„Linkrusta“ – Versionsunterschied

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erstens wurde die Wuppertaler Schwebebahn erst 1901 eröffnet, zweitens war sie damals verkehrsrechtlich auch noch eine Eisenbahn nach Preußischem Kleinbahngesetz, drittens geht es den Bildbeispielen nach wohl eher um die Anlage in Dresden
 
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[[Bild:Lincrusta 3.jpg|thumb|Lincrusta-Tapete in einer Jugendstil-Apotheke in Stuttgart (floraler Dekor, Original von 1901)]]
[[Datei:Lincrusta 3.jpg|mini|Lincrusta-Tapete mit floralem [[Jugendstil]]-Dekor von 1901 in einer Apotheke in [[Stuttgart]].]]
'''Linkrusta''' bzw. Lincrusta ist ein Kunstwort aus den beiden lateinischen Wortbestandteilen ''Linum'' (lat.: "Leinen") und ''Crusta'' (lat.: "harte Schale"). Es ist ein [[Linoleum|linoleum]]ähnliches Material, aus dem vor allem [[Tapete]]n hergestellt werden. Linkrusta ist widerstandsfest und sehr wasserbeständig. Als Träger für die Linkrusta-Masse können festes Papier sowie Gewebe aus [[Jute]], [[Baumwolle]] und (seltener) [[Hanf]] dienen; heute kommt nur noch festes Papier zur Anwendung.
'''Linkrusta''' oder '''Lincrusta''' ist ein Kunstwort aus den beiden lateinischen Wortbestandteilen ''linum'' ‚[[Flachsfaser|Leinen]]‘ und ''crusta'' ‚harte Schale‘. Es ist ein [[linoleum]]ähnliches Material, aus dem vor allem Prägetapeten zu [[Wandverkleidung]]en hergestellt wurden und werden. Bei flächiger Anwendung wird auch von ''Linkrusta-Tapete'' gesprochen. Bisweilen wird dabei optisch der Effekt einer hochwertigeren [[Ledertapete]] oder Holzoberfläche angestrebt. Der abwaschbare, druck- und schlagfeste Wandbelag wurde im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts von dem englischen Chemiker und Erfinder des Linoleums [[Frederick Walton]] entwickelt.


==Herstellung==
== Herstellung ==
Linkrusta wird aus oxidiertem [[Leinöl]] (''[[Linoxin]]''), [[Kolophonium]], [[Copal (Baumharz)|Kopalharz]], [[Holzmehl]] sowie [[Farbstoff|Farb-]] und [[Füllstoff]]en hergestellt. Eine der besonderen Eigenschaften ist, dass das Material mit der Zeit noch widerstandsfähiger wird.
Das Material Linkrusta wird aus oxidiertem [[Leinöl]] ([[Linoxin]]), [[Kolophonium]], [[Copal (Baumharz)|Kopalharz]], [[Holzmehl]] sowie [[Farbstoffe|Farb-]] und [[Füllstoff]]en hergestellt. Als Träger für die Linkrusta-Masse können festes Papier sowie Gewebe aus [[Jute]], [[Baumwolle]] und (seltener) [[Hanf]] dienen; mittlerweile kommt nur noch festes Papier zur Anwendung.


Frederick Walton verband die Leinölschicht in Lackdosen, die als formbare Masse auf der Oberfläche der Farben eingetrocknet war, mit Holzmehl, Kreide und Farbe. Die Masse wurde (noch heiß) mit Musterwalzen auf eine Papierbahn aufgebracht. Nach Trocknung und durch Sauerstoffverbindung sowie Abkühlung waren die Bahnen fertig zum Aufrollen an der Wand. Vorher konnte die reliefierte Oberfläche zur Zierde mit Lacken oder Wandfarben bearbeitet werden, auch [[Blattgold|Blattvergoldungen]] sind möglich.
Dieser stabile, druck- und schlagfeste Wandbelag ist im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts von dem englischen Chemiker und Erfinder des Linoleum [[Frederick Walton]] entwickelt und erstmals hergestellt worden.


