Gregor Hradetzky

Gregor (Georg) Hradetzky (* 31. Jänner 1909 in Krems an der Donau; † 29. Dezember 1984 in Bad Kleinkirchheim) war ein österreichischer Kanute und nach dem Zweiten Weltkrieg Orgelbauer.

Leben

Gregor Hradetzky
NationOsterreich Österreich
Geburtstag31. Jänner 1909
GeburtsortKrems an der DonauOsterreich Cisleithanien Kaisertum Österreich
Sterbedatum29. Dezember 1984
SterbeortBad KleinkirchheimOsterreich Österreich
Karriere
DisziplinKanurennsport
BootsklasseKajak (K 1)
Medaillenspiegel
Olympische Medaillen2 × Goldmedaille0 × Silbermedaille0 × Bronzemedaille
WM-Medaillen0 × Goldmedaille0 × Silbermedaille1 × Bronzemedaille
Olympische Ringe Olympische Spiele
GoldBerlin 1936Kajak-Einer 1000 m
GoldBerlin 1936Kajak-Einer 10.000 m
Weltmeisterschaften
BronzeVaxholm 1938Kajak-Einer 1000 m
 

Sportler

Als Sohn des Orgelbauers Gregor Franz Hradetzky d. Ä. erlernte er das Handwerk des Orgelbauers im väterlichen Betrieb von Gregor Franz Hradetzky, wandte sich aber zunächst dem Wassersport zu,[1] da er – am Ufer der Donau aufgewachsen – schon bald mit dem Faltboot in Kontakt kam. Sein sportliches Talent wurde zwar erst entdeckt, als er 18 Jahre alt war, doch bereits ein Jahr später war er erstmals Österreichischer Meister im Kajak-Einer über 10.000 m. 1933 errang er in Prag den ersten Europameistertitel.

Den Winter überbrückte er mit Trainingseinheiten im Skilanglauf, aber auch auf der Skisprungschanze war er zu Hause. So plante er für das Jahr 1936 die Teilnahme an den Winterspielen in Garmisch-Partenkirchen (nordische Kombination) und an den Sommerspielen in Berlin (Kanu). Die Teilnahme im Winter wurde jedoch nicht möglich, weil er sich kurz zuvor eine Handverletzung zugezogen hatte.

Bei den Olympischen Sommerspielen 1936 in Berlin konnte er die Faltboot-Konkurrenz über 10.000 m und den Kajakbewerb über 1000 m für sich entscheiden. Eine Wiederholung der Erfolge bei den – nicht ausgetragenen – Olympischen Spielen 1940 wurde durch den Zweiten Weltkrieg verhindert.

Hradetzky trat 1934 der illegalen NSDAP und der SA bei.[2] Am 1. Juni 1938 beantragte er die reguläre Aufnahme in die Partei und wurde rückwirkend zum 1. Mai desselben Jahres aufgenommen (Mitgliedsnummer 6.200.215).[3] Am 11. März 1938 wechselte Hradetzky von der SA in die SS (SS-Nummer 302.171).[4]

Orgelbauer

1948 übernahm Hradetzky nach seiner Rückkehr aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft die Werkstatt seines 1942 verstorbenen Vaters, die in der Zwischenzeit als Witwenbetrieb weitergeführt worden war und sich mit Reparaturarbeiten über Wasser gehalten hatte. Hradetzky verlegte diese aus der Kremser Innenstadt (Göglstraße, Ecke Neutaugasse) in die Nähe des Kremser Steinertores (Fischergasse, Schwedengasse).[5]

Bis 1963 baute Gregor Hradetzky Orgeln mit elektropneumatischer Traktur, ehe er zu einem Vorreiter bei der Umsetzung der Prinzipien der Orgelbewegung wurde, die die Rückkehr zur mechanischen Schleifladenorgel forderte. Dadurch wurde Hradetzky zum international anerkannten Orgelbauer, der nicht nur in Österreich, sondern auch in Großbritannien, Polen, Italien, den USA, Japan und Australien zahlreiche Orgeln errichtete. Besonders hervorzuheben ist seine in Kooperation mit Ronald Sharp 1979 für das Opernhaus Sydney errichtete Orgel mit 131 Registern auf fünf Manualen und Pedal.[6]

Sein Sohn Gerhard Hradetzky ist ebenfalls Orgelbauer.

