Steely Dan

Steely Dan ist der Name einer Band, die 1972 von Walter Becker und Donald Fagen in Los Angeles gegründet wurde. Der Name der Band wurde William S. BurroughsNaked Lunch entliehen und bezeichnet dort einen eisernen Dildo. Zu den bekannten Songs von Steely Dan gehören "Do It Again", "Rikki Don't Lose That Number", "Hey Nineteen" und "Peg".

Geschichte

Walter Becker und Donald Fagen hatten sich Ende der 60er Jahre am Bard College in New York kennen gelernt und bemerkten schnell ihre Übereinstimmungen, was die Musik anging. Sie entwickelten einen sehr eigenen, anspruchsvollen Stil mit Elementen aus Rock, Funk und Blues (u.a. amerikanisches Songwriting der 30er und 40er Jahre). Auch ein ausgeprägter Jazzeinfluss ist zu hören, etwa im Stück "Rikki Don't Lose That Number", das im Intro den Pianisten Horace Silver zitiert. Im Stück "Parker's Band" nahmen Steely Dan explizit Bezug auf Charlie Parker. Ausgefeilte Arrangements, die Verwendung oftmals ungewöhnlicher Harmonien, kombiniert mit meist tanzbaren Rhythmen und mehrdeutigen, sarkastischen, manchmal makabren Texten sind charakteristisch für Steely Dan.

Steely Dan begann 1972 mit folgender Besetzung: Donald Fagen (Gesang und Keyboards), Walter Becker (Bass), Denny Dias (Gitarre), Jeff "Skunk" Baxter (Gitarre), Jim Hodder (Schlagzeug) und David Palmer (Gesang). Auf ihrem ersten Album Can’t Buy A Thrill brillierte als Gastgitarrist Elliott Randall. Live wurde Steely Dan von Michael McDonald (Gesang, Keyboards) und Jeff Porcaro (Schlagzeug) verstärkt. 1974 hörte Steely Dan auf zu touren und die Gruppe bestand in der Hauptsache nur noch aus Fagen und Becker. Baxter und später auch McDonald gingen zu den Doobie Brothers, Porcaro wurde 1977 einer der Mitbegründer von Toto.

Es gibt in der mittlerweile mehrere Jahrzehnte umfassenden Karriere Steely Dans keine wesentlichen stilistischen Brüche im musikalischen Werk. Vielmehr perfektionierte und verfeinerte das Duo über die Jahre sein Songwriting, die Arrangements und die Produktion. Geprägt von verschiedenen musikalischen Einflüssen entstand ein typischer Sound ("Steely-Dan-Shuffle"), der mehr als nur Fusion war sondern sich zu einem unverkennbaren musikalischen Idiom entwickelte. Das Duo arbeitete mit oft wechselnden, doch stets brillanten Gastmusikern zusammen. In Musikerkreisen genießen Steely Dan daher regelrechten Kultstatus.

Produktionsstil

Der Gitarrist Dean Parks bezeichnet in der Fernsehserie Classic Albums über das Aja-Album den Produktionsstil von Steely Dan als one step beyond perfection: man arrangierte einen Titel bis zur absoluten Perfektion, um ihn dann nochmals zur Gänze von vorne einzuspielen, damit er eine gewisse Lockerheit bekam (to loosen it up a little bit). Es kam nicht selten vor, dass Gastmusiker, auch aufgrund der oftmals gnadenlosen Kritik von Becker und Fagen, entnervt das Studio verliessen. Sämtliche Steely Dan-Alben von 1972 bis 1980 wurden gemeinsam mit dem Produzenten Gary Katz produziert.

Alben

The Royal Scam (1976)

The Royal Scam gilt als das gitarrenorientierteste Album der Formation. Legendär wurde vor allem das Gitarrensolo von Larry Carlton in Kid Charlemagne, welches vom Rolling Stone Magazine zu einem der drei besten Gitarrensoli aller Zeiten gewählt wurde.

Aja (1977)

Aja wird von vielen als das beste Album von Steely Dan angesehen. Es hat einen ausgeprägten Jazzeinfluss, nicht zuletzt, weil Musiker wie Wayne Shorter, Lee Ritenour und Joe Sample daran beteiligt waren. Außerdem gilt es als Beispiel für den Perfektionismus, den Becker und Fagen bei Arrangement und Produktion ihrer Musik entwickelten. Innerhalb von drei Wochen nach Erscheinen war es bereits in den Top 5 der US-Albumcharts, als eine der ersten Platten überhaupt wurde es mit Platin ausgezeichnet. Für die erste Singleauskopplung wurde Peg ausgewählt (Platz 11 der US-Singlecharts), später folgten noch das mehr als siebenminütige Deacon Blues (#19) und Josie (#26).

Gaucho (1978-80)

Im Jahr 1980 erschien nach zermürbender zweijähriger Produktionszeit das Album Gaucho. Es gibt Berechnungen, dass für dieses Album ca. 1000 Session-Stunden in insgesamt drei verschiedenen Studios in Los Angeles und New York stattfanden[1]. Alleine für ein kurzes Gitarrensolo im Titel Time Out Of Mind wurden gut 30 Weltklasse-Gitarristen verschlissen bis Fagen und Becker mit dem Ergebnis von ausgerechnet Mark Knopfler zufrieden waren, nicht minder akribisch waren die Schlagzeugaufnahmen[2]. Kurz vor Beendigung der Arbeiten am Album kam es dann zum Desaster: ein Studio-Assistent überspielte versehentlich das Tonband mit dem fertig produzierten The Second Arrangement, welches neben dem Titellied das zentrale Element des Albums darstellte. Becker und vor allem Fagen waren untröstlich, versuchten den Song nochmals mühsam von neuem einzuspielen, entschieden sich dann aber, ihn durch den Titel Third World Man zu ersetzen. Einige Fans und Kritiker sehen Gaucho deswegen etwas kritisch, auch weil der gesamte Stil im Vergleich zu den Vorgängeralben zu glatt, zu perfekt erscheint. Das Album erhielt dennoch, wie zuvor auch Aja, einen Grammy.

Trennung

Die Arbeit an "Gaucho" war aber auch von zahlreichen geschäftlichen und privaten Problemen Donald Fagens und Walter Beckers überschattet. So beabsichtigten die beiden, die Plattenfirma zu wechseln, was ihr altes Plattenlabel jedoch juristisch verhinderte. Die damalige Freundin Beckers starb an einer Drogenüberdosis, was ihm zur Last gelegt wurde. Er hatte einen schweren Verkehrsunfall, bei dem er sich ein Bein mehrfach brach und daher wochenlang auf Krücken angewiesen war. Außerdem hatte er mit seiner Heroinabhängigkeit zu kämpfen. So trennte sich das Duo zunächst. Donald Fagen begann eine Solokarriere zu verfolgen. Walter Becker zog nach Hawaii, wo er sich im Laufe der nächsten Jahre von seinen Drogenproblemen befreien konnte.

Solopfade

Im Jahr 1984 erschien in Deutschland ein Album mit dem Namen The Early Years mit bis dahin unveröffentlichtem Material aus den Anfängen der Zusammenarbeit von Becker und Fagen.

Donald Fagen veröffentlichte 1982 sein - erfolgreiches und grammynominiertes - erstes Soloalbum The Nightfly, das stilistisch nahtlos an seine Musik mit Steely Dan anschloss. Fagen litt fortan an einer Schreibblockade, weswegen er in den 1980ern ledigliche mehrere Filmmusiken (Heavy Metal 1981, The King of Comedy 1983, Bright Lights Big City 1988 und Say Anything 1989) sowie einzelne Stücke für Diana Ross oder The Manhattan Transfer schrieb.

Erst 1993 veröffentlichte er mit Kamakiriad sein zweites Soloalbum, bei dessen Produktion Becker beteiligt war. An den Songs hatte Fagen, mit Pausen, seit 1985 gearbeitet. Fagen revanchierte sich 1994 als Co-Produzent von Beckers Solo-Album 11 Tracks Of Whack.

2006 veröffentliche Donald Fagen Morph the Cat, sein von Kritikern hochgelobtes drittes Album.

Reunion

1993 waren Steely Dan wieder vereint und tourten durch die USA ("Alive In America").

1996 folgte die erste Welttournee, die sie auch nach Deutschland ("Alive in Germany") führte.

