Schiffswerft Georg Placke

Schiffswerft Georg Placke GmbH
RechtsformGesellschaft mit beschränkter Haftung
Gründung1795 (als Kreuter Werft)
Auflösung2014
AuflösungsgrundInsolvenz
SitzAken, Deutschland
BrancheSchiffbau

Die Schiffswerft Georg Placke war eine 1795 gegründete Werft in Aken an der Elbe, die 2014 Insolvenz anmelden musste. Sie baute über 400 Binnenschiffe. Der Standort in Aken gehörte bis zur endgültigen Schließung 2020 zur Heinrich Rönner Gruppe.

Geschichte

Queen Arendsee
Hammerstein

Die Werft wurde 1795 als Kreuter Werft gegründet und wurde nach 1876 vom Kaufmann und späteren Reichstagsabgeordneten Georg Placke übernommen.[1][2] Er und seine Nachfolger lieferten bis 1972 über 400 Binnenschiffe ab – zunächst vor allem Schleppkähne und Frachtschiffe, nach dem Zweiten Weltkrieg dann Fahrgastschiffe. Dazu kam das Reparatur- und umfangreiche Umbaugeschäft.

In der DDR wurde die Werft zur Reparaturwerft bestimmt und dem VEB Schiffsreparaturen mit Sitz in Berlin zugeordnet. Zwischen 1962 und 1964 baute die Werft das Fahrgastschiff Wintermärchen II zum Kabinenschiff Spree um – dem einzigen Flusskreuzfahrtschiff der DDR.[3][4] 1972 wurde die Werft enteignet und firmierte als VEB Schiffsreparaturwerft Aken. Sie wurde in erster Linie weiterhin für Schiffsreparaturen, nun aber auch zusätzlich für den Neubau von Gierseilfähren und Passagierschiffen genutzt.[5]

Europa als Fritze B.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde sie 1991 an die Familie zurückgegeben.[6] Unter dem alten Namen Schiffswerft Georg Placke baute die Werft zahlreiche neue Fahrgastschiffe und nahm weiterhin Umbauten vor.[7]

Im Jahr 2003 waren 18 Mitarbeiter beschäftigt; das Tätigkeitsfeld bestand aus dem Neubau von Arbeits- und Ausflugsschiffen, Umbauten sowie Reparaturen.[8]

2014 wurde der Betrieb in Folge der Insolvenz aufgelöst.[9] Die Bremerhavener Heinrich Rönner Gruppe übernahm den Standort Aken aus der Insolvenzmasse und gliederte ihn der Roßlauer Schiffswerft an. Bis 2020 wurden in Aken unter diesem Namen Schiffe gebaut und repariert.[10][11]

Seit 2020 bemüht sich der Verein Werftvolle Zukunft e.V. um die Revitalisierung des Werftgeländes.

Fähre Aken
Salzhaff

Lage und Ausstattung

Das Betriebsgelände liegt im Akener Hornhafen und umfasst rund 14.000 Quadratmeter. Die Werftanlagen bestanden aus zwei Fertigungshallen, vier Portalkränen und einer Querslipanlage mit 85 Metern Länge.

Neubauten der Werft (Auswahl)