Linkrusta ist widerstandsfähig und wasserbeständig.
Die wesentlichen Bestandteile sind von Walton ursprünglich aus Zufall verbunden worden: die Leinölschicht in Lackdosen, die als formbare Masse ''Linoxyn'' auf der Oberfläche der Farben eingetrocknet war, verband er mit Holzmehl, Kreide und Farbe. Dies wurde als noch heiße Masse mit Musterwalzen auf eine Papierbahn aufgebracht. Nach Trocknung und durch Sauerstoffverbindung und Abkühlung waren die Bahnen fertig zum Aufrollen.


== Geschichte und Anwendung ==
==Verarbeitung==
Die Linkrusta-Oberfläche kann mit Lacken oder Wandfarben bearbeitet werden, auch Blattvergoldungen sind möglich.


[[Datei:1896 Anzeige Lincrusta-Walton, Patent-Relief-Tapeten, Fabrik in Hannover.jpg|mini|Werbeanzeige für die „Lincrusta-Walten, Patent-Relief-Tapete“ von [[Frederick Walton]] und seiner Fabrik in [[Hannover]] (1896)]]
==Geschichte und Anwendung==
Der neuartige Wandbelag erwies sich schon bald nach seiner Markteinführung 1877 bei einer Reihe von Anwendungsgebieten als durchschlagender Erfolg – angefangen von königlichen Residenzen bis hin zur Ausstattung von Eisenbahnwaggons. 1884 entstand mit der Fabrik ''Lincrusta-Walton'' in [[Hannover]] die erste ihrer Art in Deutschland.


Schon bald nach seiner Markteinführung 1877 erzielte der neuartige Wandbelag bei einer Reihe von Anwendungsgebieten durchschlagenden Erfolg – vom Einsatz in königlichen Residenzen bis zur Ausstattung von Schienenfahrzeugen. 1884 entstand die erste deutsche Fabrik ''Lincrusta-Walton'' in [[Hannover]].
Linkrusta-Tapeten erfreuten sich vor allem Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts großer Beliebtheit. Daher auch die Vielzahl von mehr als 100 Jahre alten Beispielen von Linkrusta-Tapeten, die noch heute in den vornehmsten Häusern der Welt zu finden sind: etwa im ''Cafe Royal'' in London, in der [[Carnegie Hall|''Carnegie Hall'']] in New York oder im [[Raffles Hotel|''Raffles Hotel'']] in Singapur.


Linkrusta-Tapeten waren vor allem Ende des 19. und Anfang des 20.&nbsp;Jahrhunderts beliebt, man findet sie weltweit etwa im ''Cafe Royal'' in [[London]], in der New Yorker [[Carnegie Hall]] oder im [[Raffles Hotel]] in [[Singapur]]. Auch in vielen Bürgerhäusern hielt diese Art der Wandverkleidung Einzug, vornehmlich in Treppenaufgängen an Wand- und Sockelverkleidung ([[Lambris]]),<ref>{{Internetquelle |autor=Mafred Schuler |url=https://www.leibbrand.de/baustellenprojekte/baustellenprojekte-single/denkmalschutz-im-treppenhaus |titel=Denkmalschutz im Treppenhaus |werk=leibbrand.de |abruf=2023-06-16}}</ref> aber auch repräsentativer in [[Salon (Zimmer)|Salons]] oder Bibliothekszimmern.
Aber auch in vielen Bürgerhäusern hielt die unverwechselbare Wandbekleidung Einzug, vornehmlich in Treppenaufgängen, aber auch in Salons oder Bibliothekszimmern.


Das Material wird für Wandbeläge noch heute hergestellt, ist jedoch sehr teuer. Es wird vor allem bei der Restaurierung historischer Gebäude verwendet, aber auch mit modernen Prägemustern.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.replicata.de/produkte/rund-um-die-haustuere/7611001000/ |titel=Lincrusta-Tapete |werk=replicata.de |abruf=2023-06-16}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=http://www.essener-tapeten.de/p_lincrusta.html |titel=LINCRUSTA – ein imposanter Relaunch |werk=essener-tapeten.de |abruf=2023-06-16}}</ref>
==Weblink==


