Peru

Peru (spanisch República del Perú, amtlich Republik Peru) ist ein Staat im westlichen Südamerika und grenzt im Norden an Ecuador und Kolumbien, im Osten an Brasilien, im Südosten an Bolivien, im Süden an Chile und im Westen an den Pazifik.

Geografie

Klimaregionen
Klimadiagramm Lima (Costa)
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Klimadiagramm Cuzco (Sierra)
Klimadiagramm Iquitos (Selva)

Landschaftszonen

Peru besitzt drei völlig unterschiedliche Klimaregionen:

Costa

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Ica in der peruanischen Costa

Die Costa steht unter dem Einfluss des Humboldtstroms und ist weitgehend eine Küstenwüste, in der nur entlang der aus den Anden kommenden Flüsse, in Flussoasen, Landwirtschaft möglich ist.

Im Süden Perus, an der Grenze zu Chile, beginnt die trockenste Wüste der Erde, die Atacama-Wüste. Im südlichen Bereich der Costa bis nach Lima, das ungefähr auf der Hälfte des Küstenstreifens liegt, sind Regenfälle während des Jahres extrem selten.

Nördlich von Lima nehmen Bodenqualität und Regenfall etwas zu, so dass hier auch Landwirtschaft außerhalb der Flussoasen möglich ist. Die Temperaturen schwanken zwischen 12 °C im Winter und 35 °C im Sommer.

Sierra

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Sierra bei Cuzco

Hinter der schmalen Küstenregion beginnt die Sierra. Sie besteht aus mehreren Bergzügen der Anden, die von Längstälern (span. callejón oder valle) unterbrochen werden. Typisch für die gesamte Andenregion sind dazu tief eingeschnittene Täler (Canyons) und Durchbrüche der Gebirgsketten (span. Pongo) durch große Flüsse, an der West- und Ostseite der Kordillere.

Einen typischen Querschnitt der Anden zeigt sich in der zentralen Region Ancash: Von West nach Ost sind das die „Schwarzen Kordilleren“ (Cordillera Negra, bis ca. 5.000 m), gefolgt vom Callejón de Huaylas (um 3.000 m). Der nächste Bergzug sind die "Weißen Kordilleren" (Cordillera Blanca), hier befindet sich der höchste Berg Perus, der Huascarán (6.768 m). Weiter Richtung Osten erstreckt sich das Callejón de Conchucos (mit dem Fluss Marañón, einem Quellfluss des Amazonas), abgelöst von weiteren Bergketten.

Die höchsten Berge sind Nevado Huascarán (6.768 m), Yerupaja (6.634 m), Coropuna (6.425 m), Ampato (6.310 m), Chachani (6.075 m) und Volcán Misti (5.822 m).

Während im Norden des Landes die Anden nicht bis zur Schneegrenze reichen und sehr vegetationsreich sind (klimatische Zone des Paramo), zeigen sie sich im zentralen Gebiet sehr steil, teilweise mit breiteren Tälern und hohen Bergen mit ewigem Schnee und Eis (Gletscher). Im mittleren Süden Perus (ab dem Breitengrad der Hauptstadt Lima) zeigt sich die Landschaft eher „hügelig“ zwischen 3.000 und 4.000 Metern, mit wenigen markanten schneebedeckten Bergmassiven über 5.000 Metern.

Machu Picchu

Ab diesem Breitengrad Richtung Süden treten ebenfalls Vulkankegel mit teilweise sporadischer, vulkanischer Aktivität auf (Ubinas), und die Andenkette verbreitert sich stark, mit Ausprägung von wenigen steilen Gebirgsketten und dazwischenliegenden hügeligen Hochebenen. Im Süden des Landes (in den Regionen Arequipa, Puno, Moquegua und Tacna) zeigt sich insbesondere eine gewisse Abflachung der Hochebene, es bildet sich der sogenannte Altiplano, der seine typische Ausprägung um den Titicacasee erhält.

