„Vormärz“ – Versionsunterschied

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Version vom 10. November 2010, 12:00 Uhr

Vormärz ist eine Bezeichnung des historischen Zeitabschnitts zwischen dem Ende des Wiener Kongresses 1815 bzw. der Julirevolution in Frankreich 1830 und der Märzrevolution von 1848/49 mit Gewichtung auf oppositionelle und revolutionäre Strömungen der Zeit in Deutschland. Für den selben Zeitabschnitt wird als Epochenbezeichnung in der Kunst- und Kulturgeschichte eher Biedermeier verwendet, in der politischen Geschichte und Literaturgeschichte ist auch der Begriff der Restauration gebräuchlich (s. Literatur der Restaurationsepoche).

Historische Situation

Metternich etwa zur Zeit des Wiener Kongresses

Noch unmittelbar vor dem letzten Sieg über Napoleon in der Schlacht bei Waterloo (18. Juni 1815) vereinbarten die meisten Monarchien und Fürstentümer Europas unter prägendem Einfluss des österreichischen Diplomaten und Staatskanzlers Fürst von Metternich auf dem Wiener Kongress die gemeinsame Politik der Restauration. Deren Ziel war es, nach dem Sieg über Napoleon die alte Ordnung wiederherzustellen. Durch die Erfahrungen der Franzosenzeit in den deutschen Gebieten hatten sich aber ein neuer Einheitsgedanke und Freiheitswünsche entwickelt, aber auch die Vorstellung einer Erbfeindschaft mit Frankreich lebte wieder auf. In Opposition zu den absolutistischen und monarchistischen Bestrebungen stand daher die liberal-nationale Bewegung, die unter dem Eindruck der Französischen Revolution die Errichtung eines deutschen Nationalstaates mit liberaler Verfassung forderte. In Reaktion auf dieses Gedankengut begründeten die Monarchen mit den Karlsbader Beschlüssen 1819 ein System von Verfolgung und Zensur. Diese Zeit fällt kulturell mit der Romantik und daran anknüpfend mit dem Biedermeier zusammen. Nicht wenige resignierten in der Auseinandersetzung mit der Obrigkeit und führten – zum Teil ungewollt – ein apolitisches, zurückgezogenes Leben.

Wichtige Stationen auf dem Weg zur Märzrevolution waren:

Literarischer Vormärz in Deutschland

Heinrich Heine, 1831

Der Begriff des Vormärz ist eine unscharfe Sammelbezeichnung für die oppositionelle bis revolutionäre politische Literatur der Jahrzehnte vor der deutschen Märzrevolution von 1848. Der Beginn dieser Literaturepoche ist umstritten; einige setzen ihn bei 1815 (Wiener Kongress) an, andere bei 1819 (Karlsbader Beschlüsse), 1830 (Juli-Revolution) oder 1840 (Rheinkrise). Der Vormärz, der politische Veränderungen in Deutschland anstrebte und eine Verbesserung der Lebensumstände erhoffte, stand im Gegensatz zur Literatur des konservativen, restaurativen und politisch resignierten Biedermeiers. Wichtige Genres des Vormärz sind der Brief, der Reisebericht und das politische Gedicht. Das Junge Deutschland, dessen Veröffentlichungen 1835 durch den Frankfurter Bundestag verboten wurden, ist die vielleicht wichtigste Autorengruppe dieser Zeit. Die Vertreter dieser Strömung wollten das politische Bewusstsein des Bürgertums erreichen und forderten eine engagierte Literatur, die sich an der gesellschaftlichen Wirklichkeit orientierte. Ihre Abkehr von den Idealen der literarischen Klassik fand Ausdruck in Heinrich Heines Wortschöpfung vom Ende der Kunstperiode. Die Hauptvertreter des Jungen Deutschland waren Karl Gutzkow, Heinrich Laube, Theodor Mundt und Ludolf Wienbarg.

Während sich die Jungdeutschen, deren literarisch-politische Wirksamkeit in der Mitte der 30er-Jahre ihren Höhepunkt erreichte, vor allem verschiedener Formen der Prosa bedienten und eigene Zeitschriften gründeten, versuchten die eher in den 40er Jahren agierenden Vormärzdichter primär durch engagierte Lyrik für den Fortschritt zu wirken. Zu den wichtigsten Autoren dieser Richtung zählen August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, Ferdinand Freiligrath (Ca ira, Neue politische und soziale Gedichte) und Georg Herwegh (Gedichte eines Lebendigen). In diesem Zusammenhang sind auch zu erwähnen Robert Eduard Prutz und Georg Weerth (Humoristische Skizzen aus dem deutschen Handelsleben, Leben und Taten des berühmten Ritters Schnapphanski), der von der marxistisch orientierten Literaturwissenschaft gern als erster „Dichter des deutschen Proletariats“ apostrophiert wurde.

