Martin Luther King

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Martin Luther King

Dr. Martin Luther King, jr. (* 15. Januar 1929 in Atlanta; † 4. April 1968 in Memphis, eigentlich Michael King) war ein US-amerikanischer Theologe und Bürgerrechtler.

Kindheit und Ausbildung

King wurde am 15. Januar 1929 als Sohn einer Lehrerin und eines Baptistenpredigers geboren. Der Name Martin Luther war für den Vater und später für den Sohn Ausdruck tiefen religiösen Empfindens. In der Schule lernte er leicht und graduierte 1948 in Soziologie.

Wie alle Schwarzen litt er unter Rassentrennung und Diskriminierung. So beschrieb sein Landsmann, H. L. Mencken die Schwarzen folgendermaßen:

"The educated Negro of today is a failure, not because he meets insuperable difficulties in life, but because he is a Negro. His brain is not fitted for the higher forms of mental effort; his ideals, no matter how laboriously he is trained and sheltered, remain those of a clown." (aus Time, 3. Januar 1964).

Ein Erlebnis während einer Busreise war symptomatisch für die damalige Situation: Martin Luther King und sein Lehrer mussten ihre Plätze räumen, weil Weiße sich hinsetzen wollten. King sagte später:

"When we didn't move right away, the driver started cursing us out and calling us black sons of bitches. I decided not to move at all, but my teacher pointed out that we must obey the law. So we got up and stood in the aisle the whole 90 miles to Atlanta. It was a night I'll never forget. I don't think I have ever been so deeply angry in my life." (aus Time, 3. Januar 1964).

Seine politische Haltung den Weißen gegenüber war trotzdem gemäßigt.

Martin Luther King jr. wurde mit 17 Jahren zum Baptistenpfarrer ordiniert. Um Theologie zu studieren, besuchte er das Crozer Theological Seminary, wo es nur sechs schwarze Studenten gab. Aus Angst, den Maßstäben der Weißen nicht zu entsprechen, studierte er intensiv und war der Beste seiner Klasse. Er las Plato, Locke, Rousseau, Aristoteles, Marx und vor allem Mahatma Gandhi, dessen Gewaltlosigkeit ihn beeindruckte. King sagte über den großen Inder:

"From Gandhi I learned my operational technique" (aus Time, 3. Januar 1964)

1951 beendete er sein Studium mit einem Bachelor of divinity. Anschließend studierte er an der Universität von Boston. Während dieser Zeit beschäftigte er sich weiter mit den gewaltfreien Vorstellungen Mahatma Gandhis.

Am 18. Juni 1953 heiratet er Coretta Scott, mit der er vier Kinder hatte. Martin Luther King jr. hatte mehrere Angebote für die Zeit nach seinem Studium. Er wählte aber nicht den "einfachen" Weg, er entschied sich für eine Pfarrerstelle im Süden. Im darauffolgenden Jahr wurde er Pastor in der Dexter Avenue Baptist Church in Montgomery (Alabama). 1955 wurde ihm die Titel eines Doktors der Philosophie verliehen.

Erste Erfolge - Montgomery

Montgomery hatte zu dieser Zeit 130 000 Einwohner, davon 50 000 Schwarze. Diese arbeiteten vorwiegend als Landarbeiter und Hausangestellte. King bemerkte, dass die beiden Bevölkerungsgruppen nebeneinander lebten, ohne miteinander den Kontakt zu suchen. King gründete ein Komitee, damit schwarze Kinder die Schule besuchen konnten, außerdem förderte er schwarze Künstler der Gemeinde.

Die Verhaftung von Rosa Parks, die sich geweigert hatte, einem Weißen im Bus Platz zu machen, führte zu einem unerwarteten Zusammenschluss der schwarzen Bevölkerung. Sie riefen zum Boykott der städtischen Busse auf. King wurde gebeten, diesen Boykott anzuführen. King hielt die schwarze Bevölkerung in dieser Zeit davon ab, Geschäfte von Weißen zu boykottieren, weil er eine weitere Eskalation der Auseinandersetzungen verhindern wollte. Er organisierte einen "Carpool" als Ersatz für die bestreikten Busse der Stadt. Dieser Streik dauerte 381 Tage und erregte im Ausland Aufsehen, und es gab nicht nur verbale Zustimmung, sondern auch finanzielle Unterstützungen für die Bewohner der Stadt.

Der gewaltlose Widerstand hatte 1956 Erfolg, als der Oberste Gerichtshof jede Art von Rassentrennung in den Bussen der Stadt verbot. Kings Verdienste führten dazu, dass er zum Präsidenten der Southern Christian Leadership Conference (SCLC) gewählt wurde. King, der immer die Gewaltlosigkeit predigte, wurde in dieser Zeit dreimal tätlich angegriffen, überlebte drei Bombenanschläge und wurde 14 mal ins Gefängnis gebracht. Seine Post enthielt viel Zuspruch, war aber auch voller Morddrohungen. King bereiste in den nächsten beiden Jahren die USA und warb für seine Ziele. Es kam auch zu einer Begegnung mit dem amerikanischen Präsidenten Dwight D. Eisenhower, die aber ergebnislos verlief.

