„Sic“ – Versionsunterschied

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{{Dieser Artikel|behandelt das lateinische Wort ''sic''. Zu anderen Bedeutungen dieser Buchstabenfolge siehe [[SIC]].}}
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'''sic''' ({{IPA2|siːk}}) ist ein redaktioneller Hinweis in Zitaten, Druckvorlagen und anderen Textstellen. Es entstammt dem [[latein]]ischen ''sīc'' und bedeutet „so“ bzw. „wirklich so“ (vollständig: {{lang|la|sic erat scriptum|}}: „so wurde es geschrieben“).
Das Wort '''sic''' ([[Latein|lat.]] ''sīc'', „so“, „wirklich so“) wird, vorzugsweise in eckigen [[Klammer (Zeichen)|Klammern]] <nowiki>([sic])</nowiki>, als [[redaktion]]elle Ergänzung verwendet
* in [[Zitat]]en,
** um darauf hinzuweisen, dass eine unmittelbar vorangehende Stelle eines Zitats korrekt zitiert wurde, also vom Zitierenden gegenüber dem Original nicht verändert worden ist, oder
** um eine Besonderheit des zitierten Texts hervorzuheben und gleichzeitig zu verdeutlichen, dass dem Zitierenden diese Besonderheit bewusst ist und er mit der zitierten Besonderheit nicht zugleich auch die inhaltliche Position übernimmt, sondern er sie nur deshalb übernommen hat, weil das Original sie enthält.


In [[Zitat]]en wird „[sic]“ oft in eckigen Klammern geschrieben und weist darauf hin, dass die vorangehende Stelle eines Zitats korrekt übernommen wurde. Das betrifft etwa Rechtschreibfehler&nbsp;– würden sie geändert, wäre die Textstelle falsch zitiert. Auch kann mit „[sic]“ verdeutlicht werden, dass hier eine Besonderheit vorliegt, die dem Zitierenden bewusst ist. Damit kann er sich z.&nbsp;B. inhaltlich distanzieren oder auf offensichtlich falsche Informationen hinweisen.
:Die so gekennzeichnete Besonderheit kann ein inhaltlicher [[Widerspruch (Dialektik)|Widerspruch]], eine veraltete Schreibweise, ein [[Rechtschreibfehler]] oder Ähnliches sein. Insbesondere bei [[Wissenschaftliche Arbeit|wissenschaftlichen Texten]] kann durch „[sic]“ darauf hingewiesen werden, dass ein als [[Primärquelle und Sekundärquelle|Quelle]] dienender Text offensichtlich falsche [[Information]]en enthält. Der Zitierende darf diese Besonderheit nicht [[Korrekturlesen|revidieren]] oder anderweitig ändern, da er sonst einen Zitierfehler beginge.


* in [[Druckvorlage]]n, um den [[Schriftsetzer]] auf eine Besonderheit aufmerksam zu machen und so Fehlern vorzubeugen.
In [[Druckvorlage]]n machen [[Schriftsetzer]] oder Maschinensetzer auf eine Besonderheit aufmerksam, um Fehlern vorzubeugen. In weiteren Textstellen, die keine Zitate sind, kann mit „(sic)“ verhindert werden, dass etwas irrtümlich als Fehler interpretiert wird. Dabei will der Autor verdeutlichen, dass es bewusst genau so gemeint ist.

* an Textstellen, die irrtümlich als Fehler interpretiert werden könnten, um zu verdeutlichen, dass etwas genau so und nicht anders gemeint ist.


== Verwendung ==
== Verwendung ==
Die Verwendung dieses Zusatzes „[sic]“ findet sich überwiegend in akademischen, insbesondere [[Literaturwissenschaft|literaturwissenschaftlichen]] Texten. Die Kennzeichnung von heute unüblichen Schreibweisen im Originaltext gilt als Ausweis präziser Arbeit; sie kann aber, wo es sich um bloß veraltete Rechtschreibungen geht, bei denen der Unterschied keinen Bezug zum eigentlichen Thema des Textes hat, die Lesbarkeit beeinträchtigen.
Die Verwendung dieses Zusatzes „[sic]“ findet sich überwiegend in akademischen, insbesondere [[literaturwissenschaft]]lichen Texten. Die Kennzeichnung von heute unüblichen Schreibweisen im Originaltext gilt als Ausweis präziser Arbeit; sie kann aber, wo es sich um bloß veraltete Rechtschreibungen handelt, bei denen der Unterschied keinen Bezug zum eigentlichen Thema des Textes hat, die Lesbarkeit beeinträchtigen.

