Martin Luther King

Dr. Martin Luther King, jr. (* 15. Januar 1929 in Atlanta, Georgia; † (ermordet) 4. April 1968 in Memphis, Tennessee) war ein US-amerikanischer Baptistenpastor und Bürgerrechtler. Er zählt zu den wichtigsten Vertretern im Kampf gegen die weltweite Unterdrückung der Schwarzen und für soziale Gerechtigkeit. King, der immer die Gewaltlosigkeit predigte, wurde dreimal tätlich angegriffen, überlebte mindestens ein Bombenattentat und wurde zwischen 1955 und 1968 mehr als 30 Mal inhaftiert. Am 4. April 1968 wurde er in Memphis, Tennessee von dem weißen Rassisten James Earl Ray erschossen.

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Martin Luther King

Leben

Familie und Kindheit

King wurde als Sohn der Lehrerin Alberta Christine Williams King (1904 - 1974) und des 2. Baptistenpredigers in einer Ebenezer-Gemeinde, Martin Luther King, Sr. ("Mike King", 1899 - 1984) geboren. Sein Vater war vor seiner Tätigkeit als Pfarrer u.a. Hilfsmechaniker in einer Autowerkstatt und Feuerwehrmann bei einer Eisenbahngesellschaft. King sen. holte seinen Abschluss an einer Abendschule nach und war bereits vor der Geburt von King jr. Vorsitzender der Bürgerrechtsorganisation National Association for the Advancement of Colored People (NAACP) in Atlanta.

King jr.'s Großvater mütterlicherseits, Williams (*1863), war Sohn von Sklaven und trat 1894 in die Ebenezer-Gemeinde ein. Dieser Kirchengemeinde wohnten alle nachfolgenden Generationen bei. James King, der Großvater väterlicherseits, hatte auf Baumwollplantagen bei Stockbridge gearbeitet, etwa 20 Kilometer von Atlanta entfernt.

Der Name Martin Luther war für den Vater und später für den Sohn Ausdruck tiefen religiösen Empfindens. Zusammen mit seinen Eltern lebte er bis 1941 in der Auburn Avenue 501, einer Straße, in der fast ausschließlich wohlhabende Schwarze wohnten.

Wie alle Schwarzen wurde auch er durch die damalige Rassentrennung in den Südstaaten der USA diskriminiert. Die Rassentrennung trennte alle Bereiche des täglichen Lebens in schwarz und weiß: Schulen, Kirchen, öffentliche Gebäude, Busse und Züge, selbst Toiletten und Waschbecken. King empfand schon früh solche Segregation vor allem durch die väterliche Erziehung als große Ungerechtigkeit. Im Alter von 14 Jahren fuhr er von Atlanta nach Dublin, Georgia um dort an einem Redner-Wettbewerb teilzunehmen, den er auch gewann. Schon damals setzte er sich öffentlich sowohl für die Desegregation wie auch die Stärkung der USA als Nation ein:

„Wie können keine aufgeklärte Demokratie sein, wenn eine große Bevölkerungsgruppe ignoriert wird. Wir können keine starke Nation sein, wenn ein Zehntel der Bevölkerung schlecht ernährt und krank durch Bazillen ist, die keinen Unterschied zwischen Schwarzen und Weißen machen - befolgt die Jim Crow-Gesetze nicht [..]“

im englischen Original:

„We cannot have an enlighted democracy with one great group living in ignorance. We cannot have a healthy nation with one-tenth of the people ill-nourished, sick, harboring germs of disease which recognize no color lines - obey no Jim Crow laws [..]“ Vorlage:Ref

Am 18. Juni 1953 heiratete er Coretta Scott Williams. Die Hochzeit fand in Scotts Elternhaus in Marion, Alabama statt und wurde von Kings Vater geleitet. King und Scott hatten zusammen vier Kinder:

Alle vier haben eines gemeinsam: sie alle engagieren sich wie ihr Vater für Bürgerrechte, wenn auch ihre veröffentlichten Texte und Reden thematisch voneinander abweichen.

Coretta Scott King starb am 30. Januar 2006 im Alter von 78 Jahren in Rosarito Beach, Mexiko.

Ausbildung

In der Schule lernte King leicht und wurde mit 17 Jahren Hilfsprediger seines Vaters an der Ebenezer Baptist Church in Atlanta, Georgia. Dort besuchte er ab dem 20. September 1944 die einzige Hochschule für Schwarze im Süden, das „Morehouse College“, das er 1948 mit einem Bachelor of Arts in Soziologie abschloss. Am Morehouse College war Benjamin Mays, damaliger Präsident der Schule und Bürgerrechtler, ein wichtiger Mentor für King. Auch sonst beschreibt er die Atmosphäre an dem College als konstruktiv und weitestgehend frei von Rassismus und Intoleranz gegenüber Schwarzen Vorlage:Ref.

Danach wollte King eigentlich Arzt werden, entdeckte jedoch auf dem College endgültig das Reden für sich und gewann den 1. sowie den 2. Platz bei Studentenwettbewerben, bei denen es um politische Reden ging. Von Vater und Professoren schließlich überzeugt, ging er auf das Crozer Theological Seminary in Chester, Pennsylvania, um Theologie zu studieren. Aus Angst, den Maßstäben der Weißen nicht zu entsprechen, studierte er intensiv und war der Beste seiner Klasse. Er las Plato, John Locke, Jean-Jacques Rousseau, Aristoteles, Karl Marx, Henry David Thoreau und vor allem Mahatma Gandhi, dessen Gewaltlosigkeit ihn tief beeindruckte und seinen weiteren Lebensweg prägen sollte. King sagte über den großen Inder: „From Gandhi I learned my operational technique.

1951 beendete er sein Studium mit einem Bachelor of Divinity in Theologie. Anschließend schrieb er an der Boston University in Massachusetts seine Doktorarbeit. Während dieser Zeit beschäftigte er sich weiter mit den gewaltfreien Vorstellungen Mahatma Gandhis.

Martin Luther King jr. hatte mehrere Angebote für die Zeit nach seinem Studium. Er wählte aber nicht den „einfachen“ Weg, sondern entschied sich für eine Pfarrerstelle im Süden des Landes. Im darauf folgenden Jahr wurde er Pastor in der Dexter Avenue Baptist Church in Montgomery (Alabama). 1955 wurde ihm der Titel eines „Doctor of Philosophy“ verliehen.