Die mittlere Jahrestemperatur in 3.300 m Höhe liegt bei 11 °C. Mitunter sind in der eher niederschlagsarmen Region heftige Regenfälle von Oktober bis April zu erwarten. Größere Städte in dieser Region sind Huaraz (ein Paradies für Bergkletterer) und Cuzco.

In der Nähe Cuzcos liegt auch die legendäre Inka-Stadt Machu Picchu.

Selva

Östlich der Anden beginnt die Regenwaldregion („Selva“). Der Übergang ist dabei fließend, da es einen tropischen Bergwald gibt, in dem ein milderes Klima herrscht.

Selva bei Puerto Maldonado

In der durch Tageszeitenklima bestimmten Region beträgt die Jahresmitteltemperatur ca. 26 °C und der Jahresniederschlag erreicht bis zu 3.800 mm. Dort entspringen auch weitere Quellflüsse des Amazonas, der durch das Amazonasbecken in Richtung Brasilien fließt.

Der peruanische Regenwald ist dicht und fast undurchdringlich. Die Flüsse, die von den Ketten der Anden in weiten Flussschlingen zum Amazonas strömen, sind die einzigen Verkehrsadern durch die weiten Waldgebiete.

Die einzigen größeren und auch für den Tourismus wichtigen Städte in dieser Region sind Iquitos und Puerto Maldonado. Iquitos ist von Lima aus nicht auf dem Landweg erreichbar, sondern nur mit dem Flugzeug oder dem Boot. Puerto Maldonado kann per Boot, Flugzeug (1 ½ h bis Lima; ½  h von Cuzco) und per LKW (24–60 h) von Cuzco erreicht werden.

Gewässer

Wichtigste Flüsse in Peru sind der Amazonas und seine Quellflüsse Río Apurímac, Río Urubamba, Río Ucayali und Río Marañón, außerdem die Amazonas-Nebenflüsse Napo, Putumayo und Huallaga.

Die größten und wichtigsten Seen Perus sind der Titicacasee und der Lago Junín zwischen den Andenketten.

Flora und Fauna

Condor, Valle del Colca
Valle del Colca

Die Flora Perus ist sehr abwechslungsreich und vielfältig. In den trockenen und sandigen Küstenebenen wachsen nur wenige Gräser und Sträucher. In den Regenwaldregionen findet man hingegen eine große Fülle an Pflanzen. Vertreter dieser Vegetationen sind unter anderem Kautschuk- und Mahagonibäume und Vanillepflanzen. Im Hochgebirge liegt auf Grund der natürlichen Bedingungen nur eine spärliche Pflanzenvielfalt vor. Hier wachsen hauptsächlich Trockenpflanzen (Xerophyten), wie etwa Kakteen und Mesquiten.

Ebenso wie die Flora hat auch die Tierwelt Perus eine große Vielfalt zu bieten. In der Küstenebene und auf den Küsten vorgelagerten Inseln leben Möwen und Seeschwalben, Eidechsen, Skorpione, Robben und Pinguine. In den peruanischen Küstengewässern findet man unter anderem Sardinen, Hummer und Makrelen. Tiere der fruchtbareren Regionen im Osten sind beispielsweise Gürteltiere, Alligatoren, Jaguare, Pumas, Papageien und Flamingos. Das Nationaltier Perus, den roten Felsenhahn (Rupicola peruviana), findet man im Manu-Nationalpark.

Städte

Die größten Städte sind Lima (7.363.069 Einw.), Arequipa (860.000), Trujillo (861.044), Chiclayo (634.600), Callao (824.329) und Iquitos (400.000).

Siehe auch: Liste der Städte in Peru

Bevölkerung

Ein großer Teil der indigenen Bevölkerung Perus arbeitet im informellen Sektor. Hier eine Blumenverkäuferin aus Ayacucho (Peru) in typischer Kleidung der dortigen Quechua

Peru ist neben Bolivien und Guatemala eines der drei Länder mit mehrheitlich indianischer Bevölkerung. 45 Prozent der Einwohner sind indianischer Abstammung, sie gehören überwiegend zu den Quechua (40%) und Aymará (5%) sprechenden Völkern. 37 % der Einwohner sind Mestizen, 15 % sind europäischer Abstammung und die übrigen 3 % sind jeweils afrikanischer und asiatischer Abstammung.

