Lettland

Latvijas Republika
Republik Lettland
Flagge Lettlands Großes Staatswappen
(Details) (Details)
Amtssprache Lettisch
Hauptstadt Rīga
Staatsform Parlamentarische Demokratie
Staatspräsident Vaira Vīķe-Freiberga
Ministerpräsident Aigars Kalvītis
Fläche 64.589 km²
Einwohnerzahl 2.292.400 (1. Februar 2006)
Bevölkerungsdichte 35 Einwohner pro km²
BIP/Einwohner 5.137US-$ (2006)
Unabhängigkeit 18. November 1918
21. August 1991
Währung Lats
Zeitzone UTC+2 (EET)
Nationalhymne Dievs, svēti Latviju („Gott, segne Lettland!“)
Kfz-Kennzeichen LV
Olympiakürzel LAT
Internet TLD .lv
Vorwahl +371
Lage Lettlands in Europa
Lage von Lettland in Europa
Lage von Lettland in Europa
Lettland aus dem Weltall
Lettland aus dem Weltall
Lettland aus dem Weltall
Karte Lettlands
Karte Lettlands
Karte Lettlands

Lettland (lettisch Latvija) liegt in Nordosteuropa, im Zentrum des Baltikums. Lettland grenzt im Süden an Litauen, im Südosten an Weißrussland, im Osten an Russland, im Norden an Estland und im Westen an die Ostsee.


Geographie

Klimadiagramm Riga

Lettland besteht im Wesentlichen aus den vier historischen Regionen Kurland (Kurzeme) im Westen, Livland (Vidzeme) im Nordosten, Semgallen (Zemgale) als schmaler Streifen zwischen Daugava und der litauischen Grenze sowie Lettgallen (Latgale) im Südosten, und ist zum größten Teil ein bewaldetes (40 % der Fläche) Moränen-Hügelland mit zahlreichen Seen und einer langen, wenig gegliederten Küstenebene. Es ist mit knapp 64.600 km² etwas kleiner als Bayern. Längste Flüsse sind die Daugava und die Gauja. Die Hauptstadt Riga ist auch in geographischer Hinsicht das Zentrum des dünn besiedelten Landes.

Natur

Neben Hirschen, Rehen und Füchsen kommen auch Elche, Wölfe und Biber vor.

Die durchschnittliche Höhe Lettlands beträgt 87 Meter über NN. Der höchste Berg ist der Gaiziņkalns mit 312 Meter ü. NN.

Längste Flüsse

Nr. Name mündet in Länge in
Lettland (km)
Gesamtlänge
(km)
1. Vorlage:Fluss Lettlands/Gauja Rigaischer Meerbusen 452 452
2. Vorlage:Fluss Lettlands/Daugava Rigaischer Meerbusen 352 1005
3. Vorlage:Fluss Lettlands/Ogre Daugava 188 188
4. Vorlage:Fluss Lettlands/Venta Ostsee 178 346
5. Vorlage:Fluss Lettlands/Iecava Vorlage:Fluss Lettlands/Lielupe 136 136
6. Vorlage:Fluss Lettlands/Pededze Vorlage:Fluss Lettlands/Aiviekste 131 159
7. Vorlage:Fluss Lettlands/Abava Venta 129 129
8. Vorlage:Fluss Lettlands/Dubna Daugava 120 120
9. Vorlage:Fluss Lettlands/Maza Jugla Vorlage:Fluss Lettlands/Liela Jugla 119 119
10. Lielupe Rigaischer Meerbusen 119 119
11. Vorlage:Fluss Lettlands/Rezekne Vorlage:See Lettlands/Lubanas ezers 116 116
12. Vorlage:Fluss Lettlands/Memele Lielupe 116 191
13. Vorlage:Fluss Lettlands/Dienvidsuseja Mēmele 114 114
14. Aiviekste Daugava 114 114
15. Vorlage:Fluss Lettlands/Berze Vorlage:Fluss Lettlands/Svete 109 109
16. Vorlage:Fluss Lettlands/Misa Iecava 108 108
17. Vorlage:Fluss Lettlands/Malta Rezekne 105 105
18. Vorlage:Fluss Lettlands/Salaca Rigaischer Meerbusen 95 95
19. Svēte Lielupe 71 116
20. Vorlage:Fluss Lettlands/Barta Vorlage:See Lettlands/Liepajas ezers 43 98

