Olympische Winterspiele 2010/Rennrodeln

Rennrodeln bei den
Olympischen Winterspielen 2010
Information
AustragungsortKanada Whistler
WettkampfstätteWhistler Sliding Centre
Nationen24
Athleten107 (78 Marssymbol (männlich), 29 Venussymbol (weiblich))
Datum13.–17. Februar 2010
Entscheidungen3
Turin 2006

Bei den XXI. Olympischen Winterspielen 2010 in Vancouver fanden drei Wettbewerbe im Rennrodeln statt. Austragungsort war das Whistler Sliding Centre in Whistler, rund 125 km nördlich von Vancouver. Überschattet wurden die Wettbewerbe vom tödlichen Trainingsunfall des Georgiers Nodar Kumaritaschwili.

Bilanz

Medaillenspiegel

PlatzLandGoldSilberBronzeGesamt
1Deutschland Deutschland2125
2Osterreich Österreich112
3Lettland Lettland11
4Italien Italien11
Die US-Amerikanerin Julia Clukey im Eiskanal von Whistler

Medaillengewinner

KonkurrenzGoldSilberBronze
Einsitzer MännerDeutschland Felix LochDeutschland David MöllerItalienItalien Armin Zöggeler
Einsitzer FrauenDeutschland Tatjana HüfnerOsterreichÖsterreich Nina ReithmayerDeutschland Natalie Geisenberger
DoppelsitzerOsterreichÖsterreich Andreas Linger, Wolfgang LingerLettland Andris Šics, Juris ŠicsDeutschland Patric Leitner, Alexander Resch

Sicherheitsdiskussion und tödlicher Unfall

Das Whistler Sliding Centre, das speziell für die Olympischen Winterspiele gebaut wurde, war erstmals im Rennrodel-Weltcup 2008/09 Teil des Rennkalenders. Bei den ersten Wettkämpfen zeigte sich, dass die ursprünglich geplante Höchstgeschwindigkeit von etwa 135 km/h deutlich überschritten wurde. Der zweimalige Weltmeister aus Deutschland, Felix Loch, kam auf eine Geschwindigkeit von fast 154 km/h, was in dieser Hinsicht einen neuen Weltrekord bedeutete. Auf keiner anderen Rodelbahn war je ein Athlet schneller gefahren. Viele Sportler äußerten sich im Vorfeld der Spiele kritisch, so etwa der Deutsche David Möller, der die Geschwindigkeitsrekorde kommentierte: „In Whistler sind wir an einem Punkt angekommen, wo umgedacht werden muss. Sonst haben wir bald keine Sportler mehr, die da runterfahren.“ Auch der italienische Titelverteidiger Armin Zöggeler zeigte ähnliche Bedenken; die Sportler seien „ganz oben angelangt“, es werde enorm viel abverlangt.[1]

In den Trainings zum Einsitzerwettkampf der Männer wurde Lochs Höchstgeschwindigkeit vom Österreicher Manuel Pfister noch einmal knapp verbessert, er war um 0,02 km/h schneller. Armin Zöggeler erklärte, er habe sein Maximum bezüglich der Schnelligkeit noch nicht ausgereizt. Er sei sicher, er werde bei den Wettkämpfen mehr als 155 Kilometer pro Stunde erreichen. Weitere Sportler schätzten die Geschwindigkeit, die bei den Wettkämpfen erreicht werden würde, auf 156 oder 157 Kilometer in der Stunde.[2]

Während des Abschlusstrainings verunglückte der georgische Rodler Nodar Kumaritaschwili tödlich, als er nach der letzten Kurve gegen einen ungeschützten Stahlträger der Bahnüberdachung prallte. Kumaritaschwilis Tod verschärfte die bereits zuvor geführten Diskussionen um die Sicherheit der Rodelbahn. Der Präsident des internationalen Rennrodelverbandes FIL, Josef Fendt, kritisierte das Sliding Centre als zu schnell – insbesondere die Tatsache, dass die geplante Höchstgeschwindigkeit von 137 Kilometer pro Stunde um fast 20 Kilometer pro Stunde überschritten werde. Konsequenzen bezüglich des Zeitplans zog der tödliche Unfall nicht nach sich. Die FIL teilte wenige Stunden danach mit, dass die weiteren Trainings und der Männerwettbewerb wie geplant stattfinden könnten. Allerdings fiel der Beschluss, das Eisprofil zu ändern; es wurden eine zusätzliche Schutzwand aus Holz im Zielbereich errichtet und die Renndistanzen verkürzt. So gingen die Männer vom Damenstart aus ins Rennen, außerdem schob man zwei zusätzliche Trainingsläufe ein.[3] Die Damen und Doppelsitzer starteten vom Starthaus der Junioren.[4]

Ergebnisse

(alle Laufzeiten in Sekunden, Gesamtzeiten in Minuten)