Die durch Landflucht ausgelöste hohe Zuwanderung in die Hauptstadt, in der rund ein Drittel der Bevölkerung konzentriert ist, hat große soziale Probleme zur Folge: ein erheblicher Teil vor allem der indigenen Bevölkerung in Lima lebt unterhalb bzw. am Rande der Armutsgrenze. Aufgrund von Gegensätzen in den ethnischen Kulturen und sozio- politische Disparitäten, kommt es zu einer ungenügenden Versorgung der Bevölkerung. Nahrungsmittelimporte und somit hohe Devisenaugaben folgen.

Rund zweieinhalb Millionen Peruaner leben aufgrund einer anhaltenden Emigration im Ausland, vor allem in den USA, Europa und Japan.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Perus

Peru ist ein Land mit Jahrtausende alten prä-inkaischen Kulturen. Die ersten Einwanderer kamen etwa 20.000 bis 10.000 v. Chr. in das heutige Peru. Etwa 4.000 v. Chr. begannen Ackerbau und Viehzucht. Die früheste heute noch erkennbare Hochkultur war die der Chavín de Huántar, die von ungefähr 800 v. Chr. bis 300 v. Chr. existierte. Um den Titicacasee entwickelte sich ab dem 1. Jahrhundert v. Chr. bis etwa 1000 n. Chr. die Tiahuanaco-Kultur. An der Küste entstanden im Bewässerungsgebiet der Andenflüsse im ersten Jahrtausend n. Chr. differenzierte Kulturen wie die der Moche in der Region um Lambayeque. Vor dem Inkareich war Chanchan als Hauptstadt der Chimú eine Großstadt mit entwickelter städtischer Kultur.

Das Reich der Inka entstand um 1200 und umspannte bis 1532 große Teile der heutigen Staaten Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien, Argentinien und Chile. Die auf den Hochebenen Perus gelegene Stadt Cuzco war die Hauptstadt des Inka-Reiches.

Die Spanier eroberten ab 1532 dieses Land und gründeten für die spanische Krone das Vizekönigreich Peru, das auf seinem Höhepunkt vom heutigen Panama bis zum äußersten Süden des Kontinents reichte.

1821 wurde das Land durch José de San Martín und Simón Bolívar befreit und erhielt seine Unabhängigkeit. Rebellionen und Bürgerkriege verhinderten jedoch die Entwicklung eines modernen Staates.

Das heutige peruanische Nationalwappen wurde offiziell am 25. Februar 1825 durch Gesetz des Nationalkongresses festgesetzt. Die Zeichnung stammt vom Parlamentarier José Gregorio Paredes.

Seeschlacht von 1879 zwischen Chile und Peru um Tarapaca

1879 brach der Salpeterkrieg aus, weil sich Bolivien und Chile seit der Unabhängigkeitserklärungen beider Länder durch O'Higgins in Chile 1817 und Bolivar in Bolivien 1825 über die Region Antofagasta gestritten hatten. Peru besaß mehrere Guano- und Minenunternehmen im umstrittenen Gebiet, Bolivien bot Peru im Falle eines Bündnisses wirtschaftliche Privilegien in Antofagasta an. Außerdem sah Peru seine politische und wirtschaftliche Vormachtstellung, die das Land aus Kolonialzeit als ehemaliges Vizekönigreich Spaniens übernommen hatte, durch Chile im Südpazifik gefährdet. 1874 wurde mit Bolivien ein Geheimpakt gegen Chile geschlossen. Diese Allianz konnte jedoch den Sieg Chiles nicht verhindern. Bolivien zog sich 1880 nach mehreren verlorenen Schlachten aus dem Krieg zurück und verzichtete vollständig auf seinen Anspruch auf die Region Antofagasta. Chile war inzwischen nordwärts in die peruanische Region Tarapaca einmarschiert und bot Peru den Waffenstillstand und einen Friedensvertrag an. Peru weigerte sich jedoch, Tarapaca an Chile abzutreten. Chile startete in den folgenden Jahren einen Invasionskrieg, und marschierte 1881 nach der Zerstörung des peruanischen Heeres in die Hauptstadt Lima ein. Die offizielle Regierung wurde aufgelöst, und der chilenische General Patricio Lynch wurde als Gouverneur des Landes eingesetzt. Jedoch waren einige peruanische Generäle wie Miguel Iglesias und Andres Caceres entkommen und versuchten, aus der östlichen und nördlichen Sierra einen organisierten Guerillakrieg zu führen, mit eher zweifelhaftem Erfolg. Caceres schaffte es im Juli 1883 noch, eine konventionelle Division von 1500 Mann zu stellen, um einen letzten Befreiungsschlag anzustreben. Allerdings wurden die letzten Hoffnungen in der Schlacht von Huamachuco vom chilenischen Colonel Alejandro Gorostiaga zerstört, der Krieg war endgültig verloren. Im Friedensvertrag von Ancon im Oktober 1883 wurde das Ende des Krieges besiegelt, Tarapaca und Tacna wurden an Chile abgetreten, und das chilenische Heer zog sich aus Peru zurück.

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Fernando Belaúnde Terry

1968 übernahm eine Militärjunta unter Juan Velasco Alvarado in einem unblutigen Militärputsch die Regierung und versuchte, durch Boden- und Wirtschaftsreformen ein sozialistisches System zu etablieren. General Velasco wurde 1975 durch General Francisco Morales Bermúdez gestürzt, der wieder einen unternehmerfreundlicheren Kurs einschlug. 1980 übernahm der 1968 gestürzte Fernando Belaúnde Terry als gewählter Präsident erneut die Macht und übergab die verstaatlichten Unternehmen wieder in Privatbesitz.

In den 1980er-Jahren begann die linksgerichtete Guerilla-Organisation Sendero Luminoso („Leuchtender Pfad“) einen bewaffneten Kampf gegen die Regierung. Beide Seiten verübten grausame Massaker an der Zivilbevölkerung, um diese zu disziplinieren. Die Aktivität der Sendero Luminoso dauerte bis in die 1990er-Jahre. Die andere linke Guerilla des Landes, Movimiento Revolucionario Túpac Amaru, lehnte Gewalt gegen die Zivilbevölkerung ab.

Siehe auch: Liste der Staatspräsidenten von Peru, Liste der Premierminister von Peru

Politik

Die Regierung ist repräsentativ, dezentralisiert und nach dem Prinzip der Gewaltenteilung aufgebaut. Zu den vorrangigen Interessen des Staates gehören die Verteidigung der staatlichen Souveränität, der Schutz der Bevölkerung vor Bedrohung ihrer Sicherheit sowie die Förderung des Allgemeinwohls. In der Realität jedoch bestehen trotz einiger außenwirtschaftlicher Erfolge gravierende politische, soziale und wirtschaftliche Probleme.

Politische Reform noch nicht gefestigt

Obwohl sich Peru seit 1980 als Präsidialrepublik bezeichnet, ist der Demokratisierungsprozess bis jetzt wenig gefestigt. So konnte die Internationale Förderung für Menschenrechte während der Wahlkampagnen im Jahr 2000 erhebliche Unregelmäßigkeiten feststellen. Zur Finanzierung der Wahlkampagnen wurden Steuergelder verwendet und auch das Militär war nicht nur als neutraler Beobachter vor Ort. Zudem ist die angestrebte Dezentralisierung und Regionalisierung des Landes bisher nicht über Ansätze hinweg gekommen. Die staatlichen Einkünfte fließen weiterhin nach Lima und werden von den dortigen staatlichen Organisationen den einzelnen Gemeinden zugeteilt. Von der angestrebten Dezentralisierung verspricht sich der Staat eine Entlastung der Zentralregierung und durch die regionale Unabhängigkeit einen positiven Effekt auf die wirtschaftliche Entwicklung des Landes.

