Olympische Sommerspiele 2012/Leichtathletik – 3000 m Hindernis (Frauen)

SportartLeichtathletik
Disziplin3000-Meter-Hindernislauf
GeschlechtFrauen
Teilnehmer44 Athletinnen aus 26 Ländern
WettkampfortOlympiastadion London
Wettkampfphase4. August 2012 (Vorrunde)
6. August 2012 (Finale)
Siegerzeit9:08,37 min
Medaillengewinnerinnen
Tunesien Habiba Ghribi (TUN)
Athiopien Sofia Assefa (ETH)
Kenia Milcah Cheywa (KEN)
20082016
Das Olympiastadion von London im Jahr 2015

Der 3000-Meter-Hindernislauf der Frauen bei den Olympischen Spielen 2012 in London wurde am 4. und 6. August 2012 im Olympiastadion London ausgetragen. 44 Athletinnen nahmen teil.

Olympiasiegerin wurde die Tunesierin Habiba Ghribi. Sie gewann vor der Äthiopierin Sofia Assefa und der Kenianerin Milcah Cheywa.

Für Deutschland starteten Gesa Felicitas Krause und Antje Möldner-Schmidt. Beide erreichten das Finale. Möldner-Schmidt wurde Sechste, Krause Siebte.
Athletinnen aus der Schweiz, Österreich und Liechtenstein nahmen nicht teil.

Aktuelle Titelträgerinnen

OlympiasiegerinGulnara Galkina (Russland Russland)8:58,81 minPeking 2008
WeltmeisterinHabiba Ghribi (Tunesien Tunesien)9:11,97 minDaegu 2011
EuropameisterinGülcan Mıngır (Turkei Türkei)9:32,96 minHelsinki 2012
Zentralamerika und Karibik-MeisterinKorene Hinds (Jamaika Jamaika)9:54,67 minMayagüez 2011
Südamerika-MeisterinÁngela Figueroa (Kolumbien Kolumbien)9:58,00 minBuenos Aires 2011
AsienmeisterinMinori Hayakari (Japan Japan)9:52,42 minKōbe 2011
AfrikameisterinMercy Njoroge (Kenia Kenia)9:43,26 minPorto-Novo 2012
OzeanienmeisterinChristina Taylor (Neuseeland Neuseeland)11:21,94 minCairns 2012

Rekorde

Bestehende Rekorde

WeltrekordGulnara Galkina (Russland Russland)8:58,81 minPeking, Volksrepublik China17. August 2008[1]
Olympischer RekordFinale OS Peking, Volksrepublik China

Der bestehende olympische Rekord, gleichzeitig Weltrekord, wurde bei diesen Spielen nicht erreicht. Die schnellste Zeit lief die tunesische Olympiasiegerin Habiba Ghribi im Finale am 6. August mit 9:08,37 min. Den Rekord verfehlte sie damit um 9,56 Sekunden.

Rekordverbesserungen

Es wurden zwei neue Landesrekorde aufgestellt:

Anmerkung:
Alle Zeiten in diesem Beitrag sind nach Ortszeit London (UTC±0) angegeben.

Doping und die Leidtragenden

In dieser Disziplin kam es zu fünf Dopingfällen:

  • Im März 2016 wurde die Russin Julija Saripowa 2016 rückwirkend wegen Verletzung der Antidopingbestimmungen disqualifiziert.[2] Ihr wurden somit ihr Olympiasieg und auch der Weltmeistertitel von 2011 aberkannt. Die Tunesierin Habiba Ghribi wurde zur neuen Olympiasiegerin erklärt. Sofia Assefa erhielt die Silbermedaille, Milcah Cheywa Bronze. Ghribi wurden die Goldmedaillen für ihren Olympiasieg und ihren Weltmeistertitel während der U-23-Mittelmeerspiele im tunesischen Radès von der Olympiasiegerin im 400-Meter-Hürdenlauf von 1984 Nawal El Moutawakel aus Marokko in ihrer Funktion als IOC-Vizepräsidentin überreicht.[3]
  • Auch die Spanierin Marta Domínguez, auf Platz zwölf ins Ziel gekommen, wurde nachträglich wegen Dopingmissbrauchs disqualifiziert. Der Internationaler Sportgerichtshof (CAS) verurteilte Domínguez im November 2015 zu einer dreijährigen Sperre. Außerdem wurden ihr alle Titel, welche sie zwischen dem 5. August 2009 und dem 4. Januar 2013 errungen hatte, aberkannt. Dies betraf unter anderem den Weltmeistertitel über 3000 Meter Hindernis von 2009 und den Vizeeuropameistertitel von 2010.[4]
  • Im Mai 2015 wurde die Ukrainerin Switlana Schmidt – als Elfte des dritten Vorlaufs ausgeschieden – wegen Auffälligkeiten in ihrem biologischem Pass nachträglich disqualifiziert.[5]
  • Die Türkin Binnaz Uslu – im ersten Vorlauf als Letzte ins Ziel gekommen und damit ausgeschieden – erhielt 2014 eine lebenslange Sperre wegen wiederholten Dopingmissbrauchs, die rückwirkend vom 30. August 2011 an wirksam wurde.[6]
  • Die im zweiten Vorlauf ausgeschiedene Türkin Gülcan Mıngır wurde bei neuen Analysen der Dopingproben von den Spielen in London positiv auf die verbotene Substanz Dehydrochlormethyltestosteron getestet. Folgerichtig wurde sie disqualifiziert.[7]

Da die drei letztgenannten Dopingsünderinnen bereits in den Vorläufen ausschieden, kam es hier zu keinen weiteren Konsequenzen für andere Läuferinnen. Das war ganz anders in den ersten beiden Fällen. Benachteiligt wurden hier insbesondere folgende Athletinnen:

Vorläufe

Es wurden drei Vorläufe durchgeführt. Für das Finale qualifizierten sich pro Lauf die ersten vier Athletinnen (hellblau unterlegt). Darüber hinaus kamen die drei Zeitschnellsten, die sogenannten Lucky Loser (hellgrün unterlegt), weiter.

Vorlauf 1

Szene aus dem ersten Vorlauf

4. August 2012, 11:35 Uhr

PlatzNameNationZeit (min)Anmerkung
01Gesa Felicitas KrauseDeutschland Deutschland9:24,91
02Etenesh DiroAthiopien Äthiopien9:25,31
03Milcah Chemos CheywaKenia Kenia9:27,09
04Poļina JeļizarovaLettland Lettland9:27,21NR
05Gulnara GalkinaRussland Russland9:28,76
06Barbara ParkerVereinigtes Konigreich Großbritannien9:32,07eigentlich für das Finale qualifiziert
07Li ZhenzhuChina Volksrepublik Volksrepublik China9:34,29
08Diana MartínSpanien Spanien9:35,77
09Genevieve LaCazeAustralien Australien9:37,90
10Korene HindsJamaika Jamaika9:37,95
11Salima Elouali AlamiMarokko Marokko9:44,62
12Shalaya KippVereinigte Staaten USA9:48,33
13Sudha SinghIndien Indien9:48,86
14Swjatlana KudselitschBelarus Belarus9:54,77
DOPBinnaz UsluTurkei Türkei10:31,00[6]

Im ersten Vorlauf ausgeschiedene Hindernisläuferinnen:

Vorlauf 2

Lydia Rotich – ausgeschieden als Siebte des zweiten Vorlaufs

4. August 2012, 11:51 Uhr

PlatzNameNationZeit (min)Anmerkung
01Sofia AssefaAthiopien Äthiopien09:25,42
02Habiba GhribiTunesien Tunesien09:27,42
03Emma CoburnVereinigte Staaten USA09:27,51
04Clarisse CruzPortugal Portugal09:30,06
05Jelena OrlowaRussland Russland09:33,14
06Walentina TschudinaUkraine Ukraine09:37,90
07Lydia RotichKenia Kenia09:42,03
08Stephanie ReillyIrland Irland09:44,77
09Katarzyna KowalskaPolen Polen09:48,60
10Beverly RamosPuerto Rico Puerto Rico09:55,26
11Cristina CasandraRumänien Rumänien09:58,83
12Yin AnnaChina Volksrepublik Volksrepublik China10:09,10
13Ángela FigueroaKolumbien Kolumbien10:25,60
DOPMarta DomínguezSpanien Spanien09:29,71[4] für das Finale zugelassen
DOPGülcan MıngırTurkei Türkei09:47,35[7]

Weitere im zweiten Vorlauf ausgeschiedene Hindernisläuferinnen:

Vorlauf 3

Nur bedingt durch die zu spät disqualifizierten Dopingsünderinnen konnte Ancuța Bobocel ihr eigentlich erworbenes Finalstartrecht nicht wahrnehmen

4. August 2012, 12:07 Uhr

PlatzNameNationZeit (min)Anmerkung
01Hiwot AyalewAthiopien Äthiopien09:24,01
02Mercy Wanjiku NjorogeKenia Kenia09:25,99
03Antje Möldner-SchmidtDeutschland Deutschland09:26,57
04Bridget FranekVereinigte Staaten USA09:29,86
05Ancuța BobocelRumänien Rumänien09:31,06eigentlich für das Finale qualifiziert
06Dorcus InzikuruUganda Uganda09:35,29
07Sandra ErikssonFinnland Finnland09:50,71
08Eilish McColganVereinigtes Konigreich Großbritannien09:54,36
09Kaltoum BouaasayriyaMarokko Marokko09:58,77
10Silwija DanekowaBulgarien Bulgarien09:59,52
11Özlem KayaTurkei Türkei10:03,52
12Matylda SzlęzakPolen Polen10:08,84
DOPJulija SaripowaRussland Russland09:25,68[2] für das Finale zugelassen
DOPSwitlana SchmidtUkraine Ukraine10:01,09[5]

Weitere im dritten Vorlauf ausgeschiedene Hindernisläuferinnen:

Finale

Startaufstellung vor dem Finale (v. l. n. r.):
Galkina, Franek, Ayalew, Krause, Cruz, Saripowa, Assefa, Coburn,
Möldner-Schmidt, Ghribi, Diro, Jeļizarova, Domínguez, Cheywa, Njoroge
Rennszene (v. r. n. l.):
Saripowa, Ayalew, Cheywa, Galkina, Njoroge, Diro, Assefa, Ghribi, Cruz, Domínguez, Coburn, Krause

