„Herrschaft Heinsberg“ – Versionsunterschied

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File:Wechselburg-DedoV-Grab.jpg|Hochgrab Mechthilde von Heinsbergs und ihres Mannes Dedo V., dem Feisten, in Wechselburg
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Datei:BOMUE3.jpg|Grabplatte von Erzbischof [[Engelbert II. von Falkenburg|Engelbert II. von Heinsberg-Valkenburg]] im Bonner Münster (Westchor)
Datei:BOMUE3.jpg|Grabplatte von Erzbischof [[Engelbert II. von Falkenburg|Engelbert II. von Heinsberg-Valkenburg]] im Bonner Münster (Westchor)
File:Beatrice of Falkenburg.jpg|tBeatrix von Falkenburg
File:Hochgrab Herren von Heinsberg.jpg|Hochgrab Johann II. von Heinsberg († 1438), seiner Gemahlin Margarethe von Gennep († 1419) sowie deren Sohn Johann III. von Heinsberg († 1443) (von links nach rechts) in [[St. Gangolf (Heinsberg)]]
File:Hochgrab Herren von Heinsberg.jpg|Hochgrab Johann II. von Heinsberg († 1438), seiner Gemahlin Margarethe von Gennep († 1419) sowie deren Sohn Johann III. von Heinsberg († 1443) (von links nach rechts) in [[St. Gangolf (Heinsberg)]]
File:Bernard van Orley - Johan IV van Nassau and His Wife Maria van Loon-Heinsberg.jpg|Johann IV. von Nassau und seine Frau Maria von Loon-Heinsberg auf einer Zeichnung des Malers Bernard van Orley, etwa 1538–1540
File:Bernard van Orley - Johan IV van Nassau and His Wife Maria van Loon-Heinsberg.jpg|Johann IV. von Nassau und seine Frau Maria von Loon-Heinsberg auf einer Zeichnung des Malers Bernard van Orley, etwa 1538–1540

Version vom 14. Februar 2016, 19:12 Uhr


Territorium im Heiligen Römischen Reich
Herrschaft Heinsberg
Wappen
Karte
HRR im 14. Jahrhundert - Herrschaft Heinsberg und ihr Besitz (hellgrün), westlich von Jülich sowie um Siegburg
Alternativnamen Herrschaft Heymsberg
Herrschaftsform Herrschaft
Herrscher/
Regierung
Herr
Heutige Region/en DE-NW
Hauptstädte/
Residenzen
Heinsberg
Dynastien Heinsberg
1191: Kleve
1246: Sponheim
Sprache/n Deutsch
Aufgegangen in 1484: Herzogtum Jülich-Berg (Amt Heinsberg)

Die Herrschaft Heinsberg war ein historisches Territorium des Heiligen Römischen Reiches. Hauptort war die Stadt Heinsberg in Nordrhein-Westfalen.

Ruine der Burg Heinsberg

Lage

Das Kerngebiet der Herrschaft Heinsberg stimmte recht weitgehend mit dem Gebiet der heutigen Stadt Heinsberg überein und umfaßte den Teil der Landschaft Selfkant, welcher im Osten von der Rur und im Übrigen von den Ortschaften Brachelen, Lindern, Horst, Uetterath, Straeten, Waldenrath, Pütt, Laffeld, Kirchhoven und Karken umschlossen wird. Das Gebiet unterscheidet sich landschaftlich deutlich in zwei Teile, und zwar in das ebene Tal von Rur und Wurm mit hohem Grundwasserstand (früher bis hinauf zu einem Meter Tiefe), schwerem Tonboden und seinerzeit ausgedehnten Feuchtwiesen und Bruchflächen, sowie einen westlich und höher gelegenen, deutlich vom Rurtal zu scheidenden Teil der Rhein-Maashauptterrasse mit guten Ackerböden aus einem feinsandigen Lehm. Klimatisch ist das Heinsberger Land als Teil des Niederrheinischen Tieflands durch milde Winter, nur mäßig warmen Sommern, gleichmäßiger Niederschlagsverteilung über das Jahr und eine lange Vegetationsperiode begünstigt.

