„Ágnes Heller“ – Versionsunterschied

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Politisch positioniert sie sich gegen die Politik des [[Fidesz – Ungarischer Bürgerbund]] und des Ministerpräsidenten [[Viktor Orbán]]. So äußerte sie sich in einem Interview für ZEIT Geschichte 2013: „Orbán ist ein Diktator, aber Ungarn ist keine Diktatur“.<ref>{{Literatur|Titel = ZEIT Geschichte 3/13: Europas Weg in den Faschismus|Sammelwerk = Die Zeit|Ort = Hamburg|Jahr = 2013-11-04|ISSN = 0044-2070|Online = http://www.zeit.de/zeit-geschichte/2013/03/Inhaltsverzeichnis|Zugriff = 2016-04-25}}</ref>
Politisch positioniert sie sich gegen die Politik des [[Fidesz – Ungarischer Bürgerbund]] und des Ministerpräsidenten [[Viktor Orbán]]. So äußerte sie sich in einem Interview für ZEIT Geschichte 2013: „Orbán ist ein Diktator, aber Ungarn ist keine Diktatur“.<ref>{{Literatur|Titel = ZEIT Geschichte 3/13: Europas Weg in den Faschismus|Sammelwerk = Die Zeit|Ort = Hamburg|Jahr = 2013-11-04|ISSN = 0044-2070|Online = http://www.zeit.de/zeit-geschichte/2013/03/Inhaltsverzeichnis|Zugriff = 2016-04-25}}</ref>


Im Gegenteil zu ihrer früheren Meinung sagt Heller, dass man die Zusammenarbeit mit der [[Jobbik]] nicht ausschließen solle. Sie meinte auch, dass sie die Jobbik nie für eine Neonazi-Partei gehalten habe.<ref>{{Literatur |Titel=Heller Ágnes és a Jobbik közeledése {{!}} Magyar Idők |Sammelwerk=Magyar Idők |Online=https://magyaridok.hu/belfold/heller-agnes-es-jobbik-kozeledese-2532994/ |Abruf=2018-02-12}}</ref> Ihrer Meinung nach hatte zwar die Partei rassistische und antisemitische Äußerungen, hat aber mit ihrer Entwicklung viel bewiesen und am wichtigsten ist, was die Partei heute sagt.<ref>{{Internetquelle |url=http://m.magyarnarancs.hu/belpol/fogjak-be-az-orrukat-107904 |titel=„Fogják be az orrukat!” – Heller Ágnes a Jobbikról és a 2018-as választások tétjéről |zugriff=2018-02-12 |sprache=hu}}</ref>
Im Gegenteil zu ihrer früheren Meinung sagt Heller, dass man die Zusammenarbeit mit der [[Jobbik]] nicht ausschließen solle. Sie meinte auch, dass sie die Jobbik nie für eine Neonazi-Partei gehalten habe.<ref>{{Literatur |Titel=Heller Ágnes és a Jobbik közeledése {{!}} Magyar Idők |Sammelwerk=Magyar Idők |Online=https://magyaridok.hu/belfold/heller-agnes-es-jobbik-kozeledese-2532994/ |Abruf=2018-02-12}}</ref> Ihrer Meinung nach gab es zwar von der Partei rassistische und antisemitische Äußerungen, sie habe aber mit ihrer Entwicklung viel bewiesen und am wichtigsten sei, was die Partei heute sagt.<ref>{{Internetquelle |url=http://m.magyarnarancs.hu/belpol/fogjak-be-az-orrukat-107904 |titel=„Fogják be az orrukat!” – Heller Ágnes a Jobbikról és a 2018-as választások tétjéről |zugriff=2018-02-12 |sprache=hu}}</ref>