Werkliste

JahrOrtKircheBildManualeRegisterBemerkungen
1949Kirnberg an der MankPfarrkircheII/P16[7]
1953PerschlingPfarrkirche
II/P13
1956AbsdorfPfarrkirche AbsdorfII/P9Neubau, unter Verwendung des vorhandenen pneumatischen Materials; nicht erhalten, sei 1991 Orgel von Arnulf Klebel aus der Pfarrkirche Ziersdorf[8]
1957SchweiggersPfarrkirche Schweiggers
1957Groß GerungsPfarrkirche Groß GerungsII/P18Neubau unter Verwendung des vorhand. Materials, elektropneumat. Traktur
1957Hofstetten-GrünauPfarrkirche Hofstetten-Grünauelektropneumat. Traktur; nicht erhalten, seit 2013 Orgel von Friedrich Heftner
1958Rust im TullnerfeldPfarrkirche Rust im TullnerfeldII/P15pneumatische Traktur; nicht erhalten, seit 2013 Orgel von Friedrich Heftner
1958ZwettlPfarrkirche Zwettl NÖII/P20pneumatische Traktur; Umbau unter Verwendung des vorhandenen Materials
1959WieselburgPfarrkirche St. UlrichII/P16erste mechanische Orgel aus der Werkstatt Gregor Hradetzkys (Einweihung am 12. Juni 1960).
1959KaumbergPfarrkirche KaumbergI/P9Orgel mit pneumatischer Traktur; nicht erhalten, seit 1993 Orgel von Friedrich Heftner
1959Neustadtl an der DonauPfarrkirche Neustadtl an der Donau
I/P10pneumatische Traktur, unter Verwendung des alten, vorhand. Materials
1960Reidling NÖPfarrkirche Reidling
II/P16
1961WienPfarrkirche Leopoldau
II/P20Neubau in das barocke Gehäuse, Erweiterung um seitliche Pfeifenfelder ohne Prospekt. Die Traktur ist elektropneumatisch ausgeführt.[9]
1961Ramsau (Niederösterreich)Pfarrkirche
II/P14Zubau unter Verwendung der alten Orgel von Max Jakob aus 1899
1961HollabrunnPfarrkirche Hollabrunn
III/P33Neubau unter Verwendung des klassizistischen Gehäuses aus 1824
1961BregenzStudentenheimII/P11
1962LangenloisPfarrkircheIII/P31Erweiterung einer Orgel der Gebrüder Mauracher sowie deren Umbau auf elektropneumatische Traktur.
1962MankPfarrkirche Mank
II/P17
1962GänserndorfPfarrkirche GänserndorfII/P18
1962LilienfeldStift Lilienfeld
II/P15Neubau der Chororgel im historischen Kanzel-Gehäuse
1963St. Aegyd am NeuwaldePfarrkirche St. Aegyd
II/P14Neubau mit elektrischer Traktur
1963Rohrendorf bei KremsPfarrkirche RohrendorfII/P
1963/64[10]LilienfeldStift LilienfeldIII/P44
1964InnsbruckStift WiltenIV/P402007 in die Pfarrkirche Stephanshart transferiert, "Olympiaorgel"
1964[11]AltmelonPfarrkirche St. Jakobus d. Ä.II/P9
1964WienPfarrkirche NeuerdbergII/P20
1964LinzElisabethinenkirche (Linz)
II/P11
1964WienWiener KonzerthausII/P25Orgel im Mozart-Saal, jetzt: als "Anton-Heiller-Orgel" in Dornbach
1965SchönbachPfarrkircheII/P15Neubau in das barocke Gehäuse von 1777
1965[12]WienMozartsaal des Wiener KonzerthausesII/P25An dieser Orgel spielte Anton Heiller das gesamte Orgelwerk von Johann Sebastian Bach ein.

1992 wurde sie zunächst nach Korneuburg[13] und 2015 schließlich in die Pfarrkirche St. Peter und Paul Wien-Dornbach übertragen.

