„Interkontinentalrakete“ – Versionsunterschied

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== Nachfolger ==
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Vor einiger Zeit gab die britische Regierung die Weiterentwicklung der Trident-Interkontinentalraketen in Auftrag. In Zusammenarbeit mit dem US-amerikanischen Militär soll aus bereits getesteten Teilen der vorhandenen Raketen und Sprengköpfen eine neue Generation atomarer Waffen entstehen.
Vor einiger Zeit gab die britische Regierung die Weiterentwicklung der Trident-Interkontinentalraketen in Auftrag. In Zusammenarbeit mit dem US-amerikanischen Militär soll aus bereits getesteten Teilen der vorhandenen Raketen und Sprengköpfe eine neue Generation atomarer Waffen entstehen.


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Version vom 5. Juli 2006, 15:58 Uhr

Amerikanische Atlas-A Interkontinentalrakete.
Minuteman II ICBM der zweiten Generation.
Peacekeeper ICBM der dritten Generation.

Als Interkontinentalrakete (englisch InterContinental Ballistic Missile) wird eine Boden-Boden-Rakete hoher Reichweite bezeichnet. Nach dem raketengetriebenen Start dringt das Projektil in den Weltraum ein, der weitgehend antriebslos (= ballistisch) bis zum Ziel durchflogen wird. Im Gegensatz dazu fliegen Kurz- und Mittelstreckenraketen in den unteren Bereichen der Erdatmosphäre, sie haben eine kleinere Reichweite. Die Abgrenzung des Begriffs Interkontinentalrakete zu Begriffen wie Langstreckenrakete, Mittelstreckenrakete, ist uneinheitlich.

Antrieb

Während die erste Generation von Interkontinentalraketen durchwegs Raketentriebwerke mit teilweise cryogenem Flüssigtreibstoff hatten, ging man mehr und mehr zu lagerfähigen Flüssigtreibstoffen und Feststoffantrieb über. Raketentriebwerke mit Feststoffantrieb haben zwar eine geringere Effizienz, sind jedoch in der Handhabung einfacher und besitzen eine kürzere Reaktionszeit – das Betanken der Rakete entfällt. Moderne Interkontinentalraketen haben teilweise in der letzten Antriebsstufe wieder einen Raketenmotor mit Flüssigtreibstoff, allerdings regelbar. Diese Raketenstufen sind heute durchweg lagerfähig, der Treibstoff lagert dabei über Jahre in der Rakete und muss nicht kurz vor Start getankt werden. Durch die Regelmöglichkeit ist der Flug nicht mehr rein ballistisch und der Flugkörper kann bis kurz vor dem Einschlag manövriert werden. Dies verbessert zum einen die Genauigkeit und zum anderen erschwert es die Abwehr, da die Flugbahn nicht mehr deterministisch durch die Gesetze der Ballistik vorgegeben ist.

Reichweite

Beliebige Reichweiten sind möglich – üblich sind Reichweiten bis ca. 15.000 km. Die nicht mehr in Truppendienst befindliche russische Rakete SS-9 hatte in einer ihrer Varianten beispielsweise einen teilorbitalen Sprengkopf, der jeden Punkt der Erde aus jeder Richtung erreichen konnte (FOBS). Aufgrund der hohen Leistungsfähigkeit dieser Raketen werden veraltete Interkontinentalraketen auch zum Start von Satelliten eingesetzt, beispielsweise die russischen Raketen vom Typ SS-19 als Rockot-Trägerrakete.

Sprengkopf

Typen

ICBMs sind ausschließlich mit nuklearen Sprengköpfen bestückt. Hier kommen seit der zweiten Generation fast ausschließlich Mehrfachsprengköpfe zum Einsatz (MIRV), d. h. spätestens bei Wiedereintritt in die Atmosphäre teilt sich die Spitze in mehrere Gefechtsköpfe, die auf verschiedene Ziele programmiert werden können. Die sog. Warheads liegen meist bei einer Sprengkraft von einigen hundert kt TNT-Äquivalent. Bei der sowjetischen R-36M (SS-18 Satan) Mod 2 lag die Sprengkraft pro Sprengkopf bei bis zu 1,3 MT.

