Heeresflugplatz Celle

Heeresflugplatz Celle
Kenndaten
ICAO-Code ETHC
IATA-Code ZCN
Koordinaten

Koordinaten fehlen! Hilf mit.

Höhe über MSL 39,4 m  (129 ft)
Verkehrsanbindung
Entfernung vom Stadtzentrum 4,5 km südwestlich von CELLE
Straße Stichverbindung zur L 310
Bahn über Bahnhof Celle
Nahverkehr Bushaltestelle „Kaserne Wietzenbruch“ (Linie 4)
Basisdaten
Eröffnung 1934
Betreiber GAM („German Army“ → Deutsches Heer)
Terminals 5 Hangars
Beschäftigte ca. 1500
Start- und Landebahnen
08/26 1831 m × 45 m Asphalt
08/26 diverse Graslandeflächen

Der Heeresflugplatz Celle (HFlPl Celle – IATA: ZCN, ICAO: ETHC) ist ein Militärflugplatz des deutschen Heeres. Er liegt südwestlich von Celle am Rande des Stadtteils Wietzenbruch. Der Flugplatz ist im Jahr 1934 eröffnet worden und befindet sich seither durchgängig in militärischer Nutzung. Heute wird er von den Heeresfliegern betrieben und beheimatet ein Hubschrauber-Ausbildungszentrum, eine selbstständige Hubschrauberstaffel und eine Instandsetzungsstaffel für den Hubschraubertyp Bölkow Bo-105.
Der Heeresflugplatz Celle ist überwiegend Schulungsflugplatz für angehende Hubschrauberpiloten der Typen Bölkow Bo-105 und Bell UH-1D. Die meisten Flugbewegungen finden nach Sichtflugregeln statt.

Mit Beginn der Bauplanung 1933 bis zur Einnahme durch die britischen Streitkräfte am 11. April 1945 wurde der Platz als Fliegerhorst Celle-Wietzenbruch bezeichnet. Unter alliierter Besetzung bis zur Übergabe an die deutschen Heeresflieger am 29. November 1957 war sein Name RAF Celle. Seitdem heißt er offiziell Heeresflugplatz Celle. Am 28. Juli 1967 erhielt der Flugplatz zusätzlich den Namen Immelmann-Kaserne, benannt nach dem im Ersten Weltkrieg gefallenen Flieger-Ass Max Immelmann.[1][2][3]

Lage und Anfahrt

Heeresflugplatz Celle (Deutschland)
Heeresflugplatz Celle (Deutschland)
keine Koordinaten

Der Heeresflugplatz Celle liegt 4,5 Kilometer südwestlich der Stadtmitte Celles und etwa 30 Kilometer nordöstlich der Stadtmitte Hannovers. Im Westen schließt sich das Wietzenbruch an, ein moorähnliches Gebiet, das nach dem Fluss Wietze und dem umgebenden Bruchwald benannt ist. Das Gelände gab auch dem nördlich des Flugplatzes liegenden Stadtteil Wietzenbruch seinen Namen. Im Osten und Süden führt die Bahnstrecke Hannover–Hamburg vorbei. Der Bezugspunkt liegt 39,4 Meter über Normalnull.

Der Fliegerhorst wird über eine Stichverbindung der Landesstraße 310 angefahren, die als Zubringer zu den Bundesautobahnen 7 und 352 dient. Neben den Autobahnen wird Celle und damit auch der Flugplatz überregional durch die Bundesstraßen 3, 191 und 214 erschlossen. Seit 2006 verfügt die Immelmann-Kaserne über eine nach ihr benannte Haltestelle der städtischen Buslinie 4.

Organisatorisch besteht eine interne Trennung zwischen Flugbetriebs- und Kasernenbereich. Die gesamter Anlage ist Militärischer Sicherheitsbereich und vollständig durch einen Kasernenzaun umschlossen und somit für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.
Zutrittsberechtigung zum Kasernenbereich haben grundsätzlich alle Angehörigen der Bundeswehr und verbündeter Streitkräfte. In diesem Teil sind die Verwaltungs-, Betreuungs-, Sport- und Sanitätseinrichtungen sowie die Unterkünfte gelegen.
Der Flugbetriebsbereich ist nochmals speziell eingezäunt und umfasst das Flugfeld, die Flugzeughallen und Abstellflächen für Luftfahrzeuge sowie die Einrichtungen zum Betreiben des Flugplatzes, beispielsweise Radaranlagen, Tower und Tanklager. Der Zugang zum Flugbetriebsbereich wird – ähnlich einem zivilen Verkehrsflughafen – grundsätzlich nur Personen gestattet, die in diesem Bereich ihre Arbeitsstätte haben oder als Angehörige einer Luftfahrzeugbesatzung beziehungsweise Passagier zwingend das Flugfeld betreten müssen.

Geschichte

Für Details über die ehemals stationierten Einheiten und Luftfahrzeuge siehe Hauptartikel Ehemalige Einheiten und Luftfahrzeuge des Heeresflugplatzes Celle

Vorgeschichte der Luftfahrt um Celle

1910 unternahm auf der Scheuener Heide, im Randgebiet eines Stadtteils Celles auf der nördlichen Allerseite, ein Privatmann namens Schlüter erste Flugversuche. Zu diesen waren die Celler Bürger mittels Zeitungsannoncen als Zuschauer eingeladen.[3] Bedeutung erlangte die Fliegerei um Celle jedoch erst im Jahr 1917, als sich die Kaiserliche Marine auf der Suche nach einem Zwischenlandeplatz auf der Verbindung WilhelmshavenKiel ebenfalls für das Gelände bei Scheuen entschied. Der Flugplatz konnte am 3. Oktober 1918 fertiggestellt werden und fortan fand bis zum Kriegsende reger Flugbetrieb statt. Durch die Piloten verbreitete sich die Nachricht vom Kieler Matrosenaufstand sehr schnell auch in Celle und am 7. November 1918 kam es – von Scheuen ausgehend – auch in Celle zum Aufstand.[3]
Nach dem Kriegsende wurde der Flugplatz im Juni 1919 aufgegeben und weitere, nachweisbare Flüge fanden erst wieder ab Mitte der 1920er-Jahre statt. Jedoch erlangte das Gelände keine große Bedeutung mehr. Ab Mitte der 1930er erfuhr es als Außenlandeplatz des Fliegerhorstes Celle-Wietzenbruch erneut eine fliegerische Nutzung.[1]
Das ehemalige Flugfeld umfasst heute teilweise den zivilen Sportflugplatz Celle-Arloh.