1965Bad TraunsteinPfarrkirche Bad TraunsteinII/P15Disposition
Prospektpfeifen des Hauptwerks aus Kupfer, jene des Rückpositivs aus 75-prozentigem Zinn
1965WienUniversität für Musik und darstellende Kunst

Übungsorgel im Institutsgebäude Seilerstätte 26, Raum C0113

II/P10
1965Aigen-SchläglStift SchläglII/P27Neubau einer Chor-Orgel
1965LinzPfarrkirche Guter Hirte (Linz)II/Pseit 1988 Orgel von Friedrich Heftner
1966WienUniversität für Musik und darstellende Kunst

Unterrichts- und Übeorgel im Institutsgebäude Seilerstätte 26, Raum A 109

II/P11
1966AllandPfarrkirche AllandII/P16
1966TraisenPfarrkirche TraisenII/P16
1966Waldhausen im StrudengauPfarrkircheII/P15
1966KlosterneuburgStift KlosterneuburgIII/P27Neubau der Chor-Orgel im histor. Gehäuse von Anton Pfliegler aus 1780
1966SindelburgPfarrkirche SindelburgII/P16Neubau im historischen Gehäuse
1966Taiskirchen im InnkreisPfarrkirche Taiskirchen im Innkreis
II/P19Neubau im historischen Gehäuse, Zubau von Positiv
1966LinzPfarrkirche St. Michael (Linz)
II/P25
1967PottenbrunnPfarrkirche Pottenbrunn
1967HornCanisiusheimII/P7Vom damaligen Weihbischof Alois Stöger geweiht, zum ersten Mal gespielt von Peter Jan Marthé.
1968WienHochschulkirche St. UrsulaII/P28Kirche der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien
1968GötzisAlte Pfarrkirche GötzisII/P28
1968KarlstettenPfarrkirche Karlstetten
II/P13Neubau im historischen Gehäuse
1968HeiligeneichPfarrkirche HeiligeneichII/P19[14]
1969Salzburg-GneisPfarrkirche Salzburg-GneisII/P18Orgel
1969MelkStadtpfarrkirche MelkII/P17[15]
1969Klaffer am HochfichtPfarrkirche KlafferII/P16
1970EisenstadtPädagogische AkademieII/P18seit 2010 in Katholische Pfarrkirche Rechnitz
1970MelkStiftskirche MelkIII/P45
1970[6]Wien-AlsergrundSeminarkirche Santa Maria de MercedeII/P19
1971WienLeopoldskircheII/P22Disposition
1971WeinburgPfarrkirche WeinburgII/P10neobarockes Gehäuse
1972Furth bei GöttweigPfarrkirche Furth bei GöttweigII/P15
1973MeranSt. Nikolaus (Meran)
III/P40Disposition
1974BregenzPfarrkirche Bregenz-St. GallusIII/P40[16]
1974Bad Wimsbach-NeydhartingPfarrkirche St Stephan
II/P16Das Gehäuse der Hauptorgel stammt noch von 1752. Das Orgelwerk wurde 1974 von Hradetzky neu angeschafft. Ebenso eine Nebenorgel an der Emporenbrüstung deren Gehäuse dem Original der Hauptorgel angeglichen wurde.
1975Kirchberg am WaldePfarrkirche Kirchberg am WaldeII/P11Das Orgelgehäuse mit Akanthusdekor aus 1711 ist mit G.W.C. bezeichnet, zeigt die Wappen Collonicz (links) und Kuefstein (rechts) und trägt mittig die Figur David.
1975/1976SenftenbergPfarrkirche Senftenberg
1976GföhlPfarrkirche GföhlII/P15Neue Orgel unter Verwendung des historischen Orgelprospekt.[17]
1977KatowiceDom (Chororgel)II/P17Orgel
1978OberpullendorfPfarrkirche OberpullendorfII/P18
1978HaindorfPfarrkirche HaindorfBrüstungswerk
1979WienDreifaltigkeitskircheII/P13Disposition
Bild ohne Rückpositiv
1979[6]SydneyOpernhaus SydneyV/P131gemeinsam mit Ronald Sharp[18]
bis 1980KremsSt.-Paul-KircheII/P20
1980Mautern an der DonauPfarrkirche Mautern an der DonauII/P18
1980KatowiceDom (Hauptorgel)III/P43Orgel
1981Kasten bei BöheimkirchenPfarrkirche Kasten bei BöheimkirchenII/P13