Größte Städte

Stadt Kreis Einwohner
31. März 2000 1. Januar 2005
Rīga Rīga (Stadt) 764.329 731.762
Daugavpils Daugavpils (Stadt) 115.265 110.379
Liepāja Liepāja (Stadt) 89.448 86.264
Jelgava Jelgava (Stadt) 63.652 66.136
Jūrmala Jūrmala (Stadt) 55.718 55.603
Ventspils Ventspils (Stadt) 43.928 44.017
Rēzekne Rēzekne (Stadt) 39.233 36.798
Jēkabpils Jēkabpils 27.871 26.845
Valmiera Valmiera 27.752 27.550
Ogre Ogre 26.573 26.046
Tukums Tukums 18.886 19.786
Cēsis Cēsis 18.732 18.598
Salaspils Rīga 18.121 17.557
Kuldīga Kuldīga 13.678 13.094
Olaine Rīga 12.952 12.778
Saldus Saldus 12.581 12.655
Talsi Talsi 12.374 11.680

Siehe auch: Liste der Städte in Lettland

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Lettlands

Politik

Lettland ist eine parlamentarische Präsidialrepublik. Die Führung der Staatsgeschäfte, vor allem jedoch die internationale Repräsentation sind die wichtigsten Aufgaben des Präsidentenamtes, das die gewählte Regierung ernennt und entlässt. Die amtierende Präsidentin bzw. der amtierende Präsident fungiert zugleich als Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Es besteht auch ein Gesetzesinitiativrecht, das sporadisch in Anspruch genommen wird. Die Regierungsaufgaben und die Führung des Kabinetts übernimmt jedoch der Premierminister, den die jeweils stärkste Fraktion im Parlament (Saeima) stellt und der von den 100 Abgeordneten gewählt wird.

Dieses Parlament wird im Verhältniswahlrecht in freien, gleichen und geheimen Wahlen gewählt. Neben den Direktkandidaten der 26 Wahlkreise in 5 Provinzen fallen an die stärksten Fraktionen noch weitere Mandate, die dann aus der Parteiliste besetzt werden.

Das Kabinett besteht aus 17 Ministerien, den Vorsitz führt der Premierminister, außerdem gehören dem Kabinett die jeweiligen Staatssekretäre sowie die Fraktionsvorsitzenden der regierenden Parteien an, die jedoch über kein Stimmrecht verfügen.

Die Präsidentin bzw. der Präsident nimmt regelmäßig an Sitzungen des Kabinetts und auch der Saeima teil. Die amtierende Regierungskoalition nahm als dritte Regierung im Dezember 2004 ihr Amt an. Das von Ministerpräsident Aigars Kalvītis geführte Kabinett setzt sich aus den Fraktionen der Volkspartei (Tautas partija), der Neuen Zeit (JL), Lettlands Erster Partei (LPP) und der Grüne/Bauern-Union (ZZS) zusammen. Vom politischen Spektrum ist diese Koalition als Mitte-Rechts einzuordnen.

Die Außenpolitik Lettlands ist westlich orientiert; die Beziehungen zu Rußland sind eher angespannt.

Lettland ist nach der Entscheidung auf dem EU-Gipfeltreffen am 13. Dezember 2002 in Kopenhagen zum 1. Mai 2004 mit neun weiteren ost-, mittel-, nordost- und südosteuropäischen Staaten in die Europäische Union aufgenommen worden. In einem Referendum am 20. September 2003 stimmte die wahlberechtigte lettische Bevölkerung diesem Vorhaben mit knapp 67 % zu. Im Zuge der NATO-Osterweiterung wurde Lettland im April 2004 Mitglied der NATO.

Siehe auch: Liste der politischen Parteien in Lettland, Kabinett Kalvitis

Verwaltungsgliederung

Hauptartikel: Verwaltungsgliederung Lettlands

Wirtschaft

BIP

Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts Lettlands liegt seit der Überwindung der Russlandkrise (also ab 2000) stets über 6 %, 2004 waren es 8,5 %. Das war die höchste Wachstumsrate aller EU-Staaten. Das BIP belief sich für 2004 auf knapp 11 Mrd. €, das sind pro Kopf 4.742 € und damit (in Euro gerechnet) das Dreifache des Wertes von 1995. Dennoch liegt Lettland damit auf dem letzten Rang in der EU (zum Vergleich: Deutschland 26.400 €) - der Aufholbedarf ist also weiterhin groß.