Wehrmacht 1933 bis 1945

Erste Gebäudekomplexe 1934
Paradeaufstellung der Fliegerschule 1935 mit Junkers Ju 52, Focker-Wulf Fw 44 und Heinkel He 72
Das Flugfeld 1935
Das Flugfeld wird 1937 zwei Spaten tief mit Bitumen vermischt

Da dem Deutschen Reich nach dem Ersten Weltkrieg durch den Versailler Vertrag eine eigene Luftwaffe verboten war, bedienten sich die regierenden Nationalsozialisten der Tarnung des Deutschen Luftsportverbandes (D.L.V.), um die Aufrüstung einer Luftstreitmacht voran zu treiben. So wurde – wie an vielen Orten Deutschlands – auch im Bereich um Celle nach einer geeigneten Stelle für einen Fliegerhorst gesucht. Man entschied sich für das Gelände bei Wietzenbruch. Dort sollte nach offizieller Angabe der Sitz der „Deutschen Verkehrs-Fliegerschule GmbH“ entstehen. Die architektonische Leitung lag bei Ernst Sagebiel, der zur damaligen Zeit deutschlandweit tonangebend für den Bau von Fliegerhorsten war.[1][3]

Mit der Vertiefung des Fuhsekanals im Osten und der Schaffung des Adamsgrabens im Westen begannen die umfassenden Arbeiten zur Einebnung und Trockenlegung des morastigen Geländes. Zeitgleich entstanden die ersten Gebäude, so dass schon 1934 die geplante Fliegerschule einziehen konnte.
Der nachgiebige, moorige Untergrund musste wenig später zwei Spaten tief mit Bitumen vermengt werden, um ein Einsinken der Luftfahrzeuge zu verhindern. Bedingt durch das Bitumen-Gras-Gemisch konnte das Oberflächenwasser nur schlecht abfließen, so dass insbesondere im Frühjahr regelmäßig große Wasserflächen auf dem Flugfeld entstanden.
Am 9. März 1935 wurde mit einer Rede Hermann Görings die Tarnung durch den D.L.V. deutschlandweit aufgegeben und die Luftwaffe trat auf dem Fliegerhorst offiziell als Hausherr auf; die Beschäftigten gaben sich fortan offen als Soldaten zu erkennen und trugen die Uniformen der Wehrmacht.[1][2][4]

Im weiteren Verlauf stationierte die Luftwaffe immer größere Flugzeuge auf dem Fliegerhorst und der Ausbildungsbetrieb umfasste nahezu alle gängigen deutschen, militärischen Luftfahrzeugtypen der damaligen Zeit. Der Schulbetrieb erforderte aufgrund seines Umfanges Außenlandeplätze bei den nahe gelegenen Orten Hustedt und Scheuen. 1937 musste aus Kapazitätsgründen die Blindflugausbildung (Vorläufer des Instrumentenfluges) auf den etwa 35 Kilometer weiter östlich gelegenen Fliegerhorst Wesendorf ausgelagert werden.[1][3]

Nach dem Kriegsbeginn erfolgte die Verlegung der Flugschule nach Leipzig-Mockau und den Fliegerhorst Celle–Wietzenbruch nutzten kurzzeitig immer wechselnde Verbände.[1]

Im Jahr 1944 erfolgte zwar in einer Flugzeughalle zeitweise die Endfertigung der Junkers Ju-88, doch blieb Celle–Wietzenbruch für die Kriegshandlungen insgesamt von nur untergeordneter Bedeutung. Daher und aufgrund des geschickten Tarnanstrichs der Flugzeughallen war der Platz nur selten Ziel alliierter Luftangriffe. Zeitzeugen berichteten, dass im Jahr 1944 ein US-amerikanischer Jagdpilot so lange die Halle V angriff, bis sich die platzeigene Flugabwehr auf den Flieger eingestellt hatte und den Piloten „zum Aussteigen zwang“.[1][3]

Das Gelände wurde am 11. April 1945 von einem zurückbeorderten Oberfeldwebel kampflos und nahezu unbeschädigt an die britischen Streitkräfte übergeben. Zuvor hatten die Angehörigen der letzten auf dem Fliegerhorst stationierten Einheit der Wehrmacht, der Flugzeugführerschule A/B 6, die verbliebenen Luftfahrzeuge gesprengt und anschließend die Kaserne verlassen. Somit blieb ein letzter alliierter Tieffliegerangriff gegen den Fliegerhorst am 9. April 1945 wirkungslos.[1][2][3]

Alliierte Streitkräfte 1945 bis 1957

Douglas C-54 Skymaster sind 1949 auf der Abstellfläche aufgereiht und werden für den Flug nach Berlin vorbereitet
Datei:Luftbrückendenkmal Celle.jpg
Das Luftbrückendenkmal beim Heeresflugplatz Celle
Eine De Havilland Venom liegt 1954 havariert im Fuhsekanal, kurz vor der Piste 26

Auch nach der britischen Besetzung blieb der Platz von nachrangiger Bedeutung mit zunächst nur wenigen Flugbewegungen. 1947 fand überhaupt kein Flugbetrieb mehr statt und die Luftfahrzeughallen dienten als Abstellflächen für Möbel und Panzer.

Mit dem Beginn der Luftbrücke nach Berlin im Juni 1948 änderte sich dies schlagartig. Die Alliierten benötigten dringend weitere Flugplätze und Celle bot eine strategisch günstige Lage: kürzeste Distanz nach Berlin und direkt am mittleren Luftkorridor gelegen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Standorten der Luftbrücke wurde RAF Celle jedoch nicht vollständig in amerikanische Verwaltung übergeben, sondern weiter von der britischen Luftwaffe betrieben.

Neben Faßberg und Wunstorf war der Fliegerhorst Celle der dritte Einsatzflughafen der Region. Für die Durchführung der Versorgungsflüge, bei denen überwiegend Kohle nach Berlin geflogen wurde, musste der Flugplatz stark ausgebaut werden. Er erhielt unter anderem einen Gleisanschluss mit ungewöhnlich langer Verladerampe (etwa 300 Meter) und direkter Anbindung zum Flugfeld, sowie nun erstmalig eine befestigte, asphaltierte Start- und Landebahn.[1][3][5][6]

Von dieser Zeit zeugt heute noch das Luftbrückendenkmal, das – in etwas kleinerer Form als in Berlin und Frankfurt am Main – an der Zufahrtstraße zum Fliegerhorst steht und auch das Stadtteilwappen Wietzenbruchs ziert.[CZ 1]

Nach dem Ende der Luftbrücke wurde das Gelände wieder ausschließlich von den britischen Luftstreitkräften genutzt, die nun erstmals Strahlflugzeuge auf dem Platz stationierten.[1][3][5]