Ludwig Börne, um 1835

Neben diesen Gruppen sind verschiedene einzelne Autoren und Autorinnen zu nennen, die zu unterschiedlichen Zeiten auf ihre Weise Anteil an den fortschrittlichen und vorrevolutionären Tendenzen der Vormärzliteratur hatten. Ludwig Börne mit seinem kritischen Journalismus (Briefe aus Paris) hatte für die Jungdeutschen eine Vorbild- und Vorreiterfunktion.

Zur Literatur des Vormärz zählt man auch das Werk Georg Büchners (Woyzeck, Lenz, Der Hessische Landbote, Leonce und Lena, Dantons Tod). Er stand zwar zeitweise in Kontakt mit Gutzkow, hielt aber die Strategie des Jungen Deutschland insgesamt für zu stark am Bürgertum orientiert. Büchner und Christian Dietrich Grabbe haben jeweils auf ihre besondere Weise der Gattung Drama neue Impulse gegeben.

Heinrich Heine distanzierte sich mit seinem hohen ästhetischen Anspruch von den Jungdeutschen, teilte aber weitgehend ihre Gesellschaftskritik. Es war daher kein Zufall, dass der Verbotsbeschluss des Bundestages gegen die Werke des Jungen Deutschland ihn mit einschloss. Die Vormärzdichter, die er bei ihrem ersten Auftreten als „Tendenzpoeten“ kritisierte und karikierte, inspirierten ihn in der Folgezeit zu politischen Zeitgedichten wie Die schlesischen Weber und dem Versepos Deutschland. Ein Wintermärchen, die zu seinen radikalsten Äußerungen gehören.

Weitere Autoren, die in den Kontext des literarischen Vormärz gehören, sind u.a. Ernst Dronke oder Adolf Glaßbrenner, nicht zu vergessen die in dieser Zeit stärker an die Öffentlichkeit drängenden Autorinnen, die wie Louise Aston (Meine Emanzipation) oder Fanny Lewald (Einige Gedanken über Mädchenerziehung) frauenspezifische oder wie Bettina von Arnim (Dies Buch gehört dem König) soziale Fragen zum Thema machten.

Wichtige Autoren/Autorinnen und ihre Werke

Annette von Droste-Hülshoff, 1838
Georg Büchner um 1830
Autor(in)Werke
Bettina von Arnim (1785–1859)Dies Buch gehört dem König (Reportagen)
Ludwig Börne (1786–1837)Briefe aus Paris (Briefsammlung)
Heinrich Heine (1797–1856)Deutschland ein Wintermärchen (Verserzählung); Reisebilder; journalistische Texte; Gedichte
Friedrich Wilhelm Schulz (1797–1860)Der Tod des Pfarrers Friedrich Ludwig Weidig
Ferdinand Freiligrath (1810–1876)Ça ira, Neue politische und soziale Gedichte (Gedichtsammlungen)
Georg Büchner (1813–1837)Dantons Tod; Woyzeck (Dramen), Leonce und Lena (Komödie), Lenz (Erzählung); Der Hessische Landbote (Flugschrift)
Louise Aston (1814–1871)Meine Emanzipation (Verteidigungsschrift nach ihrer Ausweisung aus Berlin)
Georg Herwegh (1817–1875)Gedichte eines Lebendigen

deine mutter

Georg Weerth (1822–1856)Humoristische Skizzen aus dem deutschen Handelsleben; Leben und Taten des berühmten Ritters Schnapphahnski (satirische Feuilletons); Gedichte
Annette von Droste-Hülshoff (1797–1848)schlug zeitlebens schon einen leicht realistisch, naturalistischen Weg ein. Die Judenbuche (Erzählung)

Siehe auch

Literatur

  • Peter Stein: Epochenproblem „Vormärz“ (1815–1848). Metzler, Stuttgart 1974, ISBN 3-476-10132-0 (Sammlung Metzler, 132).
  • Helmut Bock u. a.: Streitpunkt Vormärz. Beiträge zur Kritik bürgerlicher und revisionistischer Erbeauffassungen. Akademie-Verlag, Berlin 1977 (Literatur und Gesellschaft. Hrsg. von der Akademie der Wissenschaften der DDR).
  • Wolfgang Hardtwig: Vormärz. Der monarchische Staat und das Bürgertum. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1985, ISBN 3-423-04502-7.
  • Sibylle Obenaus: Literarische und politische Zeitschriften 1830–1848. Metzler, Stuttgart 1986, ISBN 3-476-10225-4 (Sammlung Metzler, 225).
  • Dieter Langewiesche: Europa zwischen Restauration und Revolution 1815–1849. 4. Auflage. Oldenbourg, München 2004, ISBN 3-486-49764-2 (Oldenbourg Grundriss der Geschichte, 13).
  • Norbert Otto Eke: Einführung in die Literatur des Vormärz. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2005, ISBN 3-534-15892-X (Einführungen Germanistik).
Wiktionary: Vormärz – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen