„St. Matthäus (München)“ – Versionsunterschied

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→‎Erster Bau 1833–1938: Die Perlacher Kirche wurde erst 1849 errichtet (Armin Rudi Kitzmann: "Das offene Tor. Aus der Geschichte der Protestanten in München." Claudius Verlag, München 1990, S. 130–131), also später als die erste Matthäuskirche. Siehe Diskussion:St. Matthäus (München) #Kirche in Perlach ist jünger!
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Seit Anfang des 19. Jahrhunderts ließen sich vermehrt evangelische Zuwanderer aus den neuerworbenen Gebieten des vergrößerten bayerischen Staates und anderen Teilen Deutschlands in München nieder. Im Zeitalter der [[Aufgeklärter Absolutismus|aufgeklärten Monarchie]] konnte ihnen das Münchner Bürgerrecht nicht mehr verweigert werden. So wurde im Vorort [[Ramersdorf-Perlach#Perlach|Perlach]] die erste evangelische Kirche im heutigen Stadtgebiet von München errichtet. Eine Vorkämpferin für religiöse Toleranz war die zweite Ehefrau des Königs [[Maximilian I. Joseph (Bayern)|Max I. Joseph]], die badische Prinzessin [[Karoline Friederike Wilhelmine von Baden|Karoline]]. Sie hatte bereits Ende des 18. Jahrhunderts auf der Ausübung ihres evangelischen Glaubens bestanden; darum wurde eine evangelische Hofgemeinde errichtet und ein evangelischer Hofprediger bestellt. Am 12. Mai 1799 hielt der Kabinettsprediger [[Ludwig Friedrich Schmidt]] den ersten evangelischen Gottesdienst im [[Schloss Nymphenburg]], der Sommerresidenz des Königspaares.
Seit Anfang des 19. Jahrhunderts ließen sich vermehrt evangelische Zuwanderer aus den neuerworbenen Gebieten des vergrößerten bayerischen Staates und anderen Teilen Deutschlands in München nieder. Im Zeitalter der [[Aufgeklärter Absolutismus|aufgeklärten Monarchie]] konnte ihnen das Münchner Bürgerrecht nicht mehr verweigert werden. Eine Vorkämpferin für religiöse Toleranz war die zweite Ehefrau des Königs [[Maximilian I. Joseph (Bayern)|Max I. Joseph]], die badische Prinzessin [[Karoline Friederike Wilhelmine von Baden|Karoline]]. Sie hatte bereits Ende des 18. Jahrhunderts auf der Ausübung ihres evangelischen Glaubens bestanden; darum wurde eine evangelische Hofgemeinde errichtet und ein evangelischer Hofprediger bestellt. Am 12. Mai 1799 hielt der Kabinettsprediger [[Ludwig Friedrich Schmidt]] den ersten evangelischen Gottesdienst im [[Schloss Nymphenburg]], der Sommerresidenz des Königspaares.


Da Perlach zu weit entfernt war und die katholische [[Allerheiligen-Hofkirche]] der [[Münchner Residenz]], in der die evangelische Hofgemeinde Gast war, zu klein wurde, wurde die Forderung nach einer evangelischen Pfarrkirche lauter. Die in Religionsangelegenheiten tolerante Regierung Max I. Josephs sagte eine Pfarrkirche zu. So erhielt die evangelische Pfarrei München mit ihrer Gründung 1806 die ehemalige Friedhofskirche der [[Frauenkirche (München)|Frauenkirche]], [[St. Salvator (München)|St. Salvator]], zur Nutzung überlassen. Der evangelischen Gemeinde war aber der bestimmungsgemäße Gebrauch dieser Kirche zu keiner Zeit möglich, da sie als Abstellraum, Wagenremise und später als Getreidespeicher zweckentfremdet wurde. Daher blieb das Problem akut.
Da die katholische [[Allerheiligen-Hofkirche]] der [[Münchner Residenz]], in der die evangelische Hofgemeinde Gast war, zu klein wurde, wurde die Forderung nach einer evangelischen Pfarrkirche lauter. Die in Religionsangelegenheiten tolerante Regierung Max I. Josephs sagte eine Pfarrkirche zu. So erhielt die evangelische Pfarrei München mit ihrer Gründung 1806 die ehemalige Friedhofskirche der [[Frauenkirche (München)|Frauenkirche]], [[St. Salvator (München)|St. Salvator]], zur Nutzung überlassen. Der evangelischen Gemeinde war aber der bestimmungsgemäße Gebrauch dieser Kirche zu keiner Zeit möglich, da sie als Abstellraum, Wagenremise und später als Getreidespeicher zweckentfremdet wurde. Daher blieb das Problem akut.