Die infrastrukturelle Fähigkeit zum schnellen Aufbau einer erneuten Luftbrücke nach Berlin wurde bis zur deutschen Wiedervereinigung aufrecht erhalten und konsequent weiter ausgebaut. Unter anderem wurde die Start- und Landebahn in den 1960er-Jahre erst verlängert und dann komplett erneuert. Für die Piste 26 wurde ein Instrumentenlandesystem installiert und es erfolgte der Bau einer umfassenden Beleuchtung für die Verladerampe noch Ende der 1980er-Jahre, kurz vor dem Fall der Berliner Mauer.
Da eine neuerliche Luftbrücke nach Berlin eine innere Angelegenheit des Staates gewesen wäre, die Bundeswehr aber nur im erklärten Verteidigungsfall im Inland tätig werden darf, trug das Bundesministerium des Innern die Kosten für den Unterhalt und die Erweiterung der Anlagen.[1]

Bundeswehr 1957 bis heute

Titelbild der Celleschen Zeitung vom 30. November 1957
Nord Noratlas und Dornier Do-27 des LTG 62 auf dem Hallenvorfeld Halle II
Eine Lockheed C-5 Galaxy. Die Maschine brachte Mensch und Material der Drohnen-Lehr-und-Versuchsgruppe in die USA.
Datei:Logo Flugplag '87 auf dem Heeresflugplatz Celle.jpg
Das Logo des Internationalen Flugtages ’87 auf dem Heeresflugplatz Celle
Datei:Per Eisenbahn zum Flugtag '87 auf den Heeresflugplatz Celle.jpg
Nur zum Internationalen Flugtag ’87 konnten Besucher den Heeresflugplatz Celle auch mit der Eisenbahn erreichen

Ein Jahr nach der Aufstellung der Bundeswehr übergaben die Briten am 29. November 1957 den Flugplatz an die deutschen Heeresflieger. Damit wurde Celle nach Niedermendig und neben Fritzlar einer der ersten Standorte der damals jüngsten Truppengattung des deutschen Heeres, die im Laufe der Jahre verschiedene fliegende Einheiten und Verbände in Celle stationierte.

Bei der Sturmflut im Februar 1962 konnte sich die junge Heeresfliegertruppe erstmalig bewähren. Von Celle aus erfolgten Evakuierungs- und Versorgungsflüge, überwiegend in das Hamburger Umland. Hierbei kamen vorrangig die Sikorsky S-58 (H-34) der damals auf dem Flugplatz stationierten Heeresfliegertransportstaffel 823 zum Einsatz.[1]

Als Besonderheit waren von 1959 bis 1967 mit zwei Lufttransportgeschwadern auch Luftwaffeneinheiten in Celle stationiert.[7] Somit ergab sich, bis in die 1990er-Jahre einmalig in der Bundeswehr, ein dauerhaft gemischt genutzter Platz von Heer und Luftwaffe. Das Lufttransportgeschwader 62 verlegte jedoch bereits 1960 nach Köln. Das Lufttransportgeschwader 63 wurde im Jahr 1967 nach Hohn bei Rendsburg verlegt, wo es auch heute noch stationiert ist.[1][3]

Nach dem Weggang dieser Geschwader wurden keine fliegenden Verbände der Luftwaffe mehr in Celle stationiert. Dennoch stellte weiterhin eine gemischte Einheit aus Heer und Luftwaffe die Flugsicherungsdienste. In Celle bestand neben der stationären auch eine mobile Flugsicherungseinheit, die unter anderem mit einem mobilen Tower ausgerüstet war und damit beispielsweise sogenannte Autobahn-Notlandeplätze betreiben konnte.[1]

Beim Brand in der Lüneburger Heide im August 1975 setzte das seinerzeit in Celle beheimatete Heeresfliegerregiment 10 den Hubschraubertyp Bell UH-1D mit „Smokeys“, unter die Hubschrauber gehängte Löschwasserbehälter, massiv zur Brandbekämpfung ein. Auch das bodengebundene Personal unterstützte die Brandabwehr mit den zur Verfügung stehenden Mitteln, dabei fanden zwei Feuerwehrleute der Flugplatzfeuerwehr Celle den Tod, als sie mit ihrem Fahrzeug von den Flammen eingeschlossen wurden.[1]

Am 14. Juni 1987 wurde anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der Heeresflieger in Celle der Internationale Flugtag ’87 unter Schirmherrschaft des damaligen niedersächsischen Innenministers, Wilfried Hasselmann, durchgeführt. Schätzungsweise über 150.000 Besucher sahen dabei Vorführungen nahezu aller gängigen Luftfahrzeuge der NATO, die meisten davon mit einer jeweils eigenen Flugshow. Weiterhin steuerten an diesem Tag zahlreiche Oldtimer den Platz an und boten teilweise die Möglichkeit zum Mitflug. Insgesamt nahmen an dem Ereignis zwölf Nationen mit etwa 100 Luftfahrzeugen teil, dabei unter anderem die bekannte Junkers Ju-52 der Deutschen Lufthansa Berlin-Stiftung (D-AQUI), sowie eine historische Messerschmitt Bf-109 („Me-109“).[1][CZ 2]
An diesem Tag gab es auch erst- und einmalig einen zivilen Personen-Bahnverkehr zwischen dem Bahnhof Celle und dem Fliegerhorst, um die Besuchermassen zum Flugplatz und zurück bringen zu können.[CZ 3]

Nach dem Ende des Kalten Krieges wurde im Jahr 1992 die Fähigkeit zum Instrumentenflug in Celle ebenso wie die Notlandeplätze auf Bundesautobahnen aufgegeben und somit auch die Flugsicherung entsprechend reduziert. Das Instrumentenlandesystem, die Anflugkontrollstelle (Radar) sowie die bis dahin vorhandenen Ausstattungsmerkmale zum schnellen Aufbau einer erneuten Luftbrücke nach Berlin wurden außer Betrieb genommen. Viele Einheiten wurden in den folgenden Jahren aufgelöst, auch die Luftwaffe zog sich ganz vom Fliegerhorst zurück.
Einziger am Standort Celle verbliebener fliegender Verband war das Heeresfliegerregiment 16, ausgerüstet mit Panzerabwehrhubschraubern vom Typ Bölkow Bo-105 (PAH 1A1).[1][3]

Datei:Allouette II vor Halle I der Heeresflugplatz Celle.jpg
Eine Allouette II schwebt vor der Halle I. Dieser Hubschraubertyp prägte zusammen mit der Bölkow Bo-105 PAH jahrzehntelang das Bild des Heeresflugplatzes Celle

Im Frühsommer 1998 sorgten zwei Unglücke für außergewöhnlichen Betrieb auf dem Fliegerhorst. Beim ICE-Unglück von Eschede vom 3. Juni 1998 war der Heeresflugplatz Celle die zuständige Stelle für die Koordination des massiven Rettungs- und Bergungseinsatzes der Bundeswehr zu Lande und in der Luft. Zwei der verunglückten Waggons sowie die zugehörigen Teile der Bahntrasse und alle relevanten Drehgestelle wurden bis zum Abschluss der Untersuchungen über den Unfallhergang auf dem Fliegerhorst in der damals leeren Flugzeughalle V gelagert.[SP 1] Nur einen Monat später ereignete sich das Grubenunglück von Lassing (Österreich). Vom Heeresflugplatz Celle aus wurde im Juli 1998 ein vom in Celle ansässigen Unternehmen Baker Hughes hergestellter spezieller Bohrkopf mit einer Transall der Bundeswehr zum Einsatzort gebracht. Durch diesen Bohrkopf konnte der einzige Überlebende des Unglücks gerettet werden.

