Griesson – de Beukelaer

Griesson – de Beukelaer GmbH & Co. KG

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Rechtsform GmbH & Co. KG
Sitz Polch, Deutschland Deutschland
Leitung Dany Schmidt, Pascal Haegel, Bruno Kulmus
Mitarbeiterzahl 1800 (2022)[1]
Umsatz 566,9 Mio. Euro (2022)[2]
Branche Herstellung von Süß- und Salzgebäck
Website https://www.griesson-debeukelaer.de/

Die Griesson – de Beukelaer GmbH & Co. KG (GdB) mit Sitz in Polch (Rheinland-Pfalz) ist ein Gebäckhersteller im europäischen Markt für Süß- und Salzgebäck. Zum Sortiment, das das Familienunternehmen an drei deutschen Standorten herstellt, zählen Markenprodukte und Handelsmarken.

Geschichte

De Beukelaer

Anteil über 100 Francs der De Beukelaer‘s Fabrieken vom 24. Februar 1929

1850 begann Edouard de Beukelaer mit der Keksherstellung. 20 Jahre später eröffnete er die erste Keksfabrik in Belgien und erfand den Doppelkeks. Er gab ihm zu Ehren des belgischen Thronfolgers den Namen Le Petit Prince fourré (der kleine gefüllte Prinz). Auf der Antwerpener Weltausstellung im Jahr 1894 war De Beukelaer erstmals mit einem Stand vertreten. Sechs Jahre später wurde das Unternehmen eine Aktiengesellschaft.[3][4][5]

Der Sohn des Unternehmensgründers errichtete 1955 in Kempen am Niederrhein die Flämische Keksfabrik E. de Beukelaer. Hier wurde seither, bis zur Schließung des Werkes 2020, der Doppelkeks hergestellt, der 1964 den Markennamen Prinzen Rolle erhielt.[4][5][6]

Die seit langem bestehenden Verbindungen der drei großen belgischen Keksfabriken De Beukelaer, Parein und Victoria führten 1965 zu einer Fusion, es entstand die General Biscuit Company. Sie gehörte mit Werken in Belgien, Deutschland, Großbritannien, Italien und Demokratische Republik Kongo zu den größten Belgiens.[5] 1986 kam sie in den Besitz von BSN-Gervais-Danone, die später im Danone-Konzern aufging.[7]

Griesson

1892 gründete Anton Gottlieb Gries in der Peterstraße in Kobern an der Mosel eine Bäckerei. Zuvor hatte er eine Lehre in Nürnberg absolviert.[8][9][10] Hans Gries trat 1918 mit seinem Bruder Anton in den väterlichen Betrieb ein. Dieser firmierte fortan als G.A. Gries & Söhne. 1924 gründete Hans Gries das Unternehmen Griesson.[11] 1928 eröffnete er seine eigene Lebkuchen-Fabrik in Kobern.[12][5] 1938 wurden erstmals Maschinen eingesetzt, um den Teig zu plätten und in Formen zu drücken.[4]

Nach dem Tod von Hans Gries übernahm mit seinem Sohn Heinz Gries 1966 die dritte Generation die Führung. 1969 eröffnete er in Polch eine neue Fabrik. 1979, zwei Jahre nachdem Griesson den Soft Cake herausgebracht hatte, zog die Unternehmenszentrale von Kobern nach Polch. Im ersten Jahrzehnt unter der Regie von Heinz Gries entwickelte das Unternehmen zudem ein Ganzjahressortiment und beendete damit die Abhängigkeit vom Saisongeschäft mit Lebkuchen.[10][11][13][9]

1993 entstand ein Werk in Kahla, Thüringen. Mit 50 Prozent beteiligte sich Griesson 1997 zudem an Tekrum (Ravensburg).[9]

Griesson – de Beukelaer

1998 stieg Andreas Land bei Griesson ein. Neben Heinz Gries fungierte er als Geschäftsführer, zugleich erwarb er fünf Prozent der Unternehmensanteile.[10] Am 1. März 1999 fusionierte Griesson mit einem Teil des Danone-Konzerns, der Gebäcksparte General Biscuit Deutschland und General Biscuit Österreich (De Beukelaer), zur Griesson -  de Beukelaer GmbH & Co. KG. Heinz Gries und Andreas Land hielten zunächst 60 % der Gesellschaftsanteile, Danone 40 %.[14][15] Das neue Unternehmen führte von jetzt an die Marke Griesson sowie die von Danone eingebrachten Marken wie De Beukelaer, Prinzen Rolle und Leicht&Cross.[16][13]