Erste Erfolge - Montgomery

Knapp ein Drittel der Bevölkerung Montgomerys, einer Stadt im Süden der USA, waren Schwarze, die dort zumeist als Landarbeiter und Hausangestellte arbeiteten. Am 1. Dezember 1955 wurde die schwarze Bürgerrechtlerin Rosa Parks verhaftet, weil sie sich weigerte, im Bus einem Weißen Platz zu machen, was wiederum zu einer großen Solidarisierungsbewegung innerhalb der schwarzen Bevölkerung führte. Es wurde zum Boykott der städtischen Busse aufgerufen, dem „Montgomery Bus Boycott“, mit dem man verdeutlichen wollte, wie groß die wirtschaftliche Abhängigkeit der weißen Unternehmer von der schwarzen Bevölkerung war, und wie wenig Rechte ihnen im Gegenzug eingeräumt wurden. Der damals neu zugezogene 26 Jahre alte King wurde zum Leiter des zur Koordination des Boykotts gegründeten Komitees Montgomery Improvement Association ernannt. Er war noch weitestgehend unbekannt und hatte somit kaum Feinde, weder bei der weißen noch bei der schwarzen Bevölkerung. Auch wurde er von dem Bürgerrechtler und bekennenden Homosexuellen Bayard Rustin im gewaltfreien Widerstand nach Gandhi beraten. Der Boykott dauerte 381 Tage und erregte auch im Ausland Aufsehen. Es gab nicht nur verbale Zustimmung, sondern auch finanzielle Unterstützungen für die schwarzen Bewohner der Stadt, so etwa von der National Association for the Advancement of Colored People (NAACP).

Der gewaltlose Widerstand endete 1956 mit dem Erfolg, dass der Oberste Gerichtshof jede Art von Rassentrennung in den Bussen der Stadt Montgomery verbot. Der „Montgomery Bus Boykott“ war ein großer Sieg für die Unterstützung des gewaltfreien Protests und Kings Verdienste dabei führten dazu, dass er 1957 zum Präsidenten der Southern Christian Leadership Conference (SCLC) gewählt wurde. King reiste in den nächsten Jahren tausende von Meilen durch den Süden der USA und warb vehement dafür, sich gewaltlos und unnachgiebig für Bürgerrechte einzusetzen. 1957 hielt King 208 Reden und schrieb sein erstes Buch, „Schritte zur Freiheit: Die Montgomery Story“ (Original: Stride Toward Freedom: The Montgomery Story). Durch den Erfolg des Boykotts hatte die gewaltlose Bürgerrechtsbewegung, der sich in den folgenden Jahren auch immer mehr Weiße anschlossen, enorm an Bedeutung gewonnen.

1960 kündigte King seine Pastorenstelle in Montgomery, um sich mit seinem Vater ein Pastorat an der Ebenezer Baptist Church in Atlanta zu teilen. Durch dieses neue Amt hatte er mehr Zeit, um sich an der Bürgerrechtsbewegung zu beteiligen. King musste auch gegen fragwürdige Urteile der Justiz ankämpfen: So wurde er zu sechs Monaten Zwangsarbeit in Reidsville, Florida verurteilt, weil er es unterlassen hatte, seinen Führerschein umzumelden, als er von Montgomery nach Atlanta umzog. In diesem Zeitraum wurde King von der New Yorker Universität eine Auszeichnung für seine Arbeit gegen die Rassentrennung verliehen. King wurde von Florida nach New York geflogen, nahm den Preis in Empfang und kehrte anschließend wieder ins Gefängnis nach Reidsville zurück. John F. Kennedy, zu dieser Zeit demokratischer Präsidentschaftskandidat, bot daraufhin der Familie seine Hilfe an. Er setzte sich mit dem Richter in Verbindung, und King wurde gegen Kaution freigelassen. Wenige Tage später wurde Kennedy mit 100.000 Stimmen Mehrheit zum Präsidenten gewählt. Coretta Scott King schrieb später in ihrer Autobiografie, dass diese Intervention Kennedy den Sieg gebracht habe.

Erste Niederlagen - Albany

Am 15. Dezember 1961 flog King nach Albany in Georgia. Dort waren seit kurzem die sogenannten "Freedom Rides" im Gange: gewaltfreier und wenig organisierter Protest kleiner Gruppen gegen die öffentliche Rassentrennung. Einen Tag nach seiner Ankunft demonstrierte King mit 600 Menschen unerlaubt in Albany. Der Trupp wurde von der Polizei umstellt und ohne Gewaltanwendung verhaftet. Danach kam es bis 1962 mit Unterbrechungen immer wieder zu unerlaubten Protesten und Unruhen in Albany, jedoch ohne handfeste Erfolge zu erzielen. Dieser Versuch wird allgemein als "Niederlage" gewertet.

Kings großer Einfluss sorgte aber weiter dafür, dass die Gewaltlosigkeit erstmal die einzige realistische Möglichkeit für Veränderungen blieb. Anfang der 1960er Jahre wurde zudem „We shall overcome“ zur Hymne der Bügerrechtsbewegung.

Birmingham - „Metropole der Rassentrennung“ (King)

King suchte Gründe für die Erfolglosigkeit der Aktionen in Albany und fand sie vor allem im mangelnder Vorbereitung und Organisation. Zusammen mit seinen Mitstreitern (Ralph Abernathy etwa war seine "rechte Hand") entwarf er einen konkreten Plan, um die Machthaber zu einer gesetzlich garantierten Gleichheit von Schwarzen und Weißen zu zwingen. Zuerst verschmolz die ortsansässige Alabama Christian Movement for Human Rights um Reverend Fred Shuttlesworth ("Man muß bereit sein zu sterben, bevor man beginnen kann, wirklich zu leben") mit der Organisation um King. Um alle Kräfte auf ein Ziel zu lenken, sollten ausschließlich die Lunch Counters (kleine, nur für Weiße vorgesehene Imbissecken in Kaufhäusern) durch friedliche Sitzproteste blockiert werden. Zudem war ein Boykott der von weißen Geschäftsleuten geführten Kaufhäuser vorgesehen. In Zentren der Alabama Christian Movement for Human Rights wurden dafür 250 Freiwillige in die Methoden des gewaltlosen Widerstandes eingewiesen. Außerdem half der schwarze New Yorker Musiker Harry Belafonte, indem er bei wohlhabenden Schwarzen Geld für die Aktionen Kings sammelte.

Am 3. April 1963 begannen 30 Freiwillige mit den Sitzprotesten. Diese setzten sich Tag für Tag fort, wobei es abends in den Kirchen Treffen zwischen den Protestierenden und King gab. Dort hielt er Reden und versuchte, die Menschen zu motivieren. Vor allem durch solche Treffen verstärkte sich der Protest immer mehr, obwohl es von Seiten der Schwarzen auch einige Gegenstimmen gab. Sie waren der Meinung, die Proteste kämen zum falschen Zeitpunkt oder würden die Ruhe stören.