2002/2003 wurde auch das Heeresfliegerregiment 16 aufgelöst und Teile der Heeresfliegerwaffenschule zogen auf dem Flugplatz ein. Zur gleichen Zeit wurde die Heeresfliegerverbindungs- und Aufklärungsstaffel 100 sowie die Heeresfliegerinstandsetzungsstaffel 100 aufgestellt.[1]

Mit der Aufnahme des Schulungsflugbetriebes wurde der Fliegerhorst Celle seit 2003 wieder instrumentenanflugfähig und das 1981 von Celle weg verlegte Hubschraubermuster Bell UH-1D hielt – zusätzlich zur weiterhin eingesetzten Bölkow Bo-105 – erneut Einzug auf dem Flugplatz.[8]

Die Bölkow Bo-105 PAH 1A1 war jahrzehntelang von Celle aus im Einsatz

Wesentliche Neubauten erfolgten seit Übernahme des Fliegerhorstes durch deutsche Heeresflieger kaum noch. Der mehrfach aus- und umgebaute Kontrollturm (Tower) mit Radar-Anflugkontrolle stellt eine der wenigen Ausnahmen dar.
Einige der Gebäude des Flugplatzes mussten im Laufe der Jahre wegen Baufälligkeit oder aus Gründen des Umweltschutzes abgerissen werden, unter anderen die sogenannte „Berlin-Küche“, das Fliegerhorst-Kino, das Schwimmbad sowie eine Tankanlage. Andere wurden und werden nach und nach – teils mehrfach – saniert und umgebaut. Manche sind in ihrer Funktion vollständig oder teilweise geändert. So wird die ehemalige Reithalle heute als Sporthalle genutzt.

Insbesondere in den 1960er und 1970er Jahren nutzten vornehmlich Angehörige der europäischen Adelshäuser die Möglichkeit, auf den für Journalisten und Fotografen unzugänglichen Militärflugplätzen zu landen. Bekannteste Gäste auf dem Fliegerhorst Celle waren Elizabeth Bowes-Lyon („Queen Mum“) am 21. Juli 1965[CE 1] und die niederländische Prinzessin Beatrix am 2. Juli 1965[SP 2].
Bis in die heutige Zeit hinein wird der Heeresflugplatz Celle gelegentlich genutzt, um Truppenbesuche britischer Adeliger bei den in der Region stationierten britischen Streitkräften abzuhalten, sowie die traditionellen Verbindungen zwischen dem Hause Windsor und der Herzogstadt Celle (siehe Artikel Sophie Dorothea von Braunschweig-Lüneburg) zu pflegen. Für die Abwicklung dieser Besuche wurden zeitweise mehrere Gangways sowie weiteres, für einen militärischen Flugplatz dieser Größenordnung ungewöhnliches Gerät vorgehalten, beispielsweise Anlasser für die verwendeten britischen Luftfahrzeuge.
Mit der vermehrten Auflösung bzw. Verlegung britischer Verbände aus Deutschland sinkt diese Bedeutung jedoch seit den 1990ern.

Ausstattung

Datei:Bölkow Bo-105 P1 M des HFlgAusbZentr C.jpg
Die Bölkow Bo-105 ist der hauptsächlich verwendete Einsatz- und Schulungshubschrauber des Heeresflugplatzes Celle.

Der Heeresflugplatz Celle ist ein kontrollierter Militärflugplatz, an dem Sicht- und Instrumentenflug zugelassen sind. Er wird umgeben von einer Kontrollzone der Luftraumklasse D, die jedoch nur bei Öffnung des Flugplatzes aktiv ist. Der Luftraum im Zuständigkeitsbereich der Anflugkontrollstelle ist als E klassifiziert.[8]

Entsprechend der überwiegenden Nutzung als Ausbildungsflugplatz der Bundeswehr für Hubschrauberpiloten stehen parallel zur befestigten Start- und Landebahn verschiedene Graslandeflächen zur Verfügung. In diese können Autorotationen und andere Hubschrauber-Notverfahren geübt werden.[9]
Um die Lärmbelastung für die über Jahrzehnte an den Flugplatz herangewachsene Stadt möglichst gering zu halten, wird zusätzlich ein Hubschrauberübungsgelände in Scheuen, nordöstlich der Stadt Celle, betrieben. Dort können, abseits von bebautem Gebiet, Landeübungen durchgeführt werden.[10]

Der Flugplatz verfügt über ein ungerichtetes Funkfeuer (Frequenz: 311 MHz, Kennung: CEL). Dieses wird für An- und Abflugverfahren des Heeresflugplatzes Celle, aber auch von der zivilen Deutschen Flugsicherung als Anflughilfe für die Flughäfen Hannover und Braunschweig-Wolfsburg verwendet.
Weiterhin ist der Platz mit einem Präzisionsanflugradar (PAR-80) und einem Flughafen-Rundsichtradar (ASR-910) ausgestattet.[8]

Auf dem Flugplatz ist eine Flugberatung, eine Außenstelle des Geoinformationsdienstes der Bundeswehr (Wetterberatungsstelle) und eine eigene Feuerwache stationiert.[8] Somit werden alle notwendigen Dienste für den nationalen und internationalen Flugverkehr verfügbar gehalten.
Der Heeresflugplatz Celle ist „Airport of Entry“, d.h. er darf direkt aus dem Ausland angeflogen werden.[11]

Zum Abstellen, Warten und Instandsetzen von Luftfahrzeugen stehen insgesamt fünf Flugzeughallen zur Verfügung, eine davon ist als Werft ausgelegt. Jede der Hallen kann dabei je nach Typ bis zu 24 Hubschrauber fassen. Die großzügigen Abstellflächen im Freien vor den Hallen bieten Platz für rund 40 Luftfahrzeuge unterschiedlicher Größen. Weitere Standflächen bieten die Nord-, die Südwest- und die Südostspinne. Diese Abstellflächen sind aufgelockert spinnenförmig angeordnet und teilweise durch Bepflanzung gedeckt, wie zur Zeit des Kalten Krieges üblich. Diese werden jedoch überwiegend nicht mehr fliegerisch genutzt, stehen aber begrenzt für Übungen platzfremder Einheiten zur Verfügung.[1]

Kerosin, mit dem fast alle Militär- und die meisten zivilen Luftfahrzeuge fliegen, wird bereit gehalten. Kraftstoffe wie AvGas, MoGas und Dieselkraftstoff, die überwiegend für Sportflugzeuge genutzt werden stehen nicht zur Verfügung.[8] Das Betanken erfolgt in der Regel über Tankfahrzeuge, seltener über die „Unterflur-Tankanlage“, die mit vier Zapfstellen ausgestattet ist.