Direktinvestitionen

Die Summe der ausländischen Direktinvestitionen belief sich bis zur Jahresmitte 2004 auf 3,1 Milliarden Euro. Deutschland belegt mit Gesamtinvestitionen von 435 Mio. Euro (I. Quartal 2004; entspricht 15 %) den ersten Rang vor Schweden, Finnland, Dänemark, Norwegen und den USA. Diese Position begründet sich ganz wesentlich in der Expansion der Nord/LB auch nach Lettland (eigene Tochter). Daneben sind folgende Unternehmen große Investoren in Lettland:

  • Telekommunikation: TeliaSonera (S/SF, Anteile an Lattelekom und LMT (Mobilfunk)), Tele2 (S)
  • Energie: Ruhrgas/eon und Gazprom (D und RU/Anteile an Latvijas Gaze), Den Norske Stats (N/Erdöl (Statoil)), Shell (UK-NL/Erdöl), Transneftegaz (RU/Erdöl), Nefte (SF/Erdöl)
  • Bankwesen: SEB (S/Anteile an Unibanka), Hansabanka (EE-SF), Vereins- und Westbank (D)
  • Immobilien und Einzelhandel: LinstowWarner (N/Immobilien), Preatoni Group (I/u. a. Domina Hotels), Polarbek (USA/Radisson Hotel), Stockmann (SF), Kesko (SF)
  • diverse: Rinzai (HKG-SGP/ Acot Industries (Modellbau aus Metall)), SAS (S/DK; Anteile an airbaltic)

Währung und Preise

Die nationale Währung Lettlands ist der Lats (int. Kürzel LVL), der ab März 1993 eingeführt wurde und den Lettischen Rubel ablöste, der als Übergangswährung ein Jahr lang im Umlauf gewesen war. Ein Lats sind 100 Santims.

Die Preisentwicklung in Lettland ist seit der wirtschaftlichen Depression (Russlandkrise 1998/99) moderat, schritt aber mit Inflationsraten zwischen 2,5 und 3 % stets schneller voran als in den Nachbarstaaten Estland und Litauen. Mit dem EU-Beitritt und durch das starke Wirtschaftswachstum hat sie sich deutlich erhöht und lag für 2004 bei 6,2 %.

Mit Wirkung vom 1. Januar 2005 wurde der Lats fest an den Euro zu einem Wechselkurs von 1 EUR = 0,702804 LVL gekoppelt. Die lettische Zentralbank hält den Lats-Wechselkurs in einer Bandbreite von +/- 1 % gegenüber dem Euro bis zur Euroeinführung (geplant: 2008/2009).

Staatsbudget und -defizit

Das Staatsbudget lag 2004 bei 3,9 Mrd. Euro, das Defizit bei 162 Mio. Euro, das sind 1,5 % des BIP. Den wechselnden Regierungen ist es somit gelungen (unterstützt vom starken Wirtschaftswachstum) die Neuverschuldung, die 1999 auf dem Höhepunkt der Russlandkrise noch bei 8,3 % des BIP gelegen hatte, kontinuierlich zu verringern.

Staatsausgaben

Zwischen 1992 und 2000 lag der Anteil der Staatsausgaben für

Außenhandel

Die Exporte beliefen sich 2004 auf gut 3,15 Mrd. Euro, die Importe auf gut 5,7 Mrd. Euro. Das Defizit in der Handelsbilanz beträgt damit beachtliche 2,55 Mrd. Euro, das sind gut 80 % des Exportwertes oder bald ein Viertel des BIP. Durch positive Bilanzen bei Dienstleistungen sowie bei Direktinvestitionen und sonstigen Transferleistungen reduziert sich dieses Defizit in der Zahlungsbilanz zwar, bleibt aber bei knapp 1,35 Mrd. Euro weiterhin hoch bzw. hat sich in den letzten Jahren noch verstärkt. Insgesamt hat sich der Außenhandel in gut vier Jahren verdoppelt. 2004 hat sich insbesondere der Warenaustausch mit den unmittelbaren Nachbarstaaten (Estland, Litauen, Russland, Belarus, Polen) intensiviert. Hauptexportländer sind (2004) Großbritannien (13 %), Deutschland (12 %) und Schweden (10 %), Hauptexportprodukte Holz und Holzprodukte (über 30 % der Exporte), Metalle und Metallprodukte (14 %) sowie Textilien (11 %). Hauptimportländer sind Deutschland (14,5 %), Litauen (12,5 %) und Russland (9 %), Hauptimportgüter Maschinen und Elektrogeräte (20 %), Mineralprodukte (v. a. Erdöl, 13 %) und Fahrzeuge (11 %).