Bald wurde auch King inhaftiert und hatte im Gefängnis von Birmingham ein Kontaktverbot nach draußen, das durch das Eingreifen von Präsident Kennedy aufgehoben wurde. In dieser Zeit schrieb er auch den bekannten Brief aus dem Gefängnis von Birmingham, seine Antwort auf Angriffe von weißen Geistlichen Birminghams. Diese Aktionen förderten die Popularität des Predigers erneut. King wurde nach 8 Tagen mit der entscheidenden Idee aus dem Gefängnis entlassen: er schlug vor, auch Kinder und Jugendliche in den Protest einzubinden. Daraufhin gab es am 2. Mai 1963 über 1.000 Verhaftungen, und es kam einen Tag später zum ersten Mal zu massiver Gewalt von Seiten der Polizei. Am 4. Mai wurden landesweit Bilder von den Ausmaßen der Brutalität abgedruckt und die Öffentlichkeit aufgerüttelt, was den Protesten und der Gewalt jedoch keinen Abbruch tat.

Daraufhin schickte Präsident Kennedy einen Referenten des Justizministeriums nach Birmingham, der geheim und parallel zu den Protesten Verhandlungen zwischen den Leitern der Demonstrationen auf der einen Seite und weißen, mächtigen Geschäftsleuten sowie dem Senior Citizens Commitee (Komitee der Stadtältesten) auf der anderen Seite einleiten sollte. Durch den Druck der anhaltenden Demonstrationen erzielte man am 10. Mai eine Einigung. Diese besagte u.a., dass nun von offizieller Seite die Gleichberechtigung gefördert werde und Hilfeleistungen für freigelassene Demonstranten garantiert werden sollten.

Einen Tag später wurden auf King und seinen jüngeren Bruder Alfred Daniel zwei Bombenattentate verübt, bei denen jedoch niemand verletzt wurde. Die Täter entstammten wahrscheinlich dem Umfeld den Ku-Klux-Klans, wurden jedoch nie gefasst. Zudem gab es weitere Unruhen, bei denen 50 Menschen verletzt wurden. Kennedy entsandte 3.000 Bundessoldaten zur Beruhigung in das Krisengebiet, worauf sich die Lage entspannte.

Zahlreiche Morde an schwarzen und auch weißen Bürgerrechtlern im Süden der USA erschütterten immer wieder die Öffentlichkeit. Zu nennen sind hier vor allem die Ermordung von Medgar Evers, einem schwarzen Bürgerrechtler aus Mississippi im Juni 1963, ein Bombenanschlag auf die 16th St. Baptist Church in Birmingham im September 1963, bei dem vier Mädchen getötet wurden, und die Entführung und Ermordung von drei Bürgerrechtlern im Frühjahr 1964 in Mississippi. Eine unrühmliche Rolle bei diesen und anderen Morden kommt dem rassistischen Geheimbund Ku-Klux-Klan zu, in dem sich auch Polizisten aus den Südstaaten engagierten.

Washington/Friedensnobelpreis

Martin Luther King während einer Rede, 26. März 1964

Viele Schwarze entwickelten in dieser Zeit ein neuartiges, aktives Selbstbewusstsein. Sie bekennen sich seitdem zu ihrer afrikanischen Abstammung und zur Kultur ihres Herkunftskontinents. Dieses Bekenntnis führte aber bei Minderheiten innerhalb der schwarze Bevölkerungsschicht auch zu einem schwarzen Nationalismus, der im Gegensatz zu den Träumen Kings von einem friedlichen Zusammenleben aller Amerikaner stand. Außerdem wehrten sich viele Farbige verstärkt gegen jede Art von Beschimpfung wie etwa "Jim Crow" und gegen andere Erniedrigungen. Die Zeit für große Veränderungen schien gekommen.

March on Washington for Jobs and Freedom

Präsident Kennedy legte als Reaktion auf die anhaltenden Demonstrationen am 19. Juni 1963 dem US-Kongress eine Gesetzesvorlage zur weitgehenden landesweiten Gleichberechtigung vor. Im Sommer 1963 wurde innerhalb von 4 Monaten in 196 Städten 841 Mal demonstriert. Am 22. Juli trafen Führer der verschiedenen Schwarzenbewegungen mit dem Präsidenten im Weißen Haus zusammen, wo Kennedy versuchte, King und die anderen davon zu überzeugen, dass der geplante March on Washington for Jobs and Freedom (etwa: Marsch nach Washington für Arbeit und Freiheit) in Washington (D.C.) angesichts des Gesetzesvorschlags zu einem schlechten Zeitpunkt komme. Doch King wollte die Demonstration wie geplant verlaufen lassen. Der Marsch sollte nochmals, diesmal in der Landeshauptstadt, die Massen für die Probleme der Schwarzen sensibilisieren und die konservativen Politiker zu einem Einlenken bewegen.

Am 28. August 1963 demonstrierten friedlich mehr als 250.000 Menschen, darunter 60.000 Weiße und neben King sechs weiter schwarze Führer, auch um die Bürgerrechts-Gesetzgebung Präsident Kennedys zu unterstützen. Hier hielt King seine wohl bekannteste Rede I have a dream. Nach dem Marsch auf Washington begann FBI-Chef Hoover intensiv, King und andere Bürgerrechtler zu bespitzeln.

Auszug aus der Rede
„Ich habe einen Traum, dass sich eines Tages diese Nation erheben wird und die wahre Bedeutung ihres Credos ausleben wird: "Für uns soll als selbstverständlich gelten: Alle Menschen wurden als gleich geschaffen."
Ich habe einen Traum, dass eines Tages auf den roten Hügeln von Georgia die Söhne früherer Sklaven und die Söhne früherer Sklavenhalter miteinander am Tisch der Brüderlichkeit sitzen können.
Ich habe einen Traum, dass sich eines Tages selbst der Staat Mississippi, ein Wüstenstaat, der in der Hitze der Ungerechtigkeit und Unterdrückung verschmachtet, in eine Oase der Freiheit und Gerechtigkeit verwandelt.
Ich habe einen Traum, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einer Nation leben werden, in der man sie nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern allein nach ihrem Charakter beurteilen wird.
Ich habe heute einen Traum.“

Da Martin Luther King weitaus mehr als andere Rhetoriker mit dem Rhythmus seiner Sprache arbeitete, ist der englische Originaltext hier unverzichtbar:

„I have a dream that one day this nation will rise up and live out the true meaning of its creed: "We hold these truths to be self-evident: that all men are created equal.“
„I have a dream that one day on the red hills of Georgia the sons of former slaves and the sons of former slaveowners will be able to sit down together at a table of brotherhood.“
„I have a dream that one day even the state of Mississippi, a desert state, sweltering with the heat of injustice and oppression, will be transformed into an oasis of freedom and justice.
I have a dream that my four children will one day live in a nation where they will not be judged by the color of their skin but by the content of their character.“
„I have a dream today.“

Verkündung des Gesetzes zur Aufhebung der Rassentrennung/Friedensnobelpreis

Die Ermordung Kennedys am 22. November 1963 traf die Bürgerrechtsbewegung schwer. Sein Nachfolger, Präsident Lyndon B. Johnson, sorgte dafür, dass am 19. Juni 1964 das Bürgerrechtsgesetz verkündet wurde, in dem die Rassentrennung aufgehoben wurde. Zuvor hatten 19 Senatoren versucht, durch sogenannte Filibuster, reden ohne Unterlass, den Beschluss des Gesetzes hinauszuzögern und mittels der gewonnenen Zeit eine Mehrheit für den Entwurf doch noch zu verhindern. Nach dem Beschluss weigerten sich der Gouverneur von Alabama, George Wallace, und der Gouverneur von Mississippi, Paul Johnson, das neue Gesetz anzuerkennen und umzusetzen.

Martin Luther King erhielt 1964 den Friedensnobelpreis, wobei er das gesamte Preisgeld in Höhe von 54.000 $ einem Fond seiner Bewegung spendete. Das amerikanische Nachrichtenmagazin Time ernannte den Bürgerrechtler zum „Mann des Jahres 1964“.

Selma

In der Kleinstadt Selma bei Montgomery versuchte King 1965 mittels Demonstrationen die problemlose Aufnahme Schwarzer in die Wählerlisten zu erreichen. So mussten damals etwa Fragen zur amerikanischen Geschichte oder der Verfassung richtig beantworten werden, bevor man als Schwarzer sein Wahlrecht wahrnehmen konnte.

Zuerst organisierte King mehrere Märsche auf das Gerichtsgebäude von Selma, wobei die Polizei um Sheriff Jim Clark die Demonstrierenden Tag um Tag auseinander trieb und viele von ihnen verhaftete. Nachdem aber ein Polizist den schwarzen Holzfäller Jimmy Jackson erschoss, entschloss sich King, eine großangelegte Demonstration in die nahegelegene Hauptstadt von Alabama, Montgomery, zu organsieren. Nach drei Märschen, wobei die ersten beiden hinter der Stadtgrenze Selmas von der Polizei auseinander getrieben wurden, hatte der dritte Marsch (geschützt von Bundestruppen, die Präsident Johnson entsandt hatte) im März 1965 den gewünschten Erfolg. Allerdings wurden dabei 3 Menschen, darunter ein Priester, getötet.

Gewalttätige Aufstände im ganzen Land - gewaltfreie Versuche in Chicago

Da trotz aller Gesetze und Gerichtsurteile der Rassismus und die soziale Ungerechtigkeit in den Vereinigten Staaten weiter anhielt, bildete sich ein radikaler Flügel innerhalb der Bürgerrechtsbewegung. Er wurde vor allem durch die Black Muslims mit ihrem charismatischen Anführer Malcolm X und die Black Panther Party vertreten. Diese beiden gewaltbereiten Gruppierungen waren aber hauptsächlich in den Großstädten des Nordens und Kaliforniens vertreten, wo die gewaltlosen Ideen Kings einen schweren Stand hatten. Als Gründe dafür werden oft die größere Anzahl Schwarzer in den Ghettos der Großstädte sowie die vollkommene Perspektivlosigkeit angegeben. Denn während Schwarze des Südens oft hofften, in den "gerechten" Norden fliehen zu können, gab es solche Hoffnungen für Schwarze im Norden nicht.

Am 11. August 1965 war in Watts, einem Wohnbezirk im Süden von Los Angeles, Kalifornien ein nicht geplanter, gewalttätiger Aufstand von Schwarzen entbrannt, bei dem vor allem Geschäfte von Weißen zu Schaden kamen. Weitere Städte folgten, wenn auch mit weniger dramatischen Ausschreitungen. Angesichts dieser Unruhen wollte King auch im Norden der Vereinigten Staaten einen gewaltfreien Widerstand forcieren und versuchte es in Chicago. Hier traf er jedoch auf Widerstand von Führern lokaler Schwarzen-Organisationen, die keine Einmischung von King wollten. In der Metropole im Norden der USA waren unverhältnismäßig hohe Mieten in den Stadtteilen, in denen vornehmlich Schwarze wohnten, und mangelnde Ausstattung an den Schulen die Hauptprobleme. Durch einen Mietboykott und Demonstrationen sollten die veranwortlichen Politiker zum Handeln gezwungen werden. Am 10. Juli 1966 kam es zu einem Marsch auf das Rathaus von Chicago, an dem mehr als 45.000 Menschen teilnahmen. Hier wurden konkrete Forderungen gestellt: Doppeltes Budget für alle Schulen, bessere Verkehrsanbindungen für die Ghettos sowie der Bau von neuen Stadtteilen mit niedrigeren Mieten. Es kam zu vielen weiteren Demonstrationen, bis man sich auf ein 9-Punkte Programm einigte, das so gut wie wirkungslos blieb. Am 31. Juli wurde King während einer dieser Demonstrationen von einem Ziegelstein am Kopf verletzt. Auch der Mietboykott hatte keinen Wechsel der Wohnungseigentümer hervorgerufen und die Mieten blieben unverändert.

Marsch nach Jackson

1966 fand ein von mehreren schwarzen Führern, darunter auch King, angeführter 350 Kilometer langer Marsch von Memphis, Tennessee nach Jackson, der Hauptstadt von Mississippi statt. Der erste schwarze Absolvent der Universität von Mississippi, James Meredith, war auf dem gleichen Marsch angeschossen worden und man plante, ihm zu Ehren den Weg fortzusetzen. Mit der Demonstration, an der zum Ende hin bis zu 15.000 Personen teilnahmen, wollte man außerdem für die konsequente Umsetzung des Bürgerrechtsgesetzes von 1964 protestieren.

Während des Marsches herrschte eine starke Gewaltbereitschaft und es wurden heftige Diskussionen zwischen den Führern der jeweiligen Organisationen über das Thema Gewaltanwendung geführt. Auch verkündete Stokely Carmichael während einer Rede zum ersten Mal die "Black Power"-Losung.

Mitte April 1967 führte King eine Demonstration von etwa 200.000 Menschen durch New York City und im Oktober 1967 flog er nach Birmingham, wo er wegen eines früheren Urteils eine Haftstrafe von 5 Tagen ableisten musste.