In den darauffolgenden Jahren wurde das Unternehmen erweitert. Darunter fielen 2002 der fortgesetzte Ausbau des Werkes Polch – von 1969 bis 2004 erlebte es 30 Ausbaustufen[10] – und 2004 die Inbetriebnahme eines Logistikzentrums in Koblenz.[17][4] Griesson – de Beukelaer übernahm rückwirkend zum 1. Januar 2005 die restlichen Unternehmensanteile (50 %) von Tekrum.[18] Ein Jahr später stieg das Unternehmen in das Lizenzgeschäft mit der Mövenpick Holding AG ein;[19] Griesson – de Beukelaer nutzte diese Lizenzen bis 2012. 2007 erwarben Heinz Gries und Andreas Land die restlichen 40 Prozent am Unternehmen.[16] Im März des folgenden Jahres übernahm Griesson - de Beukelaer die Wurzener Dauerbackwaren GmbH (Wurzen) von Stollwerck (Köln).[20]

Heinz Gries schied zum Jahreswechsel 2008/2009 als Geschäftsführer des Unternehmens aus.[21] 2012 überschritt der Umsatz des Unternehmens erstmals die Schwelle von einer halben Milliarde Euro (508 Mio. Euro), rund 45 Prozent davon wurden im Ausland erwirtschaftet.[22] 2014 brachte Heinz Gries seine Mehrheitsbeteiligung am Familienunternehmen in eine von ihm gegründete Familienstiftung ein (Gottlieb Anton-Stiftung).[23]

Mit Wirkung zum 1. Januar 2017 wurde das Werk in Ravensburg an das Schweizer Unternehmen Kambly verkauft.[24]

Das Unternehmen gehörte zu einem Arbeitskreis der "Konditionenvereinigung" der Deutschen Süßwarenindustrie, gegen den das Bundeskartellamt 2013 Bußgelder wegen kartellrechtswidrigem Informationsaustausch verhängte.[25] Der Einspruch der Mitglieder dieses sogenannten Süßwarenkartells wurde abgewiesen, das Oberlandesgericht Düsseldorf bestätigte die Kartellverstöße und erhöhte die Bußgelder, bei Griesson – de Beukelaer auf sieben Millionen Euro.[26][27] Mit Beschluss vom 21. Juni 2019 hob der Kartellsenat des Bundesgerichtshofs das Urteil wegen lückenhafter Beweiswürdigung allerdings auf und verwies es an einen anderen Kartellsenat des Oberlandesgerichts Düsseldorf zurück.[28] 2023 akzeptierte Griesson – de Beukelaer nach Absprache mit dem OLG Düsseldorf ein Bußgeld von drei Millionen Euro.[29]

Am 16. November 2018 gab das Unternehmen bekannt, das seit 1955 bestehende Werk in Kempen mit rund 270 Mitarbeitern bis 2020 zu schließen und die Produktion u. a. der Prinzen Rolle komplett zum Standort in Kahla in Thüringen auszulagern. Hintergrund sind fehlende Expansionsmöglichkeiten am Kempener Standort.[30] 2023 eröffnete das Unternehmen in der Fabrik in Kahla eine neue Halle, welche rund 140 Millionen Euro gekostet hat.[31]

Nachdem im Oktober 2020 der CEO Andreas Nickering das Unternehmen verlassen hatte, war die Position zunächst acht Monate lang unbesetzt, bis Lars Engel sie bis März 2022 übernahm. Ab Oktober 2022 leiteten Werner Stegmüller und Dany Schmidt dann als Doppelspitze das Unternehmen, bis Stegmüller im Januar 2023 zu KME wechselte.[32][33] Im März 2023 wurde Pascal Haegel Kaufmännischer Geschäftsführer.[34]

Gegenwart

Marken

Neben der Herstellung von Handelsware führt das Unternehmen folgende Marken (Stand: Juni 2023):[35]

Standorte

Verwaltung von Griesson – de Beukelaer in Polch

Der Sitz des Unternehmens ist in Polch, seit 1969 Produktionsstandort. Auch in Kahla und Wurzen werden die Gebäckwaren hergestellt. In Koblenz findet sich der zentrale Logistikstandort, in Wien darüber hinaus eine Vertriebsniederlassung.[36] Der ehemalige Standort in Kempen wurde 2020 aufgegeben und die Produktion der "Prinzen Rolle" wurde komplett nach Kahla verlagert.[37]

Umsatz

2022 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 566,9 Mio. Euro.[38]

Führung und Personal

Dany Schmidt (Marketing, Vertrieb und Innovation), Pascal Haegel (Kaufmännisches) und Bruno Kulmus (Produktion und Technik) bilden die Geschäftsführung.[39] Im März 2023 gab das Unternehmen die Zahl seiner Mitarbeiter mit 1800 an.[40] Die Zahl der Auszubildenden lag im August 2022 bei 72.[41]