Produktionszweige

Das verarbeitende Gewerbe trägt ein Viertel zum BIP Lettlands bei. Wichtige Industriezweige sind:

  • Maschinen- und Fahrzeugbau: Waggons, Omnibusse, Waschmaschinen
  • Nahrungsmittelindustrie
  • Metalle und Metallprodukte
  • Textilindustrie
  • Holzverarbeitung und Papier
  • Dünger

Siehe auch: Tourismus in Lettland

Energie

Lettland erzeugt Elektrizität zu gut zwei Dritteln aus Wasserkraft, die aus drei Wasserkraftwerken an der Daugava stammt. Die restliche selbst erzeugte Elektrizität stammt aus zwei großen Verbrennungskraftwerken bei Riga (TEC-1 und TEC-2), die ein Gemisch aus Schweröl, Erdgas und Torf verbrennen. Torf ist (neben Holz) der einzige primäre Brennstoff, den Lettland selbst produziert, und trägt ein gutes Fünftel zur Energie aus fossilen Brennstoffen bei. Erdöl, Erdgas und Kohle müssen vollständig (meist aus Russland) importiert werden. 40 % des Energiebedarfs wird durch importierten Strom aus Estland (Strom aus Ölschieferkraftwerken bei Narva) und Litauen (Atomstrom aus Kernkraftwerk Ignalina) gedeckt. Die deutsche Firma Preußen Elektra hat zwar bereits 1995 einen Pilot-Windpark an der Grenze zu Estland bei Ainaži errichtet, dem ein größeres Projekt bei Vorlage:Ort Lettlands/Liepaja gefolgt ist, doch ist die Einspeisung von Windenergie noch vernachlässigbar gering.

Neben dem eigenen Energieverbrauch ist Lettland auch ein bedeutendes Transitland für Energie. Von Polock in Weißrussland verlaufen zwei Erdöl-Pipelines nach Ventspils an der Ostsee sowie eine über lettisches Territorium nach Mažeikiai in Litauen. Betreiber ist das lettisch-russische Joint-Venture LatRosTrans. Die Endstation der Pipeline, Ventspils, ist (noch) der größte Verladehafen für Erdöl und Erdölprodukte in der Ostsee. Allerdings hat Russlands staatliches Öltransportunternehmen Transneft, das auch an LatRosTrans beteiligt ist (siehe Direktinvestitionen), aus wirtschaftspolitischen Gründen seit 2003 die Pipeline trocken gelegt (Transneft erklärt jedoch, dass die Pipline Lecks enthält), um eigene Ölhäfen in Russland (Primorsk bei St. Petersburg, Kaliningrad) zu bevorzugen. Der Ersatztransport über die Schiene konnte diesen Verlust naturgemäß nicht auffangen.

Verkehr

Eisenbahn

Größte Eisenbahngesellschaft ist die Latvijas Dzelzceļš. Sie betreibt ein sternförmig auf Riga ausgerichtetes Streckennetz in 1.524mm Spurweite. Im Personenverkehr wird der S-Bahn-ähnliche Vorortzugverkehr im Großraum Riga und die Verbindungen über Daugavpils nach Russland, Weißrussland und Litauen bedient, im Güterverkehr kommen noch einige Strecken nach Ventspils und Vorlage:Ort Lettlands/Liepaja hinzu. Die Strecken im Großraum Riga sind elektrifiziert.

Flugverkehr

Wichtigste Fluggesellschaft ist AirBaltic, die vor allem Ziele in Nord-, Mittel- und Westeuropa anfliegt.

Sie hat ihren Sitz am Flughafen Riga, dem größten der drei Flughäfen des Landes.

Straße

Das Straßennetz ist - wie das Eisenbahnnetz - sternförmig auf Riga ausgerichtet. Im Großraum Riga sind die Fernstraßen autobahnartig ausgebaut. Ein großer Teil des Personenverkehrs wird mit Überlandbussen abgewickelt. Der Individualverkehr besitzt zunehmende Bedeutung.

Lettland hat eine der geringsten Straßenverkehrsdichten in Europa, hält aber den Spitzenplatz bei den Verkehrstoten.

Schiffsverkehr

Wichtigste Seehäfen sind Riga, Vorlage:Ort Lettlands/Liepaja und Ventspils. Von hier aus wird unter anderem russisches Erdöl verschifft. Daneben bestehen Fährverbindungen nach Schweden und Deutschland.