In den 1920er Jahren gab es kurzzeitig auch [[Möbel]] mit Lincrusta-Oberflächen (Möbel-Linoleum).<ref>''Lincrusta-Möbel'': In: Deutsche Kunst und Dekoration: illustrierte Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst und künstlerisches Frauen-Arbeiten, Bd. 63, 1928–1929, S. 222–223. ([https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/dkd1928_1929/0232/image,info Digitalisat auf digi.ub.uni-heidelberg.de], abgerufen am 16. Juni 2023)</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.samera.de/linoleum/moebellinoleum/ |titel=Möbellinoleum. Tischlinoleum für alle Möbeloberflächen |werk=samera.de |abruf=2023-06-16}}</ref>
* [http://www.tapeten-in-berlin.de/tapeten/lincrusta.htm Porträt ''Lincrusta'' mit Bildern bei Schulze´s Farben- und Tapetenhaus, Berlin]
<gallery class="center" caption="Bildergalerie">
WLM13 DD Lincrusta Detail.jpg|Lincrusta-Tapete der [[Schwebebahn Dresden]]
WLM13 DD Lincrusta.jpg|Linkrusta-Wandverkleidung der Schwebebahn Dresden
Interior view showing lincrusta molding and newel post and second floor stair landing - 521 Eleventh Street, Northwest (Commercial), Square 347, Washington, District of Columbia, DC HABS DC,WASH,678-4 (cropped).tif|Linkrustatapete in einem Treppenhaus ([[Washington, D.C.|Washington, DC]])
First floor, lincrusta molding in vestibule - 1333 N Street, Northwest (Rowhouse), Washington, District of Columbia, DC HABS DC,WASH,662-10.tif|Linkrusta-Tapete in einem Treppenhaus (Washington, DC)
Steam Museum - Queen Victoria's carriage clerestory lights.JPG|Linkrusta-Deckenverkleidung eines englischen Eisenbahnwagens (Steam Museum, [[Swindon]])
Album Béranger - Pl. 44.jpg|Linkrusta-Muster mit Jugendstilmotiven (1908)
Lincrusta-Walton (England), 1881–1882 (CH 18344981).jpg|Linkrusta-Muster der Fa. Walton (1881)
</gallery>


== Literatur ==
[[Kategorie:Material]]


* ''Neue Linkrusta-Muster für Wandbekleidung und Lambris''. In: Innendekoration. Illustrierte kunstgewerbliche Zeitschrift, Bd. 16, 1905, S. 279–281. ([https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/innendekoration1905/0290/image,info Digitalisat auf digi.ub.uni-heidelberg.de], abgerufen am 16. Juni 2023) – Entwürfe von [[Joseph Maria Olbrich]].
[[en:Lincrusta]]

[[ru:Линкруст]]
== Weblinks ==
{{Commonscat|Lincrusta}}
* [http://www.materialarchiv.ch/detail/117/lincrusta ''Lincrusta''] auf materialarchiv.ch
* [https://lincrusta.com/media/wysiwyg/hanging_instructions/German.pdf Anwendungshinweise für Lincrusta] (abgerufen am 13. August 2020)
* [https://eprints.lincoln.ac.uk/id/eprint/34864/1/Brazil%20Helena%20-%20MA%20by%20Conservation%20-%20November%202018.pdf Helena Brazil: ''Lincrusta 1877 - 1887: The Development, Designs and Character of Lincrusta-Walton (2018)''], auf eprints.lincoln.ac.uk, englisch (abgerufen am 16. Juni 2023)
* [http://29aqcgc1xnh17fykn459grmc.wpengine.netdna-cdn.com/osg-postprints/wp-content/uploads/sites/8/2015/02/osg011-04.pdf The materials and techniques of relief elements in John Singer Sargent’s Triumph of Religion murals] (abgerufen am 13. August 2020)
* ''[https://www.houzz.de/magazin/was-ist-eigentlich-lincrusta-stsetivw-vs~72205896 Was ist eigentlich ... Lincrusta?]'', auf houzz.de

== Einzelnachweise ==
<references />

[[Kategorie:Faserverstärkter Kunststoff]]
[[Kategorie:Tapete]]
[[Kategorie:Prägen (Technik)]]
[[Kategorie:Biokunststoff]]

Aktuelle Version vom 10. Juli 2024, 08:29 Uhr

Lincrusta-Tapete mit floralem Jugendstil-Dekor von 1901 in einer Apotheke in Stuttgart.

