Benutzer:Laurentianus/Friedrich Sylburg

Friedrich Sylburg (* 1536 in Wetter (Hessen), † 16. Februar[1] 1596 in Heidelberg) war ein klassischer Philologe (Gräzist) und Bibliothekar.

Leben

Sylburg, der im Alter von sieben Jahren seinen Vater verlor, wurde in seiner Heimatstadt Wetter von Christian Pincier aufgezogen und erhielt dort auf der Academiola Wetterana ersten Unterricht bei Johannes Foenilius, Johannes Gernand und Gerhard Waldenberg, später bei Justus Vultejus und dem Theologen Johann Pincier. Anschließend erhielt er Privatunterricht bei Christian Pincier und Eckhard Dryander.[2] Auf Anraten seiner Lehrer habe er aber schon sehr früh („a prima statim adolescentia“) auswärtige Schulen besucht. So habe er fünf Jahre lang in Straßburg studiert, wohl am Sturm’schen Gymnasium, davon ein Jahr als Stipendiat des Straßburger Rates.[3] In Straßburg muss er 1558 begonnen haben. Im Jahr 1561 wurde er „eher als Freund denn als Diener“ in das Haus des reformierten Theologen Girolamo Zanchi aufgenommen, den er im November 1563, als dieser sich in Straßburg nicht halten konnte, nach Chiavenna begleitete. Bei Zanchi verblieb Sylburg bis ins Frühjahr 1565 und begab sich von dort nach Padua, mit der Absicht, dort weiterzustudieren.[4]

Die ihm nachgesagten Universitätsaufenthalte in Marburg, Jena und Genf lassen sich dagegen nicht nachweisen.[5] Sollte er tatsächlich dort gewesen sein, dann nicht im Rahmen eines regulären Studiums.

Später soll Sylburg in Paris Mitarbeiter des gelehrten Buchdruckers und Buchhändlers Henri Estienne (Henricus Stephanus) gewesen sein, bei dem er seine Kenntnisse der griechischen Sprache vertieft und auch einige Beiträge zu dessen bedeutendem Thesaurus Graecae linguae geliefert habe. Tatsächlich bezeichnet Sylburg Etienne in einigen Vorworten als seinen Lehrmeister; in seiner Herodot-Ausgabe jedoch, in der er diesen direkt anschreibt, erwähnt er mit keinem Wort eine persönliche Bekanntschaft.

Gesichert scheint aber wieder, dass Sylburg nach diesem möglichen Aufenthalt in Paris jedenfalls dritter Lehrer an der reformierten Lateinschule zu Neuhausen bei Worms wurde, bevor er von dort (spätestens 1580)[6] nach Lich in der Wetterau als Prorektor einer neugegründeten Schule berufen wurde. Hier wie dort unterrichtete er Latein, Griechisch und Französisch, ohne seine eigene wissenschaftliche Tätigkeit ruhen zu lassen.

Ende 1581 lehnte Sylburg einen Ruf auf die ordentliche Professur für griechische Sprache an der Universität Marburg ab, um für seine schriftstellerische Tätigkeit freizubleiben. Bald legte er auch sein Rektorat in Lich nieder und zog nach Frankfurt am Main, wo er für die berühmte Buchdruckerei des hugenottischen Exulanten Andreas Wechel als Korrektor sowie als Bearbeiter und Herausgeber griechischer Schriftsteller tätig war.

Im Jahre 1591 siedelte Sylburg nach Heidelberg über, angelockt vor allem von den griechischen Handschriften der Bibliotheca Palatina, die er eigens katalogisierte.[7] Sylburg, der anscheinend keinen akademischen Grad erlangt hatte, wurde am 21. Dezember 1592 als Privatgelehrter („tamquam vir doctus“) in die Matrikel der Universität Heidelberg eingeschrieben.[8] In Heidelberg arbeitete er für den gelehrten Buchdrucker Hieronymus Commelinus in ähnlicher Weise wie schon für Wechel in Frankfurt.

