Altbier

Altbier in Düsseldorfer Altbierglas

Altbier (oft nur Alt genannt) ist eine zumeist dunkle obergärige Biersorte. Sie wird vor allem am Niederrhein und in Westfalen getrunken. Aufgrund der verschiedenen Anteile der verwendeten Malze in diesen beiden Landesteilen (siehe unten) kann auch in die Sorten Düsseldorfer Altbier und Westfälisches (oder Münster) Altbier unterschieden werden. Historisch bedeutsam war auch das stark eingebraute und leicht säuerliche Dortmunder Altbier, das auch als Adambier bezeichnet wurde.

Namensherkunft

Der Name „Alt“ bezeichnet ein Bier nach alter, traditioneller Brauart, die für das im nordwestdeutschen Raum einstmals vorherrschende Braunbier entstand, nachdem „neue“, untergärige helle Lagerbiere aus dem süddeutschen und böhmischen Raum zu diesem in Konkurrenz traten. In den meisten Wirtschaften gab es seinerzeit beide Biere im Ausschank, das „neue“ und das „alte“ Bier. Eine häufige, jedoch falsche Annahme zur Namensherkunft ist der Bezug zum lateinischen altus, was in manchen Quellen im Zusammenhang mit Bier mit hoch, oben übersetzt wird. Das soll auf die Brauweise mit obergäriger Hefe hinweisen. In vielen deutschen Dialekten wird „Alt“ zu „Aal“ („Dat aale Bier“). Nicht mit diesem Wort verwandt ist der ähnlich klingende, vor allem in Großbritannien gebräuchliche Name „Ale“, der ebenfalls ein Bier obergäriger Brauart bezeichnet. Gleichwohl wird das deutsche Altbier im englischen Sprachraum auch als „German brown ale“ bezeichnet.

Überblick

Darstellung eines Altbier-Kenners im Genrebild Ein guter Tropfen von Eduard Lotz, 19. Jahrhundert

Altbier ist eine Biersorte, deren Gärprozess mit obergäriger (Altbier-)Hefe durchgeführt wird. Dies hat zur Folge, dass der Gärprozess bei einer höheren Temperatur stattfinden kann als bei einem untergärigen Bier. Das war vorteilhaft, da vor der Entwicklung der Kältemaschine durch Carl von Linde 1873 keine technische Kühlung existierte und große Mengen Eis für das Brauen benötigt wurden. Die Temperaturführung beim Altbier erfolgt allerdings (im Gegensatz z. B. zu den englischen Ales) an der unteren Grenze der Toleranz der verwendeten (Spezial-)Hefesorte, um im Altbier unerwünschte Gärungsnebenprodukte, die bei höheren Temperaturen entstehen, möglichst zu vermeiden. Die dunkle Farbe rührt heutzutage, neben dem Einsatz von hellem Gerstenmalz, aus einem Anteil Röstmalz her. Vor der Entwicklung pneumatischer Darrmethoden im 19. Jahrhundert waren alle Darrmalze mehr oder weniger dunkel, wodurch diese Biersorte ihre traditionelle Farbe bekam. Beim westfälischen Altbier (mit dem historischen Brauzentrum Münster) wird abweichend vom Düsseldorfer Altbier mit einem Anteil Weizenmalz (etwa ein Drittel) und meist einem geringeren Anteil dunkler Gerstenmalze gebraut, was dem Bier eine cremigere Schaumkonsistenz und hellere Farbe verleiht.

In Düsseldorf selbst brauen noch die Hausbrauereien Füchschen, Schumacher, Schlüssel und Uerige. Seit Herbst 2010 wird in der Altstadt in der Brauerei Kürzer (ehemals Quetsche) „Kürzer Alt“ gebraut. Seit 2011 braut die Hausbrauerei Alter Bahnhof im Stadtteil Oberkassel zusätzlich die Sorte „Gulasch Alt“.

In Krefeld werden noch folgende Altbiere gebraut: Die Brauerei Königshof produziert seit September 2007 die Premiummarke „Original Königshofer Alt“ und seit September 2008 die eigene Preiseinstiegsmarke Brauerei Königshof Alt. Seit 2018 wird im historischen Nordbahnhof die Marke Schlüffken gebraut. Daneben gibt es noch die Sorten „Gleumes Lager“, „Wienges“ und „Herbst Pitt“ (alle gebraut von der Brauerei Gleumes) sowie in Uerdingen ein Hausbier der Marke „Melcher’s Dunkel“.

In Neuss befindet sich seit 1601 (zweitälteste Altbierbrauerei) die Brauerei „Im Dom“.[1]

Die älteste Altbierbrauerei der Welt befindet sich in Korschenbroich bei Mönchengladbach. Dort braut die Privatbrauerei Bolten unter anderem Altbier und „Ur-Alt“.[2] Die Braurechte für den dortigen Kraushof wurden im Jahr 1266 erteilt.[3]

Sonstiges

Traditionell wird zur Fastenzeit und im Herbst ein Starkbier ausgeschenkt. Der Geschichte nach brauten damals Mönche heimlich (stikum/stike) dieses Altbier. Es enthält sechs Volumenprozent Alkohol, statt der sonst üblichen fünf Prozent. Das Stike-Alt, auch Latzen genannt, schmeckt zudem etwas würziger.