Geschichte

Die erste Linie der Herren von Heinsberg stammte aus dem Geschlecht der Flamenses ab, welche Herren/Grafen im nahe gelegenen Wassenberg waren. Der zweite nachweisbare Graf Gerhard II. von Wassenberg hatte drei Söhne: der älteste Heinrich, dieser wurde der nächste Graf von Wassenberg, Gerhard, von dem keine weiteren Daten belegbar sind und der jüngste Dietrich (* um 1035; † 19. Oktober 1082). Dieser „Dietrich Flamenses“ war 1058 Zeuge in einer Utrechter Urkunde, 1076 Graf in der Veluwe und 1078 Graf in Teisterbant. Er heiratete vermutlich Hedwig von Montaigu und hatten zwei Söhne Gerhard und Goswin I. von Heinsberg (* um 1060; † 10. April 1128). Letzterer heiratete 1085/90 Oda, die Schwester von Goswin von Falkenburg. In Urkunden von 1085 bis 1128 wurde Goswin I. mehrfach urkundlich als Graf von Falkenburg angeführt. Allerdings ist auch Bruder Gerhard 1128 als Graf von Heinsberg nachweisbar, während dieser in Urkunden von 1118 und 1129 als „frater“ bezeichnet wurde. Kinder des Ehepaares Goswin I. / Oda waren die zwei Söhne Gerhard und Goswin II.[1]

Sitz der Herren von Heinsberg war die Burg Heinsberg. Goswin I. hatte neben der Herrschaft Heinsberg zugleich über seine Ehefrau Oda auch die Herrschaft über Valkenburg östlich von Maastricht in den heutigen Niederlanden geerbt und ist ab 1085 als „Herr von Valkenburg“ nachweisbar. Ein Sohn des Ehepaares, Goswin II., hatte überdies einige Jahre lang die Reichslehen Gangelt und Richterich in Besitz, bis sie ihm von König Konrad III. wieder entzogen wurden. Weil Goswin II. aber die Herausgabe verweigerte, wurde Heinsberg auf Befehl des Königs 1144 durch Truppen unter Führung des Herzogs Heinrich von Limburg zerstört. Die von Goswin I. ausgehende Linie der Herren von Heinsberg wird in den zeitgenössischen Urkunden auch wiederholt mit dem Titel „Graf“ bezeichnet.[2][3] Die Herren von Heinsberg gehörten, ungeachtet ihres verhältnismäßig kleinen Territoriums, dem dritten Heerschild und damit denjenigen Principes an, aus denen im 12. Jahrhundert der jüngere Reichsfürstenstand hervorging. Als Angehörige des dritten Schildes waren unter anderem Siegfried, Goswin III. und Goswin IV. mit Reichsaufgaben in Italien beauftragt worden.[4]

Die Herren von Heinsberg konnten ihre Selbständigkeit durch Anlehnung an die jeweilige Vormacht am Niederrhein behaupten: bis 1288 (Schlacht bei Worringen) an Kurköln, nach 1288 an Brabant, nach 1371 (Schlacht bei Baesweiler) an Jülich und seit dem beginnenden 15. Jahrhundert an Brabant/Burgund. Die männliche Linie der Herren von Heinsberg starb mit Johann IV. im Jahr 1448 aus. Über dessen 1456 mit Graf Johann II. von Nassau-Saarbrücken verheiratete Tochter Johanna und deren Tochter Elisabeth fiel die Herrschaft Heinsberg infolge der 1472 erfolgten Vermählung Elisabeths mit Herzog Wilhelm III.(IV.) von Jülich und Berg an das Herzogtum Jülich-Berg. Die Heinsberger Kernlande wurden sodann 1484 als Amt Heinsberg dem Herzogtum einverleibt.

