Ernst Albert

Ernst Albert um 1900
Porträt von Ernst Albert (1927) auf einer von Heinrich Eduard Linde-Walther handgezeichneten Postkarte. Die Karte ist ausschließlich mit dem für Albert typischen Zylinder sowie dem Zusatz Lübeck adressiert und wurde zugestellt.
Das von ihm geschaffene Präparat eines Wespennestes in einer Zeitung (1933) des Museums am Dom

Ernst Albert (* 21. Mai 1859[1] in Cöthen; † 2. November 1936 in Lübeck) war ein deutscher Theaterschauspieler und Biologe. Albert kam 1908 nach Lübeck, nachdem er über mehrere Jahre Teil des Ensembles des Herzoglichen Hoftheaters in Altenburg gewesen war und dort den Titel eines Hofschauspielers verliehen bekommen hatte. Von 1897 bis 1898 leitete er das erste Kieler Stadttheater.

In Lübeck wirkte er vor allem als Charakterkomiker am Stadttheater und war zugleich als Entomologe für das Naturhistorische Museum tätig.[2] Zeitweilig leitete er zudem als Intendant das Hansa-Theater. Darüber hinaus trat er als Verfasser humoristischer Bücher und Bühnenstücke in Erscheinung.

Ernst Albert, über den zahlreiche Anekdoten existieren, war eines der Lübecker Stadtoriginale der 1920er Jahre. Bekannt war er als Zylindermann,[3] da er fast immer einen Zylinder trug, in dessen Innerem er gerade gefangene Insekten auf einer Korkplatte aufgespießt bei sich führte. Der Zylinder war so typisch für ihn, dass er ihn gelegentlich auf die Straßenbahnschienen legte, um auf diese Weise den Straßenbahnfahrer zu bitten, einen Augenblick zu warten, während er noch in einem nahen Geschäft etwas kaufte. Der Kapitän Karl Ludwig Heidtmann (1914–1998)[4] aus Berkenthin hatte als Junge erfahren, dass Ernst Albert in seinen Lehr- und Wanderjahren in eine arge Bredouille geraten sein soll und sich als Schornsteinfeger – verkappt mit Zylinder – aus dem Staub hat machen können. Er habe danach geschworen, bis ans Lebensende nur Zylinder zu tragen.

Der Theaterdirektor und Gelegenheitsdichter wanderte 1925 als Weihnachtsmann durch die Straßen der Stadt. Das Kaufhaus Karstadt bewahrte sich trotz der großen Geschäftigkeit, die in seinen Hallen in der Vorweihnachtszeit herrschte, ein Stückchen Idealismus und eine größere Anzahl bedürftiger Kinder zu sich geladen und aufgrund seiner Ausschreibung zur Einreichung von Weihnachtswünschen in Gedichtform vielen jungen „Dichtern“ ein Geschenk als Anerkennung für ihren Fleiß übersandt. Bei der Weihnachtsfeier erschien auch der Kinderfreund als Weihnachtsmann, um der herkömmlichen Figur Gestalt und Worte zu leihen und ließ ihn auch mit eigenen Reimen zu Worte kommen:

«Es lachen die Kinderherzen / so glücklich himmelan! / Bald leuchten die Tannenkerzen, / Du lieber Weihnachtsmann. / Und weil wir artig gewesen / stecktest du die Rute beiseit‘ / hast unsere Zettel gelesen, / und bringst uns alles heut‘. / Trotz Schnee und Eis und Stürmen, / ein himmlisches Geläut‘ — / von Lübecks sieben Türmen — / Oh selige Weihnachtszeit!»

Der Weihnachtsmann in Lübeck. In: Vaterstädtische Blätter, Jahrgang 1925/26, Nr. 7, Ausgabe vom 3. Januar 1926, S. 27.

Obwohl Ernst Albert sich in Lübeck bewusst als operettenhafte Persönlichkeit in Szene setzte, galt er in Fachkreisen als anerkannter Insektenkundler, der unter anderem als erster das sporadische Vorkommen potentiell malariaübertragender Arten von Stechmücken in Norddeutschland dokumentierte.

Weblinks

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Literatur

  • Deutsches Entomologisches Institut: Arbeiten über morphologische und taxonomische Entomologie. Band 3/4 (1936), S. 65 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Anneliese Bodensohn: Albert, Ernst Eduard. In: Hans-Gert Roloff u. a. (Hrsg.): Die Deutsche Literatur. Reihe VI: Die Deutsche Literatur von 1890 bis 1990. Abteilung A: Autorenlexikon, Band 1, Lieferung 6–9. frommann-holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 2003, S. 561–564 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Ludwig Benick: Ernst Albert †. In: Lübeckische Blätter, 78. Jg., Nummer 45, Ausgabe vom 8. November 1936, S. 984–985.

Einzelnachweise

  1. Abweichendes Geburtsjahr 1853 bei Herrmann A. L. Degener: Degeners Wer ist's, Berlin 1935, S. 11.
  2. Entomologische Zeitschrift, Band 50 (1936), S. 393 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Hans Schermer: Das Travetal war seine Heimat : der Biologe und Pädagoge Ernst Schermer im Strom Lübeck. Geschichte 1886–1955 (= Veröffentlichungen zur Geschichte der Hansestadt Lübeck. Reihe B, Band 15). M. Schmidt, Lübeck 1986, ISBN 3-7950-0453-5, S. 74 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Peter-Alexander Hanke und Bernd Gatermann: Der Maler Karl Gatermann d. Ä. - Leben und Werk, 2. Auflage 2011, S. 400