Abschuss des Präsidentenflugzeugs in Ruanda am 6. April 1994

Abschuss des Präsidentenflugzeugs in Ruanda am 6. April 1994

eine baugleiche Dassault Falcon 50

Unfall-Zusammenfassung
Unfallart Abschuss
Ort 2 km östlich des Flughafens Kigali
Datum 6. April 1994
Todesopfer 12
Überlebende 0
Luftfahrzeug
Luftfahrzeugtyp Dassault Mystère-Falcon 50
Betreiber Republik Ruanda
Kennzeichen 9XR-NN
Abflughafen Flughafen Daressalam
Zielflughafen Flughafen Kigali
Passagiere 9
Besatzung 3
Listen von Luftfahrt-Zwischenfällen

Der Abschuss des Präsidentenflugzeugs in Ruanda am 6. April 1994 gilt als äußerer Auslöser des Völkermords in Ruanda an zahlreichen Tutsi durch radikale Hutu. Die Maschine, eine Dassault Mystère-Falcon 50 (Kennzeichen 9XR-NN), wurde beim Landeanflug auf den Flughafen der Hauptstadt Kigali mit zwei Boden-Luft-Raketen des sowjetischen Typs SA-16 abgeschossen.[1] Im Flugzeug befand sich Staatschef Juvénal Habyarimana, der von Verhandlungen mit Rebellen der von Tutsi dominierten Front Patriotique Rwandais zurückkam.

Über die Hintergründe liegen widersprüchliche Erklärungen vor:

  • Von amerikanischer Seite wurden Gerüchte gestreut, dass eben die genannten Hutu-Extremisten verantwortlich waren.
  • Es war auch die Rede von zwei Franzosen in Khaki, die in der Umgebung gesehen worden seien.
  • Ein ehemaliger Nachrichtenoffizier der Tutsi-Gendarmerie schilderte die Täterschaft durch ein speziell zu diesem Zweck ausgebildetes Sonderkommando der Tutsi-Streitkräfte.
  • Aus französischen Recherchen ging anhand der identifizierten Serien-Nummern hervor, dass es sich bei den verwendeten SA-16-Raketen um Beutegut der US-Armee aus dem 2. Golfkrieg handeln würde.[2]
  • Eine nach der Machtübernahme durch die Tutsi mit der Untersuchung beauftragte Kommission um Marc Trévidic stellte 2012 fest, dass die Raketen vom Kanombe-Hügel in der Nähe des Flughafens von Kigali abgefeuert worden waren. Dort befand sich das Hauptquartier der Präsidentengarde von Habyarimana.[3]
  • Ein zunächst geheim gehaltener Sonderbericht der Anklagebehörde des Arusha-Gerichts vom 1. Oktober 2003, der 2018 in Frankreich an die Öffentlichkeit gekommen ist, stellt wesentliche Aussagen des offiziellen Narrativs in Frage.[4][5]

Opfer

Bei dem Abschuss kamen alle zwölf Insassen ums Leben. Es handelte sich um:[6][7]

  • Juvénal Habyarimana, Präsident von Ruanda
  • Cyprien Ntaryamira, Präsident von Burundi
  • Bernard Ciza, burundischer Arbeitsminister
  • Cyriaque Simbizi, burundischer Kommunikationsminister
  • Generalmajor Déogratias Nsabimana, Stabschef der ruandischen Armee
  • Major Thaddée Bagaragaza, verantwortlich für das „maison militaire“ des ruandischen Präsidenten
  • Oberst Elie Sagatwa, Chef des Militärkabinetts des ruandischen Präsidenten
  • Juvénal Renzaho, Berater des ruandischen Präsidenten für auswärtige Beziehungen
  • Dr. Emmanuel Akingeneye, Leibarzt des ruandischen Präsidenten

Französische Crew:

  • Jacky Héraud, Pilot
  • Jean-Pierre Minaberry, Co-Pilot
  • Jean-Michel Perrine, Flugingenieur

Literatur

Weblinks

Koordinaten: 1° 58′ 32″ S, 30° 10′ 26″ O

Einzelnachweise

  1. Pierre Lepidi: Au Rwanda, 25 ans après le génocide, la résidence du président tué n’a pas livré tous ses secrets. Le Monde vom 5. April 2019
  2. Peter Scholl-Latour: Afrikanische Totenklage: der Ausverkauf des Schwarzen Kontinents, München: Bertelsmann, 2001, 9. Auflage, S. 82, ISBN 978-3-570-00544-6
  3. Der Flugzeugabschuss, der den Völkermord auslöste. In: Tages-Anzeiger. 7. April 2014, abgerufen am 22. Dezember 2014.
  4. Helmut Strizek: Wie lange lässt sich die Wahrheit unterdrücken?, General-Anzeiger (Bonn), 17. April 2024, S. 23.
  5. siehe Literatur: Ruanda - die geleugnete Geschichte, S. 64 f.
  6. Paul Kagame killed President Juvenal Habyarimana. In: Tribune Franco-Rwandaise. 1. Oktober 2011, abgerufen am 22. Dezember 2014.
  7. Offizieller Bericht, abgerufen am 30. April 2024 (französisch)