So wurden mehrere Entwürfe bis zur Ausführungsreife entwickelt: Neben einer Erweiterung von St. Salvator wurden vor allem Neubauprojekte an Standorten an der heutigen [[Brienner Straße]] und am [[Maximiliansplatz]] diskutiert. Schließlich genehmigte der [[Bayerischer Landtag|Bayerische Landtag]] am 6. September 1825 den Bau einer evangelischen Kirche an einer repräsentativen Stelle und gab entsprechende Mittel frei.
So wurden mehrere Entwürfe bis zur Ausführungsreife entwickelt: Neben einer Erweiterung von St. Salvator wurden vor allem Neubauprojekte an Standorten an der heutigen [[Brienner Straße]] und am [[Maximiliansplatz]] diskutiert. Schließlich genehmigte der [[Bayerischer Landtag|Bayerische Landtag]] am 6. September 1825 den Bau einer evangelischen Kirche an einer repräsentativen Stelle und gab entsprechende Mittel frei.

Version vom 29. Juni 2022, 21:50 Uhr

Die evangelisch-lutherische Pfarrkirche St. Matthäus, genannt auch Matthäuskirche, war die erste evangelische Kirche in München. Der heutige Bau, der nach Plänen von Gustav Gsaenger 1953 bis 1957 errichtet wurde, ist Nachfolger des 1938 abgebrochenen[1] nachklassizistischen ersten evangelischen Kirchenbaus. St. Matthäus ist als Predigtstätte des Landesbischofs eine Bischofskirche der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.

Matthäuskirche (2012)

Lage

St. Matthäus (Nußbaumstraße 1) befindet sich am südlichen Ende des Sendlinger-Tor-Platzes an der Schnittstelle zwischen Altstadtring (Sonnenstraße/Blumenstraße) und Lindwurmstraße am Nußbaumpark.

Funktionen

Angelo Branduardi im Januar 2014 im Rahmen seiner Kirchentour

St. Matthäus besitzt zur Zeit folgende Funktionen:

  • Pfarrkirche der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde St. Matthäus München (-Altstadt)
  • Münchner Predigtstätte des Landesbischofs der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (Bischofskirche)
  • Sitz des Projektes „Matthäusdienste“: Anlaufstelle und missionarisch-evangelistische Ansprache von Menschen ohne kirchliche Bindung im landeskirchlichen Auftrag
  • Sitz der Evangelischen Motorradfreunde St. Matthäus München als Personalgemeinde
  • Veranstaltungsort für kulturelle Ereignisse, wie Konzerte.

Geschichte

Erster Bau 1833–1938

Historische Matthäuskirche (1833–1938)
Aufriss und Plan der Matthäuskirche von Joseph Unger
Ansicht von Johann Poppel (um 1850)

Seit Anfang des 19. Jahrhunderts ließen sich vermehrt evangelische Zuwanderer aus den neuerworbenen Gebieten des vergrößerten bayerischen Staates und anderen Teilen Deutschlands in München nieder. Im Zeitalter der aufgeklärten Monarchie konnte ihnen das Münchner Bürgerrecht nicht mehr verweigert werden. Eine Vorkämpferin für religiöse Toleranz war die zweite Ehefrau des Königs Max I. Joseph, die badische Prinzessin Karoline. Sie hatte bereits Ende des 18. Jahrhunderts auf der Ausübung ihres evangelischen Glaubens bestanden; darum wurde eine evangelische Hofgemeinde errichtet und ein evangelischer Hofprediger bestellt. Am 12. Mai 1799 hielt der Kabinettsprediger Ludwig Friedrich Schmidt den ersten evangelischen Gottesdienst im Schloss Nymphenburg, der Sommerresidenz des Königspaares.

Da die katholische Allerheiligen-Hofkirche der Münchner Residenz, in der die evangelische Hofgemeinde Gast war, zu klein wurde, wurde die Forderung nach einer evangelischen Pfarrkirche lauter. Die in Religionsangelegenheiten tolerante Regierung Max I. Josephs sagte eine Pfarrkirche zu. So erhielt die evangelische Pfarrei München mit ihrer Gründung 1806 die ehemalige Friedhofskirche der Frauenkirche, St. Salvator, zur Nutzung überlassen. Der evangelischen Gemeinde war aber der bestimmungsgemäße Gebrauch dieser Kirche zu keiner Zeit möglich, da sie als Abstellraum, Wagenremise und später als Getreidespeicher zweckentfremdet wurde. Daher blieb das Problem akut.

So wurden mehrere Entwürfe bis zur Ausführungsreife entwickelt: Neben einer Erweiterung von St. Salvator wurden vor allem Neubauprojekte an Standorten an der heutigen Brienner Straße und am Maximiliansplatz diskutiert. Schließlich genehmigte der Bayerische Landtag am 6. September 1825 den Bau einer evangelischen Kirche an einer repräsentativen Stelle und gab entsprechende Mittel frei.

Nachdem Ludwig I. den Thron bestiegen hatte, verzögerte sich der Bau immer weiter. Ludwig I. akzeptierte die Entwürfe Leo von Klenzes nicht, schließlich billigte der bewusst katholische König die Pläne des Baurats Johann Nepomuk Pertsch für eine nachklassizistische Rotunde. Obwohl Ludwig I. sehr um eine Rekatholisierung seines Königreiches bemüht war und trotz evangelischer Stiefmutter und evangelischer Gemahlin die Toleranz für die nichtkatholischen Denominationen nur insoweit zuließ, wie sie durch die Verfassung des Königreiches garantiert war, genehmigte er einen repräsentativen Bauplatz für die „Evangelische Kathedralkirche“, verlegte ihn aber vom Maximiliansplatz zu dem weniger vornehmen Karlsplatz (Stachus) in der Höhe Schwanthalerstraße/Herzogspitalstraße. Eine Beteiligung an den Baukosten aus seiner Privatschatulle verweigerte Ludwig. So verzögerte sich der Bau aus finanziellen Gründen auch nach der Grundsteinlegung am 28. Juli 1827 immer wieder. Erst am 25. August 1833, dem Namenstag Ludwigs I., konnte die Protestantische Kirche München, so ihre damalige offizielle Bezeichnung, eingeweiht werden. Für die angeheirateten evangelischen Mitglieder des Königshauses wurde sie auch Hofkirche. Ihren heutigen Namen nach dem Evangelisten Matthäus erhielt die Kirche erst im Jahr 1885,[2] während die 1877 fertiggestellte zweite evangelische Kirche ebenfalls 1885 nach dem Evangelisten Markus benannt wurde[3].

Durch den Ausbau des Karlsplatzes mit repräsentativen Gebäuden, wie dem Justizpalast und zuletzt dem Stachusrondell durch Gabriel von Seidl, wurde die Lage der Kirche repräsentativer, sodass sie schließlich optisch der südliche Abschluss des Karlsplatzes wurde. 1919 wurde St. Matthäus Predigtstätte des Kirchenpräsidenten, der seit 1933 den Titel Landesbischof führt.

Für diese Kirche baute Albert Moser eine dreimanualige Orgel mit 74 Registern auf pneumatischen Kegelladen, die am 17. Oktober 1926 eingeweiht wurde. Als Besonderheit verfügte dieses Instrument über ein für diese Zeit ungewöhnliches Obertonregister (None 8/9′ im Echo).

Auf Drängen Adolf Hitlers verfügte der NSDAP-Gauleiter in Oberbayern, Adolf Wagner, im Juni 1938 den Abriss der Kirche – angeblich um die Sonnenstraße auf Berliner Maße verbreitern zu können. Als eigentlicher Anlass wird jedoch die schwelende Animosität des NS-Regimes gegen den bayerischen Landesbischof Hans Meiser vermutet, der eine Gleichschaltung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern durch die Deutschen Christen und damit ein Aufgehen in der „Reichskirche“ zu verhindern versuchte.