Aufgabe des Präsidenten

Nach der Verfassung von 1993 wird alle fünf Jahre ein Staatspräsident vom Volk gewählt, der nicht wiedergewählt werden kann. Alejandro Toledo Manrique von der Partei Perú Posible ist seit 2001 der aktuelle Präsident der Republik Peru. Zu den weitreichenden Aufgabengebieten des Präsidenten gehören die Vertretung des Staates nach innen und außen, die Führung der allgemeinen Regierungspolitik, die Einberufung der Wahlen zum Amt des Präsidenten und des Kongresses sowie die Erfüllung und Wahrung der Verfassung und der Gesetze. Toledo konnte bisher die hohen Erwartungen der Bevölkerung nicht erfüllen. Es lassen sich noch keine messbaren Erfolge bei der Bekämpfung der gravierenden Arbeitslosigkeit und der Armut feststellen.

Wahlen in Peru

Am 8. April 2001 wurden Präsidentschafts- und Kongresswahlen abgehalten. Alejandro Toledo, hartnäckiger Widersacher Alberto Fujimoris, gelang es, 36,51 % der Stimmen auf sich zu vereinigen, gefolgt überraschenderweise vom Ex-Präsidenten Alan García (25,78 %) und der Kandidatin der rechtsstehenden Christlichen Volkspartei PPC, Lourdes Flores Nano (24,30 %). Aus diesem Grunde wurde am 3. Juni 2001 eine Stichwahl zwischen Toledo und García abgehalten. In einem dramatischen Ausgang besiegte der aus armen Verhältnissen stammende Toledo seinen Kontrahenten García mit 6 Prozentpunkten Unterschied. Die Partei Toledos, Perú Posible, hat sich als eine politische Alternative etabliert. Im Kongress hat Perú Posible 45, die APRA 26, Unidad Nacional 17 und FIM 11 der 120 zur Verfügung stehenden Sitze erhalten. Der Wahlsieger hat die Unterstützung des FIM (11), der Volksaktion AP (3), SOMOS PERU (4), UPP (6) und Renacimiento Andino (1) erhalten, womit die Regierungspartei eine Mehrheit von 70 Sitzen im Kongress besitzt. Toledo musste auf die wachsende Kritik seiner Regierung mehrmals mit einer Kabinettumbildung reagieren (zuletzt im August 2005, nach dem Rücktritt des Ministerpräsidenten Ferrero). Hervorzuheben sind die Benennungen von Kuczynski als Finanzminister (im 1. Regierungskabinett Toledos bereits Finanzminister) und von Carlos Ferrero als Premier, das Ausscheiden von Jaime Quijandra und Silva Ruete sowie die Ernennung von Fernando Olivera zum Außenminister, was den Rücktritt Ferreros auslöste.

Bei den Kommunal- und Regionalwahlen von November 2002 gelang es der APRA, die erste politische Kraft im Lande zu werden. In 12 der 25 Regionen und in 10 Großstädten des Landes stellt nun die APRA die politischen Spitze.

Wahlen 2006

Hauptartikel: Wahlen in Peru 2006

Am 9. April 2006 fanden die Präsidentschaftswahlen statt. Dabei erhielt Ollanta Humala 30,9 Prozent der Stimmen. Ihm folgte mit 24,7% der frühere Staatspräsident Alan García. Auf Platz 3 (nur knapp 1% hinter García) lag die rechtskonservative Lourdes Flores Nano, die noch wenige Monaten zuvor als sichere Gewinnerin gehandelt worden war. Da keiner der Kandidaten über die notwendige absolute Mehrheit verfügte, kam es am 4. Juni 2006 zu einer Stichwahl zwischen Ollanta und Alan. Dabei gewann Alan García mit 52,625% der Stimmen. Ollanta gewann zwar in der Mehrheit der Departaments, García konnte jedoch insgesamt einen höheren Anteil der Bevölkerung für sich gewinnen. Vor allem in der Hauptstadt und in den Departaments an der Küste, wo die wirtschaftliche Situation der Bevölkerung besser ist, wurde García mit Mehrheit gewählt. Ollanta erhielt hingegen die Stimmen der ärmeren Teile des Landes in der Selva und der Sierra.