Eine Lockheed C-5 Galaxy bei der Landung auf dem Heeresflugplatz Celle Ende der 1960er-Jahre

Der Flugplatz verfügt nicht über Hakenfanganlagen oder anderen Sicherungseinrichtungen für strahlgetriebene Luftfahrzeuge.[8]

Auf dem Flugplatz ist mit der Heeresfliegerinstandsetzungsstaffel 100 eine hohe Kompetenz zur Instandsetzung des von der Bundeswehr genutzten Hubschraubertyps Bölkow Bo-105 vorhanden, die für die gesamte Bundeswehr-Flotte dieses Hubschraubertyps zuständig ist. Weiterhin sind die in Celle stationierten Teile der Heeresfliegerwaffenschule ebenfalls in der Lage, Hubschrauber der Typen Bölkow Bo-105 und Bell UH-1D zu warten. Andere Luftfahrzeuge können in Celle zurzeit nicht typenspezifisch gewartet, sondern lediglich versorgt werden.

Die Dimensionen der Piste erlauben grundsätzlich Starts und Landungen nahezu aller gängigen Luftfahrzeuge. Als bisher größtes Flugzeug landete Ende der 1960er-Jahre eine Lockheed C-5 Galaxy in Celle, um einen Materialtransport durchzuführen.[1]

Auftrag und Nutzung

Der Fliegerhorst steht als militärischer Flugplatz während seiner Öffnungszeiten grundsätzlich für alle Luftfahrzeuge der Bundeswehr, der Polizei und Bundespolizei, sowie der NATO-Mitgliedsstaaten zur Verfügung. Aus Gründen des Lärmschutzes für die Zivilbevölkerung sowie um den eigenen Ausbildungsflugbetrieb nicht unnötig zu stören, wird dies durch eine sogenannte „PPR“–Regelung eingeschränkt; das bedeutet eine Genehmigung zum Anflug auf Celle ist vor Antritt des Fluges einzuholen.[8]

Starts und Landungen ziviler Maschinen (Teilnehmer der Allgemeinen Luftfahrt) bedürfen einer vorherigen schriftlichen Anfrage und Genehmigung oder müssen durch einen Mitbenutzungsvertrag abgedeckt sein. Luftnotlagen sind selbstverständlich ausgenommen.

Zusätzlich zu den Einheiten, die den Flugplatz fliegerisch nutzen oder den Flugbetrieb unterstützen sind auf dem Heeresflugplatz Celle auch Einheiten und Dienststellen untergebracht, die lediglich auf die militärische Infrastruktur zurück greifen. Diese Nutzer sind dabei von der Verwendung der Liegenschaft als Fliegerhorst unabhängig. Sie befinden sich aus organisatorischen, historischen oder Kapazitätsgründen mit in der Immelmann-Kaserne.

Einheiten mit fliegerischem Auftrag

Heeresfliegerausbildungszentrum C

HFlgAusbZentr C
HFlgAusbZentr C

Der Heeresflugplatz Celle wird im Hauptauftrag zurzeit überwiegend als Ausbildungsflugplatz für Hubschrauberpiloten genutzt und ist damit größtenteils zugehörig zur Heeresfliegerwaffenschule in Bückeburg, dem „Mutterhaus der Heeresflieger“ (Truppenjargon). Die Ausbildung wird vom Heeresfliegerausbildungszentrum C auf den Hubschraubermustern Bell UH-1D und Bölkow Bo-105 durchgeführt und umfasst folgende Bereiche[2]:

  • Ausbildung angehender Piloten in Notverfahren wie beispielsweise Ausfall eines oder mehrerer Triebwerke (Autorotation), des Heckrotors, der Hydraulik oder anderer Systeme
  • Erst- und Umschulung auf die Muster Bölkow Bo-105 und Bell UH-1D für Piloten, die bisher andere Hubschraubermuster flogen
  • Ausbildung künftiger Fluglehrer
  • Durchführung von Speziallehrgängen auf den jeweiligen Hubschraubermustern
  • Aus- und Fortbildung der eigenen Piloten
  • Unterstützung bei der zivilen Katastrophenhilfe

Heeresfliegerverbindungs- und Aufklärungsstaffel 100

HFlgVerbAufklStff 100
HFlgVerbAufklStff 100

Die Heeresfliegerverbindungs- und Aufklärungsstaffel 100 startet von Celle aus mit der Bölkow Bo-105 zu Verbindungsflügen überwiegend in Nord- und Ostdeutschland sowie deutschlandweit zu nationalen und regelmäßig auch internationalen Übungen, beispielsweise in Norwegen.
Der Auftrag umfasst dabei[2]:

  • Verbindungsflüge zwischen Einheiten und Verbänden der Luftbeweglichen Brigade 1 sowie anderer Großverbände der Bundeswehr
  • VIP-Flüge für Militärs und Politiker
  • Durchführung von eigenen militärischen Übungen sowie Teilnahme an Übungen der vorgesetzten Großverbände
  • Durchführung von Verwundetentransporten und Überwachungsflügen
  • Aus- und Fortbildung der eigenen Piloten
  • Unterstützung bei der zivilen Katastrophenhilfe

Heeresfliegerinstandsetzungsstaffel 100

HFlgInstStff 100
HFlgInstStff 100

Die Heeresfliegerinstandsetzungsstaffel 100 ist eine höchstspezialisierte Einheit der Bundeswehr für die Instandsetzung der Bölkow Bo-105. Sie ist in dieser Form einzigartig und daher zentral für die gesamte Bundeswehr zuständig. Instandsetzungs- und Wartungsarbeiten mit höherem Aufwand, für die aus Kosten- und Personalgründen nicht jede mit Bölkow Bo-105 ausgestattet Einheit selbst ausgerüstet und ausgebildet sein kann, werden von dieser Staffel durchgeführt. Die Hubschrauber werden dafür von der entsendenden Einheit nach Celle gebracht und nach Abschluss der Arbeiten wieder abgeholt.[2]