== Denkansätze ==
== Denkansätze ==
Bereits in ihrem Erstling ''Der Mensch in der Renaissance'' dreht sich Hellers Denken um Leben und Freiheit als die obersten Werte. Daneben steht die Frage, wie das menschliche [[Gesellschaftliche Naturverhältnisse|Naturverhältnis]] als gesellschaftliches und historisches zu begreifen ist. In die "Wählbarkeit der Geschichte" führt sie diese Gedanken hermeneutisch weiter aus. Im Nachwort zur deutschen Ausgabe schreibt sie: ''„Ich war bereits in "Der Mensch der Renaissance" davon überzeugt, und bin es auch seither, dass alle großen Leistungen der Kultur aus den Bedürfnissen, Konflikten und Problemen des täglichen Lebens hervorgehen“.'' Entsprechend betont sie den [[Alltag]]. Heller entfaltet auf der Grundlage einer eingehenden marxistischen Betrachtung eine ausführliche „Theorie der [[Bedürfnis]]se“, mit der sie beispielsweise die „Bedürfnisdiktatur“ im Ostblock kritisieren konnte. Die [[philosophische Anthropologie]] hat für sie ihren Ursprung in der Renaissance, die sich durch ein ''„pluralistisches moralisches Wertsystem“'' deutlich von früheren Zeitaltern unterscheidet. Weiterhin spricht sie sich für eine auf [[Empathie]] aufbauende Parteinahme für Leben und Freiheit aus.
Bereits in ihrem Erstling ''Der Mensch in der Renaissance'' dreht sich Hellers Denken um Leben und Freiheit als die obersten Werte. Daneben steht die Frage, wie das menschliche [[Gesellschaftliche Naturverhältnisse|Naturverhältnis]] als gesellschaftliches und historisches zu begreifen ist. In die „Wählbarkeit der Geschichte“ führt sie diese Gedanken hermeneutisch weiter aus. Im Nachwort zur deutschen Ausgabe schreibt sie: ''„Ich war bereits in ‚Der Mensch der Renaissance‘ davon überzeugt, und bin es auch seither, dass alle großen Leistungen der Kultur aus den Bedürfnissen, Konflikten und Problemen des täglichen Lebens hervorgehen“.'' Entsprechend betont sie den [[Alltag]]. Heller entfaltet auf der Grundlage einer eingehenden marxistischen Betrachtung eine ausführliche „Theorie der [[Bedürfnis]]se“, mit der sie beispielsweise die „Bedürfnisdiktatur“ im Ostblock kritisieren konnte. Die [[philosophische Anthropologie]] hat für sie ihren Ursprung in der Renaissance, die sich durch ein ''„pluralistisches moralisches Wertsystem“'' deutlich von früheren Zeitaltern unterscheidet. Weiterhin spricht sie sich für eine auf [[Empathie]] aufbauende Parteinahme für Leben und Freiheit aus.


== Auszeichnungen ==
== Auszeichnungen ==

Version vom 13. Februar 2018, 12:20 Uhr

Ágnes Heller im Jahr 2015

Ágnes Heller (* 12. Mai 1929 in Budapest) ist eine ungarische Philosophin.

Leben

Ágnes Heller, die jüdischer Herkunft ist, gelang es, im Holocaust gemeinsam mit ihrer Mutter immer wieder, teils durch geistesgegenwärtiges Handeln, teils aber auch nur durch schieres Glück, einer Deportation und Ermordung zu entgehen. Ihr Vater und zahlreiche Verwandte wurden Opfer der Judenverfolgung während der Zeit der NS-Diktatur.

Nach der Matura immatrikulierte sich Ágnes Heller 1947 an der Universität Budapest für Physik und Chemie, wechselte jedoch unter dem Eindruck einer Vorlesung von Georg Lukács das Studienfach und begann, Philosophie zu studieren. Sie wurde 1955 von Lukács promoviert und schließlich seine Assistentin.

Nach jahrzehntelanger politischer Unterdrückung in Ungarn emigrierte Heller 1977 nach Australien, wo sie an der La Trobe Universität in Melbourne von 1978 bis 1983 eine Soziologie-Professur innehatte. 1986 wurde sie Hannah Arendts Nachfolgerin auf deren Lehrstuhl für Philosophie an der New School for Social Research in New York.

Seit ihrer Emeritierung pendelt sie jeweils halbjährlich zwischen Budapest und New York.

2001 und 2002 war sie Fellow des Weimarer Kollegs Friedrich Nietzsche zum Thema „Zur Theorie der Modernität“.[1]

2013 hielt sie als Sir-Peter-Ustinov-Gastprofessorin der Stadt Wien Vorlesungen zum Thema „Die Welt der Vorurteile“ am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien.

Politisch positioniert sie sich gegen die Politik des Fidesz – Ungarischer Bürgerbund und des Ministerpräsidenten Viktor Orbán. So äußerte sie sich in einem Interview für ZEIT Geschichte 2013: „Orbán ist ein Diktator, aber Ungarn ist keine Diktatur“.[2]

Im Gegenteil zu ihrer früheren Meinung sagt Heller, dass man die Zusammenarbeit mit der Jobbik nicht ausschließen solle. Sie meinte auch, dass sie die Jobbik nie für eine Neonazi-Partei gehalten habe.[3] Ihrer Meinung nach gab es zwar von der Partei rassistische und antisemitische Äußerungen, sie habe aber mit ihrer Entwicklung viel bewiesen und am wichtigsten sei, was die Partei heute sagt.[4]