Linkrusta oder Lincrusta ist ein Kunstwort aus den beiden lateinischen Wortbestandteilen linumLeinen‘ und crusta ‚harte Schale‘. Es ist ein linoleumähnliches Material, aus dem vor allem Prägetapeten zu Wandverkleidungen hergestellt wurden und werden. Bei flächiger Anwendung wird auch von Linkrusta-Tapete gesprochen. Bisweilen wird dabei optisch der Effekt einer hochwertigeren Ledertapete oder Holzoberfläche angestrebt. Der abwaschbare, druck- und schlagfeste Wandbelag wurde im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts von dem englischen Chemiker und Erfinder des Linoleums Frederick Walton entwickelt.

Herstellung

Das Material Linkrusta wird aus oxidiertem Leinöl (Linoxin), Kolophonium, Kopalharz, Holzmehl sowie Farb- und Füllstoffen hergestellt. Als Träger für die Linkrusta-Masse können festes Papier sowie Gewebe aus Jute, Baumwolle und (seltener) Hanf dienen; mittlerweile kommt nur noch festes Papier zur Anwendung.

Frederick Walton verband die Leinölschicht in Lackdosen, die als formbare Masse auf der Oberfläche der Farben eingetrocknet war, mit Holzmehl, Kreide und Farbe. Die Masse wurde (noch heiß) mit Musterwalzen auf eine Papierbahn aufgebracht. Nach Trocknung und durch Sauerstoffverbindung sowie Abkühlung waren die Bahnen fertig zum Aufrollen an der Wand. Vorher konnte die reliefierte Oberfläche zur Zierde mit Lacken oder Wandfarben bearbeitet werden, auch Blattvergoldungen sind möglich.

Linkrusta ist widerstandsfähig und wasserbeständig.

Geschichte und Anwendung

Werbeanzeige für die „Lincrusta-Walten, Patent-Relief-Tapete“ von Frederick Walton und seiner Fabrik in Hannover (1896)

Schon bald nach seiner Markteinführung 1877 erzielte der neuartige Wandbelag bei einer Reihe von Anwendungsgebieten durchschlagenden Erfolg – vom Einsatz in königlichen Residenzen bis zur Ausstattung von Schienenfahrzeugen. 1884 entstand die erste deutsche Fabrik Lincrusta-Walton in Hannover.

Linkrusta-Tapeten waren vor allem Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts beliebt, man findet sie weltweit etwa im Cafe Royal in London, in der New Yorker Carnegie Hall oder im Raffles Hotel in Singapur. Auch in vielen Bürgerhäusern hielt diese Art der Wandverkleidung Einzug, vornehmlich in Treppenaufgängen an Wand- und Sockelverkleidung (Lambris),[1] aber auch repräsentativer in Salons oder Bibliothekszimmern.

Das Material wird für Wandbeläge noch heute hergestellt, ist jedoch sehr teuer. Es wird vor allem bei der Restaurierung historischer Gebäude verwendet, aber auch mit modernen Prägemustern.[2][3]

In den 1920er Jahren gab es kurzzeitig auch Möbel mit Lincrusta-Oberflächen (Möbel-Linoleum).[4][5]

Literatur

Commons: Lincrusta – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Mafred Schuler: Denkmalschutz im Treppenhaus. In: leibbrand.de. Abgerufen am 16. Juni 2023.
  2. Lincrusta-Tapete. In: replicata.de. Abgerufen am 16. Juni 2023.
  3. LINCRUSTA – ein imposanter Relaunch. In: essener-tapeten.de. Abgerufen am 16. Juni 2023.
  4. Lincrusta-Möbel: In: Deutsche Kunst und Dekoration: illustrierte Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst und künstlerisches Frauen-Arbeiten, Bd. 63, 1928–1929, S. 222–223. (Digitalisat auf digi.ub.uni-heidelberg.de, abgerufen am 16. Juni 2023)
  5. Möbellinoleum. Tischlinoleum für alle Möbeloberflächen. In: samera.de. Abgerufen am 16. Juni 2023.