Man findet auch „[sic!]“ mit einem [[Ausrufezeichen]]<ref>{{Literatur | Autor= | Sammelwerk= | Titel=Duden: Die Deutsche Rechtschreibung | Jahr=2000 | Verlag=Dudenverlag | Ort= | ISBN=3-411-04012-2 | Seiten=}} Enthält nur das Stichwort ‘sic!’, nicht ‘sic’.</ref> oder statt „sic“ nur ein Ausrufezeichen: „[!]“.


Man findet auch „[sic!]“ mit einem [[Ausrufezeichen]] oder statt „sic“ nur ein Ausrufezeichen: „[!]“.
Man schreibt „[sic?]“ oder deutsch „[so?]“ mit einem [[Fragezeichen]], wenn man in einem [[Manuskript]] bei der Schreibweise (insbesondere eines Namens) unsicher ist und den [[Korrektor]] darauf hinweisen will. (Das ist ebenso kurz wie englisch „[sp?]“ für „[spelling?]“.)


Man schreibt „[sic?]“ oder deutsch „[so?]“ mit einem [[Fragezeichen]], wenn man in einem [[Manuskript]] bei der Schreibweise (insbesondere eines Namens) unsicher ist und den [[Korrektor]] darauf hinweisen will.
Manchmal findet man exakte Zitate auch im ''schriftlichen'' Text als „[[Originalton|O-Ton]]“ gekennzeichnet.


In [[Computersprache]]n kann „sic“ innerhalb eines [[Kommentar (Programmierung)|Kommentars]] verwendet werden. Hier ist der Hinweis allerdings explizit für Leser und Bearbeiter des [[Quelltext]]s bestimmt, da der Kommentar bei der Erzeugung des daraus resultierenden [[Compiler|Kompilats]], der Verarbeitung oder der Darstellung ignoriert wird.
Gelegentlich wird der Einschub auch verwendet, um in Zitaten eine Distanzierung des Zitierenden von dem Zitat zu unterstreichen oder auf einen bestimmten Punkt besonders hinzuweisen.


== Beispiele ==
== Beispiele ==
<!-- Die falsche Schreibweise ist hier gewollt! Deshalb sic. -->
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* „Göthe [sic] gilt als der bedeutendste deutsche Dichter und herausragende Persönlichkeit der Weltliteratur.“ (Grund für ''sic:'' Die korrekte Schreibweise lautet „[[Johann Wolfgang von Goethe|Goethe]]“.)
Die falsche Schreibweise ist hier gewollt! Deshalb sic.
* „sehr weit weg ist er, aber aber [sic] das macht nichts.“<ref>{{Literatur |Autor=Ina Hartwig |Titel=Bücher frecher Frauen – Das Dunkle und der Spaß |TitelErg=Zitiert aus einem Brief von [[Gudrun Ensslin]] |Sammelwerk=[[Süddeutsche Zeitung]] |Datum=2010-03-19 |ISSN=0174-4917 |Online=https://www.sueddeutsche.de/kultur/buecher-frecher-frauen-die-haben-nerven-1.5082-2 |Abruf=2018-09-09}}</ref> (Grund für ''sic:'' Das doppelte ''aber'' entstammt dem Original und ist kein Fehler des Journalisten.)
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* „Als erfolgreicher Schriftsteller verkaufte er regelmäßig über 100&nbsp;[sic!] Bücher im Jahr.“ (Grund für ''sic:'' Kennzeichnung einer inhaltlichen Fehleinschätzung [die Zahlenangabe stimmt nicht] oder eine explizite Bestätigung der korrekten Wiedergabe [es ist weder 10 noch 1000 gemeint].)
* „Die Lerer [sic] machen es so.“
* „[[Himmelspolizey]] [sic]“ (Grund für ''sic:'' von den Autoren des Begriffs bewusst gewählte Abweichung von „Himmelspolizei“.)
* „Göthe [sic] gilt als der bedeutendste deutsche Dichter und herausragende Persönlichkeit der Weltliteratur.“
* „sehr weit weg ist er, aber aber [sic] das macht nichts.“<ref>Aus einem Brief von [[Gudrun Ensslin]], zitiert in: Ina Hartwig: ''[http://www.sueddeutsche.de/kultur/316/506496/text/6/ Bücher frecher Frauen – Das Dunkle und der Spaß].'' In: ''Süddeutsche.'' 20. März 2010.</ref> (Grund für ''sic:'' Das doppelte ''aber'' entstammt dem Original und ist kein Fehler des Journalisten.)
* „Als erfolgreicher Schriftsteller verkaufte er regelmäßig über 100 [sic!] Bücher im Jahr.“ (Grund für ''sic:'' Kennzeichnung einer inhaltlichen Fehleinschätzung [die Zahlenangabe stimmt nicht] oder eine explizite Bestätigung der korrekten Wiedergabe [Es ist nicht 10 gemeint und nicht 1000].)