Im Parlament erhielt Ollantas UPP 44 Sitze, Alans APRA 35 Sitze. Das Mitte-Rechts-Bündnis Nationale Einheit (Unidad Nacional) von Lourdes erhielt 19 Mandate.

Machtgruppen im Land

Die sich aus den Großgrundbesitzern des Hochlands und der Küste rekrutierende peruanische Elite hat über Jahrhunderte als Oligarchie das Land regiert, erst durch die Agrarreform von 1969 unter General Juan Velasco Alvarado wurde ihr ihre Machtgrundlage entzogen. In den Jahren danach kamen neue Machtgruppen hinzu, die sich auf Industrie und Finanzaktivitäten konzentrierten, zu einem großen Teil europäischer Abstammung waren und vom Protektionismus des Staates lebten. Fujimoris Einstieg in die Politik und die konsequente Durchsetzung einer neoliberalen Wirtschaftspolitik auf südamerikanischem Boden führte zu einer Neustrukturierung des Machtblocks: Während manche Gruppen an Gewicht verloren, traten neue, wettbewerbsfähigere Gruppen auf. Heutzutage bestehen an die zehn ökonomische Gruppen, die einen starken Einfluss auf Wirtschaft und Politik ausüben.

Administrative Gliederung

Hauptartikel: Peruanische Regionen

Peru ist in 24 Departamentos, 195 Provinzen (Provincias) und 1.828 Bezirke (Distritos) gegliedert. Seit der Regionalisierung des Landes im Jahre 2002 sind die Departamentos Selbstverwaltungseinheiten mit direkt gewählten Organen. Die ersten landesweiten Regionalwahlen fanden im November 2002 statt. Geplant war auch die Gliederung des Landes in Regionen (Regiones). Bei einem Referendum am 30. Oktober 2005 sprachen sich 78 Prozent der Bevölkerung von 16 Departamentos gegen ihre Zusammenlegung zu fünf Regionen (Norte, Nor Centro Oriente, Ica-Huancavelica-Ayacucho, Cusco-Apurímac und Arequipa-Puno-Tacna) aus.

Infrastruktur

Die wichtigsten Verkehrswege für das Land sind die Panamericana und die Seewege nach Nordamerika, Ostasien und Europa.

Peru besitzt 3.462 km Eisenbahnstrecke, 72.900 km Straßen und 254 Flughäfen.

Durch die extrem großen Höhenunterschiede der Anden bestehen größere infrastrukturelle Probleme vor allem entlang der West-Ost-Achse. Dies zeigt sich am geringen Anteil der gepflasterten Autostraßen, der gerade einmal 9.331 km bzw. 13 % beträgt. Dadurch verstärkt sich der periphere Charakter der Selva-Region, die kaum besiedelt ist, was wiederum bedeutet, dass die Landbevölkerung in diesen Gebieten nicht von dem wirtschaftlichen Aufschwung der Küstenregionen profitiert.

Wirtschaft

Hauptartikel: Wirtschaft Perus

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Obstverkäuferin in typischer Kleidung auf dem Markt in Ayacucho
Straßenhändler beim Verkauf von Orangen im Zentrum Limas
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Miraflores, Lima

Peru hat eine gelenkte Volkswirtschaft, die in den letzten Jahren zunehmend dereguliert und privatisiert wurde. Dies hat dazu geführt, dass vor allem nordamerikanische Konzerne und europäische Firmen den Markt beherrschen. Teilweise ist der Zustand monopolartig. Erwähnt sei zum Beispiel die beherrschende Stellung spanischer Firmen im Telekommunikationsbereich.

