Herrschaft Heinsberg


Territorium im Heiligen Römischen Reich
Herrschaft Heinsberg
Wappen
Karte
HRR im 14. Jahrhundert - Herrschaft Heinsberg und ihr Besitz (hellgrün), westlich von Jülich sowie um Siegburg
AlternativnamenHerrschaft Heymsberg
HerrschaftsformHerrschaft
Herrscher/
Regierung
Herr
Heutige Region/enDE-NW
Hauptstädte/
Residenzen
Heinsberg
DynastienHeinsberg
1191: Kleve
1246: Sponheim
Sprache/nDeutsch
Aufgegangen in1484: Herzogtum Jülich-Berg (Amt Heinsberg)

Die Herrschaft Heinsberg war ein historisches Territorium des Heiligen Römischen Reiches. Hauptort war die Stadt Heinsberg in Nordrhein-Westfalen.

Ruine der Burg Heinsberg

Geschichte

Die erste Linie der Herren von Heinsberg stammte aus dem Geschlecht der Flamenses ab, welche Herren/Grafen im nahe gelegenen Wassenberg waren. Der zweite nachweisbare Graf Gerhard II. von Wassenberg hatte drei Söhne: der älteste Heinrich, dieser wurde der nächste Graf von Wassenberg, Gerhard, von dem keine weiteren Daten belegbar sind und der jüngste Dietrich (* um 1035; † 19. Oktober 1082). Dieser „Dietrich Flamenses“ war 1058 Zeuge in einer Utrechter Urkunde, 1076 Graf in der Veluwe und 1078 Graf in Teisterbant. Er heiratete vermutlich Hedwig von Montaigu und hatten zwei Söhne Gerhard und Goswin I. von Heinsberg (* um 1060; † 10. April 1128). Letzterer heiratete 1085/90 Oda, die Schwester von Goswin von Falkenburg. In Urkunden von 1085 bis 1128 wurde Goswin I. mehrfach urkundlich als Graf von Falkenburg angeführt. Allerdings ist auch Bruder Gerhard 1128 als Graf von Heinsberg nachweisbar, während dieser in Urkunden von 1118 und 1129 als „frater“ bezeichnet wurde. Kinder des Ehepaares Goswin I. / Oda waren die zwei Söhne Gerhard und Goswin II.[1]

Sitz der Herren von Heinsberg war die Burg Heinsberg. Goswin I. hatte neben der Herrschaft Heinsberg zugleich über seine Ehefrau Oda auch die Herrschaft über Valkenburg östlich von Maastricht in den heutigen Niederlanden geerbt und ist ab 1085 als „Herr von Valkenburg“ nachweisbar. Ein Sohn des Ehepaares, Goswin II., hatte überdies einige Jahre lang die Reichslehen Gangelt und Richterich in Besitz, bis sie ihm von König Konrad III. wieder entzogen wurden. Weil Goswin II. aber die Herausgabe verweigerte, wurde Heinsberg auf Befehl des Königs 1144 durch Truppen unter Führung des Herzogs Heinrich von Limburg zerstört. Die von Goswin I. ausgehende Linie der Herren von Heinsberg wird in den zeitgenössischen Urkunden auch wiederholt mit dem Titel „Graf“ bezeichnet.[2][3]

Die Herren von Heinsberg konnten gleichwohl ihre Selbständigkeit durch Anlehnung an die jeweilige Vormacht am Niederrhein behaupten: bis 1288 (Schlacht bei Worringen) an Kurköln, nach 1288 an Brabant, nach 1371 (Schlacht bei Baesweiler) an Jülich und seit dem beginnenden 15. Jahrhundert an Brabant/Burgund. Die männliche Linie der Herren von Heinsberg starb mit Johann IV. im Jahr 1448 aus. Über dessen 1456 mit Graf Johann II. von Nassau-Saarbrücken verheiratete Tochter Johanna und deren Tochter Elisabeth fiel die Herrschaft Heinsberg infolge der 1472 erfolgten Vermählung Elisabeths mit Herzog Wilhelm III.(IV.) von Jülich und Berg an das Herzogtum Jülich-Berg. Die Heinsberger Kernlande wurden sodann 1484 als Amt Heinsberg dem Herzogtum einverleibt.

Ein Seitenzweig der Heinsberger hatte zwischen 1423 bis 1468 Territorien in der Eifel im Besitz, insbesondere die Grafschaft Blankenheim mit den Herrschaften um die Burgen Gerolstein und Kasselburg. Diese Gebiete gelangten durch die blankenheimische Erbfolge letztlich an die Grafschaft Manderscheid.