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Liste lateinischer Phrasen/S#Sic]]
* [[Liste lateinischer Phrasen/S#Sic|Lateinische Phrasen mit ''sic'']]
* [[nota bene]], lateinisch für ''wohlgemerkt'', hat eine ähnliche Bedeutung wie ''sic'', wird aber als gewöhnlicher Satzbestandteil verwendet und selten in Klammern gesetzt


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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[[Kategorie:Lateinische Phrase]]
[[Kategorie:Lateinische Phrase]]
[[Kategorie:Literaturwissenschaft]]
[[Kategorie:Literaturwissenschaft]]
[[Kategorie:Interjektion]]

Aktuelle Version vom 8. August 2024, 15:21 Uhr

sic (Aussprache [siːk]) ist ein redaktioneller Hinweis in Zitaten, Druckvorlagen und anderen Textstellen. Es entstammt dem lateinischen sīc und bedeutet „so“ bzw. „wirklich so“ (vollständig: sic erat scriptum: „so wurde es geschrieben“).

In Zitaten wird „[sic]“ oft in eckigen Klammern geschrieben und weist darauf hin, dass die vorangehende Stelle eines Zitats korrekt übernommen wurde. Das betrifft etwa Rechtschreibfehler – würden sie geändert, wäre die Textstelle falsch zitiert. Auch kann mit „[sic]“ verdeutlicht werden, dass hier eine Besonderheit vorliegt, die dem Zitierenden bewusst ist. Damit kann er sich z. B. inhaltlich distanzieren oder auf offensichtlich falsche Informationen hinweisen.

In Druckvorlagen machen Schriftsetzer oder Maschinensetzer auf eine Besonderheit aufmerksam, um Fehlern vorzubeugen. In weiteren Textstellen, die keine Zitate sind, kann mit „(sic)“ verhindert werden, dass etwas irrtümlich als Fehler interpretiert wird. Dabei will der Autor verdeutlichen, dass es bewusst genau so gemeint ist.

Verwendung

Die Verwendung dieses Zusatzes „[sic]“ findet sich überwiegend in akademischen, insbesondere literaturwissenschaftlichen Texten. Die Kennzeichnung von heute unüblichen Schreibweisen im Originaltext gilt als Ausweis präziser Arbeit; sie kann aber, wo es sich um bloß veraltete Rechtschreibungen handelt, bei denen der Unterschied keinen Bezug zum eigentlichen Thema des Textes hat, die Lesbarkeit beeinträchtigen.

Man findet auch „[sic!]“ mit einem Ausrufezeichen oder statt „sic“ nur ein Ausrufezeichen: „[!]“.

Man schreibt „[sic?]“ oder deutsch „[so?]“ mit einem Fragezeichen, wenn man in einem Manuskript bei der Schreibweise (insbesondere eines Namens) unsicher ist und den Korrektor darauf hinweisen will.

In Computersprachen kann „sic“ innerhalb eines Kommentars verwendet werden. Hier ist der Hinweis allerdings explizit für Leser und Bearbeiter des Quelltexts bestimmt, da der Kommentar bei der Erzeugung des daraus resultierenden Kompilats, der Verarbeitung oder der Darstellung ignoriert wird.

Beispiele

  • „Göthe [sic] gilt als der bedeutendste deutsche Dichter und herausragende Persönlichkeit der Weltliteratur.“ (Grund für sic: Die korrekte Schreibweise lautet „Goethe“.)
  • „sehr weit weg ist er, aber aber [sic] das macht nichts.“[1] (Grund für sic: Das doppelte aber entstammt dem Original und ist kein Fehler des Journalisten.)
  • „Als erfolgreicher Schriftsteller verkaufte er regelmäßig über 100 [sic!] Bücher im Jahr.“ (Grund für sic: Kennzeichnung einer inhaltlichen Fehleinschätzung [die Zahlenangabe stimmt nicht] oder eine explizite Bestätigung der korrekten Wiedergabe [es ist weder 10 noch 1000 gemeint].)
  • Himmelspolizey [sic]“ (Grund für sic: von den Autoren des Begriffs bewusst gewählte Abweichung von „Himmelspolizei“.)

Siehe auch

  • Lateinische Phrasen mit sic
  • nota bene, lateinisch für wohlgemerkt, hat eine ähnliche Bedeutung wie sic, wird aber als gewöhnlicher Satzbestandteil verwendet und selten in Klammern gesetzt
Wiktionary: sic – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Ina Hartwig: Bücher frecher Frauen – Das Dunkle und der Spaß. Zitiert aus einem Brief von Gudrun Ensslin. In: Süddeutsche Zeitung. 19. März 2010, ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 9. September 2018]).