Bevölkerung

Neben der lettischen Mehrheitsbevölkerung (59 %) gibt es eine starke russische Minderheit (28,6 %) und kleine, meist russischsprachige Gruppen wie Weißrussen (3,9 %) und Ukrainer (2,6 %) sowie Polen (2,4 %) und Litauer (1,4 %) (Lettisches Amt für Staatsbürgerschafts- und Migrationsangelegenheiten, Januar 2005). Dazu kommt die Minderheit der ca. 1.500 Liven, vor allem in Riga und einigen kurländischen Küstendörfern, sowie Minderheiten von Esten, Deutschen, Roma und Tataren.

Lettlands Bevölkerung nach ethnischer Herkunft 1935-2001 in Tausend
  1935 1959 1970 1979 1989 2001
Ethnische Herkunft Anzahl Prozent Anzahl Prozent Anzahl Prozent Anzahl Prozent Anzahl Prozent Prozent
Letten 1 467,0 77,0 1 297,9 62,0 1 341,8 56,8 1 344,1 54,0 1 387,8 52,0 59,0
Russen 168,3 8,8 556,4 26,6 704,6 29,8 821,5 32,8 905,5 34,0 29,0
Juden 93,4 4,9 36,6 1,7 36,7 1,6 28,3 1,1 22,9 0,9 0,6
Deutsche 62,1 3,3 1,6 0,1 5,4 0,2 3,3 0,1 3,8 0,1 0,1
Polen 48,6 2,6 59,8 2,9 63,0 2,7 62,7 2,5 60,4 2,3 2,5
Weißrussen 26,8 1,4 61,6 2,9 94,7 4,0 111,5 4,5 119,7 4,5 4,0
Litauer 22,8 1,2 32,4 1,5 40,6 1,7 37,8 1,5 34,6 1,3 1,0
Esten 6,9 0,4 4,6 0,2 4,3 0,2 3,7 0,1 3,3 0,1 0,1
Roma 3,8 0,2 4,3 0,2 5,4 0,2 6,1 0,2 7,0 0,3 0,3
Ukrainer 1,8 0,1 29,4 1,4 53,5 2,3 66,7 2,7 92,1 3,4 3,0
Tataren -- 0,0 1,8 0,1 2,7 0,1 3,8 0,2 4,8 0,2 0,1
Gesamt 1.901,5 100,0 2.086,4 100,0 2.352,7 100,0 2.489,5 100,0 2.641,9 100,0 100,0

Russische Minderheit

Insbesondere sorgt der von der russischen Minderheit als Diskriminierung empfundene Umgang der lettischen Regierung mit der Staatsbürgerschaft seit Jahren für andauernde Konflikte, da nach Lettlands Unabhängigkeit nur diejenigen die lettische Staatsbürgerschaft erhielten, die entweder vor 1940 auf lettischem Boden geboren worden waren oder direkte Nachkommen solcher Personen sind. Das für alle Übrigen seit 1. Februar 1995 gültige Einbürgerungsverfahren ("Naturalisierung") besteht aus einem Sprachtest und Examen in lettischer Geschichte und Verfassungskunde. Das gilt auch für Personen, die schon seit Jahrzehnten in Lettland leben oder gar dort geboren wurden.

Im Gegensatz zu den Letten, von denen etwa 80% zweisprachig leben, also sowohl ihre Muttersprache als auch Russisch verstehen, sprechen und schreiben, lebt nach offiziellen Angaben etwa die Hälfte der russischen Minderheit in Lettland einsprachig, was bedeutet, dass sie die lettische Sprache weder sprechen noch lesen können.

Teils wegen der komplizierten Sprachtests und anderen Tests, teils aus Desinteresse, teils aus prinzipiellem Protest haben sich viele Russischsprachige (Russen, Weißrussen, Ukrainer) bis heute nicht einbürgern lassen (über die Hälfte). Sie erhalten als so genannte "Nicht-Staatsbürger" eigene Pässe, die ihnen zwar ein uneingeschränktes Aufenthalts- und Arbeitsrecht in Lettland sowie den Schutz durch den lettischen Staat sichern, andererseits bleiben sie von Wahlen (bislang auch Kommunalwahlen, allerdings umstritten) ausgeschlossen und brauchen für Reisen in die EU ebenso wie nach Russland ein Visum.

