Martin Luther King

Martin Luther King, jr. (* 15. Januar 1929 in Atlanta, Georgia; † (ermordet) 4. April 1968 in Memphis, Tennessee) war ein US-amerikanischer Baptistenpastor und Bürgerrechtler. Er zählt zu den wichtigsten Vertretern im Kampf gegen die weltweite Unterdrückung der Schwarzen.

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Martin Luther King

Kindheit und Ausbildung

King wurde als Sohn der Lehrerin Alberta Christine Williams King (1904 - 1974) und des 2. Baptistenpredigers in einer Ebenezer-Gemeinde, Martin Luther King, Sen. ("Mike King" (1899 - 1984), geboren. Sein Vater war vor seiner Tätigkeit als Pfarrer z.B. Hilfmechaniker in einer Garage oder Feuerwehrmann bei einer Eisenbahngesellschaft. Auch hollte King sen. seinen Abschluss an einer Abendschule nach. Martin Luther King, jr.'s Großvater mütterlicherseits, Williams (*1863), war Sohn von Sklaven und trat 1894 in die Ebenezer-Gemeinde ein. Dieser Kirchengemeinde wohnten alle nachfolgenden Generationen bei. James King, der Großvater väterlicherseits, hatte auf Baumwollplantagen bei Stockbridge gearbeitet, etwa 20 Kilometer von Atlanta entfernt.

Der Name Martin Luther war für den Vater und später für den Sohn Ausdruck tiefen religiösen Empfindens. Zusammen mit seinen Eltern lebte er in der Auburn Avenue, einer Strasse in der fast ausschliesslich wohlhabende Schwarze wohnten.In der Schule lernte er leicht und graduierte 1948 in Soziologie.

Wie alle Schwarzen wurde auch er durch die damalige Rassentrennung in den Südstaaten der USA diskriminiert. Die Rassentrennung trennte alle Bereiche des täglichen Lebens in schwarz und weiß: Schulen, Kirchen, öffentliche Gebäude, Busse und Züge, selbst Toiletten und Waschbecken. Seine Haltung den Weißen gegenüber blieb trotzdem gemäßigt und versöhnlich.

Martin Luther King jr. wurde mit 17 Jahren Hilfsprediger seines Vaters an der Ebenezer Baptist Church in Atlanta, Georgia. Dort besuchte er die einzige Hochschule für Schwarze im Süden, das „Morehouse College“. Danach wollte er eigentlich Arzt werden, entdeckte jedoch auf dem College das Reden für sich und gewann einmal den 1. sowie den 2. Platz bei Studentenwettbewerben, wo es um politische Reden ging. Von Vater und Professoren schliesslich überzeugt, ging er, um Theologie zu studieren, auf das Crozer Theological Seminary in Pennsylvania. Aus Angst, den Maßstäben der Weißen nicht zu entsprechen, studierte er intensiv und war der Beste seiner Klasse. Er las Plato, John Locke, Jean-Jacques Rousseau, Aristoteles, Karl Marx, Henry David Thoreau und vor allem Mahatma Gandhi, dessen Gewaltlosigkeit ihn tief beeindruckte und seinen weiteren Lebensweg prägen sollte. King sagte über den großen Inder: „From Gandhi I learned my operational technique.“

1951 beendete er sein Studium mit einem Bachelor of Divinity. Anschließend schrieb er an der Boston University in Massachusetts seine Doktorarbeit. Während dieser Zeit beschäftigte er sich weiter mit den gewaltfreien Vorstellungen Mahatma Gandhis.

Am 18. Juni 1953 heiratete er Coretta Scott, mit der er vier Kinder hatte. Martin Luther King jr. hatte mehrere Angebote für die Zeit nach seinem Studium. Er wählte aber nicht den „einfachen“ Weg, er entschied sich für eine Pfarrerstelle im Süden des Landes. Im darauf folgenden Jahr wurde er Pastor in der Dexter Avenue Baptist Church in Montgomery (Alabama). 1955 wurde ihm der Titel eines „Doctor of Philosophy“ verliehen.