Restaurierungen

JahrOrtGebäudeBildManualeRegisterBemerkungen
1960Groß Schönau NÖPfarrkirche Großschönau
II/P11Umbaumaßnahmen
1960FriesachSt. Nikolaus (Friesach)
II/P17Umbau der Orgel von Albert Mauracher aus 1890 mit mechan. Kegelladen[19]
1961HaunoldsteinPfarrkirche HaunoldsteinI/P9Umbau der Orgel, elektropneumatisch
1961Wien-LeopoldauPfarrkirche Leopoldau
II/P23Umbau der Orgel, barockes Gehäuse aus 1020 Wien, Barmherzige Brüder, elektropneumat. Traktur
1964HerzogenburgStift Herzogenburg
III/P40Restaurierung der Orgel von Johann Hencke aus dem Jahr 1752.
1975SteinPfarrkircheII/P23Restaurierung der Anton-Preysinger-Orgel aus dem Jahr 1748
1976MelkStift Melk-Kolomani-SaalI6Restaurierung
1979WienUlrichskirche (Wien)II26Generalrestaurierung der Orgel von Josef Loyp aus 1842

Ehrungen und Auszeichnungen

Literatur

  • Hans Frühwirth: Ihre Liebe galt Krems. Kulturamt der Stadt Krems, Krems 1997, ISBN 3-901664-01-9
Commons: Gregor Hradetzky – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gründungsgeschichte Hradetzky I. Abgerufen am 18. November 2011. (Geschichte der Firma Hradetzky auf der Webpräsenz von Orgelbau Hradetzky)
  2. Johannes Hochsteger: Biographische Studie zu österreichischen Sportidolen von 1933-1945 https://phaidra.univie.ac.at/open/o:1310035
  3. Bundesarchiv R 9361-VIII/12571677
  4. Bundesarchiv R 9361-III/532430
  5. Die Nachkriegsjahre 1945-1959. Geschichte der Firma Hradetzky auf der Webpräsenz von Orgelbau Hradetzky. Abgerufen am 18. November 2011.
  6. a b c Werkliste Gregor Hradetzky d. J. Abgerufen am 18. November 2011.
  7. http://www.hradetzky-orgel.at/index.php/werkliste/werkliste-gregor-d-juengere.html
  8. http://www.hradetzky-orgel.at/index.php/werkliste/werkliste-gregor-d-juengere.html
  9. Günter Lade: Orgeln in Wien. Wien 1990, ISBN 3-9500017-0-0, S. 44f.
  10. Gottfried Allmer: Große Orgeln in Österreich – ein Überblick. In: Das Orgelforum. Nr. 13, 2010, S. 83.
  11. Österreichische Orgeldatenbank Karl Schütz. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 15. Januar 2014; abgerufen am 17. Juni 2012.
  12. Günter Lade: Orgeln in Wien. Wien 1990, ISBN 3-9500017-0-0, S. 226.
  13. Peter Planyavsky: Anton Heiller – Alle Register eines Lebens. Edition VA bENE, Wien 2009, ISBN 978-3-85167-227-5, S. 142 u. 145
  14. http://www.hradetzky-orgel.at/index.php/werkliste/werkliste-gregor-d-juengere.html
  15. Hradetzky-orgel.at: Gregor Hradetzky; abgerufen am 25. Dez. 2019
  16. http://www.hradetzky-orgel.at/index.php/werkliste/werkliste-gregor-d-juengere.html
  17. Werkliste
  18. Gottfried Allmer: Der österreichische Orgelbau im Ausland. In: Das Orgelforum. Nr. 12, 2009, S. 46.
  19. https://organindex.de/index.php?title=Friesach,_Dominikanerkirche,_St._Nikolaus