1960 wurde er Kopastor bei seinem Vater an der Ebenezer Baptist Church in Atlanta. Die Schikanen der Justiz gegen King gipfelten in seiner Verhaftung und Verurteilung zu sechs Monaten Zwangsarbeit - weil er es unterlassen hatte, seinen Führerschein umzumelden, als er von Montgomery nach Atlanta umzog. John F. Kennedy, zu dieser Zeit Präsidentschaftskandidat, erfuhr von der Verhaftung. Er bot der Familie seine Hilfe an. Er setzte sich mit dem Richter in Verbindung und King wurde gegen Kaution freigelassen. Wenige Tage später wurde Kennedy mit 100 000 Stimmen Mehrheit zum Präsidenten gewählt. Coretta Scott-King schrieb später in ihrer Autobiographie, dass diese Intervention Kennedy den Sieg gebracht habe.

In der Bürgerrechtsbewegung kam es zu dieser Zeit zu Meinungsverschiedenheiten über die Methode des weiteren Vorgehens. Kings großer Einfluss sorgte aber noch dafür, das die Gewaltlosigkeit weiter einzige Möglichkeit blieb. 1963 führte er Aktionen für bessere Wohnungen, Schulbildung und für die Registrierung Schwarzer in die Wählerlisten an.

Birmingham

In Birmingham führte er die Schwarzen mit Workshops in die Methoden des gewaltlosen Widerstandes ein. Die Stadt wurde von King als Metropole der Rassentrennung bezeichnet. Zahllose friedliche Demonstrationen wurden abgehalten. Der Sicherheitschef von Birmingham, Eugene "Bull" Connor, ein überzeugter Rassist, ließ mehr als 3300 Schwarze ins Gefängnis werfen, darunter auch King. Connor ließ auch fast 1000 Schulkinder festnehmen, die am 2. Mai 1963 in der Stadt demonstrierten. Er erreichte damit aber nur das Gegenteil. Diese Aktionen führten zur großen Bekanntheit des Predigers. Zahlreiche Morde an Schwarzen im Süden der USA erschütterten die Öffentlichkeit. Als Folge dieser Ereignisse wurden die Verordnungen zur Rassentrennung im öffentlichen Leben in vielen Städten aufgehoben.

Washington

Die Schwarzen entwickelten in dieser Zeit ein neues Selbstbewusstsein. Sie entdeckten ihre afrikanische Abstammung und lebten die Kultur ihres "Heimatkontinents". Am 28. August 1963 erfolgte der Marsch auf Washington ("I have a dream") 250000, darunter 60000 Weiße, demonstrierten friedlich, um auch die Bürgerrechtsgesetzgebung Präsident Kennedys zu unterstützen. Die Ermordung Kennedys am 22. November 1963 traf die Bürgerrechtsbewegung. Lyndon B. Johnson sorgte dafür, dass die Gesetze schließlich verkündet wurden (19. Juni 1964).Martin Luther King erhielt in diesem Jahr den Friedensnobelpreis. Das Nachrichtenmagazin Time ernannte den Bürgerrechtler zum "Mann des Jahres 1964".

Die Rede' (Auszug)

"Ich habe einen Traum, dass eines Tages auf den roten Hügeln von Georgia die Söhne früherer Sklaven und die Söhne früherer Sklavenhalter miteinander am Tisch der Brüderlichkeit sitzen können. Ich habe einen Traum, dass sich eines Tages selbst der Staat Mississippi, ein Staat, der in der Hitze der Ungerechtigkeit und Unterdrückung verschmachtet, in eine Oase der Freiheit und Gerechtigkeit verwandelt. Ich habe einen Traum, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einer Nation leben werden, in der man sie nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern allein nach ihrem Charakter beurteilen wird."


Der Terror der weißen Rassisten im Süden der Staaten hielt weiter an. Zahlreiche Schwarze wurden ermordet, die Polizei terrorisierte weiterhin Bürgerrechtler. Kings Eintreten für Gewaltlosigkeit wurde nicht mehr von jedem Schwarzen befürwortet. Malcolm X und Elijah Muhammed waren Vertreter des radikalen Flügels.

Vietnam

Martin Luther King wollte auch im Norden der Vereinigten Staaten den gewaltlosen Widerstand forcieren. Er hatte dabei weniger Erfolg. Es kam zu blutigen Rassenunruhen, so in Chicago, aber auch in Watts, Los Angeles. Martin Luther Kings Haltung gegen den Vietnamkrieg wurde nicht von allen seinen Weggefährten geteilt. Sein Vater beschwor seinen Sohn, dass er nicht befugt sei, sich zum Krieg zu äußern. Wie viele weiße Amerikaner standen auch Teile der schwarzen Bevölkerung auf Seiten der Kriegsbefürworter. Man befürchtete, dass sich die Bürgerrechtsbewegung mit einer Parteinahme gegen den Krieg selber schaden würde, weil Präsident Johnson benötigte Mittel für sie streichen lassen würde.