Erste Erfolge - Montgomery

Knapp ein Drittel der Bevölkerung Montgomerys waren Schwarze. Diese arbeiteten zumeist als Landarbeiter und Hausangestellte. Am 1. Dezember 1955 wurde Rosa Parks verhaftet, weil sie sich weigerte, im Bus einem Weißen Platz zu machen. Dies führte zu einer Solidarisierung der schwarzen Bevölkerung. Es wurde zum Boykott der städtischen Busse aufgerufen, dem „Montgomery Bus Boycott“. Man wollte auf diese Weise verdeutlichen, dass die weißen Einwohner sehr wohl auch wirtschaftlich von der schwarzen Bevölkerung abhängig waren. King wurde als Leiter des Boykottkomitees bestimmt. Er war noch weitestgehend unbekannt und hatte somit kaum Feinde, weder unter Weissen noch Schwarzen. Diese Aktion dauerte 381 Tage und erregte auch im Ausland Aufsehen. Es gab nicht nur verbale Zustimmung, sondern auch finanzielle Unterstützungen für die schwarzen Bewohner der Stadt.

Der gewaltlose Widerstand endete 1956 mit dem Erfolg, dass der Oberste Gerichtshof jede Art von Rassentrennung in den Bussen der Stadt Montgomery verbot. Der „Montgomery Bus Boykott“ war ein strahlender Sieg für die Unterstützung des gewaltfreien Protests und Kings Verdienste führten dazu, dass er zum Präsidenten der Southern Christian Leadership Conference (SCLC) gewählt wurde. King, der immer die Gewaltlosigkeit predigte, wurde in dieser Zeit dreimal tätlich angegriffen, überlebte drei Bombenattentate und kam zwischen 1955 und 1968 über 30 mal ins Gefängnis. Er reiste in den nächsten Jahren tausende von Meilen durch den Süden der USA und warb für seine Ziele. 1957 hielt King 208 Reden und schrieb dabei sein erstes Buch „Schritt auf die Freiheit zu“. Die gewaltlose Bürgerrechtsbewegung war durch den Vorfall im Bus entstanden. In den folgenden Jahren schlossen sich auch immer mehr Weiße an.

1960 kündigte er seine Pastorenstelle, um sich mit seinem Vater ein Pastorat an der Ebenezer Baptist Church in Atlanta zu teilen. Durch dieses neue Amt konnte er sich reger an der Bürgerrechtsbewegung beteiligen, was auch zu dieser Zeit sehr wichtig war. Am stärksten kämpfte er jedoch gegen die Justiz, deren Schikanen gegen ihn in seiner Verhaftung und Verurteilung zu sechs Monaten Zwangsarbeit in Reidsville, Florida, gipfelten - weil er es unterlassen hatte, seinen Führerschein umzumelden, als er von Montgomery nach Atlanta umzog. Gerade zu dieser Zeit wollte eine New Yorker Universität eine Auszeichnung an ihn für seine Arbeit gegen die Rassentrennung verleihen. So wurde King von Florida nach New York geflogen, nahm den Preis in Empfang und kehrte anschließend wieder ins Gefängnis nach Reidsville zurück. John F. Kennedy, zu dieser Zeit demokratischer Präsidentschaftskandidat, bot darauf hin der Familie seine Hilfe an. Er setzte sich mit dem Richter in Verbindung und King wurde gegen Kaution freigelassen. Wenige Tage später wurde Kennedy mit 100.000 Stimmen Mehrheit zum Präsidenten gewählt. Coretta Scott-King schrieb später in ihrer Autobiografie, dass diese Intervention Kennedy den Sieg gebracht habe.

Erste Niederlagen - Albany

Am 15. Dezember 1961 fliegt King ins südstaatliche Albany, Georgia. Dort waren seit kurzem die sogenannten "Freedom Rides" im Gange: gewaltfreier, so gut wie nicht organisierter Protest kleiner Gruppen gegen die öffentliche Rassentrennung. Einen Tag nach seiner Ankunft demonstriert King mit 600 Menschen unerlaubt in Albany. Der Trupp wird von der Polizei umstellt und ohne Gewaltanwendung verhaftet. Danach kommt es bis 1962 mit Unterbrechungen immer wieder zu unerlaubten Protesten und Unruhen in Albany, jedoch ohne handfeste Erfolge zu erzielen. Dieser Versuch wird allgemein als "Niederlage" gewertet.