Altbier ist auch Grundlage für Biermischgetränke mit Cola oder Malzbier. Altbier hat hier die Eigenschaft, die Cola nicht zum „Flocken“ zu bringen, wie es z. B. beim Mischen von Pils mit Cola bereits nach wenigen Minuten auftritt. Die Mischung Altbier mit Cola ist unter dem Namen „Krefelder“ regionsübergreifend bekanntgeworden und wird auch als „Fertigmix“ in Flaschen und Getränkedosen vermarktet. Ein weiteres beliebtes Mischgetränk ist „Alt-Schuss“, bei dem Altbier mit Malzbier gemischt wird.

1978 komponierte Hans Ludwig Lonsdorfer den Karnevalsschlager … wo bleibt unser Altbier? (auch 'Altbierlied' genannt). Er wurde ein Erfolg und 1986 von der Düsseldorfer Punkrock-Band Die Toten Hosen gecovert.

Ausstoß obergäriger Biere

Der Absatz der großen Marken ist jahrzehntelang zurückgegangen. Der Absatz der Marke Frankenheim lag 2008 bei ca. 250.000 Hektoliter. Diebels-Alt lag 2008 unter 700.000 hl.[4] 2010 sank der Absatz auf insgesamt 656.000 hl Alt. Das entsprach einem bundesweiten Marktanteil von 1,2 % (nach 1,3 % im Jahr 2009).[5] Inzwischen ist der Absatz bis Anfang 2016 weiter gefallen. Im Bereich des Verbandes der Rheinisch-Westfälischen Brauereien (nur hier wird Alt noch industriell hergestellt) lag er bei 3,73 %. Allerdings enthielt diese Prozentangabe nicht die Menge an Altbier, die in Gasthofbrauereien gebraut wurde.[6]

Besonders im Großraum Düsseldorf ist die Menge an Altbier, die von den vier örtlichen großen Gasthofbrauereien Brauerei im Füchschen, Brauerei zum Schlüssel, Brauerei Schumacher und Uerige hergestellt und vertrieben wird. Die Düsseldorfer Hausbrauereien verzeichneten in den 2000er Jahren konstante bis wachsende Absatzmengen.[7]

Altbierbrauereien

Düsseldorf

Klassische Bügelflasche einer Düsseldorfer Hausbrauerei

Niederrhein

Westfalen

Übriges Rheinland und Hessen

  • Hellers Brauhaus, Köln
  • Helios-Braustelle, Köln-Ehrenfeld[11]
  • Ratinger Brauhaus, Ratingen
  • Erzquell Brauerei Bielstein Haas & Co., Bielstein (Wiehl), (Bergisches Landbier)
  • Lahnsteiner Brauerei, Lahnstein
  • Gemünder Brauerei, Gemünd in der Eifel
  • Monheimer Biermanfactur, Monheim
  • Stromberger Urbräu, Schweppenhausen

Weitere Brauereien

Die folgenden Hausbrauereien stellen zeitweise Altbier her:

  • Hops & Barley, Berlin
  • Walsumer Brauhaus Urfels, Duisburg-Walsum
  • Brauhaus Ludwigsburg
  • Brauhaus Joh. Albrecht, Düsseldorf
  • Brauhaus Goslar[12]

Ausland

Weblinks

Wiktionary: Altbier – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Altbier – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. niederrhein-tourismus.de:Brauhaus „Im Dom“
  2. www.bolten-brauerei.de: Brauspezialitäten
  3. Geschichte
  4. RP ONLINE – Der Altbier-Hahn wird zugedreht, abgerufen am 23. November 2009.
  5. NRZ, in Beilage: Bürgerbarometer vom 16. Dezember 2011, S. 20.
  6. In: Artikel: Bier ist wieder in aller Munde. In: Der Spiegel, Nr. 20/14. Mai 2016. Sonderteil: NRW 20/16. 2016, S. 52.
  7. RP ONLINE: – Hausbrauereien legen zu, abgerufen am 27. August 2010.
  8. Express – Vereinshaus Unterbach geschlossen (Memento des Originals vom 28. März 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.express.de
  9. Brauerei Bolten übernimmt Hannen Alt und Gatz Altbier. In: Zeit online. Abgerufen am 15. April 2022.
  10. gruthaus.de
  11. Bernd Imgrund: Braustelle – Eine fast perfekte Kreislauf-Wirtschaft. In: 111 Kölner Kneipen, die man kennen muss. Emons 2012, ISBN 978-3-89705-838-5, S. 44.
  12. Design Office, Agentur für Kommunikation: Brauhaus Goslar – Bier. Abgerufen am 18. September 2018.
  13. https://untappd.com/b/whasoo-brewery-altbier/1030319
  14. https://untappd.com/b/dongducheon-brewery-soyosan-alt/5400997
  15. https://untappd.com/b/turmbrau-anfang/4831116