizubehalten und an allen Schnittstellen zur angrenzenden Compagnie des chemins de fer de l’Est (EST) Überwerfungsbauwerke zu errichten.[1] Dieser Betrieb wird in den meisten Fällen auch heute noch so durchgeführt.

Beim Bau der im Linksbetrieb befahrenen LGV Est européenne wurden beim Anschluss an die Bestandsstrecken in Elsass und Lothringen weitere Überwerfungsbauwerke zum Wechsel der Fahrordnung errichtet.

Liste

Die Strecken sind von Nord nach Süd gelistet:[2]

Strecke Letzte Betriebsstelle
mit Linksbetrieb
Strecken-
kilometer
Letzte Betriebsstelle
mit Rechtsbetrieb
Jahr der
Inbetriebnahme
Anmerkung Lage
Mohon–Thionville Audun-le-Roman 257,4 Fontoy Der Bahnhof Fontoy ist heute außer Betrieb. 49° 21′ 23,3″ N, 5° 56′ 27,9″ O
Saint-Hilaire-au-Temple–Hagondange Rosselange 338,3 Rombas-Clouange 1925?[3] Der Haltepunkt Rosselange ist heute außer Betrieb. 49° 15′ 15,6″ N, 6° 5′ 8,3″ O
Lérouville–Metz Ars-sur-Moselle 347,2 Metz-Ville 1926[3] viergleisig, gleichzeitig Übergang zwischen Richtungs- und Linienbetrieb 49° 5′ 3,36″ N, 6° 6′ 11,26″ O
348,6 49° 5′ 19,9″ N, 6° 7′ 10,4″ O
Champigneulles–Sarralbe Rodalbe ca. 54 Bénestroff 1924[3] Die Strecke ist stillgelegt, das Überwerfungsbauwerk aber noch teilweise erhalten. 48° 54′ 23″ N, 6° 43′ 32″ O
Verbindungsstrecke zwischen LGV Est européenne und Bahnstrecke Réding–Metz-Ville Abzweigstelle Baudrecourt 301,4 Lesse 2007 Die Verbindung ermöglicht es, dass Züge zwischen Paris und Straßburg hier zwischen der LGV und der Altbaustrecke wechseln. 48° 58′ 7,7″ N, 6° 27′ 10,9″ O
Vaires-Torcy–Vendenheim
(LGV Est européenne)
Lorraine TGV 406 Vendenheim 2016 48° 40′ 51,3″ N, 7° 42′ 54,5″ O
Paris–Straßburg Xouaxange 426,6 Imling 1925/26[3] Der Haltepunkt Imling ist heute außer Betrieb. 48° 42′ 11,9″ N, 7° 0′ 45,9″ O
Strasbourg–Saint-Dié Mutzig ca. 18 Molsheim 1930[3] 48° 31′ 58,79″ N, 7° 28′ 49,39″ O
Paris–Mulhouse Illfurt ca. 485,5 Zillisheim 1930[3] Das Überwerfungsbauwerk wurde entfernt, die Widerlager sind aber noch erhalten. Der Wechsel der Fahrordnung erfolgt heute höhengleich im Bahnhofskopf von Mulhouse-Ville. 47° 40′ 55,7″ N, 7° 16′ 29,1″ O

Einzelnachweise

  1. a b André Schontz, Arsène Felten, Marcel Gourlot: Le chemin de fer en Lorraine. Éditions Serpenoise, Metz 1999, ISBN 2-87692-414-5, S. 179 (französisch).
  2. Eisenbahnatlas Frankreich – Atlas ferroviaire de la France. Band 1: Nord. Schweers + Wall, Aachen 2015, ISBN 978-3-89494-143-7, Taf. 36, 1/2C / Taf. 54, D3 / Taf. 55, A3.
  3. a b c d e f Jean Buchmann, Jean-Marc Dupuy, Andreas Knipping, Hans-Jürgen Wenzel: Eisenbahngeschichte Elsass-Lothringen. EK-Verlag, Freiburg 2021, ISBN 978-3-8446-6429-4, S. 47.