Eigentumsverhältnisse

Die Gottlieb Anton-Stiftung hält nunmehr 94 Prozent der Anteile am Unternehmen. Sie wurde von Heinz Gries im Jahr 2014 errichtet. Die Gründe für diesen Schritt waren nach Heinz Gries die Absicherung seiner Familie und der Erhalt des Unternehmens. Die Stiftung wird durch den Stiftungsrat geleitet.[16][42]

Auszeichnungen

Das Unternehmen wurde vielfach geehrt. Zu den Auszeichnungen zählen:

Einzelnachweise

  1. Angaben auf der Unternehmenswebsite zu Mitarbeiterzahl, Abruf am 3. April 2023.
  2. Umsatz 2022
  3. Griesson – de Beukelaer–Foliendruck für Prinzen Rolle. In: www.bluhmsysteme.com. Abgerufen am 27. April 2018.
  4. a b c d Martin Mehringer: Feine Technik. Kaum ein Süßwarenhersteller investiert so viel Geld in seine Fabriken wie Griesson-de Beukelaer. Die damit erlangte Technologie- und Kostenführerschaft bildet die Basis für den Erfolg im Marken- und Handelsmarkengeschäft. In: Lebensmittel Zeitung, 29. Oktober 2010.
  5. a b c d Archivierte Angaben des Unternehmens zu seiner Geschichte (Memento vom 12. Oktober 2011 im Internet Archive). Ferner: Gestern. In: www.griesson-debeukelaer.de. Abgerufen am 3. Mai 2018 (Informationen zur Unternehmensgeschichte auf der Unternehmenswebsite).
  6. Werner Dohmen: Prinzenrollen reichen bis nach Rio. In: Westdeutsche Zeitung. 15. August 2015, abgerufen am 3. Mai 2018.
  7. Toralf Czartowski: De Beukelaer. In: Markenlexikon (brandslex.de). 19. Mai 2018, abgerufen am 11. Juni 2018.
  8. Gestern. In: www.griesson-debeukelaer.de. Abgerufen am 11. Juni 2018 (Informationen zur Unternehmensgeschichte auf der Unternehmenswebsite).
  9. a b c Der Duft von Lebkuchen wehte über die Mosel. In: Rhein-Zeitung, 15. Juni 1999.
  10. a b c d Hagen Seidel: Das Wunder von Polch. In: Die Welt. 20. Juli 2004, abgerufen am 30. April 2018.
  11. a b Elisabeth Hoos: Stratege mit Bodenhaftung. In: Lebensmittel Zeitung, 6. November 2009.
  12. Markus Kuhlen: Gebäck. Die Köstlichkeiten aus Polch schmecken ganz Europa. Griesson – de Beukelaer hat Wurzeln in Region. In: Rhein-Zeitung, 27. September 2014.
  13. a b Mario Brück: Die Erfolgsfaktoren des Keks-Königs. In: Wirtschaftswoche. 26. September 2016, abgerufen am 30. April 2018.
  14. Großfusion bei Gebäck. In: Lebensmittel Zeitung, 29. Januar 1999.
  15. Anne Jacoby: Mit Prinzen auf Wachstumskurs. In: Lebensmittel Zeitung, 27. Februar 2004.
  16. a b c d Nikolaus Förster: Es gibt ein Leben neben dem Keks. Griesson-de Beukelaer. In: Impulse, 24. November 2011.
  17. Logistikzentrum: Spitze in Europa. Investorengruppe stieg mit 22 Millionen Euro ein – Griesson – de Beukelaer ist Großkunde der neuen Zentrale der Dialog AG. In: Rhein-Zeitung, 3. Februar 2004.
  18. Tekrum übernommen/Feingebäckspezialist gehört jetzt Griesson-de Beukelaer. In: Südkurier, 18. Februar 2005.
  19. Die Lizenz zum Backen. Griesson – de Beukelaer (GdB) steigt in das Lizenzgeschäft mit der Marke Mövenpick ein. In: Lebensmittel Praxis, 19. Mai 2006.
  20. Tino Zippel: Griesson-de Beukelaer setzt weiter auf Thüringen und übernimmt Wurzener Dauerbackwaren. In: Ostthüringer Zeitung, 1. März 2008.
  21. Rebecca Frener: Generationswechsel bei Griesson-de Beukelaer. In: Lebensmittel Zeitung, 19. Dezember 2008.
  22. Griesson-de Beukelaer. Kekshersteller macht knackigen Gewinn. In: Die Welt Kompakt, 5. April 2013.
  23. Familienstiftung führt Griesson-de Beukelaer. In: Rhein-Zeitung, 22. Mai 2014.
  24. Jasmin Bühler: Schweizer backen bald in Ravensburg. In: Schwäbische Zeitung. 29. Dezember 2016, abgerufen am 3. Mai 2018.