Denkansätze

Bereits in ihrem Erstling Der Mensch in der Renaissance dreht sich Hellers Denken um Leben und Freiheit als die obersten Werte. Daneben steht die Frage, wie das menschliche Naturverhältnis als gesellschaftliches und historisches zu begreifen ist. In die „Wählbarkeit der Geschichte“ führt sie diese Gedanken hermeneutisch weiter aus. Im Nachwort zur deutschen Ausgabe schreibt sie: „Ich war bereits in ‚Der Mensch der Renaissance‘ davon überzeugt, und bin es auch seither, dass alle großen Leistungen der Kultur aus den Bedürfnissen, Konflikten und Problemen des täglichen Lebens hervorgehen“. Entsprechend betont sie den Alltag. Heller entfaltet auf der Grundlage einer eingehenden marxistischen Betrachtung eine ausführliche „Theorie der Bedürfnisse“, mit der sie beispielsweise die „Bedürfnisdiktatur“ im Ostblock kritisieren konnte. Die philosophische Anthropologie hat für sie ihren Ursprung in der Renaissance, die sich durch ein „pluralistisches moralisches Wertsystem“ deutlich von früheren Zeitaltern unterscheidet. Weiterhin spricht sie sich für eine auf Empathie aufbauende Parteinahme für Leben und Freiheit aus.

Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

Die Welt der Vorurteile (2014)
  • Alltag und Geschichte – Zur sozialistischen Gesellschaftslehre. Luchterhand, Neuwied 1970
  • Das Alltagsleben. Versuch einer Erklärung der individuellen Reproduktion. Herausgegeben und eingeleitet von Hans Joas. Suhrkamp; Frankfurt am Main 1978
  • Theorie der Bedürfnisse bei Marx. Mit einem Vorwort von Pier Aldo Rovatti, Berlin 1976
  • Biopolitik. Aus d. Engl. von Felix Ensslin. Campus, Frankfurt am Main 1995
  • Der Mensch der Renaissance. Aus dem Ungarischen von Hans-Henning Paetzke. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1988
  • Ist die Moderne lebensfähig? Campus, Frankfurt am Main, 1995
  • Der Affe auf dem Fahrrad: Eine Lebensgeschichte. Bearbeitet von János Köbányai. Aus dem Ungarischen von Christian Polzin & Irene Rübbert. Philo, Berlin/Wien 1999
  • Die Auferstehung des jüdischen Jesus. Aus dem Ungarischen von Christina Kunze. Philo, Berlin/Wien 2002
  • Die Linke im Osten – die Linke im Westen. Ein Beitrag zur Morphologie einer problematischen Beziehung. Index e.V., Köln 1986
  • Die Seele und das Leben. Studien zum frühen Lukács. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1977
  • Theorie der Gefühle. VSA, Hamburg 1980
  • Nach zwanzig Jahren. In Bernd Florath (Hrsg.): Das Revolutionsjahr 1989 - Die demokratische Revolution in Osteuropa als transnationale Zäsur. Wissenschaftliche Reihe des Bundesbeauftragten, Band 34, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen ISBN 978-3-525-35045-4 S. 19–29
  • Nietzsche on Dreams. In: Die Neugier des Glücklichen. Hrsg. v. B.-Christoph Streckhardt. Verlag der Bauhaus-Universität Weimar 2012, ISBN 978-3-86068-474-0.
  • Die Welt der Vorurteile. Geschichte und Grundlagen für Menschliches und Unmenschliches. Edition Konturen, Wien-Hamburg 2014, ISBN 978-3-902968-03-6.
  • Von der Utopie zur Dystopie: Was können wir uns wünschen? Mediendesign, 2016, ISBN 978-3902968203

Literatur

  • Theres Jöhl: Ágnes Heller: Paradoxe Freiheit. Eine geschichtsphilosophische Betrachtung. Athena, Oberhausen 2001
  • János Boros, Mihály Vajda (Hrsg.): Ethics and Heritage. Essays on the philosophy of Agnes Heller. Brambauer, Pécs 2007

Siehe auch

Commons: Ágnes Heller – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.klassik-stiftung.de/index.php?id=601
  2. ZEIT Geschichte 3/13: Europas Weg in den Faschismus. In: Die Zeit. 4. November 2013, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 25. April 2016]).
  3. Heller Ágnes és a Jobbik közeledése | Magyar Idők. In: Magyar Idők. (magyaridok.hu [abgerufen am 12. Februar 2018]).
  4. „Fogják be az orrukat!” – Heller Ágnes a Jobbikról és a 2018-as választások tétjéről. Abgerufen am 12. Februar 2018 (ungarisch).