Kings großer Einfluss sorgte aber weiter dafür, dass die Gewaltlosigkeit erstmal die einzige realistische Möglichkeit für Veränderungen blieb. Anfang der 1960er Jahre wurde zudem We shall overcome zur Hymne der Bügerrechtsbewegung.

Birmingham - „Metropole der Rassentrennung“ (King)

King suchte Gründe für die Erfolglosigkeit der Aktionen in Albany und fand sie vorallem im mangelder Vorbereitung und Organisation. Zusammen mit seinen Mitstreitern (Ralph Abernathy etwa war seine "rechte Hand") entwarf er einen konkreten Plan um die Machthaber zu einer gesetzlich garantierten Gleichheit von Schwarzen und Weissen zu zwingen. Zuerst verschmolz die ortsansässige "Alabama Christian Movement for Human Rights" um Reverend Fred Shuttlesworth ("Man muß bereit sein zu sterben, bevor man beginnen kann, wirklich zu leben", Coretta Scott King S. 251) mit der Organistion um King. Um alle Kräfte auf ein Ziel zu lenken sollten außschliesslich die "Lunch Counters", kleine Imbissecken in Kaufhäusern, mittels friedlichen Sitzprotesten blockiert werden. Zudem war ein Boykott der von weissen Geschäftsleuten geführten Kaufhäuser vorgesehen. In den Lunch Counters durften sich nur Weisse vom Einkauf erholen und für die Organisatoren standen sie symbolisch für die Rassentrennung. In Zentren der "Alabama Christian Movement for Human Rights" wurden dafür 250 Freiwillige in den Methoden des gewaltlosen Widerstandes eingewiesen, die u.a. auch ein Gelöbnis auf 10, den Protest betreffende, Gebote ablegen mussten. Außerdem half der schwarze New Yorker Musiker Harry Belafonte indem er bei vielen wohlhabenden Schwarzen Geld für die Aktionen Kings sammelte.

Der Protest startete am 3. April 1963 als 30 Freiwillige mit den Sitzprotesten beginnen. Dieser setzt sich Tag für Tag fort, wobei es abends in Kirchen für Schwarze Treffen zwischen den Protestierenden und King gibt. Dort hält er Reden und versucht die Leute zu motivieren. Vorallem durch solche Treffen verstärkt sich der Protest immer mehr, obwohl es auch Proteste von Seiten mancher Schwarzen gab. Sie behaupteten z.B. die Proteste kämen zum falschen Zeitpunkt oder würden die Ruhe stören.

Bald wird auch King inhaftiert und hat im Gefängnis von Birmingham ein Kontaktverbot nach draußen, das durch Eingreifen Präsident Kennedy aufgehoben wurde. In dieser Zeit schrieb er auch den bekannten Brief aus dem Gefängnis von Birmingham, seine Antwort auf Angriffe von weißen Geistlichen Birminghams. Diese Aktionen förderte die wachsende Bekanntheit des Predigers stark. King kommt dann nach 8 Tagen mit der entscheidenden Idee wieder aus dem Gefängnis: er schlägt vor auch Kinder und Jugendliche in den Protest einzubinden. Daraufhin gibt es am 2. Mai über 1000 Verhaftungen und es kommt einen Tag darauf zum ersten Mal zu massiver Gewalt von Seiten der Polizei. Am 4. Mai werden dann landesweit Bilder von den Ausmaßen der Brutalität abgedruckt und somit die Öffentlichkeit aufgerüttelt, was den Protesten und der Gewalt jedoch keinen Abbruch tut.

Daraufhin schickt Kennedy einen Referenten des Justizministeriums nach Birmingham, der parallel und geheim zu den Protesten Verhandlungen zwischen den Leitern der Demonstrationen auf der einen Seite und weissen, mächtigen Geschäftsleuten sowie dem "Senior Citizens Commitee" ("Ältesten Bürgerkomitee") auf der anderen Seite einleiten soll. Durch den Druck der anhaltenden Demonstationen erzielt man am 10. Mai eine Einigung. Diese besagt u.a., dass nun von offizieller Seite die Gleichberechtigung gefördert wird oder Hilfeleistungen für wieder freigelassene Demonstranten garantiert werden.