Der Beschluss des Abrisses wurde dem damaligen Pfarrer Friedrich Loy am 9. Juni 1938 mitgeteilt. Zwei Tage später intervenierte Landesbischof Hans Meiser erfolglos. Am 26. Juni 1938 wurde die Vorhalle und am 3. Juli 1938 der Turm gesprengt. Am 6. Juli 1938 waren die Abbrucharbeiten abgeschlossen. Parallel dazu wurde am 8. Juni 1938 der Abbruch der Hauptsynagoge an der Herzog-Max-Straße ebenfalls aus verkehrlichen Gründen verfügt, und ebenso schnell wurde sie innerhalb von vier Wochen dem Erdboden gleichgemacht. Es sollte vermutlich getestet werden, ob und in welchem Umfang mit Protesten aus dem kirchlichen Milieu zu rechnen wäre.

Zweiter Bau (seit 1955)

Moderner Kirchenbau im 50er-Jahre-Stil. Bischofskirche.
Blick auf die Orgelempore

Nachdem die Kirchengemeinde heimatlos geworden war und nur in Provisorien lebte, kam nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs schnell die Forderung nach einem Wiederaufbau der Matthäuskirche auf. Ein Neubau am alten Ort wurde von der Stadt München nicht unterstützt. Stattdessen wurde als neuer Standort eine städtebaulich dominierende Fläche am Sendlinger-Tor-Platz angeboten. Nach Plänen von Gustav Gsaenger wurde 1953 bis 1955 ein Zentralbau mit integriertem Pfarramt, Gemeinderäumen und Campanile errichtet, in dem Gsaenger seine eigene Formensprache der organhaften Moderne voll entfaltete. Klaus Gallas, der Autor des DuMont-Kunst-Reiseführers für München, urteilte 1979 dagegen, dass Form und Gestalt der Kirche dieser Dominanz nicht gerecht werden könne.[4]

Orgel

Die Orgel wurde zwischen 1955 und 1963 nach Plan des Landeskirchenmusikdirektors Friedrich Högner von der Oettinger Orgelbaufirma Steinmeyer als opus 1900 erbaut. Das Instrument hatte ursprünglich 65 Register auf vier Manualen und Pedal auf Schleifladen mit elektrischer Traktur.

Seit 2013 wird die Orgel von der Orgelwerkstatt Woehl schrittweise auf derzeit 103 Register erweitert.[5][6] Am früheren Steinmeyer-Spieltisch sind freie Registerwippen für das ursprünglich vorgesehene Fernwerk über dem Durchgang zur Sakristei angelegt; jedoch wurde an dieser Stelle nur ein Blindprospekt gebaut, hinter dem sich über 60 Jahre lang kein Pfeifenwerk befand. Der Entwurf für die Erweiterung der Steinmeyer-Orgel umfasst auch ein schwellbares Teilwerk, das sowohl vom Kirchenschiff als auch im dahinter liegenden Gemeindesaal zu hören ist.[7]

Seit 2017, nach Vollendung des 4. Bauabschnittes, hat die Hauptorgel folgende Disposition:[8]