Was auch geschah. King wurde zur "persona non grata" im Weißen Haus. Seine Zusammenarbeit mit der Antikriegsbewegung und deren weißen Führern, sowie seine Pläne, einen "Marsch armer Leute" nach Washington, fanden immer mehr Kritiker. Bei diesem Marsch wollte sich King auch für die anderen Minoritäten des Landes einsetzen.

Attentat

Eine Demonstration am 28. März, die er anführte, endete in Krawallen, Plünderungen und Bränden. Es war das erste Mal, dass eine Demonstration, die er anführte, gewalttätig wurde. Es gab Vermutungen, dass das FBI schwarze Jugendliche zu den Krawallen anstiftete. Am 3. April 1968 sagte er in seiner berühmten Rede "I have been to the mountain top", dass er das "promised Land", das versprochene (heilige) gesehen habe. Viele deuteten diesen Satz als Todesahnung. King redete noch einmal mit den Jugendlichen und legte einen neuen Termin für eine Demonstration fest, den 8. April.

Am 4. April wurde er mutmaßlich von James Earl Ray erschossen. Ray legt auf Anraten seines Anwaltes ein Geständnis ab und wurde zu 99 Jahren Haft verurteilt. Drei Tage später widerruf er sein Geständnis. 1997 kam es zu einem neuen Verfahren mit den Ergebnis, dass Ray nicht alleine der Täter gewesen war, sondern das King einem Mordkomplott zum Opfer fiel. Die Anführer des Mordkomplotts wurden nicht ermittelt, allerdings werden in diesen Zusammenhang oft das FBI, der CIA und die Bundesregierung verdächtigt....mehr zum Mordkomplott

In über 100 Städten kam es nach der Ermordung Kings zu Krawallen, bei denen 39 Menschen ums Leben kamen, Washington brannte.

Coretta Scott-King schrieb: "Einer Nation, die im bittersten Rassismus erstarrte, weckte ein Schwarzer das schlummernde Gewissen; einer Nation, krank von Gewalt, predigte ein Schwarzer Gewaltlosigkeit; einer Nation, die Entfremdung zersetzte, predigte ein Schwarzer Liebe; einer Welt, die während zwanzig Jahren in drei Kriegen verstrickt war, predigte ein Schwarzer Frieden...."

Martin Luther King wurde in Atlanta beerdigt. Seit 1983 ist der dritte Montag im Januar in den USA Nationalfeiertag.

Literatur

  • Microsoft Encarta plus 99
  • Time Almanach of the 20th Century
  • Presler, Gerd: Martin Luther King 8. Aufl. Rowohlt 1997 (Rowohlt Monographien ; 50333)

Bibliographie

  • Carson, Clayborne (Hrsg.): The autobiography of Martin Luther King, jr. (Orginaltextvon MLK, sehr empfehlenswert)
  • Hetmann, Frederik: Martin Luther King. Ravensburg 1993.
  • Italiaander, Rolf: Martin Luther King. Berlin 1986.
  • King, Coretta Scott: Mein Leben mit Martin Luther King. Stuttgart 1970.
  • King, Martin Luther: Aufruf zum zivilen Ungehorsam. Düsseldorf 1969.
  • King, Martin Luther: Freiheit: von der Praxis des gewaltlosen Widerstandes. Wuppertal 1982
  • King, Martin Luther: Die Kraft der Schwachen. Stuttgart: 1982.
  • King, Martin Luther: Mein Traum vom Ende des Hassens. Freiburg 1994.
  • King. Martin Luther: Wohin führt unser Weg. Wien 1968.
  • King, Martin Luther sen.: Aufbruch in eine bessere Welt: die Geschichte der Familie King. Berlin 1984.
  • Kondraschow, S.N.: Martin Luther King. Berlin 1972.
  • Noack, Hans, Georg: Der gewaltlose Aufstand: Martin Luther King und der Kampf der amerikanischen Neger. Stuttgart 1965
  • Oates, Stephen B.: Martin Luther King: Kämpfer für Gewaltlosigkeit. München 1986.
  • Pepper, William F.: Die Hinrichtung des Martin Luther King. Diederichs 2003
  • Schloredt, Valerie: Martin Luther King: Amerikas großer gewaltloser Führer ... 2. Aufl. Würzburg 1990.
  • Wirth, Günther: Martin Luther King. 8. Aufl. Berlin 1989.
  • Zitelmann, Arnulf: Keiner dreht mich um: Die Lebensgeschichte des Martin Luther King. 6. Aufl. Weinheim 1992.