Im Jahr 2000 veröffentlichten Steely Dan ihr erstes Studioalbum nach zwanzig Jahren. Two Against Nature war nicht nur ein einfaches Comeback, es war DER Überraschungserfolg des Jahres als das Album im Februar 2001 vier Grammys erhielt. Es gewann in den Kategorien "Best engineered album non-classical", "Best pop vocal album", "Best performance by a duo or group with vocal" für den Song "Cousin Dupree", sowie "Best album of the year". Vor allem letzterer Grammy schockte einige, die sich schon als Gewinner glaubten, allen voran Favorit Eminem, der für seine The Marshall Mathers LP nominiert war.

Im Jahr 2001 wurden Steely Dan in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen.

Im Juni 2003 schließlich erschien das Album Everything Must Go.

2006 tourten Steely Dan in den USA zusammen mit Michael McDonald.

2007 gibt es erstmals seit 2000 wieder eine große Welttournee durch Amerika, Europa und Japan. Wie immer auch dieses mal mit hochkarätigen Musikern (u.a. Gitarre - Jon Herington, Drums - Keith Carlock, Baß - Freddie Washington, Keyboards - Jeff Young, Sax - Roger Rosenberg, Trompete - Michael Leonhart) besetzt.


Steely Dan - Donald Fagen (vorne) am 27. Juli 2007 in Luzern, Schweiz.


Steely Dan - Walter Becker (an der Gitarre) am 27. Juli 2007 in Luzern, Schweiz.

Datei:Steely Dan - Walter Becker - Luzern 2007.jpg

Kurioses

Donald Fagen und Walter Becker sind zwei der Hauptcharaktere der zehnteiligen Comedy-Videoserie "Yacht Rock", in der es um "Smooth Rock" der 1980er Jahre wie Toto, Hall & Oates, Michael McDonald, Michael Jackson, Kenny Loggins & Co geht.

Der britische Buchautor Ricky Rooksby hat in seinem Lehrbuch für Songwriting "How to write a song on guitar" (auch auf deutsch erschienen) ein kurzes Fagen-Zitat aufgenommen, in dem Fagen selbst zu einem Akkordtyp Stellung nimmt, der den Bandnamen trägt: der "Steely Dan-Akkord". Dieser Akkord baut auf einer Durterz als Basston auf, über den drei Töne in Quartschichtung gelegt werden: None, Quinte und Grundton eines gedachten Durakkords (z.B. E-d-g-c). Nur ganz wenige Akkorde in der Musikgeschichte überhaupt bekamen eigene Namen, darunter der "So what-Akkord" von Miles Davis des gleichnamigen Jazzstandards, "Tristanakkord" aus Richard Wagners Oper Tristan und Isolde und der "Prometeusakkord" des Komponisten Aleksandr Skrijabin. Der Name "Steely-Dan-Akkord" ist aber weder allgemein bekannt noch musikwissenschaftlich fundiert. Er repräsentiert lediglich ein Akkordklangbild (sogenanntes Voicing), das Donald Fagen bevorzugt benutzt hat.

Diskografie

  • 1972 Can't Buy A Thrill
  • 1973 Countdown to Ecstasy
  • 1974 Pretzel Logic
  • 1975 Katy Lied
  • 1976 The Royal Scam
  • 1977 Aja
  • 1978 Greatest Hits (Compilation)
  • Steely Dan (Compilation – Japan)
  • 1980 Gaucho
  • 1982 The Nightfly (D. Fagen solo)
  • 1984 Becker/Fagen: The Early Years
  • 1985 Gold, Expanded Edition (Compilation)
  • A Decade of Steely Dan (Compilation)
  • The Very Best of Steely Dan (Compilation – Europa)
  • 1993 Citizen Steely Dan (Box Set)
  • Kamakiriad (D. Fagen solo)
  • The Best of Steely Dan: Then and Now (Compilation – Europa)
  • 1994 11 Tracks of Whack (W. Becker solo)
  • 1995 Alive in America (live)
  • 2000 Two Against Nature
  • Plush TV Jazz-Rock Party (PBS Show "In the Spotlight")
  • Show Biz Kids: The Steely Dan Story, 1972–1980 (Compilation)
  • 2003 Everything Must Go
  • 2006 Morph the Cat (D. Fagen solo)

Quellen

  1. ROLLING STONE – Wiederhören 04 "Kürzlich hat jemand vorgerechnet, dass 'Gaucho' etwa tausend Aufnahmestunden verbrauchte ..."
  2. Gary Katz about Jeff Porcaro Schlagzeug-Aufnahmen zum Album Gaucho