I Hauptwerk C–a3
01. Prinzipal 16′
02. Bordun 16′ (W)
03. Metallprinzipal 08′
04. Rohrflöte 08′
05. Violoncello 08′ (W)
06. Silbermanngamba 08′
07. Oktave 04′
08. Kleingedeckt 04′
09. Quinte (Vorab Nr. 12) 0223 (W)
10. Oktave 02′ (W)
11. Schwiegel 02′
12. Rauschflöte IV 0223
13. Mixtur IV 02′
14. Mixtur V 0113 (W)
15. Cimbel III 0113 (W)
16. Cornet III-VII 08′
17. Erste Trompete 16′ (W)
18. Zweite Trompete 16′
19. Erste Trompete 08′ (W)
20. Zweite Trompete 08′
II Oberwerk C–a3
21. Quintade 16′ (W)
22. Harfenprinzipal 08′
23. Gemshorn 08′ (W)
24. Holzgedackt 08′
25. Quintade 08′
26. Unda maris 08′ (W)
27. Weitprinzipal 04′
28. Holzflöte 04′
29. Sesquialter II 0 (W)
30. Oktave 02′ (W)
31. Prinzipal 02′
32. Gemshörnlein 02′
33. Quintlein 0113
34. Mixtur IV 02′ (W)
35. Scharffmixtur V 012
36. Zimbel III 016
37. Fagott 16′ (W)
38. Fagott (Ext. Nr. 37) 08′ (W)
39. Trompetenregal 08′
40. Kopftrompete 04′
Tremulant
III Schwellwerk C–a3
41. Rohrgedackt 16′
42. Prinzipal 08′
43. Hohlflöte 08′
44. Weidenpfeife 08′
45. Lieblich Gedeckt 08′
46. Oktave 04′
47. Koppelflöte 04′
48. Quinte 0223
49. Waldflöte 02′
50. Terz 0125
51. Flageolett 01′
52. Plein jeu V-VI 02′
53. Glockencymbel III 02′
54. Englisch Horn 16′
55. Oboe 08′
56. Zinke 04′
Tremulant
IV Positiv C–a3
57. Singend Gedackt 08′
58. Dulzflöte 08′
59. Praestant 04′
60. Nachthorn 04′
61. Octave 02′
62. Octävlein 01′
63. Sesquialter III
64. Scharfcymbel IV 023
65. Rankett 16′
66. Vox humana 08′
Tremulant
Pedalwerk C–a3
67. Groß Bordun (Ext. Nr. 71) 32′ (W)
68. Prinzipal 16′
69. Subbaß 16′
70. Quintade 16′
71. Gedecktbaß (= Nr. 2) 16′ (W)
72. Grobquinte 1023
73. Oktavbaß 08′
74. Cellobaß (= Nr. 5) 08′
75. Gedecktbaß 08′
76. Hohlflöte * 04′
77. Rohrpfeife * 02′
78. Rauschbaß IV 0223
79. Choralbaß * 04′
80. Oktavmixtur II * 02′
81. Hintersatz IV 0223
82. Sordun (Ext. Nr. 85) 32′
83. Posaune 16′
84. Fagott (= Nr. 37) 16′
85. Sordun 16′
86. Trompete 08′
87. Fagott (Ext. Nr. 37) 08′
88. Clarine * 04′
89. Cornetto (Ext. Nr. 37) 04′
90. Cantus (Ext. Nr. 37) 02′
Tremulant für *
  • Koppeln:
    • Normalkoppeln: II/I, III/I, IV/I, III/II, IV/II, IV/III, I/P, II/P, III/P, IV/P
    • Suboktavkoppeln: I/I, II/I, III/I, IV/I, II/II, III/II, IV/II, IV/III, IV/IV
  • Anmerkungen
(W) = von Woehl hinzugefügte Register

Das Positiv (IV. Manual) ist von der übrigen Orgel getrennt neben der Chortribüne angebracht und hat daher gleichzeitig die Funktion einer Chor-Begleitorgel.

Das Fernwerk über der Sakristei wurde 2021 durch Gerald Woehl unter Verwendung historischer Register aus dem Jahr 1910 hinter den bislang stummen Prospekt aus der Erbauungszeit der Orgel eingebaut.[9][10]

Manualwerk C–f3
1. Bordun 16′
2. Geigenprincipal 08′
3. Echobordun 08′
4. Echogambe 08′
5. Flauto amabile 08′
6. Salicional 08′
(Fortsetzung)
07. Vox angelica 08′
08. Fugara 04′
09. Dolce 04′
10. Vox humana 08′
Tremulant
0
Pedalwerk C–f1
13. Bordun (= Quint aus. Nr. 1) 32′
14. Bordun (= Nr. 1) 16′
15. Gedeckt (= Nr. 1) 8′
16. Gedeckt (= Nr. 1) 4′

Glocken

Zweitgrößte Glocke (1955)
Viertgrößte Glocke (1830)

Im 51 Meter hohen Turm hängen sechs Glocken; die beiden großen Glocken hängen auf Höhe der Uhr, die anderen vier ein Stockwerk darüber.

Frei in einem rundgemauerten Glockenträger an der Nordseite des Kirchenschiffes hängt die Vater-Unser-Glocke (Nr. 7), die nur solistisch während des Vaterunsers geläutet wird. Sie ist die Nachfolgerin einer h1-Glocke von 1830 (aus der alten Kirche), die 1964 dem Gemeindezentrum Bartimäus in Lochhausen (zu Himmelfahrtskirche Pasing) zur Verfügung gestellt wurde; seit dem Abriss des Gemeindezentrums 2022 ist sie wieder in der Matthäuskirche.[11] Die Glocken 4 und 5 blieben der Matthäuskirche erhalten.