Wiedereintrittskapsel

Da Interkontinentalraketen durchwegs einen Großteil der Flugbahn im Weltraum zurücklegen, müssen sie zum Erreichen ihres Zieles wieder in die Erdatmosphäre eindringen. Um nicht zu verglühen, benötigen sie eine wärmeresistente Wiedereintrittskapsel.

Vielfachwiedereintrittskörper

Interkontinentalraketen werden häufig nicht nur mit einem, sondern mit mehreren Sprengköpfen ausgerüstet, da damit pro Abschuss ein größeres Zielgebiet angegriffen werden kann.

Die erste Generation von Mehrfachsprengköpfen konnten noch nicht unabhängig voneinander gesteuert werden (MRV - Multiple Re-Entry Vehicle), so etwa bei der sowjetischen SS-9 Mod 4. Später konnte man Gefechtsköpfe unabhängig voneinander steuern (engl. MIRV: Multiple Independently targetable Re-entry Vehicle). Damit können die einzelnen Sprengköpfe innerhalb des Zielgebiets von meist mehreren hundert Kilometern Durchmesser beliebig platziert werden.

In den 80er Jahren hat die US Navy das System weiterentwickelt:
MARV-Sprengköpfe (Maneuvering Re-Entry Vehicle) sollten auch in der Endphase des Anflugs begrenzt manövrierfähig sein und so etwa die Raketenabwehr rund um Moskau und Leningrad durchdringen können. Als Trägerrakete war die sehr genaue UGM-93B Trident II D-5 (CEP 120 m) vorgesehen. Das System wurde jedoch nicht mehr in Dienst gestellt.

FOBS

Bei dem sowjetischen FOBS-System (Fractional Orbital Bombardment System) wird der Gefechtskopf in eine niedrige Erdumlaufbahn (LEO) gebracht, von wo aus er jeden Punkt der Erde erreichen kann. Dazu muss der Gefechtskopf nach Erreichen des Orbit lediglich zu einem bestimmten Zeitpunkt abgebremst werden.

Die Raketen sollten über den Südpol fliegen und die USA von Süden aus angreifen. Damit umging man das US-Radarnetz, das in Richtung Norden ausgerichtet war. Als Trägerrakete war die sowjetische R-36O (SS-9 Scarp Mod 3) vorgesehen. Das System war ab November 1968 voll einsatzbereit. Es trug einen Gefechtskopf mit einer Sprengkraft von 1-3 MT. Das System war allerdings nur kurze Zeit in Dienst und nie in ausreichenden Zahlen verfügbar. Weiterhin war es sehr ungenau (CEP bis zu 5 km) und dadurch für den Angriff auf gehärtete Ziele (z. B. Raketensilos) ungeeignet.

Da die Zeitspanne zwischen Abbremsung und Aufschlag im Ziel nur wenige Minuten beträgt, wäre die Vorwarnzeit sehr gering. Weiterhin würden die Geschosse in niedrigeren Höhen als bisherige ICBMs fliegen, sodass die Entdeckung durch Radarsysteme erschwert wäre. Beides führte zum späteren Verbot dieser Art von Waffen im Rahmen der START-Verträge.

Abwehr

Im Allgemeinen wird heute davon ausgegangen, dass Interkontinentalraketen auf Grund ihrer hohen Geschwindigkeit – circa 20-fache Schallgeschwindigkeit – und Flughöhe nur mit nuklear bestückten Abfangraketen sicher abgewehrt werden können. Da die amerikanischen und sowjetischen Interkontinentalraketen vielfach für einen Flug über den Nordpol programmiert waren, sind die entsprechenden Abwehranlagen jeweils nach Norden ausgerichtet. Aus diesem Grund befinden sich in Alaska amerikanische Anlagen zur Raketenortung und -abwehr.

Während des Kalten Krieges handelten die USA und die UdSSR ein Abkommen aus, das es jeder Seite erlaubte, eine Anlage zur Raketenabwehr einzurichten. Während die USA ihre Raketenfelder schützten, aber die Anlage bereits nach kurzer Zeit (gerüchteweise 1 Tag) wieder außer Betrieb nahmen, sind die ABM Raketen des heutigen Russland nach wie vor rund um Moskau stationiert.

