„Pogrom“ – Versionsunterschied

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* Beim [[Völkermord an den Armeniern]] wurden in der Türkei zwischen 1915 und 1921 je nach Quelle zwischen 300.000 und 1,5 Millionen Menschen getötet.
* Beim [[Völkermord an den Armeniern]] wurden in der Türkei zwischen 1915 und 1921 je nach Quelle zwischen 300.000 und 1,5 Millionen Menschen getötet.

* In der [[Mongolei]] wurden bei den [[Buddhismus_in_der_Mongolei#Unterdrückung_und_Pogrom_von_1937|Pogromen von 1937]] etwa 30.000 Menschen, überwiegend Anhänger und Mönche des [[Buddhismus]] ermordet, nachdem sich die etablierte buddhistische Verwaltung den kommunistischen Reformen entgegen gestellt hatte. Historiker sehen dabei teils eine Verbindung zu den [[Josef_Stalin#Die_Tschistka|Stalinschen „Säuberungen“]] in der [[Sowjetunion]].


* Die deutschen [[Novemberpogrome 1938]], die als „[[Novemberpogrome 1938#Bezeichnungen|Reichskristallnacht]]“ bekannt wurden, markierten den Auftakt der [[Judenverfolgung]] im [[Nationalsozialismus]]. Weil die fabrikmäßigen Massenmorde von jüdischen Menschen in und aus ganz Europa durch die Nationalsozialisten selbst mit dem Wort Genozid nur unzureichend zu fassen waren und über jedes Pogrom der Geschichte weit hinaus ging, wurde für die Nazimorde das Wort „[[Shoa]]“ in der Nachkriegszeit neu definiert, aus dem englischen Raum auch [[Holocaust]].
* Die deutschen [[Novemberpogrome 1938]], die als „[[Novemberpogrome 1938#Bezeichnungen|Reichskristallnacht]]“ bekannt wurden, markierten den Auftakt der [[Judenverfolgung]] im [[Nationalsozialismus]]. Weil die fabrikmäßigen Massenmorde von jüdischen Menschen in und aus ganz Europa durch die Nationalsozialisten selbst mit dem Wort Genozid nur unzureichend zu fassen waren und über jedes Pogrom der Geschichte weit hinaus ging, wurde für die Nazimorde das Wort „[[Shoa]]“ in der Nachkriegszeit neu definiert, aus dem englischen Raum auch [[Holocaust]].

Version vom 27. November 2007, 16:23 Uhr

Opfer des Pogroms in Ekaterinoslaw 1905 (heute Dnipropetrowsk / Ukraine) – überwiegend jüdische Kinder.

Unter einem Pogrom (m. o. n) versteht man eine gewaltsame, auch organisierte Massenausschreitung gegen Mitglieder einer religiösen, nationalen, ethnischen oder andersartigen Minderheit oder Gruppe einer Nationalität oder Bevölkerung, verbunden mit Plünderungen und Misshandlungen sowie Mord oder Genozid.

Herkunft

Der Begriff stammt aus dem Russischen und bedeutet übersetzt Verwüstung, Zerstörung, Krawall (погрóм, abgeleitet von громить = demolieren, zerstören). Er wird zunächst verwendet für die Judenverfolgungen im Mittelalter durch die Christen, die religiös motiviert waren: Im Laufe der Jahrhunderte nach Jesu Kreuzigung verschärfte sich die Ansicht, dass „die Juden“ insgesamt am Tode Jesu schuld gewesen wären und insofern „Gottesmörder“ seien. Auch für die Pest-Epidemie im 14. Jahrhundert wurden Juden in ganz Europa als die Sündenböcke dargestellt. Als Begründung für diese Massenverfolgungen dienten den Christen außerdem die Besonderheiten der jüdischen Religionsgemeinschaft sowie deren (meist erzwungene) Absonderung in den städtischen Ghettos.

Geschichte

Totenschädel mit Schusswunden aus Massengräbern in der Mongolei, dokumentiert im Memorial Museum of Victims of political Persecutions in Ulan Bator.
  • Bei dem großen Pogrom von Köln wurden im Jahre 1096, während des Deutschen Kreuzzugs, die Synagoge und das jüdische Viertel der Stadt niedergebrannt. 1146 kam es erneut zu antijüdischen Ausschreitungen.
  • Bohdan Chmelnyzkyj, 1654 Gründer des Kosakenstaates, war auch für antisemitische Übergriffe berüchtigt. Während dieser Kämpfe sollen Pogrome über 100.000 Polen und jüdischen Russen das Leben gekostet haben.
  • Juden-Pogrome traten sodann im zaristischen Russland (heute Polen, Ukraine, Weißrussland, Bessarabien) in regelmäßigen Abständen auf. Als erstes Pogrom der modernen Zeit gilt das Juden-Pogrom von Odessa im Jahr 1821. Über die Gründe ist nichts näher bekannt, angenommen wird, dass ihnen antisemitische Ressentiments zugrunde lagen. Zwischen 1903 und 1906 kamen bei Pogromen in Russland schätzungsweise 2.000 jüdische Russen ums Leben. Besonders bekannt wurden die Pogrome von Kischinew in der heutigen moldawischen Hauptstadt Chişinău. Sie wurden wohl zumindest teilweise von der russischen Regierung bewusst geschürt. Aufgrund dieser Ereignisse kam es zu einer ersten größeren Auswanderungswelle russischer Juden nach Palästina.
  • Beim Pogrom von Kielce wurden 1946 in der polnischen Stadt vierzig Juden durch Zivilisten getötet.

Später wurden auch staatlich ausgelöste Verfolgungsaktionen als Pogrome bezeichnet:

  • Beim Völkermord an den Armeniern wurden in der Türkei zwischen 1915 und 1921 je nach Quelle zwischen 300.000 und 1,5 Millionen Menschen getötet.
  • Die deutschen Novemberpogrome 1938, die als „Reichskristallnacht“ bekannt wurden, markierten den Auftakt der Judenverfolgung im Nationalsozialismus. Weil die fabrikmäßigen Massenmorde von jüdischen Menschen in und aus ganz Europa durch die Nationalsozialisten selbst mit dem Wort Genozid nur unzureichend zu fassen waren und über jedes Pogrom der Geschichte weit hinaus ging, wurde für die Nazimorde das Wort „Shoa“ in der Nachkriegszeit neu definiert, aus dem englischen Raum auch Holocaust.
  • Das Pogrom von Istanbul im Jahre 1955 richtete sich gegen eine christliche, überwiegend griechisch-stämmige Minderheit in der türkischen Metropole; einige Historiker sehen einen Einfluss der damaligen Regierung und einen Zusammenhang mit dem Zypern-Konflikt.

Rückblickend werden heute auch vergleichbare Ereignisse des Altertums als Pogrom bezeichnet.