In den Jahren 1955 und 1964 ergänzte Friedrich Wilhelm Schilling aus Heidelberg das Geläut um fünf Glocken, von denen einige Gustl Feldmeier stiftete.

Die Glocken läuteten bis 1996 im Stahlstuhl an gekröpften Stahljochen in drei offenen Stockwerken. Aufgrund enormer Turmschwankungen und starker Bauschäden wurde daraufhin das gesamte Geläut stillgelegt, im Zuge einer umfangreichen Sanierung 1999 von der Glockengießerei Rudolf Perner (Passau) in Holzglockenstühlen aufgehängt, mit neuen elektronischen Maschinen und Obergewichten versehen und die Glockenstuben mit Schallläden verschlossen.

Die Läuteordnung differenziert die Sonn- und Feiertagsgottesdienste nach Haupt- und Nebengottesdienst sowie nach Kirchenjahreszeit. Dabei gibt es immer 30 Minuten vor Gottesdienstbeginn ein dreiminütiges Vorläuten; an Sonntagen Glocke 2 oder 3, an Festtagen Glocke 1 oder 2. Fünf Minuten vor Beginn des Gottesdienstes erklingt das fünfminütige Zusammenläuten; an Sonntagen in der Advents- und Passionszeit (auch Buß- und Bettag) die Glocken 6+5+3+2 oder 6+5+3, an den übrigen Sonntagen die Glocken 5+4+3+2 oder 5+4+3 und an Festtagen die Glocken 6+5+4+3+2+1 oder 5+4+3+2+1. Am Karfreitag läutet die große Glocke allein. Bei Taufen läuten die Glocken 5+4+3 (zur Taufhandlung Glocke 6), vor Trauungen die Glocken 5+4+2 und zu Trauerfeiern die Glocken 6+5+3+1 (g-moll). Zu den Betzeiten um 12:00 und 18:30 Uhr ertönt Glocke 4. Als Vaterunserglocke dient Glocke 7. Am Samstag um 15 Uhr wird der Sonntag mit dem jeweiligen Geläut des Hauptgottesdienstes eingeläutet.

Der Uhrschlag wird über die große Glocke ausgeführt; zur halben Stunde ertönt jeweils ein einzelner Anschlag, und zur vollen Stunde wird die Zahl der Stunden geschlagen.

Zusammen mit der Lorenzkirche und der Friedenskirche in Nürnberg besitzt St. Matthäus in München eines der bedeutendsten Großgeläute der evangelischen Kirche in Bayern.[12]

Nr. Gussjahr Gießer, Gussort Durchmesser
(mm)
Masse
(kg)
Nominal
(16tel)
Inschrift
1 1955 Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg 2020 5148 g0 +2 „Himmel und Erde werden vergehen aber meine Worte werden nicht vergehen. Matth. 24,35.“
2 1490 1995 c1 +2 „Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit. Amen. Matth. 6,13.“
3 1320 1363 d1 +2 „O Land, Land, Land, höre des Herrn Wort. Jer. 22,29.“
4 1830 Nicolaus Regnault, Dinkelsbühl 1280 1000 e1 +2 „Ehre sey dem Herrn in der Gemeine, die in Christo Iesu ist zu aller Zeit. Ephes. 7 V 21.“
5 1050 0650 g1 +2 „Das Volck, das geschaffen soll werden, wird den Herrn loben. Psa 102 V 19.“
6 1964 Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg 0910 0518 a1 +2
7 0840 0410 b1 +5

Anmerkungen zur Namensgebung

Die ersten vier evangelisch-lutherischen Stadtpfarrkirchen erhielten die Namen der Evangelisten, und zwar in der biblischen Reihenfolge: St. Matthäus, St. Markus (eingeweiht 1877), St. Lukas (eingeweiht 1896) und schließlich St. Johannes (eingeweiht 1916) im Stadtteil Haidhausen auf der anderen Seite der Isar – ohne Rücksicht darauf, dass die katholische Kirche von Haidhausen ebenfalls nach Johannes (allerdings J. d. Täufer) benannt ist. Zusammen mit der ersten evangelisch-lutherischen Kirche in Münchner Raum, der 1849 eingeweihten St.-Paulus-Kirche in Perlach (damals eine selbständige Gemeinde vor den Toren Münchens), zeigte die evangelische Kirche in München so die Grundlage ihres Glaubens: das Zeugnis von Jesus Christus durch die Evangelisten (Matthäus, Markus, Lukas, Johannes) und das Bekenntnis zu ihm (Paulus).