Ende Juli 1595 erhielt er eine Anstellung an der kurfürstlichen Bibliothek, starb aber bereits am 16. Februar 1596 an einem hitzigen pestilenzischem Fieber, nach der Inschrift seines Grabsteins „dahingerafft durch übermäßige Nachtschichten und Überlastung in der Druckerei.“

Verheiratet war er mit der ältesten Tochter des Pfarrers Johannes Pincier. Seine bedeutende Privatbibliothek fiel zunächst an den Juristen Johann Friedrich Gernand aus Wetter[9], ihr weiteres Schicksal liegt jedoch im Dunkel.

Veröffentlichungen

Sylburg wird als einer der führenden Kenner der griechischen Sprache und Literatur gerühmt, die im 16. Jahrhundert gewirkt haben. Seine eigenen Emendationen nahm er nicht in den Text auf, sondern teilte sie lediglich als Vorschläge in den Anmerkungen mit. Von besonderer Sorgfalt zeugen auch seine Sach- und Wortindices. Neben seiner fachlichen Kompetenz wurde an Sylburg schon von seinen Zeitgenossen ausdrücklich die Deutlichkeit gelobt, mit der er in seinen Kommentaren die Leistungen seiner Vorgänger und Kollegen nachwies und deren Verdienste würdigte.

Erstausgaben

Literatur

  • Melchior Adam, Vitae Germanorum philosophorum, Frankfurt 1615, S. 416–418 (online)
  • Johann Georg Jungius, Vita Friderici Sylburgii, Berleburg 1745 (online)
  • Epistolae quinque ad Paulum Melissum, hrsg. von Friedrich Creuzer, Marburg 1827 (online)
  • Friedrich Koldewey: Sylburg, Friedrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 37, Duncker & Humblot, Leipzig 1894, S. 282–285.
  • Karl Preisendanz, Aus Friedrich Sylburgs Heidelberger Zeit, in: Neue Heidelberger Jahrbücher N.F. 1937, S. 55–77
  • Karl Preisendanz, Ein unbekannter Jugendbrief des Neuhumanisten Friedrich Sylburg (1563), in: Schweizer Beiträge zur Allgemeinen Geschichte 18 (1960/1), S. 240–253
  • Artikel Sylburg, Friedrich, in: Killy Literaturlexikon², 11, S. 412–414

Einzelnachweise

  1. So auf der Abschrift seines Grabsteins auf dem Friedhof der Heidelberger Peterskirche. Sonst wird auch der 17. Februar angegeben.
  2. Selbstaussagen Sylburgs in der Widmung der Epicae elegiacaeque gnomae an die Nachkommen Christian Pinciers.
  3. In der Widmung seiner Justinusausgabe an den Rat der Stadt Straßburg aus dem Jahr 1593, wo er angibt, seine Studienzeit in Straßburg liege dreißig Jahre zurück.
  4. Vgl. Zanchis Lebensbeschreibung [1] (niederländisch).
  5. Vgl. den ADB-Artikel und die einschlägigen Matrikeln.
  6. Vgl. die Epicedia in obitum Johannis Fichardi († im Juni 1580), wo Sylburg dieser Titel beigelegt wird, (online), S. 6. Die Mehrheit der Autoren legen ihm allerdings den Rang eines Rektors in Lich zu.
  7. Abgedruckt in: Johann Rudolph Mieg, Monumenta pietatis et litteraria, Teil I, Frankfurt 1701, online, Seite 1–128.
  8. Matrikel der Universität Heidelberg von 1386–1662, zweiter Halbband, Heidelberg 1886, Seite 164/5, Anmerkung 10.
  9. So die Selbstaussage Gernands im Vorwort seiner Ausgabe der Sylburgschen Übersetzung des Heidelberger Katechismus ins Griechische.