  25. Helmut Bünder: Schokokartell muss zahlen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 31. Januar 2013, abgerufen am 24. August 2018.
  26. OLG Düsseldorf bestraft Süßwaren-Kartell. In: Rheinische Post. 17. Januar 2017, abgerufen am 24. August 2018.
  27. OLG Düsseldorf, Urteil vom 26. Januar 2017, V-4 Kart 6/15
  28. BGH, Beschluss vom 21. Juni 2019, KRB 10/18
  29. OLG Düsseldorf, Pressemitteilung Nr. 36/2023 (Aktenzeichen: V-6 Kart 9/19 OWi). Abgerufen am 3. März 2024.
  30. Frank Johannsen: 100-Millionen-Euro-Investition: Prinzenrolle wird zum Ostprodukt – Keks-Produktion zieht nach Thüringen – Zu DDR-Zeiten gab es sie allenfalls im Intershop oder im Westpaket: Die Prinzenrollen von de Beukelaer. Jetzt wird der West-Klassiker zum Ost-Produkt. Statt in Nordrhein-Westfallen wird der Doppelkeks mit Schokofüllung künftig in Kahla in Thüringen hergestellt. In: Leipziger Volkszeitung. 21. November 2018, abgerufen am 22. November 2018.
  31. Keks-Produzent "Griesson - de Beukelaer" seit 30 Jahren in Kahla. Abgerufen am 26. Oktober 2023.
  32. DE: Wieder Chefwechsel bei Griesson de Beukelaer. In: foodaktuell. 14. Dezember 2022, abgerufen am 26. Oktober 2023 (deutsch).
  33. Griesson - de Beukelaer künftig mit Doppelspitze. 24. Juni 2022, abgerufen am 26. Oktober 2023 (deutsch).
  34. Nachfolge im Finanzressort: Griesson stellt die Chefetage neu auf. Abgerufen am 26. Oktober 2023.
  35. Siehe die Angaben zu den Marken auf der Unternehmenswebsite (Menüpunkt „Marken“), Abruf am 12. Juni 2023.
  36. Siehe die Angaben zu den Standorten auf der Unternehmenswebsite, Abruf am 3. Mai 2018.
  37. RP Online, 12. August 2020: Bald rollt die letzte Prinzenrolle vom Band, abgerufen am 16. August 2021
  38. Rhein-Zeitung, 5. März 2023: Prinzen Rolle oft genascht: So hoch ist der Umsatz bei Griesson – de Beukelaer aus Polch Abgerufen am 4. August 2023.
  39. Impressum. In: www.griesson-debeukelaer.de. Abgerufen am 26. Juli 2023 (Impressum auf der Unternehmenswebsite).
  40. Angaben des Unternehmens zur Zahl der Mitarbeiter, Abruf am 3. April 2023.
  41. Praxisbezogene Ausbildung in acht Berufen für 39 Auszubildende. In: griesson-debeukelaer.de. 22. August 2022, abgerufen am 3. April 2023.
  42. Griesson-de Beukelaer hat eine neue Führung. Gries überträgt Beteiligung an Stiftung. In: Rhein-Zeitung, 23. Mai 2014.
  43. Gesundheitspreis für Griesson-de Beukelaer. In: Lebensmittel Zeitung, 16. Mai 2008.
  44. Griesson-de Beukelaer erhält Tierschutzpreis "Goldenes Ei". In: Rhein-Zeitung, 19. Mai 2009.
  45. Goldener Zuckerhut für Heinz Gries. In: rp-online. 9. November 2009, abgerufen am 3. Mai 2018.
  46. Auszeichnung für Griesson-de Beukelaer. In: Westdeutsche Zeitung, 17. November 2011.
  47. Umfrage von FOCUS, Xing und Kununu. Das sind Deutschlands beste Arbeitgeber. In: Focus Online. 28. Januar 2014, abgerufen am 24. Mai 2018.
  48. Verpackungspreis für Griesson-de Beukelaer. In: Rheinische Post, 5. Dezember 2014.
  49. Preis für Griesson de Beukelaer. In: Thüringische Landeszeitung, 19. Juni 2015.
  50. Vorbild. Griesson-de Beukelaer mit Preis ausgezeichnet. Polcher Süß- und Salzgebäckhersteller ist "Attraktiver Arbeitgeber Rheinland-Pfalz 2017". In: Rhein-Zeitung, 20. Dezember 2017.
  51. DLG-Preis für langjährige Produktqualität – Feine Backwaren. DLG e. V., abgerufen am 3. Mai 2018.
  52. Zur 28. Medaille in Folge siehe 47 DLG-Medaillen für Griesson – de Beukelaer. In: Rhein-Zeitung, 16. April 2016.

Koordinaten: 50° 18′ 20″ N, 7° 19′ 12″ O