Die US-amerikanischen Bestrebungen zum Bau nicht-nuklearer Abwehrmethoden sind - nach heute allgemein anerkannter Sichtweise - nur gegen einfache Interkontinentalraketen, die über keine Köder (en:Decoy), sonstige Gegenmaßnahmen oder MIRVs verfügen – beispielsweise chinesischer- (Ausnahme DF-31 CSS-9) oder nordkoreanischer Herkunft – geeignet.

Typen

(Kursiv = nicht in Dienst, entweder obsolet, oder noch in der Entwicklung)

USA

UdSSR / Russland

  • landgestützt (Sowjetische Bezeichnung. Defense Intelligence Agency-, Nato-Code in Klammern).
    • R-7 (SS-6, Sapwood)
    • R-9 (SS-8, Sasin)
    • GR-1 (SS-10 Scragg, nicht in Dienst gestellt)
    • R-16 (SS-7 Saddler)
    • R-26 (SS-8 Sasin, Verwechslung mit R-9, nicht in Dienst gestellt)
    • R-36 (SS-9 Scarp)
    • R-36-O (SS-9 FOBS, orbitalfähige R-36)
    • R-36M „Voivode“ (en:SS-18 Satan) (verschiedene Versionen)
    • UR-100 (SS-11 Sego)
    • UR-100MR „Sotka“ (SS-17 Spanker)
    • UR-100N (SS-19 Stiletto)
    • UR-200 (SS-X-10 Scragg, Verwechslung mit GR-1, nicht in Dienst gestellt)
    • UR-500 „Proton“ (nicht in Dienst gestellt)
    • RT-1 (kein Nato-Code vorhanden, nicht in Dienst gestellt)
    • RT-2 (SS-13 Savage)
    • RT-20P (SS-15 Scrooge)
    • RT-21 „Temp-2S“ (SS-16 Sinner)
    • RT-2PM „Topol“ (SS-25 Sickle)
    • RT-2UTTH „Topol-M“ (SS-27 en:Topol-M)
    • RT-23 „Molodets“ (SS-24 Scalpel)
    • RSS-40 „Kuryer“ (Nato-Code SS-X-26 ist obsolet, Projekt wurde aufgegeben)
  • seegestützt

China

  • landgestützt:
    • DF-3 (Projekt wurde aufgegeben)
    • DF-5 (andere Bezeichnung CSS-4)
    • DF-6 (Projekt wurde aufgegeben)
    • DF-22 (andere Bezeichnung DF-14, Projekt wurde aufgegeben)
    • DF-31 (andere Bezeichnung CSS-X-9 bzw. CSS-9 bei Indienststellung)
    • DF-41 (andere Bezeichnung CSS-X-10, geplante Indienststellung 2010)

Nordkorea:

    • No-dong-B (vorläufige Bezeichnung)
    • Taepodong-1
    • Taepodong-2
    • NKSL-1 (Taep´o-dong-1 mit dritter Stufe, kann Satelliten in den Orbit bringen, vorläufige Bezeichnung)
    • NKSL-X-2 (Taep´o-dong-2 mit dritter Stufe, kann Satelliten in den Orbit bringen, vorläufige Bezeichnung)

Großbritannien

  • (seegestützt, U-Boote):

Frankreich

  • (seegestützt, U-Boot):
    • M-1
    • M-2
    • M-20
    • M-4 bzw. M-45 nach Umrüstung
    • M-5 bzw. M-51 nach Umrüstung

Indien

    • Surya (vermutlich in Entwicklung, Status unklar):

Pakistan

    • Tipu (vielleicht in Entwicklung oder Verwechslung mit anderer Rakete)

Abrüstung

Nachfolger

Vor einiger Zeit gab die britische Regierung die Weiterentwicklung der Trident-Interkontinentalraketen in Auftrag. In Zusammenarbeit mit dem US-amerikanischen Militär soll aus bereits getesteten Teilen der vorhandenen Raketen und Sprengköpfe eine neue Generation atomarer Waffen entstehen.