Heeresgruppe

Militärisches Symbol der NATO für Heeresgruppen

Eine Heeresgruppe (Abkürzung HGr; Militärisches Symbol XXXXX) ist die Zusammenfassung mehrerer militärischer Großverbände (Armee, Armeegruppe, Korps) unter einem einheitlichen Oberkommando, vorwiegend in der Zeit des Ersten und Zweiten Weltkrieges. Sie bildete eine typische Einrichtung des deutschen Heeres, fand aber auch Entsprechungen im Militär anderer Staaten, z. B. Front in Russland und der Sowjetunion.

Heeresgruppen im deutschen Heer

Die Oberste Heeresleitung (OHL) führte das Heer zu Beginn des Ersten Weltkrieges mittels direkter Anweisungen an die einzelnen Armeeoberkommandos. Doch bald erwies es sich als unmöglich, mit den damaligen nachrichtentechnischen Mitteln eine Massenarmee von (nach der Mobilmachung) mehr als 3,9 Millionen Mann mit einer einzigen Zentralinstanz zu befehligen. Im Verlauf des Krieges gelang es zwar, den Nachrichtendienst mittels Fernsprecher und Telegrafie, der anfangs nur bis zur Korps-Ebene ging, bis zu den Divisionsstäben auszubauen. Und diese wurden dadurch auch in die Lage versetzt, wesentlich selbständiger zu operieren. Im Verlauf des Ersten Weltkrieges vervielfachte sich allerdings die Zahl der Armeen, und es war nicht selten, dass mehrere Armeen an einem Kriegsschauplatz zusammen den Kampf zu führen hatten. Das machte ihre Zusammenfassung in Heeresgruppen (→ Heeresgruppe (Deutsches Kaiserreich)) mit jeweils eigener Führung notwendig. Aus diesem Grund ging man ab 1916 zunehmend dazu über, Armeen unter einem Heeresgruppenkommando zusammenzufassen. Diese fungierten dann als entlastende Zwischeninstanzen. Die Heeresgruppen unterstanden der OHL unmittelbar.

In der Zwischenkriegszeit verfügte die Reichswehr über zwei Gruppenkommandos, später sechs Heeresgruppenkommandos, die allerdings eher den Charakter von Armeeoberkommandos trugen, da ihnen lediglich Divisionen unterstanden (→ Heeresgruppe (Reichswehr)).

Im Zweiten Weltkrieg wurden auf deutscher Seite zahlreiche Heeresgruppen (→ Heeresgruppe (Wehrmacht)) formiert, die entweder dem Oberkommando des Heeres (OKH) oder dem Oberkommando der Wehrmacht (OKW) unterstanden. In einigen Fällen wurden jedoch auch regionale Oberbefehlshaber mit der Leitung mehrerer Heeresgruppen betraut. Neben ihrer operativen und/oder strategischen Bedeutung waren sie auch für die Verwaltung des ihnen unmittelbar unterstellten gegnerischen Landes (→ Befehlshaber des Rückwärtigen Heeresgebietes) zuständig.

Ähnliche Einrichtungen in anderen Streitkräften

Im angloamerikanischen Sprachraum wird die Ebene der Heeresgruppe als Army Group bezeichnet. Diese entsprechen nicht einer deutschen Armeegruppe. Die alliierten Truppen formierten sechs derartige Heeresgruppen während des Zweiten Weltkrieges.

Eine vergleichbare Formation bildeten die Fronten der Kaiserlich Russischen Armee sowie der Roten Armee, die ähnliche Aufgaben wie die deutschen Heeresgruppen hatten.

Die Französischen Streitkräfte stellten insgesamt vier Heeresgruppen in der Verteidigung gegen den Westfeldzug der Wehrmacht auf: Heeresgruppe 1 unter Gaston Billotte und später Georges Maurice Jean Blanchard; Heeresgruppe 2 unter André-Gaston Prételat und später Charles-Marie Condé; Heeresgruppe 3 unter Benoît Besson; schließlich Heeresgruppe 4 unter Charles Huntziger.

Auf japanischer Seite entsprachen während des Pazifikkrieges die sogenannten Hauptarmeen (jap. 総軍, sōgun) der Ebene der Heeresgruppe.

Im Rahmen der Verteidigung von Europa durch die NATO bildete diese die „Army Groups“ NORTHAG, CENTAG und SOUTHAG, die 1993 nach dem Ende des Kalten Krieges aufgelöst wurden.

AFCENT bestand aus der CENTAG und der NORTHAG inklusive der Britischen Rheinarmee. Heute sind alle Kräfte dem Allied Joint Force Command Brunssum unterstellt.

Literatur

  • Reinhard Brühl, Albrecht Charisius, Klaus Dorst u. a. (Hrsg.): Wörterbuch zur deutschen Militärgeschichte. Band 1: A – Me. Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin (Ost) 1985, S. 287 f.