6. August 2012, 21:05 Uhr

PlatzNameNationZeit (min)Anmerkung
01Habiba GhribiTunesien Tunesien9:08,37NR
02Sofia AssefaAthiopien Äthiopien9:09,84
03Milcah Chemos CheywaKenia Kenia9:09,88
04Hiwot AyalewAthiopien Äthiopien9:12,98
05Etenesh DiroAthiopien Äthiopien9:19,89
06Antje Möldner-SchmidtDeutschland Deutschland9:21,78
07Gesa Felicitas KrauseDeutschland Deutschland9:23,52
08Emma CoburnVereinigte Staaten USA9:23,54
09Mercy Wanjiku NjorogeKenia Kenia9:26,73
10Clarisse CruzPortugal Portugal9:32,44
11Poļina JeļizarovaLettland Lettland9:38,56
12Bridget FranekVereinigte Staaten USA9:45,51
DNFGulnara GalkinaRussland Russland
DOPJulija SaripowaRussland Russland9:06,72[2]
Marta DomínguezSpanien Spanien9:36,45[4]

Für das Finale hatten sich alle drei Äthiopierinnen, zwei Deutsche, zwei Kenianerinnen, und zwei US-Amerikanerinnen qualifiziert. Hinzu kamen je eine Teilnehmerin aus Lettland, Portugal, Russland und Tunesien. Darüber hinaus waren noch die beiden erst nach den Spielen des Dopingmissbrauchs überführten Läuferinnen aus Russland und Spanien im Endlauf dabei.

Als Favoritin galt die später als Dopingsünderin disqualifizierte Russin Julija Saripowa. Ihre stärksten Gegnerinnen wurden in der Tunesierin Habiba Ghribi sowie der russischen Olympiasiegerin von 2008 und Weltrekordinhaberin Gulnara Galkina gesehen.

Die ersten beiden Kilometer wurden in einem nicht allzu zügigen Tempo zurückgelegt, sodass das Feld lange zusammenbleiben konnte – erster km: 3:06,24 min / zweiter km: 3:05,36 min. Erst drei Runden vor Schluss hatte sich eine siebenköpfige Spitzengruppe gebildet. Vorne lagen Saripowa, Ghribi, die Kenianerinnen Mercy Njoroge und Milcah Cheywa sowie die drei Äthiopierinnen Sofia Assefa, Etenesh Diro und Hiwot Ayalew. Galkina hatte schon vorher das Rennen abbrechen müssen.

Auf dem letzten Kilometer wurde es deutlich schneller, woraufhin Njoroge und Diro am Wassergraben aus der Spitzengruppe herausfielen. Saripowa und Ghribi hielten sich mit hohem Tempo vorne, Assefa löste sich mit Abstand zu den beiden Führenden von ihren Mannschaftskameradinnen. Cheywa versuchte jedoch noch einmal anzugreifen, doch Assefa konnte ihren Platz behaupten. In der letzten Runde attackierte Ghribi die Russin, doch Saripowa zog ihr Rennen durch und ging mit ihren schnellen letzten tausend Metern in 2:55,12 min als Erste durchs Ziel. Für Ghribi kam auf dem zunächst zweiten Platz noch ein neuer Landesrekord heraus. Assefa hielt mit 0,04 s Vorsprung auf Cheywa gerade so ihren Medaillenrang. Nach Saripowas Disqualifikation gewann somit Habiba Ghribi Gold, Silber ging an Milcah Cheywa und auch die so knapp geschlagene Sofia Assefa blieb am Ende mit Bronze nicht ohne Medaille. Drei Sekunden dahinter folgte Hiwot Ayalew als Vierte, weitere sechs Sekunden später Etenesh Diro vor den beiden Deutschen Antje Möldner-Schmidt und Gesa Felicitas Krause.

Einzelnachweise

  1. Athletics - Progression of outdoor world records (Women), 3.000 m steeplechase - Women, abgerufen am 17. April 2022
  2. a b c Doping: Saripowa verliert Hindernis-Gold. In: Abendzeitung 21. November 2015, abendzeitung-muenchen.de, abgerufen am 17. April 2022
  3. Ghribi receives Olympic and world gold medals. In: Daily Mail 4. Juni 2016 (englisch), dailymail.co.uk, abgerufen am 22. September 2018
  4. a b c Doping: Läuferin Dominguez verliert ihren WM-Titel. In: Der Spiegel 20. November 2015, spiegel.de, abgerufen am 17. April 2022
  5. a b Antje Möldner-Schmidt, lawm.sportschau.de, abgerufen am 17. April 2022
  6. a b Doping overshadows Turkish athletics. In: Daily Sabah 20. August 2015 (englisch), dailysabah.com, abgerufen am 17. April 2022
  7. a b Turkish athlete Mıngır found guilty of doping offence at London 2012 insidethegames.biz 29. April 2020 (englisch), abgerufen am 17. April 2022