Vietnamkrieg

King wandte sich ab 1966 mehr und mehr gegen den Vietnamkrieg, was nicht alle seine Weggefährten erfreute. Wie viele weiße Amerikaner standen auch große Teile der schwarzen Bevölkerung auf Seiten der Befürworter dieses Krieges, zudem gab es kaum Unterstützung von den Gewerkschaften. Viele Bürgerrechtler befürchteten, dass sich die Bürgerrechtsbewegung mit einer Parteinahme gegen den Krieg selber schaden würde, weil Präsident Johnson benötigte Mittel für sie streichen lassen würde. Zudem nahmen die Spenden seit der Argumentation gegen den Vietnamkrieg rapide ab. Doch King wich nicht zurück, er ging von da an den eingeschlagenen gewaltlosen Weg nicht nur gegen die Rassentrennung im Süden, sondern auch zunehmend gegen Armut und Krieg, einem Krieg, dessen amerikanische Tote in den Südstaaten der USA auf getrennten Friedhöfen für Weiße und Schwarze bestattet werden mussten. In diesem Zusammenhang argumentierte er oft, dass viele Milliarden US-Dollar, mit denen große soziale Probleme behoben werden könnten, in den Krieg investiert würden. Er versuchte, nun für alle benachteiligten Menschen, insbesondere natürlich immer noch für die schwarze Bevölkerung, bessere Lebensbedingungen zu erreichen.

King wurde so zur persona non grata im Weißen Haus und vor allem auch beim FBI unter Chef Hoover. Die Zusammenarbeit mit der Antikriegsbewegung und deren weißen Führern sowie seine Pläne, unter anderem im Jahr 1968 einen Poor People's March (etwa: Marsch armer Leute) nach Washington zu organisieren, fanden immer mehr Kritiker. Bei diesem Marsch wollte sich King auch für die anderen Minderheiten des Landes einsetzen.

Attentat

Seite des Lorraine Motels (heute das National Civil Rights Museum), wo King ermordet wurde
Kings Grab nahe des King Centers

Matin luther king entschloss sich, angesichts des anstehenden Poor People's March zuerst in Memphis, Tennessee zu demonstrieren und sich nochmals für die (soziale) Gleichberechtigung aller einzusetzen. Außerdem konnte man den Besuch in Memphis als eine Art Test sehen, wie stark die Massen auf ihn reagieren würden.

Am 28. März 1968 endete zum ersten Mal eine von King angeführte Demonstration in Krawallen, Plünderungen und Bränden. Heute ist bekannt, dass das FBI Schwarze als Provokateure einsetzte.

Am 3. April 1968 sagte er in seiner berühmten Rede I've been to the mountaintop, dass er das Gelobte Land (Original: Promised Land) gesehen habe. Viele deuteten diesen Satz als Todesahnung. King sprach noch einmal mit den Demonstranten, um sie von der Gewaltlosigkeit zu überzeugen und legte den 8. April als neuen Termin für eine Demonstration fest.

Am 4. April 1968 um 18.01 Uhr wurde Dr. King auf dem Balkon des Lorraine Motels erschossen. FBI-Agenten, die ihn observierten, rannten nach dem Schuss sofort zu King und waren die ersten, die Erste Hilfe leisteten - vergeblich. In über 100 Städten kam es nach der Ermordung Kings zu Krawallen, bei denen 39 Menschen ums Leben kamen, 2.000 verletzt und 10.000 Personen verhaftet wurden; Washington D.C. wurde von sehr schweren Unruhen erschüttert. Präsident Johnson sagte eine Reise nach Hawaii ab, wo über den weiteren Verlauf des Vietnamkrieges beraten werden sollte.

Am 8. April 1968 führte Coretta Scott King anstelle ihres Mannes den geplanten Protestmarsch durch Memphis. Etwa 35.000 Menschen nahmen friedlich an ihm teil, den Bewohnern war verboten worden, während des Protestes die Fenster zu öffnen. Präsident Johnson wollte am selben Tag in einer Rede ein umfangreiches Hilfsprogramm für Schwarze in Aussicht stellen. Da sich die Lage aber schon bald nach Kings Tod normalisiert hatte und der Kongress protestierte, wurde die Rede zuerst verschoben und dann gänzlich abgesetzt. Jedoch hat der Kongress später ein Gesetz für die Gleichberechtigung bei den Mietpreisen und dem Erwerb von Wohneigentum verabschiedet.

Martin Luther King jr. wurde am 9. April 1968 unter der Anteilnahme von 50.000 Menschen in Atlanta auf dem South View Cemetery, einem Friedhof für Schwarze, beerdigt. In seinen Sarg waren die letzten Worte seiner Rede I have a dream eingraviert: "Free at last! Free at last! thank God Almighty, we are free at last!" (etwa: „Endlich frei! Endlich frei! Dank Gott dem Allmächtigen, wir sind endlich frei!“). An einem Trauergottesdienst in der Kirche, in der er als Pfarrer tätig gewesen war, nahmen zu Ehren Kings viele prominente und mächtige Personen teil: z.B. der damalige Vize-Präsident Hubert H. Humphrey, Robert Kennedy, Richard Nixon oder Nelson Rockefeller.

Kriminaltechnische Untersuchungen und Verschwörungstheorien

In einem Raum gegenüber des Motels fand man die Waffe, mit der laut ballistischer Untersuchungen der Schuss abgegeben worden war. Auf ihr fand man lediglich zwei Fingerabdrücke des mehrfach vorbestraften James Earl Ray, eines im April 1967 entflohenen Häftlings, der offen rassistische Ansichten vertrat. Nach zweimonatiger Flucht wurde Ray schließlich in London verhaftet. Er gestand die Tat und wurde unter Berücksichtigung seines strafmildernden Geständnisses zu 99 Jahren Haft verurteilt. Wenige Tage später widerrief Ray sein Geständnis und beteuerte in den nächsten Jahrzehnten seine Unschuld, erreichte aber keine Wiederaufnahme seines Verfahrens.

Seit dem Attentat verstummten nie die Zweifel über eine Verschwörung, in der die US-amerikanische Regierung verstrickt gewesen sein soll. Verschwörungstheoretiker versuchen zu beweisen das Ray, ähnlich wie es von manchen beim John F. Kennedy-Mörder Lee Harvey Oswald vermutet wird, als "Alibi-Täter" missbraucht worden ist, oder, wenn er geschossen hat, Helfer aus Regierungskreisen hatte. Diese Vermutungen gründen hauptsächlich auf den von Ray selbst verfassten Verschwörungstheorien, kriminaltechnischen Untersuchungen und Zeugenaussagen wie der Jim Green, eines ehemaligen Sheriffs aus Pemiscot County, Missouri. Diverse offizielle Untersuchungen von US-Justizministerium, Repräsentantenhaus und Staatsanwaltschaft kamen jedoch immer zu dem Ergebnis, dass Ray geschossen habe und es nicht sicher sei, dass er Helfer hatte.

Ray soll lediglich ein unbedeutender Dieb und Einbrecher gewesen sein, der nie einer bewaffneten Straftat überführt worden ist. Oft wurde er während seiner kriminellen Laufbahn schnell und ohne größere Probleme festgenommen, wenn nach ihm gefahndet wurde. Diese Vorgänge stehen im scharfen Kontrast zu seiner Flucht am 4. April 1968: er schaffte, es mehrere Sicherheitskontrollen an Flughäfen zu passieren, indem er Namen von Männern angab, die ihm ähnlich sahen, in ähnlichem Alter waren und einen vergleichbaren Körperbau hatten. Auch soll Ray, nach Aussagen von befreundeten Gefängnisinsassen, nie irgendwelche politischen oder rassistischen Meinungen geäußert haben, weshalb von manchen sein Motiv angezweifelt wird.

Auch sollen zwei weitere, voneinander unabhängige ballistische Untersuchungen ergeben haben, dass weder schlüssig bewiesen werden konnte, dass die gefundene Waffe (eine Remington Gamemaster, Modell 760, Kaliber 30-'06) tatsächlich die Tatwaffe ist, noch dass Ray sie abgefeuert hatte. Zudem fand man im Badezimmer des Motels, von wo Ray aus geschossen haben soll, keinerlei Fingerabdrücke von ihm.

Sheriff Jim Green, der behauptete, Teil einer FBI-geführten Verschwörung zur Ermordung Kings gewesen zu sein, gab an, dass Ray bereits kurz vor seinem Gefängnisausbruch als "Sündenbock" für den Mörder Kings ausgewählt worden ist und während seiner Zeit als Flüchtling stetig vom FBI verfolgt wurde. In dieser Zeit reiste er ein paar Mal nach Kanada und Mexiko und ging danach nach Memphis, wo er als Ablenkung für einen großen Banküberfall fungieren sollte. Der Überfall würde sich, so wurde es laut Green Ray erzählt, einfacher als gewöhnlich abwickeln lassen, solange sich King in Memphis aufhält, da viele Polizisten zu seinem und dem Schutz seiner Gefolgsleute beordert sein würden. Wochen zuvor soll ihn noch ein gewisser "Raoul", den auch Ray in vielen seiner Theorien als seinen Kontaktmann erwähnte, beauftragt haben, die Tatwaffe in Birmingham, Alabama abzuholen. Green behaupte auch übereinstimmend mit Ray, dass der damalige FBI assistant director Cartha DeLoach die Verschwörung leitete.

Außerdem haben Zeugen, die am Tatort waren, ausgesagt, dass der Schuss nicht direkt vom Motel, sondern von einem Platz hinter einem dichten Buschwerk in der Nähe abgefeuert wurde. Diese Büsche sollen in den folgenden Tagen nach dem Attentat weggeschnitten worden sein.

Lloyd Jowers

Neue Dynamik erhielt die Diskussion, als 1993 Lloyd Jowers in einem Interview behauptete, 100.000 $ für die Anwerbung eines Killers erhalten zu haben. Jowers, der ein Restaurant gegenüber dem Lorraine Motel führte, nannte nicht den Namen des Schützen, gab aber an, es handelte sich nicht um James Earl Ray. Die Familie von Martin Luther King jr., die nicht an eine Täterschaft Rays glaubte, strengte daraufhin ein Zivilgerichtsverfahren wegen fahrlässiger Tötung an, dessen Geschworenen 1999 übereinkamen, dass es sich bei dem Attentat auf King um eine Verschwörung zwischen Mitgliedern der Mafia und der US-Regierung handelte. Die Jury stützte sich dabei im Wesentlichen auf die Aussagen Jowers, der wegen seines Gesundheitszustandes aber nicht vor Gericht aussagte. Ray war 1998 im Gefängnis gestorben und erlebte das Gerichtsurteil nicht mehr.

Eine 18-monatige erneute Untersuchung des Justizministeriums wies die Ergebnisse des Zivilverfahrens 2000 zurück, da sie auf Hörensagen und voreingenommenen Zeugen basiere. Insbesondere die Aussagen des inzwischen verstorbenen Jowers erschienen wenig glaubwürdig, da Bekannte von ihm offenbarten, dass er auf einen Vertrag über die Filmrechte an seiner Geschichte hoffte. Die meisten mit dem Fall vertrauten Experten schenken den Ausführungen des Gerichts ebenfalls keinen Glauben. Zwar gäbe es für eine Verschwörung keine Beweise, es sind allerdings auch nicht alle Ungereimtheiten des Falles restlos aufgeklärt.

King und das FBI

King hatte ein auf Gegenseitigkeit beruhendes, feindseliges Verhältnis zum FBI, der Hauptermittlungsbehörde des amerikanischen Justizministeriums. Besonders der damalige FBI-Chef J. Edgar Hoover hegte starke Antipathien gegen den Bürgerrechtler. Das FBI begann 1961, King und andere Funktionäre der SCLC zu beobachten. Die Untersuchungen verliefen recht oberflächlich, bis man 1962 herausfand, dass einer von Kings engsten Beratern der New Yorker Anwalt Stanley Levison war. Levison wurde vom FBI verdächtigt, mit der "Kommunistische Partei der USA" zusammenzuarbeiten, was bei dem damals weit verbreiteten Antikommunismus ein Warnsignal für die Bundesbehörde bedeutete. Das FBI platzierte daraufhin Abhörgeräte in Levisons und Kings Zuhause sowie an deren Bürotelefonen und verwanzte auch die Hotelzimmer von King auf seinen Reisen durch die USA. Es wurden auch der damalige Präsident Kennedy und der damalige General-Bundesanwalt Robert Kennedy informiert, die beide erfolglos versuchten, King davon zu überzeugen, sich von Levison zu trennen. Der Schwarzen-Führer wies immer alle Vorwürfe, er hätte Kontakt zu Kommunisten, unnachgiebig zurück. King sagt dazu einmal: „there are as many communists in this freedom movement as there are Eskimos in Florida“ (etwa: „es gibt so viele Kommunisten in dieser Freiheitsbewegung wie Eskimos in Florida“), woraufhin Hoover King als „the most notorious liar in the country“ („den notorischsten Lügner des Landes“) bezeichnete.

Um King öffentlich als Kommunisten zu brandmarken, baute man auf dem Gefühl vieler Segregationisten auf, dass die Schwarzen eigentlich glücklich mit ihrem Los in der Gesellschaft seien, aber von Kommunisten oder anderen "Aufhetzern" zum Protest animiert würden. Führer einiger Schwarzen-Organisationen erwiderten daraufhin, dass oftmals fehlende Bildung und Arbeitsplätze, Diskriminierung und Gewalt die Gründe für die Stärke der Bürgerrechtbewegung seien und dass die Schwarzen die Intelligenz und Motivation hätten, sich autonom zu organisieren.

Später konzentrierte sich das FBI darauf, King durch Enthüllungen in Bezug auf sein Privatleben in Verruf zu bringen. FBI-Überwachungen von King (einige sind inzwischen veröffentlicht worden) zeigen, dass er sich auf zahlreiche außereheliche Affären eingelassen hatte. Berichte über solche Vorkommnisse wurden auch von Kings Weggefährten (inklusive seinem engen Freund Ralph Abernathy) zur Verfügung gestellt. Das FBI verteilte diese Ermittlungsergebnisse an die Exekutive, freundlich gesonnene Journalisten, potenzielle Koalitionspartner, Geldquellen des SCLC und Kings Familie. Es wurden auch anonyme Briefe an King versendet, in denen gedroht wurde, dass private Informationen veröffentlicht würden, wenn er nicht seine bürgerrechtliche Arbeit einstelle.

Schließlich ließ man von Kings persönlichem Leben ab und konzentrierte sich auf nachrichtendienstliche Informationen sowie die Arbeit der Spionageabwehr in Bezug auf die SCLC und die restliche Bürgerrechtsbewegung. Der Großteil der Ergebnisse der Abhörarbeit des FBI ist bis 2027 nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.

Fragwürdige Autorenschaft vieler Schriften

Anfang der 1980er Jahre kamen Fragen über die Autorenschaft von Kings Diplomarbeit, seinen Reden und seinen Schriften auf. So sind viele während seiner Karriere als Bürgerrechtler veröffentlichte Schriften von einem Ghostwriter verfasst worden oder zumindest stark an seine Reden angelehnt. Die Bedenken bezüglich seiner Diplomarbeit führten zu einer formalen Untersuchung von Universitätsangestellten. Diese Ermittlungen ergaben, das King etwa 1/3 der Arbeit von einer Schrift eines früheren Studenten übernommen hatte. Es wurde jedoch entschieden, ihm den Abschluss nicht abzuerkennen, da die Arbeit immer noch „einen intelligenten Beitrag zur Gelehrsamkeit liefert“ (Original: „makes an intelligent contribution to scholarship“).

Solche „textliche Aneignung“ (Original: „textual appropriation“), wie es der King-Gelehrte Clayborn Carson bezeichnete, war offensichtlich eine Angewohnheit, die von Kings früher akademischer Karriere herrührte. So entlieh er große Teile seiner Reden von anderen Pfarrern oder weißen Protestanten, die im Radio predigten. Während einige politische Gegner King aufgrund dieser Erkenntnisse kritisierten, versuchten die meisten Gelehrten, die sich mit King auseinandergesetzt haben, diese "textliche Aneignung" in einen größeren Zusammenhang zu stellen: Keith Miller beispielsweise, der wahrscheinlich herausragendste Experte auf dem Gebiet der Plagiatisierung Kings, argumentiert, dass "solche Praktiken in die Tradition der afro-amerikanischen Volkspredigten fallen und nicht notwendigerweise als Plagiatisierung bezeichnet werden sollten".

Nachleben

Seit seinem Tod ist Martin Luther King, Jr.s Ruf zu einem der meist verehrtesten Namen in der US-amerikanischen Geschichte angewachsen. Er wird oft mit Abraham Lincoln verglichen: beide Männer waren Führer, die sich stark für die Menschenrechte und gleiche Chancen für alle einsetzten - und unter anderem deswegen ermordet wurden. Auch veröffentlichte Tatsachen über eheliche Untreue und die Plagiatisierung Teile seiner Diplomarbeit konnte sein Ansehen in der Öffentlichkeit nicht ernsthaft beschädigen, sondern untermauerten eher noch das Bild eines sehr menschlichen Helden und Führers. So belegte King bei einer Wahl der "größten Ameriker aller Zeiten" beim US-amerikanischen Kabelfernsehsender Discovery Channel den dritten Platz. siehe: [1]

Ehrungen nach dem Tod

Martin Luther King, Jr. - National Historic Site & Preservation District

1980 wurden Kings Geburtshaus und einige weitere Gebäude in der Umgebung zur National Historic Site (etwa: Ort von nationaler historischer Bedeutung) erklärt [2]. Nicht zuletzt auf Betreiben des Musikers Stevie Wonder hin, wurde 1986 in den USA ein nationaler Feiertag zu Ehren Kings, der Martin Luther King Day, ins Leben gerufen, der am dritten Montag im Januar jeden Jahres begangen wird. Am 18. Januar 1993 zelebrierten zum ersten Mal alle Regierungen der 50 US-Bundesstaaten offiziell diesen Feiertag. Außerdem kaufte die „Martin Luther King Jr. Memorial Foundation“ 1987 das Lorraine Motel und wandelte es in das „National Civil Rights Museum“ um [3]. Viele Städte der USA haben eine ihrer Straßen nach dem Bürgerrechtler benannt und in Harrisburg, Pennsylvania, trägt das Rathaus Kings Namen.

1998 wurde die Alpha Phi Alpha-Vereinigung vom US-Kongress autorisiert, eine Stiftung für die Koordination der Geldbeschaffung und des Designs des Denkmals Martin Luther King, Jr. National Memorial [4] in Washington D.C. zu gründen. King war prominentes Mitglied dieser akademischen Vereinigung für Afro-Amerikaner. Das Denkmal soll in der Gegend der National Mall in der Nähe eines Abraham- Lincoln-Denkmals errichtet werden.

Seit dem Tod Kings engagierte sich auch seine Ehefrau Coretta Scott King auf Gebieten wie soziale Gerechtigkeit oder Bürgerrechte. Noch im selben Jahr, in dem King ermordet wurde, rief sie das King Center in Atlanta ins Leben. Ziel war es, das Vermächtnis Kings zu bewahren und an sein Engagement für friedliche Konfliktlösung und weltweite Toleranz zu errinern. Kings Sohn Dexter ist derzeit Präsident und Vorstandsvorsitzender der Centers. [5]

Auch werden Versuche unternommen, im Jahr 2010 Kings Konterfei auf US-amerikanische Münzen pressen zu lassen, nachdem Bürgerrechtler sich 2000 erfolglos dafür einsetzten, King auf 50-Cent-Münzen oder 20-Dollar-Scheinen zu verewigen.

Die Band U2 schrieb 1984 den Song „Pride (In the Name of Love)“ zu Ehren Kings und seinem Lebenswerk. Der Song enthält allerdings einen historischen Fehler, denn King wurde nicht, wie im Titel impliziert, am Morgen ermordet, sondern abends. Bei Live-Auftritten singt U2-Sänger Bono das Lied mittlerweile in korrigierter Version.

Rolle Kings innnerhalb der Bürgerrechtsbewegung in den USA

Bevor King sich ausschließlich für Bürgerrechte engagierte, setzte sich vor allem die NAACP für die Rechte der schwarzen Minderheit ein.

Mit dem Erfolg des „Montgomery Bus Boycotts“ im Jahr 1956 nahm der Einfluss Kings auf die Bürgerrechtsbewegung und die Wirkung seiner Person auf die schwarze Bevölkerung stark zu. War er zuvor hauptsächlich als Pfarrer tätig gewesen, reiste er in den folgenden Jahren mit Unterbrechungen durch die gesamte USA und hielt zahllose Reden (1957 etwa waren es 208). Die Erfolge in Birmingham, die Durchsetzung des Civil Rights Act 1964 und die Ehrung mit dem Friedensnobelpreis machten King zum größten Führer des gewaltlosen Protestes für die Gleichberechtigung der Schwarzen, was sich auch an den 250.000 Beteiligten am von ihm angeführten Marsch auf Washington messen lässt. In diesen Jahren verlor auch die NAACP stark an Bedeutung.

Malcolm X im März 1964

Es gab aber auch sowohl Kritik an der Führungsrolle, die King einnahm, als auch an seinem Prinzip, ausschließlich gewaltfrei zu protestieren. So gründete sich 1960 das Student Nonviolent Coordinating Committee (SNCC), das die Funktion Kings in der landesweiten Bewegung konstruktiv kritisierte. Als 1965 Stokely Carmichael Vorsitzender des SNCC wurde, radikalisierte sich deren politischer Kurs in Richtung eines militanten, schwarzen Nationalismus; Carmichaels Nachfolger änderte den Namen der Vereinigung schließlich in Student National Coordinating Committee. 1964 wurde von Malcolm X die Organization of Afro-American Unity (OAAU) ins Leben gerufen. In seiner Rede am Gründungstag rief er offen zur Beilegung der ausschließlich gewaltfreien Strategien auf und distanzierte sich damit deutlich von King. Mehr als die kleine OAAU, die sich nach dem Tod von Malcolm X 1965 auflöste, beeinflussten jedoch die Reden des bekannten Gründers die Schwarzen-Bewegung.

1966 formierte sich dann die Black Panther Party, die weniger durch Massenproteste als durch Hilfsleistungen für schwarze Bedürftige versuchte, soziale Ungerechtigkeiten auszugleichen. Außerdem trat sie für "schwarzen Nationalismus" und das ausdrückliche Recht ein, sich selbst zu verteidigen, und grenzte sich damit vom Pazifismus- und Toleranzdenken Kings ab. Dann wurde auf Initiative von Carmichael 1966 auch noch die lose separatistische Black Power-Bewegung ins Leben gerufen, die eine Vereinigung aller Schwarzen und die Bewahrung von "schwarzer Kultur" anstrebte. Auch geriet King des öfteren mit Roy Wilkins, dem damaligen Führer der NAACP und bekannten Bürgerrechtler aneinander. Trotzdem nahm Wilkins an verschiedenen Demonstrationen, etwa dem Marsch nach Washington teil und äußerte sich kritisch zu militanten Organisationen.

Vor allem durch solche Gruppierungen hatten Kings Ideale und Protestaktionen im Norden der USA einen schweren Stand. Hinzu kam, dass er erst 1966 begann, Demonstrationen in einer nördlichen Stadt, Chicago, zu organisieren. Trotzdem blieb er für viele bis zu seinem Tod die unumstrittene Führungsfigur des gewaltfreien Widerstands.

Durch das Attentat, den gestiegenen Druck von Seiten des FBI (vor allem auf die Black Panther Bewegung) und die politischen Zugeständnisse erlahmte nach 1970 die Bürgerrechtsbewegung in den USA. Das SNCC löste sich 1970 auf, und die Black Panther zeigten sich ab 1981 nicht mehr öffentlich. Die NAACP sowie die SCLC bestehen noch heute.

Werke

  • Aufruf zum zivilen Ungehorsam. Düsseldorf 1969.
  • Freiheit: von der Praxis des gewaltlosen Widerstandes. Wuppertal 1982
  • Die Kraft der Schwachen. Stuttgart: 1982.
  • Mein Traum vom Ende des Hassens. Freiburg 1994.
  • Wohin führt unser Weg. Wien 1968.
  • Carson, Clayborne (Hrsg.): The autobiography of Martin Luther King, jr., Abacus 2000, ISBN 0349112983 (Originaltext weitestgehend von Martin Luther King, Jr.)

Literatur

  • Coretta Scott King: Mein Leben mit Martin Luther King. Stuttgart 1970.
  • Martin Luther King sen.: Aufbruch in eine bessere Welt: die Geschichte der Familie King. Berlin 1984.
  • Hans-Eckehard Bahr: Martin Luther King. Für ein anderes Amerika. 1. Auflage. Aufbau Taschenbuchverlag, Berlin 2004, ISBN 3746681235
  • Frederik Hetmann: Martin Luther King. Ravensburg 1993.
  • Rolf Italiaander: Martin Luther King. Berlin 1986.
  • S.N. Kondraschow: Martin Luther King., VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1972.
  • Hans-Georg Noack: Der gewaltlose Aufstand: Martin Luther King und der Kampf der amerikanischen Neger. Stuttgart 1965
  • Stephen B. Oates: Martin Luther King: Kämpfer für Gewalttaten. München 1986.
  • William F. Pepper: Die Hinrichtung des Martin Luther King. Diederichs 2003
  • Gerd Presler: Martin Luther King. 8. Aufl. Rowohlt 1997 (Rowohlt Monografien ; 50333)
  • Valerie Schloredt: Martin Luther King: Make love not war... 2. Aufl. Würzburg 1990.
  • Günther Wirth: Martin Luther King. 8. Aufl. Berlin 1989.
  • Arnulf Zitelmann: Keiner dreht mich um: Die Lebensgeschichte des Martin Luther King. 6. Aufl. Weinheim 1992.

Quellen (Auswahl)

  • S.N. Kondraschow: Martin Luther King., VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1972.
  • Clayborne Carson (editor): The Autobiographie of Martin Luther King, Jr., Abacus 2000, ISBN 0349112983
  • David Garrow: The FBI and Martin Luther King, Jr., Penguin Books: New York, New York, 1981. ISBN 0140064869 - Quelle der engl. Wikipedia, "King und das FBI" vom dortigen Artikel übersetzt

Fußnoten

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