Das Land ist reich an Bodenschätzen, vor allem Gold und Kupfer, die durch internationale Konsortien ausgebeutet und exportiert werden. Zusätzlich spielen die Fischerei und Landwirtschaft eine wichtige Rolle. Neben Zuckerrohr wird viel Kaffee ausgeführt. Diese Produkte werden vor allem in den bewohnten Gebieten im Westen angebaut, in denen nur durch künstliche Bewässerung Landwirtschaft betrieben werden kann. Die großen Gebiete der Selva werden hingegen kaum landwirtschaftlich genutzt. Dort wird größtenteils Subsistenzwirtschaft betrieben. Angebaut wird auch der Kokastrauch, dessen Blätter von den Eingeborenen gewohnheitsmäßig gekaut werden. Die Anbaufläche dieser Pflanze beträgt ca. 121.000 ha, damit ist Peru der weltweit größte Kokaproduzent. Ungefähr 85% des Kokaanbaus sind für die illegale Produktion bestimmt. Die Erlöse aus dem illegalen Export übertreffen die des legalen bei weitem.

Die Industrie konzentriert sich auf die Küste und dort vor allem auf Lima. Die restlichen Gebiete sind, außer bei Bodenschätzen, untergeordnet.

Ökotourismus bietet sich an, da es viel unberührte Natur gibt, vor allem im Regenwald im Osten des Landes. Die Anden bieten Wanderungen bei Huaraz und Cuzco sowie Machu Picchu, eine der beliebtesten archäologischen Stätten Südamerikas. Auch der Titicacasee ist ein touristisches Highlight.

Das Land ist in einem dichten Straßennetz gut erschlossen, doch abseits der wichtigsten Verkehrsrouten sind die meisten Straßen nicht asphaltiert, rumplig und in der Regenzeit häufig unpassierbar. Auch die Gebirgslage und die großen Entfernungen können das Reisen auf dem Land beschwerlicher als in Europa machen.

Kultur

Nazca
Uros, Titicaca
Urarina shaman, 1988

Das kulturelle Leben ist vornehmlich auf wenige große Städte konzentriert, vor allem auf die Hauptstadt Lima. Weite Bereiche der Kultur sind heute geprägt durch die importierte Kultur der spanischen Eroberer und der von ihnen repräsentierten Religion.

Religion

Viele der religiösen Traditionen aus präkolumbischer Zeit und aus der Inka-Zeit sind in Peru noch lebendig und werden gepflegt, vor allem auch in ländlichen Gebieten. Ein Großteil der Tieflandbewohner stammen aus Naturreligionen, durch die zunehmende Zivilisierung durch die Anwesenheit von Öl- und Gasfirmen werden sie unweigerlich in einen Zwiespalt zwischen ihrer alten Religion und dem "Segen" der Zivilisation getrieben.

Etwa 90 bis 95 % der Peruaner sind römisch-katholisch.[[1]] Dies ist eine Folge der Missionierung durch die spanischen Eroberer (teilweise zwangsweise) und nach der Unabhängigkeit durch Mission von Missionsgruppen aus Peru selbst, aus Deutschland, USA, Italien, usw. Die katholisch-christlichen Traditionen sind vermischt mit Ur-Traditionen aus vorchristlichen Epochen (Synkretismus), welches sich besonders bei religiösen Festen manifestiert.

Seit wenigen Jahrzehnten erleben evangelikale Kirchen und Glaubensgemeinschaften wie die Zeugen Jehovas und Mormonen einen großen Zulauf, die – zu einem großen Teil finanziell aus den USA unterstützt – aktiv und teilweise auch aggressiv um Mitglieder werben.

Kunst

Literatur

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Der Lyriker César Vallejo (1892–1938).

Das vermutlich älteste Werk der peruanischen Literatur ist Ollanta, ein Drama, das von Inka in der Quechua-Sprache geschrieben wurde.