Einsitzer Männer

PlatzLandSportler1. Lauf2. Lauf3. Lauf4. LaufGesamt
1Deutschland GERFelix Loch48,16848,40248,34448,1713:13,085
2Deutschland GERDavid Möller48,34148,51148,58248,3303:13,764
3Italien ITAArmin Zöggeler48,47348,52948,91448,4593:14,375
4Russland RUSAlbert Demtschenko48,59048,57948,76948,4673:14,405
5Deutschland GERAndi Langenhan48,62948,65848,86948,4733:14,629
6Osterreich AUTDaniel Pfister48,58348,70748,88348,5533:14,726
7Kanada CANSamuel Edney48,75448,79348,92048,3733:14,840
8Vereinigte Staaten USATony Benshoof48,65748,74749,01048,7143:15,128
9Osterreich AUTWolfgang Kindl48,70748,75549,08048,6733:15,215
10Osterreich AUTManuel Pfister48,67748,83549,06448,6933:15,269
17Italien ITADavid Mair48,97848,98949,38748,8453:16,199
21Italien ITAReinhold Rainer48,84649,06549,41649,0073:16,334
32Schweiz SUIStefan Höhener48,72853,83849,55948,7133:20,838

1. und 2. Lauf: 13. Februar 2010 (17:00 Uhr bzw. 19:10 Uhr)
3. und 4. Lauf: 14. Februar 2010 (13:00 Uhr bzw. 15:10 Uhr)

38 Teilnehmer aus 22 Ländern, alle in der Wertung.

Einsitzer Frauen

Tatjana Hüfner nach dem Gewinn der Goldmedaille
PlatzLandSportlerin1. Lauf2. Lauf3. Lauf4. LaufGesamt
1Deutschland GERTatjana Hüfner41,76041,48141,66641,6172:46,524
2Osterreich AUTNina Reithmayer41,72841,56341,88441,8392:47,014
3Deutschland GERNatalie Geisenberger41,74341,65741,80041,9012:47,101
4Russland RUSTatjana Iwanowa41,81641,60141,91441,8502:47,181
5Deutschland GERAnke Wischnewski41,78541,68541,89441,8892:47,253
6Russland RUSAlexandra Rodionowa41,82841,73141,98441,9132:47,456
7Schweiz SUIMartina Kocher42,00541,69741,97641,8972:47,575
8Polen POLEwelina Staszulonek41,97541,81641,94841,8822:47,621
9Lettland LATMaija Tīruma41,77341,93342,01241,9362:47,654
10Russland RUSNatalja Chorjowa41,93241,78542,17542,0922:47,984
12Osterreich AUTVeronika Halder42,01541,88142,07842,1432:48,117
20Italien ITASandra Gasparini42,33942,16142,88142,6212:50,002

1. und 2. Lauf: 15. Februar 2010 (17:00 Uhr bzw. 18:50 Uhr)
3. und 4. Lauf: 16. Februar 2010 (13:00 Uhr bzw. 14:50 Uhr)

29 Teilnehmerinnen aus 13 Ländern, davon 27 in der Wertung.

Doppelsitzer

PlatzLandSportler1. Lauf2. LaufGesamt
1Osterreich AUTWolfgang Linger, Andreas Linger41,33241,3731:22,705
2Lettland LATAndris Šics, Juris Šics41,42041,5491:22,969
3Deutschland GERPatric Leitner, Alexander Resch41,56641,4741:23,040
4Italien ITAChristian Oberstolz, Patrick Gruber41,52741,5851:23,112
5Deutschland GERAndré Florschütz, Torsten Wustlich41,54541,6451:23,190
6Vereinigte Staaten USADan Joye, Christian Niccum41,60241,6891:23,291
7Kanada CANChris Moffat, Mike Moffat41,67541,7231:23,398
8Osterreich AUTMarkus Schiegl, Tobias Schiegl41,72741,8011:23,528
9Italien ITAOswald Haselrieder, Gerhard Plankensteiner41,78941,8601:23,649
10Russland RUSWladimir Machnutin, Wladislaw Juschakow41,79841,9481:23,746

Datum: 17. Februar 2010, 17:00 Uhr (1. Lauf), 18:30 Uhr (2. Lauf)

20 Teams aus 11 Ländern, alle in der Wertung.

Einzelnachweise

  1. Zeit.de: Hintergrund: Tempojagd in Whistler von Beginn an in Kritik. Abgerufen am 14. Februar 2010.
  2. DiePresse.com: Olympia: Manuel Pfister schnellster Rodler der Welt. Abgerufen am 14. Februar 2010.
  3. "Die Bahn ist einfach brutal". Rheinische Post, 13. Februar 2010, abgerufen am 9. Juli 2018.
  4. Rodel-Gold für Loch, Silber für Möller. 16. Februar 2010, abgerufen am 16. Februar 2010.