Großen Aufruhr unter der russischsprachigen Bevölkerung verursachte die Einführung lettischsprachigen Unterrichts auch an den russischen Schulen: beginnend mit den 10. Klassen müssen seit dem Schuljahr 2004/5 in der Oberstufe mindestens 60 % des Unterrichts auf Lettisch abgehalten werden. Zahlreiche Mahnungen seitens des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte haben in den letzten Jahren zu verstärkten Bemühungen seitens des Staats geführt, die Einbürgerungsraten zu erhöhen. Durch den EU-Beitritt ist die Attraktivität des lettischen Passes (Reisefreiheit) für Russen ebenfalls gestiegen. Dennoch stehen den bisher knapp 100.000 Einbürgerungen seit 1995 gut 400.000 "Nicht-Staatsbürgern" gegenüber - 17 Prozent der lettischen Bevölkerung.

Ein weiterer Streitpunkt ist die vor allem bei älteren Letten vorzufindende Verklärung der deutschen Besetzung Lettlands im 2. Weltkrieg, die in Paraden von lettischen Waffen-SS-Veteranen mündet und die das Geschichtsverständnis insbesondere der Russen provoziert, die in den Deutschen die "Faschisten" und in der Roten Armee die "Befreier" Lettlands sehen.

Sprache

Hauptartikel: Lettische Sprache

Kultur und Gesellschaft

Lettland wird kulturell vor allem nordeuropäisch beeinflusst. Die Altstädte weisen die typischen im Raum der Hanse verbreiteten Elemente auf. Auch die aktuelle lettische Kultur besitzt vielfältige Beziehungen zu Schweden und Finnland, vor allem aber zum norddeutschen Kulturraum.

"Vorherrschende" Religion ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch, außer im mehrheitlich katholischen Lettgallen. Die Zahl regelmäßiger Kirchenbesucher ist jedoch heute extrem gering, vermutlich eine der niedrigsten in Europa. Die lettische lutherische Kirche ist sehr konservativ und lehnt Frauen als Pfarrer ab. Damit begibt sie sich in eine gegensätzliche Position zu der lettischen Exil-Kirche zum Beispiel in Schweden. In der Folklore spielen auch die Vorstellungen und Lieder der altlettischen Religion noch eine große Rolle.

Der wichtigste Feiertag in Lettland ist Jāņi (das Mittsommerfest) am 23. Juni, um das sich viele alte Bräuche ranken.

Lettland ist besonders bekannt für seine Volksmusik-Kultur. Von den typischen Dainas — meist vierzeiligen, nicht gereimten Lieder zu allen nur erdenklichen Themen von der Mythologie bis zu den Niederungen des Alltags — sind inzwischen über eine Million gesammelt worden, was im Verhältnis zur Bevölkerungszahl Weltspitze sein dürfte. Die Niederschrift dieser bis dahin mündlichen Überlieferung wurde Ende des 19. Jahrhunderts von Krišjānis Barons begonnen; sein eigens dafür gefertigter Daina-Schrank gilt heute als eine Art Nationalheiligtum.

In Rīga (während der Sowjetzeit an verschiedenen Orten im Ausland) findet alle fünf Jahre ein großes Sängerfest statt, an dem mehrere tausend lettische, exil-lettische und internationale Chöre teilnehmen.

Wie bei den meisten sehr kleinen Völkern findet sich auch bei den Letten ein sehr ausgeprägtes Nationalgefühl.

Ähnlich wie in Estland war die Stadtkultur und der Großgrundbesitz bis zur Umsiedlung der deutschen Minderheit deutschsprachig - und damit für Jahrhunderte auch die Intelligenz des Landes. Die vormals kulturell bedeutende jüdisch-jiddische Minderheit spielt heute im öffentlichen Leben ebenfalls keine Rolle mehr.

Sport

In Lettland wird gerne Eishockey gespielt. Daneben ist Basketball beliebt, während Fußball erst seit der erstmaligen EM-Qualifikation 2004 eine größere Beachtung findet, besonders das Nationalteam. Siehe auch: Fußball in Lettland

Literatur

Hauptartikel: Lettische Literatur, siehe: Liste lettischer Schriftsteller

Besonderes

In Lettland stand nach Ansicht einiger Forscher im Jahre 1510 der erste Weihnachtsbaum der Welt. Andere legen diese Erfindung jedoch ins elsässische Straßburg.

Siehe auch

Wiktionary: Lettland – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


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