Trivia

  • Wegen ihrer Lage am Karlsplatz (Stachus) wurde die alte Matthäuskirche bis zu ihrem Abbruch 1938 Stachuskirche genannt.
  • St. Matthäus ist als Predigtstätte des Kirchenpräsidenten, seit 1933 des Landesbischofs, der hier an allen kirchlichen Feiertagen predigt, eine der beiden Bischofskirchen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Als offizielle Bischofskirche gilt St. Lorenz in Nürnberg, in der die Landesbischöfe in ihr Amt eingeführt werden.
  • Die Münchner gaben dem Neubau von St. Matthäus am Sendlinger-Tor-Platz unter Anspielung auf die geschwungene Nierenform den Spitznamen Gottes Achterbahn, Luthers Achterbahn oder aber auch liebevoll Christkindl's Badewanne.

Literatur

  • Die evangelische Kirche baut in München: 1948–1965. Bauten der Evangelischen Kirche in München. Eine Dokumentation. Klinger, München 1966.
  • Klaus Gallas: München. Von der welfischen Gründung Heinrichs des Löwen bis zur Gegenwart: Kunst, Kultur, Geschichte. DuMont, Köln 1979, ISBN 3-7701-1094-3 (DuMont-Dokumente: DuMont-Kunst-Reiseführer).
  • Armin Rudi Kitzmann: Das offene Tor. Aus der Geschichte der Protestanten in München. Claudius, München 1990, ISBN 3-532-62094-4.
  • Alexander Langheiter: Die schönsten Münchner Kirchen entdecken. J. Berg, München 2009, ISBN 978-3-7658-4214-6.
  • Ludwig Turtur, Anna Lore Bühler: Geschichte des protestantischen Dekanates und Pfarramtes München 1799–1852. Ein Beitrag zur bayerischen Religionspolitik des 19. Jahrhunderts. Selbstverlag des Vereins für bayerische Kirchengeschichte, Nürnberg 1969 (Einzelarbeiten aus der Kirchengeschichte in Bayern; 48).
Commons: St. Matthäus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Abbruch der St. Matthäus-Kirche in München. In: Völkischer Beobachter, 14. Juni 1938, S. 2. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/vob
  2. Chronik der Protestanten in München. Evang.-Luth. Dekanatsbezirk München.
  3. Armin Rudi Kitzmann: Das offene Tor. Aus der Geschichte der Protestanten in München. Claudius Verlag, München 1990, S. 183, 196.
  4. Klaus Gallas: München. Von der welfischen Gründung Heinrichs des Löwen bis zur Gegenwart: Kunst, Kultur, Geschichte. DuMont, Köln 1979, ISBN 3-7701-1094-3 (DuMont-Dokumente: DuMont-Kunst-Reiseführer), S. 317
  5. München/Ludwigsvorstadt, St. Matthäus. www.organindex.de. Aufgerufen am 16. Mai 2018.
  6. Woehl-Orgel-Projekte: Die Bischofskirche St. Matthäus. www.orgelbau-woehl.de. Aufgerufen am 16. Mai 2018.
  7. Orgel der evangelischen Bischofskirche St. Matthäus, München. www.matthaeusorgel.de. Aufgerufen am 16. Mai 2018.
  8. Informationen zur Disposition auf organindex
  9. Informationen zum Fernwerk auf der Seite der Orgelbaufirma Woehl
  10. St. Matthäus Steinmeyer-Woehl-Orgel: Münchner Orgelsommer. Abgerufen am 20. Mai 2022.
  11. Ellen Draxel: Das Ende als Neuanfang. Süddeutsche Zeitung, 29. April 2022, abgerufen am 29. Mai 2022.
  12. Videoaufnahme des Vollgeläuts (YouTube, Stand: 31. Oktober 2014 um 13:50 Uhr).

Koordinaten: 48° 7′ 59″ N, 11° 33′ 53″ O