NameJahrSchiffstypGrößenangabe oder Anzahl FahrgästeAuftraggeberAnmerkungen
Wilhelmine1897Schleppkahn957 TonnenWilhelm Schoch, Aken1939 und nach dem Zweiten Weltkrieg mehrfache Eignerwechsel innerhalb der Familie, 1946 in Ostdeutschland in privater Hand verblieben, etwa 1958 aufgelegt, um 1960 abgewrackt;[12]
Anna1903Schleppkahn837 TonnenKarl Dietrich, Mühlberg/ElbeKompositbauweise, blieb nach Zweiten Weltkrieg in Ostdeutschland, 1957 neuer Eigner in Mühlberg; Verbleib unbekannt;[13]
Paul Elise1911Schleppkahn716 TonnenKarl Meissner, Akenblieb nach Zweiten Weltkrieg in Ostdeutschland, 1956 in Hannover; Verbleib unbekannt;[14]
Marie Elisabeth1936Schleppkahn209 Tonnen?blieb nach Zweiten Weltkrieg in Ostdeutschland, 1946 von Sowjetischer Militäradministration beschlagnahmt in Sowjetunion abtransportiert;[15]
Falke1939Gütermotorschiff296 TonnenFranz Berzau, Aken blieb nach Zweiten Weltkrieg in Ostdeutschland, 1946 von Sowjetischer Militäradministration beschlagnahmt in Sowjetunion abtransportiert;[16]
Giebichenstein1961Fahrgastschiff51 PassagiereVEB Kraftverkehr Halle?zunächst als Giebichenstein, von 1980 bis 1990 als Fritz Weineck auf der Saale im Fahrt, 1997 aufgelegt, 2009 Restaurantschiff;[17][18]
Heinrichstein1961Fahrgastschiff66 PassagiereVEB Kraftverkehr Hallebis 1994 Moritzburg, anschließend weiterhin Einsatz auf Saale für Reederei Riedel und Fahrgastschifffahrt Saalburg;[19][20]
Flax1962Fähre77 Passagiere?Einsatz als Fähre des Kombinates Berliner Verkehrsbetriebe in Grünau, 1970 verlängert, 2014 als Luise am Schiffshebewerk Niederfinow im Einsatz;[21][22]
Bad Kösen1989Fahrgastschiff99 Passagiere?2021 als Linienschiff der Saaleschifffahrt Bad Kösen zwischen Bad Kösen und Rudelsburg im Einsatz;[23][24]
Rudelsburg1991Fahrgastschiff61 Passagiere?2021 als Linienschiff der Saaleschifffahrt Bad Kösen zwischen Bad Kösen und Rudelsburg im Einsatz;[23][24]
Queen Arendsee1991Passagierschiff120 PassagiereStadt ArendseeEinem Mississippi-Dampfer nachempfundenes Ausflugsschiff der Stadt auf dem Arendsee; verkehrt nur im Sommerhalbjahr;[25][26]
Gnadensee1992Fahrgastschiff50 PassagiereSchiffahrtsbetrieb Oskar Baumann, AllensbachEinsatz auf dem Bodensee und den Teilgewässern Gnadensee, Zeller See und Untersee;[27]
Schenkenland1993Fahrgastschiff150 PassagiereDahme-Schifffahrt Teupitz, TeupitzFahrten von Teupitz als 4-Seen- oder 7-Seen;[28][29]
Hammerstein1994Verkehrssicherungsschiff19,10 Meter langWasserstraßen- und Schifffahrtsamt BingenEines von drei Arbeitsschiffen der Werft, die für WSA Bingen (Hammerstein und Rheinfels) und WSA Mannheim (Gunther) gebaut wurden. Rümpfe von Placke-Werft, Aufbauten und Endausrüstung von Joh. Kristensen in Dänemark.[30]
Capt. Cook1994Fahrgastschiff120 PassagiereCity-Schifffahrt Gabriel, BerlinEinsatz in Berlin, seit 2008 Blue Star der Reederei Riedel, Berlin.[31][32]
Europa1995Fahrgastschiff300 PassagiereRehbein-Linie, FuldatalBei Rehbein-Linie Einsatz auf Fulda und Weser, 2019 mit Auflösung der Reederei an Nordstern-Reederei nach Brandenburg verkauft. Dort als Fritze B. auf Templiner See in Fahrt.[33][34]
Stadt Plau1996Fahrgastschiff50 PassagierePersonenschifffahrt Wichmann, Plau am SeeIm Sommerhalbjahr Rundfahrten auf Plauer See und weiteren Seen der Mecklenburger Seenplatte sowie nach Waren und Röbel;[35]
Fähre Aken1997Fähre42 TonnenStadtwerke AkenGierseilfähre, Einsatz auf der Elbe zwischen Aken und Steutz seit 1997.[36]
Marco Polo1998Fahrgastschiff136 PassagiereReederei Süßenbach, Schönebeckganzjährig auf der mittleren Elbe zwischen Dresden und Tangermünde in Fahrt;[37]
Sachsen-Anhalt1999Fahrgastschiff220 PassagiereMagdeburger Verkehrsbetriebe, MagdeburgFährschiff auf Elbe und umliegende Kanäle, Einsatz zunächst für Bundesgartenschau 1999 in Magdeburg und Expo 2000 in Hannover;[38]
Salzhaff2001/2002Personenfähre, Ausflugsschiff100 PersonenFahrgastschifffahrt Steußloff, RerikSeit 2002 bei Fahrgastschifffahrt Steußloff zunächst als Personenfähre zwischen Rerik und Poel, heute auch als Ausflugsschiff auf dem Salzhaff.[39]