Einen Tag später werden zwei Bombenattentate auf King und seinen jüngeren Bruder, Alfred Daniel, verübt. Niemand wird verletzt. Die Täter entstammen wahrscheinlich dem Umfeld den Ku-Klux-Klans, wurden jedoch nie gefasst. Zudem gab es weitere Unruhen wobei 50 Menschen verletzt wurden. Jetzt entsendet Kennedy 3000 Bundessoldaten zur Beruhigung in das Kriesengebiet, woraufhin sich die Lage entspannt. Schliesslich wird „Bull“ Connor am 23. Mai wegen Amtsanmaßung nach einen Urteil des Obersten Gerichtshofes Alabama seines Amtes enthoben.

Zahlreiche Morde an schwarzen und auch weißen Bürgerrechtlern im Süden der USA erschütterten daraufhin immer wieder die Öffentlichkeit. Zu nennen sind hier vor allem die Ermordung von Medgar Evers, schwarzer Bürgerrechtler aus Mississippi, im Juni 1963, der Bombenanschlag auf die 16th St. Baptist Church in Birmingham im September 1963, bei dem vier Mädchen getötet wurden, und im Frühjahr 1964 in Mississippi die Entführung und Tötung von drei Bürgerrechtlern. Eine unrühmliche Rolle bei diesen und anderen Morden kommt dem rassistischen Geheimbund Ku-Klux-Klan zu, in dem sich auch Polizisten aus den Südstaaten engagierten.

Washington/Friedensnobelpreis

Martin Luther King während einer Rede, 26. März 1964

Viele Schwarze entwickelten in dieser Zeit ein neuartiges, aktives Selbstbewusstsein. Sie bekennen sich seitdem zu ihrer afrikanischen Abstammung und der Kultur ihres Herkunftskontinents. Gegen das verächtliche Schimpfwort für Schwarze, Jim Crow, lehnte man sich nun vehement auf und ließ sich nicht mehr dadurch als einen Schmarotzer bezeichnen. Ebenso war man es überdrüssig, als boy, egal in welchem Alter, bezeichnet zu werden. Diese Ablehnung der Entmenschlichung hatte mit dem wieder gefundenen Selbstbewusstsein der Afroamerikaner zu tun.

Marsch nach Washington

Präsident Kennedy legt als Reaktion auf die anhaltenden Demonstrationen am 19. Juni 1963 dem US-Kongress eine Gesetzesvorlage zur weitgehenden, landesweiten Gleichberechtigung vor. Im Sommer '63 wurde innerhalb von 4 Monaten in 196 Städten 841 mal demonstriert. Am 22. Juli treffen dann Führer der verschiedenen Schwarzenbewegungen mit dem Präsidenten im Weissen Haus zusammen, wo Kennedy King und die anderen versucht zu überzeugen das der geplante Marsch auf Washington, D.C. angesichts des Gesetzesvorschlags zu einem schlechten Zeitpunkt kommt. Doch King lehnt entschieden ab, er will die Demonstration wie geplant verlaufen lasssen. Der Marsch soll nochmals, diesmal in der Landeshauptstadt, die Massen für die Probleme der Schwarzen sensibilisieren und die konservativen Politiker zu einem einlenken bewegen.

Am 28. August dann findet der Marsch statt. 250.000 Menschen, darunter 60.000 Weiße, demonstrierten friedlich, um auch die Bürgerrechtsgesetzgebung Präsident Kennedys zu unterstützen. Hier sprach King seine wohl bekannteste Rede I have a dream. Begleitet wurde der Marsch durch Musik von Joan Baez und Bob Dylan am Lincoln Memorial. Nach dem Marsch auf Washington begann FBI-Chef Hoover intensiv, King und andere Bürgerrechtler zu bespitzeln, um letztlich die Bewegung zu zerstören.

