Johann Friedrich Turley

Johann Friedrich Turley (* 23. Juni 1804 in Treuenbrietzen; † 1855 „unweit Köthen“) war ein Orgelbauer, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Brandenburg wirkte.

Leben

Turley erlernte von seinem Vater Johann Tobias Turley den Orgelbau und war in dessen letzten Lebensjahren sein Mitarbeiter. Verschiedene Orgelneubauten wurden von beiden zusammen erstellt. Nach dem Tod des Vaters übernahm er die Werkstatt und zog mit dem Unternehmen nach Brandenburg an der Havel, wo er nach 1844 zusammen mit seinem Halbbruder Albert Turley tätig war.[1][2] Er trug den Titel „Königlich-Preußischer Orgelbaumeister“. Am 28. Dezember 1827 heiratete er Theresia Meyer aus Wendhausen, von der er sich vor 1844 scheiden ließ.

Werk (Auswahl)

Von Johann Friedrich Turley sind einige Orgelneubauten – die meisten in der westlichen Mark Brandenburg – bekannt. Charakteristisch sind seit den 1830er Jahren die „kernlosen Labialpfeifen“ mit tief sitzenden Kernen und die elfenbeinernen Mundstücke bei Zungenstimmen. Einige Instrumente sind erhalten. Nicht mehr vorhandene Instrumente sind kursiv gesetzt.

Orgelneubauten

JahrOrtGebäudeBildManualeRegisterBemerkungen
1824Altlüdersdorf bei GranseeDorfkircheI8mit dem Vater Johann Tobias Turley, laut Inschrift in der Orgel, kein Pedal, erhalten
1824Frankenfelde bei LuckenwaldeDorfkircheI/P15erste eigene Orgel, Register Posaune 16′; 2019 umfangreiche Rekonstruktion der Originaldisposition durch Schuke
1826WölmsdorfDorfkircheI/P9alleine gebaut; seit 1969 in der Alten Kapelle des Evang. Krankenhauses Königin Elisabeth Herzberge in Berlin-Lichtenberg (Bild), 2015 restauriert.[3][4]
um 1827Blankenburg (Uckermark)DorfkircheI/P15 (11)mit dem Vater (?)[5]
1829WildbergSt.-Nikolai-KircheI/P16 (12)Fertigstellung der Orgel des Vaters
1829Mützlitz (Nennhausen)DorfkircheI/P6erbaut als Interimsorgel (ursprünglich nur 4 Reg.) für Perleberg, 1831–1833 im dortigen Lehrerseminar, dann in Mützlitz aufgestellt; mehrfach erweitert und umgebaut.[6]
1831PerlebergSt. Jakobi
II/P361913 Neubau durch Fa. Faber & Greve, Salzhemmendorf;

1958 Neubau durch Fa. Gebr. Jehmlich, Dresden. [7]

1834TeschendorfDorfkircheII/P12
1836–1838SalzwedelKatharinenkirche42[8]
1836BukoSt. Johannes
I/P10überholt um 2017 → Orgel
1837Berlin-Wannsee (Nikolskoe)St. Peter und PaulII/P19Gehäuse erhalten; 1937 neues Werk durch Fa. Schuke, Potsdam.[9]
1838EckmannsdorfDorfkirche
I/P8überholt 2017 → Orgel
1847OrtrandStadtkirche St. Barbara
II/P19Orgel von Johann Friedrich Turley aus dem Jahr 1847 restauriert und rekonstruiert durch den Hermann Eule Orgelbau im Jahr 2023.[10]

Weitere Arbeiten

JahrOrtGebäudeBildManualeRegisterBemerkungen
1833TreuenbrietzenSt. MarienReparatur der Wagner-Orgel
1836BochowDorfkircheReparatur der Wagner-Orgel
1838TreuenbrietzenSt. NikolaiReparatur der Wagner-Orgel
1844RühstädtKircheReparatur der Wagner-Orgel[11]
1849HordorfSt. StephanArbeiten

Schüler

Turley gab sein Wissen an seinen Halbbruder Albert Turley weiter.[1] Von 1830 bis 1833 lernte bei ihm Friedrich Hermann Lütkemüller.[12] Vermutlich war auch Wilhelm Baer bei ihm tätig.[2]

Literatur

  • Wolf Bergelt: Die Mark Brandenburg: Eine wiederentdeckte Orgellandschaft. Pape, München 1988, ISBN 3-921140-32-3.
  • Arthur Jaenicke: Tobias Thurley bäckt Semmeln und baut Orgeln. Berlin 1960 (biographischer Roman).

Einzelnachweise

  1. a b Winfried Topp, Uwe Pape: Norddeutsche Orgelbauer und ihre Werke. Friedrich Hermann Lütkemüller, Pape, 2001, S. 319.
  2. a b orgellandschaftbrandenburg.de, abgerufen am 13. September 2019.
  3. Turley-Orgel renoviert und instandgesetzt. Abgerufen am 13. September 2019.
  4. Berlin/Lichtenberg, KEH, Alte Kapelle, auf organindex.de
  5. Orgel in Blankenburg, Orgeldatabase (niederländisch).
  6. Uwe Pape: Friedrich Hermann Lütkemüller. Berlin 1999. S. 211.
  7. Ein neuer Geist auf neuen Wegen mit zeitgenössischer Entwurfszeichnung, abgerufen am 13. September 2019.
  8. Neue Zeitschrift für Musik, S. 150, abgerufen am 13. September 2019.
  9. Orgel in Berlin-Wannsee, Orgeldatabase (niederländisch).
  10. Orgel Ortrand, St. Barbara, auf organindex.de
  11. Orgel in Rühstädt, Nomine e.V., abgerufen am 13. September 2019.
  12. Uwe Pape: Friedrich Hermann Lütkemüller. Berlin 1999. S. 14; Bergelt: Die Mark Brandenburg. 1988, S. 44.