Ein Seitenzweig der Heinsberger hatte zwischen 1423 bis 1468 Territorien in der Eifel im Besitz, insbesondere die Grafschaft Blankenheim mit den Herrschaften um die Burgen Gerolstein und Kasselburg. Diese Gebiete gelangten durch die blankenheimische Erbfolge letztlich an die Grafschaft Manderscheid.

Herren von Heinsberg

  • Goswin I., zugleich auch Herr von Valkenburg,* um 1035, † 19. Oktober 1082, der Sohn von Dietrich Flamenses; ∞ Oda von Walbeck, † 1152, Tochter von Siegfried von Walbeck, Graf im Derlingau
  • Gerhard I. von Heinsberg, † 1128/29, Bruder von Goswin I.; ∞ Irmgard von Plötzkau, † 1153, Tochter von Dietrich Graf von Plötzkau und Mathilde von Walbeck
  • Gerhard II. von Heinsberg, † vor 1131, 1128 Graf, Sohn Goswins I.
  • Goswin II., 1128–66 von Valkenburg, 1130 von Heinsberg, † 8. April 1168, Bruder Gerhards II.; ∞ Adelheid von Sommerschenburg, Tochter von Friedrich V. Pfalzgraf von Sachsen, und Adelheid von Laufen
  • Siegfried von Heinsberg, † 1137 vor Bari, Sohn Gerhards I.
  • Philipp von Heinsberg, † 13. August 1191, Bruder Goswins III., 1168 Erzbischof von Köln und Reichskanzler für Italien
  • Gottfried, 1169 von Heinsberg, † vor 1185, nach anderer Quelle um 1190/1191, dessen Bruder; ∞ Sophie, † wohl 1185, wohl Tochter von Adalbert Graf von Nörvenich
  • Mathilde von Heinsberg, † 1189, dessen Schwester, Erbin von Sommerschenburg; ∞ Dedo (V.), Graf von Groitzsch aus dem Haus Wettin, † 1190. Mathilde von Heinsberg war über ihre Tochter Agnes von Rochlitz Großmutter der heiligen Hedwig von Andechs sowie über die Schwester der hl. Hedwig, Gertrud von Andechs, Urgroßmutter der heiligen Elisabeth von Thüringen.
  • Adelheid, Frau von Heinsberg, 1190–1207 bezeugt, Tochter Gottfrieds; ∞ Arnold II., Graf von Kleve
Wappen der Sponheimer
  • Heinrich von Sponheim, 1247 Herr von Heinsberg, 1248 Herr von Freusburg, Löwenberg, Blankenberg, Saffenberg und Hülchrath, † wohl 1258
  • Dietrich I., Herr von Heinsberg und Blankenberg, † 1303, deren Sohn, ∞ Johanna von Löwen, Tochter von Gottfried, Herr von Gaesbeek
  • Gottfried I., † 1331, Herr von Heinsberg und Blankenberg, deren Sohn; ∞ Mechthild von Loon, † 1313, Tochter von Arnold IV., Graf von Loon
  • Dietrich II., † 1361, deren Sohn, Herr von Heinsberg und Blankenberg, 1336 Graf von Loon und Chiny,; ∞ Kunigunde von der Mark, † nach 1343, Tochter von Graf Eberhard I. von der Mark
  • Johann I., † 1334, dessen Bruder, Herr von Dalenbroich; ∞ Katharina von Voorne, Frau von Acquoy, † 1366, Tochter von Gerhard von Voorne und Aleidis von Cuyck
  • Gottfried II. von Loon, † 1395, deren Sohn, Herr von Dalenbroich und Heinsberg, Graf von Loon und Chiny; ∞ Philippa von Jülich, † 1390, Tochter von Wilhelm, Herzog von Jülich
  • Gottfried III. von Loon, † 1342, Sohn Dietrichs II., Herr von Millen; ∞ Mechthild von Geldern, Tochter von Rainald II. Graf und 1339 Herzog von Geldern
  • Johann II. von Loon, † 1438, Sohn Gottfrieds II., Herr zu Jülich, Heinsberg und Löwenberg-Millen; ∞ I Margareta von Gennep, † 1419, Erbin von halb Gennep; ∞ II Anna von Solms, † 1433, Tochter von Graf Otto in Braunfels
  • Johann III., † 1443, dessen Sohn aus erster Ehe, Herr zu Heinsberg und Löwenberg; ∞ Walpurgis von Moers, Tochter von Friedrich III., Graf von Moers und Saarwerden
  • Johann IV., † 1448, deren Sohn, Herr zu Heinsberg und Diest; ∞ Johanna von Diest, † vor 1442, Burggräfin von Antwerpen, Tochter von Johann
  • Johanna von Loon-Heinsberg, † 1469, deren Tochter, Erbin von Heinsberg, Geilenkirchen, Dalenbroich, Diest etc., ∞ 1456 Graf Johann II. von Nassau-Saarbrücken, † 1472