Ricardo Palma schuf im 19. Jahrhundert die Literaturgattung tradiciones, die eine Mischung aus Fiktion und Geschichte darstellt. Clorinda Matto de Turners Romane waren vor allem von der Kultur der Inka geprägt. Äußergewöhnliche Werke schrieb der Lyriker César Vallejo im 20. Jahrhundert. Besonders bekannt wurde Vallejos Trilce, das erstmals 1922 erschien. Weitere bedeutende peruanische Autoren des 20. Jahrhunderts waren José María Arguedas, Julio Ramón Ribeyro, Manuel Scorza, Sergio Bambaren, Alfredo Bryce Echenique und Mario Vargas Llosa.

Musik

Musik ist ein wichtiger Bestandteil der peruanischen Kultur. Die Quena (auch Andenflöte genannt), die Panflöte (Zampoña), die Cajón und die klassische Gitarre sind weit verbreitet.

Das bekannteste Lied Perus ist El Condor Pasa, das durch zahlreiche Coverversionen, unter anderem von Simon and Garfunkel, international beliebt wurde. An der Nordküste Perus wird der Marinera getanzt. Neben traditionellen Musikgattungen ist Rockmusik seit den 50er-Jahren sehr populär. Líbido ist ein Beispiel für eine peruanische Rockband.

Bekannte Musiker und Sänger sind beispielsweise Yma Sumac, Susanna Baca, Chabuca Granda, Lucha Reyes, Raúl García Zarate, Sonia Morales und Zambo Cavero.

Film

In den 20er- und 30er-Jahren entstanden durch Regisseure wie Ricardo Villarán einige Stumm- und Schwarzweißfilme, die jedoch über die nationalen Grenzen hinaus meist kein Publikum fanden. Auch das restliche 20. Jahrhundert erhielten peruanische Filme nur wenig Beachtung.

Francisco J. Lombardi gilt als der bedeutendste moderne Filmregisseur Perus. 1991 gewann er für sein Drama Der Himmel über Lima den Goya. Seine Literaturverfilmung No se lo digas a nadie war bei internationalen Filmfestivals erfolgreich. Ebenso Josue Mendez' Días de Santiago (2006).

Werner Herzogs Filme Fitzcarraldo und Aguirre, der Zorn Gottes wurden in Peru produziert.


Kulinarisches

Pisco

Die peruanische Küche gilt als ausgesprochen vielseitig. Die geografischen Unterschiede zwischen Küste, Hochland und Regenwald und die damit verbundenen Ernährungstraditionen der vorkolumbianischen Bewohner Perus verbinden sich mit der zum Teil arabisch beeinflussten Küche der spanischen Eroberer. In der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts entstand durch chinesische Migranten eine spezielle peruanisch-chinesische Küche (Chifa). Typische Gerichte sind zum Beispiel Ceviche (Eine Art Geschnetzeltes aus frischem rohen Fisch, seltener auch Fleisch, das in Limonensaft mariniert und mit ebenfalls sauer marinierten Zwiebeln serviert wird.), Pachamanca (Quechua für „Erdtopf“, in Erdgruben zubereitetes Fleisch und Gemüse) oder Anticucho, am Spieß gebratenes Rinderherz. Verwendete Zutaten sind Fisch und Meeresfrüchte, Fleisch (Hühner-, Rind-, Schweine-, auch Meerschweinchen), Reis und verschiedene Sorten Kartoffeln, Süßkartoffeln, Mais, Yuca, Kochbananen. Spezielle Gewürze sind Koriander, Safran und Aji.

Typische alkoholhaltige Getränke sind der Pisco, ein Branntwein und Chicha, eine Art Bier auf der Basis von Mais.

Feiertage

Neben lokalen Erntedank- und Patronatstagen gibt es folgende offiziellen Feiertage:

Siehe auch


Literatur

Wikibooks: Peru – Lern- und Lehrmaterialien
Wiktionary: Peru – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Perú – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien


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