Einheiten mit flugunterstützendem Auftrag

Geoinformationsberatungsstelle Celle

AGeoBw
AGeoBw

Die Aufgaben der Geoinformationsberatungsstelle umfassen den Flugwetterdienst generell für den regionalen Bereich sowie bei Einsatzflügen für die gesamte Flugstrecke – bei Bedarf auch weltweit.
Rund um die Uhr werden Wetterbeobachtungen durchgeführt, selbst wenn der Flugplatz an sich geschlossen ist. Die Daten werden in ein weltumspannendes Fernmeldesystem für Wetterdaten eingesteuert und das sich ergebende Bild vor Ort ausgewertet.
Bei sich entwickelnden regionalen Unwettern gibt die Beratungsstelle Warnungen und Informationen, insbesondere an die Luftfahrzeugbesatzungen, heraus.[2][12]

Heeresflugplatzfeuerwehr Celle

HFlPlFw Celle
HFlPlFw Celle

Die Heeresflugplatzfeuerwehr stellt den Brandschutz und die Technische Hilfe auf dem Fliegerhorst sicher. Sie ist rund um die Uhr im Dienst, selbst wenn der Flugplatz an sich geschlossen ist. Bei einem Flugunfall oder einer Luftnotlage ist sie für die Erstmaßnahmen sowohl auf dem Flugplatzgelände als auch im Nahbereich zuständig.
Zusätzlich stellt die Einheit bei Bedarf den Brandschutz auf dem Hubschrauberübungsgelände Scheuen sicher.[2]

Sanitätsstaffel Celle-Wietzenbruch

SanStff Celle-Wietzenbruch
SanStff Celle-Wietzenbruch

Um die unentgeltliche truppenärztliche Versorgung der Soldaten sicherzustellen, ist auf dem Flugplatz eine eigene Sanitätsstaffel mit mehreren Allgemein- und Zahnärzten untergebracht. Unterstützt wird diese Komponente von speziell ausgebildeten Fliegerärzten, die von den fliegenden Einheiten gestellt werden.
Bei Zwischenfällen im Flugverkehr während der regulären Dienstzeiten stellen die Fliegerärzte gemeinsam mit der Feuerwehr die Erstversorgung Verletzter sicher.[2]

Standortservice

BwDLZ Hannover
BwDLZ Hannover

Aufgrund der im Grundgesetz vorgeschriebenen Trennung zwischen militärischem Auftrag und ziviler Wehrverwaltung unterhält der Hausherr, die Wehrbereichsverwaltung Nord, auf dem Gelände des Fliegerhorstes Außenstellen ziviler Dienstleistungszentren, den sogenannten Standortservice. Diese stellen den technischen Betrieb der Anlagen sowie die Pflege und Verwaltung des Geländes mitsamt aller Gebäude und Einrichtungen sicher und stellt diese den militärischen Nutzern zur Verfügung.
Zuständig für den Standort Celle ist das Bundeswehrdienstleistungszentrum Hannover.[2]

Militärseelsorge

Evangelische Militärseelsorge
Evangelische Militärseelsorge
Katholische Militärseelsorge
Katholische Militärseelsorge

Für die Durchführung der Militärseelsorge auf dem Fliegerhorst befindet sich eine vom evangelischen und katholischen Standortpfarrer ökumenisch genutzte Kapelle auf dem Gelände, in der monatlich Gottesdienste durchgeführt werden. Der Dienstsitz der Militärgeistlichen ist in Hannover. Sie sind Teil des „psychosozialen Netzwerks der Hilfe“ bei Flugunfällen und schweren Zwischenfällen im Flugbetrieb. Das Netzwerk bestehend aus den Fliegerärzten, den Standortpfarrern und anderen sozialen Einrichtungen der Bundeswehr und betreut Betroffene, deren Angehörige und die eingesetzten Rettungskräfte im Umgang mit dem Erlebten.
Einrichtungen anderer Religionsgemeinschaften sind nicht vorhanden.[2][13]

Einheiten ohne fliegerischen Bezug

Standortältester Celle

Der Standortälteste Celle repräsentiert den Heeresflugplatz Celle und weitere militärische Liegenschaften um Celle nach außen, vor allem gegenüber der Stadt sowie dem Landkreis Celle und der örtlichen Presse. Er ist Ansprechpartner für zivile Dienststellen und Behörden, insbesondere bei der Koordination der Amts- und Katastrophenhilfe durch die Bundeswehr. Der Standortälteste übt Dienstaufsicht über alle Einheiten des Standortes aus und regelt Angelegenheiten von gemeinsamem Belang, beispielsweise die Nutzungszeiten für den Standortübungsplatz Scheuen.

Heeresfliegerstaffel 109

HFlgStff 109
HFlgStff 109

Die Heeresfliegerstaffel 109 ist Teil des in Faßberg stationierten Transporthubschrauberregiments 10 und führt die Allgemeine Grundausbildung für Wehrpflichtige und freiwillige Soldaten (Soldaten auf Zeit) durch. Weiterhin führt sie spezielle Vorbereitungslehrgänge für Soldaten durch, die für einen Auslandseinsatz vorgesehen ist.
Soldaten ab der Dienstgradgruppe Unteroffizier, die als Wachhabende eingesetzt werden sollen, erhalten in der Heeresfliegerstaffel 109 die theoretische und praktische Ausbildung zum Wachvorgesetzten (siehe Artikel Wachdienst in der Bundeswehr).[2]

Kraftfahrausbildungszentrum Celle

KfAusbZentr Celle
KfAusbZentr Celle

Soldaten der Bundeswehr benötigen unabhängig von ihrer zivilen Qualifikation eine Fahrerlaubnis durch die Bundeswehr. Das Kraftfahrausbildungszentrum Celle führt die Ausbildung in den Fahrerlaubnisklassen B und BCE sowie die Fahrlehrer-Ausbildung durch, um den Bedarf an Kraftfahrern zu decken.
Zum 31. Dezember 2010 wird das Kraftfahrausbildungszentrum Celle aufgelöst. Die Aufgaben werden auf andere, verbliebene Ausbildungseinrichtungen verteilt.[2]

Feldwebel für Reservistenangelegenheiten

LKdo Nds
LKdo Nds

Diese Kleindienststelle ist Verbindungselement zu den in den Landkreisen Celle und Soltau-Fallingbostel wohnenden Reservisten der Bundeswehr. Zum Aufgabenbereich gehören Weiterbildungs- und Informationsveranstaltungen für ehemalige Soldaten sowie organisatorische Unterstützung bei Reserveübungen. Dabei arbeitet der Feldwebel für Reservistenangelegenheiten eng mit dem Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr (VdRBw) zusammen.
Der Feldwebel für Reservistenangelegenheiten untersteht dem Landeskommando Niedersachsen.[2]

Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr

VdRBw
VdRBw

Der Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr ist ein staatlich geförderter Verein, der im Auftrag und mit finanzieller Unterstützung des Deutschen Bundestages die Reservistenarbeit übernimmt.
Die Kreisgeschäftsstelle Celle ist dabei in Zusammenarbeit mit dem Feldwebel für Reservistenangelegenheiten zuständig für die Betreuung der Mitglieder im Landkreis Celle. Sie führt regelmäßige Veranstaltungen durch und informiert ihre Mitglieder durch eine halbjährlich erscheinende Rundschrift.[2]

Bedeutung und Entwicklung

Der NATO-Helikopter 90 (NH-90) soll künftig leistungsfähiger, moderner und leiser seine Dienste verrichten und damit die Bell UH-1D vollständig ablösen

Nahezu jeder jüngere Hubschrauberpilot der Bundeswehr hat zumindest Teile seiner Ausbildung in Celle absolviert. Auch in den nächsten Jahren wird jeder Anwärter in Celle Station machen.
Von Celle aus starten Ausbildungs- und Einsatzflüge nach ganz Deutschland. Bedingt durch die Instandsetzungskomponente wird der Fliegerhorst von Hubschrauberverbänden der gesamten Bundeswehr angeflogen.

Der dem Flugplatz zugeordnete Luftraum stellt in der Luftfahrt einen Verbund der militärischen Plätze Bückeburg, Wunstorf, Celle und Faßberg (von Südwest nach Nordost) dar, dem größten zusammenhängenden, bodennahen militärischen Luftraum in Deutschland. Dies ermöglicht militärischen Flugverkehr von- und zueinander unter ausschließlich militärischer Kontrolle.
Die Nähe zu den Truppenübungsplätzen Bergen und Munster macht Celle gelegentlich zum Ausgangs- und Basispunkt nationaler und internationaler Übungen mit Beteiligung von Luftfahrzeugen.

Der Heeresflugplatz Celle tritt überörtlich außerhalb der internen Medien der deutschen Heeresflieger nur sehr selten in Erscheinung. Er ist, anders als beispielsweise die Ramstein Air Base, auch kein nationaler Begriff für einen Militärflughafen. Ziviler Flugverkehr findet auf dem Fliegerhorst grundsätzlich nicht statt.

Eurocopter TIGER – der Kampfhubschrauber soll die Rolle der Bölkow Bo-105 in der Version PAH 1A1 übernehmen und erweitern

Aus Kostengründen und zum Schutz der Bevölkerung vor Lärm geht die Entwicklung mehr und mehr hin zur Ausbildung im Simulator. Nur noch die absolut notwendigen Ausbildungsinhalte, die nicht simuliert geflogen werden können bzw. dürfen, werden noch im realen Flugbetrieb vermittelt. Bis Ende 2012 möchte die Bundeswehr die Heeresfliegerverbände auf die neu beschafften Muster NH-90 und Tiger umstellen. Durch diese beiden Faktoren wird die Ausbildung auf Bell UH-1D in Celle nach und nach reduziert und der Schulungsbetrieb ändert sich erheblich.
Autorotationen sollen weiterhin in Celle auf der Bölkow Bo-105 geflogen werden, da diese mit dem Eurocopter EC-135, dem in Bückeburg stationierten Standard-Erstschulungshubschrauber für die Pilotenausbildung in der Bundeswehr, im Schulungsbetrieb nicht möglich sind.

Die Heeresfliegerinstandsetzungsstaffel 100 soll weiterhin zentral für die gesamte Bundeswehr die Instandsetzung der Hubschrauber vom Typ Bölkow Bo-105 übernehmen. Neben den Einsatzflügen der Heeresfliegerverbindungs- und Aufklärungsstaffel 100 soll am Heeresflugplatz Celle als Element der Heeresfliegerwaffenschule weiterhin Ausbildungsflugbetrieb stattfinden, da diese Aufgabe von nur einem Flugplatz unter anderem aus Gründen der Kapazität und des Lärmschutzes nicht bewältigt werden kann.

Kritik

Datei:Bell UH1D bei der Ausbildung über See.jpg
Eine Bell UH-1D bei der Ausbildung über See. Hubschrauber dieses Typs sorgen mit ihrem charakteristischen, lauten Rotorgeräusch immer wieder für Fluglärmbeschwerden

Wie bei vielen anderen militärischen Flugplätzen auch, sind in Celle die umliegenden Ortschaften im Laufe der Jahre immer näher an den 1933, damals abseits größerer Wohnbebauung und unter anderen Vorzeichen entstandenen Fliegerhorst heran gewachsen. Zudem schwindet seit dem Ende des Kalten Krieges das Verständnis für militärische Ausbildung und Übungen.
So werden in den angrenzenden Stadtteilen Wietzenbruch[BPlan 1] direkt nördlich des Flugplatzes, Westercelle[BPlan 2] und Altencelle[BPlan 3] im An- und Abflugsektor der Piste 26 seit Anfang der 1990er-Jahre Neubaugebiete ausgewiesen.
Auch wenn die Bauherren oder Kaufinteressenten durch entsprechende Hinweise vor dem Erwerb[CE 2][14] und in den Grundbüchern auf die Existenz des nahegelegenen Militärflugplatzes hingewiesen wurden, dafür teilweise günstigere Kaufpreise erzielten, haben manche erst nach Bezug der Immobilie tatsächlich erfahren, was es bedeutet, neben einem Heeresflugplatz zu leben. Insbesondere wenn Nachtflugausbildung stattfindet wird der Fluglärm als stark störend empfunden.[15][CZ 4]

Nach der deutschen Wiedervereinigung blieb für viele Jahre nur das Heeresfliegerregiment 16 mit Bölkow Bo-105 als einziger fliegerischer Verband auf dem Flugplatz stationiert. Die Auflösung dieses Regiments, der Einzug des Ausbildungszentrums für Hubschrauberpiloten und die damit einhergehende signifikante Steigerung der Flugbewegungen nach über zehn Jahren relativ ruhigem Flugbetrieb rückte den Flugplatz weiter in das Zentrum kritischer Betrachtungen. Die erneute Stationierung des Hubschraubertyps Bell UH-1D im Frühjahr 2005 rief zusätzliche Proteste aus der umliegenden Bevölkerung hervor, da das Rotorengeräusch dieses Drehflüglers (im Volksmund auch „Teppichklopfer“ genannt) im Vergleich zur Bölkow Bo-105 als besonders laut wahrgenommen wird.[15] Besonders Anwohner, die in den „ruhigen“ Jahren Immobilien gebaut oder gekauft hatten sind von der neuen Intensität des Flugverkehrs unangenehm überrascht worden.