Auszug aus der Rede

„Ich habe einen Traum, dass eines Tages auf den roten Hügeln von Georgia die Söhne früherer Sklaven und die Söhne früherer Sklavenhalter miteinander am Tisch der Brüderlichkeit sitzen können. Ich habe einen Traum, dass sich eines Tages selbst der Staat Mississippi, ein Wüstenstaat, der in der Hitze der Ungerechtigkeit und Unterdrückung verschmachtet, in eine Oase der Freiheit und Gerechtigkeit verwandelt. Ich habe einen Traum, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einer Nation leben werden, in der man sie nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern allein nach ihrem Charakter beurteilen wird. Ich habe heute einen Traum.“

Da Martin Luther King weitaus mehr als andere Rhetoriker mit dem Rhythmus seiner Sprache arbeitete, ist der englische Originaltext hier unverzichtbar:

„I have a dream that one day this nation will rise up and live out the true meaning of its creed: "We hold these truths to be self-evident: that all men are created equal.“
„I have a dream that one day on the red hills of Georgia the sons of former slaves and the sons of former slaveowners will be able to sit down together at a table of brotherhood.“
„I have a dream that one day even the state of Mississippi, a desert state, sweltering with the heat of injustice and oppression, will be transformed into an oasis of freedom and justice.
I have a dream that my four children will one day live in a nation where they will not be judged by the color of their skin but by the content of their character.“
„I have a dream today.“

Verkündung des Gesetzes zur Aufhebung der Rassentrennung/Friedensnobelpreis

Die Ermordung Kennedys am 22. November 1963 traf die Bürgerrechtsbewegung schwer. Lyndon B. Johnson sorgte dafür, dass schließlich am 19. Juni 1964 die Bürgerrechtsgesetze verkündet wurden, in denen die Rassentrennung aufgehoben wurde. Zuvor hatten 19 Senatoren versucht durch sogenannte Filibuster, reden ohne Unterlass, den Beschluss des Gesetzes hinauszuzögern und mittels der gewonnenen Zeit eine Mehrheit für den Entwurf doch noch zu verhindern. Nach dem Beschluss weigerten sich der Governeur von Alabama, George Wallace, und der Governeur von Mississippi, Paul Johnson, sofort das neue Gesetz anzuerkennen und umzusetzen.

Martin Luther King erhielt 1964 den Friedensnobelpreis, wobei er das gesamte Preisgeld von 54.000$ in einen Fond seiner Bewegung gab. Das amerikanische Nachrichtenmagazin Time ernannte den Bürgerrechtler zum „Mann des Jahres 1964“.

Selma

In der Kleinstadt Selma bei Montgomery versuchte King 1965 mittels Demonstrationen die problemlose Aufnahme Schwarzer in die Wählerlisten zu erreichen. So mussten damals etwa Fragen zur amerikanischen Geschichte oder der Verfassung richtig beantworten werden, bevor man als Schwarzer sein Wahlrechts wahrnehmen konnte.

Zuerst organisierte King mehrere Märsche auf das Gerichtsgebäude von Selma, wobei die Polizei um Sheriff Jim Clark die Demonstrierenden Tag um Tag auseinander trieb und viele von ihnen verhaftete. Nachdem aber ein Polizist den schwarzen Holzfäller Jimmy Jackson erschoss, entschloss sich King eine großangelegte Demonstration in die nahegelegene Hauptstadt von Alabama, Montgomery, zu organsieren. Nach drei Märschen, wobei die ersten beiden hinter der Stadtgrenze Selmas von der Polizei auseinander getrieben wurden, hatte der dritte Marsch (geschützt von Bundestruppen, die Präsident Johnson entsandt hatte) im März 1965 den gewünschten Erfolg. Allerdings wurden dabei 3 Menschen, darunter ein Priester, getötet.

Chicago, Vietnamkrieg

Der Terror der weißen Rassisten im Süden der Staaten hielt weiter an. Zahlreiche Schwarze wurden ermordet, die Polizei terrorisierte weiterhin Bürgerrechtler. Kings Eintreten für Gewaltlosigkeit wurde nicht mehr von jedem Schwarzen befürwortet. Die Black Muslims mit ihrem charismatischen Anführer Malcolm X waren Vertreter des radikalen Flügels, ebenso die Black Panther Party. Diese beiden gewaltbereiten Gruppierungen waren aber hauptsächlich in den Großstädten des Nordens und Kaliforniens vertreten. Dort hatte die gewaltlose Idee Kings auch einen schweren Stand. Martin Luther King jr. wollte auch im Norden der Vereinigten Staaten den gewaltlosen Widerstand forcieren. Er hatte dabei weniger Erfolg. Es kam zu blutigen Rassenunruhen, so in Chicago 1966, aber auch in Watts, Los Angeles.