Nicht regierende Angehörige

  • Beatrix von Falkenburg, Enkelin Dietrich I. von Heinsberg und Valkenburg und Tochter Dietrichs II. von Valkenburg, war dritte Ehefrau des römisch-deutschen Königs Richard von Cornwall
  • Johann, † 1459, Bruder Johanns III., als Johann VIII. Bischof von Lüttich
  • Margaretha von Loon-Heinsberg, Tochter Johanns III., ∞ 1440 Graf Philipp II. von Nassau-Weilburg
  • Jakoba von Loon-Heinsberg, Tochter Johanns II. und der Anna von Solms, † 1466, Äbtissin des Stiftes in Thorn (Limburg)
  • Maria von Loon-Heinsberg, Tochter Johanns II. und der Anna von Solms, * 20. Mai 1424, † 20. April 1502 in Breda als letztes Mitglied des Hauses Heinsberg, ∞ 7. Februar 1440 mit Graf Johann IV. von Nassau-Dillenburg. [5]Johann IV. von Nassau -Dillenburg seinerseits war ein Abkömmling Dietrich I. von Heinsberg und Valkenburg.

Bildliche Darstellungen von Angehörigen des Hauses Heinsberg, Wappen

Literatur

Einzelnachweise

  1. Herzogtum Geldern, Teil 1, Aufsätze/ Ralf G. Jahn, in: Genealogie der Vögte, Grafen und Herzöge von Geldern, 2001, Geldern, Herausgeber: Johannes Stinner und Karl-Heinz Tekath, S. 32 + 44.
  2. Severin Corsten, August Lentz in: Heimatkalender des Selfkantkreises Geilenkirchen-Heinsberg 1972, Selbstverlag des Kreises Geilenkirchen-Heinsberg, Geilenkirchen 1972, S. 11 ff.
  3. Severin Corsten in: Corsten, Gillessen: Philipp von Heinsberg, Erzbischof und Reichskanzler, Studien und Quellen. Museumschriften des Kreises Heinsberg, Band 12. Selbstverlag des Kreises Heinsberg, Heinsberg 1991, ISBN 3-925620-08-7, S. 7 ff.
  4. Severin Corsten: Das Domanialgut im Amt Heinsberg von den Anfängen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Röhrscheid, Bonn 1953 (= Rheinisches Archiv. Band 43, ISSN 0933-5102), Seite 38
  5. Uwe Korbella in: Heimatkalender des Kreises Heinsberg 2011. Eigenverlag des Kreises Heinsberg, Heinsberg 2011, S. 32 ff.
  6. Uwe Korbella in: Heimatkalender des Kreises Heinsberg 2011. Eigenverlag des Kreises Heinsberg, Heinsberg 2011, S. 36