Literatur

  • Armin Gewiese / Rolf Schönknecht: Binnenschiffahrt zwischen Elbe und Oder. Das andere deutsche Fahrgebiet. DSV-Verlag, Hamburg 1996, ISBN 3-88412-218-5.
  • Dieter Schubert: Deutsche Binnenfahrgastschiffe. Illustriertes Schiffsregister. Uwe Welz Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-933177-10-3.
  • Manfred Breuer: MS Spree – Fahrgastschiffahrt zwischen Elbe und Oder, Transpress Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1985.
Commons: Schiffswerft Georg Placke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Schiffswerft Georg Placke in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
  2. Georg Placke in der Datenbank von genealogienetz.de
  3. Breuer, S. 75
  4. Gewiese / Schönknecht, S. 122, S. 229
  5. Gewiese / Schönknecht, S. 128
  6. Gewiese / Schönknecht, S. 132
  7. Schubert, S. 599
  8. Potenziale und Zukunft der deutschen Binnenschifffahrt. Erläuterungsbericht für das Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, November 2003, S. 28 (Online-Version als PDF)
  9. Aken an der Elbe (Sachsen-Anhalt) bei patifakte.de
  10. Eintrag Aken an der Elbe (Sachsen-Anhalt) bei paifakte.de
  11. Website der Roßlauer Schiffswerft mit Standort Aken
  12. Wilhelmine in Schiffsdatenbank von ddr-binnenschifffahrt.de
  13. Anna in Schiffsdatenbank von ddr-binnenschifffahrt.de
  14. Paul Elsie in Schiffsdatenbank von ddr-binnenschifffahrt.de
  15. Marie Elisabeth in Schiffsdatenbank von ddr-binnenschifffahrt.de
  16. Falke in Schiffsdatenbank von ddr-binnenschifffahrt.de
  17. Schubert, S. 166
  18. Helmut Dawal: MS „Giebichenstein“ ankert im Teich, In: Mitteldeutsche Zeitung vom 15. September 2009 (Online-Version)
  19. Schubert, S. 384
  20. Heinrichstein – FGS – TH3 bei binnenschifferforum.de
  21. Schubert, S. 470
  22. Flax – FGS – P-019 bei binnenschifferforum.de
  23. a b Schubert
  24. a b Webseite der Saaleschifffahrt
  25. Schubert, S. 332
  26. Queen Arendsee – FGS bei binnenschifferforum.de
  27. Schubert, S. 298
  28. Schubert, S. 324
  29. Webseite der Dahme-Schifffahrt Teupitz
  30. Hammerstein – MZS – 05037660 bei binnenschifferforum.de
  31. Schubert, S. 430
  32. Webseite der Reederei Riedel
  33. Schubert, S. 194
  34. Webseite der Nordstern−Reederei (Memento des Originals vom 22. Oktober 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nordstern-reederei.de
  35. Schubert, S. 360
  36. Fähre Aken bei stadtwerke-aken.de
  37. Website der Reederei Süßenbach
  38. Schubert, S. 600
  39. MS Salzhaff auf Webseite der Reederei Steußloff


Koordinaten: 51° 51′ 25,5″ N, 12° 3′ 48,8″ O