Herren von Heinsberg

Wappen der Sponheimer
  • Heinrich von Sponheim, 1247 Herr von Heinsberg, 1248 Herr von Freusburg, Löwenberg, Blankenberg, Saffenberg und Hülchrath, † wohl 1258
  • Dietrich I., Herr von Heinsberg und Blankenberg, † 1303, deren Sohn, ∞ Johanna von Löwen, Tochter von Gottfried, Herr von Gaesbeek
  • Gottfried I., † 1331, Herr von Heinsberg und Blankenberg, deren Sohn; ∞ Mechthild von Loon, † 1313, Tochter von Arnold IV., Graf von Loon
  • Dietrich II., † 1361, deren Sohn, Herr von Heinsberg und Blankenberg, 1336 Graf von Loon und Chiny,; ∞ Kunigunde von der Mark, † nach 1343, Tochter von Graf Eberhard I. von der Mark
  • Johann I., † 1334, dessen Bruder, Herr von Dalenbroich; ∞ Katharina von Voorne, Frau von Acquoy, † 1366, Tochter von Gerhard von Voorne und Aleidis von Cuyck
  • Gottfried II. von Loon, † 1395, deren Sohn, Herr von Dalenbroich und Heinsberg, Graf von Loon und Chiny; ∞ Philippa von Jülich, † 1390, Tochter von Wilhelm, Herzog von Jülich
  • Gottfried III. von Loon, † 1342, Sohn Dietrichs II., Herr von Millen; ∞ Mechthild von Geldern, Tochter von Rainald II. Graf und 1339 Herzog von Geldern
  • Johann II. von Loon, † 1438, Sohn Gottfrieds II., Herr zu Jülich, Heinsberg und Löwenberg-Millen; ∞ I Margareta von Gennep, † 1419, Erbin von halb Gennep; ∞ II Anna von Solms, † 1433, Tochter von Graf Otto in Braunfels
  • Johann III., † 1443, dessen Sohn aus erster Ehe, Herr zu Heinsberg und Löwenberg; ∞ Walpurgis von Moers, Tochter von Friedrich III., Graf von Moers und Saarwerden
  • Johann IV., † 1448, deren Sohn, Herr zu Heinsberg und Diest; ∞ Johanna von Diest, † vor 1442, Burggräfin von Antwerpen, Tochter von Johann
  • Johanna von Loon-Heinsberg, † 1469, deren Tochter, Erbin von Heinsberg, Geilenkirchen, Dalenbroich, Diest etc., ∞ 1456 Graf Johann II. von Nassau-Saarbrücken, † 1472

Nicht regierende Angehörige

  • Beatrix von Falkenburg, Enkelin Dietrich I. von Heinsberg und Valkenburg und Tochter Dietrichs II. von Valkenburg, war dritte Ehefrau des römisch-deutschen Königs Richard von Cornwall
  • Johann, † 1459, Bruder Johanns III., als Johann VIII. Bischof von Lüttich
  • Margaretha von Loon-Heinsberg, Tochter Johanns III., ∞ 1440 Graf Philipp II. von Nassau-Weilburg
  • Jakoba von Loon-Heinsberg, Tochter Johanns II. und der Anna von Solms, † 1466, Äbtissin des Stiftes in Thorn (Limburg)
  • Maria von Loon-Heinsberg, Tochter Johanns II. und der Anna von Solms, * 20. Mai 1424, † 20. April 1502 in Breda als letztes Mitglied des Hauses Heinsberg, ∞ 7. Februar 1440 mit Graf Johann IV. von Nassau-Dillenburg. [4]Johann IV. von Nassau -Dillenburg seinerseits war ein Abkömmling Dietrich I. von Heinsberg und Valkenburg.

Bildliche Darstellungen von Angehörigen des Hauses Heinsberg, Wappen

Literatur

Einzelnachweise

  1. Herzogtum Geldern, Teil 1, Aufsätze/ Ralf G. Jahn, in: Genealogie der Vögte, Grafen und Herzöge von Geldern, 2001, Geldern, Herausgeber: Johannes Stinner und Karl-Heinz Tekath, S. 32 + 44.
  2. Severin Corsten, August Lentz in: Heimatkalender des Selfkantkreises Geilenkirchen-Heinsberg 1972, Selbstverlag des Kreises Geilenkirchen-Heinsberg, Geilenkirchen 1972, S. 11 ff.
  3. Severin Corsten in: Corsten, Gillessen: Philipp von Heinsberg, Erzbischof und Reichskanzler, Studien und Quellen. Museumschriften des Kreises Heinsberg, Band 12. Selbstverlag des Kreises Heinsberg, Heinsberg 1991, ISBN 3-925620-08-7, S. 7 ff.
  4. Uwe Korbella in: Heimatkalender des Kreises Heinsberg 2011. Eigenverlag des Kreises Heinsberg, Heinsberg 2011, S. 32 ff.
  5. Uwe Korbella in: Heimatkalender des Kreises Heinsberg 2011. Eigenverlag des Kreises Heinsberg, Heinsberg 2011, S. 36