Die Einheiten vor Ort versuchen dem mit immer weiteren, freiwilligen Selbstbeschränkungen zu begegnen. So werden Platzrunden ausschließlich im Süden über weitgehend unbewohntem Gebiet geflogen, Übungsanflüge über Westercelle soweit möglich vermieden, die Mittagspause möglichst flugfrei gehalten und in den An- und Abflugverfahren für den Platz der Überflug dicht besiedelter Gebiete verboten.[8][9]
Dies entlastet zwar weite Teile der umliegenden Ortschaften, führt jedoch zu einer Kanalisierung des Flugverkehrs über den noch zulässigen Strecken und geht zu Lasten der Bewohner auf diesen angepassten Strecken.

Da jedoch auch viele aktive und ehemalige Soldaten sowie Bedienstete des Fliegerhorstes in und um Wietzenbruch leben, sind neben den überwiegend verhaltenen kritischen Stimmen auch viele Befürworter des Flugplatzes anzutreffen. Dabei wird meist die Bedeutung des Platzes in Bezug auf die Kaufkraft des stationierten Personals, sowie der durch den Bauunterhalt erzeugten Aufträge für die örtlichen Firmen hervorgehoben, seltener auch die historische Bedeutung und Verantwortung[15].

Weiterführende Informationen

Literatur

  • Karl Ries, Wolfgang Dierich: Fliegerhorste und Einsatzhäfen der Luftwaffe. Planskizzen 1935 - 1945. Motorbuch Verlag, 1993, ISBN 978-3613014862.
  • Wolfgang J. Huschke: Die Rosinenbomber: Die Berliner Luftbrücke 1948/49, ihre technischen Voraussetzungen und deren erfolgreiche Umsetzung. Bwv - Berliner Wissenschafts-Verlag, 2008, ISBN 978-3830514855.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t „Chronik des Heeresfliegerregiment 16 und der Immelmann-Kaserne“, 2003
  2. a b c d e f g h i j k l m n o Broschüre „Mein Standort Celle“, Herausgegeben vom Standortältesten Celle im Februar 2008
  3. a b c d e f g h i j k www.lostplaces.de Informationen zur Geschichte des Fliegerhorstes Celle und umliegender Flugplätze, zuletzt abgerufen am 3. Oktober 2008
  4. www.dhm.de Das Deutsche Historische Museum über die Enttarnung der Luftwaffe am 9. März 1935, zuletzt abgerufen am 3. Oktober 2008
  5. a b Document AIR 55/108: Operation "Plainfare": a short history of RAF Celle, 1949 von www.nationalarchives.gov.uk
  6. Wolfgang J. Huschke: Die Rosinenbomber: Die Berliner Luftbrücke 1948/49, ihre technischen Voraussetzungen und deren erfolgreiche Umsetzung
  7. www.bundesarchiv.de Das Bundesarchiv über die Aufstellung der Lufttransportgeschwader, zuletzt abgerufen am 3. Oktober 2008
  8. a b c d e f g h MilAIP, Part AD, ETHC Beschreibung, Ausstattung, Nutzung, Lärmminderung durch Beschränkungen der Zeiten und Verfahren, zuletzt abgerufen am 3. Oktober 2008
  9. a b VAD ETHC An- und Abflugrouten, sowie Überflugverbote, zuletzt abgerufen am 3. Oktober 2008
  10. www.flugsportvereincelle.de Betriebsabsprache mit dem Betreiber des Flugplatzes Celle-Arloh wegen des Hubschrauberübungsgeländes Scheuen, zuletzt abgerufen am 3. Oktober 2008
  11. www.airports-worldwide.com Informationen zum internationalen Status des Flugplatzes Celle, zuletzt abgerufen am 3. Oktober 2008
  12. www.ethc.de privat betriebene Homepage der Geoinformationsberatungsstelle 101 Celle, zuletzt abgerufen am 3. Oktober 2008
  13. Flyer „Netzwerk der Hilfe“, Herausgegeben vom Team Flugmedizin am Heeresflugplatz Celle, 2006
  14. www.hambuehren.de Beispiel anhand der Begründung zum Bebauungsplan Nr. 31 der Gemeinde Hambühren, Seite 7, Abschnitte Flugplatz Celle und Immissionen, zuletzt abgerufen am 3. Oktober 2008
  15. a b c www.fluglaerm-celle.de private Homepage, die sich kritisch mit der Lärmimmission des Flugplatzes auseinandersetzt, zuletzt abgerufen am 3. Oktober 2008

Die historischen Artikel der Celleschen Zeitung können im Stadtarchiv der Stadt Celle eingesehen werden.

  1. „Hungerharke“ errichtet vom 29. April 1988 und Das Mahnmal weist nach Berlin vom 5. Mai 1988 sowie weitere zeitnahe Artikel
  2. Von der JU bis zum Harrier vom 12. Juni 1987 und weitere zeitnahe Artikel
  3. Per Eisenbahn zum Flugtag vom 6. Juni 1987 und weitere zeitnahe Artikel
  4. Wittekop-Anlieger fordern Politik zum Handeln auf vom 1. Juli 2008 sowie weitere Artikel
  1. Eintrag durch Elizabeth Bowes-Lyon im Goldenen Buch der Stadt Celle am 21. Juli 1965, zuletzt abgerufen am 3. Oktober 2008
  2. Beispiel anhand des Bebauungsplan Nr. 130 der Stadt Celle, Seite 9, Abschnitt Immissionen, zuletzt abgerufen am 3. Oktober 2008
  1. Bericht über das ICE-Unglück in Eschede und die auf dem Heeresflugplatz Celle gelagerten Zugteile., zuletzt abgerufen am 3. Oktober 2008
  2. Bericht über die niederländische Prinzessin Beatrix die am 2. Juli 1965 auf dem Heeresflugplatz Celle landete, zuletzt abgerufen am 3. Oktober 2008
  1. Bebauungsplan für ein Neubaugebiet in Wietzenbruch nahe des Flugplatzes und seinen An- und Abflugrouten mit Hinweis auf die Nähe zum Flugplatz und dessen Lärmimmission im Abschnitt Hinweise, zuletzt abgerufen am 3. Oktober 2008
  2. Bebauungsplan für ein Altbaugebiet in Westercelle mit Hinweis auf die Nähe zum Flugplatz und dessen Lärmimmission im Abschnitt Hinweise, zuletzt abgerufen am 3. Oktober 2008
  3. Bebauungsplan für ein Neubaugebiet in Altencelle mit Hinweis auf die Nähe zum Flugplatz und dessen Lärmimmission im Abschnitt Hinweise, zuletzt abgerufen am 3. Oktober 2008