Kings Haltung gegen den Vietnamkrieg wurde nicht von allen seinen Weggefährten geteilt. Wie viele weiße Amerikaner standen auch große Teile der schwarzen Bevölkerung auf Seiten der Befürworter dieses Krieges. Man befürchtete, dass sich die Bürgerrechtsbewegung mit einer Parteinahme gegen den Krieg selber schaden würde, weil Präsident Johnson benötigte Mittel für sie streichen lassen würde. Doch den eingeschlagenen gewaltlosen Weg ging King ab 1966 zusätzlich nicht nur gegen die Rassentrennung im Süden, sondern auch zunehmend gegen Armut und Krieg, einem Krieg, dessen amerikanische Tote in den Südstaaten der USA auf getrennten Friedhöfen für Weiße und Schwarze bestattet werden mussten. Er versuchte für alle Menschen, insbesondere natürlich für die schwarze Bevölkerung, bessere Lebensbedingungen zu erreichen. King wurde nun zur persona non grata im Weißen Haus und vor allem auch beim FBI unter Chef Hoover. Zusammenarbeit mit der Antikriegsbewegung und deren weißen Führern, sowie seine Pläne, unter anderem einen „Marsch armer Leute“ nach Washington, fanden immer mehr Kritiker. Bei diesem Marsch wollte sich King auch für die anderen Minoritäten des Landes einsetzen. Dies war das Vorhaben im Jahr 1968.

Attentat

Eine Demonstration am 28. März 1968, die er anführte, endete in Krawallen, Plünderungen und Bränden. Es war das erste Mal, dass eine Demonstration, die er leitete, gewalttätig wurde. Heute ist bekannt, dass das FBI Schwarze als Provokateure einsetzte.

Am 3. April 1968 sagte er in seiner berühmten Rede I have been to the mountaintop, dass er das Gelobte Land („Promised Land“) gesehen habe. Viele deuteten diesen Satz als Todesahnung. King redete noch einmal mit den Demonstranten, um sie von der Gewaltlosigkeit zu überzeugen. Er legte einen neuen Termin für eine Demonstration fest, den 8. April.

Am 4. April wurde King auf dem Balkon des Lorraine Motels in Memphis, Tennessee erschossen. In über 100 Städten kam es nach der Ermordung Kings zu Krawallen, bei denen 39 Menschen ums Leben kamen, Washington D.C. brannte. Martin Luther King jr. wurde am 9. April 1968 unter der Anteilnahme von 50.000 Menschen in Atlanta beerdigt.

In einem Raum gegenüber des Motels fand man die Waffe, mit der laut ballistischer Untersuchungen der Schuss abgegeben worden war. Auf ihr fand man die Fingerabdrücke des mehrfach vorbestraften James Earl Ray, eines entflohenen Häftlings, der offen rassistische Ansichten vertrat. Nach zweimonatiger Flucht wurde Ray schließlich in London verhaftet. Er gestand die Tat und wurde unter Berücksichtigung seines strafmildernden Geständnisses zu 99 Jahren Haft verurteilt. Wenige Tage später widerrief Ray sein Geständnis und beteuerte in den nächsten Jahrzehnten seine Unschuld, erreichte aber keine Wiederaufnahme seines Verfahrens.

Seit dem Attentat verstummten nie die Zweifel über eine Verschwörung höchster Kreise bis hin zu US-amerikanischen Regierung zur Ermordung Kings, auch Ray entwarf aus dem Gefängnis heraus immer wieder neue Theorien, die sich teilweise widersprachen. Die Verschwörungstheorien konzentrieren sich auf die zwei Fragen, ob Ray überhaupt geschossen habe oder - falls ja - ob und welche Unterstützer er hatte. Diverse Untersuchungen von Justizministerium, Repräsentantenhaus und Staatsanwaltschaft kamen jedoch immer zu dem Ergebnis, dass Ray geschossen habe und es nicht sicher ist, ob er Helfer gehabt habe.

Neue Dynamik erhielt die Diskussion, als 1993 Lloyd Jowers in einem Interview behauptete, 100.000 $ für die Anwerbung eines Killers erhalten zu haben. Jowers, der ein Restaurant gegenüber Kings Motel führte, nannte nicht den Namen des Schützen, gab aber an, es handelte sich nicht um James Earl Ray. Die Familie von Martin Luther King jr., die nicht an eine Täterschaft Rays glaubte, strengte daraufhin eine Zivilgerichtsverfahren wegen fahrlässiger Tötung an, dessen Geschworenen 1999 übereinkamen, dass es sich bei dem Attentat auf King um eine Verschwörung zwischen Mitgliedern der Mafia und der US-Regierung handelte. Die Jury stützte sich dabei im Wesentlichen auf die Aussagen Jowers, der wegen seines Gesundheitszustandes aber nicht vor Gericht aussagte. Ray war 1998 im Gefängnis gestorben und erlebte das Gerichtsurteil nicht.

Eine 18-monatige erneute Untersuchung des Justizministeriums wies die Ergebnisse des Zivilverfahrens 2000 zurück, da sie auf Hörensagen und voreingenommenen Zeugen basiere. Insbesondere die Aussagen des inzwischen verstorbenen Jowers erschienen wenig glaubwürdig, da Bekannte von ihm offenbarten, dass er auf einen Vertrag über die Filmrechte an seiner Geschichte hoffte. Die meisten mit dem Fall vertrauten Experten schenken den Ausführungen des Gerichts ebenfalls keinen Glauben, für eine Verschwörung gäbe es keine Beweise. Weiterhin sind allerdings nicht alle Ungereimtheiten des Falles restlos aufgeklärt.

Seit 1986 ist der dritte Montag im Januar, in Anlehnung an Kings Geburtstag am 15. Januar, in den USA ein nationaler Feiertag, der so genannte Martin Luther King Memorial Day. Das Lorraine Motel wurde 1987 von der Martin Luther King Jr. Memorial Foundation aufgekauft und beherbergt heute das National Civil Rights Museum.

Werke

  • Aufruf zum zivilen Ungehorsam. Düsseldorf 1969.
  • Freiheit: von der Praxis des gewaltlosen Widerstandes. Wuppertal 1982
  • Die Kraft der Schwachen. Stuttgart: 1982.
  • Mein Traum vom Ende des Hassens. Freiburg 1994.
  • Wohin führt unser Weg. Wien 1968.
  • Carson, Clayborne (Hrsg.): The autobiography of Martin Luther King, jr. (Originaltext von MLK)

Literatur

  • Frederik Hetmann: Martin Luther King. Ravensburg 1993.
  • Rolf Italiaander: Martin Luther King. Berlin 1986.
  • Coretta Scott King: Mein Leben mit Martin Luther King. Stuttgart 1970.
  • Martin Luther King sen.: Aufbruch in eine bessere Welt: die Geschichte der Familie King. Berlin 1984.
  • S.N. Kondraschow: Martin Luther King. Berlin 1972.
  • Hans-Georg Noack: Der gewaltlose Aufstand: Martin Luther King und der Kampf der amerikanischen Neger. Stuttgart 1965
  • Stephen B. Oates: Martin Luther King: Kämpfer für Gewalttaten. München 1986.
  • William F. Pepper: Die Hinrichtung des Martin Luther King. Diederichs 2003
  • Gerd Presler: Martin Luther King. 8. Aufl. Rowohlt 1997 (Rowohlt Monografien ; 50333)
  • Valerie Schloredt: Martin Luther King: Make love not war... 2. Aufl. Würzburg 1990.
  • Günther Wirth: Martin Luther King. 8. Aufl. Berlin 1989.
  • Arnulf Zitelmann: Keiner dreht mich um: Die Lebensgeschichte des Martin Luther King. 6. Aufl. Weinheim 1992.
  • Hans-Eckehard Bahr: Martin Luther King. Für ein anderes Amerika. 1. Auflage. Aufbau Taschenbuchverlag, Berlin 2004, ISBN 3746681235

Quellen (Auswahl)

  • S.N. Kondraschow: Martin Luther King. Berlin 1972.

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